Fantasy & Horror
ROSEBLEED 6

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"ROSEBLEED 6"
Veröffentlicht am 06. November 2012, 22 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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ROSEBLEED 6

ROSEBLEED 6

KIERAN

Kieran. Der Name hallt in meinem Inneren wieder, wie das Echo einer längst vegrabenen Erinnerung. Etwas regt sich in mir, aber ich bekomme es nicht zu fassen. Mein Herz krampft sich wissend zusammen, mir ist etwas klar, aber ich weiß nicht was. Ich suche in der Dunkelheit und ergreife nichts als Leere. Ich kann mir nicht erklären, warum ein Name, SEIN Name, mich so empfinden lässt. Ich kenne ihn keine zehn Minuten. Und er verwirrt mich, lässt mehr Emotionen in mir aufwallen, wie sonst kein Mensch.
Sekunden verstreichen und ich sehe ihn nur an, merke gar nicht, wie viel Zeit vergeht, wie um uns herum alle still werden. Wir sehen uns an, Kieran und ich. Und ich spüre, dass etwas zwischen uns vorgeht, dass ich nicht benennen kann.
Schließlich reißt er den Blickkontakt als erster ab und schaut kurz nach vorne. Damit bricht er den Bann, der uns gefangen hielt und ich atme tief ein. Mir ist bis jetzt gar nicht aufgefallen, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten habe. Ich schaue schnell nach vorne zur Tafel und sehe, dass Mr Lingwood, unser Geschichtslehrer, schon eingetroffen ist. Ich versuche mich auf seine Worte zu konzentrieren und so meine Gefühle und den seltsamen Jungen neben mir aus meinen Gedanken zu verdrängen.
"Du hast mir noch gar nicht deinen Namen genannt."
Ich sehe zurück zu ihm und weiß sofort, dass es ein Fehler war. Aber es ist zu spät. Seine Augen von der Farbe irischer Wälder blicken mich an und ich drohe erneut in ihren hypnotischen Tiefen zu sinken. Ich blinzele schnell und schaue weg. "Rose Dawn", murmele ich und starre auf den Tisch nieder.
"Ein schöner Name", höre ich ihn leise sagen. "Er passt zu dir."
Ich versuche ihn zu ignorieren. Aber ich kann die Wärme und die Freude, die bei seinen Worten in mir aufblühen, wie eine anmutige Blüte, nicht verdrängen. 
Dann höre ich ihn erneut murmeln. Meinen Namen.
"Rose."
Und mit einem Schlag ist alles anders.

Wir wechseln während der restlichen Stunde kein weiteres Wort mehr und nachdem Geschichte geendet hat renne ich fast aus dem Klassenraum und direkt zur Mädchentoilette. Ich werfe meine tasche auf die Ablage neben den Spülbecken, drehe den Wasserhahn auf und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Immer und immer wieder.
Ich atme tief durch, in meinem Inneren von Gefühlen aufgewühlt, die mir bislang fremd waren, die nun aber wie ein erbitterter Sturm in mir toben, sodass ich am liebsten schreien würde. Ich tue noch einen letzten tiefen Atemzug und hebe den Kopf, dabei bleibt mein Blick an meinem Spiegelbild haften.
Was ich dort sehe ist mir nicht fremd. Doch diese Augen ... etwas hat sich verändert. Wie sie mich ansehen, auf eine Art, die ich noch nie bei ihnen gesehen habe.
Meine sonst blassgoldene Haut ist gerrötet und  erhitzt. Dunkle, schokoladenbraune Wellen, die fast schwarz wirken, umrahmen ein ovelas Gesicht, dass eher einem Mädchen gehört, denn einer Frau.
Und diese Augen, eines gold, eines lila, sind weit aufgerissen und starren mich an, verwirrt, glühend, verlangend, voller Sehnsucht.
Ich wende mich ab, denn ich kann den Anblick nicht ertragen, den Anblick dieser vertrauten Person, die mir plötzlich so fremd erscheint. 
Und mir fällt ein, dass Kieran keinen Moment lang überrascht gewesen ist, meine Augen zu sehen. Er war über diesen Anblick überhaupt nicht verblüfft, hat ihn einfach hingenommen, hat mich akzeptiert, wie ich bin. 
Diese Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag.
Und mein Herz öffnet sich ein kleines bisschen mehr.

In der Mittagspause sitze ich auf meinem üblichen Platz. 
Wie immer ganz hinten, wie immer in der Ecke. Und wie immer alleine.
Ich halte den Blick gesenkt und stochere geistesabwesend in meinem Salat herum, als ein Tablett auf dem Tisch landet und meine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Ich schaue auf, neugierig, wer sich da zu mir gesellt.
Und erstarre. Mein Herz macht einen Satz.
Er.
Kieran lässt sich geschmeidig auf den Stuhl mir gegenüber fallen und sieht mich an. Er grinst. "Hi."
Ich kann ihn nur anstarren. Mit offenem Mund. Zu mehr bin ich nicht in der Lage.
Er zieht eine perfekt geschwungene Augenbraue hoch und um seine Mundwinkel zuckt es amüsiert. "Nur nicht so überschwenglich. Ich bin überweltigt von deiner Freude mich zu sehen."
Seine Worte holen mich zurück aus meiner Trance und ich erröte. In seiner Nähe scheine ich das ziemlich oft zu tun und es gefällt mir nicht. "Was machst du hier?", platzt es aus mir heraus.
Jetzt zieht er beide Brauen hoch. "Sitzen", antwortet er. "Und ich dachte, ich könnte vielleicht auch etwas essen. Oder hast du etwas dagegen?"
Ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas dagegen habe. Wahrscheinlich sollte ich. Ich freue mich, dass er sich zu mir gesetzt hat, gleichzeitig vertraue ich dieser Geste so wenig, seiner Freundlichkeit und seinem scheinbaren Interesse an mir. Ich bin so etwas nicht gewohnt. Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
"Ich mein, was MACHST du hier? Warum hast du dich zu mir gesetzt?"
"Willst du lieber alleine bleiben?"
"Nein", gebe ich zögernd zu. "Das heißt, es mir eigentlich egal, ob du hier sitzt oder nicht. Ich verstehe nur nicht, warum."    
"Warum denn nicht?" Er wirkt so verständnislos, wie ich mich fühle. "Nach dem, was eben in Geschichte passiert ist, wollte ich schauen, ob es dir wirklich gut geht. Du bist so schnell aus dem Klassenzimmer verschwunden, dass ich keine Gelegenheit hatte, dich zu fragen, was überhaupt los gewesen ist. Du warst so schnell weg, dass ich dachte, dir wäre schlecht oder so. Und hab noch gesehen, wie du in der Mädchentoilette verschwunden bist, also..."
Meine Wangen werden heiß, als mir klar wird, was er angenommen hat. Er glaubt, ich hatte mich übergeben müssen oder sowas. Gott, wie peinlich. "Nein, so, äh, ist das nicht gewesen. Ich ... mir geht's gut. Wirklich."
"Okay, wenn es so ist bin ich erleichtert. Ich dachte schon, am Ende müsste ich dich doch noch zur Krankenschwester schleppen." Der Gedanke scheint ihn zu amüsieren, denn er grinst wieder und ich merke, wie ich abermals rot werde.
"Und? Jetzt, wo geklärt ist, dass ich niemanden brauche, der mich zur Krankenschwester schleppt, kannst du ja gehen."
Ich habe erwartet, dass er mich erstaunt, vielleicht auch beleidigt ansieht. Möglicherweise enttäuscht.
Aber das tut er nicht.
Er fängt an zu lachen.
"Was ist denn so lustig?", frage ich ihn und weiß, dass ich finster blicke. 
Er grinst breit und frech, was ihn jünger erscheinen lässt und irgendwie ... süß. "Du willst mich wohl unbedingt loswerde, was." Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung.
"Na ja, ich verstehe einfach nicht, warum du weiterhin hier bleiben solltest. Deine Frage ist doch geklärt, also ... Was hällt dich ab?"
Er senkt die Lider und betrachtet mich durch seine dichten schwarzen Wimpern hindurch an. "Süße", sagt er und bei seiner tiefen Stimme überkommt mich ein wohliges Schaudern, "das ist nicht der einzige Grund, warum ich hier bin."
Ich schlucke. "Warum bist du dann bei mir?"
Er antwortet mir nicht senkt den Blick und beginnt einen Apfel zwischen seinen Händen hin- und herzudrehen. Ich beobachte ihn dabei. Als er spricht, reißen seine Worte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. "Du bist anders", sagt er leise und sieht mich an. Sein Blick ist intensiv wie ein Berührung, durchdringend, wissend.
Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. "Wie meinst du das?" Mir ist klar, dass das keine Antwort auf meine Frage gewesen ist.
"Ich meine", sagt er langsam", du bist anders. Anders, als all die anderen."
Ich blinzele und versuche den Bann, den er um mich herum zu spinnen scheint, von mir zu lösen. Dann schnaube ich. "Du meinst wegen meiner Augen?", frage ich und zeige mit dem Finger darauf.
Aber er schüttelt den Kopf. "Dein Augen sind einzigartig und wunderschön."
Erneut wird mir warm. Außer meiner Familie hat noch nie jemand behauptet, meine Augen wären schön... Nein, da war noch jemand. Ich bekomme diese Erinnerung aber nicht zu fassen. Ich höre die Worte, sehe aber kein Bild.
Während ich mich anstrengend zu erinnern versuche, ziehe ich die Brauen zu einem finsteren Blick zusammen, wie ich es immer unwissend tue, wenn ich intensiv an etwas denke. Kieran, der meinen Gesichtsausdruck wohl missversteht, schüttelt den Kopf. "Ehrlich. Sie sind schön. Du musst mir ja nicht glauben, aber es ist die Wahrheit."
Und er sagt es so ernst, dass ich nicht anders kann, als ihm zu glauben.
"Aber das habe ich nicht gemeint", fährt er dann fort. "Du bist nicht deswegen anders. Sondern wegen dem, wer du bist."
Ich bin verwirrt, dann wird es mir klar. Er hat wohl die Geschichten über mich gehört. Ich ziehe eine Grimasse und schenke ihm ein Lächeln, das wohl eher einem Zähnefletschen gleichkommt. "Ah", sage ich und ziehe es in die Länge. "Du meinst, weil ich meine Zeit auf Friedhöfen verbringe, zaubern kann und mit Geistern rede." Ich grinse spöttisch, doch es tut mir im Inneren weh.
Da fängt er wieder an zu lachen. "Du redest mit Geistern? Und ich dachte schon, ich wäre der Einzige."
Ich merke, wie meine Gesichtszüge entgleisen und ich weiß, dass ich ihn wie ein Dämlack anglotze. Aber ich kann nicht anders.
Er schenkt mir ein schiefes Grinsen und fährt sich mit der Hand durchrs Haar. Dabei spielen seine Muskeln unter dem Hemd und ziehen meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich starre seine starke Brust an, gegen die ich noch vor nicht allzu lange gepresst wurde, und lecke mir über die Lippen. Die Haut, die von seinem offenem Kragen entblößt wird, ist seidig und glatt, perfekt wie alles an ihm. Eine dünne Kette blitzt golden durch den weißen Stoff auf.
Als er sich vernehmlich räuspert, wird mir bewusst, dass ich ihn immer noch anstarre und keine Ahnung habe, wie viel Zeit vergangen ist. Sofort wende ich meinen Blick wieder seinem Gesicht zu und sehe, wie er mich angrinst. Nicht spöttisch, sondern anzüglich.
Verflucht!
"Zurück zum Thema", sagt er gedehnt und meine Haut wird heiß, ich erröte vom Hals bis zum Haaransatz. "Also. Du glaubst nicht an Geister, oder?"
Da ich nicht glaube, auch nur einen richtigen Ton herausbringen zu können, und, falls doch, befürchte wieder ins Stottern zu kommen, schüttele ich nur den Kopf. Nein, ich glaube nicht an Geister.
"Das solltest du aber", sagt er und seine Stimme ist plötzlich wieder ganz ernst. Sein Gesichtsausdruck hat sich verändert und etwas Hartes hat sich in seine Züge hineingeschlichen. Ein Schaudern überläuft mich, doch diesmal nicht aus Wohlempfinden.
"Warum?", frage ich, um das mumlige Gefühl in meinem Bauch zu überspielen. "Glaubst du etwa an Geister? Ich meine wirklich?" Ich versuche, zu lachen, doch es misslingt mir. Etwas Kaltes sitzt in meiner Brust und ich kann nur schwer atmen. Seit wann machen Geistergeschichten mir Angst?
Kieran verzieht nicht das Gesicht, er lacht nicht oder grinst, so wie wenn es ein Scherz gewesen wäre. Es ist ihm ernst.
Dann schüttelt er denn Kopf, aber nicht als Antwort auf meine Frage, sondern eher, um einen Gedanken loszuwerden, der sich in seinem Kopf niedergelassen hat. "Du solltest einfach vorsichtig sein", sagt er leise, fast so leise, dass ich ihn nicht hören kann. Aber ich verstehe jedes einzelne seiner Wörter, als hätte er sie mir entgegengebrüllt. "Auch wenn du nicht daran glaubst. Es gibt Geister und nicht alle sind wohlgesinnt. Manche dürsten nach deinem Blut. Du bist in Gefahr, Rose."
Mit dieser verstörenden Offenbarung steht er auf und lässt mich allein zurück.

Seit unserem gespräch in der Cafeteria habe ich ihn nicht mehr gesehen. Doch seine letzten Worte wollen mir einfach nicht aus den Kopf gehen. Er war so ernst, so eindringlich. Er glaubte fest daran, da bin ich überzeugt.
Ich frage mich ob er verrückt ist. Schade bei diesem Aussehen und sonst scheint er ja ein echt toller Kerl zu sein. Ein wenig merkwürdig, aber ansonsten wirklich großartig.
Aber wenn ich so an seine Worte denke, bin ich mir nicht sicher, ob er nicht vielleicht ein paar Schrauben locker hat. 
Doch dann denke ich an meine Albträume und die Gefahr, die er genannt hat, erscheint auf einmal ganz real. Ich fröstele, und es hat nichts mit den kalten Temperaturen zu tun. 
Nach Scchulschluss bewege ich mich nur mit langsamen Schritten richtung Ausgang, während alle anderen regelrecht an mir vorbeistürmen. Sie können es wohl nicht erwarten, endlich die Schule zu verlassen. Ich trödele hinter ihnen her, vollkommen in meine Gedanken gesunken.
Als mich jemand an der Schulter packt schnappe ich erschrocken nach Luft und mein Herz schlägt wild gegen mein Brustbein. Doch als ich mich umdrehe sehe ich, dass es Kieran ist.
Kein Monster.
Er lächelt mich an. "Hey", sagt er. "Hab schon gedacht, ich würde dich verpassen."
"Hmm." Ich habe immer noch die Bilder im Kopf, die seine Worte unabsichtlich in meinen Kopf gepflanzt haben, als er mich auch schon weiter richtung Ausgang drängt.
"Ich hatte gehofft, noch ein weiteres Fach mit dir zu haben. Scheint aber, dass dem nicht so ist." Er sieht mich neugierig an. Von der Ernsthaftigkeit unseres letzten Aufeinandertreffens fehlt jede Spur, was mich ein wenig durcheinanderbringt.  
"Was für Fächer hast du denn?", frage ich, mehr aus Reflex als aus Neigierde, obwohl es mich insgeheim schon interessiert.
"Englisch, Mathe, dann Geschichte, wie du ja weißt, anschließend zwei Stunden Sport und Biologie."
"Sport bei Ms Maxwell?"
"Mhm", nickt er zustimmend.
"Da bin ich auch. Aber sie hat mich für heute entlassen. Sie meinte, ich solle diese Stunde aussetzen und nächstes Mal erst mitmachen. Ich hab die Zeit in der Bibliothek verbracht."
"Ach so. Dann haben wir also Sport zusammen." Er klingt aufrichtig erfreut. Er strahlt mich an. "Bist du denn gut?"
"Gut in was?", frage ich verwirrt und meine Gedanken schweifen ab ... in Richtungen, von denen die niemals zugeben würde, je daran gedacht zu haben.
Ich hoffe inständig, man sieht mir nicht an, an was ich gerade denke. Doch Kieran muss zumindest etwas ahnen, denn er schenkt mir erneut dieses spitzbübische Lächeln, seine Augen funkeln. "Sport", sagt er. "Bist du gut in Sport?"
"Geht so", sage ich leise und senke meinen Kopf, damit er mein hochrotes Gesicht nicht sieht. Ich höre ihn leise Lachen, was es mir nicht einfacher macht.
"Und in anderen Dingen?" Seine Stimme ist eine Octave tiefer gerutscht und scheint an Stellen in mir zu vibrieren, die noch nie jemand zuvor berührt hat.
"Ich bin eher Mittelbegabt. Ich zeichne gerne", füge ich schließlich hinzu. "Aber unsere Kunstehrerin ist in Babypause getreten uns wir haben keinen Ersatz, darum ist ihr Kurs ausgefallen."
"Ach so",sagt er wieder und als ich einen Blick in sein Gesicht wage wirkt er nachdenklich.  
Wir treten ins freie und kalte Luft weht uns entgegen. Sie ist nicht mild aber auch nicht unangenehm. Der Schnee ist längst geschmolzen und der schlimmste Part des Winters scheint wieder vorrüber zu sein. Jetzt warten die Blumen den Frühling ab um endlich gedeihen gedeihen zu können.
Wir schlendern nebeneinander auf den Parkplatz und ich merke, wie uns einige Leute anstarren. Ich versuche, sie so gut wie möglich zu ignorieren, kann mir aber vorstellen, was durch ihre Köpfe geht. Etwa in der Art, wie "Was macht denn dieser Gott von einem Kerl mit diesem Freak?" oder "Diese Hexe hat ihn doch mit einem Bann belegt. Warum sonst, sollte er sich mit der abgeben".
Die Wahrheit allerdings ist ganz anders. Im Grunde glaube ich, dass Kieran MICH mit einem Bann belegt hat, denn meine Gefühle lassen sich anders nicht erklären.
Was mich wieder an die Geister und seine dunkle Botschaft denken lässt.
Ich will ihn fragen, will ihn ausquetschen, damit er mir alles erklärt. Aber ich hab keine Ahnung, wie und wo ich anfangen soll.
Ich bin so mit meinen Gedanken beschäftigt, dass ich gar nicht bemerkt habe, dass er mich zu einem Wagen geführt hat. Erst als wir stehen bleiben wird es mir bewusst und ich starre den schwarzen Maserati vor uns an. Mit einem Piepen blinken seine Lichter an und als ich zu Kieran sehe, erkenne ich die Autoschlüssel in seiner Hand.
Er dreht sich zu mir um und sieht mich mit schiefgelegtem Kopf an. "Soll ich dich nach Hause fahren?", fragt er.
Ich bin kurz wie vom Blitz getroffen und glaube mich verhört zu haben. Als er mich weiterhin abwartend ansieht, wird mir klar, dass dem nicht so ist und er mir die Frage tatsächlich gestellt hat.
"Warum?", frage ich ihn, als ich mich endlich wieder gefasst habe. "Damit du mich vor bösen Geistern und Gespenstern beschützt, die mein Blut trinken wollen."
Er lächelt mich an, doch ich sehe, wie ein schwarzer Schatten sich über seine Augen legt. "Ich habe nie gesagt, dass sie dein Blut trinken wollen. Sowas machen nur Vampire und Vampire gibt es nicht."
"Dann hab ich wohl was missverstanden." Ich kann den Sarkasmus in meiner Stimme selbst hören, aber er scheint sich nicht daran zu stören, dass ich mehr oder weniger mich über ihn lustig mache. Er zuckt nur die Schultern. Und denkt gar nicht daran meine unausgesprochenen Fragen zu beantworten.
"Also, was ist? Willst du mitfahren?" Er klimpert mit den Autoschlüssel, um meine Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
Ich möchte, stelle ich plötzlich fest. Ich möchte mit ihm mitfahren. Ich will, dass er mir Antworten gibt. Dass er mir die Wahrheit sagt, nach der ich mich so sehr sehne.
Erschrocken über mich selbst mache ich einen Schritt von ihm weg. "Nein", sage ich, das Wort schießt aus mir heraus, wie die Kugel aus einer Pistole. Ich kann die Furcht in meiner Stimme hören und versuche, mich wieder zu fassen. "Ich möchte lieber zu Fuß gehen."
Er sieht mich so durchdringend an, dass ich das Gefühl habe, er blicke in mein Innerstes, und hoffe er sieht die Narben nicht, die ich dort versteckt halte.
"Warum?", fragt er leise. "Hast du Angst vor mir?"
Ich will schon verneinen, denn er ist es nicht vor dem ich Angst habe. Ich bin es selbst, vor der ich mich fürchte. Schließlich zucke ich die Schultern und setze einen gelangweilten Blick auf. "Jeder weiß doch, dass man zu Fremden nicht ins Auto steigen darf."
"Autsch", sagt er, doch er lacht. "Das hat gesessen." Aber da ist etwas in seinen Augen. Etwas, das mir Unbehagen bereitet.
Im nächsten Moment schon schreitet er mit ernstem Gesicht auf mich zu und bleibt nur wenige Zentimeter vor mir stehen. Ich muss den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können.
"Du tust Recht daran, dich vor mir in Acht zu nehmen", höre ich ihn leise Flüstern und ich bin mir nicht sicher, ob er zu mir spricht oder mit sich selbst. Dann hebt er eine Hand hoch und streichelt zart meine Wange. Es kribbelt in meinem Bauch, als würden tausende Flügel mich von innen berühren. Er beugt sich zu mir herab und wieder erfüllt sein Duft - wie der Wald nach einem Monsun - die Luft um mich herum. "Dann sehen wir uns morgen." Und dann spüre ich seine Lippen auf meiner Haut, als er mich auf die Wange küsste, viel zu nah an meinem Mund.
Und doch nicht nah genug.
Er richtet sich wieder auf und seine Augen sind so dunkel, dass sie schon fast schwarz wirken. Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um, geht zu seinem Auto und öffnet die Tür. Er sieht sich nicht noch einmal nach mir um, als er auf den Fahrersitz rutscht und die Tür zu schlägt. Der Motor erwacht mit einem leisen Schnurren zum Leben und Kieran fährt den Maserati geschmeidig vom Parkplatz.
Als er längst verschwunden ist, sehe ich ihm noch immer nach.                                                                 

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KathySherryl

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KathySherryl Re: -
Zitat: (Original von BloodAngel am 07.11.2012 - 21:53 Uhr) Oh gott ... Kieran verwirrt sie ganz schön :)
Schönes kapitel freu mich auf das nächste

Lg BloodAngel


Kann man wohl sagen *grins*
freut mich, dass es dir gefallen hat :) das nächste kapitel wird (hoffe ich) noch spannender ;)

lg
KT
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BloodAngel Oh gott ... Kieran verwirrt sie ganz schön :)
Schönes kapitel freu mich auf das nächste

Lg BloodAngel
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