Beschreibung
Auch wenn es kaum zu glauben ist: es handelt sich hier wirklich um eine wahre Geschichte! Zwar nicht von mir persönlich erlebt, habe sie aber aus erster Hand gehört, meine grosse Schwester sass mit im Auto.
Wir sassen um das Feuer herum und sangen. Auf dem Boden lagen weit verstreut einige Bierflaschen. Wir waren alle ganz gut beieinander, das heisst auf gut deutsch, wir waren sternhagelvoll. Liverollenspiele sind schon eine tolle Sache! Man amüsiert sich prächtigst dabei und hinterher blieben wir immernoch eine Weile zusammen um über dies und jenes zu lachen und zu reden, solange die Alkoholvorräten nicht schwanden, gingen auch wir nicht. Die Spiele fanden im Wald statt, dort, wo es niemanden wirklich störte. Wir waren eine relatif grosse Gruppe und traffen uns zweimal im Monat. Diese Liverollenspiele waren eine angenehme Abwechslung von den einfachen Rollenspielen, zu denen wir uns mal bei dem einem, mal bei dem anderen zu Hause traffen.
Irgendwann, so gegen ein Uhr morgens entschieden wir uns dann schweren Herzens abzuziehen. Wir besassen nur zwei Autos und waren ungefähr zu zwölft, sieben fuhren mit Andreas mit und die restlichen fünf, darunter ich, mit Kristin. Natürlich sollte man in diesem Zustand nicht mehr Auto fahren, aber wie sollten wir denn dann nach Hause kommen? Und ausserdem war zu dieser Zeit eh niemand mehr auf den Strassen.
Auf dem Weg zu unseren Wohnungen lallten wir heftigst im Auto herum und machten im Prinzip nur Mist, hupten laut herum und erschreckten alte Damen, die zu dieser späten Stunde noch mit ihren winzigen Hunden Gassi gingen.
Nach ungefähr einer halben Stunde wilder Fahrt durch unser Dorf, bei der wir natürlich nicht sofort nach Hause gingen, sondern einige überflüssige Runden drehten, traffen wir schliesslich auf diesen berühmten Kreisverkehr. Übermütig geworden setzte Kristin, unter lauten Ermunterungen unsererseits, gleich zu seiner Umrundung an. Einmal, zweimal, dreimal und natürlich immer schneller, es war ja niemand da, der uns hätte stören können. Ich habe keine Ahnung, wie schnell wir wirklich um ihn herum saussten, aber 40 km/h sollten es schon gewesen sein.
Dann wurde uns auch das zu langweilig. Bei der letzten Umdrehung fragten wir uns, was wir noch machen könnten, oder ob wir lieber nach Hause zu unseren warmen Betten fuhren. Da kam Benedikt diese glorreiche Idee: Wie wäre es wohl um diesen Kreisverkehr im Rückwärtsgang zu fahren? Selbstverständlich sollte man so eine Idee nie vor einer Gruppe wie unserer äusseren, das hiess für uns gesagt, getan, auch wenn es im Prinzip völlig idiotisch und natürlich wahnsinnig gefährlich war. Aber wie gesagt, es war keiner da und der Alkohol im Blut gab uns das Gefühl wahre Helden zu sein.
So ging es los. Wir amüsierten uns prächtig, bis wir es auf einmal lautstark hupen hörten. Wir sahen uns um, ohne anzuhalten, und sahen einen Herren in seinem kleinen, weissem 205er Peugeot, der wild mit den Armen fuchtelte und uns wahrscheinlich laut beschimpfte. Was soll's. Wir liessen uns nicht hetzen und liessen ihn dafür eine Weile warten.
Schliesslich entschieden wir uns doch dazu, ihn vorbei zu lassen und fuhren aus dem Kreisverkehr heraus, um ihn seines Weges ziehen zu lassen, unser Vergnügen konnten wir auch danach noch fortsetzen. Doch irgentwie wollte er sich nicht von der Stelle rühren, er stieg nur aus seinem Wagen, kam einige Schritte auf den unseren zu und erklärte uns, er habe unser Nummernschild notiert und es lohne sich nicht zu flüchten. Wir lachten ihn etwas dämlich an.
Einige Minuten später, sass er wieder in seinem Wagen, schloss sich uns ein Polizeiwagen an. Er hielt, zwei Polizisten stiegen aus und gingen zuerst zu unserem neuen Freund. Sie sprachen kurz mit ihm und kurz darauf sahen wir sie auf uns zu kommen. Jetzt waren wir doch etwas beunruhigt, so eine Rückwärtsfahrt um einen Kreisverkehr ist mit Sicherheit nicht legal. Umso überraschter waren wir als wir, nachdem wir die Scheibe runtergefahren hatten, den Polizisten uns Folgendes mitteilen hörten:
" Alles in Ordnung, meine Herren, sie können getrost nach Hause fahren. Machen sie sich keine Sorgen, der Mann dorthinten in seinem Peugeot ist total betrunken, er meint ernsthaft, er hätte sie im Rückwärtsgang und noch dazu mit einer rasanten Geschwindigkeit um den Kreisverkehr fahren sehen. Der hat wohl etwas zu tief ins Glas geschaut heute Abend. Fahren sie nach Hause und gute Nacht, wir kümmern uns darum. " . So sprach's und ging. Und wir fuhren etwas ungläubig nach Hause.
Noch heute lachen wir uns halbtot, wenn wir an diese Nacht zurückdenken, aber um Kreisverkehre machen wir seitdem trotzdem einen grossen Bogen.