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Es tut mir leid - mir nicht

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"Es tut mir leid - mir nicht"
Veröffentlicht am 22. November 2012, 8 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Je älter ich werde, umso weniger gibt es über mich zu sagen :-)
Es tut mir leid - mir nicht

Es tut mir leid - mir nicht

Beschreibung

~~~

“Wow, Du?

“Mit mir hast Du wohl nicht gerechnet was?”

“Ne, mit Dir habe ich wirklich nicht im geringsten gerechnet! Ich bin baff.”

“Das war mir klar, dass ich Dir die Luft nehme mit meinem Erscheinen.”

“Du warst so weit weg. Null Kontakt… und jetzt…”

“Jetzt stehe ich einfach so vor der Türe. Willst mich nicht reinlassen?”

“Sicher, verzeih, ich bin so perplex. Komm rein.”

“Sind schon Gäste da?”

“Heute kommen keine Gäste. Ich habe erst morgen Freunde eingeladen.”

“Wolltest Du heute deine Ruhe haben?”

“ Genau.”

“Und schon ist sie futsch, deine Ruhe!”

“ Du meinst, weil du da bist?”

“Ja, genau.”

“Ich muss mich erst sammeln. Ich kann es nicht fassen, dass du hier bist. Wie lange ist es her, dass wir uns das letzte mal sahen?“

"Es sind fast zehn Jahre vergangen seit dem.”

“Zehn Jahre? Nicht zu fassen.”

“Freust du dich, dass ich hier bin?”

“Ehrliche Antwort? Nein.”

“Dachte ich mir. Wie ist es für dich, mir gegenüber zu sitzen?”

“Es ist als wäre ich in die Vergangenheit katapultiert worden.”

“Aber ich bin jetzt da. Genau jetzt.”

“Warum bist du gekommen?”

“Ich bin gekommen, weil ich mich bei dir entschuldigen wollte, dir danken wollte, dir gratulieren wollte. Alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag!”

“Danke! Wofür wolltest du dich entschuldigen?”

“Vor allem dafür, dass ich dein Vertrauen maßlos enttäuscht habe. Danken wollte ich Dir dafür, dass wir so wunderbare Gespräche führten.”

“Das ist wohl wahr, du bist die größte Enttäuschung meines Lebens. Doch Enttäuschungen haben wie du sicher weißt auch ihre gute Seite. Man sieht danach klarer. Der Nebel der Täuschung hat sich verzogen.”

“Ich habe mich damals selbst getäuscht. Ich war unklar, trüb, neblig. Es tut mir wirklich leid, dass es so war.”

“Es ist Vergangenheit. Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Das Leben lebt sich.”

“Kannst du mir verzeihen?”

“Kannst du dir selbst verzeihen? Ich habe mir selbst verziehen. Ich habe mir verziehen dass ich nicht sehen wollte was wirklich war, dass ich mich dermaßen habe täuschen lassen. Verzeih dir selbst und es spielt keine Rolle mehr, ob ich dir verzeihe oder nicht. Es ist so einfach einen Menschen zu verletzen aber die Verletzung hinterlässt Narben, die niemals ganz weggehen. Wie banal ist da die Frage, ob ich dir verzeihen kann.  Wer wirklich bereut stellt diese Frage nicht. Wer wirklich bereut interessiert sich für die Narben.”

“Kannst du mit den Narben leben?”

“Ja, das kann ich. So gut ich eben kann.”

“Ich kann nur nochmals sagen, dass es mir aus tiefstem Herzen leid tut, dass du mit diesen Narben leben musst.”

“Du belastet mich mit deinen Worten. Ich brauche sie nicht. Komme selbst mit deinem Leid klar. Ich muss dir nicht leid tun. Ich spüre kein Leid. Deine Anwesenheit ist für mich unverständlich.”

“Ich hatte gehofft, dass der Besuch bei dir  uns beiden hilft.”

“Ich brauche keine Hilfe.”

“Ich brauche Hilfe, deshalb bin ich gekommen.”

“Du brauchst keine Hilfe. Du brauchst ein neues Opfer. Ein Opfer, dass dich in den Mittelpunkt seines Lebens stellt, das du benutzen kannst für deine Spiele. Ich spiele mein eigenes Spiel und ich bin auch nicht der Retter der Welt. Ich will dir nicht helfen. Du kannst dir nur selbst helfen.”

“Deine Worte sind klar, hart und wahr. Ich kann mir nur selbst helfen. Ich danke dir für deine Klarheit, auch wenn sie hart ist wie Stein.”

“Nimm sie, und mach damit was du willst.Bei mir ist kein Platz mehr für dich. Du hast ihn dir selbst genommen. Vielleicht ist dir das in den zehn Jahren bewusst geworden. Ich kann ihn dir nicht geben, weil ich ihn nicht habe.”

“Ich akzeptiere deine Worte.”

“Es bleibt dir auch nichts anderes übrig.”

“Das ist wohl wahr.”

“Nun gehe bitte.”

“ Es tut mir leid.”

“Schon gut, es ist dein Leid und ich lasse es bei dir. Mir geht es ohne dich besser. Ich habe klare Sicht, klare Luft, ich kann auf deine Nebelschwaden verzichten. Mache das beste aus deinem Leben.”

“Es tut mir leid.”

“Mir nicht.”

“ Dann gehe ich jetzt.”

“ Ade!”



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Mitmensch
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baesta Du hast wieder einmal - wahre Worte gefunden in einem Dialog, der auch wieder einmal Deine psychologische Seite beleuchtet. Gefällt mir sehr gut, diese Art der Selbstfindung.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Mitmensch Sich selbst verzeihen - Danke liebe Gunda,
ja, das sich selbst verzeihen ist manchmal super schwer. Zu gern möchte man dann, das der Andere verzeiht, da es einem selbst unmöglich erscheint.
Es gibt kein Anrecht auf Vergebung und Verzeihen und damit zu leben, dass manches unverzeihlich ist, kann eine schwere Lebenslast sein.
Liebe Grüße
Johanna
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Ein Opfer ... - ... das dich in den Mittelpunkt seines Lebens stellt ... Ja, manchmal sind Entschuldigungen einfach nur ein Ausdruck übergroßer Einsamkeit, die man hofft, auf diese Weise wieder beenden zu können.
Sehr gut hat mir die Passage mit dem Sich-selbst-verzeihen-Können gefallen, Johanna. Sollte man sich zu Herzen nehmen ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Mitmensch DANKE - Liebe Fleur,

ja, das hatte ich wohl übersehen. Auch das ist nun geändert.
Ich danke Dir für´s lesen und wünsche Dir einen wundervollen Tag!

Johanna
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Re: Re: Ganz wunderbar! -
Zitat: (Original von Mitmensch am 22.11.2012 - 00:49 Uhr) Danke für Deinen Kommentar,
ich habe es nochmals überarbeitet. Danke für die Anregung.
Lieben Gruß
Johanna


Ja, so ist es eindeutig. Lediglich die Sätze:
?Danke!? und
?Wofür wolltest du dich entschuldigen?? sollten doch noch zusammengehören - oder?

Es ist ein hervorragender Text, der mir sehr gefällt!

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Mitmensch Re: Ganz wunderbar! - Danke für Deinen Kommentar,
ich habe es nochmals überarbeitet. Danke für die Anregung.
Lieben Gruß
Johanna
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Ganz wunderbar! - Doch mir scheint, beim Schreiben hast du die beiden Parts formal nicht immer genügend voneinander abgegrenzt. Manchmal spricht eine Person zweimal nacheinander ... oder?

LG fleur

Und lesbar ist es leider nur in der 3D-Version
Vor langer Zeit - Antworten
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