Kurzgeschichte
André Breton

Äääh, Vollidiot?! Mein linker Zeigefinger war gerade fertiglackiert, als mir von links ein Kaschmirpullover ins Gesicht flog. Stundenlang haben wir darüber diskutiert, was wir heute Abend machen sollen. Du immer so, Komm schon, baby, ich hab so abartige Lust auf Tanzen und ich aber eher so, Oh Mann, ich bin noch nicht besoffen genug für diese Art von Bewegung. Dann haben wir ein Bad genommen und Karten gespielt, wo ich und eigentlich du doch auch genau wissen, dass wir vom Baden sowas von müde werden. Ich hab uns nachher also Cocktails gemixt, mit Redbull, mit Cola, mit Malibu, mit Vodka, mit einer Prise Koks und viel Aggressionen. Manchmal flutschten mir die Limetten aus den Händen, der Cocktailmixer platzt auf und mein Outfit für den Abend war Geschichte. So lautes Rumgeheule, dass es mir schon selber peinlich war, dann hab ich aus Protest auch dein Kleid in Orangensaft getränkt und laut gelacht. Schätze mal, die Ohrfeige habe ich verdient. Ich hab alle Fenster in der Wohnung aufgerissen und Musik aufgelegt, die Sonne war gerade erst am Untergehen. Irgendwann dann dieser Schrei aus dem Bad und wie ich hinlaufe und nachschauen will, ob du meine Marienkäfersammlung unter dem Waschbecken entdeckt hast, verhake ich mich in dem Fernseherkabel, reiße das ganze Teil aus der Wand inklusive Fernseher und lande ziemlich unsanft auf dem Boden. Warum schreist du denn so dämlich, schreie ich Richtung Bad. Ich hatte so ein Gefühl, dass gleich was Schlimmes passiert, schreit es aus dem Bad heraus. Ich rappel mich auf, bemerke, dass mein beschissener Mittelfingernagel eingerissen ist und kaue wild darauf ein. Als sie dann aus dem Bad schreitet, wie eine Prinzessin, oder ein Rockstar, bleibt mir kurz die Luft weg. Sie ist echt so scheißhübsch, ich weiß gar nicht, warum sie noch immer bei mir ist. Ein angewiderter Blick von links oben auf mich, bist du dann endlich fertig, baby? Nur noch ein Spritzer Parfum zwischen die Titten, dann können wir die verfickte Stadt in Stücke reißen. Wir wanken das Stiegenhaus hinab, danach dann sowas wie ein Filmriss, bis ich 2 Tage später am Fußboden in einer komplett fremden Wohnung aufwache. Als ich das Haus verlasse, spricht niemand Deutsch oder Englisch und ich muss diebisch grinsen, weil mein Geld, mein Schlüssel und meine Liebste weg sind. Ich schnorr mir ein wenig Kleingeld zusammen und rufe bei der nächsten Telefonzelle die Nummer an, die mir anscheinend in den letzten 2 Tagen irgendwann auf den Unterarm tätowiert wurde. Mann, hätte ich jetzt gern ein Coca Cola, denke ich. Dann hebt jemand ab und sagt Bonjour, je suis André, j´ai longetemps attendu ta réponse. Fucking André Breton?! Seriously? Wer auch immer diese Geschichte geschrieben hat, muss ein vollkommener Sadist sein. Ich laufe und laufe bis mich das Geklappere der Tastatur nicht mehr nervt.