Klappentext: Jelena ist ein normales 16-jähriges Mädchen, dass sich mit normalen Alltagsproblemen herumschlagen muss. Als sie 5 Jahre alt war, starb ihr Vater. Ihre Mutter heiratete einen neuen Mann, der einen Sohn in Jelenas Alter hatte. Er war nur ein Jahr älter als sie. Zusammen zogen sie von Kroatien - Jelenas Heimatland - nach Miami Beach, Amerika. Sie lernte die amerikanische Welt besser kennen, doch bald ist es ihr nicht mehr möglich ihr bisheriges Leben weiterzuführen. Es scheint, als würde über ihr eine ganze Welt zusammenbrechen.
Â
  „Alex! Bringst du bitte noch den Müll raus?“, rief meine Mutter meinem Stiefbruder Alex zu.
  „Ja Mama!“, rief Alex von oben.
  „Jelena, du passt schön auf Amy und Alex auf, okay?!“
  „Mama, wir sind keine zwei Jahre mehr, aber ja, ich passe schon auf.“
  „Mami, Mami.“, meine sechsjährige Schwester Amy kam die Treppe herunter gerannt und drückte meiner Mom ein Bild in die Hand.
  „Das ist für dich, damit du mich nicht vergisst.“
  „Ich werde dich schon nicht vergessen. Du bist doch meine kleine Amy.“
  „Ich hab dich ganz doll lieb Mami.“
  „Ich dich auch, Schatz.“
Mama drückte Amy und mir, Jelena, einen dicken Kuss auf die Stirn. Alex winkte sie zum Abschied.
  Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss und wir gingen alle in unsere Zimmer. Alle außer Amy.
Amy tat mir schon ganz schön leid, sie hatte nämlich kein Zimmer. Mit sechs Jahren musste sie immer noch bei Mama und Papa schlafen.
  Ich nahm sie mit in mein Zimmer und wir spielten Puppen.
  Plötzlich klingelte es an der Tür. Amy rannte nach unten und rief: „Papa ist wieder da!“
  Ich rannte runter ins Wohnzimmer, in die Küche und anschließend in den Wellnessbereich. Dann rannte ich schnell zur Tür, öffnete sie und drückte Papa seine Schlüssel in die Hand.
  „Jetzt beeil dich aber.“, sagte ich zu ihm, als ich den Taxifahrer schon aufgebracht im Auto schimpfen sah.
  „Ja Mama!“, sagte er ironisch.
  „Papa! Los jetzt.“
Der Taxifahrer hupte laut, doch Papa schien das nicht zu interessieren. Er fragte: „Ist Mama schon weg?“
  „Ja Papa! Los! Beeil dich!“
  „Na dann. Tschüss Amy.“
  „Tschüss Papa.“, antwortete Amy.
  „Tschüss ihr großen.“
  „Tschüss Papa.“, sagte ich genervt.
  Jetzt ließ er noch mal seine Schlüssel fallen und aus den Augenwinkeln, sah ich, wie das Taxi langsam weg fuhr.
  „PAPA!!!“, schrie ich und zeigte auf das Taxi, das gerade um die Ecke bog.
  „Oh, nein. So komme ich nie rechtzeitig auf Montage. Und meine Tasche ist auch noch im Taxi.“, jammerte mein Stiefdad.
  „Mann Papa. Reiß dich zusammen und renn los! Den kriegste noch, hier ist 30-Zone.“
  Papa hob seine Schlüssel auf und rannte, ohne sich noch mal umzudrehen, los.
  Der Tag ging langsam zu Ende.
 Ich schrieb noch schnell in mein Tagebuch:                     Â
Â
Liebes Tagebuch!
Mama ist heute Morgen, für 3 ½ Wochen nach Avon Park gefahren.
Sie ist bestimmt noch nicht da, na ja, von Miami Beach bis nach Avon Park ist es schon ganz schön weit.
Papa ist, ebenfalls für 3 ½ Wochen, auf Montage in Polen.
Ich habe Amy versprochen, dass sie bei mir im Zimmer schlafen darf, solange Mama und Papa nicht da sind. Ich hoffe, Alex hilft mir ein bisschen mit Amy und dem Haushalt. Wenn nicht…!
Mann, ich bin erst 16.
Jetzt muss ich Amy erst mal ins Bett bringen, es ist schon spät.
Morgen früh bringe ich sie in den Kindergarten.
 Stimmung: traurig ; hoffnungsvoll
Jelena Cataneo, Montag, den 11.04.10, 19:22 Uhr
Â
  „Amy jetzt komm schon“, sagte ich in strengem Ton. Ich war müde und schlief neben Amy ein. Als Alex herein kam und die Tür laut aufstieß, fiel ich fast aus dem Bett.
  „Mann Alex!“, fuhr ich ihn an. „Amy soll schlafen. Geht das nicht ein bisschen leiser?!“
  „Kannst du mir was zu essen machen? Ich hab Hunger!“
  „Warte, wer ist älter? Du oder ich? Wer wohnt hier schon länger? Du oder ich? Wer …“ Er unterbrach mich.
  „Ja ja. Schon kapiert. Ich soll meinen ’faulen’“, er setzte mit den Fingern das Wort in Anführungsstriche, „Arsch nach unten bewegen und mir selber etwas machen, stimmt’s, oder hab ich Recht?“
  „Genau! Beweg deinen faulen Arsch, der wirklich faul ist, nach unten und mach dir selber was. Und jetzt mach leise, Amy soll schlafen und ich hab keinen Bock das sie wieder wach wird. Es war schon ein Kampf sie überhaupt dazu zu bringen, dass sie sich hinlegt.“
  Ich werde den Moment niemals vergessen, als sie sich genau in dem Augenblick umdrehte, mich angrinste und sagte: „Zu spät! Hab alles gehört.“
  Wir mussten alle drei lachen und während ich Amy dazu brachte sich wieder hinzulegen und anschließend Alex zur Tür hinaus stieß, sagte er auf dem Weg nach unten in die Küche:
  „Aber mein ’fauler’ Arsch ist doch ganz schön knackig, findest du nicht auch?“
  „Ja klar. Und wie!“, sagte ich und haute ihn zum Spaß auf seinen ’Knack-Arsch’.
  „Na ja, Rosemary findet ihn ganz gut.“
Abrupt blieb ich stehen und starrte ihn an. Rosemary. Davon hatte ich bereits gehört. Der Name bedeutet Abschied, dass man jemanden bereits verlassen hat.
  „Jelena? Alles in Ordnung? Du bist ganz weiß im Gesicht.“
Als seine Stimme zu mir durchdrang, rüttelte ich ihn am Arm.
  „Du darfst dich nicht mehr mit ihr treffen, verstanden?“
Ich rüttelte so doll an seinem Arm, dass er eigentlich einen oder mehrere blaue Flecken bekommen müsste.
  „Aua! Jelena, du tust mir weh! Was ist los mit dir? Sie ist meine Freundin, wir sind zusammen und wir lieben uns und du kannst mir nicht vorschreiben, mit wem ich mich treffe oder mit wem nicht, Punkt.“
  In diesem Moment klingelte es an der Tür und Alex schaute mich nur finster an.
  „Das ist sie. Sie wird heute hier übernachten und du wirst nett zu ihr sein. Verstanden?“
Weil ich nicht reagierte fragte er mich noch einmal und diesmal war er es, der an meinem Arm rüttelte.
  „Jelena! Hast du das verstanden?“
Ich schluckte hart und sagte flehend, mit rauer Stimme: „Bitte!“ Trotzdem nickte ich kurz und ging zur Tür als es das zweite Mal klingelte. Ich wusste nicht, was in diesem Moment mit mir durchgegangen ist. Ich hatte so ein seltsames Baugefühl und wusste nicht warum. Irgendetwas sagte mir, dass da etwas faul war. Doch das sollte ich wohl erst später erfahren.
  Ihre langen blonden Haare wehten im Wind als sie ein Luftzug umwehte. Ihre glasklaren hellblauen Augen sahen mich an. Um ihre Lippen spielte ein süßes Lächeln. Sie sah sehr nett aus und plötzlich begriff ich was meinen Bruder so einlud an ihr. Sie war ganz anders als ich.
  Meine schulterlangen goldbraunen Korkenzieherlocken sahen nicht annähernd so gut aus wie die Haare dieses atemberaubend hübschen Mädchens. Meine grünen Augen, auf die ich sehr stolz war, wirkten im Gegensatz zu ihren strahlend blauen Augen gefährlich und finster.
  Ihre Haare reichten ihr bis zu den Ellenbogen.
  Doch so hübsch sie auch war, es war, als ob ich durch ihre wundervollen blauen Augen direkt in ihre Seele gucken konnte.
  Ihr Lächeln verschwand und bald guckte sie mich nur noch verwirrt an.
Anscheinend war ich so mit meinen Gedanken beschäftigt, dass ich gar nicht mitbekam, dass sie mich schon mehrfach begrüßt hat, also huschte sie an mir vorbei direkt auf Alex zu.
So stand ich eine Weile da. Den Blick noch immer nach draußen gerichtet, ohne ein Wort zu sagen, doch schon bald drehte ich mich um, denn ich spürte ihren Blick auf mir. Ihre blauen, unschuldigen Augen, die mich nicht täuschen konnten, schienen mich zu durchbohren.
  „Jelena, das ist meine Freundin Rosemary. Rosemary, meine Schwester.“
  „Hi, schön dich kennen zu lernen.“, sagte sie mit einer wunderschönen Stimme, die mir den Atem stocken ließ.
  „Bitte!“, flüsterte ich meinem Bruder wieder zu, ich hatte den Blick auf ihn gerichtet, doch Rosemary antwortete.
  „Nein. Ich bin wirklich erfreut dich kennen lernen zu dürfen.“
  „Danke!“, sagte ich mit rauer Stimme.
  „Oh, möchtest du einen Schluck Wasser?“, fragte sie und zog eine Wasserflasche von Whole Foods Market aus ihrer Tasche.
  „Bitte!“, sagte ich patzig und ging an ihnen vorbei, auf direktem Wege in mein Zimmer.
Â
  Rosemary, irgendwo hier habe ich es doch gelesen.
Ich blätterte in der Bravo der letzten Woche.
 Rosemary, für die Blumenart, bedeutet Abschied, dass man jemanden bereits aufgegeben hat.
  Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein Artikel über die ’Nightshadow-Schule’. Ein Internat für Nightshadows.
  Nachtschatten dachte ich ungläubig und las mir noch einmal den Artikel zu Rosmarin durch.
Rosmarin. Meine Mutter hatte mir immer davon erzählt.
Ich kannte auch die Bedeutung, die hier, in der Bravo, noch einmal erklärt war.
  Wieso hatte ich so ein komisches Bauchgefühl bei der Sache, als ich ihren Namen hörte. Ich wusste es nicht.
Doch was es auch war, ich verspürte den Drang, meinen Bruder vor Rosmarin, vor ihr zu schützen.
  Mit der Zeitschrift in der Hand und den Blick nach draußen geheftet, saß ich da, ohne mich zu bewegen und grübelte über Rosmarin, über Rosemary, als plötzlich die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen wurde und mein Bruder Alex und sie im Türrahmen auftauchten.
  „Jelena. Alex hat gerade vorgeschlagen, Pizza zu bestellen. Möchtest du auch etwas?“, fragte sie mich in ihrem üblichen Singsang.
  „Ja. Wär’ ganz nett wenn ihr für mich mitbestellen könntet.“
  „Ja gerne. Was möchtest du denn? Pizza Margarita, Hawaii oder…“
  „Eine Salami Pizza reicht mir. Danke!“
  „Kein Ding. Alex? Bringst du mir bitte das Telefon, damit ich bei Joy’s anrufen kann?“
  „Ja klar. Moment. Das Telefon liegt unten.“
  Ich ertrug den Gedanken nicht mit Rosemary allein in einem Raum zu sein und griff nach dem altmodischen Telefon mit Wählscheibe, dass mir meine Mutter geschenkt hatte, als ich sechs Jahre alt war. Damals war es noch nicht angeschlossen gewesen, aber als ich dreizehn wurde, hatte sie es in meinem Zimmer installiert.
  „Hier. Nehmt meins. Dann muss Alex nicht runter laufen.“
  „Sehr aufmerksam von dir, Jelena.“, sagte Alex, der mir einen Blick zuwarf, der deutlich sagte: Danke, dass du es versuchst. Aber versuch bitte noch freundlicher zu sein.
  Ich warf ihm einen Blick zu der sagte: Ich habe dich gewarnt. Ich wollte das von Anfang an nicht, also wieso soll ich mich dann noch mehr anstrengen?!
Er wendete seinen Blick ab und wählte die Nummer.
  „Hallo? Pizzaservice Joy’s. Was kann ich für Sie tun?“, ertönte es auf der anderen Seite der Leitung.
  „Hallo. Wir nehmen einmal die Pizza Salami, die Pizza Hawaii und einmal die Pizza Schinken-Salami.“
 „Okay, und wo soll ich das hinbringen?“, fragte wieder die Tenor-Männerstimme.
  „In die 3501 Flamingo Drive, bitte.“, antwortete Rosemary und bedankte sich noch einmal höflich.
Â
  Während wir unsere Pizzen aßen, sprachen wir kein Wort miteinander. Nur, Alex und Rosemary warfen sich ein paar verliebte Blicke zu und küssten sich 5 Mal innig.
  Mir verging der Appetit und widerwillig schob ich meine Pizza von mir weg.
  Ich muss diese Rosemary loswerden. Sie darf nicht hier bleiben. Je länger sie bleibt, desto gefährlicher wird es für Amy. Ich muss Alex irgendwie davon überzeugen, dass sie nicht …
  „Jelena?“ Ihre Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Inzwischen waren Alex und Rosemary fertig und dabei, den Tisch abzuräumen.
  „Du könntest uns auch helfen. Oder denkst du gerade an einen Jungen? Bist du etwa genauso verliebt wie wir und hältst den Gedanken nicht aus, uns zwei so zu sehen, wenn dein Lover nicht hier ist? Wie heißt er denn? Wie sieht…“
  Ich hob die Hand und brachte sie so zum Schweigen.
  „Ich habe keinen Lover“, log ich, „und ich habe nur über … äh … meine Mathehausaufgaben nachgedacht. Die muss ich nämlich noch beenden. Ich habe wesentlich bessere Sachen zu tun, als den ganzen Tag einem Jungen verliebte Blicke zuzuwerfen und ihn so heftig zu küssen, dass er gar nicht mehr klar denken kann und außerdem…“, ich stockte. Nicht mehr klar denken kann. Sie vernebelt ihm die Sicht. Jelena du bist ein Genie.
  Ich nahm meine Pizza und ging ohne ein weiteres Wort auf mein Zimmer. Vorher schaute ich noch kurz nach Amy, die ich heute mal ins Schlafzimmer gelegt hatte, weil ich ein bisschen allein für mich sein musste.
  Ich schaute auf die große Wanduhr, die über meiner Tür hing. Der Kitschpinke Zeiger stand auf der elf.
  Als ich zehn Jahre alt war, wollte ich die Batterien der Uhr austauschen. Beim Abnehmen fiel sie mir aus der Hand. Das Glas zersplitterte auf dem Boden, der Zeiger brach ab.
  Seitdem war an meiner Uhr nur noch der Stundenzeiger dran.
Es sollte jetzt also kurz nach elf Uhr sein. Nur zur Sicherheit, schaute ich noch einmal auf meinem Handy nach.
22:37 Uhr.
  Ich schnappte mir mein Nachthemd mit einem großen Haus, das aussah wie eine Schule oder ein Internat oder so was in der Art, und dem riesigen Schatten den das Haus warf.
Â
  Die Dusche war kalt. Ich drehte an dem Armaturenbrett herum, doch nichts passierte. Nach einer Weile lief mir dann doch heißes Wasser den Rücken herunter und ich konnte meine Muskeln endlich dazu bringen, sich zu entspannen.
  Ich wusch mir meine Haare mit meinem Lieblingsshampoo. Vanilleduft.
  Plötzlich spannten sich meine Muskeln wieder an, ohne dass ich es ihnen erlaubt hätte. Ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden und fühlte mich im Badezimmer, der Ort, an dem ich am meisten entspannen konnte, nicht mehr wohl.
  Ich zog mir neue Unterwäsche und mein Nachthemd an, putzte mir die Zähne und ging ohne Umwege in mein Zimmer, geradewegs auf mein Bett zu. Ich schlüpfte hinein und deckte mich bis oben hin zu. Meine Lider wurden schwer und ich fiel in einen tiefen Schlaf.
Â
  In dieser Nacht hatte ich keine guten Träume.
  Ich träumte von einer Wiese, die zuerst ganz friedlich wirkte. Als ich jedoch erkannte, welche Pflanzen darauf wuchsen, stockte mir der Atem. Rosmarin.
  Ich schreckte auf und fand mich schweißgebadet neben meinem Bett, auf dem Boden liegend, wieder.
Nach einem Blick auf die Uhr, 4:09 Uhr, legte ich mich wieder ins Bett und versuchte weiterzuschlafen, doch meine Lider wurden kein zweites Mal schwer und so lag ich eine halbe Stunde, mit dem Gedanken an Rosmarin, wach in meinem Bett und starrte an die Decke.
  Ich stand auf und kramte meinen Laptop unter meinem Bett in der Kiste hervor.
  Ich ging auf Google und suchte „Rosmarin“.
  Im Internet fand ich einen Text über Rosmarin und las ihn mir laut vor, wobei ich genau darauf achtete so leise zu lesen, dass Rosemary und Alex es nicht mitbekamen.
  „Der Name Rosmarin kommt vom lateinischen ros marinus und bedeutet „Tau (ros) des Meeres (marinus)“, also „Meer Tau“. Als Begründung wird dazu oft angeführt, dass Rosmarinsträucher an den Küsten des Mittelmeeres wachsen und sich nachts der Tau in ihren Blüten sammle. Eine weitere Deutung der Herkunft des Namens geht auf den griechischen Begriff rhops myrinos (balsamischer Strauch) zurück. Dazu gehört auch ein möglicher Namenkundlicher Zusammenhang der griechischen Wörter libanotis (Rosmarin) und libanos (Weihrauch).“
  Ich dichtete mir etwas zusammen, wie zum Beispiel, der Tau der sie umgibt, wirkt einladend auf Jungs, oder, der Tau verschleiert ihr wahres Ich.
  Doch ich konnte nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, ob es stimmte.
  Ich konnte auch das Meer nicht einordnen, doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
  Ich klappte meinen Laptop zu und schob ihn vorsichtig zurück unters Bett.
Â
  Als meine Augenlider endlich wieder schwer wurden und zufielen, befand ich mich wieder auf der Wiese mit dem Rosmarin. Diesmal schreckte ich nicht auf, denn ich wollte der Sache auf den Grund gehen. Ich ging durch hohe Rosmarinsträucher über die Wiese. An einem Waldrand blieb ich stehen und zögerte kurz, doch dann ging ich mit schnellen Schritten durch den dichten Wald. Die Bäume waren finster und warfen unheimliche Schatten. Ich starrte nach oben, aber durch das dichte Blätterdach konnte ich nur den vollen Mond sehen, der in dieser Nacht besonders hoch am Himmel stand.
  Durch die Bäume hindurch, sah ich in der Ferne Licht und wurde immer schneller. Plötzlich huschte ein Schatten an mir vorbei und dann noch einer und noch einer. Ich erkannte jedoch keine Gestalt nur, dass der Schatten von einem Mensch stammen musste.
  Als ich den Waldrand erreichte, erstreckte sich vor mir eine weitere große Wiese, diesmal mit allen möglichen Blumenarten. Ich erkannte weiße Rosen, rote Rosen, Tulpen, Akazien, Alpenrosen, Beissbeeren, Belladonna, Brennnessel, Efeu, Erika, Mädchenauge und zwischen all den Blumen auch Rosmarin.
  Direkt in der Mitte der Wiese, erkannte ich ein großes Gebäude, dass aussah wie das dass ich auf meinem Nachthemd hatte. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich auch den Schatten und wusste, das ist das Haus auf meinem Nachthemd.
  In dem großem Tor standen ein Mädchen mit langen kastanienbraunen Haaren, ein Mädchen mit schwarzen kurzen Locken und ein Mädchen mit roter Zottelmähne. Etwas abseits von ihnen stand ein Junge mit leidendem Gesichts-ausdruck. Ich erkannte, dass alle ein Tattoo am linken Auge hatten. Es war ein Tattoo aus ver-schnörkelten Linien, ein Muster. Es war wunderschön. Das Tattoo umrahmte das Auge, als wollte es das Auge beschützen. Auf den zweiten Blick sah ich, dass zwar alle dasselbe Muster hatten, doch jedes Tattoo hatte eine andere Farbe. Das des Mädchens mit den kastanienbraunen Haaren, hatte einen Purpur-Farbton, das des Mädchens mit den schwarzen Haaren einen Violett-Farbton. Das Tattoo des Mädchens mit den Locken konnte ich nicht erkennen, denn sie stand mit dem Rücken zu mir. Doch das Tattoo des Jungen zog meinen Blick nahezu an. Es hatte einen Goldschimmer und erinnerte an die Sonne. Das Licht.
  Als die drei Mädchen näher kamen, konnte ich das Gespräch mit anhören. Ich hatte Angst, die drei Mädchen könnten mich sehen und sprang hinter den nächsten Baum.
  „Was ist jetzt eigentlich mit dem Jungen?“, fragte das Mädchen, dessen Tattoo ich vorher nicht erkannt hatte. Es war rosa. Sie mussten den Jungen mit dem leidendem Gesichtsausdruck und dem goldenen Tattoo gemeint haben.
  „Ach ich weiß nicht.“, sagte das Mädchen mit den kastanienbraunen Haaren und ihrer hohen Stimme.
  „Dieses Mädchen hat eine Ahnung, glaube ich. Sie ist so abweisend zu mir und sie schaut mich immer so finster an. Ich glaub, sie weiß so einiges. Ich muss …“
Â
  Ein schrilles Klingeln riss mich aus meinem Traum. Ich setzte mich auf. Was muss sie? dachte ich, während ich meinen Handywecker ausstellte.
  Da fiel mir das Gebäude wieder ein und ich wusste, es war wirklich eine Schule oder ein Internat, das sehr viel Geld kosten musste. Mein Blick fiel auf mein Nachthemd. Mir fielen der Wald, die Schatten und der Zeitungsartikel wieder ein. Noch einmal holte ich die Bravo hervor. Ich schlug Seite vierzehn auf.
  Nightshadows sind Nachtschatten die nur nachts sehr schnell rennen können. Sie rennen so schnell, dass man nur ihre Schatten erkennen kann.
  Auf das Nightshadows-Internat gehen Kinder, die wegen eines Ereignisses gestorben sind, wie zum Beispiel der Wahrheit, weil sie sich an die Wahrheit geklammert haben und dafür sterben mussten, durch tödliche Liebe, eine späte Beziehungsweise keine Kindheit, durch das Licht, weil sie sich für das richtige, nicht für das falsche entschieden haben, oder durch andere Ereignisse. Aber auch, weil es ihnen in die Wiege gelegt wurden, oder vererbt von einem Familienmitglied. Dies sind allerdings zwei verschiedene Gründe.
  Tödliche Liebe! ging mir durch den Kopf. Ich wollte nicht, dass mein Halbbruder, mein Bruder Alex, wegen ihr starb. Ich wollte ihn beschützen, auch wenn ich dabei drauf ging. Höchstwahrscheinlich starb ich dann durch die Wahrheit, aber das war mir egal. So lange ich meinen älteren Bruder retten konnte, war es mir egal.
  Ich sprang aus meinem Bett, wahrscheinlich zu schwungvoll, denn ich geriet ins Schwanken, und ging ins Bad um mich fertig zu machen.
  Ich beschloss, an diesem Tag keinen Gedanken an Rosemary zu verschwenden, jedenfalls so lange nicht ich in der Schule und Amy in meiner Nähe war.
Ich weckte Amy heute früher als sonst, schließlich musste ich sie ja in den Kindergarten bringen und dann musste ich noch zur Schule. Es lief alles nach Plan. Amy wurde rechtzeitig im Kindergarten abgeliefert und ich kam rechtzeitig in der Schule an.
  Obwohl ich mich nicht so recht konzentrieren konnte, versuchte ich so interessiert wie möglich am Unterricht teil zu nehmen. Ich war eine gute Schülerin gewesen, schrieb immer gute Noten und musste kaum lernen.
  Meine Mutter schrieb eine Ent-schuldigung, dass ich in der folgenden Woche nicht am regulären Unterricht teilnehmen musste, sondern nach der 7. Stunde schon Schulschluss hatte, weil ich jetzt jeden Tag Amy vom Kindergarten abholen musste. Ich freute mich nicht darüber, wie es eigentlich sein sollte, weil ich wusste: zu Hause gibt es viel zu tun.
  Nach der Schule holte ich Amy ab und ging mit ihr zum Supermarkt um etwas zum Mittag zu holen. Sie wünschte sich Grießbrei mit Sauerkirschen. Ich erfüllte ihr diesen Wunsch.
  Dann wollte sie noch eins von den rosa-roten Puppenhäusern für 10,14$, doch ich musste auch ein bisschen auf das Geld achten, denn wir hatten für drei Wochen nur noch exakt 188,43$.
  Wir mussten uns beeilen nach Hause zu kommen, weil Oma kommen wollte um mir ein bisschen zu helfen.
Zu Hause angekommen hörte ich den Anrufbeantworter ab. elf Anrufe!!! Hinter mir klingelte ein Handy.
  Ich vermutete zuerst, dass es mein Handy sei, doch es war das von Dad. Mann, wie doof muss man sein…, dachte ich.
Â
Hey, Jelena. Ich bin’s Mama. Ich hoffe zu Hause läuft alles. Melde mich später noch mal. Hab dich lieb. Mama!
Â
Na Jelena, wie geht es euch? Hat sich Papa schon gemeldet?
Tschaui! Mama!
Â
Jelena, wo bist du??? Mache mir Sorgen… Mama!
Â
Jelena, jetzt geh ans Telefon!!!
Â
Mann, Jelena, wie geht’s der kleinen? Ich vermisse euch furchtbar …! Mama!
Â
.
.
.
Â
Das reichte mir um zu wissen wie es Mama ging.
Â
  Ich wählte Mamas Handy-nummer: 015245924923. Gleich nach dem vierten Klingeln nahm sie ab. Sie musste meine Nummer erkannt haben.
  Ich lauschte. Keine Begrüßung, sondern viele Vorwürfe. Mama fragte mich wo ich war und was ich machte, wie es Amy, Alex und mir ging und ob Papa sich schon gemeldet hat.
Sie schimpfte mit mir, dass ich mich nicht gemeldet habe und ihr nicht berichtet habe, wie es uns geht.
Â
  „Mama, beruhig dich. Uns geht es gut. Und dir?“
  „Mir geht es auch gut. Ich habe mir nur große Sorgen gemacht. Ist zu Hause alles gut? Hat Papa sich schon gemeldet?“
  „Ja, zu Hause läuft alles. Papa hat sich noch nicht gemeldet. Kein Wunder, sein Handy liegt hier.“ Ich hielt das Handy in die Höhe und dachte daran, wie schusselig mein Vater doch war.
  „Mmmh, schade! Wie geht es Amy?“
  „Ganz gut. Sie hat gerade gegessen und dann habe ich sie zu Marie gebracht.“ Ich versuchte meine fürsorgliche Mutter zu beruhigen, indem ich ihr zuredete, dass sie sich keine Sorgen um uns machen sollte. An ihrer Reaktion merkte ich, dass sie am liebsten wieder nach Hause gekommen wäre.
  „Wie schön. Was gab es denn leckeres?“
  „Ich habe nur schnell Grießbrei mit Sauerkirschen gemacht. Oma kommt nämlich gleich, sie wollte mir ein bisschen helfen. Da fällt mir ein, ich muss noch mal kurz drüber saugen. Amy hat im Kindergarten wieder ein Schlammbad genommen.“
  „Na dann viel Spaß!“
 „Ja danke! Werde ich haben.“
 „Okay. Bis später. Ruf mich morgen noch mal an, wenn du aus der Schule zurück bist, okay?!“
  „Ja, okay. Mach ich. Bis dann. Tschüss!“
  „Tschüss! Grüß Oma von mir und gib Amy einen dicken Kuss!“
 „Okay. Tschüssi!“
Damit legte ich auf und griff zum Staubsauger. Ich dachte daran, wie schön es jedes Mal war, wenn meine Mutter sich um uns gekümmert hat. Mittlerweile hat sie gar keine Zeit mehr für uns.
Seit der Geburt von Amy hat sich ihr Leben komplett verändert.
  Erst vor einem halben Jahr war sie für siebzehn Tage unterwegs in London.
Vor 4 Monaten musste sie nach Braunschweig und arbeitete dort als Sekretärin. Sie wurde gut bezahlt und war zufrieden mit ihrer Arbeit. Auch die Chefin war überzeugt von meiner Mutter, doch schon nach eineinhalb Monaten wurde sie gekündigt.
  Ihre Chefin äußerte sich so, dass sie angeblich zu wenig Zeit mit ihrer Arbeit verbringt. Sie solle sich nicht so viel um uns kümmern. Wir wären doch keine Babys mehr.
  Mama ließ sich von dieser Frau nichts sagen, so behauptete sie es jedenfalls. Alex, Amy und ich sahen das allerdings ganz anders.
  Seit ihrer neuen Arbeitsstelle in North Miami hat Mama kaum noch Zeit für uns.
Sie geht mit uns ab und zu ins Kino oder in den Zoo. Manchmal erfüllt sie Amy auch den Wunsch und spielt mit ihr eine halbe Stunde Puppen oder sonst was.
  Für Alex’ und meine Schule hat sie auch keine Zeit mehr.
  Papa macht mit uns so ziemlich alles.
Â
Plötzlich klingelte es. Schnell machte ich den Staubsauger aus und rannte zur Tür.
  „Oma!!!“
  „Hallo mein Schatz. Wie geht es dir Jelena?“
  „Gut Oma. Und dir?“
  „Mir geht es auch gut. Hast du bis jetzt alles im Griff?“
  „Bis jetzt. Wie geht es Tante Sylvie?“
  „Sehr gut. Sie kommt nachher auch mal vorbei.“
  „Cool! Ach so, bevor ich es vergesse, Mama lässt dich grüßen.“
  „Danke, Danke! Grüß sie zurück.“
  „Werd’ ich machen.“
  „Na dann. Was hast du bis jetzt denn schon gemacht?“
  „Also, ich habe Essen gekocht, Amy zu einer Freundin gebracht und gesaugt.“
  „Gut. Ich denke ich sollte hier unten weiter machen und du gehst nach oben in eure Zimmer und räumst da ein bisschen auf. Und Jelena?!“
  „Ja Grandma?“
  „Sag Alex, er soll seinen faulen Arsch hier runter bewegen und diese grässliche Musik ausmachen. Die ist ja grauenvoll.“
  „Hey! Die ist nicht grauenvoll. Das ist das neue Album von Jason Derulo.“
  „Wie auch immer! Holst du ihn bitte?“
  „Ja, mach ich. Kein Problem.“
Oben angekommen, ging ich in Alex Zimmer und drehte ohne zu zögern die Musik leiser. Die CD spielte gerade ’Breathing’ ab.
  „Hey! Was willst du hier? Verpiss dich!“
  „Hey! Ganz locker! Grandma ist gerade gekommen…“
  „Ja und?!“
  „Ich zitiere: ’Sag Alex, er soll seinen faulen Arsch hier runter bewegen und diese grässliche Musik ausmachen. Die ist ja grauenvoll.’ Daraufhin…“
  „Hey! Das ist Jason!“
  „Daraufhin ich: ’Hey! Die ist nicht grauenvoll. Das ist das neue Album von Jason Derulo.’“
  „Wieso soll ich runter gehen?“
  „KP! Geh doch einfach mal fragen.“
  „Hallo Grandma! Was soll ich unten?“, schrie Alex von oben nach unten und ich zuckte zusammen.
  „Alex! Du hast zwei Beine und eine Treppe haben wir auch. Also das ist wohl nicht das Problem. Das Problem ist: Du bist stinkend faul und bekommst deinen fetten Arsch nicht hoch. Was zu fressen kannst du dir immer holen, aber Grandma zu begrüßen ist dir zu teuer, oder was?“, fuhr ich ihn an.
  „Ich geh ja schon! Tut mir leid!“
Ohne sich noch einmal umzudrehen verschwand er im Treppenhaus.
Â
  Ich machte mich daran Alex Zimmer in Ordnung zu bringen. Zuerst stapelte ich seine sieben Teller, dann schmiss ich die drei Pizza Packungen weg und anschließend seine Chips- und Gummibärchentüten. Ich ging eilig nach unten um mir einen Staubwedel zu hohlen. Als ich keinen fand, machte ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer.
  An der Tür angekommen, beobachtete ich Oma, wie sie versuchte Alex zu erklären, wie man einen Staublappen benutzt. Ich fing an zu lachen und mir stiegen Tränen in die Augen. Alex stellte sich an, wie ein Affe, der versucht ein Auto zu fahren, doofer vergleich, aber wahr.
  Alex drehte sich zu mir um und warf mir den Lappen entgegen.
  „Machs besser!“, fuhr er mich an.
Ich hob den Lappen auf, ging zum Fensterbrett und wischte von links nach rechts, von rechts nach links und wieder von links nach rechts.
Alex starrte mich an und sagte nur: „Du bist n’ Mädchen! Du kannst das halt!“
  „Würdest du deinen faulen Arsch mal hochkriegen, könntest du das auch. Und du bist n’ Junge.“
  „Grandma! Sag doch auch mal was dazu!“, jammerte Alex.
  „Sie hat schon Recht. Auch du könntest deine Mutter ab und zu mal ein bisschen unterstützen.“
  „Ach, ähm, Grandma. Weißt du wo der Staubwedel ist. Ich brauche ihn dringend um bei Alex“, ich schaute ihn mit einem kalten Blick an, „sauber zu machen.“
  „Der liegt in der Küche mein Schatz.“
  „Danke Grandma.“
Ich drehte mich um und ging in die Küche. Schnell goss ich mir einen Schluck Cola ein und trank ihn aus. Dann griff ich nach dem Staubwedel und rannte die Treppe hinauf zurück in Alex’ Zimmer.
Nach eineinhalb Stunden war ich in seinem Zimmer fertig und machte mich daran das Schlafzimmer zu putzen.
Als ich dort fertig war, waren mein Zimmer und anschließend das Bad an der Reihe.
  Nach gefühlten drei Stunden konnte ich endlich das Obergeschoss saugen und mich auf meinem Bett nieder lassen.
  Ich machte ’Claire de Lune’ an und dachte wieder an meinen letzten Traum.
  Als ich mich endlich entspannte, schloss ich die Augen und hörte nur noch die wundervolle Melodie.
Â
Â
  Ich hörte, wie die Klinke herunter gedrückt wurde und öffnete schlagartig die Augen. Vor meinem Bett stand Rosemary. Sie hatte eine kleine Schatulle in der Hand und lächelte mich an. Ich setzte mich auf und starrte sie an. Sie wirkte nett, nicht sauer oder etwa rachsüchtig.
  Bevor ich etwas hätte sagen können, saß sie schon neben mir.
  „Ich habe dir etwas mitgebracht. Ich habe es im Einkaufscenter gesehen und dachte gleich: ’Das wäre perfekt für Jelena!’“
  Sie hielt mir die Schatulle hin, die in einem hübschen Geschenkpapier eingewickelt war.
  Widerwillig nahm ich sie ihr ab.
  „Na mach schon auf!“ Sie gab mir einen kleinen freundschaftlichen Stups mit ihrem Arm. Ich öffnete die Schatulle ganz langsam. Als ich das wundervolle Armband entdeckte, schnappte ich nach Luft.
  „Das ist ja wunderschön!“, entfuhr es mir. „Dieses Armband muss sehr viel Geld gekostet haben. Wie konntest du das bezahlen?“
  „Ach weißt du, mein Vater hat da so ne’ Firma mit der er sehr erfolgreich ist. Jeden Monat überweist er mir 571,63$.“
  Ohne groß darüber nachzudenken, welches Risiko ich einging, sagte ich: „Dein Daddy muss sehr viel Geld haben.“ Ich streckte ihr meinen Arm und das Armband hin. Als sie nach dem Armband griff, erkannte ich, dass sie dasselbe Armband trug.
  „Weißt du, wir könnten gute Freundinnen werden. Du und ich. Ich verstehe ja, dass du deinen Bruder beschützen willst, aber, ich will ja jetzt nicht fies sein oder deine Gefühle verletzen, aber sollte es nicht seine Aufgabe sein dich zu beschützen?“
  Als ich nicht antwortete, fügte sie hinzu: „Und vor mir brauchst du ihn sicher nicht zu beschützen. Ich liebe deinen Bruder und will ihm wirklich nichts Böses.“
  Inzwischen hatte sie mir das Armband umgetan.
  Genau in diesem Augenblick kam Alex herein.
  „Hi Schatz. Wie kommst du denn hier rein? Ich habe die Klingel gar nicht gehört.“
  Wenn Alex ihr die Tür nicht aufgemacht hatte und Grandma auch nicht, und ich war absolut sicher das Grandma Alex nicht allein mit einem Staubsauger oder irgendeinem anderen Putzgerät ließ, denn das konnte bei Alex schlimm bis tödlich ausgehen, wer hatte sie dann herein gelassen? Hatte sie jetzt etwa schon einen Ersatzschlüssel, von dem noch nicht einmal ich etwas wusste?
  „Jelena hat mich herein gelassen. Wir haben uns gerade angefreundet.“
  „Das kann ich jetzt nicht glauben! Jelena hat sich mit dir angefreundet?“
Damit das ganze Theater nicht von vorne losging, lächelte ich so überzeugend wie nur möglich, schnappte nach Rosemarys Handgelenk, hielt ihres und meines Alex hin und sagte fröhlich: „Ja, das haben wir. Tut mir leid, dass ich am Anfang so fies war. Ich dachte wirklich du willst meinen Bruder nur verarschen, weil er so süß ist und der Mädchenschwarm der Schule.“
  „Ich und der Mädchenschwarm der Schule? Bin ich wirklich so süß? Ich meine ich weiß, dass ich Herz hab und so und dass Rosemary“ Er warf einen kurzen Blick auf sie und lächelte zufrieden, „mich auch gut findet. Aber der Mädchenschwarm der Schule? Das kann ich mir gar nicht vorstellen.“
  „Na ja, ich sag auch immer dass du n’ totaler Arsch sein kannst und ich finde, dass du gar nicht soo“, ich zog das Wort in die Länge, „attraktiv bist, aber na ja.“
  Insgeheim musste ich mir aber eingestehen, dass mein Bruder wirklich der heißeste Typ der Schule war.
  Seine pechschwarzen Haare fielen lässig und waren nicht ganz kurz. Er hatte solange Haare, dass man mit ihnen leicht eine Justin Biber-Frisur hinbekommen könnte.
  So gesagt fand ich es aber ganz cool, dass er seine Haare so ließ wie sie waren. Er sah mit seinen Haaren und seinem Grinsen einfach sexy aus. Er war der süßeste Junge den ich je gesehen habe.
Â
  „Ich fahre jetzt!“, rief meine Grandma uns von unten zu.
  „Was ist denn mit Tante Sylvie? Kommt sie gar nicht mehr?“, fragte ich sie, während ich mich schnell auf den Weg nach unten machte.
  „Nein. Sie musste länger arbeiten und hat jetzt keine Lust mehr. Sie ist zu müde, aber sie versucht morgen früher Schluss zu machen, damit sie gleich nach der Arbeit herkommen kann.“
  „Ach so. Na dann, bis zum nächsten Mal.“
  „Ja mein Schatz. Und mach Alex mal ein bisschen Feuer unter seinem Arsch.“
  „Werd’ ich machen.“
  „Gut. Dann bis später.“ Sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn und fügte noch hinzu: „Moj Dragi.“ Ich freute mich, dass ich nach so langer Zeit endlich wieder Kroatisch sprechen konnte.
  „Volim vas baka“ Ich liebte meine Grandma, und genau das sprach ich auch aus.
  „Formularbeginn
Ja tebe volim. Formularbeginn
Moram i?i.“
Bei der Vorstellung, dass sie jetzt wirklich gehen musste, zog sich mir mein Magen zusammen, doch ich freute mich darüber, dass sie die einzige Person war, die mir sagte, dass auch sie mich liebte.
  „Formularbeginn
Vratite se uskoro“ Ich sagte ihr, sie solle bald wieder kommen und sie nickte kurz, aber ich nahm es wahr.
  Hinter ihr schloss sich die Tür und ich blieb allein mit meinem Halbbruder und dessen Freundin.
Formularende
Â
  Schnell schaute ich auf die Uhr und stellte mit erschrecken fest, dass es bereits 18:17 Uhr war. In circa zehn Minuten musste ich bei Amys Freundin Marie sein und Amy abholen. Ich schnappte mir meine Jacke und meine Schuhe, rief nach oben: Ich hole Amy ab. Seid so
Lieb und macht schon mal das
Abendessen. Bis gleich!“, und rannte los.
  „Hallo Mrs Burwell. Tut mir leid, dass ich so spät bin. Meine Grandma war noch da und ich habe ein bisschen die Zeit verpasst. Es tut mir außerordentlich leid. Es kommt auch nicht wieder vor, Sie haben mein Wort. Ich schwöre es!“
  „Hallo Jelena. Du bist nicht zu spät. Amy hätte auch noch länger bleiben können. Das ist kein Problem. Du musst dich dafür nicht entschuldigen. Amy und Marie sind sowieso noch nicht wieder zurück. Sie wollten auf den Spielplatz. Komm doch erst einmal herein, dann können wir uns ein bisschen unterhalten.“
  „Ja gerne. Danke.“ Ich hatte noch nie das Haus der Burwells betreten, doch durch Amys Schwärmerei wurde ich natürlich neugierig. Ich trat ein und der Duft von Rosen, der Anblick der Marmortreppe und die große Eingangshalle überwältigten mich.
  Die Eingangshalle bestand aus weißen Wänden, es hingen wundervolle Blumenhalter und Kerzen an den Wänden, eine große silberne Uhr verriet, dass es schon kurz nach halb sieben war.
  Frau Burwell führte mich in einen noch größeren Wohnbereich, der in einem fliederfarbenen Ton gestrichen war. Es standen große Säulen im Raum in denen jeweils eine Lampe eingebaut sein musste. Das große weiße Ledersofa nahm den größten Platz weg, doch was mir sofort auffiel, als ich den Raum betrat, und  was überhaupt nicht zu den anderen Möbeln  wegen seiner Farbe passte, war der Ebenholzfarbene Flügel der in der schönsten Ecke des Raumes stand. Diese Ecke war mit den Rosen geschmückt, die ich wahrnahm, als ich in die Eingangshalle trat. Ich machte einen Schritt auf den Flügel zu und fragte: „Darf ich?“
  „Nur zu.“, sagte Mrs Burwell.
  Ich setzte mich an den Flügel, strich über das wunderschöne Holz, klappte den Deckel hoch und fing an zu spielen. Meine Finger glitten über die Tastatur während die Melodie von ‘Yesterday‘ erklang. Ich ließ mich von der schönen Melodie mitreißen und nahm die Welt um mich herum nicht mehr wahr. Es gab nur noch mich, den Flügel und die schönste Melodie, die ich je gehört habe.
  Als die Melodie verklungen war, sah ich auf und schaute in drei begeisterte Gesichter. Meine kleine Schwester umarmte mich und sagte zu mir: „Spiel noch etwas. Ich habe dich noch nie Klavierspielen hören. Du kannst das so gut, du musst Mama und Papa unbedingt dazu überreden, dass sie dir ein Klavier kaufen.“
  „Okay. Was soll ich denn spielen? Ich kann noch ein paar Lieder.“
  „Wo hast du spielen gelernt?“, fragte mich Mrs Burwell.
  „Meine Freundin spielt Klavier und ich bin oft bei ihr und dann bringt sie mir Lieder bei. Ich spiele bereits seit ungefähr … 4½ Monaten.“
  „Los! Fang schon an zu spielen!“, drängte Amy in ihrem süßen Bettel-Ton.
Â
  Ich richtete meinen Blick wieder auf die Tasten und überlegte, was ich jetzt wohl spielen sollte. Schließlich entschied ich mich für ‘Morning has Broken‘ von Cat Stevens.
  Als ich das Lied komplett gespielt hatte, fing ich sofort und ohne zu zögern mit ‘Träumerei‘ von Robert Schumann. Als letztes spielte ich noch ‘Scarborough Fair‘. Es erinnerte mich, und auch meine Freundin, an etwas
Geheimnisvolles, an Piraten und vor allem an die vergangene Zeit.
  Ich riss mich vom Flügel los, in der Hoffnung, ich könnte mich beherrschen und hätte nicht gleich den Drang, mich wieder hinzusetzen und weiter zu spielen, doch es kam alles anders, und so wurde ich Maries Klavierlehrerin.
Mockingswiftie Re: - thx anon :) ja ich schicks zu nem verlag. bin am suchen Zitat: (Original von Gast am 21.11.2012 - 02:07 Uhr) bis dahin wo ich jetzt gelesen hab, find ich es ganz gut. freu mich schon auf das nächste kapitel. schickst du es eigentlich auch zu einem verlag? |
Mockingswiftie Also, ich habe dann gerade mal Kapitel 2 reingestellt. Und jetzt frage ich mich die ganze Zeit, warum das Layout hier so kacke ist... Egal, ihr werdet es lesen können :D |
Mockingswiftie Re: Re: Re: Cool, vorallem das Titelbild^^ - ja ich schreib morgen bio... auch nicht besser... mein lehrer hasst mich -.-'' Zitat: (Original von Jasmin99 am 19.11.2012 - 16:57 Uhr) achso, na dann ist ja alles okay:D Der Titel hört sich voll cool an, fällt mir grad auf, werd bald weiterlesen und dir dann eine ausführliche Meinung schreibben, muss grad nur für eine Physikarbeit üben, die wir morgen schreiben-.- LG Jasmin:-** Zitat: (Original von Mockingswiftie am 19.11.2012 - 16:54 Uhr) Zitat: (Original von Jasmin99 am 19.11.2012 - 16:46 Uhr) Hab bis zu rdritten Seite angefangen zu lesen, ist nicht viel, gefällt mir aber ganz gut... Eine kleine Bemerkung: Ist das ihr richtiger Vater, oder Stiefvater? Weil nur, man wird seinen stiefvater doch nicht papa nennen oder? Ich weiß nicht wie du es gemacht hast, aber naja... ich mag deinen schreibstyl, und der klappentext ist vielversprechend^^ Wer dranbleiben^^ 5Sterne schonmal^^ LG Jasmin:D Freut mich, dass es dir gefällt :D Nein es ist ihr Stiefvater, warum sie ihn mit "Papa" anspricht wird erst später erklärt. Hat eine bestimmte Rolle. Außerdem war sie ja 5 als ihr leiblicher Vater starb und seitdem ist ihr Stiefvater, also Cyril, ihr "neuer Vater". Weiter Erklärung gibt's dann glaub ich in Kapitel 3 :) Danke nochmal und danke für die Sterne :) |
Jasmin99 Re: Re: Cool, vorallem das Titelbild^^ - achso, na dann ist ja alles okay:D Der Titel hört sich voll cool an, fällt mir grad auf, werd bald weiterlesen und dir dann eine ausführliche Meinung schreibben, muss grad nur für eine Physikarbeit üben, die wir morgen schreiben-.- LG Jasmin:-** Zitat: (Original von Mockingswiftie am 19.11.2012 - 16:54 Uhr) Zitat: (Original von Jasmin99 am 19.11.2012 - 16:46 Uhr) Hab bis zu rdritten Seite angefangen zu lesen, ist nicht viel, gefällt mir aber ganz gut... Eine kleine Bemerkung: Ist das ihr richtiger Vater, oder Stiefvater? Weil nur, man wird seinen stiefvater doch nicht papa nennen oder? Ich weiß nicht wie du es gemacht hast, aber naja... ich mag deinen schreibstyl, und der klappentext ist vielversprechend^^ Wer dranbleiben^^ 5Sterne schonmal^^ LG Jasmin:D Freut mich, dass es dir gefällt :D Nein es ist ihr Stiefvater, warum sie ihn mit "Papa" anspricht wird erst später erklärt. Hat eine bestimmte Rolle. Außerdem war sie ja 5 als ihr leiblicher Vater starb und seitdem ist ihr Stiefvater, also Cyril, ihr "neuer Vater". Weiter Erklärung gibt's dann glaub ich in Kapitel 3 :) Danke nochmal und danke für die Sterne :) |
Mockingswiftie Re: Cool, vorallem das Titelbild^^ - Zitat: (Original von Jasmin99 am 19.11.2012 - 16:46 Uhr) Hab bis zu rdritten Seite angefangen zu lesen, ist nicht viel, gefällt mir aber ganz gut... Eine kleine Bemerkung: Ist das ihr richtiger Vater, oder Stiefvater? Weil nur, man wird seinen stiefvater doch nicht papa nennen oder? Ich weiß nicht wie du es gemacht hast, aber naja... ich mag deinen schreibstyl, und der klappentext ist vielversprechend^^ Wer dranbleiben^^ 5Sterne schonmal^^ LG Jasmin:D Freut mich, dass es dir gefällt :D Nein es ist ihr Stiefvater, warum sie ihn mit "Papa" anspricht wird erst später erklärt. Hat eine bestimmte Rolle. Außerdem war sie ja 5 als ihr leiblicher Vater starb und seitdem ist ihr Stiefvater, also Cyril, ihr "neuer Vater". Weiter Erklärung gibt's dann glaub ich in Kapitel 3 :) Danke nochmal und danke für die Sterne :) |
Jasmin99 Cool, vorallem das Titelbild^^ - Hab bis zu rdritten Seite angefangen zu lesen, ist nicht viel, gefällt mir aber ganz gut... Eine kleine Bemerkung: Ist das ihr richtiger Vater, oder Stiefvater? Weil nur, man wird seinen stiefvater doch nicht papa nennen oder? Ich weiß nicht wie du es gemacht hast, aber naja... ich mag deinen schreibstyl, und der klappentext ist vielversprechend^^ Wer dranbleiben^^ 5Sterne schonmal^^ LG Jasmin:D |
Mockingswiftie Feedback - Hey, das ist das erste Kapitel meines Buches "Nightshadows - 1 World, 2 Lives, 3 Possibilities" Momentan schreibe ich am zweiten Band "Dark Forest". Ich hoffe es gefällt euch und freue mich über jeden Kommentar oder jede Kritik dazu (Titel, Inhalt ...). Das zweite Kapitel folgt eventuell morgen. Sollte ich das nicht schaffen stelle ich es im Laufe der nächsten Woche online. Viel Spaß beim lesen Elisa |