Schmuddelwetter, wie im November, aber es war vier Tage vor Weihnachten - und seine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Zu viel war in den letzten Monaten passiert!
Er setzte sich draußen auf einen Gartenstuhl, ein Überbleibsel vom vergangenen Sommer, schaute in den leicht verwilderten Garten und auf das Gewächshaus. Dort schlich seit Wochen immer eine fremde Katze herum, - eine von vielen. Seine Katze war vor kurzem gestorben; dreizehn Jahre können, rückblickend, eine viel zu kurze Zeit sein.
Im Gewächshaus hingen noch die vertrockneten Überreste der Tomatenpflanzen an den Spalieren. Die letzten grünen Tomaten hatte er gepflückt und mit ins Haus genommen. Da wohnte auch noch seine alte, an Demenz erkrankte Mutter bei ihnen und wurde von seiner Frau versorgt. - Er hätte es nicht gekonnt!
Dann war seine Mutter schwer gestürzt und nach einem Krankenhausaufenthalt direkt in ein Altenpflegeheim gekommen. Er hatte es so gewollt!
Es war leer geworden im Haus, denn auch sein Sohn war im Streit gegangen.
Die fremde Katze saß inzwischen bei ihm auf der Terrasse. Es war keine hübsche und auch keine gepflegte Katze, - und humpeln tat sie auch. Er scheuchte sie weg!
Danach ging er in das Haus und trank den obligatorischen Nachmittagskaffee. Seine Frau ging wortlos nach draußen, kam bald darauf wieder zurück und sie trug in ihren Armen die Katze, die er gerade noch verscheucht hatte. Auch ihm waren Tiere eigentlich fast lieber als Menschen, - und fast schämte er sich dafür.
Vor etwa drei Wochen hatte er seine Mutter zuletzt besucht, für zehn Minuten oder so; aber am 2. Weihnachtstag würde er sie zu sich holen, ... zum Kaffee, für höchstens zwei oder drei Stunden.
Am Tag vor Heilig Abend kündigte sich eine Kälteperiode an. Er fror auch, sogar innerlich. Aber gestern hatte er lange mit seiner Frau gesprochen und sie würden morgen seine Mutter aus dem Altenpflegeheim holen. Nicht nur für ein paar Stunden oder einen Tag, sondern für immer, wie lange dieses " immer " auch dauern würde.
Am Heilig Abend saß sie in ihrem Rollstuhl und bestaunte mit kindlichen Blicken den Tannenbaum und die Tomaten aus dem Garten, die ihre Schwiegertochter mitten zwischen die Nüsse, Feigen und Datteln gelegt hatte.
Auch die neue Katze fühlte sich schon heimisch. Sie durfte bleiben, wenn sie wollte.
Gegen zweiundzwanzig Uhr klingelte es an der Haustür. Der Sohn und eine fremde Frau standen davor. Beide wurden sie bestaunt wie der Weihnachtsmann.
Es wird schon wieder werden!