Gabriella brach ihr Studium ab um Agentin zu werden. Nach einem halben Jahr Ausbildung bekommt sie schon ihren ersten großen Auftrag, den sie mit David, Yuri, Victoria und Juan ausführen muss. Sie kommt in dieser Zeit ihren Kollegen näher, doch wenn das alles so leicht wäre... Eine Liebesgeschichte mit einem Tick Krimi. Es kommen in dem Buch sexuelle Handlungen vor! Würde mich auf Lob & Kritik freuen!
Schon seit sechs Monaten bin ich sozusagen eine Agentin. Wegen dem, habe ich nach ungefähr drei Semestern mein Archäologie-Studium abgebrochen. Und ich bereue diese Entscheidung überhaupt nicht.
Ich hatte bis jetzt noch keinen richtig großen Fall. Ich war ja noch eine Anfängerin. Leider.
Ich war noch nicht einmal 21. Geboren bin ich in Mexiko.
Mein Name ist Gabriella Fernandez.
Ich lernte sehr viel in den sechs Monaten:
Wie man schießt.
Wie man etwas analysiert.
Wie man Fingerabdrücke sucht.
Und vieles mehr.
Es hört sich verrückt an: Agentin. Aber unsere Agentengesellschaft hieß: AGFS.
Eine „Ausbildung“ als Agentin dauert lange. Vier bis fünf Jahre.
Jedoch hat man in diesen fünf Jahren schon einige große Fälle. Das ist ein Beweis, dass man für diesen „Beruf“ geschaffen ist – falls man die löst.
Natürlich nicht alleine. In einem Team sind circa 3-8 Leute.
Nicht alle sind vom gleichen Jahrgang. Es müssen mehr erfahrene dabei sein als Anfänger.
Und nach einem halben Jahr bekomme ich endlich meinen ersten richtigen Fall...
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In einem Raum. Fünf Leute. Zitternd. Und warten auf ihren nächsten großen Fall. Und ich – wartend auf meinen ersten großen Auftrag.
Ich kannte die anderen noch nicht.
Unsere Gesellschaft war groß. Zum ersten Mal fielen mir die vielen Auszeichnungen auf.
Nach zehn Minuten warten, kam auch Mister McJean herein. Er war unser Chef. Dann saß er sich auf den Sessel, musterte uns von oben nach unten ab. Und sagte anfangs nichts, denn er sah unsere Akten an. Jeder hatte eine eigene Akte und in der stand drin, was wir schon alles geleistet haben und in was wir besonders gut sind.
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Dann fing er endlich an zu reden: „Ich habe einen ganz besonderen Auftrag für euch. Vor einem Jahr versuchte die Polizei einen Fall zu lösen. Man nannte diesen Fall: 'Das vergessene Haus'. Es lebte dort mal ein Ehepaar, dass viele Kinder adoptierte. Komischerweise starben die meisten Kinder. Insgesamt hatte das Ehepaar fünfzehn Kinder adoptiert. Daran konnte man merken, dass es ein unseriöser Adoptionsdienst war. Aber das war noch nicht alles. Das Haus ist mitten im Wald. Das Ehepaar ist spurlos verschwunden, aber man vermutet heute noch, dass das Pärchen immer wieder zurückkommt. Drei Kinder sind spurlos verschwunden. Zwölf Kinder wurden tot gemeldet, aber die Leichen wurden nie gefunden. Eure Aufgabe ist es: Die Leichen zu finden, Hinweise darauf zu finden, wo das Paar gerade steckt und wo sich die verschwundenen Kinder befinden!“
Eine Asiatin streckte die Hand: „Wie weit von hier befindet sich das Haus?“ „Yuri!“, sagte er, „Es ist 230 Kilometer von hier entfernt. Ihr kommt mit einem Wohnwagen dort hin. Ihr könnt, wenn ihr wollt in das Hotel, das 10 Kilometer von dort entfernt ist, übernachten!“
Ein anderer Typ – höchstwahrscheinlich ein Latino fragte: „Wie lange haben wir für den Fall Zeit?“
„Circa zwei bis vier Monate maximal!“, antwortete Mister McJean.
„Wieso so lange?“, fragte er. McJean meinte: „Es ist ein sehr schwieriger Fall. Sogar die Polizei hat kaum etwas gefunden!“
Ich fragte dann: „Wieso gibt man mir gleich am Anfang so einen schwierigen Fall?“
„Gabriella. Die Leute hier sind schon im dritten und im vierten Ausbildungsjahr. Und wir wissen beide, dass du eine bist, die sehr schnell lernt und du bist fortgeschrittener als andere in deinem Jahrgang. Also wäre es eine gute Chance für dich weiter zu kommen.“
„Ah, eine Latina!“, sah mich der Latino an und zwinkerte mir dabei zu. „Juan! Hör auf hier zu flirten!“, mahnte ihn McJean an.
Juan sah mich trotzdem noch an. Mein Blick wandte sich doch dann wieder zu Mister McJean.
Dann erzählte er weiter: „Ihr packt dann eure Sachen. Möglichst viele Klamotten würde ich an eurer Stelle mitnehmen, da ihr dort lange sein werdet! Heute Abend geht es dann los! Und glaubt mir, der Wohnwagen wird euch gefallen!“
„Um wie viel Uhr fahren wir dann los?“, fragte ein anderer. Er sah aus wie ein typischer Amerikaner. James Bond mäßig.
„Wir treffen uns alle um sieben Uhr!“, sagte er und danach verließen wir alle den Raum.
Also fuhr ich nach Hause, um meine Sachen zupacken. Ich wohnte in dem Haus von meinen Eltern, da es als Agentin eh nichts bringt, eine eigene Wohnung zu haben, da man eigentlich nicht immer in der Stadt ist und somit dann die Miete umsonst bezahlen würde.
Meine Mutter kam in mein Zimmer und fragte: „Wieso packst du deine Sachen, Gabriella?“ „Ich habe dir doch erzählt, dass ich heute meinen ersten richtigen Auftrag bekomme und der ist etwas weiter weg.“
„Und wann kommst du wieder?“, fragte meine Mutter wütend.
„Weiß ich nicht genau. Bin aber mindestens für ein paar Monate weg!“, antwortete ich.
„Was?“, fragte sie schockiert, währenddessen ich schon einen Koffer gepackt hatte.
„Ich rufe dich an, keine Sorge!“
„Gabriella! Das kannst du nicht einfach so machen!“, schimpfte sie. „Doch. Kann ich!“
„Gabriella!“, schrie sie. „Was, Gabriella? Mama, ich bin alt genug, OK? Ich muss in ein paar Stunden fertig sein, also lass mich bitte jetzt meine Angelegenheiten machen, danke!“, schrie ich.
Sie sah mich erschrocken an, verließ dann jedoch das Zimmer. Ich packte weiter meine Sachen.
Danach ging ich duschen und war total aufgeregt. Mein erster Auftrag und dann noch so ein komplizierter.
Vier Monate weg von der Stadt und in einem fremdem Ort. Jeden Tag in einem Haus, bei dem man nicht weiß, was dort passiert ist.
Als ich daran dachte, bekam ich sofort eine Gänsehaut.
Ich stieg aus der Dusche und schaute auf die Uhr. Noch 2 ½ Stunden bis ich dort sein muss.
Ich sah nochmal nach, ob ich alles eingepackt habe. Dann föhnte ich meine Haare und machte mir einen Zopf. Danach trug ich roten Lipgloss auf und schminkte mein Augen etwas.
Ein paar Minuten später ging ich dann runter zu meinen Eltern. „Gabriella!“, schrie plötzlich mein Vater.
„Was ist?“, fragte ich. „Komm mal her. Wir müssen mit dir reden!“, schrie er weiterhin.
Ich ging ins Wohnzimmer. „Setze dich hier her!“, sprach er im Befehlston.
Ich saß mich hin und fragte: „Was wollt ihr denn?“
Er war total sauer und das sah man ihm total an. Er meinte: „Das Dümmste, was du jemals gemacht hast, ist dein Studium zu schmeißen!“
„Ich werde nicht wieder anfangen zu studieren! Gewöhnt euch endlich daran!“, sagte ich.
Meine Mutter sprach: „Aber dein Agentenmist kannst du nicht dein ganzes Leben lang machen!“ „Doch kann ich! Und jetzt entschuldigt mich. Ich muss mir jetzt was zu essen machen und dann gehe ich!“, sprach ich und lief in die Küche und machte mir dort kurz paar Sandwichs.
Mein Vater platzte überraschend in die Küche, als ich aß.
„Gabriella, ich will jetzt nicht mehr schreien, aber wir haben Angst, dass dir etwas zustößt!“, meinte er.
„Ach, Papa, mir wird schon nichts passieren. Keine Sorge!“, sagte ich dann zu ihm.
Er lächelte mich an und sagte dann: „Wir hoffen es.“
Dann fragte ich ihn: „Kannst du mir dann helfen, das Gepäck ins Auto zu tragen?“
Er nickte und ging dann wieder ins Wohnzimmer.
Als ich mit dem Essen fertig war, bat ich meinen Vater darum, dass er das Gepäck runter trägt und es in den Kofferraum legt. Glücklicherweise haben die es akzeptiert, dass ich weg bin. Ich glaube, ich werde diesen Adrenalinkick lieben.
Meine Mutter wartete schon draußen auf mich. Ich nahm noch schnell meine Sonnenbrille und verließ das Haus.
Meine Mum nahm mich in den Arm und sagte: „Pass auf dich auf!“ „Werde ich, Mama!“
Mein Vater kam mit dem Gepäck runter und steckte es in den Kofferraum. Er nahm mich auch nochmal in den Arm und sprach: „Bau kein Mist!“ Er lachte dabei.
„Mache ich nicht!“
Dann stieg ich ins Auto und winkte ihnen nochmal und fuhr zur AGFS.
Dort standen schon Yuri, „James Bond“ und Mister McJean, daneben der zweistöckige Wohnwagen.
„Gabriella, du bist ja auch schon da!“, sagte McJean überrascht.
„Ich habe mich auch beeilt.“ 'James Bond' gab mir seine Hand und stellte sich vor: „Mein Name ist David!“
„Freut mich. Ich heiße Gabriella.“, antwortete ich.
Er lächelte mich an und sagte: „Weiß ich!“ Dann kam Juan und eine andere.
Und dann kündigte Mister McJean noch etwas an: „Ihr schläft heute Nacht auf jeden Fall im Hotel, da ihr morgen ausgeschlafen sein müsst. Denn ihr müsst morgen das Haus suchen! Aber ihr habt leider alle fünf gemeinsam ein Zimmer, denn es ging nicht anders. Und es ist groß genug! Ich übergebe euch hiermit die Akte und einen Navi. Wer fährt überhaupt?“
David sagte sofort: „ICH!“
„OK. Geht klar. Hier hast du den Navi. Wo ihr hinfahren müsst, könnt ihr in der Akte durchlesen. Ihr könnt bis zu einer bestimmten Grenze morgen zum Wald fahren, aber ihr müsst dann dort drinnen, das Haus suchen! Aber in der Akte ist eine Karte, damit ihr das Haus schneller finden könnt. Falls irgendetwas los sein sollte, dann ruft mich an. Und besonders, wenn ihr Verstärkung braucht! Denn es kann sein, dass das Paar jeden Tag wieder zurückkommen kann!“
Das Gepäck war schon im Wohnwagen. Wir stiegen alle ein. Yuri saß sich neben mich.
Das war ein purer Luxuswohnwagen. Alles super ausgestattet. Ich sah noch nie in meinem Leben so einen schön eingerichteten Wohnwagen.
Alles ist in beige-schwarz. Ein großer LCD-Fernseher. Genug Schlafplätze für alle. Eine saubere Toilette. Eine nette Dusche.
Yuri fragte mich: „Wo bist du geboren?“ „In einem kleinen Dorf in Mexiko!“, antwortete ich und Juan unterbrach das Gespräch zwischen uns zwei: „Ich auch!“
Yuri sagte zu ihm: „Wer hat dich denn gefragt?“ „Oh, tut mir Leid, Yuri, darf ich etwa nicht an euren Gespräch teilnehmen? Ich möchte doch auch die Anfängerin kennenlernen!“, sprach er zu ihr und dann drehte er sein Gesicht zu mir und lächelte mich an.
„Von mir aus!“, antwortete Yuri genervt und dann fragte ich sie: „Und du?“
„Ich komme aus Korea! Bin jedoch hier aufgewachsen!“, erzählte sie mir. Die, die mit Juan gekommen ist, saß ganze Zeit bei David.
„Wer ist denn die bei David?“, fragte ich die zwei. Juan antwortete mir: „Das ist Victoria. Sie hat keinen guten Ruf bei uns!“
Yuri musste lachen. Sie hatte wunderschöne, lange, glatte, schwarze Haare. Tiefschwarze, mandelförmige Augen – Yuri war definitiv eine wunderhübsche Koreanerin! Dann erzählte sie mir: „Mit wem war sie denn schon nicht im Bett. Victoria hat schon alles durchgenommen, was sie bekommt.“ „Sogar mit dir?“, fragte ich Juan, der sofort rot wurde.
„Ja, sogar mit mir!“, brummelte er vor sich hin. „Ich habe irgendwie Angst!“, wechselte ich sofort das Thema – Juan fühlte sich eindeutig nicht wohl bei der Thematik.
„Vor was? Ich war schon bei vielen Fällen dabei. Du brauchst da keine Angst haben!“, versuchte mich Yuri zu beruhigen.
Und Juan saß sich links neben mir hin, sah mir tief in die Augen mit seinen großen dunkelbraunen Augen und sprach: „Glaub es mir, du wirst diesen Nervenkitzel lieben. Am Anfang ist es natürlich eigenartig. Unser Beruf ist deshalb auch so interessant. Es ist immer was anderes. Wieso bist du eigentlich so spät zur AGFS gekommen?“
„Ich habe davor studiert, aber ich hab mein Studium abgebrochen!“, antwortete ich auf seine Frage.
Yuri fragte interessiert: „Was hast du denn studiert?“
„Archäologie.“
„Interessant!“, antwortete Juan. „Ich habe bevor ich zur AGFS gegangen bin, Medizin studiert. Habe schon nach zwei Semestern abgebrochen“, erzählte Yuri.
Juan erzählte: „Und bevor ich hierher gekommen bin, habe ich BWL studiert, aber nur ein Semester.“
Yuri und ich mussten lachen. „Du und BWL?“, fragte ich erstaunt.
„Deshalb bin ich auch so schnell wie möglich hier her! Das war echt überhaupt nicht mein Ding!“, antwortete er.
„Glaub ich dir!“, sagte ich zu ihm und lächelte ihn an. „Na ja. Ich würde an deiner Stelle dich nicht mit Victoria anfreunden!“, versuchte mich Juan zu warnen.
„Wieso?“, fragte ich. „Du würdest es schon bald merken!“
Ich fand die Aussage eigenartig. „OK?!“, sagte ich.
Yuri ging in den zweiten Stock. Man sah ihr an, dass sie ziemlich müde war.
„Läuft etwas zwischen Victoria und David?“, fragte ich Juan.
„Im Bett – ja. Gefühle? - Nein.“, antwortete er mir.
Ich fragte ihn darauf: „Woher willst du das genau wissen?“
„Weil sie jemand anderen liebt. Aber sie denkt wie ein Mann. Und bei einem Mann sind halt manchmal die Bedürfnisse wichtiger, wenn du weißt wie ich es meine.“
„Na klar, weiß ich wie du es meinst. Und wen liebt sie?“, fragte ich neugierig.
„Es ist besser, wenn du es nicht weißt“, meinte er.
„Und wieso?“
„Weil halt“, sagte er bloß. „Juan, wieso sagst du es mir nicht? Bist du es etwa?“, fragte ich. Aber eigentlich war es klar, dass sie ihn liebte. Und? Ich verstand nicht, wieso er sich so anstellte.
„Ja, ich bin es!“, murmelte er wieder vor sich hin.
„Na und? Dann ist es halt so! Ist doch kein Problem?“
„Tut mir Leid, aber ich bin gerade etwas durcheinander.“
Dann fragte ich ihn wieder was: „Liebst du sie etwa auch?“
Er schaute mich sofort erschrocken an und sagte sofort: „Ganz sicherlich nicht. So eine Schlampe brauche ich nicht in meinem Privatleben!“
„Aber wenn du mal ganz ehrlich bist, dann ist eigentlich dein Berufsleben zu deinem Privatleben geworden?“, fand ich.
Er antwortete schnell und meinte: „Eigentlich schon. Aber Gefühle waren da nie im Spiel. Das Schlimmste sind ja noch ihre Silikon-Brüste.“
„Wird ja immer besser. Sollte ich mich überhaupt freuen darauf, dass ich mit ihr arbeite?“, fragte ich genervt.
„Sie ist nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Sie ist OK. Aber sie kann schlecht ihr Berufsleben mit ihrem Privatleben trennen.“
„Hm. Na ja. Wechseln wir lieber das Thema. Hast du die Akte?“, fragte ich Juan. Er sagte: „Nein, die Akte hat David. Willst du sie dir etwa anschauen?“
Ich nickte. Er ging nach vorne zu David.
Paar Minuten später kam er auch zurück und gab mir die Akte. „Danke.“
Ich holte die Karte aus der Akte. Das Haus war sehr tief im Wald versteckt. „Wie ist eigentlich Yuri so?“, fragte ich ihn neugierig.
„Sie ist wirklich gut, aber sie hat kein Liebesleben!“, sagte er und musste dabei lachen.
„Woher weißt du das?“
„Dafür ist sie viel zu sehr gefühlskalt!“
Er riss mir plötzlich die Akte aus der Hand und sah sich nochmal die Vorwürfe an. „Ich frag mich echt, was die wohl mit den Kindern angestellt haben“, meinte er.
„Das werden WIR herausfinden!“
„Das werden wir auf jeden Fall. Wie heißt du eigentlich mit Nachnamen?“, fragte Juan.
Ich antwortete: „Fernandez. Und du?“
„Sanchos.“
Ich lag mich auf das Bett und streckte mich. Juan beobachtete mich dabei. Auf einmal kam Victoria.
Sie hatte kurze rotbraune Haare, aber der Haarschnitt stand ihr. Sie hatte schöne Rehaugen.
Und trug wie ich – einen roten Lippenstift. Sie sah mich erschrocken an. Komischerweise fand ich sie sogar hübsch. Sie hatte einen sehr zierlichen Körper, aber ihre Silikon-Brüste waren echt nicht zu übersehen!
Neben mir saß immer noch Juan. Sie sagte zu ihm: „Juan, können wir zwei kurz reden?“ Er nickte, aber er war nicht gerade erfreut mit ihr zu reden.
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Victoria schrie laut, so dass ich es mitbekommen hatte: „Meinst du etwa nicht, dass es mich einfach nur aufregt, dass du einfach so Schluss gemacht hast? Ich habe alles für dich getan!“
Stopp. Juan war mit Victoria zusammen?
Es wurde interessant. Gabriella, hör auf Leute zu belauschen, dass bringt nur negatives mit sich! Ich lauschte. Juan schrie zurück: „Mich betrügen, nennst du etwa 'ich habe alles für dich getan' ?“
„Juan, aber ich liebe dich noch!“, schrie sie und fing fast an zu weinen.
Ich hatte kein Mitleid. Untreues Miststück.
„Ich habe dich eigentlich nie richtig geliebt und jetzt erst recht nicht!“, schrie er und kam zurück und sah mich empört an.
Er hatte gemerkt, dass ich es gehört habe. Ich sah ihn enttäuscht an und sagte: „Ach so. Und du warst mit Victoria zusammen?“
Victoria kam ebenfalls raus und meinte: „Ja, wir waren mal zusammen.“ Sie schaute mit einem 'Ich will dich töten'-Blick an und lief zurück zu David.
„Wieso hast du mir nicht gleich gesagt, dass du mit ihr zusammen warst?“, fragte ich ihn.
Er saß sich wieder neben mich und sagte: „Weil es mir peinlich ist, mit so etwas mal zusammen gewesen zu sein.“
„Ah. OK.“
„Ja, ich weiß, dass es komisch rüber kommt. Aber es war ein Fehler!“, meinte er und es kam mir so rüber als würde er mir jetzt am liebsten die Geschichte mit ihm und Victoria erzählen.
„Hey, Juan. Lass es stecken. Ich will nicht wissen, was bei dir und Victoria war. Ist mir auch egal. Na ja. Ich gehe jetzt hoch zu Yuri. Mal schauen, was sie so treibt!“, sagte ich zu ihm und ging hoch, ohne auf seine Antwort zu warten.
Yuri lag bloß auf dem großen Bett. Das ziemlich bequem aussah. Ich lag mich zu ihr. „Hey“, sagte sie. Ich fragte sie: „Hey, Yuri. Ich habe Angst. Ist das schlimm?“
„Ach was. Wie kommst du da drauf? Was ist denn daran so schlimm? Das habe ich auch jedes Mal und du wirst an deinen ersten großen Fall merken, ob dir dieser Beruf liegt. Liegt er dir, dann liebst du diesen Nervenkitzel. Manchmal hat man natürlich Angst um sein Leben, aber glaub es mir. Jedes Mal, wenn ich einen Auftrag geschafft habe, dann war es das aller schönste Gefühl, was man nur haben kann!“
„Hm. OK. Ich habe Angst, vor dem Moment, an dem das Ehepaar zurückkommt – falls das geschehen sollte! Ich weiß nicht, wie ich die zwei einschätzen soll!“, gestand ich ihr.
Yuri drehte sich mit dem Kopf zu mir und meinte nur: „Das hat jeder. Aber wir werden es alle schaffen!“
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März 2011, New Village, South Pennsylvania, 20:50 Uhr
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„Gabriella, Yuri!“ Eine Stimme, die mir in dem Moment noch sehr unbekannt schien, versuchte uns aufzuwecken.
Langsam versuchte ich die Augen aufzumachen. Am liebsten würde ich weiter schlafen. David. David versuchte uns zu wecken. „Wir sind da!“, sagte er und lief wieder herunter.
Yuri setzte sich langsam auf, jedoch noch halb im Schlaf und sprach zu mir: „Komm gehen wir.“
Somit musste ich leider auch aufstehen und lief mit Yuri die Treppe herunter. Draußen rauchte „James Bond“ alias David eine und Victoria und Juan unterhielten sich wieder. Er sieht sehr angespannt aus. Was sie wohl wieder von ihm? Langsam wand ich meinen Blick von Juan ab, der mir immer attraktiver erscheint.
„Victoria, hast du die Adresse vom Hotel?'“, fragte Yuri sie. Man sah den Hass in ihren Augen sehr an.
Victoria nickte bloß und kaute an ihren vollen, roten Lippen, währenddessen sie auf Juans Hintern starrt.
Was wird das?
„Und wo befindet sich das scheiß Hotel?!“, fragte Yuri dann auf einmal genervt. David gefiel Yuris Ton überhaupt gar nicht und ermahnte sie: „Ein kleines bisschen Respekt, Kleine! Du kannst nicht so mit ihr reden wie du willst!“
Victoria lächelte verlogen. Wie ich dieses Miststück jetzt schon nicht leiden kann.
Handel ich etwas zu voreilig?
Schockiert starrte Juan David an. Hat er doch Gefühle für diese miese Schlampe?
Jedoch nahm sich Yuri kein Blatt vor dem Mund: „Die kann ihre Klappe aufhalten. Und das was ich gerade gesagt habe, war noch in einem angemessenen Ton!“
Sofort verging Victoria ihr Lachen und antwortete: „Ein Kilometer von hier.“
„Also David, fahren wir jetzt zum Parkplatz des Hotels!“, befiel Yuri David. Er murmelte nur etwas vor sich hin und wir stiegen wieder in den Wohnwagen.
Yuri und ich gingen wieder nach oben. „Boah, wie diese Tussi mich jetzt schon aufregt!“
„Reg dich ab“, wollte ich Yuri beruhigen, aber sie war auf 180. „Was bildet die sich ein? Wieso muss ich schon wieder mit ihr arbeiten?“
 „Wie schon wieder?“, fragte ich sie.
„Letztes Jahr hatten wir auch einen 'besonderen Auftrag'. Da war ich mit Victoria und Juan in einer Gruppe. Damals waren sie noch ein 'Pärchen'.“, fing Yuri an zu erzählen.
Neugierig hackte ich weiter nach: „Was ist passiert?“
„Ach Victoria ist damals auf mich losgegangen, weil sie meinte, ich hätte mich an Juan ran gemacht, weil ich mit ihm was besprechen musste. Ich hab gedacht, ich spinne! Damals hatte sie noch aschblondes Haar. Natürlich der selbe Bob. Wenn du wüsstest, wie laut die es jede Nacht getrieben haben. Schrecklich!“
„Oh.“, sagte ich bloß dazu, weil mir nicht die Vorstellung gefiel, wie sie es vermutlich miteinander getrieben hatten.
Bin ich etwa eifersüchtig ? Auf VICTORIA? Nein, sie bedeutet Juan nichts. Juan ist ein Kollege von dir. Mehr nicht!
„Hatte Juan damals Gefühle für Victoria?“, fragte ich dann doch noch, da mir dieser Gedanke nicht aus dem Kopf ging.
Yuri zögerte erst, aber antwortete mir dann: „Ja, er war sehr gekränkt, als er Victoria mit David erwischt hatte, aber sie ging nicht nur mit ihm fremd. Stehst du etwa auf ihn?“
„Er gefällt mir bloß.“, antwortete ich, als wäre es mir völlig egal, dass Juan eigentlich etwas anderes zu mir gesagt hat.
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Endlich kamen wir an. Es war kalt draußen. Juan gab mir seine Jacke und Victoria sah mich richtig eifersüchtig an. Ja, ich trage seine Jacke. Sie riecht verdammt gut. Nach Juan.
Wir gingen ins Hotel und ich beobachtete wie David Victorias Hand nahm. Genau in dem Moment drehte sie sich um und lächelte Juan an. Er schüttelte mit dem Kopf.
Liebt er sie noch?
Wir standen an der Rezeption, nahmen den Schlüssel für unser gemeinsames Zimmer.
Aber als wir unseren „Raum“ betraten, war ich überrascht. Das war eher eine Wohnung. Drei Schlafzimmer, ein großes Badezimmer (ausgestattet mit weiß-goldenen Fließen, goldenes Waschbecken – einfach unfassbar luxuriös), eine kleine Küche und ein großes Wohnzimmer. Und das nur für eine Nacht?
Schon wieder wollte Victoria Juan sprechen. Was will sie schon wieder von ihm? Yuri kam zu mir her und flüsterte mir ins Ohr: „Sie wird nicht aufgeben.“
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David und Victoria gingen in ein Zimmer, Yuri und ich teilten ein Zimmer und Juan hatte eins für sich alleine.
Mitten in der Nacht stand ich auf. Ich hatte Durst. In meinem royalblauen Spitzennachthemd hüpfte ich in die Küche. Halbnackt bekleidet stand ich vor dem Kühlschrank.
Plötzlich hörte ich Juan im Hintergrund – und Victoria!
Sie saßen im Wohnzimmer – auf dem grauen Polstersofa. Ich ging zu der braun gestrichenen Wand – auf Zehenspitzen. Perfekt – hier konnten sie mich nicht sehen.
„Juan, bitte gib mir noch eine Chance. Du hast mich doch einmal geliebt. Oder nicht?“, sagte sie zu ihm.
Juan antwortete darauf: „Ich habe dich einmal geliebt. Aber das ist vorbei. Es ist vorbei!“
„Ach komm...Juan“, sagte sie plötzlich in einem sehr erotischem Ton.
„Hör auf damit!“, wurde Juan auf einmal lauter. Ich bückte mich und schaute kurz rüber. Mist, sie zieht gerade seine Hose aus!
Ich konnte nicht wegsehen. Juan hörte auf ihr etwas zu sagen und streichelte dagegen bloß ihren Kopf.
Schwanz-gesteuerte Männer! Sie zog ihr Negligee aus und ich sah ihre vollen Silikon-Brüste. OK – der Chirurg hat gute Arbeit geleistet.
Will ich das jetzt alles wirklich sehen?
Nein, das kann ich echt nicht mehr ansehen. Sofort lief ich wieder zum Kühlschrank und nahm die Flasche Eistee. Juan stöhnte. Unglaublich laut.
Jetzt wusste ich, was ich machen kann. Ich machte den Kühlschrank leise zu. „Schneller!“, rief Victoria.
Wie konnten die anderen bloß weiter schlafen?
Ich begab mich in einer ziemlich unangenehmen Situation. Somit lief ich einfach ins Wohnzimmer.
Juan nahm Victoria von hinten. Geschockt stand ich erst einmal dar. Jedoch ging ich dann zum Fernseher und schaltete ihn an. So als wäre nichts.
Auf einmal hörte ich kein Stöhnen mehr. Ich drehte mich um und sagte lächelnd: „Oh, schon fertig?“ Also schaltete ich den Fernseher wieder aus und verließ das Wohnzimmer und amüsierte mich an ihren entsetzten Gesichtern.
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Der nächste Morgen. Wir fünf saßen am Frühstückstisch. Victoria und Juan redeten kein Wort miteinander. Die beiden versuchten mich nicht anzuschauen.
Nach dem Frühstück ging ich zu Juan. „Ich dachte, so eine Schlampe brauchst du nicht in deinem Leben?“, stellte ich ihn zur Rede.
Er senkte seinen Kopf, sah wieder herauf und meinte bloß: „Gabriella, das geht nichts an!“
Geschockt von seinen Worten drehte ich mich um und war verwundert, wie so ein Miststück wie Victoria nur so einen wundervollen Mann bekommen konnte.
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Wir packten unsere Rucksäcke. Gleich begaben wir uns zum Tatort. Das erste Mal werde ich spüren, wie es ist an einem Ort zu sein – an dem schreckliche Sachen passierten.
Aber kann ich mich wirklich so gut auf den Fall konzentrieren? Juan. Sein Name klingt wie Musik in meinen Ohren. Ich stellte mir vor, wie seine Lippen meine berühren, wie seine Hand langsam in meinen Slip verschwindet.
„Gabriella?“, rief mich Yuri und mich schließlich aus meinen Tagtraum riss.
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Wir standen vor dem Haus. Wie konnten bloß so viele Kinder dort leben? Der Wald war mehr als gruselig. Hier könnte ich niemals meine Kinder spielen lassen. Ãœberall kleine Insekten, Spinnen, Wildscheine, Rehe... alles was der Wald nur zu bieten hat. Die Kinder waren sicherlich stark isoliert von der Außenwelt. Hatten sie Freunde – außer ihre Geschwister?
„Bekomme ich bitte die Akte?“, fragte ich David. Er lächelte mich an und dann fielen mir seine strahlend weiße Zähne auf. Wieso sind mir diese nicht früher aufgefallen?
Schließlich übergab mir David die Akte:
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Name der Tatverdächtigen: Lucy McDelaine und Patrick McDelaine
Anschuldigung: Das Ehepaar adoptierte 15 Kinder. 12 wurden tot gemeldet. Jedoch wurden keine Leichen gefunden. 3 Kinder sind spurlos verschwunden genauso wie das Ehepaar. Bei damaligen Untersuchungen wurden öfters frische Fußabdrücke des Ehepaars gefunden. Mehr nicht. Deshalb kann man davon ausgehen, dass die McDelaines noch ab und zu zum Haus zurückgehen.
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Ich drehte mich um, um die Akte in Davids giftgrünen Rucksack zu stecken. Plötzlich sah ich das David Victoria von hinten umarmte. Seine Hände streichelten ihre Taille in kreisförmigen Bewegungen. Er küsste ihren Hals und sie kippte ihren Kopf auf ihre rechte Schulter und somit küsste er ihren Hals langsam und weiter nach unten. Will er sie ernsthaft JETZT HIER FICKEN?!
Sie drehte sich um und warf ihre Hände um seinen Hals und küsste ihn. Er erwiderte ihren Kuss. Seine Hände wanderten zu ihren Knackarsch. Ja, sie hatte wirklich einen heißen Hintern.
Was war eigentlich mit David? Ist Victoria nicht mit David zusammen? Sie hat Glück, dass er gerade eben mit Yuri nach Spuren sucht – beziehungsweise nach sonstigen Hinweisen.
Wieso kann mich Juan nicht so berühren? Was ist an ihr so toll?
Bin ich etwa eifersüchtig? - Nein, ich kenne ihn erst seit fast zwei Tagen. Da kann ich mich doch nicht so sehr hingezogen fühlen. Oder doch?
Plötzlich riss mich ein Schrei aus meinen Gedanken: „Victoria, was zum Teufel tust du da?“
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