Es war Wochenende. Und es war ein ganz besonderes Wochenende. Denn genau am Sonntag feierte Grünado seinen Geburtstag. Grünado war einer der sieben Glitterengel, die hoch oben auf den weichen Wattewolken lebten. Mit ihren strahlenden Glitterflügel waren sie die schönsten Engel, die die liebe Sonne je gesehen hatte.
Grünado war schon seit Wochen so aufgeregt, dass er kaum schlafen konnte. Immer wieder fragte er Orangius, den schlauesten der Engel Löcher in den Bauch.
„Orangius, wie lange noch schlafen und dann ist mein Geburtstag? Wann ist es denn endlich soweit?“
Und auch wenn Orangius und die anderen Glitterengel es schon lange nicht mehr hören konnten, antwortete er ihm jedes Mal: „Nicht mehr lange Grünado, nicht mehr lange.“
Schon vier Wochen vor seinem Geburtstag verteilte er an seine besten Freunde im Wolkenland die Einladungskarten. Grünado war schon immer ein kleiner ungeduldiger Engel gewesen, der am liebsten immer alles sofort haben, wissen oder tun wollte. Mit seinen kurzen blonden Locken und den strahlend blauen Augen sah er aus als ob der liebste Engel von allen war. Aber Grünado war ganz und gar nicht so. Er war ein Wildfang, der weder still sitzen noch seinen Mund halten konnte. Grünado erzählte und redete den ganzen Tag, ohne Punkt und Komma. Und wenn er mal nichts zu erzählen hatte, dann wollte er auf alles eine Antwort.
„Warum ist das so?“, oder „warum hast du das gemacht?“, hörte man ihn nach beinahe jedem Satz fragen. Die Engel jedoch waren sehr geduldig und gaben ihm auf all seine Fragen eine Antwort.
Und endlich war es soweit. Der große Tag für Grünado war gekommen. Pünktlich um drei Uhr standen alle seine Gäste vor ihm. Und alle hatten hm etwas mitgebracht. Einer nach dem anderen gratulierte Grünado mit bunt verpackten Geschenken, Blumen oder Torten zum Geburtstag. Er war so aufgeregt. Am meisten freute er sich natürlich über seine Geschenke. Sofort riss Grünado eines nach dem anderem auf. Er strahlte vor Freude über das ganze Gesicht während all die anderen Engel um ihn herum standen und applaudierten.
Unter den Geschenken war auch eine große Kiste mit Bauklötzen dabei. Die hatte er von Rotelie geschenkt bekommen. Rotelie war ein wenig wie Grünado – ein kleiner Wildfang. Und sie liebte Bauklötze genauso wie das Geburtstagskind.
Während die Engel sich über den Geburtstagskuchen hermachten, begann Grünado mit den Klötzchen zu spielen. Er baute einen Turm nach dem anderen, immer höher und höher. Als er jedoch versuchte den allerletzten Klotz auf die Spitze des Turmes zu legen, fiel der Turm zusammen. Es schepperte so laut, dass man es fast im ganzen Wolkenland hören konnte.
Die Engel erschraken. Doch Grünado sammelte die Steine wieder zusammen und begann von neuem.
Doch es dauerte nicht lange bis auch dieser Turm wieder zusammenfiel. Wieder gab es über den Wolken ein lautes Bollern. Dieses Mal wurde Grünado schon ein bisschen grummelig. Er ärgerte sich, dass das sein Turm einfach nicht stehen bleiben wollte.
Da kam Lilana auf ihn zu. Sie war ein sehr liebes und geduldiges Engelmädchen mit herrlich lila Flügel. Sie wollte ihm helfen, doch Grünado rief ärgerlich: „Lass mich in Ruhe ich kann das ganz alleine!“
Ein bisschen beleidigt ließ sie ihn in Ruhe und ging zurück zu den anderen Engeln. Die spielten alle fröhlich zusammen Verstecken. Lilana drehte sich noch einmal zu Grünado um. Er war allerdings zu beschäftigt seine Steine zu sortieren. Also spielte sie mit den anderen mit.
Eine ganze Weile ging das so. Doch plötzlich gab es ein Donnerwetter, dass man so noch nie im Wolkenland gehört hatte. Die Engel erschraken. Keiner von ihnen wusste, was passiert war. Und als ob das Donnern nicht schon laut genug gewesen wäre, hörten sie Grünado fürchterlich schimpfen. Er schimpfte und schimpfte, dann begann er plötzlich alle seine Bauklötze in den Himmel zu werfen.
„Was ist denn hier los?“, hörte man Goldkopf rufen. Der älteste der Engel versuchte Grünado zu beruhigen. Doch egal was er tat, es gelang ihm nicht.
„Grünado hat ein Wutmonster im Bauch“, flüsterte Gelbchen.
Doch Grünado hatte das gehört: „Wutmonster? Es gibt keine Monster!“, rief er ärgerlich. „Nur doofe Bauklötze und doofe Türme, die immer wieder umfallen. Alles ist doof. Und ich will diese doofen Klötze auch gar nicht mehr haben!“
Er weinte, weil alle seine Türme die er baute, nicht stehen bleiben wollten.
„Bauklötze sind nicht doof“, erwiderte Gelbchen leise. „Und du hast doch ein Wutmonster im Bauch. Aber ich weiß, wie du es wieder loswirst.“
Da wurde Grünado etwas ruhiger. Er schaute sie an, wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und fragte: „Ehrlich? Wie denn? Ich will keine Wutmonster im Bauch haben.“
Gelbchen freute sich, dass sie helfen konnte und erklärte es ihm: „ Als erstes musst du dich gerade hinstellen. Dann machst du zwei dicke starke Fäuste.“
Grünado tat, was Gelbchen ihm sagte und stand mit geballten Fäusten vor ihr.
„Und jetzt“, sprach sie weiter, „musst du solange fest mit beiden Füßen auf den Boden stampfen, bis das Wutmonster wieder weg ist.“
„Und wenn das nicht klappt?“, fragte Grünado ein wenig ängstlich.
„Dann schreist du einmal ganz laut „geh weg Wutmonster, geh weg!“
Genau das tat er dann schließlich auch. Noch nie hatte Grünado so heftig mit den Füßen gestampft. Schließlich wollte er noch ganz laut seinen Spruch aufsagen, um das Wutmonster endlich los zu werden. Doch als er den Mund aufmachte, kam kein Wort aus ihm heraus, sondern ein dicker Rülpser.
Mit großen Augen und ein wenig erschrocken sahen sie alle auf Grünado. Im ersten Moment schämte er sich, doch dann begann er zu grinsen und sagte: „Endlich ist das Wutmonster aus meinem Bauch!“
