Begleiten Sie Frederik und Svetlana während des Beginns ihres Urlaubs und sehen Sie, welche innere Motivation Frederik eigentlich dahin treibt. Titelbild: www.pixelio.de/©Gerd Altmann/PIXELIO
Einige Wochen waren ins Land gezogen und der Urlaub von Frederik und Svetlana stand ins Haus. Der Urlaub ist die einzige Zeit des Jahres, in der man nicht irgendwie planmäßig eingespannt wird durch Arbeit oder gemeinnützige Aktivität. Diese freie Zeit beträgt 6 Wochen bzw. 36 Tage pro Jahr, welche man frei legen kann. Denn arbeiten kann man nur an 6 Tagen die Woche, der Sonntag war frei. Wer doch Sonntags arbeiten musste hatte in der folgenden Woche einen freien Tag zur Verfügung, den der Arbeitgeber frei legen konnte, je nach Arbeitslage, aber es hatte sich eingebürgert dies am Montag zu tun.
Die beiden fuhren in den Süden von Berlin, den der geneigte Leser noch als die Alpen kennt. Da es bereits ordentlich geschneit hatte freute sich, vor allem Svetlana, auf einen schönen, gemütlichen Winterurlaub mit Skifahren, Bergwanderungen und romantischen Abenden am prasselnden Kaminfeuer.
Delon hatte wohl auch solche Motive im Hinterkopf, allerdings war da noch etwas, was ihm diese beiden Wochen angenehm machen sollte. Er hatte ein Gerücht vernommen, dass es einen Pfad vom Gebiet der Industrieproletarier zum Gebiet der Nichtindustrieproletarier geben sollte.
Da wird sich der geneigte Leser natürlich fragen, wie das möglich sein konnte. Denn eigentlich gab es ja überall Grenzzäune und Grenzstationen, wo die Wächter Spalier standen, dass ja niemand hinüber konnte. Was aber nicht in jedem all zutraf. Bei der Grenzziehung der Stadtteile merkte man schnell, dass es gewisse natürliche Grenzen gab, wie z.B. Gebirge, wie die Alpen. Dort sah man es nicht als wichtig an eigene Grenzstationen zu errichten, weil schon die natürlichen Grenzen als solche galten. Deshalb machte man sich auch nicht die Mühe in diesen unwirklichen Gebieten irgendwelche Grenzen zu errichten.
Das könnte man nun als eine vollkommen offensichtliche Lücke im sonst so sicheren System ansehen. Doch hier muss eine weitere Information einfließen, mit der Sie verstehen, warum das wirklich nicht von Nöten war, denn diese Information schafft eine Sicherheit, die diese eine Lücke vollkommen kompensieren vermag.
Der aufmerksame Leser wird sich sicher noch der Geburtenregulierung erinnern, die ich bereits erklärte. Auch die Erläuterung, warum ungeschützter Geschlechtsverkehr gemeldet werden muss. Dem muss noch ein Aspekt hinzu gefügt werden, der die Zeitspanne nach der Geburt aber vor der Entlassung aus dem Krankenhaus betrifft. Alle Kinder werden in dieser zeit geimpft, denn man greift lieber kurzeitig in die körperliche Integrität der Kinder ein, als dass man die Gemeinschaftsgesundheit gefährdet, indem man die Kinder nicht impft und den Eltern das Wahlrecht zugesteht. Eine Meinung, die man schon vorher vertrat, die sich aber im Zuge der Schaffung des Internationalen Strafrechts etablierte, weil man fragte, wie man diesen Sachverhalt regeln sollte. Die praktizierte Auffassung setzte sich schon 2026 mit großer Mehrheit durch und wird heute natürlich nicht mehr angezweifelt. Doch davon abgesehen und den nötigen Untersuchungen der Gesundheit des Neugeborenen geschieht etwas, das auch zu Ihrer Zeit noch nicht diskutiert war.
Nach seiner Geburt erhält jeder Mensch einen Chip implantiert, mit dem man ihn ständig orten kann. Diese Ortung geschieht über ein Signal, welches der Chip aussendet. Sie sind so implantiert, dass sie einerseits nicht auffallen und den Träger nicht stören, in keiner Phase seines Lebens. Nicht einmal dem Baby sieht man diesen Chip an, denn die moderne Technologie ermöglicht es ihn ganz klein herzustellen. Gleichzeitig wird er so implantiert, dass man ihn, außer man würde sich den Arm abhacken, nicht verlieren kann, indem man sich einfach schneidet oder ihn gar versucht herauszuschneiden. Denn niemand kann sagen, wo genau in seinem Arm bzw. in welchem er sich befindet. Was übrigens auch nur die Wenigstens wissen, nicht einmal die meisten Ärzte, die diesen schnellen Eingriff vornehmen, der durch eine spezielle Maschine getätigt wird, dass nicht ein Arzt einen Chip einsetzt, sondern zwei verschiedene Ärzte zu unterschiedlichen Zeiten dem Baby einen Chip in jeweils einen Arm implantieren. Dadurch wird sichergestellt, dass selbst eine Amputation das Signal nicht unterbrechen kann. Denn beide Chips korrespondieren zugleich untereinander. Sollte der Eine dem Anderen kein Signal mehr senden, dann springt automatisch dieser Ersatzchip ein. Bisher ist es noch niemals vorgekommen, dann beide Chips nicht mehr funktionierten, oder beide Arme amputiert werden mussten, denn solche Grenzfälle geschehen normalerweise nur in Kriegsfällen, die es aber seit dem Ende des Totalen 3. Weltkrieges nicht mehr gab, wie der geneigte Leser bereits festgestellt haben dürfte.
Zuerst sei der Grund dieses Aufwands genannt. Die gesamte Erdenbevölkerung lässt sich so exakt überwachen. Es ist unmöglich, dass man eine Person nicht kennt, denn in der  Weltzentrale für Bevölkerungsentwicklung laufen all diese Daten zusammen. Damit kann man ganz genau feststellen, wenn jemand stirbt, dass sein Lebenslicht verloschen ist, denn beim Tod schalten sich auch die Chips automatisch aus, was deshalb möglich ist, weil man es dank moderner Biowissenschaft dahin gebracht hat, dass man den Chip so einpflanzt, dass, sollten die Körperfunktionen vollständig versagen, er nicht mehr arbeitet. Natürlich wird man einwenden, dass es auch Situationen gibt, in denen die Funktionen kurzzeitig versagen, man aber z.B. wieder reanimieren kann. In solchen Fällen muss aber eine Bestätigung innerhalb von 48 Stunden nach dem Ausbleiben des Signals eingeholt erden, dass der Betreffende wirklich tot ist. Sollte er erfolgreich reanimiert werden arbeiten die Chips automatisch weiter und man muss nur schreiben, weshalb sie kurzzeitig ausfielen. Bisher ist noch niemand nach mehr als 48 Stunden wieder zu den lebenden zurückgekehrt bzw. einfach nicht mehr wiedergefunden worden, denn den letzten Aufenthaltsort kennt man auf jeden Fall. Ein beherztes und schnelles Eingreifen ermöglicht immer eine reibungslose Aufklärung der Ereignisse.
Wo wir auch schon beim nächsten Punkt wären, der auch für unsere Betrachtung von höchster Relevanz ist.
Durch die permanente Ortung kann man auch feststellen, wer was wo macht. So kann man Verbrechen schnell aufklären, denn man sieht alles. Strittige Situationen können schnell geklärt werden, denn man weiß auf jeden fall, wer beteiligt war. Auch hier kann schneller Zugriff, dank des Sehens der Behörde, zu einer hohen Quote von Ertappen auf frischer Tat führen. Und da wird es interessant. Denn Delons Plan ist es über den Pfad zu wandern. Solange dieser sich auf dem Gebiet der Proletarier befindet ist alles in Ordnung. Sollte er sich aber auch nur einen Meter in fremdes gebiet vorwagen, dann können ihn die Behörden in Windeseile aufgreifen und in eine Besserungsanstalt bringen, nachdem man ein schnelles Verfahren gegen ihn geführt hat. Damit ist bewiesen, dass die scheinbar offenen Auges eröffnete Lücke der Nichterrichtung von Grenzzäunen auf natürlichen Grenzen, nahtlos durch die permanente Überwachung, dank der Chips, geschlossen ist.
Ein paar humane Leser werden nun einwenden wollen, dass man das doch eben auf Gebirgen nicht erkennen könne, wo die Grenze sei. Der Einwand ist scharfsinnig, allerdings hat man auch dieses Problem bedacht. Man hat einerseits keine befestigten Pisten geschaffen, die auf die andere Seite führen. Aus Sicherheitsgründen ist das Fahren, außerhalb der festen Pisten, verboten und wird mit schweren Geldstrafen geahndet und bei Ãœberschreitung der Grenze mit 25 Jahren Besserungsanstalt, dem bekannten Höchststrafmaß. Â
Und die wenigen Pfade haben feste Markierungen, an denen man sehen kann, wo die grenze ist. Diese werden auch regelmäßig von den Wächtern und Behörden überprüft, wobei immer mehrere Personen aus verschiedenen grenzabschnitten dabei sind. Denn sollte mal einer auf die Idee zu flüchten kommen, können die Anderen ihn, sollte er auf die Warnungen nicht reagieren, von diesen angeschossen werden. Das war natürlich nur dann zu gewährleisten, wenn die Wächter von verschiedenen grenzabschnitten kamen, denn wenn sie vom gleichen stammten, dann wären Absprachen möglich und das wollte man unbedingt verhindern, obwohl man sagen musste, dass auch Absprachen nur den Zeitpunkt der Ergreifung hinauszögerten, doch allein das reichte den Gesetzgebern aus um solche Regelungen zu schaffen, damit man solche, zugegeben unwahrscheinlichen Fälle, in Gänze ausschließen konnte.
Delon wäre es also so einfach gar nicht möglich auf die andere Seite zu kommen. Doch weiter mit der Geschichte.
Die beiden checkten im Hotel ein und begaben sich auf einen Spaziergang durch die verschneite Berglandschaft um erst einmal die nähere Umgebung ihres Hotels zu erkunden. Zu dieser Jahreszeit tummelten sich sehr viele Leute hier, was ja nicht unverständlich war, denn der schöne weiße Winter, den man hier in seiner herrlichsten Art und Weise erleben durfte, lockte viele an. Das waren andere verliebte Pärchen, Familien, die mit den lieben Kindern unterwegs waren oder auch Sportbegeisterte allgemein. Hier sind nur die populärsten gruppen aufgezeigt, dem Leser selbst würden bestimmt noch viele anderen einfallen, doch will ich es hierbei belassen.
Gekleidet in dicke, pelzbesetzte Kleidung, begaben sich Svetlana und Frederik hinaus in den Schnee. In der nahen Umgebung des Hotels herrschte reichlich Betrieb. Von überall her fuhren Busse mit Gästen heran, die entweder vom nahen Bahnhof angeholt wurden oder gar vom deutlich weiter entfernten Flughafen, was aber so teuer war, dass es sich nur sehr exklusive Gäste leisteten. Die bediensteten des Hotels nahmen Warenlieferungen an, die Gäste strebten vom Hotel weg oder zu ihm hin. Die nahen Häuser einer, dem geneigten Leser als „Dorf“ bekannten Ansiedlung spuckten ebenfalls in regelmäßigen Abständen Menschen aus oder nahmen sie ruhig auf.
Abseits dieses Gewusels und auch abseits der vielfrequentierten Pisten herrschte eine beinahe schon beängstigende Ruhe. Geräusche wurden vom Schnee geschluckt, lediglich das Knirschen des Schnees unter den eigenen Stiefelsohlen vernahm man. Man fühlte sich, wie in Watte gepackt, was auch an der dicken Kleidung lag.
Svetlana ließ sich am Arm von Delon führen und kuschelte sich eng an ihn. So wärmten sich die beiden noch ein wenig mehr. Nur vereinzelt kam ihnen ein Langläufer entgegen und grüßte freundlich. Alles war ansonsten unter einer dicken, weißen Schneedecke verborgen oder von dieser zumindest bedeckt. Die Tannen bogen sich unter dem Gewicht des Schnees, die Füße sackten ein, das Gehen war eine rechte Qual. Deshalb blieben die beiden auch nach einer Weile stehen und blickten in die Landschaft, wobei man die nahen Berggipfel erblickte, die, da keine Wolken am Himmel standen, vollkommen klar vor dem hellblauen Himmel abstanden.
„Auf Postkarten sieht das alles schon schön aus, aber wenn man das dann erlebt ist es noch tausendmal schöner“, bemerkte Svetlana und drückte Delon ganz eng an sich. Dieser blickte stumm in die Ferne. Irgendwo da hinten waren an jedem Pfad die großen Pfeiler errichtet, die das Ende des Proletariergebietes markierten. Und hinter den Bergen, da warteten die Nichtproletarier auf ihn, die er einen einzigen Tag besuchen wollte.
„Schatz, hast du gehört, was ich gesagt habe?“, fragte Svetlana ein wenig trotzig, denn ihr gefiel die Abwesenheit ihres Freundes gar nicht.“
„Schon, schon. Die Aussicht lässt mich lediglich verstummen“, antwortete er und wusste, dass er sich mit diesen poetischen Worten bei ihr aus der Affäre gezogen hatte. Und tatsächlich. Svetlana schlug die fellbesetzte Kapuze ihres Mantels zurück und küsste Delon kurz auf die Wange, wobei sie nicht dagegen hätte, auch an ihm anzufrieren, dachte sie lächelnd.
„Ich glaube, wir sollten langsam wieder zurückkehren. Weiter kommen wir so auch nicht, dazu brauchen wir dann Schneeschuhe oder Skier. Außerdem wird es langsam ein wenig kalt an den Füßen“, sagte er und seine Freundin stimmte dem selbstverständlich zu, denn es entsprach ja der Wahrheit. Was er ihr natürlich nicht gesagt hatte war, dass er auch keine Lust mehr hatte auf die Natur zu starren, die ihm offensichtlich nicht sagen konnte, wo dieser sagenumwobene Pfad sein sollte.
Zurück im Hotel zogen beide die Sachen aus, hängten sie zum Trockenen auf und wärmten sich individuell. Svetlana bestieg die Wanne und bat ihren Schatz, sich zu ihr zu gesellen. Unter normalen Umständen hätte das menschliche Auge gar nicht so schnell erfassen können, wie Delon aufgesprungen, vollkommen entkleidet gewesen wäre und hinter Svetlana in der Wanne gesessen hätte. Dieses liebevolle Kind hätte ihm höchste Freuden auch im feuchten Element bereitet. Wie eine Wassernymphe hätte sie ihre langen Haare in das Wasser getaucht und Frederik mit lockendem Blick dazu eingeladen sie innig zu lieben in dem Element, welches einem jedem Menschen so vertraut ist, weil wir ja alle, daran hat sich auch in der Zukunft nichts geändert, jedenfalls hauptsächlich nicht, im Fruchtwasser der Mutter schwimmen. So ist uns das Wasser schon von daher vertraut und lieb. Und in diesem lieben Element würde er die Vereinigung feiern mit dem Geschlecht, welches ihn einst barg in eben diesem. Ein größeres Wohlbefinden konnte es nicht geben. Und doch lehnte er dankend ab, denn er hatte andere Pläne, die dieses liebe Wesen ausschlossen und von denen es auch gar keine Ahnung haben durfte.
Während Svetlana das warme Wasser genoss hatte sich Delon an den Tisch begeben, eingehüllt in zwei dicke Decken und eine Wärmflasche auf dem Schoß. Vor sich hatte er mehrere Karten ausgebreitet, die, mal besser, mal schlechter, die nähere Umgebung zeigten. Eines war diesem Gerücht wohl zu entnehmen gewesen, welches er erstmalig in einer Pause auf Arbeit gehört hatte. Der Pfad führte hier irgendwo lang und zwar in der nahen Umgebung. Und er hatte viele Personen befragt, von denen er wusste, dass sie niemandem anderen davon erzählten, dass sie ihm diese Auskunft gegeben hatten. Und auch wenn sich die Geschichten manchmal unterschieden, was in der Natur der Sache liegt, bei mündlichen Überlieferungen, so musste man doch sagen, dass die Lokalisierung dieses Pfades immer in diesem Gebiet war, egal, wer es erzählte. Aus dem Durchschnitt der Angaben hatte er sich eine ungefähre Vorstellung davon gemacht, wo dieser sich befinden musste. Und so suchte er fieberhaft auf dem Kartenmaterial danach. Das Problem mit der Kartographie dieser Zeit ist Folgendes. Zwar ist der neueste Stand der Technik nicht stehen geblieben nach dem Totalen 3. Weltkrieg. Man wird erkannt haben, dass man sogar einige beeindruckende Fortschritte hatte machen können, doch was diesen Bereich anging, so war man doch ein wenig träge geworden, nach sehr geschäftigen Anfangsjahren. Man hatte zu Beginn viele Karten erstellt um vor allem den großen Fortschritt zu ermitteln, den die Welt nahm in der Zeit des Wiederaufbaus. Doch ungefähr 20 Jahre dauerte dies nur an. Da sich so viel nicht mehr veränderte erzeugte man nur noch sehr sporadisch neues Kartenmaterial. Meist kopierte man einfach die alten Karten. Manchmal, zum Gedenken daran, wie viel besser das Goldene Zeitalter war, gab man auch alte Karten heraus, natürlich neu gedruckt. Und aus diesem Wust an Karten, aber eben vor allem veralteten Material, musste man sich nun zu Recht finden. Das ging auch ganz gut, solange das Gesuchte einen Namen hatte. Unglücklicherweise hatte dieser Pfad aber eben keinen Namen und wenn er einen gehabt hätte, dann keinen, den man suchen konnte, denn er wäre aus den Karten verschwunden. Die Gemeinschaft konnte unmöglich Wege kennen, die ihr eigenes perfektes System untergruben.
Eilig überflog er die verschiedenen Karten und glich sie ab. Das war selbstverständlich äußerst schwierig, denn diese hatten verschiedene Maßstäbe und waren unterschiedlich genau, weshalb Einzelheiten nur schwerlich vergleichbar waren. Trotzdem bemühte sich Frederik das Material auszuwerten und sich selbst eine ungefähre Karte der Umgebung zu zeichnen, indem er eine recht Genaue abpauste und andere, nicht erwähnte, aber wichtige Details, hinzufügte.
Aus dem Bad vernahm er das Glucksen von Wasser. Das bedeutete Svetlana ließ das Badewasser ab. Ein weiteres untrügliches Zeichen war ihr fröhlicher Singsang. Sie tirilierte mit feiner Stimme Melodien, die nur ihrem Kopf entsprangen. Svetlana hätte eigentlich Sängerin werden sollen und das Talent hatte sie unbestritten. Doch am Tag des Vorsingens zur Aufnahme am Konservatorium war ihre Stimme heißer gewesen und sie konnte nicht vorsingen und so auch nicht aufgenommen werden. Zur Ãœberbrückung eines ansonsten verschwendeten Jahres, begann sie als Hilfskrankenschwesterassistentin zu arbeiten. Eigentlich sollte dies nur überbrückend sein, doch schließlich gefiel ihr die Arbeit so sehr, dass sie den großen Traum aufgab. Gelegentlich sang sie noch für Frederik und andere enge Freunde, was ihr Publikum genug war.                      Â
Dass sie sang bedeutete, dass sie sich abtrocknete. Deshalb raffte Delon alle Karten zusammen. Diesen Notfall hatte er in verschiedenen varianten ausgiebig geübt, weshalb er mit geübten Griffen das willige, da oft gefaltete, Kartenmaterial schnell zusammenlegen und unauffällig unter seinen Sachen verstauen konnte.
So saß er dann eingemummelt auf dem Bett, als seine Freundin, in einen weichen Bademantel gehüllt, aus dem Bad stolzierte wie eine Prinzessin.
„Ich habe dich schrecklich vermisst, als ich so ganz allein in der Badewanne saß“, brachte sie traurig hervor und kuschelte sich zu ihrem Freund.
„Was hast du überhaupt die ganze Zeit getrieben?“, fragte sie interessiert und blickte ihn erwartungsvoll an.
„Ich habe Karten der Umgebung studiert, weil ich ein paar lauschige Plätze ausfindig machen wollte.“
Damit wich er nicht allzu sehr von der Wahrheit ab und konnte erklären, was die Karten bei ihm verloren hatten, sollte Svetlana sie zufällig entdecken.
„Und, hast du was gefunden?“, fragte sie und legte ihren Kopf auf deine Schulter.
„Nicht so recht. Man müsste das alles mal selbst sehen. Die Karten geben nicht so viel her, deshalb muss ich noch ein wenig suchen. Vielleicht morgen oder übermorgen habe ich ein paar schöne Plätze gefunden.“
Svetlana fuhr ihm über die warme Wange.
„Also einen Platz kenne ich auf jeden Fall, den wir uns mal genauer ansehen sollten. Und zum Glück ist es nicht weit, denn wir sitzen bereits drauf. Einfach nur zurücklehnen und die Stunden im Bett verbringen. Ich weiß schon, was wir tun können, damit uns die Zeit nicht lang wird.“
Sie grinste wieder verführerisch und ein Blinken war in ihren Augen, wie das einer Wildkatze kurz bevor sie die Krallen in ihre Beute schlug.
„Aber dass du mir nicht zu lange an den Karten herum arbeitest, ja? Ich will die zwei vollen Wochen mit dir auch genießen und nicht nur allein dasitzen und dich anflehen, dass du mal zu mir ins Bettchen kommst, verstehst du?“
„Natürlich“, er küsste sie. „Gib mir nur ca. zwei Stunden des Tages für meine Nachforschungen, die restlichen 22 werde ich mit dir verbringen? Klingt das annehmbar?“
Sie sträubte sich ein wenig. „Naja. Aber wenn wir jetzt…ich meine…also schön, du bekommst deine 2 Stunden. Dafür massierst du mir jetzt aber den Rücken, verstanden? Ich bin ganz verspannt von der langen Zugfahrt.“
Sie ließ den Bademantel elegant hinab gleiten und präsentierte Frederik ihre wohlgeformte Rückseite. Mit feurigem Eifer machte er sich daran ihrem Wunsch nachzukommen, wobei sie während dieser Massage mehrmals beglückte Laute ausstieß und auch danach, denn ihr schöner Körper reizte ihn so sehr, dass er sich zusammen mit ihr erneut einem ausgiebigen Liebesspiel hingab.
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Auch an den folgenden beiden Tagen schien die Suche aussichtslos. Immer wieder verglich er die Materialien und wurde nicht fündig. Die Muster tanzten vor seiner Iris und er musste sich schwer zusammenreißen um nicht zu schreien, wenn er minutenlang auf die Karten starrte um nur einen verfluchten Pfad zu finden. Beinahe glaubte er am dritten Tag, dass er aufhören sollte und am Vierten nur die paar netten Plätzchen überprüfen müsste, die er auf den Karten, nebenbei, ausfindig gemacht hatte. Doch da war die zweite Stunde von Tag 3 noch nicht ganz vorbei, als er auf einer der ganz alten karten einen dünnen Strich wahrnahm, den er zuvor übersehen hatte. Er blickte um sich. Svetlana war Skilaufen gegangen. Besser gesagt hatte sie sich unterweisen lassen von einem der örtlichen Skilehrer, die, auch das hat sich nicht geändert, obwohl man meinen könnte, dass diese Sitte durch den großen Menschenverlust des Krieges zerstört worden wäre, immer noch den hübschen Damen gerne um die Hüften fassten und ihren Unterleib gerne an die wohlgeformten Pobacken drückten um das Wedeln zu demonstrieren.
Doch das störte ihn nicht, Svetlana liebte nur ihn, das Flirten mit anderen betrieb sie als Zeitvertreib zwischendurch.
Da sie nicht anwesend war holte er seine Lupe aus der Reisetasche und hielt sie eng über die Karte. Und tatsächlich erkannte er einen kleinen Pfad, der nur 30 Minuten entfernt sein konnte. Und es bewahrheitete sich, dass er auf den neuen Karten nicht eingezeichnet war bzw. so klein war, dass er der Erwähnung nicht bedurfte. Nur diese sehr genaue, alte Karte zeigte ihn noch, aber auch nur sehr klein. Es konnte kaum mehr als ein Trampelpfad sein, was ihn aber auch wieder schreckte, da er ihn wahrscheinlich unter der Schneedecke nicht würde ausfindig machen können. Doch dann zeichnete er ihn deutlich farbig in seine eigene Karte ein und fertige rasch noch eine Kopie für Svetlana, auf der dieser Pfad nicht auftauchte. Nicht, dass sie auch mal dorthin wollte und er ihr beichten musste, was die Karte da zeigte.
Erleichtert packte er die Karten zusammen und betrachtete lange seine selbstgefertigten Exemplare. Svetlanas karte legte er auf ihr Nachtschränkchen. Seine eigene Karte packte er in die Innentasche seiner Jacke, sodass er sie immer bei seinem Herzen trug.
Als Svetlana wenig später zurückkam nahm er sie freudig in die Arme, was diese nicht hinterfragte, sondern einfach genoss, denn zuletzt hatte er sich ein wenig spröde gezeigt, was solche spontanen Gefühlsbekundungen anging, weil er immer auf seine Karten fokussiert gewesen war. Sie deutete das als gutes Zeichen, denn sie wusste ja nicht, was ihn so glücklich machte, abseits ihrer ihn beglückenden Anwesenheit.