Fantasy & Horror
Pure Darkness - 2. Teil Jess

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"Pure Darkness - 2. Teil Jess"
Veröffentlicht am 24. November 2012, 16 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Pure Darkness - 2. Teil Jess

Pure Darkness - 2. Teil Jess

Die Neue

Jessica Stewart

 

Ich konnte es immer noch nicht so richtig fassen. Ich bin fast über den Haufen geritten worden. Von einer fremden Tussi, die keine Ahnung hatte wie man ein Pferd ritt. Ich habe schon gesehen, wie sie ihr Pferd gejagt und gehetzt hatte. Ich stieg aus dem Auto und lief zum Haus. Dort steckte ich den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Es roch nach Pizza. Das Wasser lief mir ihm Mund zusammen. Ich nahm drei Treppenstufen auf einmal und rannte hoch. Meine Mutter sass auf dem Sofa und schaute fern. In der Hand hielt sie ein Stück Pizza, auf dem sie gerade herumkaute. Ich trat ins Wohnzimmer und stellte mich vor sie hin. „Hey, könnte ich vielleicht auch ein Stück haben oder hast du die etwa nur für dich gemacht?“, fragte ich und zeigte auf die Pizza.

Sie schüttelte den Kopf. „Du kannst gerne ein bisschen davon haben, aber zuerst gehst du duschen. Du stinkst nach …“, ihr Satz brach ab. Ich verdrehte genervt die Augen und verliess das Wohnzimmer. Meine Mutter sprach das Wort

 „Pferd“ niemals aus. Aber, früher hatte sie es getan. Doch nun konnte sie nicht mehr reiten, weil sie einen schlimmen Unfall hinter sich hatte. Ein Pferd hat sie fast zu Tode getrampelt. Und seit diesem Tag hatte sie nichts mehr mit diesem wundervollen Tier zu tun. Es war überhaupt ein Wunder, dass ich reiten durfte. Doch ich wusste, dass es für sie sehr schwer war, mich in Reitklamotten zu sehen. Meine Mutter tat mir leid, doch irgendwie übertrieb sie es langsam. Ich zog meine Klamotten aus und stellte mich unter die Dusche. Ich liess das heisse Wasser in Strömen über mich nieder fliessen und vergass für einen Augenblick, was heute passiert war. Meiner Mutter würde ich ganz bestimmt nichts von dem Erlebnis mit der rasenden Fremden erzählen. Am Ende würde sie mir noch das Reiten streichen. Ich duschte eine ganze Weile, danach kümmerte ich mich noch um meine langen rotbraunen Haare. Sie reichten mir knapp über die Schultern. Nach etwa einer Stunde trat ich nach unten. Ich freute mich jetzt schon auf mein Stück Pizza, das ich Mum klauen würde. Im Wohnzimmer lief der Fernseher, doch meine Mutter war nirgends zu sehen. Stirnrunzelnd suchte ich die anderen Räume ab, doch ich fand sie nirgends. „Mum!!“, rief ich mehrmals. Doch es kam keine Antwort zurück. Meine Worte wurden von den Räumen verschlungen und von meiner Mutter war keine Spur. Erneut sah ich mich im Wohnzimmer um und machte den Fernseher aus. Da lag es. Ihr angebissenes Stück Pizza verzierte den Teppich am Boden. Was war hier los? Ich wurde immer besorgter. War sie etwa rausgegangen? Das konnte nicht sein, sie hätte mir eine Nachricht da gelassen und ausserdem war es draussen inzwischen viel zu dunkel.

Ein kalter Windzug kam mir entgegen. Meine Haut kräuselte sich und ich bekam eine Gänsehaut. Irgendwo musste ein Fenster offen stehen. Und das konnte nur in meinem Zimmer sein, denn dort hatte ich noch gar nicht nachgeschaut. Ich rannte los und fand mich darauf in meinem Zimmer wieder. Das Fenster war tatsächlich weit aufgerissen und ein kalter Wind kam hinein. Meine Finger berührten den kalten Fenstersims, als ich nach unten in den Garten blickte. Vollkommene Dunkelheit herrschte draussen, ich konnte nichts erkennen, bis auf einige finstere Schatten. Ich kniff meine Augen fester zusammen, um mehr zu erkennen. Etwas bewegte sich da unten, eine schattenhafte Gestalt schlich im Garten herum. Meine Hände fingen an zu zittern und mein Herz fing an wie wild zu pochen. Es wurde immer lauter und ich hatte das Gefühl, jeder konnte es wahrnehmen, sogar die Gestalt da unten in der Schwärze. Sie bewegte sich auf die Mitte zu und blieb dort stehen. Meine Augen gewöhnten sich immer mehr an die Dunkelheit und ich war davon überzeugt, dass der Unbekannte zu mir hochschaute. Ein unheimliches Gefühl beschlich mich, es liess meine Hände feucht werden und mein Herz noch wilder schlagen. Dieses Gefühl nannte man Angst. Ich war allein und dieser Typ da unten konnte jeden Moment hier hoch kommen. Mit einem Ruck schloss ich das Fenster und zog die Vorhänge hinter mir zu. Das Atmen viel mir schwer und ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Was sollte ich tun? Sollte ich die Polizei rufen? Das hätte vermutlich jeder vernünftige Mensch getan, doch ich musste  das alleine klären. Dieser Typ hatte hier nichts zu suchen. Ich rannte so schnell ich konnte zum Fenster zurück und riss die Vorhänge zur Seite. Blinzelnd blickte ich nach unten. Er stand immer noch in der Mitte des Gartens. Doch ich konnte genau erkennen, dass neben ihm im Gras eine weitere Person lag. Es konnte nur meine Mutter sein. Wie heute Nachmittag, begann die Wut in mir zu kochen, sie brodelte und wurde so heiss wie ein Vulkan. Die Wut gab mir Mut. Und so polterte ich eine kurze Zeit später die Treppe hinunter in den Garten.

Doch je näher ich zum Garten kam, desto langsamer lief ich. Nicht weil ich Angst hatte, sondern weil ich den finsteren Unbekannten überraschen wollte. Als ich das Blumenbeet erreichte, konnte ich keine Person mehr sehen, die zu unserem Haus hochschaute. Ich jagte los und blieb schockiert in der Mitte des Gartens stehen. Da lag meine Mutter. Jemand hatte ihr Leben weggehaucht. Den genauso sah sie aus. Sie war bleich und blass wie eine Leiche. Ich sank auf die Knie und fasste nach ihrer Hand. Sie war kalt wie der Fenstersims, den ich vorhin berührt hatte. Tränen stiegen in meine Augen und flossen in Strömen über meine Wangen. Ein Arzt musste her, wer wusste schon, was dieser Verrückter mit ihr gemacht hatte. Ich zog das Handy aus meinem Trainer und wählte den Notruf. In zitternden Worten beschrieb ich meine Lage und wo ich mich befand. Doch von dem Fremden in unserem Garten berichtete ich nichts. „Jessica, bewahren Sie Ruhe und versuchen Sie Ihre Mutter zu wärmen. Holen Sie eine Decke und warten Sie dann auf uns, wir sind in kürzerster Zeit bei Ihnen“, sagte die Frau am Telefon. Ihre Stimme beruhigte mich kein bisschen. Als ich auflegte kehrte ich ins Haus zurück und holte eine dicke Decke. Draussen legte ich sie über meine Mutter, um sie etwas zu wärmen. In Vancouver konnten in der Nacht Minus Temperaturen herrschen. Ich wartete mit tränenüberströmtem Gesicht, bis endlich der verfluchte Rettungswagen hier eintraf.

Es kam mir vor wie Stunden. Sie eilten sofort in den Garten und trugen meine Mutter auf einer Trage weg. Ein Arzt kümmerte sich um mich. „Du kommst am besten auch mit uns, dann können wir dich ebenfalls untersuchen“, sagte er. Er war ein hochgewachsener Mann mit kurzen braunen Haaren und einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Er trug einen weissen Kittel und eine rote Jacke darüber, die mit gelben Leuchtstreifen versehen war. Damit man ihn ja auch sehen konnte. „Ich kann nicht, ich muss hier bleiben“, sagte ich. Doch er schüttelte den Kopf. „Du kommst mit uns und auf dem Weg ins Krankenhaus erzählst du mir, was überhaupt passiert ist.“ Er holte eine kleine Spritze hervor und nahm mein Handgelenk. Doch ich wehrte mich und wich zurück. Langsam kam er auf mich zu. Da hörten wir Rufe vom Krankenwagen. „Kommst du endlich , wir müssen sofort los“, rief einer der Sanitäter. „Ich bin mit einem Zusatzwagen gekommen, fahrt los. Ich kümmere mich um das Mädchen, sie ist vollkommen verstört!“, rief er zurück. Doch soweit kam es erst gar nicht. Ich drehte mich auf dem Absatz um und rannte los, durch die Blumenbeete rüber zum Wald.

Dort tauchte ich im Schatten der Bäume unter. Ich blieb nicht stehen, das Letzte, was ich hören konnte, war wie der Rettungswagen endlich wegfuhr. Meine Beine trugen mich weit und ich rannte bis ich nicht mehr konnte. Die Nacht würde noch lange nicht aufhören und die Kälte holte mich immer mehr ein. An den Unbekannten dachte ich inzwischen schon lange nicht mehr, er war aus meinen Gedanken verschwunden. Ich war allein, nicht mal der Arzt war mir gefolgt. Stunden mussten vergangen sein, Stunden musste ich gerannt sein. Ich sank zu Boden und blieb liegen. Im kalten und feuchten Moos. Der Nebel kam sehr unerwartet. Er kroch zwischen den Bäumen hindurch und fühlte nach mir, mit seinen kalten spitzen Fingern. Tränen tropften aus meinen Augen und verschwanden im Nebel. Was ist mit meiner Mutter geschehen? Wer hat ihr das angetan?

Warum bin ich nicht mit ins Krankenhaus gefahren, wie der Arzt es vorgeschlagen hat?

Sie kam so unerwartet wie der Nebel. Die wunderschöne Wärme, die mich plötzlich erfüllte.

 

Ich wusste nicht, woher sie kam. Doch sie drang in mich ein und liess mich wie heisse Schokolade dahinschmelzen. Erst viel zu spät bemerkte ich das Licht hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um. Doch der Schrei blieb in meiner Kehle stecken, weil mir jemand seine Hand auf den Mund presste. Das warme Licht stammte von mehreren Fackeln, die eine Person in der Hand hielt. Es erhellte sein Gesicht nur schemenhaft. „Du musst sofort von hier verschwinden“, zischte eine männliche Stimme. Er packte mich bei der Hand und rannte los. Zusammen jagten wir durch den ganzen Wald, ich hatte keine Ahnung, wo er mich hinbrachte. Ich hatte das Gefühl, meine Beine würden mir gleich abfallen, so weh taten sie. Doch etwas war mir von

vorne herein klar. Dieser Typ, wer auch immer er war, wusste bestimmt etwas über meine Mutter. Oder war er es etwa gewesen? Hatte er meine Mutter in den Garten geschleppt? Mit einem Ruck riss ich mich vom Fremden los und starrte ihn wütend an. Er hielt an. Die Fackeln hatte er ausgelöscht, er stand mit dem Rücken zu mir. Da wurde mir bewusst, wo ich mich befand. In meinem Garten, er hatte mich zurückgebracht. Ein Stein fiel mir vom Herzen, doch jetzt schuldete er mir eine Erklärung. Wer war er? Was machte er mitten in der Nacht draussen im Wald? „Du weisst etwas über meine Mutter. Hast du sie entführt und in den Garten gelegt?“, schrie ich vor Zorn. Doch der Fremde fing bloss an zu lachen. Es war ein spitzes Lachen, dass bis ins Knochenmark durchdrang.

„Mit deiner Mutter ist alles in Ordnung, mehr brauchst du nicht zu wissen“, sagte er und machte sich davon. Ich rührte mich nicht vom Fleck und schaute ihm hinterher. Dieses Erlebnis würde mir für immer ein Rätsel bleiben, davon war ich wirklich überzeugt. Das war echt seltsam, doch es gab eben Dinge zwischen Himmel und Erde, die man nicht ganz erklären konnte.

 

Ein schrecklicher Traum und das Leuten meines Weckers weckten mich am nächsten Morgen auf. Ich hatte gar keine andere Wahl, ich musste in die Schule und erst danach würde ich beim Krankenhaus vorbeischauen. Ich ass nichts zum Frühstück, das war immer so. Ich schwang meine Haare nach hinten und schminkte mich dezent. Dann zog ich meine schwarzen Chucks an (genannt auch Convers Shoes) und machte mich auf den Weg in die Schule. Zu Fuss? Gehts noch? Mit dem Fahrrad? Natürlich nicht. Ich bin ein Mensch, der in einer modernen Zeit lebt. Ich habe wie jeder normale Mensch ein Auto zur verfügung. Zwar nicht gerade das Beste, aber es fuhr immerhin. Ich stieg ein und schlug die Tür lauthals hinter mir zu.

Ich erblickte sie schon von weitem. Sie stand an unserem üblichen Stammplatz und rauchte einen Joint. Ich wusste echt nicht, wie Leslie das

fertigbrachte. Wie konnte man schon so früh am Morgen dieses Kotzzeug rauchen? Mir drehte sich schon beim Zuschauen den Magen um.

Ich stieg aus dem Wangen und trat zu ihr. „Morgen“, sie bliess den stinkenden Rauch in meine Richtung. Ich hielt die Luft an und nickte. Sie nahm einen weiteren Zug von ihrem selbstgedrehten Joint.

„Du siehst nicht gerade gut aus. Willst du eine Zigarette?“, fragte sie und hielt mir das Päckchen unter die Nase. „Nein danke, meine Mutter liegt im Krankenhaus.“ Ihre Augen weiteten sich etwas, doch Mitgefühl zeigte sich darinn nicht.   „Deine Alte? Warum das denn?, fragte sie. Und ich erzählte ihr die Erlebnisse von gestern.

„Deine Alte ist von diesem Typen ganz bestimmt vergewaltigt worden“, sagte sie. Ich runzelte die Stirn. Doch ihr Gedanke schien mir gar nicht mehr so falsch. Wer wusste schon, was gestern genau passiert war? Niemand.

Also konnte man keinen Gedanken ausschliessen. Sie warf den Joint zu Boden und zertrat ihn. „Du bist echt ein Junkie“, sagte ich. Sie zuckte bloss mit den Schultern und folgte mir ins Gebäude. Wir holten unsere Bücher aus dem Spind und traten ins Schulzimmer. Der Lehrer war schon da und nickte uns zu. Jetzt begann wieder der übliche Mist, wie jeden Tag.

Erst als ich mich hinsetzte, wie die anderen, bemerkte ich, dass die Schulzimmertür nochmal aufging. Leslie blickte gelangweilt die neue Schülerin an, die gerade unser Schulzimmer betreten hatte. Doch meine Augen hafteten schockiert an ihr, als ich sie erkannte. Sie war es. Die verrückte Pferdehetzerin von gestern. Ich erkannte sie gleich an ihren langen, dunklen Haaren und diesen besonderen Augen, sie hatten die Farbe von einem grünen Waldsee. Der Lehrer trat zu ihr und sprach auf sie ein. Danach kehrte langsam Ruhe in die Klasse ein. Die Blicke klebten an der Neuen. „Guten Morgen. Wir haben eine neue Schülerin bekommen. Ihr Name ist Sue Dawn. Vielleicht kannst du uns einige Dinge über dich erzählen“, sagte Mr. Johnson in freundlichem Ton. Ihr Name war also Sue Dawn.

Genervt verdrehte ich die Augen, das hatte mir gerade noch gefehlt. Die blöde Tussi würde mit mir in eine Klasse gehen. Sue drehte sich zur Klasse um und fing an zu erzählen. Doch plötzlich stockte sie und hörte auf zu sprechen. Ich schaute auf und wusste auch warum. Sie hatte mich gesehen.

Ihre Augen trafen wie gestern auf meine. Ihr Blick war voller Neugierde und Fragen. Der Lehrer holte Sue aus ihren Gedanken und sie erzählte weiter.

„Das ist sie. Die, die mich gestern fast über den Haufen geritten hat“, flüsterte ich Leslie zu. „Die Tussi vom Wald?“, fragte sie in einem Ton, den man nicht mehr Flüstern nennen konnte. Der Lehrer schaute auf.

„Ihr zwei habt schon immer was zu bereden. Hört Sue lieber zu. Sue, du brauchst noch einen Platz. Ich schlage vor, du setzt dich neben Jessica Stewart.“ Er zeigte mit dem Finger auf mich.

„Vielleicht kannst du sie ja zum Schweigen bringen“, der Lehrer lachte und ich verzog den Mund. Leslie tat es mir nach. „Aber das können Sie nicht machen Mr. Johnson, ich will, dass Leslie neben mir sitzt und nicht diese …“, er unterbrach mich mit einer kleinen Geste. „Ich diskutiere nicht mehr mit Mrs. Stewart. Leslie, wechseln Sie Ihren Platz zu Casey“, befahl er. Ein Lächeln glitt auf seine Lippen und ich hätte den Lehrer in diesem Moment schlagen können. Er mag mich nicht, deswegen tat er es. Stöhnend erhob sich Leslie und wechselte zu dem Idioten Casey. Sue kam schüchtern auf mich zu und setzte sich schweigend neben mich hin. Immerhin etwas, solange sie mich in Ruhe liess, würde ich sie vielleicht aushalten können.

 

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Cheeza

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