Eine einfache Liebesgeschichte.
Ich, Dylan, sass gerade am Zweierpult. Alleine.
Alle anderen sassen zusammen, aber neben mir wollte niemand sitzen.
Ich sah ganz gut aus, dachte ich. Ich hatte kurze braune Haare und Haselnussbraune Augen. Meine Haut war von der vielen Sonne ebenfalls braun.
Ich war in ein Buch vertieft, da ich sonst nichts anderes zu tun hatte. Dann kam sie.
Sie war blond, hatte eisblaue Augen und volle rote Lippen. Sie hatte Mascara und Eyeliner aufgetragen und sah im grossen und ganzen recht gut aus.
Der Lehrer wies ihr den Platz zu. Neben mich. Sie kam auf mich zu und lächelte: "Hey."
Ich lächelte auch: "Hallo. Ich bin Dylan."
Sie nickte: "Ich heisse Victoria. Du kannst mich aber Tori nennen."
"Schön dich kennen zu lernen Tori."
"Gleichfalls. Was haben wir jetzt?"
"Mathe."
"Achso."
"Du bist also neu hier."
"Nein. Absolut nicht."
Ich zog die Augenbrauen hoch und grinste sie an. Sie grinste einfach zurück. Sie schien nicht zu merken dass uns alle anstarrten. Der Lehrer klatschte in die Hände und fing mit dem Unterricht an.
Tori und ich unterhielten uns während der Stunde ununterbrochen.
Am Nachmittag sass ich in meinem Zimmer und machte Hausaufgaben. Aber konzentrieren konnte ich mich nicht. Tori berschäftigte mich zu sehr. Sie schien mich zu mögen. Vielleicht nicht gerade dass sie mit ihm ausgehen könnte, aber Freunde werden würde doch möglich sein, oder? Ich wusste nicht wieso mich niemand mochte.
Ich war selber erst vor ein paar Jahren hergezogen, und in der alten Umgebung hatte ich viele Freunde gehabt. Damals war ich noch zu jung für richtige Freundinnen, aber freundschaftliche Freundinnen hatte ich damals gehabt. Dann waren wir umgezogen. Ich hatte einige Leute angesprochen, aber sie hatten nicht reagiert. Nach einiger Zeit hatte ich es dann aufgegeben.
Aber jetzt hatte sie mich einfach so angesprochen. Merkte sie denn gar nicht dass ich anders war? Oder war es eben deshalb? Was sie vielleicht auch anders?
Oder waren einfach die anderen anders?
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Während ich so vor mich hinträumte, sass Tori in ihrem Garten und sah sich ihre Hausaufgaben an. Sie runzelte die Stirn. Was waren das denn für schwachsinnige Aufgaben?
Sie zückte ihren Kulli und fing an zu rechnen:
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Paul hatte 9 Pferde. Nämlich 8 Stuten und einen Hengst. Er wollte eine Zucht eröffnen. Jedes Jahr würde er ca. 4 Fohlen zur Welt bringen. Noch 76 Jahre hatte er zu leben. Jeder zweite Woche würde ein Pferd verkauft werden. Wieviele Pferde würde seine Enkeltochter, als einzige Erbin, erben?
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Die Lösung wollte einfach nicht kommen. Tori zückte ihre Agenda, mit der Telefonliste. Sie suchte mich heraus. Ich wohnte ein paar Strasse weiter, also würde es nicht schwer sein mich zu finden. Sie packte ihr Heft und das Buch und ihre Schreibsachen. Dann machte sie sich auf den Weg zu mir.
Sie lief diese paar Strassen, und schon bald stand sie vor meiner Haustüre. Meine Mutter öffnete die Türe und machte ein erstauntes Gesicht, als sie hörte dass Tori zu mir wolle.
Sie schickte Tori in mein Zimmer. Ich lag auf meinem Bett und starrte ins Leere, als es an meiner Türe klopfte und Tori unaufgefordert eintrat.
Sie lächelte: "Könntest du mir bei Mathematik helfen?"
Ich nickte und räumte zwei Stühle frei. Sie sah sich um und grinste: "Du hast eine Deckelsammlung?"
Ich wurde rot und nickte: "Ja. Mein Vater sagte, man muss eine Sammlung haben, egal mit was, und da habe ich nach dem erstbesten gegriffen was ich zwischen die Finger bekam."
"Also Flaschendeckel?"
"Ja."
"Und wieso hängst du die an deine Wand?"
"Ich weiss es nicht. Vielleicht damit ich einen guten Ãœberblick habe. Ich weiss nicht so recht was ich sonst damit anstellen sollte."
"Vielleicht solltest du etwas nützlicheres sammeln?"
"Und was?"
Sie grinste: "Vielleicht... Küsse?"
Ich zog die Augenbrauen hoch. Wir näherten uns einander und ich zog sie an mich. Dann presste ich meinen Mund auf den ihren.
Hausaufgaben hatten wir nicht gemacht, aber ich hatte mich gefreut dass sie da gewesen war. Auch jetzt ging sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Dauernd musste ich an ihre weichen Lippen, und ihren zarten Geruch nach Parfum denken. An ihren lockeren geschmeidigen Gang und an die Art mich anzulächeln.
Ich hatte eine Freundin, wurde mir gerade bewusst. Ich hatte keine Freunde gehabt, und plötzlich taucht sie auf und wir küssen uns. Ich stand auf und schrie: "Ich habe eine Freundin!"
Meine Mutter kam hereingestürzt und fragte: "Ist irgendwas?"
Ich grinste und sagte: "Ich habe eine Freundin."
Sie nickte: "Das habe ich jetzt auch schon bemerkt." Sie ging wieder und ich liess mich auf mein Bett fallen. Ich konnte die ganze Nacht nicht einschlafen, immer wieder wiederholte ich: "Ich habe eine Freundin. Ich habe eine Freundin. Ich habe eine Freundin."
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Am nächsten Tag kam ich in die Schule und sah Tori schon an ihrem Platz sitzen. Ich setzte mich neben sie: "Hey."
Sie lächelte: "Hey. Du siehst erschöpft aus."
Er nickte: "Ich konnte nicht schlafen."
Sie grinste: "Stell dir vor, ich auch nicht."
Ich musste auch grinsen und wir lehnten uns aneinander.
Nach der Schule musste Tori sofort heim. Ich ging etwas langsamer, da ich es nicht so eilig hatte. Als ich gerade um eine Ecke bog, holte ein Junge Tori ein. Er hakte sich ein und sie küsste ihn auf die Wange. Ich runzelte die Stirn und versuchte mich etwas näher heran zu schleichen. Sie sprachen mit einander. Zuerst der Junge: "Und, wie läufts in der Schule?"
Sie antwortete: "Super. Hab nen neuen Freund kennen gelernt."
Er grinste und stiess sie in die Seite: "Muss ich auf dich aufpassen?"
"Natürlich nicht. Wollen wir nachher ein bisschen gamen?"
"Ja, wieso nicht. Aber diesmal gewinne ich!"
"Niemals. Ich gewinne immer!"
Sie bogen gerade um die Ecke, und ich raufte mir die Haare. Sie betrog mich. Sie betrog mich mit diesem Mistkerl.
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Ich starrte das Telefon an. Dann beschloss ich stattdessen zu ihr zu gehen.
Ich klopfte und bald darauf machte der Mistkerl auf. Ich sagte: "Ich würde gerne zu Tori."
Er nickte und rief über seine Schulter: "Toooriiii! Es ist jemand für dich da!"
Sie lief herab und begrüsste mich: "Hey! Was machst du denn hier? Komm doch rein."
Ich wunderte mich darüber, sie würde doch vermeiden wollen dass ich ihren Freund kennen lernen würde. Sie stellte mir ihre Familie vor: "Also, das hier ist mein Vater, das meine Mutter und der da ist mein Bruder."
Ich riss die Augen auf, er war also ihr Bruder. Wie hatte ich mich doch geirrt. Als ihr Bruder und ich kurz alleine waren sagte der: "Wenn du ihr irgendwie wehtust, dann stampfe ich dich in Grund und Boden." Ich musste grinsen. Er verpasste mir eine und ich verbrachte den Abend noch mit Tori.
Dann ging ich heim. Ich war unheimlich glücklich. Auch wenn unsere Beziehung nicht lange andauerte, trotzdem war sie sehr schön. Und gemocht hatte ich sie auch.