Humor & Satire
Tratsch im Treppenhaus

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"Tratsch im Treppenhaus"
Veröffentlicht am 02. Dezember 2012, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Tratsch im Treppenhaus

Tratsch im Treppenhaus

Tratsch im Treppenhaus

 

„Ring, Ring“, die Klingel läutet 2x hintereinander. Für mich das Zeichen, dass meine Nachbarin Frau Meyerdierks vor der Tür steht, die mir sicherlich das Neueste aus dem Haus  erzählen will. 2 Tage habe ich sie nun schon nicht gesehen, und da hat sich sicherlich viel aufgespart.

Mit leicht gerötetem Gesicht steht sie vor mir. „Also, so langsam tut mich das mit Emmi reichen!. Sie hat immer wieder was zu nörgeln ! Es ist bald nicht mehr auszuhalten ! Nun hat sie schon wieder Verstopfung!

Ich bin extra für ihr zur Apotheke gefahren, um was dagegen zu holen. Aber da kann ja nichts kommen, wenn sie immer nur auf ihrem Stuhl sitzen tut und sich nicht bewegt. Das hat die vom Pflegedienst auch gesagt !“

Ich versuche einzulenken, dass Frau Brinkmann doch auch schon 94 Jahre alt sei, und nach einer Beinoperation sicher noch sehr geschwächt ist. Doch das lässt Frau Meyerdierks nicht gelten. „Ach, das ist doch nun schon 4 Wochen her, und sie soll sich gefälligst ein bisschen zusammen reißen. Ich tu mich ja auch nicht so gehen lassen.“

Da hat sie sicherlich recht, denn Frau Meyerdierks ist auch schon stolze 84 Jahre alt und fit wie ein Turnschuh. Sie macht noch alle ihre Einkäufe und Arztbesuche mit dem Fahrrad. Doch 10 Jahre sind schon ein Unterschied. Das versuche ich ihr, schon auf Widerspruch wartend, wohl zum 20. Mal klar zu machen.

„Nein Frau Homann, ich tue ja auch jeden Morgen zu ihr in den 3. Stock hoch gehen und ihr die Zeitung bringen.“

Sie hat das Privileg den „Weser Kurier“ zuerst lesen zu dürfen. Dafür muss sie die Zeitung dann zu Frau Brinkmann bringen, die Abonnentin ist und sie auch bezahlt.

„Übrigens habe ich meinen Kindern erzählt, dass sie uns beide gestern um 22.30 raus geklingelt hat, weil ihre Sicherung vom Kühlschrank raus gesprungen ist. Das kann sie doch nicht machen !! Und tun sie sich mal vorstellen, sie wären nicht da ! Was hätte sie dann gemacht. Ich hatte doch schon mein Nachthemd an. Und ich wäre zu dieser Zeit auch nicht hoch gegangen! „Aber was sollte sie denn sonst machen“, erwiderte ich, „ihre TK-Sachen wären ja alle aufgetaut !“  „Dann hätte sie eben ihren Sohn anrufen müssen. Und überhaupt, wenn ich den mal zu fassen kriege, den tue ich aber mal meine Meinung sagen. Der hat sich mehr um seine Mutter zu kümmern. Der muss mehr für ihr da sein“. Das würden meine Kinder nie machen ! Mich so meinem Schicksal zu überlassen !“

Ich denke so bei mir, dass sie ja 4 Kinder hat, die sich die Aufgabe teilen, doch ihren Redefluss zu unterbrechen, wage ich nun doch nicht.

„Und dann ist Marios Freundin, die von oben, mit einer großen Tüte herunter gekommen. Ich habe gesehen, dass da ein Kopfkissen drin war. Ob die sich wohl wieder getrennt haben? In letzter Zeit haben die sich auch immer gezankt, hat mir seine Mutter gesagt. Na, das würde mich auch nicht wundern. Der tut ja schon einmal geschieden sein. Mit dem kann es ja keine aushalten . Der hat ja sogar schon mal seine eigene Mutter geschlagen !! Aber die Freundin hat ja Gott sei Dank noch ihre alte Wohnung behalten.“

Ich bin immer wieder erstaunt, was Frau Meyerdierks so alles weiß. Aber es ging noch weiter. „Die kleine Türkin von oben ist übrigens mit ihrem Vater in die Türkei gefahren. Das hat mir ihre Schwester erzählt. Ich glaube nicht, dass die noch bei der Lufthansa arbeiten tut, denn ich habe sie ewig nicht mehr in ihrer Uniform gesehen. Die hat in letzter Zeit ja immer das Kopftuch getragen. Sie hat zwar immer gesagt, sie tut das vor der Arbeit abnehmen, aber wer weiß----.

Vielleicht bringt die sich ja noch  nen Türken mit. Die will ja unbedingt heiraten ! „Das würde ich ihr aber gönnen,!“ versuche ich einzulenken, werde aber im nächsten Moment eines Besseren belehrt. „Die hatte ja schon mal einen Türken geheiratet, das hat nur 3 Monate gedauert. Der hat nur auf ihre Kosten gelebt. Und tun sie sich mal vorstellen, die tut noch ein paar Kinder kriegen mit dem. Das Geschrei hier im Haus! Na, vielleicht erlebe ich das ja nicht mehr ! Mir reicht das schon hier überall in der Nachbarschaft!“.

Ich beeile mich, ihr zu versichern, dass sie mit ihrer Kondition mindestens 100 Jahre alt wird, was sie mit einem Strahlen quittiert.

Zum Glück klingelt in diesem Moment das Telefon bei mir und mit einer Entschuldigung kann ich mich erleichtert in meine Wohnung zurückziehen mit dem Versprechen später weiter reden zu können. Enttäuschung macht sich in ihrem Gesicht breit

 

Aber morgen ist ja auch noch ein Tag !

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Brigitte

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Brigitte Re: -
Zitat: (Original von ViktorL am 17.06.2013 - 21:29 Uhr) Brigitte Du bist ein geduldige Frau!

Also die Frau Meyerdierks tut noch eine Kultfigur werden - wenn sie es nicht schon geschafft hat!

Deine Geschichten sind immer wieder fein zu lesen!

Lieben Gruß
Viktor

Das tut sie schon geschafft haben lieber Viktor, jedenfalls hier bei mir. Danke für Dein Lesen und den Kommentar. Ich wünsche Dir noch einen wunderschönen Abend. Liebe Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
avewien Brigitte Du bist ein geduldige Frau!

Also die Frau Meyerdierks tut noch eine Kultfigur werden - wenn sie es nicht schon geschafft hat!

Deine Geschichten sind immer wieder fein zu lesen!

Lieben Gruß
Viktor
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: ach herje ... -
Zitat: (Original von Misspelled am 17.06.2013 - 02:33 Uhr) ... die lieben Nachbarn. Was hätten die wohl zu tun, wenn sie sich nicht um uns kümmern müssten. Die wüssten nix mit ihrer Zeit anzufangen. Gut geschrieben könnte meine ehemalige Nachbarin sein.

Lg misspelled

Na dann kannst Du mich ja verstehen liebe misspelled. Danke fürs Lesen und einen zauberhaften Tag für Dich Liebe Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: -
Zitat: (Original von Rehkitz am 16.06.2013 - 22:25 Uhr) Wer einen guten Nachbarn hat,
der hat auch einen guten Tag.

Wer einen redseligen Nachbarn hat,
der bekommt Ohrenschmerzen. LACH
Arme Brigitte.
Hast Du aber sehr schön zu Papier gebracht. Habe es mit einem schmunzeln sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße Theresia

Danke liebe Theresia, es freut mich, daß ich Dich zum Schmunzeln gebracht habe. Ich hoffe, Dir geht es gut und ich wünsche Dir einen sonnigen Tag Ganz liebe Grüße Brigitte
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Misspelled ach herje ... - ... die lieben Nachbarn. Was hätten die wohl zu tun, wenn sie sich nicht um uns kümmern müssten. Die wüssten nix mit ihrer Zeit anzufangen. Gut geschrieben könnte meine ehemalige Nachbarin sein.

Lg misspelled
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Wer einen guten Nachbarn hat,
der hat auch einen guten Tag.

Wer einen redseligen Nachbarn hat,
der bekommt Ohrenschmerzen. LACH
Arme Brigitte.
Hast Du aber sehr schön zu Papier gebracht. Habe es mit einem schmunzeln sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Re: - Ja lieber Fred, ich glaube es gibt viele, die eine Frau Meyerdierks in ihrer Nachbarschaft haben . Man muss sie nur zu nehmen wissen. Auf mich wenigstens lässt sie ( glaub ich zumindestens) nichts kommen und ist sehr hilfsbereit. Ich wünsche Dir einen schönen Sonntagabend. Liebe Grüße Brigitte
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Brigitte Re: - Herzchen ist schon der richtige Ausdruck liebe Helga. Du müsstest sie mal in natura erleben ! Vor der ist keiner sicher. Dir einen schönen Sonntag abend und vielen Dank für Deinen Besuch und Deine Treue. Ganz lieben Gruß Brigitte
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Brigitte Re: Hab ich... - Danke liebe Merle für das Lob. Ja ich habe auch erkannt, daß mir kurze Geschichten mehr liegen. Für die langen fehlt mir einfach die Geduld. Ich hoffe Dir geht es gut und Du hattest einen schönen Sonntag. Ich komme gerade vom Grillen. Ich danke Dir vielmals für Dein Lesen. Allerliebste Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Nee, nee und was sich da alles tut, bei so einem Tratsch, alles Unwichtige ist wichtig und dann tut man sich auch noch schwer, dem Gespräch ein Ende zu tun. lach.
Flott erzählt liebe Brigitte, leben live ... und ich glaube sehr verbreitet.

LG Fred
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