Sie ist unglücklich. Bis er auftaucht...
Amy rannte hinter Joshua einen Gang entlang. Dann kamen sie oben auf dem Turm an. Amy hörte die Äsiopier schon von weitem. Es waren wahnsinnig viele, und sie waren scheinbar aus dem nichts aufgetaucht. Da die Mauer Zinnen hatte, duckte sich Amy und nahm Bogen in die eine, Pfeil in die andere Hand. Sie legte den Pfeil an, zielte, und schoss. Der Äsiopier, auf den sie gezielt hatte, kippte nach hinten. Ein anderer rückte an seiner Stelle nach. Die Elfen hatten sich noch nicht hinausgewagt, um mit Schwertern auf die Äsiopier einzudreschen.
Amy zielte wieder und wieder, und immer mehr Äsiopier fielen, aber auch immer mehr rückten nach. Die Elfen hatten sich lange auf diesen Moment vorbereitet, aber Amy bereute es dass sie noch nicht so gut mit dem Schwert umgehen konnte. Auch die einfachsten Sprüche wie zum Beispiel um eine Wunde zu heilen, wusste sie noch nicht. Wenn sie diese Schlacht überleben würde, so schwörte sie sich, würde sie sich richtig ins Zeug legen. Ihre Überlebenschancen waren gross, denn sie würde weniger schnell getroffen werden.
Die Äsiopier hatten die Elfen von unten angegriffen. Es war wahrscheinlich ein Alblenkungsmanöver, damit die Zauberer nicht auf die oberen Äsiopier vorbereitet wären.
Amy schoss wieder und wieder, irgendwann hatte sie keine Pfeile mehr. Auch wusste sie keinen Zauberspruch um den Köcher aufzufüllen, darum lief sie geduckt richtung Waffenkammer und steckte 2 Dutzend in ihren Köcher. Dann sah sie hastig in einem der grossen Bücher nach einem geeigneten Zauberspruch. Sie durchsuchte die Seiten und fand schlussendlich einen Spruch, mitdem sich der Köcher automatisch auffüllen würde: tú é a líonadh suas a luaithe is a chuaigh sé oiliúnach
Sie lief wieder an ihren Platz und schoss weiter. Der Köcher füllte sich immer wieder auf, genau wie sie wollte.
Nach einer Weile versuchten einige Äsiopier auf Leitern die Mauer hinauf zu kommen. Amy grinste und packte ihr umgehängtes Schwert. Gut genug um einen einfältigen Äsiopier von einer Leiter zu schubsen war sie ja wohl. Sie säbelte den ersten Äsiopiern die Köpfe ab, und stiess dann die Leiter um. Als die Leiter wieder aufgestellte wurde, steckte sie diese in Flammen und machte weiter mit dem absäbeln der Köpfe, die dumm genug waren hinauf zu kommen.
Die Leiter brannte immer weiter ab, und nach einiger Zeit hatten auch die einfältigsten Äsiopier begriffen, dass da kein Hinaufkommen war.
Amy war schon immer eine Kämpfernatur gewesen. Sie hatte richtigen Spass dabei. Als es langsam dunkel wurde, löste sie ein anderer Elf ab. Sie ging in den Waffenraum. Dort sassen einige Elfen an einem Tisch. Joshua war auch dabei, er sah sehr unglücklich aus. Bognor, einer der Zauberer kam auf Amy zu und sagte leise: "Magda ist gefallen."
Magda war die langjährige Freundin von Joshua, sie waren sogar verlobt gewesen.
Amy bekam grosse Augen und sprach automatisch: "Das tut mir leid." Joshua nickte: "Schon gut. Sie hat es besser dort wo sie jetzt ist." Amy nickte und liess Joshua alleine. Es würde eine Trauerzeit kommen, er würde ziemlich niedergeschlagen sein. Das hiess noch mehr trainieren und noch härter bestraft werden für sie. Joshua tat ihr leid, vor kurzem hatte er auch schon seinen einzigen Sohn verloren. Er war ausgezogen (er war Kundschafter gewesen) und nie zurückgekommen. Andere Elfen hatten seine Leiche gefunden, mit blauem Blut überströmt, und sein Gesicht zu einer leidenden Maske verzogen.
Es gab ach einige andere Opfer, aber von den Äsiopiern waren es mehr. Das lag vor allem daran dass die Äsiopier nicht daran gedacht hatten, dass es auch Bogenschützen gab. Sie waren immer sehr voreilig, was Schlachten anbelang.
Aber da ihre Leichen sich häuften, waren sie schon ein gutes Stück näher an die Mauerzinnen angelangt. Es waren genug Äsiopier dass sie sich häufen lassen konnten, bis sie über die Mauer klettern konnten. Auch dann wären sie immer noch genug gewesen um den Elfen eine gleichgerechte Schlacht zu liefern.
Die Elfen aber waren schlau genug, brennende Pfeile abzuschiessen, um so die Leichen zu verbrennen, und die Äsiopier gleichzeitig zu verwunden. Es gab Schmerzgeschrei von den Äsiopiern, aber auch Jubelgeschrei von den Elfen, als die Äsiopier sich plötzlich zurückzogen. Sie errichteten einige 100 Kilometer weiter Lager, um die verwundeten zu pflegen.
Auch die Elfen pflegten ihre wenigen Verwundeten, dann machten sie sich daran die restlichen Leichen zu verbrennen. Es dauerte eine Weile, aber so war die Gefahr geringer, dass die Äsiopier über die Mauer klettern konnten. Einige lebende Äsiopier waren auch dabei, aber die Elfen zögerten nicht lange und stiessen ihre Schwerter in die massigen Körper. Nach einigem leisen Röcheln waren auch diese erlegt worden.
Amy trainierte fleissig weiter. Mit Timo und ihr ging es nicht so richtig weiter. Sie sahen sich fast nie, und wenn doch waren sie beide müde und ausgepumpt. Er musste mehr auf der Mauer Wache halten, und sie trainierte fast jede freie Sekunde. Das Training half nicht nur ihr, sondern auch Joshua. Da niemand anderes richtig trainieren wollte, beschäftigte er sich fast nur mit ihr, und sie kämpftel stundenlang mit einander. Sie war schon bald eine gute Schwertkämpferin, und wenn das so weiterginge, könnte sie das Jahr überspringen.
Die Elfen hatten es nicht leicht, sie hatten ständig Angst, die Äsiopier hätten eine andere Angriffstaktik gefunden.
Eines Abends stand dann plötzlich Timo vor Amys Türe. Er war schick angezogen und fragte: "Lust mit mir zur Feier zu gehen?" Sie nickte und packte seinen Arm. Sie hatte schon ein Kleid an, da sie sowieso hingehen wollte, mit oder ohne Timo. Sie lief mit ihm in den grossen Saal. Es waren schon viele Elfen versammelt.
Amy fragte: "Wieso feiern wir nochmal?"
Timo grinste und sagte: "Ich habe keinen blassen Schimmer."
Es war schon seit Jahrzehnten Brauch, an diesem Tag eine Feier stattfinden zu lassen, und viele hatten längst vergessen worum es da ging. Nur die ganz alten Elfen, welche noch nicht umgebracht worden waren, konnten sich noch erinnern. Aber auch nicht mehr alle. Denn viele alte Elfen vergassen schnell, sogar was sie vor zwei Minuten zu Mittag gegessen hatten.
Timo zog Amy zur Tanzfläche und wirbelte sie herum. Da sie nicht gelernt hatte zu tanzen, liess sie sich einfach von ihm führen. Timo sah ihr ernst ins Gesicht: "Was ist denn los?"
"Wieso?"
"Du schaust als wäre deine Mutter gestorben."
"Es sind ja auch viele Elfen gestorben."
"Aber nicht deine Mutter."
"Aber andere."
"Aber ich bin doch noch da", er beugte sich zu Amy herab.
Amy nickte und wich ein Stück zurück, sie fühlte sich bedrängt: "Ja, das stimmt."
Timo grinste und folgte ihr. Er presste sie an sich. "Was ist denn?", murmelte er.
Sie lächelte gekünstelt und suchte nach einer Ausrede: "Aber doch nicht hier. Wenn wir wieder im Zimmer sind."
Er grinste: "Und wielange wollen wir darauf warten ins Zimmer zu gehen?"
Sie wurde blass, daran hatte sie nicht gedacht: "Nach der Party. Das hier ist ein wichtiger Anlass. Sonst würde er nicht mitten im Krieg gefeiert werden."
Er runzelte die Stirn: "Was ist denn mit dir los?"
"Nichts, wie kommst du darauf?"
"Du bist so abstossend."
"Bin ich gar nicht!"
"Ähh, doch. Irgendwie schon. Hab ich irgendwas angestellt?"
"Nein."
"Hast du irgendwas angestellt?"
"Nein."
"Was ist denn dann?"
"Nichts!"
Er sah ihr fest in die Augen: "Was ist dann, verdammt! Wieso bist du so anders?"
Sie schüttelte den Kopf: "Ich weiss es nicht. Der Krieg macht mir zu schaffen."
"Hast du Angst dass du jemanden verlieren könntest?"
"Das auch. Aber nicht nur."
"Was denn dann?"
Amy drehte sich in einem Mal um und lief aus dem Saal. Timo verstand die Welt nicht mehr und lief der jungen Elfe nach. Er hatte Angst dass er sie zu sehr bedrängt hatte und wollte sie nicht verlieren. Sie lag ihm am Herzen. Er rief: "Amy! Warte! Was ist denn los?" Sie reagierte nicht und lief einfach weiter. Sie lief aus dem Gebäude raus, rein in einen der Gärten. Dort holte Timo sie schlussendlich ein und packte sie am Arm: "Ich weiss dass ich irgendetwas gemacht habe! Sag es mir doch." Amy sah ihn mit Tränen in den Augen an und flüsterte: "Ich habe aufgehört dich zu lieben. Aber ich werde nie aufhören, die Zeit zu lieben in der ich dich geliebt habe." Er bekam riesige Augen und begann wie wild den Kopf zu schütteln: "Nein, nein, nein!" Er flüsterte es immer und immer wieder. Er fragte: "Habe ich dich zu sehr bedrängt? Wir können von vorne anfangen. Wir werden es langsam angehen lassen. Wir können es von mir aus geheim halten, oder in aller Welt herumposaunen."
Amy lächelte ihn an und schüttelte den Kopf: "Es liegt nicht an dir. Ich bin einfach noch nicht bereit für so etwas ernstes." Er antwortete: "Dann machen wir es halt weniger ernst." Amy musste immer noch lächeln, ihre Wangen waren Tränenverschmiert: "Viel Glück." Sie küsste ihn auf die Stirn und liess ihn stehen.
Er schlug sich an den Kopf und fluchte: "So ein shit! Wie konnte ich nur so blöd sein. So eine Kacke! Ich habe alles kaputt gemacht!"
Amy lag auf dem Bett und starrte an die Decke. Ihre erste Beziehung. Und sie war Katastrophal geendet. Sie konnte ihm wahrscheinlich nie wieder in die Augen sehen. Sie weinte immer noch. Umgezogen hatte sie sich schon längst, zur Feier zu gehen hatte keinen Sinn mehr. Den Abend hatte sie verdorben.