Fantasy & Horror
Die Gebrochene Welt, Band II (Kapitel 2; Teil 3/5) - Der Fall Fiondrals

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"Die Gebrochene Welt, Band II (Kapitel 2; Teil 3/5) - Der Fall Fiondrals"
Veröffentlicht am 04. November 2012, 28 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Wer wäre ich hier, wenn nicht jemand, der seinen Visionen ein Zuhause geben will? Tue ich das gerade nicht, studiere ich Rechtswissenschaften und bemühe mich, nicht gleich jedes damit verbundene Klischee zu erfüllen (letzteres womöglich nur mit mittelmäßigem Erfolg), oder fröne in irgendeinem Pub meinen Lastern.
Die Gebrochene Welt, Band II (Kapitel 2; Teil 3/5) - Der Fall Fiondrals

Die Gebrochene Welt, Band II (Kapitel 2; Teil 3/5) - Der Fall Fiondrals

Beschreibung

Die Stadt Galor ragt als letzte Festung aus dem Trümmerfeld auf, in das die Invasion der Orks den Kontinent Fiondral verwandelt hat. Flüchtlinge aus allen Ecken und Enden des Landes suchen Zuflucht hinter den dicken Mauern. Doch während sich die feindlichen Heerscharen unter den hohen Zinnen sammeln, zerfressen Zwietracht und Hass die Reihen der Verteidiger, bis es schließlich an wenigen wackeren Streitern liegt, das Schicksal aller zu bestimmen. (Weitere Kapitel folgen in Kürze)

Kelrayass (Teil III)

Währenddessen schlich Taena gefolgt von drei Speerträgern aus Serpendria durch den unteren Keller der Botschaft, der nichts mehr vom Prunk der oberen Etagen besaß. Statt weißer Marmorsäulen ragten hier modrige, dunkle Backsteinwände aus einem Boden, der so verdreckt war, dass man kaum noch erkennen konnte, woraus er eigentlich bestand. Dem Klang nach vermutete sie, dass es Holz war, und das allgegenwärtige, entfernte Tropfen von Wasser ließ in ihr die Furcht aufkeimen, dass sie nur noch von morschen Planken getragen wurde, die jeden Moment unter ihr zerbersten konnten.
So setzte sie jeden Schritt sehr behutsam durch Staub und Schlamm, während das Tropfen des Wassers vom Poltern der gerüsteten Soldaten hinter ihr verschluckt wurde.
„Keine Sorge“, sagte sie sich, „Ich meine, wenn sie nicht durchbrechen, dann tue ich das bestimmt auch nicht.“
So ging sie weiter durch Lagerkammern, in deren morschen Holzregalen undefinierbare Gegenstände vermoderten, wobei sie einen widerwärtigen Gestank verströmten, der sich sofort in ihre Nase fraß.
„Was für ein Drecksloch“, fluchte einer der Soldaten hinter ihr, nachdem er den arg verwesten Kadaver einer Ratte von sich weggetreten hatte.
Als sie den nächsten Raum, eine quadratische Kammer mit vollkommen leeren Regalen betraten, warf Taena zunächst einen Blick zur Decke, von der sie glaubte, sie würde immer niedriger werden. Erst danach sah sie zu Boden, wo sich im kleinen Lichtkegel ihrer Fackel ein Meer aus Staub erstreckte.
„Das ist sinnlos“, seufzte einer ihrer Begleiter, „Seht ihr den Staub? Hier ist schon seit Jahren niemand mehr gewesen.“
„Da ist was faul“, entgegnete sie, „Ich meine, irgendjemand hätte diese Räume bei der ersten Durchsuchung vor wenigen Tagen betreten müssen. Aber Ihr habt Recht, hier scheint seit Monaten niemand mehr gewesen zu sein.“
„Hier geht es jedenfalls nicht weiter“, stellte einer der Speerträger fest, „Vielleicht sollten wir zurückgehen.“
„Ja, wir…wir gehen zurück“, bestätigte Taena, nachdem sie einen letzten Blick auf die finstere Kammer geworfen hatte.
Während sie den drei Soldaten folgte, grübelte sie noch darüber, warum dieser Bereich nicht durchsucht worden war, bis schließlich ein lautes Krachen ertönte.
„Was…war das?“, keuchte einer der Speerträger.
„Hm, keine Ahnung. Ich hoffe nicht, dass es der Boden war.“
„Iurion steh uns bei!“
„Ach, macht euch mal nicht ins Hemd. Das war sicherlich Kaito mit seiner Gruppe auf der Ebene unter uns.“
„Hoffen wir‘s“, murrte der erste, bevor er weiter ging, ohne dass etwas geschah. Die anderen beiden folgten ihm, worauf jedoch ein noch lauteres Krachen ertönte.
Splitter sprangen Taena entgegen, während sie nur noch sah, wie die silberne Rüstung des Soldaten vor ihr in einer Staubwolke verschwand.
„Scheiße, Wallard!“, schrie ein anderer, der sofort zu dem Riss geeilt war, der wie eine Narbe quer über den Boden der gesamten Kammer klaffte, womit er Taena von ihren beiden verbliebenen Begleitern trennte.
Auch sie eilte sofort zu der Bruchkante, wo ihr die Überreste der zersplitterten Bohlen mit ihren bösartigen Spitzen entgegenragten. Darunter lag eine weitere Etage, die ebenfalls von Backsteinwänden getragen wurde und deren Holzboden auch ein rundliches Loch zierte, unter dem ein pechschwarzer Abgrund gähnte.
„Wallard! Hörst du mich!“, brüllte einer der Soldaten in den Riss hinein, wobei seine Worte dumpf durch das ganze Gewölbe hallten.
„Ja“, schallte es ihnen schwach entgegen, „Ich bin noch durch den zweiten Boden gebrochen.“
„Geht es dir gut?“
„Ich…ich glaube, mein Arm…dürfte gebrochen sein“, keuchte der Gestürzte.
„Könnt ihr ihm helfen, Magierin?“
„Ich könnte ihn rauf ziehen, aber, ich meine, dafür müsste ich ihn sehen können“, erklärte Taena.
„Gut, ich werfe eine Fackel runter“, kündigte einer der Soldaten an.
„Nein, nein!“, dementierte Wallard von unten, „Hier ist Wasser, wenn ich sie nicht fange, geht sie sofort aus.“
„Wir haben ohnehin nur noch zwei Fackeln“, murrte einer der Kameraden.
„Also gut. Ich gehe runter“, erklärte Taena, „Einer von euch sollte oben um Hilfe bitten, der andere bleibt hier.“
„Verstanden, Ma‘am“, gab einer der Speerträger zurück, wobei er sich mit vorsichtigen Schritten entfernte, während Taena ihrer rechten Handfläche ein Seil aus blassviolettem Licht entwachsen ließ. Die Kraft ihrer Gedanken befahl ihm, an die obere Kante der Bruchstelle zu schießen, wo es augenblicklich haften blieb. Anschließend schwang sich die Magierin in den Schacht hinein und verlängerte dabei stetig das magische Seil, wodurch sie langsam herabsank.
Die nächste Ebene unterschied sich kaum von der darüber liegenden, außer dass die Staubschicht hier bereits von vielen Fußabdrücken geziert wurde. Augenscheinlich hatte Kaitos Gruppe sehr gründlich gesucht. Im Schein der Fackel, die sie in ihrer Linken hielt, offenbarte sich ihr allmählich der Grund des Schachts, wo Wallard in einer Art Abwasserrinne kauerte.
Als sie sich vorsichtig bis zu ihm herabließ, durchdrang die stinkende, braune Brühe ihre Robe, wobei sie ihr jedoch nur bis zu den Waden reichte.
Wallard lehnte von einigen Schrammen gezeichnet und mit Beulen in der silbernen Rüstung an der backsteinernen Mauer, während er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den linken Arm hielt.
„Alles in Ordnung mit Euch?“, fragte Taena.
„Ja, es…es geht schon, nur der…der verdammte Arm“, knurrte der Soldat.
„Gut“, bestätigte sie, wobei sie ihn eindringlich musterte, „Ich kann Euch raufziehen, aber Ihr dürft Euch nicht dagegen wehren. Ich meine, Ihr müsst es einfach geschehen lassen, sonst ist es schwierig.“
„Geht klar“, lachte der Kämpfer unter einem Ächzen, „Ich versuch’s.“
Nachdem seine Worte in den Weiten der Tunnel verklungen waren, übergab sie ihm die Fackel, bevor sie ihrer linken Hand ein magisches Seil entwachsen ließ, das sie ihm entgegen warf.
Als das blass violette Licht ihn traf, zuckte er jedoch zusammen, wobei er die Fackel fallen ließ.
Mit dem brennenden Kopf voran tauchte sie in die modrige Brühe, die jede Flamme erstickte, worauf sich tiefe Finsternis über den Tunnel legte.
„Verdammt, tut mir leid“, seufzte Wallard, „Könnt Ihr es noch einmal versuchen?“
„Ich… flüsterte sie, wobei sie in die Tiefe der Schwärze starrte, an deren Ende ein kaum sichtbares Licht funkelte, „Wartet.“
„Moment, wo wollt Ihr hin?“, keuchte Wallard, während sie ein Stück vorwärts durch den Schlamm watetet, „Ich komme mit.“
Damit erhob auch er sich, löste den Griff seiner Rechten um den linken Unterarm, wobei der Schmerz sichtbar in seine Nerven biss, packte seinen Speer und folgte ihr.
„Seid bitte vorsichtig“, mahnte sie, „Schwarzmagier sind gefährlich.“
„Klar“, murmelte er.

Währenddessen betrat Kaito, der soeben aus den dunklen Eingeweiden der Gänge unter der Botschaft zurückgekehrt war, eine prunkvolle Halle im zweiten Stock, deren Wände mit ausschweifenden Marmorcollagen geschmückt waren, die meist wunderschöne, tanzende Frauen zeigten.
In der Mitte der Halle saß Toulessé auf den weißen Polstern einer ebenfalls marmornen Bank, von wo aus er die Wandverzierung in Augenschein nahm.
„Ah, hier seid Ihr ja, Herr General. Ich habe Euch bereits überall gesucht“, grüßte der Hauptmann, „Wir haben die Keller durchsucht, aber da war nichts. Ich kann jedoch mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass sich bei der vorherigen Durchsuchung niemand dort rumgetrieben hat. Also entweder waren sie nicht sonderlich gründlich, oder sie haben gar nicht erst gesucht. So wie es aussieht existieren da auch noch einige Kanalanlagen weiter unterhalb, aber man müsste sich durch den Boden hacken um dahin zu kommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da unten jemand haust. Aber ich werde mich gerne auch dort umsehen, wenn Ihr es verlangt.“
„Das wird nicht nötig sein“, entgegnete Toulessé knapp.
„Nein?“, gab Mikuzu zurück, wobei er die Stirne runzelte.
„Sagt mir Hauptmann, was seht Ihr, wenn Ihr diese Wand betrachtet“, forderte der General, wobei er auf die Verzierungen direkt deutete, die sich ihm direkt gegenüber befanden.
Kaito warf einen kurzen Blick darauf.
„Das inhaltslose und ekelhafte Werk eines hedonistischen Künstlers“, blaffte er sofort.
„Ja, auch das“, lachte Toulessé, „Wobei ich allerdings gestehen muss, dass es sich dabei um eine durchaus kunstvolle Arbeit handelt. Mir ist allerdings aufgefallen, dass die Augen eben dieser Frau“, er deutete auf eine der Figuren, „wesentlich stärker glänzen als der Rest des Werkes, aber auch um einiges konturloser sind.“
„Die Augen“, Kaito beugte sich näher zu der Gravur hin, „Ihr…ja, Ihr habt Recht.“
„Würdet Ihr mir den Gefallen tun und sie berühren“, bat der General.
„Natürlich“, gab der Hauptmann zurück, worauf er seine kräftigen Hände auf die Augen der Figur drückte, die augenblicklich nachgaben. Während sie langsam in der Wand verschwanden, ertönte ein leises Knirschen, bevor ein ganzer Teil der Verzierung ebenfalls ein Stück nach hinten sackte. Anschließend ließ er sich seitlich in der Wand versenken, womit ein schmaler, dunkler Gang freigelegt wurde, in den Kaito mit offenem Mund hineinglotze.
„Nach Euch, Hauptmann“, forderte Toulessé ihn auf.
„Aber sollten wir nicht auf Taena warten?“
„Kaito, haben wir beide nicht schon gegen genügend Schwarzmagier gekämpft? Ich verspreche Euch, auch dieser wird keine Gefahr darstellen.“
„Natürlich nicht“, bestätigte Mikuzu, worauf er den ersten Schritt in den kühlen Gang setzte, in den der General ihm folgte.
Nur wenige Meter weiter im Gemäuer trafen sie auf eine Wendeltreppe, die ebenso mörderisch schmal wie steil in die Tiefe stieß. Nachdem sie sich mühevoll einige Meter hinunter gekämpft hatten, erklang das Tropfen von Wasser und modriger Geruch erfüllte die kaum bewegte Luft. Immer weiter führten die Stufen hinab in die Eingeweide, die sich unter der Botschaft rankten, bis sie die beiden Offiziere schließlich auf einem schmalen Gang mit finsteren, feuchten Backsteinwänden wieder ausspuckten. Ein Stück weiter erhellte eine einzelne Fackel einen kleinen Durchgang.
Vorsichtig trat der Hauptmann an die Öffnung heran, wo er zunächst verstohlen einen Blick in den nächsten Raum warf. Vor ihm erstreckte sich, eingefasst in die dunklen Wände, ein kleines Labor, gefüllt mit abstrakten Verkettungen alchemistischer Glasapparaturen. Kolben, Retorten und Röhren rankten sich über die morschen Tische hinweg, kleine Reptilien starrten aus großen Augen durch die Scheiben ihrer verdreckten Terrarien, nicht identifizierbare Zutaten trockneten an Leinen unter der Decke, Säureflecken zierten das modrige Mobiliar, Pergamente und Bücher breiteten ihr sinisteres Wissens aus, in einer Ecke erhob sich ein eigenartiger Apparat zum Nähen von Kleidungsstücken, in dem etwas hing, das für Kaito wie ein halbfertiger Tarnanzug aussah.
Obwohl sich außer den Reptilien augenscheinlich nichts Lebendiges in dem Labor befand, zog der Hauptmann sein Katana, bevor er eintrat.
„Tarnanzüge“, flüsterte der General, der ihm folgte, „Wir sollten Augen und Ohren offenhalten.“
„Allerdings“, bestätigte Kaito, wobei er zu einigen Flaschen hinübertrat, die mit einer dickflüssigen, schwarzen Substanz gefüllt waren und einen strengen Verwesungsgeruch verströmten, „Schwarzsaft“, zischte er mit Verachtung, „Ich glaube, wir sind hier richtig.“
„Natürlich sind wir das“, bestätigte Toulessé, worauf er Mikuzu mit einer Handbewegung befahl, den nächsten Raum zu betreten. Dieser war wesentlich größer als das Labor und eher wie ein Wohnraum, aber ähnlich verdreckt und modrig eingerichtet. Um vier Backsteinpfeiler in der Mitte gruppierten sich einige Schränke, ein Schreitisch, mehrere Kisten, eine gewaltige Truhe und einige Bücherregale, während auf der rechten Seite ein steinerner Abwasserkanal in den Boden eingelassen war, den ein zerbrochenes, rostiges Eisengitter von einem finsteren Tunnel dahinter trennte.
Direkt gegenüber dem Eingang stand auf der anderen Seite des Raums ein Bett, vor dem sich eine finstere Gestalt erhob. Schwer verhüllte die nachtschwarze Kutte den langen Leib des hünenhaften Hexers, dessen Gesicht in den Schatten unter seiner Kapuze versunken war. Unter seiner blassen Haut verunzierten schwarze, fadenartige Geschwüre seine blanken Hände, die er in Richtung der Ankömmlinge ausgestreckt hatte.
„Ledrianische Bluthunde“, zischte er, „lassen nicht locker, bis sie sterben.“
„Wage es noch einmal, mich als ein Tier zu bezeichnen, und ich reiße dir die Gedärme raus und verfüttere sie an die Schweine!“, blaffte Kaito, wobei er sein Schwert aus der Distanz dem Magier entgegenrichtete.
„Zügle deine Klinge, Freund!“, flüsterte Toulessé, „Ich brauche ihn lebend.“
„Ich nehme Euch aus wie einen Fisch!“, blaffte der Nogroner unbeirrt, „Widerwärtiger Abschaum!“
„Hauptmann Kaito“, lachte der Hexer, „Ja, ich kenne Euren Namen. Und auch den Euren, Marquis Toulessé. Wisst ihr eigentlich, wie viele meiner Magierbrüder ihr abgeschlachtet habt?“
„Nach dem hundertsten habe ich aufgehört zu zählen“, spottete Mikuzu.
„Hundertsiebenundfünfzig“, zischte der General, „Euch mitgezählt.“
„Diese Arroganz“, höhnte der Schwarzmagier, „Sie wird Euch angeboren, nicht wahr, Ledrianer? Aber sie wird Euch schon noch verlassen, wenn ich Euch leiden lasse, wie alle Hundertsiebenundfünfzig zuvor nicht gelitten haben.“
„Das dürfte nicht allzu schwierig werden, wo doch keiner von ihnen gelitten hat. Ich gewährte jedem einen sauberen Tod“, versicherte Toulessé, „So wie ich Euch nun die Gelegenheit gewähre, Euch zu ergeben, um Euch unnötiges Leid zu ersparen.“
„Zylok ergibt sich nie!“, blaffte der Hexer, wobei er einen Blitz schwarzen Feuers in Kaitos Richtung schleuderte, dem dieser jedoch auswich, „Brennt in den Flammen des Todes!“
Toulessé gab seinem Kameraden ein paar kurze Handzeichen, bevor er sich hinter einer der Säulen in Deckung brachte, während sich der Hauptmann auf die linke Seite des Raums begab und dabei ebenfalls eine Backsteinsäule zwischen sich und den Feind brachte.
„Ihr könnt euch nicht verstecken!“, spottete ihr Gegner, bevor er seine rechte Handfläche nach vorne stieß und dabei einen gewaltigen Stoß magischer Macht erzeugte.
Dieser schmettere frontal gegen die Säule, hinter der sich Kaito verbarg, und ließ sie in einem Regen brauner Ziegel zersplittern.
Während Mikuzu mit gebeugter Haltung versuchte, den herabprasselnden Steinen zu entkommen, huschte Toulessé wie ein Schatten aus seiner Deckung.
Im Gegensatz zu seinem Begleiter ruhte seine Klinge immer noch in deren juwelenbesetzter Scheide an seinem Gürtel, als er aus dem Verborgenen auf den Hexer zustürmte.
Dieser entdeckte ihn jedoch, worauf er ihm einen Stoßzauber entgegenfeuerte, um ihn aufzuhalten. Doch der gestählte Wille des Iurionisten erhob sich wie eine Wand gegen den Fluch, an der dieser einfach verpuffte, ohne auch nur die geringste Wirkung zu zeigen.
Als er sah, dass Toulessé seinem Zauber widerstanden hatte, ließ Zylok erneut das schwarze Feuer in seinen Händen erglühen, welches er nur einen Augenblick später gegen den General schleuderte. Dieser wich unbeeindruckt hinter die nächste Säule zurück, sodass die Flammen nur einige Ziegel verkohlten, während Kaito dem Hexer nun mit hoch erhobenem Schwert von der linken Seite entgegeneilte.
Erneut versuchte Zylok einen Stoßzauber, um den Angreifer zurückzuwerfen, womit er den Nogroner jedoch nur leicht ins Straucheln brachte.
„Zauberschutz, Versager!“, höhnte Mikuzu, wobei er in vulgärer Geste seinen Mittelfinger hob, um den sich ein klobiger, silberner Ring schlang.
„Der nützt dir auch nichts!“, entgegnete der Magier, mit einem finsteren Lachen, bevor er seine Hände auf den Schutthaufen der zuvor zerschmetterten Säule richtete.
Unter seiner Hexerei erhoben sich die Backsteine aus dem Staub und flogen zu ihm, um ihn in konzentrischen Bahnen zu umkreisen.
„Friss das, Schlitzauge!“, zischt er, wobei er seine magische Macht nutze, um dem Nogroner einen der Steine entgegenzuschleudern. Mit einem ohrenbetäubenden Scheppern schlug das Geschoss in Kaitos Panzer ein, aus dem sofort die eisernen Bänder sprangen. Die Wucht war so groß, dass sie ihn zu Boden schleuderte, während sein Katana aus seiner Hand wirbelte und klirrend am Boden liegen blieb.
„Das war’s für dich!“, lachte der Hexer, während er bereits mit einem weiteren Ziegelstein genau auf seinen Kopf zielte.
„Das wage ich zu bezweifeln“, entgegnete Toulessé, der sich unterdessen mit zwei rostigen Eisenstangen bewaffnet hatte, welche er aus dem Gitter des Abwasserkanals gebrochen hatte. Davon schleuderte er sofort jene, die ein besonders spitzes Ende besaß, dem Feind entgegen, welcher sich darauf gezwungen sah, den Backstein, welchen er für Kaitos Schädel ersonnen hatte, stattdessen zur Abwehr des Wurfgeschosses zu verwenden.
Zugleich schleppte sich Kaito zur hinteren Säule, wo er sich zunächst verbarg, sodass der Hexer sich nun vollends Toulessé zuwandte und ihn mit weiteren Brocken bombardierte.
Der General jedoch zeigte sich wenig beeindruckt, während er jedem Geschoss ebenso galant wie versteift auswich, dass es beinahe wirkte, als würde er mit seinem Gegenüber einen antiquierten Tanz vollziehen. So verlief es eine ganze Weile, bis sich die Geschosse des Schwarzmagiers dem Ende neigten.
„Eure Kräfte schwinden ebenso wie Eure Munition“, spottete Toulessé, „Wollt Ihr nicht noch einmal über Kapitulation nachdenken?“
„Ich bin noch lange nicht am Ende!“, blaffte  Zylok, wobei er einen weiteren Ziegelstein auf sein Gegenüber feuerte.
Auch diesem entging der General mit einem Seitwärtsschritt, sodass statt seines Schädels eine Holzkiste in tausende Splitter zerlegt wurde.
Bevor der Hexer noch ein weiteres Geschoss zwischen sich und ihn bringen konnte, zuckten plötzlich einige blassviolette Lichtblitze durch den Raum, die alle noch schwebenden Ziegelsteine zu braunroter Paste pulverisierten, welche anschließend wie ein blutiger Nebel zu Boden rieselte.
Die beiden Kontrahenten wandten sich darauf dem Abwasserkanal zu, in dem Taena und Wallard erschienen waren.
„Geht in Deckung, sofort!“, herrschte der General sie an, worauf Taena unverzüglich Folge leistete.
Der angeschlagene Soldat hingegen war nicht schnell genug, sodass ihn der Feuerblitz, welchen Zylok sogleich auf den Kanal geschleudert hatte, erfasste. Unter grauenhaften Schmerzensschreien fraß sich die glühende Rüstung in sein Fleisch, bis er schließlich nicht mehr viel mehr war als eine verkohlte, pechschwarze Figurine, von der geschmolzenes Silber herabtropfte, während sie aus verzerrten, leeren Augenhöhlen zur verdreckten Decke starrte.
Wie verzaubert betrachtete der Schwarzmagier sein grässliches Werk, wobei sich ein sinisteres Lächeln auf seinen geschwärzten Lippen abzeichnete.
„Dafür werdet Ihr bezahlen, Dreckskerl!“, blaffte Kaito, der sich wieder erhoben hatte.
Mit einem Wutschrei stürmte er auf den Hexer zu, der sich ihm nicht mehr schnell genug zuwenden konnte, um ihn abzuwehren. Unter dem Klirren seiner zertrümmerten Rüstung stießen die beiden gegeneinander, der Hauptmann riss seinen Gegner zu Boden, bäumte sich über ihm auf und schmetterte seine Faust mindestens fünfmal in sein Gesicht, bis nur noch Blut und schwarzer Eiter an seinen Fingern klebte.
„Das reicht!“, mahnte Toulessé, worauf Mikuzu sofort von dem Hexer abließ. Der General wandte sich darauf an Taena, sagte jedoch nichts, da sie immer noch mit offenem Mund auf die verkohlten Überreste Wallards hinabblickte.
„Er…er hätte einfach nur warten müssen. Ich hatte ihm doch…“, seufzte sie, während der General seinen Arm um ihre Schultern legte.
„Der Herr wird seinen Einsatz dennoch rühmen“, versicherte er, bevor er Kaito beiläufig befahl, den Hexer zu fesseln und nach oben zu bringen, was ihm nicht sonderlich schwer fiel, da er seinen Gegner in die Ohnmacht geprügelt hatte.
So blieb Toulessé alleine mit Taena zurück.
„Ich habe so lange Magie studiert. Ich…ich weiß, was Schwarzmagie anrichten kann, aber ich meine, es selbst zu sehen, das ist einfach…einfach schrecklich“, schluchzte sie.
„Nichts anderes ist es“, bestätigte Toulessé, „Weißt du, als mein Vater mir damals davon erzählte, wie sie mit Schwarzmagiern verfahren, sie einfach zu töten, ohne Fragen, ohne Prozess, da hielt ich es für grausam. Doch nachdem ich das erste Mal selbst gegen einen gekämpft hatte, wusste ich, dass er in allen Belangen Recht gehabt hatte“, sie lehnte sich fest gegen seine Schulter, „Niemand sollte das hier länger sehen als notwendig. Lass uns gehen und ich werde einige Soldaten schicken, um seinen Leichnam zu holen. Er soll ein ehrenhaftes Begräbnis haben.“
„Ja, natürlich, das…das hat er verdient“, stimmte sie zu, bevor sie die Kammer, den Staub und den Dreck verließen.

Wenig später fand sich Toulessé in einer der Zellen im Kerker unter der ledrianischen Botschaft ein, wo man Zylok an einen hölzernen Stuhl gekettet hatte. Vier Novizen standen mit ebenso wachsamen wie ängstlichen Mienen vor der Gitterwand Wache und grüßten ehrfürchtig, als der General sie passierte.
In der Zelle selbst saß Kaito an einem Tisch aus dunklem, schartigem Holz bereits dem Hexer gegenüber, wobei er sich mit funkelnden Augen die Fäuste rieb.
Sein Gesicht war immer noch verdreckt und ebenso trug er die beschädigte Rüstung mit den gesprungenen Bändern.
Als Toulessé vor die Gittertür trat, spannte er seinen Mund auf und brüllte dem Schwarzmagier entgegen:
„Noch ein paar letzte Worte?“
„Ich wäre doch dämlich…“, ächzte dieser, der abgesehen von ein paar schwarzen Linien, die sich unter seiner blassen Haut rankten, keine Spuren der Verderbnis zeigte, „wenn ich Euch etwas vertraten würde. Ihr dürft mich nicht foltern und getötet werde ich sowieso!“
„Ich habe dir keine Frage gestellt, sondern dir lediglich die Gelegenheit gegeben ein paar letzte Worte zu äußern, bevor man dich von deinem hässlichen Kopf befreit!“
„Nichts werdet ihr von mir erfahren“, spottete Zylok, auf dessen Gesicht plötzlich ein hämisches Lächeln prangerte, „Nichts was euch nützt. Ihr sucht nach Kelrayass, nicht wahr? Ah ja, Kelrayass…nun, ihr sollt seine Identität erfahren, denn ihr könnt ihn ohnehin nicht mehr aufhalten. Er ist längst nicht mehr hier!“
„Wo ist er?“, blaffte Mikuzu.
„Er verließ Galor mit euren Stoßtrupps. Oh ja, er hat viele gute Freunde in der Stadt. Ein Platz unter euren tapfersten Recken war ihm gewiss. Er hat sie sicher schon alle abgeschlachtet“, prophezeite der Hexer mit einem irrsinnigen Gackern, „Er ging den Weg, den nur wenige zu gehen bereit sind. Seine Macht ist unvorstellbar!“
„Einen Namen!“, forderte der Hauptmann.
„Als er noch hier verweilte, nannte er sich Janus. Der mächtigste aller Schwarzmagier lief fast zwei Jahre als ein Mönch des Erlöserglaubens herum und keiner von euch elenden Narren hat es gemerkt!“

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