Ich stehe am grossen Fenster bei meiner Freundin Selina. Ihr Bruder war in dieser Nacht auf einem Weihnachtsball und schlief noch. Ich hatte bei Selina übernachtet. Sie fragte: "Und Mia, was machen wir?" Ich antwortete ihr: "Keine Ahnung. Hast du eigentlich gehört als dein Bruder nach Hause kam?" Sie sah sauer zu mir, sie konnte ziemlich schnell ausflippen: "Das ist jetzt total egal!" "Wieso egal?" "Hey, bist du eigentlich in ihn verknallt in ihn, oder was? Wieso kümmerst du dich um ihn?" "Spinnst du? Er ist so etwas wie ein Bruder für mich! Ich bin ganz bestimmt nicht in ihn verliebt. Und weil er eben wie ein Bruder für mich ist, kümmere ich mich um ihn." Sie flippte total aus und schrie: "Du bist so dumm? Wie kannst du dich nur in meinen Bruder verlieben?" Ich bekam grosse Augen und sah ihrem Arm zu, wie er sich schnell durch die Luft bewegte. Dann gab es ein lautes Klirren und einen harten Aufschlag. Ich fiel in Ohnmacht.
Erst im Spital wachte ich dann wieder auf. Ich konnte mich an nichts erinnern.
Ein Arzt erzählte mir was geschehen war: "Deine Freundin hat dich durch das Fenster gestossen. Dadurch ist ihr Bruder aufgewacht. Er hat es mir übrigens erzählt. Sie war in Tränen aufgelöst. Er hat sie angeschrien sie solle den Krankenwagen holen. Bis wir da waren, hat er dich notfallmässig versorgt. Sehr talentiert der Junge übrigens. Also eben, du hast ein gebrochenes Bein eine Gehirnerschütterung und ein paar blaue Flecken, aber sonst fehlt dir nichts."
Ich nickte und schloss die Augen wieder; ich war total erschöpft.
Schon bald kamen mich Selina und ihr Bruder besuchen. Ich dankte ihm, und Selina entschuldigte sich immer und immer wieder. Irgendwann ignorierte ich sie einfach. Das nervte sie so, dass sie irgendwann verschwand. Ihr Bruer ging auch bald. Meine Mutter hatte zu viel zu tun um mich zu besuchen. Sie rief mich aber jeden Tag an.
Schon bald wurde ich entlassen, und ich torkelte mit den Krücken durch die Stadt.
Ich ging gleich darauf wieder in die Schule, wo ich einiges an Stoff verpasst hatte. Sie hatten jede Menge Prüfungen geschrieben, welche ich noch nachholen musste.
Als ich das nächste Mal bei Selina war (sie hatte endlich aufgehört sich zu entschuldigen) ging sie zuerst mit ihrem Hund. In dieser Zeit wollte ihr Bruder mit mir reden.
Er machte die Türe seines Zimmers hinter mir zu und bedeutete mir mich hinzusetzen, da ich noch nicht total stabil mit den Krücken unterwegs war. Er sah mir eindringlich ins Gesicht, welches ich nach geringer Zeit abwandte: "Was ist?"
"Stimmt es?"
"Was?"
"Das du in mich verliebt bist."
"Nein."
"Das sagst du aber bestimmt. Bin ich so verabscheuungswürdig?"
Ich errötete und schüttelte den Kopf. Er sah mich schräg an und fragte: "In wen bist du verliebt?"
"Geht dich nichts an!"
"Weiss Selina es?"
"Nein."
"Darf ich es erfahren?"
"Wieso?"
"Ich bin interessiert. Ich möchte wissen an wen ich die Stelle verloren habe." Er grinste mich breit an, und ich musste es ihm einfach sagen: "Einen Jason."
"Dankord?"
"Woher kennst du ihn?"
"Er ist der Bruder meiner Freundin."
"Ach so."
"Ich hab seine Nummer."
"Was?"
"Soll ich ihn anrufen?"
"Nein!"
"Wieso nicht?"
"Da mach ich mich ja total zum Affen!"
"Ist doch egal. Dann ist es raus."
"Das tust du nicht!"
"Du bist echt melodramatisch. Mehr als nein sagen kann er nicht."
"Da bleib ich lieber im ungewissen."
"Ich ruf ihn an", er fing schon an nach der Nummer zu suchen. Ich versuchte ihm das Handy aus der Hand zu reissen, aber da er grösser war als ich, und stärker auch noch, rief er einfach an!
Nach dem 4. Klingeln nahm Jason ab: "Jason?"
Selinas Bruder sagte: "Hey, hier is Marco."
"Willst du Joe haben?"
"Nein, ich wollte mit dir sprechen."
"Na, dann."
"Kennst du eine Mia?"
"Ja, aus meiner Englischklasse. Wieso?"
"Sie steht direkt neben mir."
"Ist was passiert?"
"Sie ist in dich verknallt." Ich erstarrte schlagartig. Das hatte er nicht getan!
Marco legte grinsend auf: "Ich würde heimgehen, wenn ich du wäre. Er kommt dich sicher bald besuchen." Ich setzte mich wieder hin: "Du hast mein Leben zerstört!"
"Also ich finde, er klang ganz fröhlich."
"Weil ich so eine Idiotin bin!"
Als ich wieder daheim war, sank ich auf meinem Bett in mich zusammen. Jetzt wusste er es. Und er würde es bestimmt an seine Freunde verraten, und sie würden mich alle auslachen.
Aber da war nichts zu machen.
Während drei Tagen ging ich nicht zur Schule. Ich gaukelte starke Bauchschmerzen vor. Am dritten Tag klingelte jemand an der Türe. Als ich endlich unten war, wollte ich gleich wieder verschwinden. Da stand Jason.
Er sah an mir herunter und bekam grosse Augen: "Was ist denn passiert?"
Ich sog scharf die Luft ein und sagte: "Kleine Meinungsverschiedenheit. Willst du reinkommen?"
Er nickte, und trat ein. Ich hievte mich auf meinen Krücken wieder die Treppen hoch. Er folgte. Im Wohnzimmer setzte er sich auf die Bank neben mich.
Er fragte leise: "Ist es wahr was Marco gesagt hat?"
Ich seufzte, das musste ja so kommen: "Ja."
Er grinste. Ich sah ihn bitter an: "Musst gar nicht so gucken."
"Wieso denn nicht?"
"Das ist nicht witzig."
"Aber erfreulich." Ich verstand die Welt nicht mehr. Bis er sich vorbeugte und mich küsste. Wenn wir gestanden wären, wäre ich jetzt umgekippt.
Er grinste wieder, genau wie ich. Jetzt hatten wir uns doch geholfen, und eigentlich sollte ich Selina dafür danken. Sonst hätte Marco mir unmöglich diese Frage gestellt.
AphroditeMD top - wie süß |