Die Geburtstagsparty, die meine Freunde für mich organisiert hatten, war echt super. Ich bediente mich am Büfett, mit all´ den leckeren Köstlichkeiten und an der Bar. Als es dunkel wurde, zogen Nina und Jill mich auf die provisorische Tanzfläche. Überall hingen Lichterketten und Lampen, die uns auch jetzt noch Licht spendeten. Jack drehte die Musik noch einmal richtig auf und kam zu uns auf die Tanzfläche. Und auch die Anderen, die sich irgendwo am Strand aufhielten, gesellten sich zu uns, als sie die tolle Musik hörten. Alle feierten mit mir und hatten Spaß und auch ich lachte und tanzte einige Zeit. Es war ein perfekter achtzehnter Geburtstag und, dass Marc abgehauen war, hatte ich für einige Stunden vergessen.
„Siehst du, du kannst auch ohne Marc Spaß haben.“, sagte Jill, während sie sich fröhlich weiter im Takt der Musik bewegte. Aber als sie seinen Namen aussprach, kam die Traurigkeit zurück. Sofort verdunkelte sich mein Gesichtsausdruck und meine Beine und Arme wollten plötzlich nicht mehr weiter tanzen. Ich wollte nicht mehr fröhlich sein, nicht wenn ich wusste, dass er mich verlassen hatte und jetzt zu Hause sitzt, anstatt hier zu sein. Hier bei mir. Jill bekam von alle dem nichts mit.
„Ich gehe mir mal kurz etwas zu Trinken holen.“, rief ich ihr zu, die sich immer noch drehte und sich mit der Masse bewegte.
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Weil ich Angst hatte, dass sie mir hinterher sieht, auch wenn das unwahrscheinlich war, ging ich zur Bar und bestellte mir ein Glas Wasser. Mit dem Getränk in der Hand entfernte ich mich von der tanzenden Masse. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken, bisher war ich noch nicht dazu gekommen. Also setzte ich mich auf einen großen Stein, der nahe am Waldrand lag und stellte das Glas in das trockene Gras. Mein Gesicht war dem Trubel abgewandt, aber ich hörte die Musik und das Gelächter einiger Mädchen. Stattdessen beobachtete ich die Bewegungen vom Wasser, das vor mir lag. Der Strand war in ein dunkles Schwarz getaucht aber in dem See spiegelte sich der runde, volle Mond, der mir ein wenig Licht spendete. Ich musste an Marc denken, an die Zeit die wir zusammen verbracht hatten. Sie war kurz, aber wunderschön. Noch nie hatte mich ein Junge so behandelt, wie er, so geküsst, wie er. Wir konnten zusammen über den Strand laufen und den Wellen zusehen, die der Wind auftürmte. Alle hatten uns angestarrt, als wir zusammen vor dem Wald standen. Alle wussten vorher, wer ist war, alle kannten ihn und wussten, was man über ihn sagt. Ich nicht. Ich bin ihm ohne Vorurteile begegnet und möchte ihn. Nein, mehr als das. Meine Augen wurden feucht und eine Träne lief über meine Wange, aber ich wollte nicht weinen. Er hatte es nicht verdient, dass ich um ihn weinte, denn es war eine Tatsache, er hatte mich verlassen. Frustriert wischte ich sie mir weg und betrachtete meine Finger im Mondschein. Die Träne schimmerte in dem faszinierenden Licht. Immer wieder stellte ich mir die Frage, was ich falsch gemacht hatte. Aber es war zu spät. Nun saß ich dort, ganz alleine auf einem Stein, in der Dunkelheit. Hinter mit glänzten die Lichter der Party und noch mehr Tränen rannen lautlos über meine Wangen. Ich schloss die Augen und wünschte mir, er wär bei mir. Es war mein Geburtstag, also durfte ich mir doch wünschen, was ich möchte. Innerlich hoffte ich, dass mein Wunsch in Erfüllung ging.
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Starke Arme griffen um meine Taille und hielten mich fest umschlungen. Bevor ich registrierte, was da grade geschah, stellte ich mir für einen Moment vor, es ist Marc, der mich dort in den Armen hielt. Doch sofort erwachte ich wieder aus meinem Traum und, weil ich nicht sehen konnte, wer dort hinter mir steht, beschloss ich aufzuschreien. Na ja, ich habe es weniger beschlossen, als, dass es ein Reflex war. Doch bevor ich zur Seite treten konnte, packten die warmen Hände meine Schultern und drehten mich sanft um, sodass ich in sein Gesicht sehen konnte. Es war Marc. Es war tatsächlich Marc. Ein Schauder der Freude schoss durch meinen Körper und bevor mein Kopf mich zurückhalten konnte, schmiegte ich mich an seine warme Brust. Seine Arme legten sich wieder, um meinen Körper und mit einer Hand streichelte er mein Gesicht, während ich schluchzend an ihm hin. Es kamen immer weitere Tränen, obwohl ich immer noch nicht weinen wollte. Nicht vor ihm. Einige Minuten standen wir genauso dort, bis ich mich ein wenig beruhigt hatte. Langsam löste ich mich von ihm und sah auf den Boden, weil ich mich schämte. Mit einem Finger hob er meinen Kopf, sodass ich ihm in die Augen sehen musste.
„Ist schon gut.“, flüsterte er sacht. Mit der anderen Hand wischte er mir gleichzeitig die Tränen aus dem Gesicht. Seine haselnussbraunen Augen strahlten mich an und hatten eine beruhigende Wirkung auf mich. Erneut zog er mich an sich und ich vergrub mein Gesicht in seinen Armen. Einige Sekunden später legte er eine Hand an meine Wange und ich sah zu ihm hoch. Anstatt seinen Griff zu lösen, hielt er mich nur noch fester. Sein Blick war fest und mit dieser Sicherheit und Bestimmtheit umschloss er meine Lippen. Er küsste mich und drückte mich noch fester an sich. Der Kuss war wie ein Feuer, das in mir loderte.
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Wir haben uns beide auf dem Stein nieder gelassen und einen Arm hatte er um mich gelegt. „Warum bist du wieder hier?“, fragte ich mit zitternder Stimme. „Weil ich dich vermisst habe.“, hauchte er.
Ich zögerte und stellte dann fest: „Aber du bist gegangen und hast mich alleine gelassen.“
„Ja.“, gab er zu, „Das war eine blöde Idee. Das wurde mir aber erst klar, als ich weg war. Ich hielt es nicht mehr aus ohne dich und bin her gekommen.“
„Was glaubst du, wie ich mich gefühlt habe?!“, warf ich ihm vor.
„Es tut mir leid, ich weiß, es war falsch.“, sagte er und küsste mich auf die Wange.
Ich brauchte einen Moment, um darüber nachzudenken, dann brachte ich heraus: „Du hast gesagt, deine Freunde seinen wichtiger als ich.“ Es war zwar keine Frage, aber trotzdem wartete ich auf eine erklärende Antwort. Er sah auf den Boden und vielleicht war es Scharm, was ich in seinem Blick entdeckte.
„Ich habe ihnen von dir erzählt, ich dachte es sei besser, als, wenn sie es selber herausfinden. Sie haben mich ausgelacht, aber jetzt weiß ich, dass es wahrscheinlich nur nackter Neid war. Sie fragten mich, ob das mein Ernst sei, eine Beziehung mit dir anfangen zu wollen und ich sagte ja. Zwei Tage später war unser Termin für die Abreise. Was hätten meine Eltern wohl gedacht, wenn ich noch länger im Camp geblieben wäre, und dass, wo ich mich doch am Anfang so gewährt habe. Ich war einfach zu stolz, um bei dir zu bleiben. Also bin ich gefahren. Das hätte ich nicht tun sollen, aber sonst hätte ich keine Freunde mehr gehabt. Wir zählen zwar zu den Beliebten, aber wirkliche Freunde habe ich nicht. Jason, Phil und Lucy hätte nichts mehr mit mir zu tun haben wollen und dann hätten sie allen erzählt, sie sollen sich von mir fern halten. Aber dann habe ich festgestellt, dass du mir wichtiger bist.“ Ich lauschte seinen Worten und fühlte mich einerseits glücklich, andererseits beunruhigt. Ich sah ihn zweifelnd an und er bemerkt meinen Blick.
„Lia, ich will dich.“, flüsterte er und sah mich verunsichert an. Er hatte Angst, es sei zu spät für eine Entschuldigung. Trotz, oder wegen, der Tage, in denen ich mich, wegen ihm, so elend gefühlt hatte, konnte ich ihm verzeihen. Um ihm zu antworten küsste ich ihn sanft auf dem Mund und stand auf. Ich nahm seinen Arm und zog ihn hinter mir her. Wir gingen, Hand in Hand, den Weg entlang, bis wir in das Licht der Lampen traten. Als wir näher kamen bemerkte ich, wie uns alle anstarrten. Ich lächelte daraufhin nur und schleppte ihn auf die Tanzfläche, glücklich, ihn wieder zu haben. Jetzt war mein Geburtstag perfekt.Â
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ENDE