Romane & Erzählungen
Zwei und eins macht eine weniger

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"Zwei und eins macht eine weniger"
Veröffentlicht am 22. Mai 2008, 26 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Leidenschaftlich sarkastische Hobbyphilosophin, mit Hang zur Selbstironie und ausgeprägter Verachtung für Smalltalk. Seltsam durchgeknallte, eloquente Metalhead, mit Potential zur Herausforderung und einem Talent für absurde Gespräche. Vielseitig interessierte, pferdeverrnarte, schlagfertige Möchtegernpsychologin, mit Faible für Fantasybücher und Horrorfilme. Selbstkritische Mutter- und Fremdsprachenliebhaberin mit Kommaschwäche, gnadenlos ...
Zwei und eins macht eine weniger

Zwei und eins macht eine weniger

Beschreibung

Wieder so eine lange Geschichte, aber nur der Anfang, wenn der gefällt kommt der Rest noch nach! ;) Liebeskrimi, nenne ich das Genre einfach mal... Verfasst am 22.07.2007.

Kapitel 1

Mit der Zunge schnalzend lockte sie ihre gescheckte Stute zu mehr Geschwindigkeit. Das Pferd galoppierte willig an. Es war ein schöner Wintermorgen und die Beine des Tieres versanken im weissen Schnee, während es mit seiner lächelnden Reiterin durch den leeren Wald jagdte. Es gab für sie einfach nichts schöneres als ihre ersten Stunden auf dem Rücken ihres Pferdes zu verbringen, den morgendlichen Wind um ihre Nase streichen und die arbeitenten Muskel des Appaloosas zwischen ihren Beinen zu spüren. Erst nach diesem täglichen Vergnügen ging sie nach Hause um sich umzuziehen und zu duschen. Danach verfolgte sie ihre morgentliche Routine in ihrem Stammcaffée weiter.
Sobald sie in das Caffée eintrat, empfang sie auch schon ein herzhaftes Lächeln des Kellners.
" Das Selbe wie immer? " rief ihr der Italiener zu.
" Ja, und bring mir doch bitte auch ein Stück der Schwarzwäldertorte zum Frühstücken. " , erwiderte sie.
" Kommt sofort! " . Er verschwand in einem hinteren Teil des Caffées. Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Es war halb neun. Sie hatte also noch genügend Zeit, da sie erst um zehn in ihrem Büro sein musste. Sie war einundzwanzig Jahre alt, hatte braunes, langes Haar und Augen gleicher Farbe. Sie war nicht von aussergewöhnlicher Schönheit, aber dennoch hübsch, auch wenn sie sich sehr selten richtig feminin kleidete. Das lag hauptsächlich an ihrer tiefen Leidenschaft für Pferde. Jeden ihrer freien Momente verbrachte sie im Stall und da man im Beisein von Pferden früher oder später immer dreckig wird, hatte sie es sich ganz abgewöhnt Röcke oder dergleichen zu tragen. Auch Schuhe mit Absatz waren eher störend. Ihre inzwischen vierjährige Appaloosa-Stute hatte sie selber zugeritten, ganz nach dem Vorbild GaWaNi Pony Boys, der seine Pferde in Arizona hielt und durch seine Trainingsmethoden bekannt geworden war. Und ihr Ergebniss konnte sich sehen lassen, sie war sich sicher, dass GaWaNi stolz auf sie gewesen wäre. Einen Sattel hatte sie nie besessen und ihre Niña folgte ihr überall hin. Sie hatte die Stute als Einjährige vor dem Schlachter gerettet, da sie eine leichte Fehlstellung der Hinterbeine hatte, die sie aber nicht sonderlich beeinträchtigte, wollte ihr früherer Besitzer sich von ihr trennen. Jessica hatte sie auf ihrer Koppel gesehen und sich sofort in das freundliche Fohlen verliebt. Und jetzt waren sie unzertrennlich. Sobald Niña die ihr bekannten Schritte ihrer Besitzerin auf der Stallgasse vernahm, brach sie gleich in freudiges Wiehern aus. Sie hatten sich gesucht und gefunden.
Inzwischen hatte sie ihre Torte und ihren Cappucino vor sich stehen und nachdem sie einige Worte mit dem Kellner gewechselt hatte, widmete sie sich ganz ihren Gedanken. Sie war jemand, der in stillen Momenten gerne über ihr Leben nachdachte und über dies und jenes philosophierte. Das tat sie auch jetzt während sie ihre erste Zigarette des Tages rauchte. Alles in allem konnte sie sich nicht beschweren. Erfolgreich in der Schule, hatte sie ihr Elternhaus mit neunzehn Jahren verlassen und sich in ihr Journalismusstudium vertieft. Sie wohnte in einer nicht all zu grossen Stadt und der Stall war keine fünf Kilometer von ihrer Wohnung entfernt. Da sie kein Auto benötigte, bewegte sie sich vorwiegend auf dem Fahrrad fort. Ihr Leben gefiel ihr. Die meisten Freunde hatte sie in ihrem Reitstall gefunden, aber besonders gesellig war sie nicht. Das Einzige was ihr jetzt noch fehlte war eine Liebesgeschichte, sagte man ihr immer wieder. Keine Gelegenheit sie zu verkuppeln war bis jetzt unversucht geblieben, aber ohne Erfolg. Sie fand immer eine neue Ausrede. Aber war es denn ihre Schuld, wenn sie auf den Einen wartete? Den, der sie eines schönen Tages einfach ansprechen würde, weil sie ihm gefiel und der alles hatte? Nein, sie dachte nicht. Im richtigen Moment würde er schon vor ihr stehen und er würde wissen, was er ihr zu sagen hat, um sie für sich zu gewinnen, das war eher ihre Überzeugung. Sie wollte keinen möchtegern Helden, der den meisten Teil seiner Freizeit in irgendwelchen Bars am Tresen verbrachte und nicht nach Hause kam. Was sie suchte war ein netter, humorvoller Kerl, der es vermag ihr die Welt zu Füssen zu legen. Einer, der seiner Arbeit ernsthaft nachging, beim Abwaschen half, sie nicht betrog und ihren Hochzeitstag nicht vergass. Wenn dieser dann auch noch eine kleine Vorliebe für ihre vierbeinigen Leidenschaft mitbrachte, war er in ihren Augen perfekt. Ob so ein Prachtexemplar auch existierte, da war sie sich allerdings nicht so sicher. Aber wenn er kommen sollte, dann würde er schon kommen. Sie hoffte nur, dass sie ihn im richtigen Augenblick auch erkennen würde.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, bezahlte sie ihre Bestellung, erhob sich von ihrem Platz und began ihren achtstündigen Arbeitstag hoch motiviert. Sie liebte ihren Beruf, den sie bereits von Kindesbeinen an hatte ausführen wollen und noch dazu hatte sie das Glück gehabt, gleich genommen zu werden, einen freundlichen Chef zu haben und gute Arbeitszeiten. Ihr Leben war ausgeglichen, glücklich, sorglos und im Augenblick schien nichts und niemand diesen Frieden zu stören.

Leise stieg er durch das Fenster, in der Hoffnung, dass ihn niemand bemerken würde. Aber wer sollte ihn hier in dieser verlassenen Gegend schon stören? Noch dazu mitten im Winter? Und Gismo würde schon anschlagen, falls er etwas hören sollte. Zum Glück hatte er die gute Idee seinen Dobermann-Rüden auf diese Tour mitzunehmen. Den Namen verdankte der Hund seinen riesigen Ohren, da sie nicht, wie sonst bei Dobermännern üblich, coupiert waren. Jack neckte ihn gerne indem er ihm sagte, dass er mehr wie eine Fledermaus als wie ein Hund aussah. Aber er war weit nicht so ungefährlich wie man fälschlicherweise meinen könnte. Gleich als der Welpe alt genug gewesen war, hatte er ihn mit in die Hundeschule genommen, um ihm beizubringen zu gehorchen. Bei seinen abendlichen Aktionen konnte er es sich nicht leisten zwei Stunden nach seinem Hund zu rufen, bevor dieser endlich bei ihm ankommt. Der junge Rüde hatte sich als sehr lernfreudig erwiesen, so dass er jeden Befehl verstand. Auch im endscheidenden Moment zu attackieren war ihm nicht fremd.
Nicht weit entfernt, an einem Baum angebunden, sass der grosse, inzwischen zweijährige Hund im Schnee und schaute sehnsüchtig zu der Hütte hin. Eine halbe Stunde war bereits vergangen, seitdem sein Herrchen das Fenster eingeschlagen hatte und durchgestiegen war. Mit einem kleinen Klagelaut legte sich der Hund sich hin und wartete ungeduldig. Als weitere zehn Minuten vergangen waren, nahm er seinen Blick schliesslich von der Hütte, um mit gespitzten Ohren durch den verschneiten Wald zu schauen. Er sah nichts interessanteres als Bäumen und ein braunes Eichhörnchen, dass hektisch versuchte, seine etwas zu grosse Eichel einen der Stämme hochzubringen. Sechs Mal fiel die Nuss zu Boden, bevor das Eichhörnchen doch gewann und mit ihr verschwand. Von diesem Schauspiel abgelenkt gewesen, wand der Hund seine Aufmerksamkeit wieder der Hütte zu. Im selben Augenblick sah er Jack durch die Tür herauskommen. Er war mit einem schwarzen Rucksack beladen, den er lässig über die linke Schulter gehängt hatte. Ohne die Tür zu schliessen ging er direkt auf seinen vierbeinigen Kameraden zu, liess ihn frei und lief pfeifend mit seiner Beute und der Leine zu seinem schwarzen 306er Peugeot. Der Hund folgte ihm wedelnt, mit der Schnauze im Schnee.Am Wagen angekommen, liess sich der Hund auf dem Beifahrersitz nieder. Jack schloss die Tür und ging um das Auto herum, um sich schliesslich zu setzen, nachdem er seinen Rucksack auf den Rücksitz gelegt hatte.
Er war nicht sonderlich gross, eher durchschnittlich, aber gutaussehend. Mit seinen fast schwarzen Haaren und den grünen Augen hatte er schon so manches Frauenherz erobert, trotzdem aber noch nicht die gefunden, die er wollte. Einmal, da dachte er, dass er sie gefunden hätte. Ja, ein Mal, da hatte er geliebt. Von ganzem Herzen geliebt. Als er achtzehn gewesen war und dieses tolle Mädchen kennengelernt hatte. Nachdem er sie zwei volle Stunde beim Tanzen aufmerksam beobachtet hatte, hatte er schliesslich genug Mut angetrunken, um sie anzusprechen. Den ganzen Abend verbrachten sie gemeinsam und er hatte nur Augen für sie gehabt. Sie liess sich von ihm nach Hause begleiten und er küsste sie das erste Mal vor ihrer Wohnungstür. ' Komm bald mal wieder vorbei! ' , hatte sie ihm ins Ohr geflüstert und er war gekommen. Fast ein Jahr lang kam er regelmässig oder liess sie zu sich kommen. Er war in seinem ganzen Leben noch nie so verliebt gewesen und er war sich sicher, dass sie die Frau seines Lebens war. Er wollte nur sie, keine Andere interessierte ihn mehr. Er hätte alles für sie getan, las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Nein, unglücklich war sie mit ihm sicher nicht gewesen. Aber irgendetwas fehlte ihr dennoch, er bemerkte es, als er sie eines Abends mit diesem grossen Kerl in ihrer Wohnung vorfand. Eine Überraschung hatte er ihr mitgebracht: Einen Verlobungsring mit einem Strauss roter Rosen. Die Blumen landeten im Mülleimer und der Ring endete nach einem langen Streit, bei dem sie heulte und er fast, in der Toilette. Er sei nicht erwachsen genug, hatte sie ihm damals gesagt und dass sie einen Mann suchte, der sie wie eine Frau und nicht wie ein Mädchen behandelte. Einen, der etwas weniger romantisch und zärtlich sei als er. Und den hatte sie jetzt gefunden. Er hatte sie immer wie eine Prinzessin behandelt, sie war sein Ein und Alles gewesen und genau das hatte sie ihm vorgeworfen. Er hätte ihr trotz dieses Vertrauensbruches verziehen, aber sie verliess ihn noch am gleichen Abend, von seinen Besserungsbeteuerungen wenig beeindruckt. ' Komm wieder, wenn du erwachsen geworden bist, vielleicht hast du dann eine Chance! ' . So ging er in dieser Nacht allein die Strasse hinunter, setzte sich in seiner Wohnung mit einer Whisky-Flasche und einem Glas in die Küche und betrank sich unter Tränen. Einen Monat später zog er in eine andere Stadt aber er sollte noch drei weitere benötigen, bevor er die Trennung akzeptieren konnte. Er hatte sie zwar noch nicht vergessen, aber er konnte immerhin wieder andere Frauen ansehen und sich mit ihnen unterhalten. Er hatte zwar zwei oder drei Abenteuer, aber keines davon war etwas ernsthaftes oder hätte es werden können. Eine hatte ihm zwar gefallen, aber sie glich seiner verlorenen Liebe so sehr, dass er es einfach nicht ausshielt mit ihr mehr als viermal auszugehen. Sie hatte das gleiche Lachen und die gleiche Art ihre Haare aus dem Gesicht zu pusten. Und so war er mit seinen fast sechsundzwanzig Jahren immernoch Junggeselle. Ob er inzwischen erwachsen geworden war? Er wusste es nicht. Eigentlich hatte er nicht das Gefühl sich sonderlich verändert zu haben, aber gleichzeitig hatte er sich nie als unreif angesehen. War ja auch egal. Es war sechs, fast sieben Jahre her, seitdem er sie das letzte Mal gesehen hatte, sie lebte ihr Leben und er seines. Damit hatte er sich in der Zwischenzeit abgefunden. Auch wenn es immernoch wehtat. An manchen Tagen war sein Hund das Einzige, das ihn davon abhielt, seinem tristen Dasein ein Ende zu bereiten. Das Tier machte ihn glücklich. Gismo wartete in der Wohnung auf ihn, wenn er nicht da war, und er freute sich jedesmal tierisch, wenn sein Herr nach Hause zurückkehrte. Er folgte ihm überall hin und, was noch viel wichtiger für Jack war, er würde ihn nie betrügen. Es gab nichts treueres als ein Tier und dieses hier würde sein eigenes Leben für das seines zweibeinigen Freundes geben, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
Bei seiner Zweizimmerwohnung angekommen, liess er den Hund aussteigen, nahm den Rucksack von der Rückbank und stieg in die erste Etage hoch. Sein erster Weg führte ihn zum Kühlschrank, aus dem er ein Bier nahm, bevor er seinen Hund fütterte. Er setzte sich vor den Fernseher, aber nachdem er einige Minuten eine Talk-Show mehr oder weniger interessiert verfolgt hatte, packte er schliesslich seinen Rucksack aus. Zum Vorschein kamen fünf Zwanzig-Euro-Scheine, etwas Besteck und einige elektrische Geräte. Normalerweise brach er nicht für so mickrige Beute in, über den Winter hin, leere Häuser ein, aber dieses Mal brauchte er das Geld. Seit einem Jahr war er inzwischen ohne Arbeit und er schaffte es einfach nicht etwas Neues zu finden. Sein bester Freund hatte ihn das erste Mal vor etwa acht Jahren auf eine sogenannte Tour mitgenommen und ihm gezeigt, wie leicht es war aus der Unvorsicht Anderer Profit zu schlagen.Und da Unkompliziertheit immer verführend ist, hatte er kurz darauf begonnen sich selber auf die Suche zu machen. Fündig war er mehr als einmal geworden und bis jetzt hatte er noch kein Mal das Pech gehabt unangenehm überrascht zu werden. Das war auch besser so. Wer würde sich denn um seinen Gismo kümmern, wenn er nicht da war? Familie hatte er keine mehr, ausser einem Bruder, der ihn aber ignorierte und nichts von ihm wissen wollte. Jack schickte ihm trotzdem jedes Jahr eine Karte zum Geburtstag und zu Weihnachten. Seinen Vater hatte er nie kennengelernt, da dieser seine Mutter früh verlassen hatte. Die Selbige war vor einigen Jahren an Lungenkrebs gestorben. So war er bereits mit siebzehn Jahren gezwungen gewesen, sich allein durchs Leben zu schlagen. Er hatte zwar nicht alles, was er sich wünschte, aber er besass das, was man zum Leben benötigte. Auch wenn es teilweise schwierig war mit dem Bisschen Geld, das er von Staat bekam, durchzukommen.
Er schalt den Fernseher ab und stand langsam auf. Das Diebesgut hatte er inzwischen wieder in dem Rucksack verstaut. Nach einer kurzen Überlegung entschied er sich eine Runde in einer der Kneipen zu machen. Vielleicht hatte er Glück und fand Marc. Der würde ihm die Sachen zu einem anständigen Preis abnehmen. Jack fragte sich jedesmal, was der bullige, kleine Mann mit dem Zeug anstellte. Ihn zu fragen hatte er sich nie getraut. Er kaufte ihm die Sachen ab und das war auch schon das Einzige, was ihn zu interessieren hatte. Er machte den Reissverschluss seiner Jacke zu und trat auf die dunkle, von einigen Laternen erleuchtete Strasse hinaus. Er ging sie bis zum Ende hinunter, bog nach links ab, ging noch einige hundert Meter weiter und stand vor dem ' English Pub ' . Er machte die eindrucksvolle Holztür mit den Eisenbeschlägen auf und trat in den, von Zigarettenrauch erfüllten, Raum ein. Lautes Gelächter und das Klappern der Gläser, die von dem dicken, schnauzbärtigem Wirt hinter der Theke gewaschen wurden, umfing ihn. Er liess seinen Blick langsam durch den Raum gleiten, aber er sah kein ihm bekanntes Gesicht. So setzte er sich alleine an den Tresen und bestellte einen Bloody Mary. Bald darauf bekam er Gesellschaft. Ein sturzbetrunkener, junger Kerl liess sich auf dem Barhocker neben ihm nieder.
" Haste vielleicht 'ne Kippe für mich? " , fragend sah er Jack an. Dieser nahm sein Päckchen Marlboro aus der Tasche und hielt ihm lächelnd eine hin. Gierig wurde die Zigarette von kurzen, dünnen Fingern ergriffen.
" Danke, Mann. " . Jack musterte ihn. Er war vielleicht Ende zwanzig, aber er schätzte ihn zwei, drei Jahre jünger ein. Unter dem langen, blonden Haar erblickte er zahlreiche Tatoowierungen. Drachen, Tötenköpfe und ein oder zwei halbnackte Frauen konnte er erkennen. Nichts Besonderes. Aber er hatte irgendwie das Gefühl ihn zu kennen. Er wand sich wieder seinem Glas zu und hörte mehr oder weniger aufmerksam dem Wirt zu, der, nachdem er Jack sein volles Leben zum weiss-Gott-wie-often Mal erzählt hatte, das Gleiche mit dem Neuankömmling tat. Dieser war sichtlich desinteressiert und nachdem er seinen doppelten Wodka getrunken hatte, wandte er sich wieder an Jack, ohne dem Wirt auch nur die kleinste Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. " Ich hab' von dir gehört. " , sagte er. Jack erwiderte nichts. Es war immer besser, erst die Anderen reden zu lassen und sich seine Meinung zu bilden. Hinterher konnte man immernoch seinen Senf dazugeben. Als der Tattoowierte sah, dass er keine Antwort bekam, fuhr er fort:
" Man hat mir von dir erzählt und von dem, was du so machst, um über die Runden zu kommen. " . Immernoch keine Antwort.
" Frag nicht, wer geredet hat, ich sag' nix. Ich hab' dir aber etwas vorzuschlagen. " , er drehte den Kopf dem Wirt zu, der sich pfeifend wieder seinem Abwasch zugewand hatte und so tat, als ob er von der Konversation nichts mitbekommen hätte. Der Blonde sah Jack kurz an, deutete mit einem Kopfnicken auf den Wirt und machte Jack Zeichen, ihm zu folgen. Er erhob sich von seinem Platz und ging aus dem Raum, ohne sich auch nur nach Jack umzudrehen. Dieser überlegte einen kurzen Moment und folgte ihm schliesslich, nachdem er dem Wirt ein tüchtiges Trinkgeld auf der Theke hinterlassen hatte. Der Wirt nahm das Geld dankend und seufzste laut, als auch Jack die Kneipe verlassen hatte. Er hatte der Diskussion aufmerksam gefolgt und war enttäuscht, dass er den Rest nicht erfahren würde. Er langweilte sich schon genug und das kleinste bisschen Unterhaltung, das er hätte haben können hatte sich verflüchtigt. Er würde wohl bald Feierabend machen.
Vor der Tür angekommen, erblickte er den langhaarigen Kerl einige Meter weiter. Er ging auf ihn zu und wartete.
" Du redest wohl nicht sonderlich viel, hä? " , sagte der Andere, während er Jack musterte.
" Nicht, wenn es nicht unbedingt nötig ist. " , erwiderte dieser. " Also, was hast du mir zu sagen? Ich hoffe nicht, dass du meine Zeit verschwendest."
" Keine Angst, ich bin sicher, dass es dich brennend interessierend wird, was ich dir zu sagen hab'. Ich hab' vor nich' all zu langer Zeit erfahren, dass du in leerstehende Häuser einbrichst. Seit circa drei Tagen hab' ich sämtliche Kneipen und Bars abgesucht, in der Hoffnung dich zu finden. Zum Glück hat man mir dich genügend beschreiben können. Ich hab' dir 'nen Deal vorzuschlagen: Ich kenn' da 'n Haus, nicht weit entfernt von hier und ich weiss, dass die Besitzer 'ne volle Woche in Urlaub fahr'n. Aber dass ist noch nicht alles. Sie sind reich. Steinreich. Und als ich von dir gehört hab' , hab' ich mir gedacht, dass du vielleicht... " , er liess den Satz unbeendet. Jack wusste, was der Andere sich da gedacht hatte. Aber ein oder zwei Fragen hatte er troztdem.
" Kannst du mir auch sagen, wieso du da an mich gedacht hast und woher du das alles weisst? "
" Das hat dich nich' zu kümmern. Nur so viel: Ich weiss, dass du gut bist und es geht um 'ne persönliche Geschichte. Eine Art Racheakt, wenn du verstehst, was ich meine. "
" Oja, ich verstehe voll und ganz. Und wann soll dieser Coup stattfinden? "
" In vier Tagen. "
" Kein Problem. Du weisst ja jetzt, wo du mich finden kannst. " , antwortete Jack, drehte sich um und machte sich unter dem klaren Sternenhimmel zu seiner Wohnung und seinem warmen Bett auf.
Bei sich zu Hause angekommen, fragte er sich woher der langhaarige Typ von seinen nächtlichen Aktivitäten wusste. Es gab nur zwei Leute, die in direktem Kontakt damit standen: Marc, der ihm die Sachen abkaufte, und Jens, der ihn erst auf die Idee gebracht hatte. Da Marc aber keine Ahnung haben konnte woher die Sachen, die er ihm abkaufte kamen, griff Jack zum Höhrer und rief Jens an. Nach zehn Minuten legte er bereits wieder auf. Jens hatte nichts erzählt. Er kannte anscheinend nicht einmal einen Kerl, der auf Jacks Beschreibung passte. Und er hatte immernoch dieses merkwürdige Gefühl, den Tatoowierten schon einmal irgendwo gesehen zu haben.

Genauso, wie sie jeden Morgen zum Stall aufbrach, fand sie auch diesen Abend den Weg dorthin. Sie wollte Niña zwar nicht nochmal bewegen, sie aber von der Weide hohlen und in ihre Box bringen um sie dort noch einmal ausgiebig zu bürsten. Obwohl es bereits stockdunkel war, hatte Jessica keinerlei Schwierigkeiten ihre Stute von den anderen Pferden zu unterscheiden. Mit ihrer weissen Hinterhand leuchtete sie in der Nacht fast und als sie das leise Pfeifen ihrer Besitzerin vernahm, eilte sie sogleich zum Zaun. Geduldig liess sie sich aufhalftern und in ihren Stall bringen. Hier angekommen, neigte sie ihren eleganten, langen Hals um etwas an der Einstreu zu knappern, während sie sorgfältig geputzt wurde.
Eine gute halbe Stunde später verabschiedete sich Jessica von ihrem Pferd und fuhr nach Hause. Sie hatte einen schönen Tag gehabt. Zuerst der Ritt auf ihrem Appaloosa, der bereits einen guten Start in den Tag versprochen hatte, gegen Mittag hin hatte sie dann einen Artikel fertig geschrieben, der ihrem Vorgesetzten bestens gefallen hatte und jetzt schliesslich würde sie in ihrem Bett einschlafen, nachdem sie ihre Stute ein letztes Mal versorgt hatte. Ein Tag hätte für sie erfüllter nicht sein können.

Am nächsten Tag hatte sie frei. Nachdem sie bis neun Uhr ausgeschlafen hatte, war sie direkt in den Stall gefahren. Dort wurde sie bereits ungeduldig erwartet. Sie hatte kaum die Zeit von ihrem Rad zu steigen, da wurde sie auch schon von Stella, die ihr Pferd nur zwei Boxen weiter stehen hatte, begrüsst.
" Hi! Ich warte schon eine Ewigkeit auf dich! Ich muss dir unbedingt jemanden vorstellen! " , rief sie ihr entgegen, während sie auf sie zurannte. Bei ihr angekommen, packte sie sie am Arm und zerrte sie in Richtung der Reithalle. Immernoch völlig aufgeregt fuhr sie fort.
" Hast du den Neuen schon gesehen? Ja, natürlich hast du ihn schon gesehen, er ist ja immerhin schon
eine Woche hier. Findest du nicht auch, dass er total gut aussieht? " , Jessica konnte ihr nur verwirrt folgen. Ein Neuer? Seit einer Woche?
" Ah, da ist er ja. " , Stella ging, immernoch mit Jessica im Schlepptau, auf einen dunklen, eher schüchtern wirkenden Typen zu.

Einige Tage später fand er sich wieder im ' English Pub ' ein. Es war wie immer die gleiche Stimmung in der etwas kleinen aber gemütlichen Kneipe. Obwohl diesmal etwas weniger Gäste da waren, war das Gelächter genauso laut und der Zigarettenqualm genauso stickig. Auch der Wirt schien den Bestellungen kaum nachzukommen. Wie gewöhnlich setzte sich Jack auch an diesem Abend an den Tresen.
Er bestellte ein grosses Bier und wartete. Wenn ihn der Blonde keine Märchen erzählt hatte, müsste der Coup am nächsten Tag stattfinden. Er war von der Geschichte zwar noch nicht ganz überzeugt, aber wenn es wirklich um viel Geld gehen sollte, würde er sich nicht zweimal bitten lassen. Er brauchte nicht lange zu warten, da klopfte ihm auch schon jemand freundschaftlich auf die Schulter. Er drehte sich um und erkannte das ihn anlächelnde Gesicht sofort.
" Wie geht's, wie steht's? " , wurde er sogleich gefragt.
" Ganz gut. Und sonst? "
" Alles klar. " , er setzte sich. " Also, der Coup findet morgen statt. Wir treffen uns so gegen Mitternacht alles weitere erkläre ich dir dann vor Ort. Also bis morgen, aber diesmal vor der Tür. Deiner Tür. ", Jack hatte nicht die Zeit ihn zu fragen, woher er glaubte zu wissen, wo er wohnte, da war der Andere auch schon wieder verschwunden und er konnte ihm nurnoch verblüfft nachsehen.
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Hörbuch

Über den Autor

cumerache
Leidenschaftlich sarkastische Hobbyphilosophin, mit Hang zur Selbstironie und ausgeprägter Verachtung für Smalltalk. Seltsam durchgeknallte, eloquente Metalhead, mit Potential zur Herausforderung und einem Talent für absurde Gespräche. Vielseitig interessierte, pferdeverrnarte, schlagfertige Möchtegernpsychologin, mit Faible für Fantasybücher und Horrorfilme. Selbstkritische Mutter- und Fremdsprachenliebhaberin mit Kommaschwäche, gnadenlos ehrliche, tollpatschige, unkomplizierte Vollzeitchaotin mit einer tiefen Ader für Romantik. Rollenspiel- und Fabelwesenbegeisterte, optimistische Zockerin mit einem hochgradigen Sinn für Moral. Momentbedingt begnadete Quasselstrippe, loyaler Morgenmuffel. Nervtötend rechthaberische Klugscheisserin. Also im Grossen und Ganzen harmlos - oder so.

(Falls iiiiiirgendjemand 'ne Ahnung hat, wo sich der verfluchte neonfarbene Eisbär aufhält... ich suche ihn immer noch!)

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Arrix Re: Re: Re: Re: Auch -
Zitat: (Original von cumerache am 23.05.2008 - 15:23 Uhr)
Zitat: (Original von Arrix am 23.05.2008 - 15:04 Uhr)
Zitat: (Original von cumerache am 23.05.2008 - 12:54 Uhr)
Zitat: (Original von Arrix am 22.05.2008 - 23:17 Uhr) sehr gut geschrieben. Bin echt gespannt wies weitergeht. ^^


Anscheinend werde ich meine Bücher nur für dich schreiben! *lach* , Danke ist aber sehr lieb, da weiss ich wenigstens: es ist nicht umsonst! ;)
LG


xD Wer weiß. Mach einwenig Werbung dann wird das schon. ;)


Ich schätze die sind zu lang, als dass sich da jemand durchliest...


Hmm wenn ich das geschafft habe, dann wird sich bestimmt auch noch jemand anderes die irgendwann durchlesen. ^^
Vor langer Zeit - Antworten
cumerache Re: Re: Re: Auch -
Zitat: (Original von Arrix am 23.05.2008 - 15:04 Uhr)
Zitat: (Original von cumerache am 23.05.2008 - 12:54 Uhr)
Zitat: (Original von Arrix am 22.05.2008 - 23:17 Uhr) sehr gut geschrieben. Bin echt gespannt wies weitergeht. ^^


Anscheinend werde ich meine Bücher nur für dich schreiben! *lach* , Danke ist aber sehr lieb, da weiss ich wenigstens: es ist nicht umsonst! ;)
LG


xD Wer weiß. Mach einwenig Werbung dann wird das schon. ;)


Ich schätze die sind zu lang, als dass sich da jemand durchliest...
Vor langer Zeit - Antworten
Arrix Re: Re: Auch -
Zitat: (Original von cumerache am 23.05.2008 - 12:54 Uhr)
Zitat: (Original von Arrix am 22.05.2008 - 23:17 Uhr) sehr gut geschrieben. Bin echt gespannt wies weitergeht. ^^


Anscheinend werde ich meine Bücher nur für dich schreiben! *lach* , Danke ist aber sehr lieb, da weiss ich wenigstens: es ist nicht umsonst! ;)
LG


xD Wer weiß. Mach einwenig Werbung dann wird das schon. ;)
Vor langer Zeit - Antworten
cumerache Re: Auch -
Zitat: (Original von Arrix am 22.05.2008 - 23:17 Uhr) sehr gut geschrieben. Bin echt gespannt wies weitergeht. ^^


Anscheinend werde ich meine Bücher nur für dich schreiben! *lach* , Danke ist aber sehr lieb, da weiss ich wenigstens: es ist nicht umsonst! ;)
LG
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Arrix Auch - sehr gut geschrieben. Bin echt gespannt wies weitergeht. ^^
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