Die Via wurden zurückgeworfen. Doch es scheint, als würden die Schwierigkeiten damit erst anfangen. Unruhen und Proteste erschüttern die Erde. Die Verhandlungen zwischen Menschen und Artheranern verlaufen ins Chaos... Und als wäre das nicht genug beginnt für den grade erst genesenen Rafail Coel ein Wettlauf mit der Zeit, dessen Ziel er nicht kennt, bis es fast zu spät ist. Bild : A Blue color design/ Fotolia.com
,, Sie hätten mir sagen können, das Coel noch lebt.“ , sagte Martin.
Er starrte den grauhaarigen Mann hinter den großen Schreibtisch böse an, der aber nur ruhig und mit gefalteten Händen da saß.
,, Und was hätte das bitte geändert ? Bis vor ein paar Wochen war nicht klar, ob er überlebt.“ , erwiderte Cain Steel.
,, Sie hielten es einfach nicht für nötig.“
,, Hören sie Martin, ich kann verstehen, dass sie wütend sind. Aber Coel ist weder ihr Zuständigkeitsbereich noch haben sie mir irgendetwas vorzuschreiben.“ Er stand auf und nahm ein Glas aus einem Regal an der Wand des spärlich eingerichteten Raumes. Bis auf den Schreibtisch und das Regal war der Raum fast leer. Lediglich ein Teppich war über den Boden ausgebreitet worden.
Das Material war fein, vielleicht sogar Handgewebt statt maschinell.
Cain füllte das Glas mit einer goldenen Flüssigkeit aus einer Karaffe. Martins tieg der Alkoholgeruch sofort in die Nase.
,, Seit wann trinken sie im Dienst ?“
,, Seit wir am Rande eines Volksaufstandes stehen.“ Er stürzte das Glas mit einem Zug herunter. ,, Ich habe ja nichts gegen die Artheraner, aber langsam glaube ich es war ein Fehler mich gegen Henry zu stellen.“
,, Sie meinen Wilkonsons Anweisung, die Artheransiche Flotte auszulöschen ?“
,, ich glaube langsam, er wusste schon, was die Folgen sein würden.“
,; Er wollte eine ganze Rasse auslöschen nur um es sich einfacher zu machen Steel. So etwas kann nie der Richtige weg sein.“
,, Vielleicht haben sie Recht.“ Er setzte sich wieder.
,, Noch was. Ich sitze seit Wochen nur rum, das heute war mein erster Einsatz seit dem Angriff. Ich hoffe mal das ändert sich?“
,, Da habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht für sie.“
,, Die da wären ?“
,, Die gute ist, wir schicken sie wieder raus. Die schlechte ist nicht mit Coel.“
, Wieso das ? ich arbeite länger mit ihm als jeder andere.“
,, Das weiß ich. Aber Coel ist offiziell noch gar nicht wieder zum Dienst zugelassen. Bis dahin unterstehen sie John Watergate, dem Kommandanten der Horus. Und damit der Erd-Defensivflotte.“
Adams sah auf, als sich die Tür zu dem kleinen Labor öffnete.
,, Coel ? Ich wusste nicht, das sie schon wieder auf den Beinen sind.“ , meinte er und fuhr sich mit einer Hand durch das schütter werdende Haar.
,, Man hat mich vor einer Woche entlassen.“ , antwortete er.
Ethan Adams war wohl einer der letzten Brillenträger des Universums. In den letzten Jahrzehnten war es mit dem Fortschritt der Technik möglich geworden, fast jedes Sehproblem zu beheben.
Doch der Professor, der die letzten Zehn Jahre in Stase verbracht hatte, bis Coel und seine Leue ihn vor rund drei Monaten geweckt hatten ,hatte gute Gründe dafür, wie Coel wusste.
,,Das ist schön zu hören.“ Er nahm die Brille mit der für ihn so typischen Geste ab und polierte die Gläser. In dem Labor gab es neben mehreren Computern auch eine metallene Platte, die an der Wand befestigt war. Eine Katze saß auf einem Tisch und schien ihn zu beobachten.
,, Darf ich fragen, was sie hier machen ?“
,, Doktor Adams soll einen Weg finden unsere Waffen effektiver gegen die Via zu gestalten.“ , meinte eine mechanisch klingende Stimme. Eine Stimme, die er kannte.
,, Moment mal… HAL ?“ Eine Kugel, etwa von der Größe seines Kopfes schwebte von einem Tisch herauf, wo diese eben noch gelegen hatte. Ein einzelnes Kameraauge schien ihn zu fixieren.
,, Es ist auch schön sie wiederzusehen.“ , antwortete die KI.
,, Sind sie nicht auf der Kronos installiert ?“ , wollte Coel wissen.
,, Das Schiff befindet sich momentan im Erdorbit. Solange die Entfernung sich Nicht vergrößert, bin ich durchaus in der Lage Daten an Steuerbare Drohne zu senden und Adams hier zu Unterstützen.“
,, Was auch bitter nötig ist. Selbst unsere Nova-Waffen haben die Panzerung des Weltenschiffs kaum angekratzt.“
Nova- Generatoren waren der Garant, für den Bestand der menschlichen Kolonien im Universum. Die Theorie dahinter war einfach:
Im Raum selbst konnte sich nichts schnelle als das Licht bewegen, das war physikalisch unmöglich.
Aber der Raum selbst konnte sich durchaus schneller als das Licht ausdehnen, was zur Zeit des Urknalls wohl auch der Fall gewesen war…
Eigentlich müsste man nur den Raum anstelle des Schiffs bewegen und schon gäbe es keine Beschränkungen mehr.
In der Praxis erwies sich das natürlich als etwas komplizierter. Die benötigte Energiemenge… War gewaltig. Und die genauen physikalischen Prozesse waren etwas, über das Coel nicht einmal nachdenken wollte.
Während des Kriegs mit den Artheranern, war man allerdings auf die Idee gekommen, diese Energie als Waffe einzusetzen.
Genauer gesagt, war es die Idee des Mannes vor ihm gewesen.
Die entstandene Waffe hatte das Potential, die Oberfläche eines Planeten vollständig von Leben zu säubern. Aber bisher war diese Technologie nur auf Artherium, der ursprünglichen Heimat der Artheraner zum Einsatz gekommen.
Und beim Angriff der Via und der Artheraner vor drei Monaten auf die Erde. Und sich als nicht effektiv erwiesen. Erst ein Sprengsatz im Inneren des Weltenschiffs platziert, hatte dieses zumindest beschädigt.
,, Ich verstehe immer noch nicht, wie die das überstehen konnten. Ich meine… Nova-Waffen können einen Planeten grillen, richten aber nichts gegen ein Schiff aus?“
,, Die Panzerung des Weltenschiffs hatte fast zwei Kilometer Durchmesser und…“ Er zögerte. ,, Wissen sie was, ich demonstriere es ihnen.“
Er trat zu der an der Wand befestigten Metallplatte herüber.
,, Das wurde nach der Schlacht geborgen. Ein kleiner Splitter der Außenpanzerung.“ , erklärte HAL.
,, Und ?“
Adams räumte etwas Gerümpel Beiseite.
,, Dieses Stück Panzerung ist grade mal so dick wie ein Blatt Papier.“ , erklärte er, während er die Katze verscheuchte, die es sich vor der Platte bequem gemacht hatte.
,, Seit wann haben sie ein Haustier ?“
,, Sie meinen die Katze ? Die ist nicht von mir…“ Das Tier befreite sich aus dem griff des Wissenschaftlers und sprang über den Boden davon und aus dem Labor heraus. ,, Schrödinger gehört praktisch zur Laboreinrichtung. Das Vieh ist vor ein paar Jahren aufgetaucht und nicht mehr verschwunden.“
,, Die Katze heißt Schrödinger ?“
,, Eine Anspielung an Erwin Schrödinger denke ich mal.“
Er förderte eine Pistole zu Tage
„ Und jetzt sehen sie her.“
Er richtete die Pistole auf das Metallstück und drückte ab. Ein Knall… und das Pfeifen eines Querschlägers, der durch den Raum surrte. Funken, die kurz von der Metallplatte aufstiegen und Kordit Geruch erfüllten den Raum.
Coel warf sich zu Boden, als das Projektil irgendwo Einschlug.
,, Sie hätten mich vorwarnen können.“
,, Und sie könnten zum Punkt kommen. Sie sind sicher nicht hier um sich anzuschauen, wie ich daran verzweifle, Waffensysteme zu verbessern.“
,, Nein, sicher nicht. Aber was ist das? Kein Metall das mir bekannt wäre, könnte so was überstehen.“
,; Das kommt daher, dass es so gesehen gar kein Metall ist. Zumindest nicht vollständig. Es mag so wirken, aber eigentlich sind das verschiedenste Kohlenstoffverbindungen, aufgetragen auf eine Schicht einer Legierung, die mit völlig unbekannt ist. Unsere Analysegeräte schmoren durch, wenn wir versuchen es zu analysieren. Wahrscheinlich irgendein Sicherheitsmechanismus. Nanotechnologie, eingelassen in das Material, die einen EMP freisetzten oder ähnliches würde ich schätzen.“ Er machte eine Pause. ,, Also, warum sind sie hier ?“
Coel förderte den kleinen Metallchip zu tage, den der Artheraner auf dem Fabrikgelände an seinem Hinterkopf getragen hatte
,, Sie können mir sagen, was das hier ist.“
Adams nahm den Chip vorsichtig entgegen. ,, Woher haben sie das ?“ , wollte er wissen.
,, Vom Hinterkopf eines toten Artheraners.“
Der Professor kramte eine Lupe hervor und betrachtete die Oberfläche mit den bläulichen Markierungen. ,, Habe von dem Zwischenfall gehört.“
,, Und ?“
,, Es ist definitiv Tech. Aber keine Ahnung von wem oder was das sein soll.“
,, Ich habe es für einen Datenspeicher gehalten.“
,, Unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, wie sie ihn gefunden haben.“ , meinte HAL.
,, Ich bin mir ziemlich sicher, das ist kein Speicher.“ , bestätigte Adams.
,, Was dann ?“
,, Da werden sie mir schon etwas Zeit lassen müssen. Aber bei unserem Glück...“
,, Gehe ich mal davon aus, das es nichts Gutes ist. Sie informieren mich, wenn sie was rausfinden?“
,, Natürlich.“
,, Gut belassen wir es dabei. Haben sie heute Abend übrigens Zeit? ich treffe mich mit den anderen von der Kronos und achte sie kommen vielleicht auch?“
,, Sicher, wenn ich Zeit finde.“
Coel wendete sich zum Gehen und war schon halb auf dem Weg auf dem Weg aus dem Gebäude, als ihm auffiel, dass die von Hal kontrollierte Drohne ihm folgte.
,, Ist etwas ?“ , fragte er.
,, Ich hätte eine Frage.“
,, Wäre ja was ganz was neues. Und die Wäre?“
,, Wie treffen sie Entscheidungen ?“
,, Bitte ?“ Coel war sich nicht sicher, ob er verstand worauf Hal hinaus wollte.
,, Eine KI wird ihre Entscheidungen immer auf Basis einer einzigen Konstante treffen. Und das ist reine Logik. Mathematik. Jedoch scheint das für Lebewesen nicht zuzutreffen.
Ein Beispiel. Würde man mich vor die Wahl stellen, einen alten Mann, oder ein kleines Kind zu retten, wäre die logische Entscheidung immer das Kind zu retten. Statistisch hat es die meisten Lebensjahre zur Verfügung und somit den größeren Wert für eine Gesellschaft. Für Menschen scheint eine solche Frage jedoch Grund für größere Diskussionen zu sein.“
,, Natürlich tut es das. Wir haben Moralische Prinzipien, ethische Grundregeln, an denen wir uns orientieren.“
,, Natürlich existieren diese. Ich kenne die Schriften der Philosophen, die sich darüber Gedanken gemacht haben. Aber meine Frage ist… wäre reine Logik nicht besser, als sich mit quälenden Fragen herumschlagen zu müssen? Niemand kann einem einen Vorwurf machen, wenn man die logischere Entscheidung trifft.“
,, Dann verändern sie das Gedankenexperiment. Es sind zwei gleich alte Leute, die sie retten können.“
,, In diesem Fall wäre es unerheblich, für wen man sich entschiedet, es sei denn einer von beiden wäre Krank oder ich hätte Zeit mir den Lebenslauf beider anzusehen. Sie sehen also, das es scheint, als würden sie sich umsonst Gedanken machen, wo die Antwort doch so simpel zu sein scheint..“
,, Sie sagen sie scheint simpel, und da ist genau der Punkt. Was würden sie beispielsweise tun, wenn in einer Stadt eine Seuche ausbricht?“
,, In diesem Fall hätte ich zwei Möglichkeiten. Die Stadt abriegeln, oder auslöschen. Das käme natürlich auf die Art der Krankheit an. Bei einer absolut tödlichen Epidemie rettet man mehr, wenn man kein Risiko eingeht.“ Coel hatte mit dieser Antwort gerechnet.
,, Sehen sie, genau da greift ihre Logik der Mathematik nur noch teilweise. Wenn ich statt einer Abriegelung Hilfe schicke, weil ich mich moralisch dazu verpflichtet fühle und diese dadurch auch nur eine einige Person mehr retten, hat sich ihre Mathematik erledigt.“
,, Also hat Moral und Ethik doch einen Zweck ?“
,, Menschen sind nun mal emotionale Wesen. Wir sind nicht in der Lage rein aus Logik zu handeln. Wir töten aus Wut, Vergeben einander oder werden zu Feinden. Das ist der Unterschied, der letztlich verhindert, dass wir nur wie Maschinen handeln. Aber letztlich macht es uns wohl auch unberechenbar. Das ist der Grund, aus dem wir ethische Richtlinien brauchen. Wenn sie wollen ein Logikersatz. Aber das macht uns nicht unbedingt Schwächer.“
,, Nein, wie sie schon sagten nur Unberechenbar.“
,, Ich glaube, ich verstehe es langsam. Es gibt manchmal kein Richtig oder Falsch wenn man sich entscheidet. Aber wie trifft man dann überhaupt einen Entschluss?“
,, Normalerwiese würde ich sagen, den , von dem sie wissen das er sie Nachts noch ruhig schlafen lässt. Aber in ihrem Fall… weiß ich es wirklich nicht.“
,, Vielleicht muss ich das selbst herausfinden. Danke, das sie zumindest versucht haben mir damit zu helfen. Einige Punkte scheinen jetzt zumindest klarer.“
Die Drohne drehte sich um und schwebte den Gang zurück. Coel sah der KI nach, bis diese um eine Ecke verschwand, dann machte er sich auf den Weg nach draußen.
Vor den grauen Gebäuden der GTDF gab es einen großen freien Platz. Mittlerweile war die Sonne vollständig aufgegangen und spiegelte sich im verschmutzten Wasser eines kleinen Springbrunnens.
Eine Windböe brachte ihm zum Frieren und er vergrub die Hände in den Taschen. Das brachte jedoch keine Besserung. Wie auch… ein trauriges lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
Die Fassade hielt noch.