Fantasy & Horror
Kapitel 2 (Die Rückkehr der Zwerge)

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"Kapitel 2 (Die Rückkehr der Zwerge)"
Veröffentlicht am 10. Oktober 2012, 32 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin immer nett und freundlich, und bin für fast jeden Blödsinn zu haben! :-) Ach ja, Zwerge an die Macht! :-D
Kapitel 2 (Die Rückkehr der Zwerge)

Kapitel 2 (Die Rückkehr der Zwerge)

Beschreibung

Harok und Keldorn mussten in die verfluchten Wälder Dundrobs fliehen! Angeblich hat niemand, der diesen Ort jemals betreten hat ihn wieder lebend verlassen. Ist die Geschichte wahr oder nur ein Ammenmärchen? Die beiden Zwerge werden es heraus finden....

Kapitel 2 - Dundrob

Harok schlug die Augen auf. Verwirrt schweiften seine Blicke umher, und blieben an der ausgebrannten Feuerstelle hängen. Er musste wohl doch noch eingeschlafen sein. Er fühlte sich schlagartig hellwach, ganz so als wäre er aus einem furchtbaren Albtraum aufgeschreckt. Sein Kopf dröhnte als hätte ihm ein Troll seine Keule über den Schädel gezogen und seine Nase war mit angetrocknetem Blut besudelt. Er wischte sie vorsichtig mit dem Handrücken ab, und pulte sich die Kruste von der Nasenspitze. Sofort kam ihm der Faustkampf in den Sinn, den er am Vorabend gegen diesen Menschen bestritten hatte. Eigendlich hielt er nicht viel vom Kämpfen wenn man ein Problem auch mit Worten lösen konnte, aber das Großmaul hatte es ja so gewollt. Voller Stolz dachte Harok an das dumme Gesicht des Soldaten, als er ihm seinen ersten saftigen Kinnhaken verpasst hatte. Und dabei hatte der Mistkerl noch Glück gehabt fand Harok, der sich sicher war das Keldorn ihm für eine solche Beleidigung den Kopf von den Schultern gerissen hätte. Trotzdem hatte er dem Menschen ganz allein eine Lektion erteilt, die er sein ganzes Leben wohl nicht mehr vergessen würde. Gerade wollte sich das warme Gefühl der Genugtuung in ihm ausbreiten, als es ihm plötzlich wieder einfiel. Wie eine riesige Flutwelle stürzten seine Erinnerungen auf ihn zu. Binnen eines Lidschlages wurde ihm nun bewusst das er nicht geträumt hatte. Harok spürte wie sich sein Inneres verkrampfte als ihm die Bilder der letzten Nacht unwillkürlich vor Augen traten. Die brennenden Zelte, deren Licht die Nacht wie am Tage erhellte, die maskierten Krieger, die wie aus dem Nichts kamen, und ihre furchtbaren Bestien. Er fasste sich an die Brust, drückte seine Hand fest auf sein pochendes Herz. All das war tatsächlich geschehen, er hatte es selbst erlebt, doch konnte er es immer noch nicht fassen. So viele seiner Gefährten, die ihn seit Monaten begleitet hatten waren tot. Viele von ihnen waren Zwerge Urtargks gewesen, Männer die er von Kind an kannte. Keiner von ihnen hatte es verdient so zu sterben - als Sklaven deren Wille von Verrätern gebrochen worden war, getrennt von ihren Frauen und Kindern, die nun vergeblich auf sie warten sollten.

Die Gebeine der einst stolzen Krieger neben denen der Menschen auf dem Schlachtfeld zum verrotten zurück gelassen. Niemand würde sie dort finden, niemand ihrer gedenken. Es war eine Schande...

Er selbst war über sie hinweg gestiegen, war feige geflohen um sein eigenes Leben retten zu können. Er hatte sie alle verraten... Er war damit nicht besser als die Menschen, die an all dem Schuld waren...

Und er wusste genau welche Strafe er nach zwergischem Recht verdiente. Feiglingen und Verrätern seines Volkes war es nicht vergönnt einen ehrenvollen Tod durch die Klinge zu sterben, und ebenso wenig verdienten es ihre Leichnahme in einer Ruhestätte beigesetzt zu werden. Sie wurden in die tiefste Felsspalte gestoßen, in eine unterirdische Schlucht aus der ihre Seelen niemals einen Ausweg finden sollten. Sie waren verdammt dazu ewig dort unten zu weilen, für die Schade die sie Urtargk bereitet hatten. Oft wurden sogar ihre Namen aus den Familienchroniken entfernt, so als hätte es sie niemals gegeben. Ein schreckliches Schicksal, aber jeder von ihnen hatte es so verdient. Haroks Mund war nun ganz trocken, er fühlte sich elend bei dem Gedanken daran und versuchte ihn zu verdrängen. Hastig setzte er sich auf, und fuhr sich mit Fingern durch sein langes dunkles Haar, von dem ihm immer wieder einzelne Stränen über die Augen rutschten. Dabei stellte er mit Entsetzten fest, das eine Hand voll feuerroter Ameisen gerade seinen Bart als Nest auserkoren zu haben schien. Hastig klopfte er auf seinem Bart herum der noch viel heller war als sein stuppiges Kopfhaar, worauf die kleinen Insekten panisch die Flucht ergriffen. Ein besonders rachsüchtiges Exemplar schien den groben Rauswurf aus dem neuen Zuhause jedoch sehr persönlich zu nehmen. Bitterböse flüchtete sie sich auf Haroks Zeigefinger, in den sie ihre kleinen Beißzangen versenkte, ehe auch sie zurück auf den Waldboden geschleudert wurde. Sofort errötete die geschundene Stelle, bis sie beinahe die gleiche Färbung erreicht hatte wie die böswillige Ameise. Selbst nach dem sie von ihm abgelassen hatte, brannte es noch eine ganze Weile wie Salz in einer offenen Wunde. Verärgert steckte Harok den Finger in den Mund um das Gift der Ameise herauszusaugen. "Blödes Biest" murmelte er verärgert und drückte noch eine Weile an seinem dick angeschwollenen Finger herum, was es jedoch nur noch schlimmer machte.

Er versuchte sich abzulenken, warf er den Kopf in den Nacken, um die dunklen Tannen die ihn umgaben zu mustern. Das Sonnenlicht hatte kaum eine Chance den dicht bewachsenen Wald zu durchdringen, es war noch früh am morgen, doch hatte man den Eindruck, dass es bald dunkeln würde. Einzelne Nebelschwaden bedeckten den steinigen Boden, der mit alten Tannennadeln gespickt war, die Bäume schienen im Herbst ihr Kleid zu erneuern. Misstrauisch spitzte er seine Ohren, einige Krähen verbargen sich irgendwo in dem gedrungenen Unterholz. Ansonsten herrschte eine gerade zu beunruhigende Stille im Schatten der schwarzen Tannen. Dies war wahrlich kein Ort den ein Zwerg in irgendeiner Weise zu schätzen wissen könnte. Die dunklen Riesen ragten weit in den Himmel, den man durch die hohen Baumkronen nur erahnen konnte. Als Minenbewohner war Harok an Dämmerlicht gewöhnt, dennoch entfaltete sich ein immer stärker werdendes Unwohlsein in seinem Bauch. Rasch drehte er sich um, niemand war zu sehen. Trotzdem fühlte er sich beobachtet, als würde ihn jemand auf Schritt und Tritt verfolgen. Hastig schweiften seine Augen umher, musterten jeden Baum und jeden Hügel der nicht im Nebel verschwunden war. Nichts und niemand zu sehen, doch das unwohle Gefühl lies sich nicht so einfach aus seinem Kopf verdrängen. Aufgeregt befeuchtete er seine trockenen Lippen, schon jetzt hasste er diesen verfluchten Wald.

Dem alten Keldorn schien es ganz ähnlich zu gehen. Hellwach hockte er auf einem umgestürzten Baumstamm und zog nachdenklich an seiner Pfeife. Er schien seinen jungen Freund noch gar nicht bemerkt zu haben. "Guten Morgen." sagte Harok mit heiserer Stimme um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Der dicke Zwerg setzte seine Pfeife ab und drehte sich rasch zu ihm um. " Na, endlich ausgeschlafen? " fragte er in leicht sarkastischem Unterton, ohne es wirklich ernst gemeint zu haben. "Na klar! So gut wie schon lange nicht mehr! " entgegnete der Junge schlagfertig, der sich nun fragte wie lange er wohl geschlafen hatte. Keldorn jedenfalls schien die ganze Nacht über kein Auge zu getan zu haben, denn selbst ihm schien dieser Ort Unbehagen zu bereiten. "Komm mal rüber und setz dich zu mir" meinte der Alte und deutete auf das andere Ende des Baumstammes auf dem er saß. Harok tat wie ihm geheißen und sank auf das vom Harz verklebte Holz, das nicht unangenehmer war als seine feuchte Kleidung die ihn vor Kälte schlottern lies. "Was werden wir jetzt machen? Ich meine wohin werden wir nun gehen?" Fragte er neugierig und voller Zuversicht. Keldorns Atem stockte einen kurzen Moment lang, ganz so als hätte er sich vor dieser Frage gefürchtet. Er zog kräftig an seiner rauchenden Pfeife, und stieß geräuschvoll die Luft aus. "Ich kann dir nicht sagen wohin, und ich weiß auch nicht wie es weiter gehen soll." gestand er mit schwerer Stimme. "Wir sitzen ganz schön tief im Ogermist!" Schimpfte er und griff nach einem Stein der direkt neben ihm auf dem Waldboden lag. " Harok schluckte hart, er hatte fest damit gerechnet das sein Gefährte einen festen Plan für sie hatte. Was würden sie nun tun? Sie konnten schließlich nicht hier bleiben und warten bis alle Menschen verottet waren. Denn da war er sich absolut sicher: Das würde unter Umständen noch sehr lange dauern, und er hatte schon nach einer einzigen Nacht genug von diesem Ort. Aber es gab keinen Weg mehr für sie zurück, Dundrob lag nun mit all seinen Gefahren vor ihnen. Sie mussten den Wald passieren, ob sie nun wollten oder nicht...

Eine Erkenntnis die sowohl Furcht als auch zwergischen Trotz in ihm hervor rief. "Verflixt und zugehämmert nochmal! Wir sind Zwerge, es gibt nichts was wir nicht schaffen könnten! " Stieß Harok auf einmal hervor, wobei er versuchte möglichst zuversichtlich zu klingen. Er wusste zwar das er unheimlich naiv klingen musste, doch schien es seine Wirkung nicht zu verfehlen. Keldorn lächelte wieder, und schlug ihm anerkennend auf die kräftigen Schultern, worauf hin sich sein klammes Hemd, unangenehm an seinem Rücken festsaugte. " Du hast ja Recht Kleiner! Wenn dein Vater dich jetzt sehen könnte... er wäre wirklich verdammt stolz auf dich" meinte er freudig, ohne zu wissen welchen Stein er eben ins Rollen gebracht hatte.

"Mein Vater?" wiederholte Harok abwesend und presste die Lippen fest aufeinander. "Ich wusste nicht das du ihn gekannt hast. " sagte er gepresst, tiefe Abneigung schwang in seiner Stimme mit. "Das habe ich, sehr gut sogar. Wir haben zusammen gekämpft damals, ist schon lange her - Da warst du aber noch ein ganz kleiner Schlüpfling." Harok wurde es schwer ums Herz, Neid und Hass zugleich waren das einzige was er nun noch fühlen konnte. Sein Vater hatte sie bereits vor langer Zeit verlassen und war nie zurückgekehrt. Niemals hatte er Zeit für seinen einzigen Sohn gehabt, kein einziges Mal war er für seine Familie da gewesen. Er kam nur nach Hause wenn er etwas brauchte, und verschwand ebenso plötzlich wie er aufgetaucht war. Seine Mutter hatte ihn stets verteidigt, und behauptet er würde bald wieder nach Hause kommen, um dann für immer bei ihnen zu bleiben. Harok wusste nicht ob sie tatsächlich glaubte was sie versuchte ihren Kindern beizubringen. Seinen jüngeren Schwestern hatte sie diesen Schwachsinn vielleicht verkaufen können, doch er glaubte schon lange nicht mehr an Märchen. Niemals verlor seine Mutter ein übles Wort über ihren Gatten und auch ihrem Nachwuchs gestattete sie nicht an seinen Taten zu zweifeln. Nach all den Jahren in denen er sie im Stich gelassen hatte, hielt sie ihm noch die Treue - bis zu ihrem letzten Atemzug. Haroks Kopf errötete merklich, sein Atem ging stoßweise und seine Hände waren in seinem Schoß zu Fäusten geballt. Vermutlich wusste das Schwein nicht einmal das seine Frau längs tot war, ihre Leiche mit den anderen Verteidigern Urtargk Amags verscharrt, und seine Kinder versklavt wurden! Vermutlich hatte er längst eine neue Familie gefunden die nichts von seiner Vergangenheit wusste. Ein neues Heim an einem fernen Ort... Haroks Augen füllten sich mit Tränen doch er schämte sich ihrer nicht.

"Er hatte seinen eigenen Kopf, das weiß ich. Aber er hat dich sehr geliebt und war furchtbar stolz auf dich. Er hat mir oft von dir erzählt, damals. " Seufzte der alte Zwerg, der beinahe alt genug war um sein Großvater zu sein. Haroks Lippen bebten, am liebsten hätte er den Baumstamm auf dem er saß mit seiner Axt kurz und klein geschlagen. Eine tiefe Zornesfalte zeichnete sein junges Gesicht, die gutmütigen Züge die seine dunkelbraunen Augen sonst umspielten waren verschwunden. Sein Herz war nur noch von Wut erfüllt, er mochte Keldorn sehr gern, sie verband mehr als nur Freundschaft, sie waren Kameraden. Dennoch konnte er einfach nicht verstehen, dass sein Vater mehr Zeit mit ihm verbracht hatte als mit seiner Familie, mit ihm. Für ihn hatte es kaum eine Möglichkeit gegeben den Mann der ihn gezeugt hatte kennen zu lernen, der bloße Gedanke daran quälte ihn.

"Wir waren ihm doch egal." Polterte Harok trotzig, wobei er klang wie ein kleines Kind das seinen Willen nicht bekam. "Ich wünsche ihm die Pest an den Hals, soll der Hundesohn doch verrecken". Sein Gesicht war nun puterrot, die Zornesfalten wurden noch tiefer als zuvor. "Ich verachte ihn, und werde alles dafür tun um nicht zu werden wie er! Für mich ist er gestorben! " Der Halbstarke schlug seine Faust mit voller Wucht auf den klebrigen Baumstamm. Deutlich spürte er den Ring an seiner Rechten als er auf das Holz prallte. Zornig hob er seine Hand um ihn zu betrachten. Es war ein Erbstück seines Vaters, der einzig wertvolle Gegenstand den er je besessen hatte. Er hatte ihn seinem einzigen Sohn vermacht, bevor seine Familie für immer verlies. Auf das goldene Schmuckstück war das Wappen Urtargk Amags geprägt, der brüllende Gortank. Es war der riesige Schwarzbär der in vielen zwergischen Märchen und Sagen vorkam, man sagte er habe magische Kräfte und er gehörte einst einem der großen Runenpriester die die Stadt mit ihren Bannzeichen belegt hatten. Harok war jedoch längst zu alt um an solche törichten Kindermärchen zu glauben. Er musterte das filigran gearbeitete Schmuckstück misstrauisch. Er selbst war früh in die Schmiede seines Onkels geschickt worden, wo er die Kunst der Metallverarbeitung lernen sollte. Im Gegensatz zu seinem Vater hatte er seine Lehre beinahe beendet und arbeitete bereits seit einigen Jahren an seines Onkels Seite als Waffenschmied. "Die Ränder sind schief geschliffen" behauptete Harok geringschätzig, "Das Wappen ist zu dick, das blöde Vieh in der Mitte nicht ordentlich gearbeitet. Ich werde das Ding verkaufen wenn ich jemals wieder die Gelegenheit bekomme einen Marktplatz nicht als Ware zu betreten. Mein Vater hat also nicht nur seine Familie verraten, er war also auch noch ein schlechter Schmied! " Keldorn zögerte einen Moment lang, er war erschrocken darüber das sein junger Freund bei dem Gedanken an seinen Vater so die Fassung verlor. Er hatte nicht beabsichtigt ihn so in Rage zu bringen, doch schien der Junge nicht zu wissen, was seinem Vater wirklich wiederfahren war. Sicher war er ein alter Trotzkopf gewesen, der es nie lange an einem Ort ausgehalten hatte, doch hatte er es nicht verdient von seinem Sohn derart verachtet zu werden. Wieder verfiel er in wüste Beschimpfungen und Keldorn entschied still für sich zu warten, bis der Grünschnabel reif genug war um zu erfahren wer sein Vater wirklich war. Einen Moment später schwiegen sie beide wieder, Haroks Schmerz schien allmählich zu verfliegen, als er sich wieder bewusst darüber wurde, in welch schwieriger Situation sie sich eigentlich befanden. Erst wollte er den Ring seines Vaters noch ins Unterholz werfen um nie wieder an ihn denken zu müssen. Doch dann besann er sich wieder und steckte ihn wiederwillig in seinen muffig riechenden Rucksack. Er seufzte, denn Schuldgefühle lasteten schwer auf seinen Schultern. Er hatte seinen einzigen Freund kaum zu Wort kommen lassen und ihn grundlos angebrüllt. Wären sie noch in Urtargk Amag hätte sein Onkel ihm für diese bodenlose Respektlosigkeit einem alten Mann gegenüber eine saftige Tracht Prügel verpasst – zu Recht wusste Harok. Betroffen blickte er zu Boden, er schämte sich für sein kindisches Verhalten. Er grübelte darüber nach wie er sich nur entschuldigen sollte, als er plötzlich erneut Keldorns warme Hand auf seiner Schulter spürte. Es tröstete ihn ungemein das sein Freund ihm nicht böse war.

Er wollte von nun an ein Mann werden, ein richtiger Zwerg der sich vor nichts fürchtet und mit beiden Beinen in der Schmiede steht. "Ich weiß was du fühlst Kleiner. " begann der alte Krieger ohne die Hand von seiner Schulter zu nehmen. "Aber du musst jetzt stark sein. Wir haben alle beide in diesem Krieg alles verloren was uns teuer war, jetzt müssen wir zusammenhalten damit wir es eines Tages vielleicht zurück in die Freiheit schaffen!

Harok sog scharf die Luft ein. Er wusste das sie bis dahin noch einen weiten Weg vor sich hatten, doch gaben Keldorns Worte ihm neue Kraft um all das zu bewältigen was ihnen noch bevor stand. "Egal wo wir hin gehen, wir werden Dundrob passieren müssen." Stellte der junge Zwerg fest und wandte sich erneut seinem Freund zu. "Zurück können wir keineswegs, es sei denn wir wollen als Frontgulasch enden. " Hauchte sein Gegenüber, der sich gerade eine zweite Pfeife stopfte. "Hat Araphim wirklich ganz Alessia mit Krieg überzogen? Es muss doch noch irgendeinen Ort geben der diesem … Menschen noch nicht in die gierigen Finger gekommen ist. " Keldorns Augen weiteten sich, um sich kurz darauf zu Schlitzen zu verengen. Er schien fieberhaft zu überlegen. Seine Pfeife hatte er ganz vergessen, aufgeregt trommelte er mit seinen Fingern auf dem Baumstamm herum. Voller Ungeduld wartete Harok auf das was er auszubrüten schien. "Ragmanparta! " platzte es aus ihm hervor und vor Aufregung fiel die herrlich verzierte Ebenholzpfeife in den Dreck. "Was?" entgegnete Harok, als hätte er sich verhört. " Die Wüstenstadt der Gnome!" schallerte es ihm entgegen als wäre es selbstverständlich zu wissen worum es gerade ging. " Ähm… noch nie gehört. " Stammelte der Junge mit leichter Verlegenheit in der Stimme. "Wo liegt denn Ragman… du weißt schon? " "Im Süden Alessias, in der Sedomwüste. Wenn wir schnell zu Fuß sind müssten wir es bis Wintereinbruch geschafft haben! " Er klatschte freudig in die Hände, ganz so als wäre die Sache bereits beschlossen. Harok saß nur wie angewachsen auf seinem Platz, Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben, er wusste nicht was darauf er erwidern sollte. "Warum denn ausgerechnet Gnome?" fragte er daraufhin mit wenig Begeisterung, "Und warum eine Wüste, die am anderen Ende der Welt ist?" Keldorn schnaubte missbilligend durch die dicke Nase. Ihm schien es unbegreiflich zu sein, das der Grünschnabel diese Aussicht auf Freiheit nicht zu würdigen wusste. Er hob seine Pfeife auf, die er beinahe vergessen hätte und stopfte sie zu Ende. "Weil die Gnome Ragmanpartas von dem Krieg der hier im Norden tobt noch nichts mitbekommen haben und vermutlich daran vorbei gehen werden, Naseweis! Die Gnome verstehen sich ausgesprochen gut auf Kämpfe in ihrer Wüste, jede Armee so groß sie auch sein mag, geht in der sengenden Hitze unter, wir werden dort sicher sein."Das Gleiche haben wir von Urtargk Amag auch gedacht! Und jetzt sitzen wir hier. Gibt es denn keine andere Stadt wo wir um Asyl bitten könnten? Fragte Harok hoffnungsvoll, der sich wirklich alles vorstellen konnte außer sengender Hitze und Sand, vor allem wo ihre Heimatstadt doch im hohen Norden in Mitten von Eis und Schnee lag. "Hast du eine bessere Idee? " fragte Keldorn herausfordernd, der den Schmutz von seiner Pfeife putzte. "Na schön… du wirst es wissen. Stöhnte der Junge schließlich als er eingesehen hatte das es keine Chance auf eine weitere Diskussion gab.

"Vor Wintereinbruch sagtest du? "

Wenn wir jetzt losgehen und uns ranhalten, sollten wir es schaffen." Entschlossen nickten sie sich zu, es würde eine lange, und vor allem eine gefährliche Reise werden, doch mussten sie es für ihre Freiheit in Kauf nehmen. Sie erhoben sich beide von ihrem Baumstamm, der eine mehr, der andere weniger voller Zuversicht. Zügig sammelten sie ihr weniges Hab und Gut ein das ihnen geblieben war, um den finsteren Wald endlich hinter sich zu bringen.

 

 

Volle drei Tage wanderten die beiden Zwerge nun schon durch den allseits verfluchten Wald. Die Bäume schienen immer weiter zusammenzurücken je weiter sie in ihn vordrangen und das Licht wurde immer sperlicher. Am Boden wucherten Schlingpflanzen, die mit dicken Dornen versehen waren und damit gemeine Stolperfallen darstellten. Immer wieder geriet Harok ins straucheln, konnte jedoch einen Sturz fast immer verhindern. Heimlich fluchte er vor sich hin, um nicht ganz Dundrob auf seine Unbeholfenheit aufmerksam zu machen. Doch konnte er sich zumindest damit trösten, das sie bald die Hälfte des Waldes hinter sich gelassen hatten. Eigendlich durfte er sich gar nicht beschweren, denn wenn man von den Dornen in ihrer Kleidung und seinem dick angeschwollenen Finger absah (verdammtes Krabbelvieh) ,war ihnen noch nichts nennenswertes zugestoßen. Harok konnte die Schauergeschichten die sein Onkel ihm erzählt hatte also nicht bestätigen. Natürlich war Dundrob zweifellos ein düsterer, furchteinflößender Ort und Harok hätte alles gegeben um die Tannen gegen eine Höhle zu tauschen; Doch von Geistern und Dämonen war keine Spur zu sehen.

Dennoch wurde er das bedrückende Gefühl beobachtet zu werden einfach nicht los. Wieder und wieder drehte er sich ruckartig um… und starrte ein weiteres Mal ins Nichts. Verärgert biss er die Zähne aufeinander, er fühlte doch, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Kleine Äste barsten knackend unter seinen Füßen, würde sie jemand verfolgen würden sie ihn mit Sicherheit verraten. Trotzdem traute er der Stille nicht. Auf ihrer Reise nach Süden, musste er mit den Menschen einige Wälder passieren. Doch kein Einziger von ihnen, weder im eisigen Norden seiner Heimat, noch weiter im Herzland waren die Wälder so... totenstill, wie ausgestorben. Wieder sah sich Harok um, doch wie üblich war nichts zu sehen.

"Was ist los? " hallte es plötzlich durch das dichte Geäst, denn er war weit hinter Keldorn zurück gefallen. Rasch wandte sich er sich wieder nach vorn und legte bei seinem Schritttempo einen gehörigen Zahn zu. "Was treibst du denn da hinten? " schimpfte der alte Zwerg ihn aus, der es nicht lustig zu finden schien das sein Kamerad ständig zurückfiel. Als Harok sich ihm näherte wollte er ihm vorbei gehen um ihn zu überholen, doch der Alte packte ihn unbarmherzig am Arm und zog ihn zurück.

"Was soll das? "

"Du wirst mir jetzt erzählen warum du den ganzen Weg über so herum bummelst! Sammelst du Pilze oder hast du Dünnschiss, oder was ist mit dir los? Harok runzelte die Stirn, sein Mund stand weit offen, er hörte ein deutliches Knacken im Unterholz. Er lauschte erst einen Moment lang, bis er sich schließlich sicher war leise Schritte zu hören. Blitzschnell riss er sich aus Keldorns eisernen Griff frei, setzte er seine Axt sofort zum Schlag an. Nichts... er musste sich wohl erneut getäuscht haben. "Verdammt! Ich bin noch nicht verrückt" Schimpfte er und beäugte das Gebüsch mit bösen Blicken. "Du bist nicht verrückt, Kleiner! Hörte er seinen Gefährten in seinem Rücken sagen. "Du glaubst also, dass wir verfolgt werden? "

"Allerdings" meinte er leise. Seit dem wir hier sind, habe ich dauernd das Gefühl das uns jemand beobachtet, ich bin mir ganz sicher! " Dann müssen wir wachsam sein" raunte der Alte als wüsste er genau wovon sein Gegenüber sprach. Mit wachsamen Augen setzten sie ihren Marsch fort, immer weiter, Schritt für Schritt traten sie tiefer in den Wald ein, der immer dunkler zu werden schien.

Als sie ihren dritten Tag im Schatten der schwarzen Tannen mit ihrem letzten Stück Brot begannen, das ihnen als Wegzehrung geblieben war, waren sie bereits so tief in den Wald vorgedrungen, dass es so dunkel war wie in einer hellen Nacht. Sie mussten beinahe die Hälfte ihres Weges durch das Dickicht zurück gelegt haben, denn dichter konnte der Wald kaum noch werden. Keldorn musterte seine Karte, die er immer bei sich trug. "Fünfhundert Meilen bis Ragmanparta" rief er Harok freudig zu, der gerade den letzten Bissen seines trockenes Brotes herunter würgte. "Ich glaube das sollte bis Wintereinbruch in der Tat zu schaffen sein"

"Was heißt du glaubst? " fragte der dicke Zwerg der seine morgendliche Pfeife gerade fertig geraucht hatte. "Naja" grinste Harok breit. "Ein alter Mann der seine Axt nur noch mit sich führt um sich darauf zu stützen braucht nun mal etwas länger" Er lachte schadenfroh, wenn er es auch nicht böse gemeint hatte. Keldorn lachte ebenfalls, jedoch nicht über die Bemerkung seines Schützlings. Er schnallte breit grinsend seine Axt von seinem Gürtel und setzte zum Wurf an. Harok erschrak und verschluckte sich böse an seinem trockenen Brot, das er sofort wieder hervor würgte, als die Axt des alten Zwerges geräuschvoll zwischen seinen Beinen im Boden stecken blieb. Er konnte nur ahnen wie sein Gesichtsausdruck ausgesehen haben musste, als die messerscharfe Bartaxt gefährlich nah vor seinem besten Stückim Boden stecken geblieben war. Keldorn hielt sich den dicken Bauch vor Lachen, diesem Grünschnabel hatte er es auf seine alten Kriegertage nochmal so richtig gezeigt. "Du hättest ihn umbringen können! " brüllte der junge Zwerg ihm empört hinterher als er sich zum gehen wandte. "Welch ein Jammer" kam es ihm zur Antwort zurück geschmettert, "Und dabei hast du ihn noch nicht mal benutzt." Das hämische Gelächter schien durch den ganzen Wald zu hallen, dem armen Harok jedoch war der Spaß vergangen. "Du bist nur neidisch weil du zu alt dafür geworden bist und ich alles noch vor mir habe!" grölte er ihm über den Hügel hinterher hinter dem Keldorn längst verschwunden war. Doch Keldorn schien ihn längst nicht mehr zu hören, nur sein schallendes Gelächter hörte er noch immer. Noch immer leicht beleidigt surrte der Harok seinen Rucksack fest um seinem Gefährten nach zu setzten. Innerlich verfluchte er die Menschen ein weiteres Mal dafür, dass sie Urtargk Amag eingenommen hatten. Wäre er noch immer ein Lehrling in der Schmiede seines Onkels, hätte er längst sein Meisterstück abgelegt und könnte als eigenständiger Waffenschmied arbeiten. Doch, und darum ging es ihm am meisten, wäre er nun schon längst verheiratet. Er dachte an Londa, ein wunderschönes Zwergenmädchen, das ihn in der Schmiede oft besuchen gekommen war. Sie hatte goldene Locken, und stahlgraue Augen. All seine Freunde hatten ihn um Londa beneidet. Er wollte sie am Tag seiner Volljährigkeit fragen ob sie ihn heiraten würde, doch dazu würde es nun wohl niemals kommen. Ihr Vater mochte ihn nicht, er hatte ihm verboten sie zu treffen, da sein einziges Kind etwas besseres verdiente als einen einfachen Waffenschmied, der vermutlich kaum für sie Sorgen konnte. Heimtückisch stellte Harok sich vor wie er im Krieg umkam und wie er seine Tochter gegen seinen Willen ehelichen würde. Doch nur einen Moment später schämte er sich schon wieder für seinen Gedanken, und er wusste das er so etwas nicht hoffen sollte. Sein Herz erwärmte sich als er wieder an Londas hübsches Gesicht denken musste, doch als er wieder an ihren glitzernden Augen hängen blieb musste er an die Stollen denken in die sie wie seine Schwestern gesperrt wurde. Wie ein Dolch bohrte sich der Gedanke in sein Herz, er musste an irgendetwas anderes denken. Schnellen Schrittes fegte er über den Hügel den Keldorn schon vor einer ganzen Weile passiert hatte, er wollte gerade die Stimme heben um seinem Freund eine weitere derbe Bemerkung an den Kopf zu werfen um sich für die Sache mit seiner Axt zu rächen, als er feststellte das er nicht zu sehen war. "Keldorn? " rief er durch die Böschung, doch niemand antwortete ihm. Er versuchte es noch einmal, doch wieder antwortete ihm niemand. "Das ist nicht lustig" brüllte er verärgert, als er den Hügel weiter herunter lief, wobei er den Kopf immer wieder hektisch zur Seite warf um das nahe Gebüsch zu mustern. Plötzlich blieb er an einem spitzen Stein hängen und glitt aus. Unter lautem Krachen und poltern rutschte er auf dem Bauch den steilen Hügel hinunter, überschlug sich zweimal und blieb dann prustend liegen. "Autsch" murmelte er ärgerlich, seine ohnehin schon zerschlissene Hose war an den Knien aufgerissen und sein Helm war auch noch verschwunden. Wild schimpfend stand er auf, wischte seine schmutzigen Hände an der Kleidung ab. Noch immer verwünschte er den dämlichen Hügel schimpfte über Keldorn der hier irgendwo in dem blöden Gebüsch sitzen musste und sich vor Lachen in die Hose machte! Er trottete durch das knackende Geäst, schnappte seinen Helm (na also!), und setzte ihn auf. Das Metall schlug unbarmherzig gegen seinen Schädel, als er ihn mit Schwung darauf setzten wollte. "Hammer und Axt!" Brüllte Harok, und rieb sich den schmerzenden Kopf, den er sich mit dem Helm eingehauen hatte. "Was zum …" Er musterte ihn genauer. Das war nicht sein Helm, er war viel zu klein für seinen Kopf! Doch es war eindeutig ein Zwergenhelm, das sah man gleich. Rings um ihn herum waren Schutzrunen eingraviert, und seine Form war keineswegs die Art der Menschen und schon gar nicht nach dem Stil der weibischen Elfen, die Gefallen an albernen Verschnörkelungen fanden. Auf dem Helm trugen viele Zwerge ihr Familienwappen, oder so wie er selbst den Gortank Urtargk Amags. Er musterte das Stück genauer und erschrak, als er seine Prägung sah. Die gekreuzten Äxte standen eindeutig für den Kriegerclan, womit sich seine schlimmste Vorahnung bestätigte. Der Helm gehörte Keldorn.

 

 



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Elaya
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