Die Kuschelmöbelmonster feiern Halloween.
Juni und Jani hatten ihren beiden Monstern schon lange von dem schaurig-schönen Fest von Halloween erzählt. Die Monsterzwillinge konnten es kaum noch erwarten. Ein Fest mit Superhelden, oder Prinzen, oder auch mit Monstern und Geistern. Sie konnten sich so gar nicht entscheiden, als was sie gehen wollten.
Jani lachte, als Hippel und Horm wieder in der Planung waren und sich immer noch darüber stritten, als was sie denn gehen wollten. „Hey, ihr beiden, das ist doch ganz einfach, ihr geht als Monster. Du gehst als Hippel und du als Hormi!“ Dabei zeigte Jani zuerst auf Horm und dann auf Hippel. Die Brüder fanden das zuerst recht lustig, doch dann, nach einer Weile, moserte sie doch.
„Hormi will kein Monster sein, Hormi ist immer ein Monster und will sich mal verkleiden!“ Hippel nickte zur Bekräftigung von Horm´s Worten. Er wollte sich natürlich auch verkleiden. Er kratzte sich an seinem kuschligen Kopf und meinte: „Hippel wollte schon immer ein Regenwurm sein!“ Die Mädchen lachten laut. Juni nahm Hippel auf den Schoß. „Du wärst wahrscheinlich der allerschönste Regenwurm beim Fest, aber ehrlich, du musst dann aufpassen, dass dich niemand aus Versehen zertritt!“
Das leuchtete dem kleinen, lila Monster ein. Horm kratzte sich an der Nase, als er darüber nachdachte, als was er gehen wollte. „Hormi kann dann wohl auch keine klitzekleine Ameise sein, oder?“ Die Mädchen schüttelten lächelnd den Kopf. Den Mädchen war klar, sie wollten als Superheldinnen gehen, oder als Schneewittchen und Dornröschen. Darüber schüttelten Hippel und Horm die lila Köpfe. „Nee, das ist doch langweilig. Wir müssen an unserem ersten schaurigen Fest was ganz besonderes sein!“
Damit hatte der Kleine Recht. Genau in diesem Moment erklang aus dem Zimmer, mit dem Flimmerkasten eine bekannte Melodie. Alle vier riefen mit einmal: „Ninjago!“, und liefen wie der Blitz ins Wohnzimmer, um ihre Lieblingsserien zu sehen. Da hatte mal jemand einen echt guten Einfall gehabt. Ihre Lieblingsbausteine und eine neue Geschichte, genau mit den passenden Figuren. Ninja und ihr Meister kämpften gegen einen bösen Schattenlord, der die Macht über die Welt an sich reißen wollte.
Man, das war aber auch immer spannend und die Ninja waren echt tapfer und konnten kämpfen. Goldene Waffen hatten sie erobert und Spinjitzu konnten sie kämpfen. Hippel und Horm kämpften auf dem Teppich, wie die Ninja und die Mädchen, sie lachten dabei und schlossen sich dann aber an. Gemeinsam kämpften sie gegen den bösen Schattenlord und vertrieben ihn mit ihren Superkampftechniken in die Unterwelt. Völlig außer Atem ließen die Vier sich danach auf die Couch fallen.
„Warum gehen wir nicht als Ninja?“, sagte Juni leise und alle waren sofort einverstanden. Hormi rief ganz aufgerecht: “Ich bin Kai, der rote Ninja!“ Das war Hippel ganz recht, denn er wollte unbedingt Jay sein. Jay trug einen blauen Ninjaanzug. Jani und Juni waren somit also Zane, der weiße Ninja und Cole, der in schwarz gekleidete Ninja. Sie klatschten alle gemeinsam mit der einen Hand auf die der anderen. Abklatschen nannte man das. Es war abgemachte Sache. Am Halloweenabend würde man als Ninjago die Welt bewachen!
Die Mama der Zwillingsmädchen wurde bekniet, für alle Vier ein Kostüm zu nähen. Hippel, der für die Monsterkostüme als Maß herhalten musste, sollte sich ja schlabberig stellen, wie ein Kuscheltier. Das wäre fast schief gegangen, da die die Spatzenmama, so wurde Janis und Junis Mama auch genannt, den armen Hippel aus Versehen mit einer Stecknadel pikte. Hippel konnte grad noch die Monstertränchen wegwischen, bevor die Spatzenmama was merkte. Die Zwillingsmädchen trösteten ihren kleinen Freund anschließend und natürlich bekam er ein Dinopflaster auf die klitzekleine Wunde geklebt. Dann war alles vergessen und pünktlich an Halloween war auch alles fertig. Jajupa, so wurde der Vater der Zwillingsmädchen genannt, hatte sogar vier goldene Waffen aus Plastik und Pappe gebastelt. In passenden Umhängen, die mit einer Art Rucksack ausgestattet waren, konnten die kleinen Ninjas, Hippel und Horm sitzen. So hatten sie einen prima Blick auf alles und sie passten auf den erbeuteten Süßkram auf, als es dann soweit war.
Janis und Junis Eltern wollten die Mädchen eigentlich gar nicht allein ziehen lassen. Aber die, die waren ja nicht allein, denn Freunde aus ihrer Klasse waren dabei. So durften die beiden Schulmädchen das erste Mal allein um Süßes bitten. „Eigentlich ist das ja gar nicht nett, zu drohen. „Süßes, sonst setzt Saures!“ war die Drohung an Halloween. Wenn jemand so gar nichts herausrücken wollte, naja, dem band man dann auch mal eine Toilettenpapierschleife an die Haustür. Das war dann eine Mahnung, dass vielleicht beim nächsten Mal auch hier an die kleinen Geister gedacht werden sollte.
Es ging los, Jani setzte Hippel in ihren Umhang nach hinten und Juni tat es mit Horm gleich. Ihre Freunde, die sie abholten, staunten. „Oh, ihr seht aus, wie echte Ninja! Tolle Kostüme und echt gute Waffen!“, sagte Jörn, ein Schulkamerad, mit fachmännischem Blick. Dann ging es los. Die lustige Truppe, bestehend aus einem einäugigen Piraten, einer Prinzessin, einem Badman, einem grauligen Geist, einem traurigen Geist, einem Vampir, einer grusligen Hexe und vier Ninja zogen los.
Als sie zum ersten Haus kamen, war dies toll geschmückt. Eine Vogelscheuche bewachte bestimmt fünf Kürbisköpfe, die leuchteten. Als die Kids klingelten, bewegte sich der Strohmann. Das war ein Geschrei, weil die Kinder so erschrocken waren. Sie lachten und gackerten, niemand kniff aus, vor Schreck. Nein, tapfer klingelten sie noch einmal. „Ding, Dong!“, erklang die Türglocke und natürlich konnte Hormi sich ein lautes „Kling, Klong, nicht verkneifen,
Gut, dass eben die Tür aufging, denn Jörn hatte bemerkt, dass das Kuscheltier sich bewegt hatte. Es öffnete ein buckliger Mann mit einer schaurigen Maske. „Ihr habt geläutet? Was ist euer Begehren?, fragte er mit tiefer Stimme. Die Kinder lachten und dann riefen sie im Chor: „Süßes, sonst setzt es Saures!“ Bedächtig wendete der alte, schaurige Mann sich ab, um gleich darauf mit einem Eimer voller süßer Dinge zurückzukehren. Er schenkte jedem Kind und auch den kleinen Ninjas eine Handvoll Süßkram.
Hippel sagte leise „Danke schön!“ Und dem Mann fiel die Kinnlade herunter, als er bemerkte, dass eigentlich ein Kuscheltier sich bedankt hatte. Mit krauser Stirn nickte er und scheuchte dann den Trupp von seinem Grundstück. „Ab, verschwindet ihr bettelndes Lumpenpack!“ Dabei grinste er aber, doch immer noch ein wenig verwirrt.
So ging der kleine Trupp von einem Haus zum anderen und ihre Eimer und Säcklein füllten sich. Die Kinder lachten über die Einfälle der Erwachsenen, die manchmal richtig gruselig aussahen. Darüber bemerkten sie nicht, wie sich drei Viertklässler auf sie zubewegten. Keiner von den Jungen war verkleidet, aber ihr Blick verhieß nichts Gutes. Sie schlenderten mit den Händen in den Hosentaschen auf die lustige Kindertruppe zu. Der größere, der Jungen hielt Jörn am Ärmel fest. „All dein Süßes, sonst setzt´s Saures, du Papppirat!“, knurrte er böse.
Jörn wollte keinen Ärger und gab dem Jungen seinen kleinen süßen Schatz. Das war aber nicht alles, denn die anderen Großen nahmen dem Rest der Truppe ihre Süßigkeiten auch ab. Dann schubsten sie Max, den traurigen Geist so sehr, dass er stürzte. Jani und Juni halfen Max aufzustehen und sahen die Übeltäter böse an. „Ihr könnt euch nur an Kleineren vergreifen, oder?!“ Zischt ab, ihr habt doch, was ihr wolltet!“, sagte Jani, die selbst erschrocken über ihren Mut war. Hippel hatte sich unbemerkt zu Jani vorgebeugt und flüsterte ihr was ins Ohr. Erst schien sie es nicht zu wollen, aber Juni, der es mit Horm genauso erging, nickte unbemerkt für die anderen. Die saßen geknickt auf den Steinstufen vor einem Haus. „Alles weg!“, sagte Emmi, die Hexe traurig und Tom der graulige Geist streichelte sie. „Es waren doch nur Süßigkeiten!“, versuchte er seine Freundin zu trösten.
Die aus der vierten Klasse hatten sich unter bösem Gelächter verzogen. Jani und Juni baten ihre Freunde kurz zu warten. „Wir sind gleich wieder hier, versprochen!“ Dann waren sie weg, schnell, wie der Wind. Ihre Freunde waren verwundert, aber warteten. Kaum waren die Zwillingsmädchen außer Reichweite, hob jede ihr Monster aus dem Rucksack.
„Das kann jetzt böse werden!“, sagte Horm knurrig und Hippel nickte. „Wollt ihr hier warten, oder zeigen wir es diesen Grobianen gemeinsam?!“, vervollständigte Hippel seinen Bruder Horm. Den Mädchen war irgendwie nicht wohl, bei dem Gedanken den Monstern zu folgen, aber sie wollten die Kleinen auch nicht allein lassen. So folgten sie Hippel und Horm, die dem immer noch bösartigen Gelächter der Großen hinterher gingen.
Die hatten bemerkt, dass ihnen jemand folgte, und sie waren sehr erstaunt, als sie sahen wer. Sofort pöbelten sie die Mädchen an. „Na, wollt ihr euern Kram wiederhaben?“, fragte der Anführer und lachte. Die anderen taten es ihm gleich. Jani verzog ihr Lippen und sagte laut und trotzig: „Ja, das wollen wir. Es ist Unrecht, was ihr getan habt!“ Drohend ging der Anführer auf Jani los und fragte: “Was willst du Zwerg denn dagegen tun?“ Noch ehe Jani antworten konnte, erschallte ein zweistimmiger Ruf. „Ninjago!“ hallte es durch die Nacht und dieser Hall wurde von zwei ungestümen Wirbelstürmen, den Tornados der Ninja, begleitet.
Ihre Kraft und Unbändigkeit warf die Halloweendiebe um, sie lagen wie dicke Käfer auf dem Rücken und zappelten und wimmerten vor Angst. „Ihr werdet euer Diebesgut an die rechtmäßigen Besitzer zurückgeben, sonst schicken wir euch ins Reich des Schattenlords. Die Vierklässler kannten, wie alle anderen, die Geschichten der Ninja und ihres Meisters. Sie zweifelten in der Nacht, in der sich das Tor zur Unterwelt öffnet, nicht an den Worten der beiden Ninja Jay und Kai.
Ja, die Monster hatten die Kraft der Ninjas übernommen. Nicht umsonst waren sie Monster. In dieser denkwürdigen Nacht verlieh ihnen die Wut, über das Verhalten der Diebe eine einmalige Macht. Die drei Unholde hatten sich bereits auf den Weg gemacht, da hallte ihnen eine Mahnung hinterher. „Vergesst nicht die Macht der Ninja und entschuldigt euch bei allen!“ Sie konnten ihre Beute nicht schnell genug an die ehemaligen Besitzer zurückgeben, und als sie sich dann noch entschuldigten, da fiel sogar Jörn die Kinnlade vor Staunen herunter.
So staunend fanden Jani und Juni, die ihre kleinen Ninjas wieder in die Rucksäcke verfrachtet hatten, ihre Freunde vor. Beim Anblick von den Zwillingsmädchen sprudelte es dann aus allen hervor. Jeder wollte erzählen, was eben passiert war. Jörn hielt den Schwestern ihre Schätze aus Gummibärchen, Lakritz, Schokolade, Lollis und Co. entgegen und sagte kein Wort. Er ahnte, dass Jani und Juni der Grund für den Sinneswandel der Räuber war. „Es war die Nacht der Ninja, nicht wahr?“, sprach er Juni an. Die lächelte geheimnisvoll, nickte aber.
Aufgekratzt klingelte man Sturm im nächsten Haus, dem Haus, indem Jani und Juni wohnten. An der Tür ihrer Wohnung öffnete ein Mann, ohne Kopf und aus der Wohnung klangen gruslige Sägegeräusche. „Darf ich die Gesellschaft zu einer leckeren Finger und Zehenbowle einladen?“, fragte der kopflose Mann, also der Papa der Mädchen, die nun albern kicherten. Als die Kinder die Wohnung betraten, waren da überall Spinnenweben und ihre Plastikbewohner. Auf dem Tisch stand besagt Bowle und ein Puddinghirn mit Kirschblutsauce und es lagen überall Weingummiaugen und Finger herum. Eine Fledermaus bammelte im Türrahmen und es erscholl in dem dunklen Zimmer gruslige Kindermusik begleite von grellen Lichtblitzen.
Ausgelassen wurde genascht, getanzt und gealbert. Eine Stunde später brachten der Mann ohne Kopf und eine eigenartige weiße Frau, jeden Piraten, jeden Vampir, die Hexe, Badman, die Prinzessin und auch die Geister nach Hause. Die vier Ninjas fielen unendlich müde in ihre Betten. Juni streichelte Hippel und Jani den kleinen Hormi, die beide völlig erschöpft waren. Ja, Menschenretten ist fürchterlich anstrengend, aber tut monstermäßig gut!
Hormi murmelte kurz vor dem Einschlafen noch: „Halloween ist mein Lieblingsfest!“ Hippel machte nur „Hm, stimmt!“ und dann waren sie im Land der Träume. Die Zwillingsschwestern deckten ihre kleinen tapferen Ninja zu und schliefen dann eben so schnell ein. Sie träumten alle vier davon die Welt zu retten vor dem bösen Schattenlord und seiner Skelettarmee.
© Simone Scheuing 2012