°°
Es war einmal ein armer alter russischer Nussknacker, der war bei seinem edlen Herrn – dem Väterchen Zar von Russland, unverschuldet in Ungnade gefallen obwohl er einst dessen Lieblingsnussknacker gewesen und immer schon Teil der Zarenfamilie war. Ein böses Tannenzapfenmännlein hatte ihm eines Nachts, im Streit um eine Weihnachtslappalie und aus Neid, einen Zahn ausgebrochen und hatte diesen anschließend als Trophäe mitgenommen; so dass der Nussknacker nicht mehr für große Nüsse zu gebrauchen war und
durch irgendeinen ixbeliebigen jüngeren ersetzt wurde. Dieser war zwar längst nicht so gut und erfahren wie der alte aber er schaffte zumindest die großen dicken Wahlnüsse mit seinen Zähnen zu knacken.
Traurig war der Nussknacker über sein über ihn gekommenes Los und Schicksal wie sich jeder wohl vorstellen kann und so lag er nun jahrelang in irgendeinem Schrankfach im Schloss des Zaren und ward vermeintlich für immer vergessen.
Er hatte schon keine Hoffnung mehr gehabt als eines Tages die Schublade in der er lag geöffnet wurde und ihm ein kleiner russischer Junge in die rosinengroßen schwarzen Augen blickte.
„Schau mal Vater, was hier drin ist, rief der Junge. Ein alter Nussknacker“.
„Ohh, ich wusste gar nicht das der noch da ist, antwortete eine alte wenn auch dem Nussknacker noch vertraute Stimme - hinter dem Jungen.
Es war der alte Zar. Viele Jahre waren vergangen. Der Zar hatte geheiratet, einen Sohn und ein Töchterchen bekommen, die inzwischen schon elf Jahre alt waren. Viel Zeit war vergangen. Der Zar erinnerte sich an den Nussknacker und alte - schöne, wenn auch kinderlose Zeiten, fielen ihm wieder ein. Er erinnerte sich an die Zeit vor elf Jahren als er noch jünger war und die schöne Zeit die er oft
im Winter mit dem Nussknacker verbracht hatte. Es war schön gewesen und gern hätte er davon einmal erzählt, doch was hätte ihn daran erinnern sollen.
„Darf ich den Nussknacker mal ausprobieren, fragte des Zarensohn“.
„Der ist alt und kaputt, sieh her ihm fehlt ein Zahn“. Der Zar deutete auf den Mund des Nussknackers. Ich habe ihn nur als Erinnerung und seiner schönen Bemalung wegen aufgehoben“.
„Das mit dem Zahn stört mich nicht, sagte des Zarensohn“. „Ich esse eh nur die kleinen Haselnüsse und kleine andere, dafür wird er schon noch gehen, bettelte der Junge“.
„Nun gut, sagte der Zar. Ich will ihn dir schenken, du darfst ihn haben und ausprobieren, mit den kleinen Nüsse wie gesagt, geh in die Küche und hol dir welche“.
Der Junge bedankte sich bei seinem Vater und eilte in die Küche um einige Nüsse zu holen. Sobald er sie hatte begann er sie zu knacken und es ging wunderbar auch ohne den fehlenden Zahn. Der Zar war ihm, nachdem er den Schrank wieder verschlossen hatte nachgeeilt. Er kam gerade in der Küche an als der Sohn schon voll beim Nussknacken und knabbern saß.
„Es geht prima Vater, rief er voller
Glück.“
„Das ist schön, der Zar freute sich. So hat das verwahren doch noch seinen Sinn gehabt, ich bin so froh das der alte Nussknacker meines Vaters, deines Großvaters, doch noch etwas wert ist und einen Wert hat und findet“.
Der Zar war glücklich, der Sohn des Zaren auch. Beide knackten noch die eine oder andere Nuss an diesem Abend und der Zar erzählte seinem Sohn in der Küche von der alten Zeit die wieder in ihm hochgekommen war.
Die Geschichte will uns eines lehren:
„Alte Leben rosten nicht und jeder bekommt, wenn auch das Schicksal noch so hart mit einem umspringt eine zweite Chance. Unverschuldete Opfer gibt es, doch sind sie meist längst nicht so groß und hart wie die der Verschulder letztendlich.
Das Tannenzapfenmännlein ist nämlich längst nicht mehr, ihm ging es wie jedem Weihnachtsschmuck an Kränzen und Tannenbäumen. Es wurde irgendwann morsch - samt seiner Bosheit und seiner bösen Tat unbeliebt, wurde weggeworfen und verbrannt und ward wirklich von Dauer vergessen. Doch die Guten und fleißigen Dienste des Nussknackers, seine Herkunft und er
selbst wurden nie wirklich vergessen und so kehrte letztlich sein Platz im Leben und seine Aufgabe, schöner und wichtiger als je zuvor zu ihm zurück.
So geht es wohl allen und allem guten irgendwann. Ich finde das sehr ermutigend und ich hoffe ihr oder du nach dieser kleinen Geschichte auch.