Fantasy & Horror
Im Himmel (3)

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"Im Himmel (3)"
Veröffentlicht am 06. Dezember 2012, 16 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Im Himmel (3)

Im Himmel (3)

Beschreibung

Muss man erst sterben um in den Himmel zu kommen?

Was für ein Paar

Tage später, im Dorfladen kaufte ich ein Pack Milch und ein Brot. Meine Mutter war arbeiten, und ich hatte frei. Ich stand gerade an der Kasse als ich Herr und Frau Trotz sah. Wie Gott gesagt hatte (klang immernoch komisch) waren sie genau gleich angezogen. Beide hatten einen blauen Anzug an und sahen sehr spiessig und runzlig aus. Sie hatten vom alter grau gefärbte Haare und ausdruckslose Blicke. Ich liess meine Sachen stehen und schlich mich an die beiden heran. Sie redeten leise, aber deutlich: "Wie wäre es wenn wir dieses Pack nehmen?" Der Mann deutete auf ein paar verpackte Kekse.
Die Frau schüttelte den Kopf und erwiderte: "Nein. Nehmen wir doch diese hier." Sie zeigte auf ein anderes Pack.
Die beiden diskutierten eine Weile, bis sie schliesslich alle beide nahmen. So ging das ebenfalls bei der Milch, dem Joghurt und dem Brot. Ich musste gähnen. Mit einem Ruck drehte sich die Frau um und sah mir zornig ins Gesicht: "Was wollen sie?"
"Ach, ich wollte nur an die Kekse heran."
"Na, dann. Los. Nimm sie dir!"
"Ja, natürlich. Wenn ich aber sagen dürfte, dass sie ein wundervolles Paar sind? Die Anzüge passen hervorragend zu einander."
Die Frau und der Mann wurden rot und sahen einander verlegen an. Der Mann erwiderte, ganz Gentleman: "Ja, er steht ihr hervorragend, nicht wahr."
Die Frau wieder: "Na, aber hallo. Ich bin doch gar nichts im Gegensatz zu dir."
"Ach, wie schön wäre es wenn meine Eltern sich auch so nahe stehen würden", begann ich. Ich fuhr fort, als  ich ihre erstaunten Gesichter sah: "Meine Eltern streiten sich dauernd und machen nie etwas mit einander. Sie sind einfach nicht für einander bestimmt. Ganz im Gegenteil zu ihnen wie ich sehe. Aber ich möchte sie nicht weiter stören. Schönen Tag noch."
"Dir auch, kleine." Sagte der Mann höflich. Die Frau lächelte ihn selig an und küsste ihn auf die Backe. Er lächelte nun ebenfalls. Ich kehrte zu Kasse zurück und bezahlte. Hoffentlich hatte ich es geschafft!
Und wirklich, schon bald darauf fand ich mich im Weiss des Himmels wieder. Die beiden waren also wirklich von meinen Worten überzeut gewesen!
Langsam gewöhnte ich mich an den riesigen Kopf. Ich sah ihm ruhig entgegen wie er sich immer mehr näherte. Gott sprach: "Gut hast du das gemacht. Machst du deine Aufgaben immer so fix?"
"Nein."
Er lachte los. Toll, sogar Gott lachte über mich. Ich erklärte: "Also bitte, sie wüssten jawohl dass ich lügen würde."
"Du kannst mich duzen kleine."
Ich murrte: "So klein bin ich gar nicht."
"Gegenüber mir schon."
"Das vielleicht."
"Du machst weiter mit Stan Shepard."
"Mit wem?"
"Das wirst du herausfinden müssen. Er ist ein Jahr älter als du und wohnt in deiner Gegend. Los."
"Bye", ich flog wieder los. Gleich darauf fand ich mich vor dem Laden wieder. Ich schlich rein und packte meine Einkäufe. Die Kassiererin beachtete mich gar nicht. Sie starrte nur auf das Pärchen welches Hand in Hand von Regal zu Regal lief.
Ich ging also heim, räumte die Einkäufe weg und suchte Tim. Er wohnte ein paar Strassen weiter in einem kleinen Haus. Seine Mutter machte auf: "Du willst sicher zu Tim?"
Ich nickte. Sie seufzte: "Er müsste gleich kommen. Du kannst rein kommen und auf ihn warten."
Ich nickte wieder: "Danke."
Ich trat ein und sah mich um. Es sah sehr grossmütterlich aus. Alles war mit Spitzendeckchen übersät und an den Wänden hingen grosse Bilder mit Katzenköpfen.

Tim Shepard

Ich wartete in Tims Zimmer auf ihn. Es war ziemlich leer, aber unaufgeräumt, weshalb ich mich einfach ans Fenster stellte. Nach einer ziemlich langen Zeit kam Tim endlich. Er war erstaunt eine Fremde hier zu sehen: "Wer bist du?"
Ich drehte mich abrupt um und lächelte: "Ich bin Enya. Du bist also Tim?"
Er nickte: "Was willst du?"
Ich hatte beschlossen nicht gleich so direkt zu sein: "Nun ja, meine Mutter verlangt von mir dass ich etwas mehr unter Menschen komme, und da dachte ich, da du in der Gegend wohnst, besuche ich dich mal."
"Ich glaube ich kenne dich."
"Aha."
"Warst du hier auf der Oberstufe?"
"Ja."
"Dann warst du die die mir einen Kuchen ins Gesicht geworfen hat?"
"Ich würde jetzt gerne nein sagen. Aber ja. Ich bin es. Jetzt erinnere ich mich wieder."
"Ziemlich fies."
"Sorry."
"Schon gut. Hast es ja hoffentlich nicht extra gemacht."
"Doch, unbedingt."
"Und wieso, wenn ich fragen darf?" Er grinste mich an.
Ich musste einfach zurückgrinsen: "Ich war grad depri."
"Dann schüttest du den nächstbesten an?"
"Angeschüttet hab ich dich nich. Der Kuchen war fest."
"Angeschmiert."
"Ja genau, mach ich."
"Der Hammer. Und, was wollen wir machen?"
"Schickes Zimmer."
"Danke."
"Ziemlich leer."
"Ich halte nicht viel von einem vollgestopften Zimmer."
"Das sehe ich."
"Wo bist du jetzt in der Lehre? Oder bist du im Gymnasium?"
"Ich bin als Polygraf in der Lehre. In einer Druckerei in der Stadt wo mein Vater wohnt."
"Deine Eltern sind getrennt?"
"Schon seit ner Weile. Ich kenn es nicht wirklich anders. Was machst du den Tag über?"
"Ach, ganz verschieden. Manchmal bin ich den ganzen Tag mit der Lehre beschäftigt. Manchmal mach ich was mit meinen Freunden."
"Die Shepard Gang?"
"Haha, sehr witzig. Nein, ein paar Typen halt. Boris, Jason, Walter und Andri."
"Andri."
"Ja, kennst du ihn?"
"Er war in meiner früheren Klasse."
"Du bist nicht gerade begeistert von ihm."
"Er nervt mich."
"Liebeskummer?"
"Nein. Er nervt nur."
"Du solltest ihn nicht beachten."
"Das ist nicht so leicht."
"Was macht er denn?"
Es war ganz leicht mit ihm zu reden. Vielleicht würde ich so auch seine Herzdame finden: "Ach, ganz verschieden."
"Und was wäre das?" Wir hatten uns gegenüber von einander auf Tims Bett gesetzt.
Ich sagte wieder: "Manchmal erzählt er herum dass wir zusammen wären, ein anderes Mal baggert er mich an. Einmal hat er erzählt ich sei eine Vorbestrafte und einmal solle ich ihn bedrängt haben."
"Reden wir vom gleichen Andri?"
"Wieso. Wie ist dein Andri."
"Das klingt schräg."
"Egal."
"Er ist ein feiner Kerl. Er kifft nicht und prügelt sich nie. Er hat einen witzigen Charakter."
"Dann ganz bestimmt nicht. Der Andri den ich kenne ist fast immer bekifft."
"Na, dann."
Seine Mutter klopfte und trat unaufgefordert herein. Sie sah von mir zu ihm, und wieder zu mir: "Wollt ihr etwas essen oder trinken?"
Wir schüttelten beide den Kopf. Tim führte mich nach draussen und wir liefen ein wenig in der Gegend umher. Bald schon waren wir tief in eine Diskussion über unsere verschiedenen Lehrstellen verwickelt.
Ich fuchtelte gerade mit meinen Armen umher und erklärte warum Polygraf nicht langweilig war, als Eric um eine Ecke bog. Ich lächelte ihn an, aber er sah nur Tim an. Nach einigen Sekunden eingehender Berachtung machte er auf dem Absatz kehrt und lief davon. Ich fluchte und liess Tim stehen. Ich rief über die Schulter: "Ich muss los!" Er nickte und drehte um. Es war leicht mit ihm. Ich rannte Eric hinterher und rief: "Warte! So warte doch!"
Er drehte sich steif um und sah mir ins Gesicht. Ich blieb keuchend vor ihm stehen und fragte: "Wieso bist du so schnell abgehauen?"
"Wieso bist du mit dem Typ unterwegs?"
"Er ist nett."
"Er ist ein Arschloch."
"Wieso das denn jetzt?"
"Nicht so wichtig."
"Äh, doch. Irgendwie schon. Wenn du so sauer bist."
"Lass einfach."
"Nein. Was ist mit Tim."
"Ich mag ihn nun mal nicht."
"Wieso?"
"Ich war schon ein paar Mal bei meinem Onkel. Und habe nun mal schon Mädchen kennengelernt." Er sah kurz zu mir, aber meine Miene verriet gar nichts.
"Weiter."
"Immer funkt er dazwischen. Er spielt das süsse Kerlchen mit dem man über alles reden kann, und sahnt alle Bräute ab." Es war ihm so herausgerutscht und ich musste grinsen. So dachten die Jungs also über uns. Er grinste mich auch an und ich sagte leise, aber bestimmt: "Ich bin in dich verliebt. Nicht in Tim."
"Das kann sich ändern."
"Tut es aber nicht."
"Nicht? Magst du keine..."
Ich unterbrach ihn: "Weicheier? Nein. Dich mag ich lieber."
Er grinste und zog mich an sich. Ich musste ebenfalls grinsen und legte eine Hand an sein Gesicht. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und führte es an sein Gesicht. Ich musste einfach lächeln während er mich küsste.

 

Zwei Tage später sass ich noch einmal auf Tims Bett. Er war noch nicht da und seine Mutter hatte mich hereingelassen. Schon gestern war ich bei ihm gewesen und hatte versucht das Thema unbemerkt auf sein Liebesleben zu lenken.
Die Türe knallte zu. Ich sah auf. Er lehnte an der Türe, mit verschränkten Armen. Ich lächelte ihn an: "Hallo."
Er nickte mir zu: "Hey."
"Du siehst deprimiert aus."
"Bin ich auch."
"Wieso?"
"In der Abteilung gibt es ein nettes Mädchen. Sie ist hübsch, und süss, schüchtern und ziemlich symphatisch. Sie bemerkt mich aber ausserhalb der Lehre gar nicht."
"Du bist verliebt?" Ich grinste, na endlich.
Er nickte: "Bin ich wohl. Das geht schon ne ganze Weile so."
"Sprich sie doch einfach an."
"Vielleicht hat sie ja einen Freund?"
"Frag sie ob ihr ins Kino gehen wollt. Dann sagt sie entweder Nein, ich kann nicht, oder ja, oder nein, wäre vielleicht keine gute Idee. Ich habe einen Freund."
"Toll."
"Mehr als das kann sie gar nicht sagen."
"Du hast ja recht, aber..."
"Was aber?"
"Ich will nicht dass sie nein sagt."
"Du wirst es nie erfahren wenn du sie nicht fragst."
"Stimmt."
"Morgen, ja?"
"Also, ich weiss nicht so recht."
"Morgen."
"Okay."
"Wir sehen uns dann. Ruf mich an wenns vorbei ist." Ich grinste und stand auf. Er machte einen Schritt zur Seite und liess mich raus. Ich lief gleich nach Hause und hoffte für Tim. Was wenn sie es nicht war? Aber nun ja, das würde sie morgen erfahren.

 

Am Abend sass ich in meinem Zimmer und kontrollierte meine Emails, als alles weiss wurde. Hatte es geklappt? Oder war Gott unzufrieden mit meinen Leistungen?
Der gigantische Kopf tauchte wieder auf, und er sah nicht sehr zornig aus. Eher so wie immer. Ich sah ihm gespannt entgegen und er lächelte mich an: "Du bist ein Naturtalent Enya."
"Echt jetzt?"
"Ja. Der nächste Auftrag lautet Hermann Henderson."
"Dann, bis bald."
"Das hoffe ich auch."
Ich flog nach Hause, wieder vor meinen PC.

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