Planeten  Es waren einmal zwei Planeten. Der eine grün und voller Wildnis. Exotische Tiere tummelten sich dort. Giraffen die nicht gelb sondern blau waren und Leoparden, die anstatt Gazellen zu jagen mit ihnen friedlich zusammen unter den schatten spendenden Bäumen lagen und dem zähen Fluss der Zeit zusahen. Vögel unterhielten sich mit Katzen über das Wetter und im Inneren dieses Planeten gab es kein glühendes Magma, sondern wohlschmeckenden Honig. Graue Farben waren passé und aus der Mode. Dafür sorgte schon die außerordentlich hübsche Prinzessin, die hier das Sagen hatte. Alter Adel, sie war die letzte einer ganzen Generation von Königsfrauen. So hübsch anzusehen, dass sich selbst die Sonne vor ihr verneigte. Und es gab da noch einen anderen Planeten, voller Wüsten, einem riesigen Meer und einem Himmel voller Sterne. Auf ihr wohnte ein Prinz, der einsam war. Nur eine Füchsin wohnte mit ihm zusammen in seinem Palast aus Gold und Marmor. Die Füchsin sprach seine Sprache und erteilte ihm Ratschläge. Sie hatte einen Ehrenplatz, oben im goldenen Türmchen, von dem aus der Prinz in der Nacht den Sternenhimmel betrachtete. Mit seinem Teleskop, stundenlang und mit Vorliebe diesen einen blauen, mächtigen Stern, der in der Dunkelheit immer ganz besonders funkelte. Dieses wundersame Eiland links neben der Milchstrasse war ihm vorher bei seinen Betrachtungen nie aufgefallen,. Wenn er sich abwandte und ins Bett gehen wollte, wurde er von der Füchsin begleitet. Sie legte sich neben ihn und streichelt mit ihrem Schwanz die Tränchen fort, die er jeden Abend ganz still und heimlich ins Kopfkissen weinte.  Auf der anderen Seite des Universums ging derweil die Prinzessin durch ihre Gärten und betrachtete zufrieden das rosafarbene Gras. Nicht grün, nein das war zu gewöhnlich. Es musste schon etwas extravagantes sein. Als sie leichtfüßig und so in Gedanken vertieft auf dem Weg im Garten wandelte, gefiel es dem Wind, ihr Haar zu streicheln. Etwas zu viel, denn er löste die silberne Spange aus der kunstvollen Frisur. Mit einem beherzten Sprung fing sie dieses gute Stück auf und fiel seitwärts auf den Rücken. Das Gras reagierte prompt und fing das Königskind auf, war ja kein blödes Gewächs. Dabei sah sie in den Himmel und erblickte diesen eigenartigen braunen Planeten, auf dem man selbst aus der Entfernung noch das riesige Meer sehen konnte. Steingrau und mächtig. Fast wie ein Ozean aus Tränen. Es berührte sie sehr, wer mochte dort nur wohnen und warum war er ihr nicht früher aufgefallen. Nun es konnte schon sein, da der allmächtige Herrscher des Universums und der Gedanken hin und wieder die Planeten und Sterne in einen Würfelbecher packte und ordentlich durchschüttelte, damit es nie langweilig wurde und die Sterne immer in einer anderen Konstellation zueinander standen. Die Bewohner merkten jedoch nichts davon, er war ja ein feinfühliger Meister.  Interessiert ging sie in ihren Palast zurück, setzte sich vor ihren Schreibtisch, um an einer Geschichte zu schreiben. Sie war bekannt für ihre Anmut und Grazie, sie pustete und ließ die Feder übers Papier schweben. Gedanken die ihr gerade in den Sinn kamen. Wortspiele, raffiniert verpackt in silberfarbenes Papier. Der Prinz hingegen machte das Grammophon an und beschallte mit dem alten Apparat das halbe Land. Grundgütiger, murmelte die Füchsin. Es ist Zeit für dich eine Liebe zu finden, ein Mädchen, jemand der dir ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann. Wissend um die wahren Worte, die das Tier da sprach beauftragte er einen Falken nach einem Weib Ausschau zu halten. Der Vogel flog los, überquerte die kargen Mondlandschaften, flog über das Meer, unterhielt sich mit den Möwen, doch nirgends war eine Frau in Sicht. Also beschloss er in die Ewigkeit aufzubrechen, Weiten, die als unüberbrückbar galten. Kilometer, Lichtjahre, er schlug so fest mit seinen Flügeln wie er konnte. Der Prinz hingegen wurde krank, das Herz. Die Füchsin versuchte alles Erdenkliche, legte sich auf seine Brust, streichelte sein Haar und versuchte ihn aufzumuntern, doch nichts half. Er würde an Einsamkeit sterben, das Herz einfach erkalten. So war es immer gewesen mit den Einsamen, sie starben an Liebesentzug. Noch nicht mal das Sternengucken macht ihm noch Freude. Der Fuchs war voller Angst und so telegraphierte er dem Vogel, er solle sich beeilen. Der Falke schlug von nun an mit doppelter Kraft, bis er erschöpft zusammensackte und in einen Strudel aus Luft Richtung Erde fiel. Er dachte, nun sei auch sein Ende gekommen, einen Sturz aus dieser Höhe konnte niemand überleben. Doch er landete sanft in rosa Gras. Wie wunderlich dachte er. Zu Kräften gekommen untersuchten seine scharfen Augen wo er wohl gelandet sein mochte. Eine eigenartige Welt, Raubtiere sonnten sich mit ihren Opfern und Vögel redeten mit ihren Jägern. So ging er voran bis er an einen weißen Palast angekommen war. Weißer Stein und Pfauen schlugen munter ihre Räder und warfen dem Vogel sogar ein Lächeln zu. Gut er war ja auch eine stattliche Erscheinung. Einer der Angestellten dieses Anwesens ging auf den Falken zu und frug ihn nach seinem Begehren. Der Vogel erzählte die Geschichte des einsamen Prinzen und seinem schwachen Herzen. Angetan von soviel Schwermut eilte der Dienstbote, der im Übrigen ein domestiziertes Erdmännchen war, zu der Prinzessin, um ihr von dem unglücklichen Menschen zu erzählen. Fasziniert von der Idee dass es dort draußen noch anderes menschliches Leben außer ihres gab. Sie fragte den gefiederten Boten nach seinem Herrn aus. Er wandelt wie ein Toter auf Erden, immer die Musik. Ach, sagte der Vogel, was soll ich sagen meine Königin, er braucht dringend ein warmes Herz, einen Kuss, eine Hand die sich die Seine des Nachts krallt. Angetan von so viel Gefühl beschloss die Prinzessin, den jungen Mann kennen zu lernen. Sie packte einen Kuss in eine Elfenbeinschatulle und übergab dem Falken das wertvolle Gut. Flieg los, schnell. Sehnsüchtig sah sie dem Tier nach, als er sich aufmachte, um schließlich vom Blau des Nachthimmels verschluckt zu werden. Waren es Tage, Stunden? Der Falke erreichte erschöpft sein Ziel und setzte sich auf das goldene Türmchen des Palastes. Sofort kam die Füchsin und fragte ängstlich, ob er am Ende aller Dinge fündig geworden war. Stolz nickte der Bote und lies die Schatulle mit dem Kuss in die Pfoten der Füchsin fallen, die ihn sofort ins Schlafzimmer zum sterbenden Prinz brachte. Mit letzter Kraft öffnete er das Behältnis und atmete den Hauch der Liebe ein. Sein Herz machte einen mächtigen Schlag, kräftig und belebend. Der Prinz wurde gesund und von nun an wurden Vögel von einem Planeten zum anderen geschickt, sozusagen eine Art Post. So kamen sich der Prinz und die Prinzessin näher und wer weiß, wenn es dem Meister aller Dinge gefiel und er das nächste Mal würfelte, würden sich beide Sterne zueinander hinbewegen und sich die beiden endlich in die Augen sehen. Solange sah man Vögel in den Himmel Richtung Ewigkeit fliegen, vorbei an Allem, was Leben bedeutete, zu den sich Liebenden. Und in ruhigen Momenten sah man das Fell eines Tieres, rot wie eine Füchsin, wie es mit dem Teleskop des Prinzen den Nachthimmel absuchte, vielleicht nach einem Planeten, auf dem ein edler Fuchs zu Hause war.
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