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Die kleine Landmaus Kara - von den Schwierigkeiten, das Leben zu entdecken

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"Die kleine Landmaus Kara - von den Schwierigkeiten, das Leben zu entdecken"
Veröffentlicht am 11. Oktober 2012, 32 Seiten
Kategorie Kinderbücher
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Die kleine Landmaus Kara - von den Schwierigkeiten, das Leben zu entdecken

Die kleine Landmaus Kara - von den Schwierigkeiten, das Leben zu entdecken

Beschreibung

Eine kurze Reise zur Freundschaft.

Zu Hause

Wie soll diese Geschichte beginnen? Vor langer, langer Zeit.....; oder: Am anderen Ende der Welt...; oder: Es begab sich zu einer anderen Zeit, in einer anderen Welt....; oder ganz einfach mit: Es war einmal? Was ist gut? In einem anderen, weit entfernten Land. Dann ahnen die Leser, dass es sich um einen Ort nahe am eigenen Herzen handeln muss.

Na schön, doch um was geht es in dieser Geschichte? Leben, Freiheit, Betrug, Liebe, Freundschaft, Schönheit?

Eigentlich ist es jedermanns Geschichte. Die Geschichte einer Reise. Einer langen, langen Reise, darum geht es in dieser Geschichte. Doch was ist lange? Ein Tag, eine Woche, ein Monat, ein Jahr? Wohin kann sie uns führen? Jeden an einen anderen Ort. Den Ort, den sich jeder selbst erträumt. Zu sich selbst. Zu seinem Leben, seinen Wünschen, seinen Vorstellungen und seinen Träumen. Doch wollen wir nun beginnen.

Also dann. Es begann vor langer Zeit, in einem weit entfernten Land. Als die kleine Landmaus Kara keine Lust mehr auf schlafen hatte, wachte sie mit einem Ruck auf. Sie blinzelte zuerst mit dem rechten Auge, dann mit dem linken. Im eigenen kleinen Schlafloch war es noch stockdunkel. Sie dachte über sich selbst nach.

Sie fühlte sich wohl in ihrer Welt. Sie hatte alles, was ein Mäuseleben auf dem Land bieten musste. Sie hatte haufenweise Mäusefreunde, mit denen sie viel spielte, am liebsten Katzenärgern. Das machte sehr viel Spass. Dies jedoch sehr zum Missfallen der Eltern. Diese waren sehr fürsorglich und kümmerten sich viel mehr als die anderen Mäuseeltern um die kleine Maus Kara. Das war manchmal gut, vor allem früher, als sie noch klein war, doch in der letzten Zeit wäre es Kara lieber gewesen, wenn sie sich weniger um sie gekümmert hätten.

Ach ja, unsere kleine Landmaus hatte auch noch eine noch kleinere Schwester, Lara. Sie waren ein unzertrennliches Geschwisterpaar. Sie unternahmen fast alles gemeinsam. Zu Streitereien, wie bei anderen Mäusegeschwistern, kam es nur selten und wenn, waren sofort die Eltern zur Stelle, um den Streit zu schlichten.

Es war eine schöne Zeit für die kleine Maus und sie genoss ihr Leben so gut sie konnte. Nur manchmal, nachts, so wie jetzt, wenn sie ganz alleine in ihrem eigenen kleinen Loch lag und eigentlich schlafen sollte, dachte sie daran, wie die anderen Mäuse in ihrem Alter lebten. Dann träumte sie vom richtigen Leben.

Doch das richtige Leben - was war das überhaupt?

In dieser Nacht, als die kleine Maus Kara so da lag, hörte sie ein Geräusch. Neugierig, wie sie nun mal war, ging sie verbotenerweise nach draussen, um nachzusehen, was los war. Sie sah nichts, denn es war eine dunkle Nacht und der Mond hatte sich hinter ein paar dicken Wolken versteckt.

So hörte sie der Nacht zu, in der Hoffnung, dass etwas geschehen würde. Da plötzlich wurde sie fast umgerannt. Eine fremde Maus rannte an ihr vorbei und rief:  „Schnell, versteck dich, eine riesige Katze ist hinter mir her.“

Kara rannte so schnell sie nur konnte auf ihr kleines Loch zu. Die ihr fremde Maus erkannte, dass dies die Rettung sein konnte und rannte ebenfalls dorthin.

"Puh, geschafft," sagte die unbekannte Maus und setzte sich hin. Kara sah die fremde Maus neugierig an. So eine Maus hatte sie noch nie gesehen. Diese Maus hatte eine ganz andere Farbe, das kurzgeschorene Fell war viel heller als ihr eigenes und diese Maus war wohl auch schon etwas älter, aber noch nicht so alt wie ihre Eltern.

"Glück gehabt, dass du mir über den Weg gelaufen bist, sonst hätte ich nicht gewusst, wo ich mich hätte verstecken können," sagte die fremde Maus, noch ganz ausser Atem.

"Danke - und, wer bist denn du überhaupt?" fragte die  fremde Maus neugierig.

"Mein Name ist Kara." Und nach einer kurzen Pause: "Und wer bist du?"

"Mich nennt man Salto und ich bin unterwegs, um das Leben kennen zu lernen" erwiderte die andere Maus und machte dazu einen interessant wirkenden Eindruck.

"Das Leben kennen lernen?" fragte Kara. "Wie macht man das?"

"Das ist eine schwierige Sache "sagte Salto, "und ich kann dir das auch nicht einfach so erklären." Komisch, dachte sich Salto, was fragt die junge Maus das mich, sie hat doch auch Eltern, die ihr das erklären können, so wie damals bei ihm. Doch, wenn er es sich richtig überlegte, kam es ihm jetzt doch auch so vor, als hätten seine Eltern zwar viel über das Leben und das was wichtig ist im Leben gesagt, verstanden hatte er es jedoch nicht.

"Ich hoffe, die Katze ist weg," sagte er weiter "dann kann ich nach Hause gehen." Er stand auf und streckte seinen kleinen Kopf durch das Mauseloch. Er sah weit und breit keine Katze und dachte ganz stolz, die habe ich aber schön abgehängt.

Es wurde draussen bald Tag und er wusste, dass er nur noch wenig Zeit hatte, um nach Hause zu gehen, ohne sich einer zu grossen Gefahr auszusetzen. Denn wenn die Sonne aufging, waren nicht nur die Katzen seine Feinde. Sonder auch alle grösseren Vögel konnten ihn dann auf dem nach Hauseweg gut sehen und verfolgen. Er drehte sich zu Kara um und sagte: "Ich muss jetzt gehen, aber wenn Du willst komme ich heute Abend wieder vorbei und wir können gemeinsam etwas machen."

Kara wusste nicht so recht, was sie jetzt sagen sollte, denn ihre Eltern waren sicher nicht damit einverstanden, dass Sie sich in der Nacht draussen alleine mit einer fremden Maus rumtrieb. Trotzdem wollte sie nicht nein sagen, denn eigentlich wäre es schon etwas Tolles gewesen, mit Salto Katzen zu ärgern oder andere Abenteuer zu erleben.

"Ich weiss nicht, ob ich mit Dir raus darf, aber wenn Du willst kannst Du ja mal vorbeischauen."

Sie war froh, nicht einfach nein gesagt zu haben, den sie fühlte, dass in der nächsten Zeit etwas geschehen könnte, worauf sie schon lange gewartet hatte. Endlich das Leben kennen zu lernen.

"Also gut, ich schau mal ob ich es so einrichten kann, dass ich heute Abend Zeit habe, vorbeizuschauen," sagte Salto und noch während er dies sagte, wusste er ganz genau, dass er sicher wieder kommen würde. Denn bei einer solch unerfahrenen jungen Landmaus war es ganz einfach, als guter, interessanter und intelligenter Mäuserich zu erscheinen.

Den ganzen Tag über dachte Kara über Salto nach. Wer war diese Maus, und warum konnte sie ihn nicht einfach vergessen. Warum dachte sie immer an ihn? Dachte er wohl auch an sie?

Sie konnte zum ersten Mal in ihrem Leben nicht erwarten, dass es Abend wurde und sie endlich wieder in ihr Bett musste. Nun war es soweit. Es war wohl der längste Tag in ihrem Leben, es wollte einfach nicht Abend werden. Aber nun durfte sie ins Bett. Die kleine Schwester Lara wunderte sich, warum wohl zum ersten Mal Kara nicht reklamierte, als die Eltern sie in die Schlafhöhle schickten. Sie konnte sich jedoch keinen Reim daraus machen.

Nur langsam wurde es dunkel und Kara wartete. Und wartete. Und wartete. Bei jedem Geräusch, das sie hörte, stellte sie die Ohren, doch meistens war es wohl nur ihre Einbildung, die sie meinen liess, Salto sei schon da.

Der Mond schien heute heller und stand schon so lange am Himmel, als Kara plötzlich geschubst wurde.

"He, schläfst Du?" fragte Salto enttäuscht. Er hatte nicht geglaubt, dass sie einfach schlief.

 "Nein, nein," log Kara erschreckt, denn vom langen Warten war sie doch müde geworden und eingeschlafen.

Unterwegs

Ihr erinnert euch bestimmt an den Anfang dieser Geschichte. Unsere kleine Landmaus Kara hatte eine Stadtmaus, Salto, kennen gelernt. Und heute, in dieser Nacht, sollte sie ihn wiedersehen. Er hatte ihr versprochen, mit ihr zusammen zu spielen. Aber insgeheim hoffte sie, mehr über das zu erfahren, was er ganz am Anfang gesagt hatte: er sei unterwegs, um das Leben kennen zu lernen.

Vom langen warten auf Salto war sie müde geworden und eingeschlafen. Kurz bevor Salto ankam und sie weckte, träumte Sie. Sie träumte von der Grossmutter und wie sie ihr damals unverständliche Sachen erzählte wie zum Beispiel:

"Lebe dein Leben heute so, damit du in Zukunft eine schöne Vergangenheit hast."

oder die Geschichte mit dem Glück:

"Das Rennen nach dem morgigen Glück hindert uns daran, das heutige Glück zu geniessen. Das Glück ist wie unser Schatten, wenn wir diesem Schatten nachrennen, entfernt er sich von uns, wenn wir jedoch dem Licht entgegengehen, folgt er uns. So ist es auch mit dem Glück."

Kara hatte keine Ahnung, was das alles bedeutet, aber sie hoffte, dass sie nun mit der Hilfe von Salto diese komischen Sachen verstehen lernen konnte.

Salto stand vor ihr und fragte nochmals: „Schläfst Du?“

Kara hatte zwar vorher mit  „Nein, nein“, geantwortet, doch war es ihr wohl anzusehen, dass sie nicht ganz wach war. Sie freute sich richtig, Salto wiederzusehen und antwortete: „Na ja, vielleicht habe ich ein kleines bisschen geschlafen, aber bestimmt nur ein kleines bisschen.“

„Also gut,“ antwortete Salto schelmisch lächelnd, „gehen wir in die kleine Stadt, hinter dem Waldrand und schauen, was wir dort anstellen können. Ich kenne mich dort gut aus, denn dort bin ich aufgewachsen.“

Oje, dachte Kara. Ihre Mutter hatte ihr und ihrer kleinen Schwester Lara absolut verboten, weiter als bis zum Waldrand zu gehen. Was nun? Wie sollte sie das Salto beibringen? Am besten gar nicht, denn sie müsste sich schämen, zuzugeben, dass sie bisher nur am Waldrand und auf der kleinen Wiese gespielt hatte.

„Gehen wir?“ frage Salto ungeduldig, drehte sich um und lief davon. Kara hintendrein.

Kurz vor dem Höhlenausgang stand plötzlich Lara von ihnen und fragte ganz verschlafen: „He, wer bist Du und wo willst Du mit meiner grossen Schwester hin?“

Noch bevor Salto etwas sagen konnte, ergriff Kara das Wort: „Oh, das ist unser Cousin Salto aus der Stadt, den du noch nicht kennst, weil du zu klein bist, und wir haben eine kleine Überraschung für unsere Eltern vor.“ log sie. „Du darfst aber niemandem davon erzählen, denn sonst wären sie sehr enttäuscht und vielleicht sogar böse auf Dich, dass Du die Überraschung verraten hast. Verstanden?“

„Ja, ja, ich sage niemandem etwas,“ sagte Lara scheu, „aber ich möchte es wenigstens wissen.“

„Nein, leider dürfen wir dieses Geheimnis nicht einmal Dir anvertrauen.“ sagte diesmal Salto schlagfertig und lief weiter.

Kara folgte ihm und schaute noch einmal zurück zu Lara. Sie wusste noch nicht, dass Sie Lara für eine lange Zeit nicht mehr sehen würde, sonst wäre sie wohl zurückgelaufen und zu Hause geblieben.

Salto lief voraus, als wüsste er ganz genau, wohin er wollte. Kara folgte ihm, ohne sich umzusehen. Sie bemerkte nicht einmal, dass sie, wäre sie alleine gewesen, den Nachhauseweg nicht mehr gefunden hätte. Nach einiger Zeit blieb sie stehen und rief: „He, Salto, ich bin müde und kann nicht mehr lange so schnell laufen.“

„So, so, kleine Kara, schon Müde“, erwiderte Salto, „und Du willst also die Welt und das Leben kennen lernen! Dafür ist es nötig, dass man viel und weit laufen kann, damit man nichts verpasst. Sei also nicht so träge, eine Weile magst Du sicher noch...“

„Wenn man die Welt kennen lernen will, muss man viel und weit laufen, damit man nichts verpasst.“ Das war also die erste Erkenntnis, die Salto ihr beibrachte. Also gut, dachte Kara, aber nicht mehr lange, sonst komme ich zu spät nach Hause. Und als sie dies dachte, bemerkte sie erst, dass sie schon weit weg von zu Hause waren und sie den Nachhauseweg nicht mehr alleine finden würde. Und immer wieder überquerten sie Brücken, kleine Hindernisse, grosse Wiesen, schlichen sich durch Kornfelder, immer weiter von zu Hause weg.

„Wie weit ist es noch und wo genau gehen wir hin?“ fragte Kara leicht erschrocken.

„Na wohin wohl, in meine Stadt natürlich, oder glaubst du, dass du die Welt und das Leben hier draussen im Niemandsland kennen lernst?“

Nun bekam es Kara aber etwas mit der Angst zu tun. Wohin wollte Salto mit ihr? Wusste er denn, wo die Welt war und wo man das Leben kennen lernen konnte? Sie nahm an, dass es so sein musste, sonst wäre er ja kaum so sicher in diese Richtung gelaufen.

Endlich hielt Salto am Rand eines kleinen Flüsschens an. „So, kleine Maus, jetzt machen wir eine kleine Pause. Trink, damit du den Rest des Weges noch hinter dich bringen kannst.“

Kara war froh, denn es tönte so, als sei es nicht mehr so weit. Sie tranken etwas von dem kalten Wasser und setzten sich ins Gras.

„Du, Salto, darf ich dich etwas fragen?“

„Ja, klar, nur zu.“

„Ich habe etwas Angst, dass ich später den Weg nach Hause nicht mehr finde und auch wenn ich ihn finden würde, viel zu spät zu Hause wäre, dass niemand merken würde, dass ich weg war.“

„Keine Sorgen, Kara, ich bringe Dich früh genug wieder zurück. Komm lass uns gehen, es ist nicht mehr weit.“

Sie liefen über eine saftig grüne Wiese und schon nach kurzer Zeit sahen sie viele Lichter. Kara hatte zu Hause in der Nacht manchmal auch Lichter gesehen, aber noch nie so viele und so grosse und so helle. Es waren ganz andere Lichter als jene, die nachts draussen vor der Höhle am Himmel leuchteten.

„Was ist das?“ fragte Kara neugierig.

„Was, du weisst nicht, was das ist? Das sind die Lichter der Stadt. Die Lichter aus den Häusern in denen die zweibeinigen Riesen wohnen.“

„Zweibeinige Riesen? Du willst mir wohl auf den Arm nehmen? Meine Mutter hat mir schon vor langer Zeit gesagt, dass es keine Riesen, Zauberer, Drachen und Hexen gebe, und nun kommst du mit deinen Riesen. Ha ha ha..“

„Warts nur ab, Kara du wirst sie schon noch kennen lernen und eines sage ich Dir gleich, es ist besser, sich vor den Riesen in Acht zu nehmen.“

„Warum?“ fragte Kara ängstlich.

„Die Riesen stellen für uns Fallen auf, wollen uns töten.“

„Quatsch, meine Mutter hat gesagt, dass wir bei uns nur auf die fliegenden grossen Tiere aufpassen müssen, dies seien unsere einzigen Feinde. Sie hat auch gesagt, dass es Orte gebe, wo man auf andere, grosse Tiere mit vier Pfoten aufpassen müsse, aber bei uns gebe es die nicht.“

„Ja, ja, was Mütter so sagen, du wirst selber sehen, dass sie dich angelogen hat.“

Nein, dachte Kara, das hat sie bestimmt nicht und trotzdem bekam sie es immer mehr mit der Angst zu tun, je näher sie an die Stadt kamen. Riesige Türme waren da. Mit grossen, zum Teil hellen Quadraten aus denen dieses Licht kam. Zwischen den grossen Türmen gab es ganz flache Wege, auf denen komische, laute Tiere mit runden Pfoten herumtobten. Sie hatten ganz helle Augen, und diese Augen konnten ganz weit strahlen. Von überall her kamen neue Geräusche, die sie nicht kannte. Es hupte, kreischte, krächzte, ächzte, quietschte überall.

Es gab soviel anzuschauen, dass sie ihre Angst ganz vergass und einfach Salto folgte. Sie sah so viele Sachen, welche sie nicht kannte.

Plötzlich bog Salto ab und verschwand in einem kleinen dunklen Loch. Kara folgte ihm. Es war dunkel und sie sah Salto nicht mehr. Sie blieb stehen und rief: „Heeeee, Salto, wo bist Du?“

„Komm, einfach geradeaus“, hörte sie ihn rufen.

Einfach geradeaus, schneller gesagt als getan, dachte sich Kara und ging ganz langsam vorwärts. Ganz weit vorne sah sie ein kleines Licht. Auf dieses ging sie zu. Erleichtert stellte sie fest, dass Salto und ein paar andere Mäusegestalten dort auf sie warteten.

„Ha ha ha, was ist den das für eine Maus?“ fragte eine dieser Mäuse Salto. „Darf ich vorstellen, das ist Kara, die Maus, welche ich auf meinen Ausflügen kennen gelernt habe.“

„Warum sieht die denn so komisch aus?“

„Die gleicht uns zwar ist aber viel viel hässlicher als wir.“

„Hat die aber ein komisches Fell.“

„Wie kann man nur so rumlaufen“.

Kara hätte sich am liebsten verkrochen. Die „Freunde“ von Salto waren widerlich und gemein. Salto ging auf Kara zu und stand neben sie. „Halt, Freunde, nur weil sie anders als wir aussieht, ist sie noch lange nicht schlechter als wir!“ Und es wurde still. Er erzählte seinen Freunden, wie er Kara kennen gelernt habe und das es dort, wo sie wohnt, alle Mäuse so aussehen wie Kara.

Am liebsten wäre Kara nach Hause gelaufen, doch eben, sie hätte den nach Hause weg alleine nie gefunden.

Wie weiter?

Da stand sie nun, die kleine Landmaus Kara, und überlegte sich, wie sie so schnell wie möglich von diesem schrecklichen Ort wegkommen könne. Sie war davon überzeugt, dass ihr Salto nicht dabei helfen würde, doch wagte sie trotzdem einen Versuch:

„Salto, ich muss nach Hause. Kommst Du mit? Du weisst ja, dass ich ganz alleine den Weg nicht finden werde.“

Salto schaute Kara ganz verständnislos an.

„Was, kaum sind wir da und haben etwas Spass, will diese kleine Landmaus wieder nach Hause zu Ihrer Mami. Nein, jetzt habe ich keine Zeit für Dich, denn ich will mit meinen Freunden zusammen noch etwas erleben. Such doch Du den Weg nach Hause alleine. Frag ab und zu mal jemanden nach dem Weg, die meisten wissen schon, wo die Hinterwäldler leben....“

Oje, dachte Kara, hätte ich doch auf meine Schwester gehört, dann läge ich jetzt noch zu Hause in meiner Höhle und würde schlafen. Sie nahm den ganzen Mut zusammen, drehte sich um und ging in die Richtung davon, von der sie glaubte, hergekommen zu sein.

Sie lief die gefährliche Strasse entlang zurück, zwischen den Beinen der Riesen hindurch. Sie stellte hierbei fest, dass komischerweise die Riesen zum Teil die gleich grosse Angst vor ihr hatten wie sie vor ihnen. Einige liefen schreiend davon, andere versuchten, nach ihr zu treten.

Nach einiger Zeit kam sie endlich an den Rand dieser Stadt und sah vor sich eine grosse Wiese. Sie war sich sicher, dass sie diese grosse Wiese noch nie gesehen hatte. Sie hatte sich verlaufen; war nun ganz alleine und wusste nicht, wohin. Sie setzte sich hin und begann zu weinen.

„He du!“ hörte sie plötzlich hinter sich eine Stimme.

„He du, was tust Du denn hier?“

Kara drehte sich um und konnte niemanden entdecken.

„Wer spricht da mit mir?“ fragte sie ganz scheu.

„Na wer wohl, ich, Egon der Regenwurm. Schau mal nach unten, da bin ich.“

Kara senkte die Augen auf den Boden und sah vor sich einen hübschen kleinen Regenwurm.

„Ah, da bist du, entschuldige, dass ich Dich übersehen habe.“

„Ach, dass macht fast gar nichts, dass passiert mir meistens. Mich beachtet keiner. Aber sag, kleine Maus, warum weinst Du?“

Kara erzählte die ganze Geschichte. Sie erzählte von zu Hause, von Salto und seinen fiesen Freunden, von der Angst, nicht mehr nach Hause zu finden und davon, dass sie sich verlaufen hatte.

„Ach, gar kein Problem, ich helfe Dir, nach Hause zu kommen.“

Kara musste lachen. „Wie willst Du mir denn helfen können? Du bist ja so klein. Ich brauche jemanden, der weiss, wo ich zu Hause bin, der gross, stark und schnell ist. Nur so komme ich zur rechten Zeit nach Hause.

„So so, gross, stark und schnell muss dein Märchenprinz also sein. Liebe kleine Maus, so ein Märchenprinz hat dir das alles eingebrockt. Du wirst sehen, dass ich Dir helfen kann. Übrigens, mein Name ist Egon. Egon, der Regenwurm. Genannt „der Weise“. Und wie heisst Du?

„Man nennt mich Kara“ antwortete sie und fragte gleich weiter, „und wie willst Du mir helfen?“

„Ganz einfach, du sagst mir, wo du wohnst, nimmst mich auf deine Schultern und ich sage Dir, wohin wir laufen müssen.“

Es war wohl der letzte Strohhalm, an den sich Kara hier klammern konnte und so erzählte sie Egon, wo sie wohnt. Es war ihr bald egal, denn die Sonne stand schon hoch am Himmel und zu Hause würden sie längst gemerkt haben, dass sie nicht mehr da ist.

Sie liefen und liefen den ganzen Tag. Damit es schneller ging, nahm Kara Egon manchmal auf die Schultern. Als es Abend wurde, legte sich Kara hin und seufzte: „Ich kann nicht mehr, komm lass uns schlafen“.  Sie legten sich ins feuchte Gras und schon bald schliefen beide erschöpft ein.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Egon seine Augen öffnete, sich streckte und sich erstaunt umsah. „Himmel, wir sind den ganzen Tag im Kreis gelaufen und ich habe die richtige Abzweigung verpasst“.

„Was?“ fragte Kara noch etwas müde.

„Ja, Kara, wir haben gestern die Abzweigung zu Dir nach Hause verpasst und sind einmal um die ganze Stadt gelaufen.“

„Oje, komm bitte schnell, denn ich muss heute unbedingt nach Hause!“ sagte Kara während sie aufstehen wollte.

„Aua!“

„Was ist denn los?“ fragte Egon.

„Ich habe solch einen Muskelkater, ich kann mich kaum bewegen.“

„Na dann wird es wohl noch etwas länger dauern, bis du wieder zu Hause bist.“

„Irgendwie wird es schon .....“

In diesem Augenblick wurde es dunkel über ihnen. Ein grosser, etwas verrupft aussehender Vogel kreiste genau über Egon und wollte ihn packen. Kara erkannte die Gefahr sofort und setzte sich auf Egon in der Hoffnung, dass der Vogel sie nicht angreifen würde. Und damit hatte sie recht, der Vogel landete ein paar Schritte von Kara entfernt und schrie Zeter und Mordio.

„He du kleines hässliches Ding, geh sofort von meinem Morgenessen runter!“

„Nein, denn dein Morgenessen ist meine letzte Rettung und ich lasse mir meine letzte Rettung nicht wegfressen!“ antwortete Kara, selbst von ihrer Courage überrascht. „Und überhaupt, was soll das, Du siehst nicht so aus, als würdest Du normalerweise Regenwürmer essen.“

„Das ist richtig, aber ich wurde in der Stadt gefangengehalten und konnte endlich entkommen. Normalerweise esse ich Körner und frische Beeren, aber die gibt es hier nicht.“

„Das ist doch kein Problem,“ antwortete Kara, „bei mir zu Hause gibt es tonnenweise Körner und Beeren.“

„Na, dann lass uns doch zu Dir nach Hause gehen.“

„Aha, doch ein Problem“, meldete sich Egon, der krampfhaft versuchte, unter Kara hervorzukommen.

„Oh, Entschuldige Egon“, sagte Kara und stand sofort auf.

„Doch ein Problem?“ fragte der Vogel.

„Ja, Kara, das ist diese kleine Maus, ist von zu Hause weggelaufen und weiss nicht mehr, wo das ist. Ich, Egon, hingegen wüsste wo es ist, bin jedoch zu langsam, um den Weg zu zeigen.......“

Nach kurzem Überlegen hatte der Vogel die Lösung. „Also, du Kara, weisst, wo es Futter für mich gibt, du Egon kennst den Weg bist aber zu langsam und ich, liebe neue Freunde bin der, der euch huckepack schnell dorthin fliegen kann. Mein Name ist übrigens Salvatore.“

Sie schauten sich nur kurz an und wie aus einem Munde sagten sie: „Also los!“

Egon kletterte auf Kara. Kara kletterte auf Salvatore und Salvatore breitete seine Flügel aus und rief: „Festhalten, wir heben ab.“

Ui, war das ein Gefühl für die beiden Passagiere. Die beiden waren ja bisher noch nie geflogen und sahen mit etwas mulmigem Gefühl auf die immer etwas kleiner werdende Wiese hinunter.

„So ihr Lieben, jetzt muss ich aber wissen, in welche Richtung ich fliegen muss,“ meldete sich Salvatore, nachdem er seine Flughöhe erreicht hatte.

Auf seinem Rücken tuschelten Kara und Egon etwas, bis Egon dann den Kurs bekannt gab. Salvatore musste zuerst die ganze Stadt überfliegen, dann überquerte er einige Wiesen und Wälder und kam an einen kleinen Bach. Hier musste er landen, denn er war es sich nicht gewohnt, mit zwei Passagieren zu fliegen. Sie tranken vom Wasser und Kara stellte voller Freude fest, dass dies derselbe Bach war, den sie mit Salto überquert hatte.

Komisch, sie hatte nicht mehr an Salto gedacht, seit sie Egon und Salvatore kennen gelernt hatte. Salto, in den sie so grosse Erwartungen gesetzt hatte. Salto, mit dem zusammen sie das Leben kennen lernen wollte. Salto, ihr vermeintlich erster guter Freund. Dieser Salto hatte sie schwer enttäuscht. Doch hatte sie dank Salto eigentlich auch zwei neue Freunde kennen gelernt. Zwei Freunde, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Zwei Freunde, die nicht einmal Mäuse waren. Zwei Freunde, bei denen sich Kara jedoch sicher war, sich auf sie verlassen zu können.

„Weiter geht’s“ rief Salvatore, „alles aufsteigen, wir starten.“

Kara merkte, dass sie ihrem Zuhause näher kamen. Aber, was würde geschehen? Die Sonne stand schon hoch am Horizont. Bestimmt würde sie Höhlenarrest für den Rest ihres Lebens bekommen und nie mehr draussen spielen dürfen. Viele Gedanken kreisten umher. Sie dachte an ihre Eltern, an Lara, die sie angelogen hatte. Nein, das was sie in dieser Nacht tat, würde sie nie wieder tun.

Von weiten schon sah sie die Höhle und rief Salvatore zu: „Da, da ist mein Zuhause, da musst du landen.“

Salvatore landete einige Meter von der Höhle entfernt, denn er wusste, dass er für die Mäuse die dort wohnten eine Bedrohung war. Und so war es auch. Aus allen Höhlen der Umgebung kamen nun die Mäuse herausgesprungen und wollten so den Vogel vertreiben. Doch Kara rief ihnen zu: „Nein, tut ihm und dem Wurm nichts, sie sind meine Freunde und haben mich gerettet!“

Lara und ihre Eltern kamen vorsichtig auf sie zu. „Geht es Dir gut, Kara?“ fragte die Mutter. „Ist Dir nichts geschehen?“ setzte Lara nach. Und der Vater: „Wir haben uns Sorgen um Dich gemacht“.

Am Abend vor der Höhle erzählte Kara das bisher grösste Abenteuer ihres Lebens allen, die sich versammelt hatten. Sie erzählte von Salto, der grossen Stadt mit den komischen Riesen, von Egon und von Salvatore. Alle hörten gespannt zu und waren glücklich, Kara wieder in ihrer Mitte zu haben. Lara verzieh Kara, dass sie sie angelogen hatte. Und Kara war froh, kein so schlechtes Gewissen mehr zu haben.

Kara sah eine Träne in den Augen der Mutter, sie sah das Glück in den Augen des Vaters, dass seine Tochter wieder da war und das glückliche Lachen ihrer Schwester Lara. Und so ging das Leben weiter, mit einem grossen Unterschied. Ein Regenwurm und ein Vogel, die von ihrer Art her nicht unterschiedlicher sein konnten, waren neue Mitbewohner in der Umgebung von Kara geworden. Und sie wurden etwas ganz wichtiges für sie, gute Freunde.

Und noch etwas hatte Kara gelernt, das Leben entdecken war nicht eine Sache, die man einfach planen konnte, sondern hatte viel damit zu tun, was man aus dem macht, was man hat und kann. Sie hatte viel, ihre Eltern, ihre Schwester, alle Mäuse in der Umgebung und gute Freunde. Und sie konnte viel, viel mehr als sie sich selbst zugetraut hatte. Und sie hatte noch etwas anderes, sie hatte erkannt, dass sie mit dem Leben das sie führte ganz und gar zufrieden war und sich nicht danach zu richten hatte, was andere für „das Leben“ hielten.

Sie erinnerte sich an die weisen Sprüche ihrer Grossmutter. „"Lebe dein Leben heute so, damit du in Zukunft eine schöne Vergangenheit hast." oder die Geschichte mit dem Glück: "Das Rennen nach dem morgigen Glück hindert uns daran, das heutige Glück zu geniessen. Das Glück ist wie unser Schatten, wenn wir diesem Schatten nachrennen, entfernt er sich von uns, wenn wir jedoch dem Licht entgegengehen, folgt er uns. So ist es auch mit dem Glück.".“ Und von nun an wusste sie, in jeder Weisheit steckt so viel, wie man bereit ist, davon zu glauben und danach zu leben.

An diesem ereignisreichen Abend ging sie müde, aber glücklich zu Bett, nicht ohne sich vor ihrer Höhle umzudrehen und zu Egon und Salvatore zu sagen:

„Danke, liebe Freunde, vielen Dank und schlaft gut.“ Und die Blicke zwischen den drei neuen Freunden sagten noch viel mehr als diese Worte.

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Bugent

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Buhuuuh Re: Re: Wirklich `ne schöne Geschichte - Dankeschön dir auch. :-)

Simon

Zitat: (Original von Bugent am 12.10.2012 - 09:26 Uhr)
Zitat: (Original von Buhuuuh am 11.10.2012 - 19:57 Uhr) ... und gut geschrieben. :-)

Seite 12 hast du einen ungewollten Rollentausch vollzogen der wohl so nicht gewollt ist. Aus Lara wird Kara, statt das Lara Lara bleibt wie wohl gewünscht. Schau`s dir nochmal an.

Sonst wirklich Klasse und schön. :-)

*****

Simon


Besten Dank für den Hinweis. Eine schönes Wochenende mit viel Sonne im Herzen wünscht
Silvio

Vor langer Zeit - Antworten
Bugent Re: Wirklich `ne schöne Geschichte -
Zitat: (Original von Buhuuuh am 11.10.2012 - 19:57 Uhr) ... und gut geschrieben. :-)

Seite 12 hast du einen ungewollten Rollentausch vollzogen der wohl so nicht gewollt ist. Aus Lara wird Kara, statt das Lara Lara bleibt wie wohl gewünscht. Schau`s dir nochmal an.

Sonst wirklich Klasse und schön. :-)

*****

Simon


Besten Dank für den Hinweis. Eine schönes Wochenende mit viel Sonne im Herzen wünscht
Silvio
Vor langer Zeit - Antworten
Buhuuuh Wirklich `ne schöne Geschichte - ... und gut geschrieben. :-)

Seite 12 hast du einen ungewollten Rollentausch vollzogen der wohl so nicht gewollt ist. Aus Lara wird Kara, statt das Lara Lara bleibt wie wohl gewünscht. Schau`s dir nochmal an.

Sonst wirklich Klasse und schön. :-)

*****

Simon
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