Kinderbücher
Die Seifen-Oper

Die Seifen-Oper
 

Luigi war eine dicke, runde Seife. Er roch nach Seetang, Olivenöl und einem Kraut Namens Rosmarin. Er konnte sehr laut und tief singen, so dass sogar die Gläser auf dem Tisch zu zittern begannen wenn er ein Lied anstimmte.

Seine Frau hiess Rosa und hatte immer schön rote Bäckchen. Luigi liebte ihren herrlich zarten Duft von Rosenblüten und Kokosnuss. Wenn Rosa mal wütend wurde, roch sie sogar etwas nach Zitrone. Luigi sang jeden zweiten Wochentag in der Seifen-Oper von Herbal City. Die Seifengäste liebten seinen Gesang. Die schallenden Töne von ihm erfüllten den ganzen Raum. Manchmal hielten sich die kleinsten von den Seifenkindern die Ohren zu, weil es so dröhnte.

Rosa hatte für Luigi eine Ueberraschung für heute Abend geplant. Sie wollte ihm nämlich sagen, dass sie schwanger sei. In ihrem rosaroten Bauch wuchsen Zwillinge heran. Zwei kleine, schnuckelige Seifenkinder. Rosa war ganz aufgeregt. Hoffentlich kriegten die Zwillinge keine Stinkfüsse so wie Luigi. Wenn er nach der Oper nach Hause kam und ganz viel gesungen und herum gestanden hatte, rochen seine Füsse immer schrecklich! Nach Kuhmist oder so.

Wenn die Babys Jungen würden, könnten sie wohl einmal so toll singen wie ihr Papa? Und Mädchen, würden die so rosarot und hübsch wie ihre Mama? Am Ende rochen die Mädchen nach Rosen, Seetang und Kuhmist! Nein, das wäre nicht so toll. Aber die Kinder würden sie beide sowieso über alles lieben, das wusste Rosa.

Luigi sang ohrenbetäubend laut an diesem Abend. Rosa sass ganz aufgeregt auf ihrem goldigen Stuhl in dem riesigen Opernhaus. In ihrem Bauch kribbelte es und vor Aufregung kriegte sie rote Ohren.

„Ich liebe Dich so Roooosa, Du Sei-ei-eiiife meines Le-hebens!“ sang Luigi. „Deine Schö-hönheit raubt mir den Verstaaaand, trallalalallllala!“

Rosa lächelte. Als Luigi verstummte und sich vor den Leuten im Saal tief verneigte, stand Rosa auf und bahnte sich einen Weg durch die klatschenden Zuschauer. Ihre Knie fühlten sich weich an wie Pudding. Auf der Bühne angekommen sah Luigi erstaunt seine Frau an. Rosa griff sich das Mikrofon und sagte mit leicht zittriger Stimme:

„Luigi, ich liebe Dich! Und…ich bin schwanger! Wir bekommen Zwillinge!“

Luigi riss erstaunt Augen und Mund auf. Dann lachte er schallend, umarmte seine Seifenfrau und tanzte mit ihr übers Parkett.

„Juhuiii, ich werde Vater! Wir kriegen Seifenkinder!“

Die Leute im Saal klatschten noch viel mehr und freuten sich schon jetzt auf die Stimmkünstler.

Neun Monate später kamen ein Mädchen und ein Junge auf die Welt. Das Mädchen hiess Mandarinen Sopran und der Junge Honig Bass. Es waren die liebsten und lustigsten Seifenkinder auf der ganzen Welt. Bestimmt werden sie zusammen viele Abenteuer erleben!