Einleitung
Dies ist eine einfache, kleine Geschichte für die, die auf sentimentale, traurige Texte stehen. Abgeleitet ist sie von einer Serie.. Die Szene hat mich einfach so berührt, dass ich eine Geschichte daraus machen musste. Vielleicht erkennt der eine oder andere auch, um welche Serie es sich handelt. :D (Namen sind geändert)
Man sagt, es gäbe nichts Schlimmeres, als seinen Seelenverwandten mit eigenen Augen sterben zu sehen, aber allein der Gedanke an dessen Verlust, bereitet dir unsägliche Qualen. Niklas ist der Mann meines Lebens. Eine Ewigkeit lang habe ich nach ihm gesucht und schon immer von ihm geträumt. Wenn wir früher in der Schule oder beim Flaschendrehen sagen sollten, wie unser Traummann aussieht, dann habe ich ihn beschrieben. Er ist liebenswürdig, charmant, selbstständig, erfolgreich, kinderlieb, leidenschaftlich, kreativ, attraktiv, abenteuerlustig. Alles, was sich eine Frau wünscht. So sehe ich das jedenfalls. Unser Kennenlernen verlief
wie in einem Kitschroman. Der coole, begehrte Typ verliebt sich in das hässliche Entlein. Das mit dem hässlichen Entlein ist vielleicht ein bisschen hochgegriffen. Ich bin auch erfolgreiche Ärztin, aber ihr versteht sicher, was ich meine. Nie hätte ich damit gerechnet, dass er ausgerechnet mich will, als ich neu an das Krankenhaus kam. Und natürlich, Niklas ist der gut-aussehende Oberarzt, wie sollte es auch anders sein. Anfangs war ich misstrauisch, doch mein Herz spürte seine wahre Liebe.
Wir kauften ein Haus, einen Hund und endlich haben wir uns entschieden, dass wir bereit für ein Kind sind. Wenn nicht
jetzt, wann dann? Besser könnte unsere Beziehung nicht laufen, schon immer waren wir das Vorzeigepaar. Ihr dürft euch das jetzt nicht so vorstellen, dass wir den ganzen Tag aufeinander hocken und alle Kleinigkeiten besprechen, nein, denn wir haben beide einen wichtigen Job, dem wir Aufmerksamkeit und Hingabe widmen. Ärztin ist mein Traumberuf, war es schon immer und ist es noch. Doch noch befinde ich mich in der Assistenzzeit, während Niklas ein ausgezeichneter Chirurg ist. Unser Leben ist stressig, manchmal kommen wir erst am Morgen nach Hause oder verbringen die Nacht im Krankenhaus, da ist es wichtig, dass ich mich auf ihn verlassen
kann. Er ist perfekt!
Aus genau diesem Grund bricht eine ganze Welt für mich zusammen, als ich Niklas durchbohrten Körper auf dem gefährlich glänzenden OP-Tisch liegen sehe. Durchbohrt von einer Kugel aus der Pistole eines trauernden Mannes. Jener betrat das Krankenhaus, mit der Absicht Niklas zu töten. Er gibt ihm, dem Oberarzt, die Schuld an dem Tod seiner Tochter. Nun will er sie rächen. Doch er konnte seine Tat noch nicht vollenden, da sich ihm eine mutige Schwester in den Weg stellte und Niklas ihr Leben opferte. Wie dankbar ich ihr bin! Mit aller Kraft hat er es in den
Operationssaal geschafft.
Der OP ist mein Arbeitsplatz, doch so wie jetzt habe ich ihn noch nie gefürchtet, aber auch herbeigesehnt. Herbeigesehnt, weil nur eine sofortige OP meinem Mann das Leben retten kann. Meine beste Freundin Tina versucht dort die Kugel zu entfernen und die Wunde zu nähen. Durch die Glasscheibe beobachte ich atemlos, wie ihr eine glänzende Träne die Wange herunterläuft. Sie ist noch keine vollwertige Chirurgin, aber die einzige die jetzt dazu im Stande ist. Noch nie hat sie so eine Operationen gemacht und sie fürchtet sich davor, das habe ich in ihrem Blick gesehen. Schmerzende Angst durchfuhr ihren
Körper, als wir feststellten, dass kein Oberarzt da ist. Doch nur sie allein kann ihn retten.
„Ich schaffe das.“, versicherte sie mir immer wieder, und ich hoffe sie behält Recht. Sie hat mir befohlen den OP nicht zu betreten und nicht zuzusehen. Der einzige vernünftige Weg. Wahnsinnig, in Sorge um ihn, kauerte ich mich nun auf den Boden. Entsetzliche Furcht steigt in mir auf, als ich daran denke, wie der Mann entschlossen durch die Gänge wandert. Entschlossen Niklas zu finden und jeden weiteren zu erschießen, der sich im in den Weg stellt... Inständig hoffe ich, dass er nichts von dieser Operation mitbekommt, doch ich weiß,
er wird erst verschwinden, wenn mein Mann tot ist.
Voller Sorge getrieben, stürme ich in den OP und starre in das ausdruckslose Gesicht des Attentäters. Er ist hier. Es ist vorbei. Mein Mann stirbt und ich werde es ebenfalls. Ohne ihn will und kann ich nicht mehr leben. Niemals werde ich jemanden finde, der ist wie er. Alle meine Träume, mein ganzes Leben zerplatzt in genau diesem Moment. Schluchzend falle ich auf die Knie. Ich höre einige weitere Personen wimmern und schluchzen. Er wird keine Ruhe geben, bis Niklas tot ist. Angewidert blicke ich in sein Gesicht und entdecke
Tränen in seinen Augen. Mit ausgestreckter Hand richtet er die Pistole auf Tina und befiehlt ihr mit dem Operieren aufzuhören. In seinem elendigen Tonfall entdecke ich keine Anzeichen von Mitgefühl oder Reue. Niklas hat es draußen auf dem Gang schon einmal geschafft ihn von seiner Tat abzubringen. Tina folgt seiner Forderung nicht, sondern versucht unentwegt meinem Mann das leben zu retten. Daraufhin stürmt der Attentäter zornig auf sie zu und drückt ihr die eiskalte Waffe an die Schläfe. Seine Hand zittert. In meinen Gedanken glüht ein letzter Funken Hoffnung auf, als mir folgender Einfall kommt. Ich werde
sterben, nicht er. Ich werde für ihn sterben. Alles was ich will, ist, dass die Qualen aufhören, der immer wiederkehrende Gedanke an ein Leben ohne ihn.
„Erschieß mich! Du würdest Niklas viel mehr Qualen zufügen, wenn du mich umbringst, ich bin seine Frau.“ Er wird schon irgendwann darüber hinweg kommen, auch wenn dieser Gedanke meinen Körper in Flammen setzt. Ein stechender Schmerz zieht sich von meinen Beinen, bis hin zu meinem Herzen hoch. Tina flüstert immer wieder meinen Namen, mit, von Tränen erstickter Stimme. Während ich mich auf dem Boden krümme und die Aufmerksamkeit
für einen Moment auf mich lenke, verschaffe ich ihr Zeit weiter zu operieren. Erneut drückt er die Pistole an ihren Kopf und befiehlt ihr aufzuhören. Jetzt gibt es endgültig keinen Ausweg mehr, das weiß auch Tina.
Ich mache ohne ihn keinen Sinn. Mein Leben macht ohne ihn keinen Sinn. Meine Liebe für ihn geht weit über den Tod hinaus. Meine Stimme ist erstickt von Tränen und ich bringe kein Wort heraus. Ich beobachte wie Tina, voller Trauer und Mitgefühl, das Besteck in die Schale wirft und ihn aufgibt. Wie sie mein und sein Leben wegwirft. Sprachlos beobachten wir alle, wie das EKG Nulllinien anzeigt. Der Strich hat
sich noch nicht vollständig über den ganzen Bildschirm gezogen, da schreie ich auf. Ich schreibe meinen ganzen Schmerz und meine Trauer heraus. Alle Gefühle strömen nur so aus mir heraus, als wäre dies meine letzte Tat, mein letzter Versuch, alles ungeschehen zu machen. Ich halte meine Augen geschlossen, in der Hoffnung, es ist nur ein Traum, wenn ich sie wieder öffne.
„Mia, sieh her!“, fordert Tina mich plötzlich auf und ich sehe auf den Bildschirm, der eindeutig Nulllinien anzeigt. Will sie mich nur noch mehr Schmerzen bereiten? Ich stelle fest, dass der Mann bereits verschwunden ist, er hat sein Ziel erreicht. Doch auf einmal
erscheinen wieder Kurven auf dem Monitor. Ich bin erfüllt von unendlicher Freude und mein Gesicht erhellt sich schlagartig. Meine Tränen kann ich allerdings nicht zurückhalten, als ich verstehe, was passiert war. Tina hat die Elektrode vom Körper entfernt und es sah aus, als wäre er tot.
Wenn er jetzt überlebt, wird alles wieder gut!