Schon wieder ist es dunkel um mich herum.
Die Dunkelheit ist nicht gerade mein bester Freund. Sie ist eher ein
ungebetener Gast, der auch noch seine Freunde auf meine Party mitbringt.
Unheimliche Gestalten, zerfetzte Kleidung, manche voller Blut, andere triefend nass.
Überall Wasser. Ihre Gesichter blass. Dunkel. Böse.
Man lernt sie zu ignorieren, doch manchen gefällt das gar nicht und sie werden ungemütlich.
Manchmal hätte ich gerne einen Bodyguard, der diese Gestalten von mir fernhält.
Sie halten mich wach.
Sie lassen Gegenstände in der Luft schweben, sie schalten den Fernseher immer wieder ein.
Sie machen mir Angst.
Ich muss zu ihr gehen.
Sie kenne sich damit aus, hatte sie gesagt. Sie wüsste, wie man damit umgeht, hatte sie gesagt. Sie wolle mir nur helfen, hatte sie gesagt.
Hilfe!
Ich brauche Hilfe.
Es ist mitten in der Nacht. Ich fühle mich beobachtet, doch dieses mal ist keiner von ihnen in meiner Nähe.
Ich klingel an ihrer Tür.
Einmal.
Es bleibt still und duster im Haus.
Ich sollte das nicht tun, es ist mitten in der Nacht.
Und dunkel!
Ich klingel ein weiteres mal.
Es kommt jemand die Treppen hinunter.
Ich höre sie.
Einen Moment lang habe ich Angst, sie könnte mir böse sein.
Es ist mitten in der Nacht.
Ich gehe einen Schritt zurück. Ich habe Angst.
Es ist dunkel.
Die Tür geht auf. Sie steht im Türrahmen.
Ein weißes, hübsches Nachthemd, umhüllt von einem
Morgenmantel.
"Entschuldigung", höre ich mich sagen.
Es ist mitten in der Nacht.
Es ist dunkel.
"Ich habe Angst.", höre ich mich sagen.
Ich habe Angst.
Sie lächelt.
Sie tritt näher,
Sie legt ihren Arm um mich herum.
Sie holt mich ins Haus.
Sie lächelt.
Es ist mitten in der Nacht.
"Entschuldigung", höre ich mich sagen.
"Es ist alles okay, Süße", höre ich sie.
-Süße- so hat mich lange niemand genannt.
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht,
verschwindet gleich wieder.
Es ist mitten in der Nacht,
Es ist dunkel draußen.
Mein Blick zieht zum Fenster.
Eine dunkle Gestalt schaut mich
grinsend an. Sieht mir direkt in die Augen.
Ich breche zusammen,
meine Beine brechen unter mir weg.
Ich liege auf dem Boden.
Nein.
in ihren Armen.
Sie hat mich aufgefangen.
"Entschuldigung", wispere ich.
"Entschuldige dich nicht immer", höre ich sie.
"ich passe auf dich auf", sagt sie.
"Ich bin bei dir , und die da draußen können dir nicht weh tun", verspricht sie mir.
"Danke", flüstrere ich.
Tränen in meinen Augen.
Hier will ich bleiben.
So ruhig.
Innere Ruhe.
Ich wusste gar nicht, dass ich so ruhig sein kann.
plötzlich schlafe ich;
in ihren Armen,
auf der Couch.
Seit langem wieder,
Sehr ruhig.