Kurzgeschichte
Auf der Suche nach dem verlorenen Schloss

Zwischen Kistenauspacken und Möbelzetrümmerungen schaltete man uns schließlich den Strom ab. Nichts macht so wenig Spaß wie Bücher nach Themen (Drogen – Magersucht – Beatnik - Musik) sortieren, wenn es nicht musikalisch untermalt wird. Mein treuer Gefährte S und ich trafen uns zu diesem Anlass im Hauptquartier der Wiener Stromlieferanten, wo man uns mit „tuans uns an gfoin, gengans ham“ an den Beamtenweisheiten teilhaben ließ. Nachdem wir ihm diesen Gefallen getan haben, fiel uns ein Schlüssel in die Hände, der als Lösung all unserer Probleme erschien. Ein Schlüssel, dessen Schönheit in seinem majestätisch angefertigten Bart gipfelte. Ein Schlüssel, dessen Magie uns fremde Welten öffnen sollte, vor allem die Tür zu unserem Strom. Nach einem kurzen Telefonat mit weiteren Beamten wurde mir die Erlaubnis zuteil, die Scheiße selbst in die Hand zu nehmen. Also tourten wir mit dem magic key in Händen durch sämtliche Hausflure, Stockwerke, stopften denselben in sämtliche Türen und Stromkästen, aber... Er sperrte nicht. Keine einzige Tür. So saßen wir in dem dunklen und stillen Kämmerchen und weinten uns die Äuglein aus. Bis der holde S die glorreiche Idee hatte, einfach einen anderen Schlüssel zu verwenden, und zwar jenen, der in der Tür zu unserem Stromzähler steckte. Naja, es spricht vielleicht nicht wirklich für uns (oder viel mehr für mich), dass dies tatsächlich die Lösung war. End of story: Eine Woche später kam dann wirklich ein Mensch von dieser Organisation und nahm uns wieder in die Kunden-Kartei auf. Ein paar Wochen später kam dann noch ein Mensch, diesmal von einer Internet Firma, um uns auch wieder für die Generation 2.0 relevant zu machen. Und die Moral? Selbstständigkeit ist mit vielen seltsamen Tätigkeiten verbunden, zum einen die Kommunikation mit Fremden, zum anderen die spannenden Suchen nach dem Sinn des Lebens. Oder eben des Schlüssels.