Kurzgeschichte
Ram Ghanpati - Ein Brief der Verzweiflung

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"Ram Ghanpati - Ein Brief der Verzweiflung"
Veröffentlicht am 13. November 2012, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Ram Ghanpati - Ein Brief der Verzweiflung

Ram Ghanpati - Ein Brief der Verzweiflung

Hallo, mein Name ist Ram Ghanpati. Ich bin ein, leider nicht sehr großer, indischer Junge und mein Leben ist nicht mehr wert, als das eines Schweines, sagen sie. Ich bin hier vor 15 Jahren hinein geboren worden, genau wie meine 13 Geschwister und Halbgeschwister. Wir leben alle zusammen in einem altem, zu einer Hütte umfunktioniertem, 11m² großem Wohnwagen.

Genau wie der Rest meiner Familie arbeite ich im größten Schlachthaus der Welt. Ich würde euch gerne ein Foto zeigen, doch könnte ich mir erstens niemals einen Fotoapparat leisten, da wir nicht bezahlt werden, wir bekommen nur ein paar Reste zum Essen, die es nicht wert sind, verkauft zu werden, zweitens würde meine Familie und ich dann auch, so wie 10 andere Leute jeden Tag, von dem schwarzem Auto geholt werden und nach Indien zurück geschickt werden, wo meine Mama von den Mahatma gejagt und getötet würden, weil sie es wagte, zu fliehen. Mit dem werden hier alle moonlighter, so nennen sie hier die Schwarzarbeiter, erpresst. Eine Sache müsst ihr nämlich wissen, wir sind nicht legal hier. Vor 16 Jahren, als meine Mutter mit mir, ihrem 3. Kind, schwanger war, nahm sie meine Geschwister und ließ sich für ihr ganzes Erspartes, in die USA schleppen. Warum sie meinen Vater nicht mit nahm fragt ihr euch? Weil er tot ist, kurz vor unserer Flucht erwischten sie ihn noch. Doch das ist nicht so schlimm, ich sehe Haekwon, ein Koreanischer Flüchtling, der neue Freund meiner Mutter, als meinen Vater.



Ich möchte euch nun ein bisschen von meinem jetzigen Leben erzählen.

Ich stehe um 4:15 Uhr auf, da um 4:30 Uhr meine Schicht beginnt. Sie dauert bis 21 Uhr, eine Stunde ist Pause, trinken dürfen wir immer.



In unserer Abteilung werden 1900 Schweine, 800 Kühe und 16000 Hühner Getötet, jede Stunde.

Eigentlich funktioniert das ganze ganz einfach, so zusagen „schweine-einfach“. In einer Box, gefüllt mit 30 Schweinen Kommt eine große Stahl-Platte heruntergeschossen, die die Scheine zerquetscht, die toten Schweine werden dann auf einem Lieferband in einen enormen Häcksler befördert. Dort war ich noch nie, ich habe Angst vor dieser großen Maschine und ihrem ohrenbetäubendem Geräusch.

Von den Kühen und Hühnern weiß ich nichts, das ist nicht meine Aufgabe. Aber es wird erzählt, dass den Kühen bei lebendigem Leibe die Luftröhre ausgerissen wird, das ist die produktivste Methode. Doch ich habe Glück, meine Aufgabe ist eine Andere.

Sie ist es, den Bauch der Schweine auszunehmen. Den ganzen Tag die gleiche Bewegung, und das jeden Tag im Jahr, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag.

Ich hasse meine Arbeit, nein ich hasse sie nicht nur, ich verabscheue sie, ich ekle mich vor ihr, als ich anfing, zu arbeiten - ich war 9 - da musste ich mich noch jeden Abend übergeben. Jetzt ist mir das auch schon egal, ich weiß was ich tue, und warum das so wichtig ist, das zu tun.

Meine Hände brennen, sie brennen jeden Tag, sobald ich anfange, den Bauch zu öffnen. Ständig schneide ich mich, entweder mit der Säge, oder ich bleibe mit meinen Händen bei einem abgebrochenen Schweineknochen hängen. Meine Hände sind voller Narben, ein Finger ist nur mehr zur Hälfte da, doch die Wunde heilt nicht, durch den Ständigen Kontakt mit Ammoniak, mit dem wir die Bäuche säubern, wird sie ständig wieder auf geätzt. Die schwäre gelbe Schürze, die ich trage, stinkt, sie ist voller Blut und Kotresten, manchmal sind die Schweine noch warm, das hasse ich am meisten, oft kann die Schürze das Blut und die Innereien nicht abhalten, dann brennt auch meine Haut auf meinem Oberkörper.

Wie ich schon erwähnte, werden jeden Tag 10 Arbeiter abgeholt, 10, keiner mehr, keiner weniger.

Das Unternehmen hat soweit ich weiß ein Abkommen mit dem Staat, Sie wissen, was sich mit den Schwarzarbeitern abspielt, doch um die enorme Fleischwirtschaft, von der auch der Staat profitiert, nicht zu schwächen, schlossen sie dieses Abkommen, mit den 10 Schwarzarbeitern pro Tag. Was sie nicht wissen, Jede Nacht, kommt ein Lastwagen mit 25 neuen Arbeitern.

Sie kommen von überall, manche wohnen sogar über 100 Mailen von der Fabrik entfernt.



Wenn diese Geschichte jemand liest, sind wir wieder in Indien, also tot.

Doch das ist mir egal.


Ich bin Ram Ghanpati, und mein Leben ist nicht mehr wert, als das eines Schweins, sagen sie…

Ich werde wahrscheinlich bald sterben, aber wenn, dann will ich, dass jemand erfährt, was hier geschieht.



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JohnnyDerDepp

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exguesi Der Anfang tönt spannend, ebenfalls der Name des Jungens. Aber dass bereits der erste Satz zu lang ist und einige Kommas falsch gesetzt, stört ein wenig.

Auch die Art des Tötens tönt nicht sehr realistisch. Wenn die Schweine mit einer Metallplatte zerquetscht würden, könnte man sie nachher nicht mehr zu normalem Fleisch verarbeiten. Wahrscheinlich hätten sie nämlich einige Knochenbrüche. Und man fände Knochensplitter auf dem Teller.

Aber der Verlauf der Geschichte ist sehr spannend. Also schreibe ruhig weiter!
Vor langer Zeit - Antworten
EvaDark Ein gelungener Anfang. Ich bin echt neugierig, wie es weiter geht. Und auch dass der wahrscheinlich schon Tod ist (das find ich mit am besten).

Außerdem ist das sehr interessant. Nur eine Frage: ist das in der Realität auch so?
Vor langer Zeit - Antworten
Moonoo Das hat mich vom Prinzip her ein wenig an Martin Walsers Roman "Brief an Lord Liszt" ( Suhrkamp, Frankfurt am Main 1982 ) erinnert. Da besteht der ganze Text auch aus einem Brief. Aber in einem ganz anderen Kontext und in einem völlig anderen Stil.

Super Text. :) Liest sich sehr spannend.
Vor langer Zeit - Antworten
JohnnyDerDepp Re: - Vielen Dank, das freut mich!
Zitat: (Original von Resschreibt am 05.12.2012 - 17:11 Uhr) Wow! Die Geschichte ist total berührend und hat mich gleich in ihren Bann gezogen. Es ist außerdem sehr gut geschrieben!

Liebe Grüße
Res

Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Schlimm - Diese Geschichte, ob wahr oder nicht,( ich tendiere zu Ersterem)ist sehr gut geschrieben, geht unter die Haut und läßt aufhorchen. Das erste, was ich so gedacht habe war, ob auch was von dem genannten Fleisch in unseren Supermärkten im Angebot ist?

LG
Petjula007
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Eine böse schwarze Geschichte, - so schwarz und böse, wie das Leben des Jungen und seiner Familie.
Es kann durchaus wahr sein. Denn in Bangladesch sind ja auch. erst vor ein paar Tagen "Billiglöhner" umgekommen, die für deutsche Firmen für einen Hungerlohn arbeiten.
Wenn es nur mal möglich wär,e ein paar Staatsminister für eine Woche diese Arbeit tun zu lassen...
Deine Geschichte geht unter die Haut. Herbsttag
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer ob es denn so - ist , dieses entzieht sich meiner kenntnis ,
aber es kann so sein.
weil leben in diesen staaten nicht s wert ist .
leider ,
gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Jasmin99 Wow - Schrecklich! Okay, zuallererst eine Frage: DIe Geschichte ist nicht wahr oder?
Du hast den Text gut formuliert und beschrieben, der Schreibstyl gefällt mir, was den Inhalt angeht...wie soll ich sagen, erschütternd....
Der Einstieg passt gut zum Ende, die hast du sehr gut hinbekommmen:))
LG Jasmin
Vor langer Zeit - Antworten
JohnnyDerDepp Re: Wow, - Vielen Dank, Ihr Kommentar ehrt mich sehr!
Vor langer Zeit - Antworten
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