Journalismus & Glosse
Hurra! - Null Komma zwei Cent für mich?

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"Hurra! - Null Komma zwei Cent für mich?"
Veröffentlicht am 14. Oktober 2012, 8 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.
Hurra! - Null Komma zwei Cent für mich?

Hurra! - Null Komma zwei Cent für mich?

Beschreibung

Das ist der Text eines Friedensnobelpreisträgers!

Endlich! Endlich hab ich ihn, den Nobelpreis.
Eigentlich war ja der für Literatur mein Traum, aber was soll’s. Nun bin ich halt Friedensnobelpreisträger, auch nicht schlecht. Allerdings, ich gebe es zu, weiß ich nicht so recht, wie ich das verdient habe. Und außerdem soll ich das Preisgeld teilen, mit vierhundertneunundneunzig Millionen neunhundertneunundneunzigtausendneunhundert- neunundneunzig Anderen. Da bleiben dann, aufgerundet, null Komma zwei  Eurocent für mich.

Ich sag’s ja immer: Niemand kann mir einen Cent wechseln! Und wenn ich ihn träfe, ich würde ihn für sämtliche Nobelpreise, die das Komitee zu vergeben hat, nominieren.
Muss man jetzt Bedarfsgemeinschaften gründen (immer fünf Bürger, oder ein Mehrfaches von fünf), um die Prämie ausgezahlt zu bekommen, und diese bei einer zünftigen Preisfeier auf den Kopf hauen zu können? Das müsste doch funktionieren? Hartz IV beweist es ja schon Jahre lang! Also, so oder so – ich will meinen Anteil!
Beim Geld hört ja bekanntlich die Freundschaft auf! Natürlich trifft das auch für die Nobelpreisträgerin EU zu, wie wir ja bei Griechenland, Portugal, Spanien sehen und sicher auch bald bei Italien sehen werden. Rumänien, Bulgarien und einige andere sehen wir nicht. Die haben ja immer nur Geld gekostet, seit wir sie in die EU geholt haben.

Aber, wer wird denn zuerst immer an’s Geld denken? Nein, nein, ich habe nicht zuerst an’s Geld gedacht! Natürlich nicht! Ich denke nie an Geld! Deshalb hab ich’s aufgeschrieben, dass es nicht vergessen wird, wenn wieder einmal was zu verteilen ist!
Also, nicht vergessen, nicht nur Merkel, Gauck, Minister, Banker, Industriebosse, Lobbyisten, Pensionäre und sonstige Parasiten sind Preisträger! Ich auch! Denkt daran! Vielleicht wenn ihr meinen nächsten Rentenbescheid ausfertigt?

Womit, aber nun, habe ich diesen Preis verdient?
Vielleicht damit, dass ich neunundachtzig – neunzig nicht mit meinem Panzerbataillon nach Berlin gefahren bin, und so einen Bürgerkrieg vermied? Nun da war ich noch kein EU – Bürger, nein, aber so kausal betrachtet, war ich ja ein Friedensstifter, da ich Krieg vermied. Außerdem tat ich so auch das Meine dazu, dass sich EU und NATO friedlich ausbreiten konnten. Meine russischen Freunde allerdings meinen, das wäre keinen Friedenspreis wert, vor allem was die NATO betrifft. Einzig und allein hätte das viel Preisgeld gebracht! Nein, nicht für die Russen, auch nicht für mich! Jedenfalls wurde es nicht ausgezahlt, also nicht an mich! An Sie? Aber, ich wollte ja nicht vom Geld reden!
Reden wir von anderem. Reden wir … reden wir von der Frieden stiftenden Mission der EU. Da wäre zum Beispiel ihr Einsatz in Afghanistan oder Libyen! Hervorragend! Befriedet sind die Länder, deren Völker einst von Taliban oder Diktatoren bekriegt wurden! Was dort jetzt stattfindet ist kein Krieg. Nein! Das sind Bandenkriege, ein Phänomen der normalen Kriminalität, eine innere Angelegenheit. Sich in solche einzumischen, steht anderen Staaten, auch der EU nicht zu! Oder reden wir über die Hungerhilfe für Afrika. Also, eigentlich müsste die ja Nahrungshilfe heißen, denn die EU schafft ja Nahrung dort hin. So billig, dass die Menschen dort nicht mal Ackerbau oder Viehzucht zu betreiben brauchen, weil sie’s sowieso nicht so billig produzieren, also auch verkaufen könnten. Aber, sie sollen sich wohl erst mal erholen von der jahrelangen Hungerei. Nur sind die Afrikaner eben nicht dankbar, denn sie wollen nicht nur essen, nein, sie wollen auch Wohlstand. Aber statt zu arbeiten wie fünfhundert Millionen  Nobelpreisträger zu Beispiel, schlagen die sich die Köpfe ein, wenn es darum geht, die Nahrungshilfe zu verteilen, oder die Diamanten, die dort wachsen, zu verkaufen. „Erst kommt’s Fressen, dann die Moral!“ sagte doch schon Bert Brecht. Also, zu fressen geben wir ihnen genug, nur mit der Moral hapert’s.  Wie? Mit unserer Moral? Nein! Klebt unser Blut an den Diamanten? Und Geld stinkt nicht! Aber, ich wollte ja nicht von Geld reden! Hungerhilfe – ist wohl doch der bessere Begriff, zumindest für den Großteil der Afrikaner! Unsere Nahrungsmittelkonzerne erhalten Subventionen, um billig nach Afrika exportieren zu können. Und das hat Sinn! Die Afrikaner haben ja nicht viel, also müssen sie froh sein, an billige Lebensmittel zu kommen. Doch das funktioniert eben nur, wenn die dort in Afrika und anderswo Hunger haben.

Nun höre ich aber, der Preis gilt der „Europäischen Idee“!
Wohlstand für alle? Werden nicht gerade Gehälter und Renten gekürzt? Nein, nicht nur im Süden Europas, auch bei uns, schleichend zwar, aber stetig! Werden Reiche nicht gerade immer reicher, Arme immer ärmer?
Oder ist es die Idee vom friedlichen Zusammenleben der Völker und Staaten? Sind sich Europas Völker wirklich grün? Gilt für seine Staaten nicht eher der Grundsatz: „Eine Krähe hackt der anderen nicht die Augen aus!“? Sind es überhaupt die Staaten ihrer Völker, oder die ihrer Banken und Konzerne, die ans Geld ihrer Bürger wollen?

Schon wieder – Geld -! Ich geb’s auf! Ich gebe meinen Teil des Preises zurück, also aufgerundet  null Komma zwei Eurocent.

Auch weil mir der Gedanke Angst macht, dass niemand den Nobelpreis zwei Mal erhält!
Ich würde es schon gerne sehen, dass außer mir noch einige hundert Millionen Europäer die Chance behielten, diesen Preis für Taten und nicht für vergewaltigte Ideen zu erhalten.

PeKa

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Hörbuch

Über den Autor

pekaberlin
Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.

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pekaberlin Re: Hurra -
Zitat: (Original von Julietta am 11.11.2012 - 11:47 Uhr) Wir müssen uns eigentlich total unter Druck gesetzt fühlen.....;)
nach dem Erhalten dieses Preises...
Es sollte noch mehr Ansporn sein, um unseren lieben Mitmenschen (denen es leider nicht vergönnt war diesen Preis zu bekommen), noch mehr unter die Arme zu greifen
lass mich raten...wird das irgendetwas ändern?
Nein!! oder sollte das Undenkbare doch Wirklichkeit werden und die Welt bekäme nächstes Jahr den Friedensnobelpreis..??..

sehr gut geschrieben, der Text macht auf jeden Fall nachdenklich ;)
lg Julietta


Oh ha, Julietta,
du denkst voraus!
Deine Idee ist charmant, muss ich gestehen!
Statt Friede, Freude, Eierkuchen, den Nobelpreis und alles ist in Butter!
Kriegs- und Kapitalismusgegner, Entwicklungshelfer und Amnesty International und soviele andere wären mit einem Schlag nur noch Nörgler und ewig Unzufriedene! Und solche finden in jeder Suppe ein Haar! Aber ein Nobelpreisträger steht natürlich über solcherlei Kleinmut, oder?
Was ist eigentlich das Gegenteil von Kleinmut? Oder schweife ich schon wieder ab?
Vielen Dank und liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
Julietta Hurra - Wir müssen uns eigentlich total unter Druck gesetzt fühlen.....;)
nach dem Erhalten dieses Preises...
Es sollte noch mehr Ansporn sein, um unseren lieben Mitmenschen (denen es leider nicht vergönnt war diesen Preis zu bekommen), noch mehr unter die Arme zu greifen
lass mich raten...wird das irgendetwas ändern?
Nein!! oder sollte das Undenkbare doch Wirklichkeit werden und die Welt bekäme nächstes Jahr den Friedensnobelpreis..??..

sehr gut geschrieben, der Text macht auf jeden Fall nachdenklich ;)
lg Julietta
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: Re: Wie immer mit spitzer Feder -
Zitat: (Original von pekaberlin am 21.10.2012 - 12:55 Uhr)
Zitat: (Original von baesta am 14.10.2012 - 16:49 Uhr) geschrieben, sind Deine Texte phänomänal logisch. Ist das, was zur Zeit in Europa stattfindet wirklich friedlich? Oder findet nicht eine gewaltige Umverteilung von Grund und Boden, von arm nach reich statt mit einer Gesetzgebung, die das alles auch noch möglich macht. Von wegen alle Menschen sind gleich. Na ich weiß ja nicht, manche sind bestimmt gleicher. Gut geschrieben - Favo.

Liebe Grüße
Bärbel


Ich hoffe, logisch, denn unlogisch ist ja schon die Preisverleihung.
Danke und liebe Grüße Peter



Wer weiß, wer da wieder dran gedreht hat. Man versucht immer wieder, das Volk, sprich die denkenden Menschen, zu verschaukeln.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Also, -
Zitat: (Original von DoktorSeltsam am 15.10.2012 - 11:00 Uhr) ich kann mich bei der Preisgeld-Verteilung nicht beklagen. Als gespaltene Persönlichkeit darf ich zweimal in den Topf langen. Und was die Würdigkeit angeht - da müssen wir (also die "überzeugten" Europäer) durchaus nicht hinten anstehen. Wenn ich mich recht entsinne, hat Obama ebenfalls den FRIEDENS-Nobelpreis bekommen. Ja, der Obama. Amerikas oberster Schwarzfahrer. Von seinen arabischen Freunden liebevoll "Willi die Drohne" genannt. (Kuckst du bei Waldemar Bonsels.)

Ist das da Ketchup auf meinem Hemd? Oder doch eher Blut?

Bring den Anteil mit in die Jeschlossene, Brüderchen. Wir spielen mit Schwester Neurose Strip-Halma...Ick besorg die Getränke!

Dok


Nee, nee! Da mach ich nicht mit!
Ich gehe in die Einzelhaftgummizelle! Freiwillig!
Das ist schlimmer als ein Doktorplagiat! So ein erschummelter Nobelpreis!
Obama sitzt schon in der anderen.
Liebe Grüße aus der Einzelhaft ... na ja, so janz alleene bin ick ja sowieso nie!
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Ähnliche Gedanken gingen ... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 14.10.2012 - 23:53 Uhr) ... mir auch durch den Kopf, als ich's gelesen hatte. Ich sag's ja immer: Der Wahnsinn in der Welt kennt keine Grenzen. Dass wir uns zumindest innerhalb Europas nicht mehr dauernd gegenseitig die Rübe einhauen, ist ja schon mal was, wofür ich dankbar bin. Wie wahrscheinlich fast jeder. Dass das Friede-Freude-Eierkuchen-Getue aber auch ziemlich scheinheilig ist, ist 'n Fakt. Und am meisten ängstigt mich: Ich glaube, »die da oben« meinen wirklich, es ginge allen ähnlich blendend wie ihnen. Weißt ja, je höher, desto besser die Luft. Und desto dünner ganz augenscheinlich.

Viele Grüße und danke für die Anregungen
Thomas


Das mit den Rüben, haben wir von den Amis gelernt!
Krieg ist gut! Nur, muss er fern der Heimat stattfinden! Dann verdient man daran und muss auch kein "Nürnberg" fürchten. Wenn jetzt Iran z. B. Kernwaffen hätte, wäre diese Rechnung viel schwieriger zu machen.
Es ist so, wie mit dem Hunger, Thomas!
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Mannomann ... -
Zitat: (Original von Gunda am 14.10.2012 - 20:04 Uhr) Legen wir zusammen, Peter. Und dann legen wir jeder so ca. 99,08 Cent drauf, dafür kriegen wir schon einen Liter europäischen roten Qualitätswein im Tetrapack. Dazu zwei Gläser aus Senfkristall ... und dann feiern wir "unseren" Preis ...

Oder... wir verweigern einfach seine Annahme ... Alle gemeinsam ...

Wieder mal ein klasse Text aus deiner Tastatur, Peter. Gerds Lob, deinen Schreibstil betreffend, schließe ich mich absolut an.

Lieben Gruß
Gunda


Gibt's das noch - Senfkristall -?
Ach, Gunda, ich mag zwar keine Schlager, aber wie wär's mit griechischem Wein?
Kann ruhig etwas teurer sein! Und ein wilder Rock'n Roll mit den Griechen, auf der Straße, wenn mal wieder die Troika vorbeikommt?
Aber die Deutschen lieben ja wohl den Schlager! Ist billig und gedankenlos!
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Der alte Spötter Peter! -
Zitat: (Original von Brubeckfan am 14.10.2012 - 18:22 Uhr) Ich hörte direkt den Hildebrand reden. Diese Übergänge und den Geld-Refrain.
Und flott biste wieder, tagesaktuell.

Die bisherigen Preisträger sind ja eine bunte Mannschaft. Nun befindet sich die EU in Gesellschaft von Ossietzky, Mutter Teresa, AI, de Klerk, einigen US-Präsidenten, Al Gore...
Wer mag, sei stolz drauf, nicht.
Man hätte die Vergabe ja auch mangels Kandidaten aussetzen können.


Hildebrand! Ein Name wie ein Gott, und eine Göttin auch!
Ich verehre, verehrte beide. Das ist mehr als ein Nobelpreis!

Ossietzky, auf alle Fälle, hätte ihn jetzt zurück gegeben! Oder?
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: -
Zitat: (Original von GerLINDE am 14.10.2012 - 18:17 Uhr) Gut geschrieben, aber ich verzichte, als EU-Bürger, auf meinen "Preis"!

LG Gerlinde


Dann sind wir ja schon zwei, die den Nobelpreis noch bekommen können!
Vielen Dank und liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: super -
Zitat: (Original von derrainer am 14.10.2012 - 18:14 Uhr) und mehr als wahr
gruß rainer


Gibt es mehr als die Wahrheit?
Gibt es verschiedene Wahrheiten? Naiv gesehen, nicht! Wenn du aber die verschiedenen Interessen meinst, die verschiedenen Vorurteile, dann dank ich dir!
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: das spricht mir -
Zitat: (Original von Markus am 14.10.2012 - 18:06 Uhr) aus der Seele
danke lieben gruss
markus
da bekommt eine Gemeinschaft solch Preis, die den Grössten Anteil an der Rüstungsproduktion hat
Wie im Panoptikum,nur die Zerrspiegel senden ab jetzt gestochen scharfe Bilder zurück


Aber, die Rüstung sichert Arbeitplätze, also Wohlstand.
Wohlstand nur so lange es Kriege gibt? Ist Wohlstand und Freiheit an Arbeitsplätze gebunden? Ja, aber nur so lang die Brüderlichkeit unterdrückt wird!
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
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