Romane & Erzählungen
Das Goldene Zeitalter - Kapitel 9

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"Das Goldene Zeitalter - Kapitel 9"
Veröffentlicht am 14. November 2012, 4 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Die Pflicht des Menschen ist seine stetige Vervollkommnung. Ich versuche dies jeden Tag ein klein bisschen, zumindest wenn es durch Bücher geschieht.
Das Goldene Zeitalter - Kapitel 9

Das Goldene Zeitalter - Kapitel 9

Einleitung

Lernen Sie Frederik Delons Freundin kennen und seinen innigsten Wunsch. www.pixelio.de/©Gerd Altmann/PIXELIO

Delon fuhr mit der Straßenbahn nach Hause. Ein kleines Grinsen stand auf seinem Gesicht geschrieben, denn er hatte eine Idee. Das war es, was den Kreativen antrieb und glücklich machte; Ideen. Auch wenn normalerwiese nicht die Idee, sondern das gesellschaftliche Sein den Menschen definierte, hier galt dies nicht unbedingt. Delon konnte seine eigene Welt schaffen oder seinen Gefühlen verklausuliert Ausdruck verleihen. Und er konnte es nicht nur für sich tun, sondern auch für andere Menschen und sie damit erreichen oder ihre Ideen aufnehmen und wunderschöne Ideenkonstrukte schaffen, die er dann in vollendeter Form auf das Papier bringen konnte.

Als er ausgestiegen war bewegte er sich langsam auf den Wohnblock zu, in dem er lebte. Er öffnete den Briefkasten. Nichts drin. Dann begab er sich in den Fahrstuhl und fuhr in den 8ten Stock hinauf. Er freute sich schon darauf, dass er nicht alleine sein würde, denn seine Freundin Svetlana, die als Krankenschwester morgens arbeitete, leistete ihren Dienst an diesem Tag in einem nahen Sprachenzentrum, wo sie lernfähigen jungen Leuten dabei half ihre Englischkenntnisse aufzupolieren. Deshalb war sie immer vor ihm da. Trotzdem holte er den Schlüssel heraus, als er den langen Gang entlang schritt, der gesäumt war von hellen Bildern, die die Wand zierten und abwechselnd Grünpflanzen.

Er steckte den Schlüssel ins Schloss, doch sie öffnete sich bereits, da er noch nicht dazu gekommen war den Schlüssel im Schloss auch nur einen Millimeter zu bewegen.

„Du hast getrödelt, das mag ich gar nicht“, schallte es ihm tadelnd entgegen, bevor ihn zwei Arme um den Hals fielen und ihn unerbittlich ins Innere der Wohnung zogen, dass er sich nicht wehren konnte und den Schlüssel gerade so noch aus dem Schloss ziehen konnte. Svetlana drückte ihn an die Wand und küsste ihn stürmisch.

„Wenn du wüstest, wie lange ich das schon machen wollte, mein Süßer“, lispelte sie in sein Ohr und küsste seine Hals.

„Svetlana, bitte, warte doch mal kurz. Darf ich mich wenigstens noch ausziehen, bevor du mich weiterküsst?“, fragte er atemlos.

„Wieso willst du dich denn ausziehen, das besorge doch ich für dich, mein Schöner!“, gab sie ihm zur Antwort und zog ihn ins Schlaf- und Arbeitszimmer.

Svetlana war genauso groß wie Frederik, hatte langes, schwarzes Haar, welches ihr bis zum Hintern reichte. Ihre Haut war fast schon weiß, ihre Lippen dafür blutrot. Die nussbraunen Augen blickten unschuldig und verletzlich den Gegenüber an, doch hinter dieser zarten Fassade, denn Svetlana war wirklich zierlich wie ein Porzellanpuppe, steckte ein wildes Mädchen, dass ganz genau wusste, was es wollte. Delon hatte sie kennen gelernt bei einem abendlichen Essen, wo beide festgestellt hatten, dass sie gerne schrieben, wobei man sagen musste, dass Svetlana eigentlich nur Gedichte über Liebe verfasste, was stark ihrem naturell entsprach, wohingegen Delon viel mehr literarische Gebiete abdeckte und vornehmlich Geschichten über grenzenlose Freiheit verfasste. Diese waren versteckte Kritiken am aktuellen System, was mit dem großen Traum zu tun hatte, den Frederik heimlich hegte.

Schnell hatte er den Mantel ausgezogen und über den Stuhl geworfen und auch seine Schuhe ausgezogen, als ihn Svetlana mit sanfter Gewalt auf das Bett drückte.

Sie hatte kurz zuvor noch geduscht, sie hatte genug Zeit dazu gehabt. Und sie hatte sich mit Hautcreme eingerieben. Ihr feuchtes Haar klebte an ihrem geschmeidig glänzenden Körper. „Du hast ja immer noch so schrecklich viel an!“, bemerkte die Nackte spitzfindig. „Du gibst mir auch keine Gelegenheit mich meiner Kleidung zu entledigen. Außerdem, willst du denn nicht wissen wie es bei mir heute so war?“

Sie zog seine Hose aus.

„Du hast irgendwelche Autoteile verschraubt und irgendwo reingesteckt. Was soll ich dich da fragen? Und dann warst du bei den Kindern? Was hast du ihnen denn vorgelesen?“, fragte sie, während sie sein Hemd öffnete und dabei seinen Oberkörper küsste.

„Die Geschichte vom „Irren Georg“, eines dieser schauerlichen Machwerke, mit dem sie die Kinder schon auf Kurs bringen wollen, Dass diese Gesellschaft nicht einmal Kinder einfach nur Kinder sein lassen kann und auch sie schon agitieren muss“, äußerte er erbost.

„Keine schlechte Stimmung, sonst haben wir dann gleich keinen Spaß“, mahnte Svetlana an und streifte Frederik das Hemd ab. Die Socken hatte er bereits abgestreift, so dass nur noch seine Unterhose ihn kleidete.

„Willst du mir noch was sagen, worauf ich antworten muss, denn meine Zunge wird gleich mit anderen Dingen beschäftigt sein“, versprach sie ihm und fuhr lasziv über ihre Oberlippe.

„Wie war denn dein Tag?“, fragte er atemlos, als er den geschmeidigen Körper von Svetlana musterte. „Wie soll er schon gewesen sein? Leuten irgendwelche Schläuche gelegt und ihnen gesagt, wie lange sie noch zu leben haben und Papierkram, ach, wenn du wüsstest! Da macht mir Schreiben gar keinen Spaß!“, rief sie den Himmel an, dass er ihre Klage hören konnte. „Dafür weiß ich etwas anderes, was mir viel mehr Spaß macht“, erläuterte sie lasziv grinsend und legte sich über Frederik, wobei sie begann an seinen Lippen zu knabbern.

Frederik fuhr ihr über den Rücken, was sich für ihn schwierig gestaltete, weil seine Freundin immer noch ein wenig ölig war, weshalb seine Hände mehr über ihre Haut schlidderten, als dass sie kontrolliert über sie fuhren.

„Fahren deine Finger Schlittschuh auf mir?“, fragte sie ihn keck und küsste seinen Mund und arbeitete sich langsam am Hals entlang.

„Du bist heute schwer fasslich, meine Liebe“, ergänzte er, während das reiben erste Erfolge zeigte und ihre Haut weniger glitschig machte. Er verfuhr so auf dem kompletten Rücken, denn je weiter Svetlana nach unten glitt, desto schwieriger wurde es ihm kontrollierte Reibungen durchzuführen, den ihre sinnlichen Lippen erzeugten ein Prickeln auf seiner Haut, dass immer stärker wurde, je näher sie dem Saum seiner Unterhose kam. Ihr langes Haar, welches ihr vom Kopf herabhing, kitzelte ihn zusätzlich. Dabei verweilte sie an bestimmten Stellen länger und ließ ihre schlanken Finger über ihn wandern, wie Spinnen, die keiner Herrin zugehörig waren.

„Oh Gott! Jetzt erlöse mich endlich von dieser schrecklich schönen Qual!“, stöhnte Delon, denn das herrliche Prickeln wurde ihm fast unerträglich.

„Ich bin die Regisseurin. Ich bestimme, wann es vorbei ist, mein in Liebe Gequälter“, äußerte sie kryptisch, weshalb er befürchtete, dass sie, allein wegen seines Flehens, die Tortur verlängern werden würde. Doch dann spürte er erleichtert, wie sie den Saum seiner Unterhose leicht anhob um dann fast wieder zu verzweifeln, weil sie ihn wieder fallen ließ. Dies spielte sie noch ein wenig, bis sie sich dann vollends entschloss ihm von seinem letzten Kleidungsstück zu befreien, sodass nun auch er, genau wie sie, vollkommen nackt war.

„So gefällst du mir am Besten. Habe ich dir das eigentlich schon erzählt?“, fragte sie ihn, während sie ein Kondom aus der Schublade des Nachttischchens zog.

„Nicht, dass ich wüsste. Aber vielleicht vergesse ich es nur immer wieder sofort, weil ich es so gerne höre“, antwortete Frederik, woraufhin Svetlana laut lachen musste.

„Di eitler Gockel, du! Aber du kannst es dir ja erlauben“, antwortete sie verträumt und kreiste mit ihren Fingern über seinen flachen Bauch, wobei sich ihrer beider Atem beschleunigte.

„Aber bevor wir beiden Hübschen hier weiter fortfahren will ich, dass du was Schönes über mich sagst“, forderte sie ihn auf.

„Du bist das Schönste Wesen, das ich auf Erden je gesehen habe. Andere Frauen werden, wenn sie sich entkleidet haben, nicht interessanter, sondern billiger. Sie sehen plötzlich so aus, als hätte man all ihre Geheimnisse offenbart, indem man sie der Kleidung beraubt hat. Aber du, du wirst noch interessanter. Deine langen Haare, die deinen schönen Körper zärtlich umspielen und so Schatten auf ihn werfen, die zu verbotenen Dingen einladen, dein scheuer Blick, der Abenteuer verspricht und deine süße Stimme, die mich, wie eine Sirene, willenlos macht. So beginne dein Spiel, du verhexende Göttin!“

Svetlana verharrte ein paar Augenblicke und beugte sich dann zu Frederik hinab.

„Du süßer Schmeichler!“, quietschte sie förmlich vor Freude in sein Ohr. „Du hast mich gerade so sehr gepriesen, dass ich gar nicht weiß, wie ich es dir vergelten kann!“

Er zog ihren Kopf genau vor sein Gesicht. „Oh doch. Ich habe das gute Gefühl, dass du einen Weg finden wirst den Schmeichler sehr zufrieden zu stellen“, sprach er und küsste sie lange auf den Mund, wobei er ihre warmen Lippen berühren durfte und sein Spiel mit der biegsamen Zunge spielen durfte, die sich, wie eine Schlange, um die Seine wickelte und wand.

Dann Bewegte sie sich wieder in die niederen Regionen seines Körpers, und küsste seinen Unterleib. Dieses Prickeln erregte ihn so sehr, dass er gar nicht spürte, wie sie, mit einem geübten Griff, das Kondom über sein erigiertes Glied stülpte. Gerade als er sich davon halbwegs erholt hatte begann diese Achterbahnfahrt der Wonne erneut, denn Svetlanas Lippen fuhren an Selbigem entlang. Krampfhaft umklammerte er das Betttuch, was diese freudig zur Kenntnis nahm, denn sie verweilte in ihrem Tun kurzzeitig.

Frederik fühlte sich, als wäre jede Faser in seinem Körper zum Zerreißen angespannt. Immer stärker konzentrierte sich dieses Gefühl auf die Region seines Unterleibes, während das gleichbleibende Gefühl der Wonne ihn durchzog. Er biss sich fast auf die Zunge, so sehr war er angespannt und erregt. Schließlich steuerte er auf die Zielgerade zu, die seine Freundin dadurch forcierte, dass sie immer schneller sein Glied in ihren Mund aufnahm und wieder heraus ließ.

Schließlich konnte er sich nicht mehr beherrschen und ein heißer Schwall entrann ihm. Er musste sehr an sich halten um nicht mit dem Unterleib nach oben zu streben und so vielleicht Svetlana noch zu verletzen.

Diese bewegte sich wieder zu ihrem atemlosen Liebsten hinauf und strich über sein mit Schweißperlen bedecktes Gesicht.

„Jetzt hattest du deine Freude. Aber Mama will auch ihre Freude haben, wenn du verstehst, was ich meine“, sprach sie, zwinkerte ihm zu und ließ sich in seine geöffneten Arme fallen. Sie drückte ihren Körper fest an den Seinen, so dass Frederik ihre festen Brüste an seinem Brustkorb spürte und ihre Oberschenkel, die an seinem Unterleib rieben.

Lange mussten die beiden sich so nicht vorbereiten, denn schon kurz darauf hatte Svetlana das zweite Kondom übergezogen und so setzte sie sich rittlings auf seinen Schoß und begann die Bewegungen seines Unterleibs abzufedern, wie eine Reiterin zu Pferde.

Die beiden vereinigten sich in einem Spiel der Körper. Sie versuchten die Separierung ihrer Leiber zu überwinden, indem Delon so tief es ihm möglich war, in Svetlana eindrang. Sie schmiegte sich dafür ganz eng an ihn und küsste ihn immerfort, selbst atemlos und heftig bebend. Sie tauschten praktisch gegenseitig ihren heißen Atem und bildeten so eine organische Einheit, wie sie sonst nur bei Mutter und Kind im Leibe vorkam.

Immer wilder wurde Delon, immer heftiger stieß er in Svetlana, während auch ihr Atmen immer stärker von Lauten der Beglückung verbunden waren. Sie krallte sich in seinen Rücken und er drückte ihren Oberkörper fest auf Seinen. So erklommen sie in einer vollkommenen Einheit den Gipfel der Lust mit einem lauten Ausstoß der Freude.

Svetlana rollte neben Frederik, als er sich aus ihr zurückgezogen hatte und küsste seinen Oberkörper, um ihre Beglückung zum Ausdruck zu bringen.

„Ich liebe dich!“, brachte sie keuchend hervor, während sie ihn mit Küssen bedeckte. Doch nach einer Weile war auch sie nur noch von beruhigender Wonne durchfahren. Die stürmischen Wellen der Erregung hatten der vollkommenen Ruhe des Wohlbefindens Platz gemacht. So zog sie die Decke über beide und legte ihren Kopf auf seinen Arm. Unter seinen beruhigenden Streichelungen ihrer Haare schließ die glücklich Erschöpfte bald ein.

Frederik Delon hingegen konnte nicht schlafen. Er erhob sich von der Schlafstätte, mit Bedacht darauf, dass Svetlana nicht erwachen würde, doch sie schlief viel zu fest. Neben ihr hätte eine Bombe explodieren können, sie hätte es nicht gemerkt.

Die Geschichte im Kindergarten hatte ihn dazu angespornt etwas Gegenteiliges zu verfassen. Es sollte die Geschichte eines Vogels sein, der über die Welt flog. Und er flog so hoch, dass keine Grenze ihn aufhalten konnte, kein Grenzzaun, keine Wächter oder irgendwelche Abwehrgeschütze. Außerdem flog der Vogel so hoch, dass diese künstlichen grenzen für ihn unsichtbar wurden, oder zumindest so klein, dass sie nichtig erschienen. Für ihn gab es diese Grenzen nicht, diese Klassenteilung nicht. Für ihn waren alle nur eine große und glückliche Gemeinschaft wo jeder alles durfte. Und bei Bedarf eben auch die Seite wechseln.

Während des Abfassens des Textes stellte er sich beglückt vor, wie schön es doch wäre selbst so ein Vogel zu sein.

Noch ganz in Gedanken versunken schlangen sich auf einmal zwei schlanke Arme um seinen Körper und weiche Lippen küssten seinen Nacken.

„Du bist nicht im Bett, Schatz. Das finde ich nicht nett. Du sagst mir sofort, was du da machst. Und wehe  es ist nicht wichtig!“

Delon drehte sich zu Svetlana um und küsste ihren Bauch, der in Höhe seines Kopfes war.

„Oh, verzeih mir, meine Schönste. Natürlich kann nichts so wichtig sein, wie du. Aber die Muse hatte mich heute Nachmittag geküsst und da wollte ich die Gelegenheit nutzen und meine Gedanken zu Papier bringen.“

Svetlana drückte seinen Kopf an ihren nackten Leib.

„Küss mich an dieser Stelle noch ein Weilchen, dann vergesse ich, vielleicht. Aber es wird nicht einfach, vor allem, weil du fremde Frauen küsst“, scherzte sie.

„Oh nein, ich küsse keine fremden Frauen. Wenn eine Muse mir erscheint, dann hat sie immer dein Antlitz“, säuselte er und küsste erneut ihren Bauch.

„Du Süßer, du! Aber erzähl mal, was schreibst du denn diesmal?“, fragte sie ehrlich interessiert, denn sie war ja auch Schreiberin und somit immer am Werk eines Kollegen interessiert.

„Es ist eine Geschichte über einen kleinen Vogel, der in die Welt hinausfliegt und keine grenzen kennt, dem egal ist, was wir Menschen ordnen und der einfach wegfliegt über alles, was wir für Grenzen definieren.“

Svetlana kniete sich zu ihm und küsste seinen Mund.

„Oh, du bist ein süßer Spinner. Aber ehrlich, so eine Geschichte ist nicht so toll, finde ich.“

Frederik verzog sein Gesicht. „Wie meinst du das denn?“

„Naja“, sie merkte, dass sie einen ungünstigen argumentativen Untergrund betreten hatte, „ich meine, die Gesellschaft findet so etwas nicht unbedingt toll. Und als Schreiber haben wir zwar unsere Freiheiten, aber glaubst du nicht auch, dass das ein wenig zu weit geht?“

Delon erhob sich Haare raufend.

„Das ist es doch immer mit dir! Kunst ja, aber nur wenn sie angenehm ist! Aber kann es das denn schon sein? Svetlana sieh mir ins Gesicht und dann sag, dass es das schon wäre und dann sage mir, ob du mich einfach so dreist anlügen kannst. Denn du weißt, im tiefsten Innern deines Herzens auch, dass dem nicht so ist! Nein, die Kunst soll viel mehr können. Sie soll auf Missstände und Probleme aufmerksam machen und der Welt zeigen, dass man sich nicht einfach mit dem einverstanden zeigt, was man von oben diktiert. Wenn unsere Welt schlecht wäre, was würdest du dann lieber haben? Eine Kunst, die sich duckmäuserisch versteckt oder eine anklagende, die Sprachrohr für die bis dahin Stummen ist?!“

Svetlana stellte sich zu ihm und umarmte ihn so fest sie nur konnte.

„Du bist ein Poet, du bist ein Revolutionär! Dafür leibe ich dich, aber davor habe ich auch Angst. Was, wenn man das einmal hört? Dann entreißt man dich mir, ich könnte dann nicht mehr leben, wenn du nicht mehr bei mir wärst“, gestand sie weinend.

Delon strich ihr lange durch das Haar, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte.

„Wie sieht es aus? Willst du mal was Nettes sehen?“, fragte er fröhlich. Svetlana war unbedarft genug um ihm dies zu gestatten.

Delon ging zu seinem Bücherregal und holte ein großes Buch hervor, welches Svetlana noch nie aufgefallen war. Er legte es auf das Bett und wies sie an näher zu kommen.

„Sieh dir das an, das ist ein Atlas von 2012!“, erklärte er ihr, während seine Backen immer röter wurden.

„Sieh mal, das ist Europa, damals. Siehst du irgendwelche Grenzzäune? Nein, denn dieses Zeichen kannten die damals gar nicht!“

Das muss kurz erklärt werden. Die Grenzen der Verwaltungseinheiten sind ebenso gekennzeichnet, wie die dem geneigten Leser bekannten Ländergrenzen seiner Zeit. Für die grenzzäune hat man 2026 ein international gültiges, eigenes Zeichen eingeführt, welches es so noch nicht gab. Zwei dicke schwarze Linien, die in ihrem Zwischenraum braun ausgefüllt sind. Deshalb kann Delon diese Behauptung nicht nur aufstellen, sondern gar beweisen.

„Frederik, mein Süßer. Das ist eigentlich nicht erlaubt, aber das ist erst einmal sekundär“, äußerte sie, obwohl sie am ganzen Körper fröstelte in der Hoffnung, ihr Freund würde den verdammten Atlas endlich ins Regal zurückstellen.

„Und sieh mal hier…“, begann er, als Svetlana ihn vom Atlas wegzog, zurück ins Bett.

„Du machst mich ganz tunken mit deinen Worten. Sag mir doch einfach, was das alles bedeutet. Woher kommt denn dieses große Interesse an der Freiheit und dem Früher?“, fragte sie und streichelte seinen Bauch.

„Wenn du schön lieb bist und es mir verrät, dann könnte ich nochmal wild werden“, flüsterte sie und küsste seine Wange.

Frederik befand sich in der Zwickmühle. Eigentlich wollte er ihr schon lange davon erzählen, aber jetzt hatte sie ihn in der Falle, jetzt musste er, obwohl er sich sicher war, dass ihr dies nicht gefallen würde. Doch die erotischen Bande, die sie spann waren zu stark.           

„Darf ich den Atlas vorher weglegen?“

Sie atmete innerlich auf. „Aber sicher. Ich hatte auch keine Lust zu erleben wie es ist Sex auf einem ganzen Kontinent zu haben“, erwiderte sie scherzhaft.

Schnell hatte Delon diese Arbeit ausgeführt und lag nun wieder neben ihr.

„Ich habe einen Traum. Natürlich ist unser System effektiv, funktional und gut, aber es gibt da eine Sache, mit der ich mich nicht recht anfreunden kann. Ich würde nur zu gerne einmal einen Tag, nur einen  kurzen Tag, 24 Stunden auf der anderen Seite des Grenzzaunes sein. Mal die Architektur, die Leute, einfach alles bestaunen und dann wieder zurückkehren. Ich will ja nicht ewig dort drüben bleiben, weil du ja auf mich hier wartest.“

Er küsste sie kurz und blieb dann neben ihr liegen.

„Das ist also dein Wunsch? Die andere Seite zu erleben? Das ist irgendwie süß, aber andererseits auch merkwürdig. Reicht dir denn nicht, was du weißt und was man sehen kann? Bist du unglücklich, mache ich dich etwa nicht glücklich?“, fragte sie entsetzt.

„Ach was, du machst mich so glücklich, dass ich es nicht mehr in Worte fassen kann, aber wie gesagt, das ist schon lange mein Traum. Natürlich weiß ich auch, dass es hirnrissig ist, ich weiß was du sagen wolltest, aber es ist egal. Träumen wir man uns doch nicht verbieten dürfen, vor allem nicht, wenn sie so real sind, wie du“, schmeichelte er und beugte sich über Svetlana.

Und so vergingen beide wieder im gemeinsamen Liebesspiel.

Als sie es beendet hatten und friedlich nebeneinander ruhten musste Frederik doch feststellen, dass er diesen Traum nicht vergessen konnte. Svetlana konnte wohl immer wieder temporär die Oberhand gewinnen, aber diesen Traum konnte selbst sie ihm nicht nehmen und er war entschlossen, dass er eines Tages wahr werden sollte.

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RogerWright
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