Beschreibung
Ella lebt auf einer kleinen, einsamen Insel und ihr ist es verboten sich mit Jugendlichen vom Festland zu treffen. Es wird für sie nur schwer dieses Verbot einzuhalten, als eines Tages fünf Junges auf die Insel kommen, die sich für die Natur interessieren und außerdem das Leben dort gefährden.
Gregor und die Jugentlichen
Die Sonne drang durch die dünnen Äste, des großen, alten Baumes, unter dem ich schlief, und weckte mich. Ich setzte mich auf und hörte eine Stimme, die meinen Namen rief: „Ella!“ Ich sah mich um und entdeckte meine Mutter, die an einer der großen Hütten stand, in denen wir wohnten. Sie machte eine Bewegung mit der Hand, die mir sagte ich solle zu ihr kommen. Also stand ich auf und lief, über die grüne Wiese, auf sie zu.
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Es war warm. Auf unserer Insel war es immer warm und die Sonne schien meist den ganzen Tag. Nur etwa zweihundert Menschen lebten hier und nur selten bekam einer von uns Besuch, denn alle die wir kannten wohnten ebenfalls hier. Wer auf dieser Insel aufgewachsen und geboren wurde hatte sich an die Lage gewöhnt, denn wir kannten es nicht anders. Mit `An die Lage gewöhnen´ meine, wir hatten kein Internet, kein Telefon oder jegliche andere elektronische Dinge.
Was das alles genau war wusste ich nicht, weil ich es noch nie benutzen konnte, aber es interessierte mich auch nicht besonders, denn mir gefiel es hier so wie es war. Der große Wald, das rauschende Meer, die vielen Klippen und natürlich die Menschen hier. Ich lebte mit meinen Eltern und meiner kleineren Schwester Ina in einer kleinen Hütte, die aus drei Räumen bestand. Meine Schwester und ich teilten uns ein kleines Zimmer, in das gerade mal ein Bett passte. Meine Eltern erhielten den anderen Raum, um darin zu Schlafen und in dem wieder anderen Raum hatten zwei Stühle, ein Tisch und ein Schrank Platz, worin sich unsere Anziehsachen befanden.
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Ich setzte mich zu meiner Schwester auf einen Baumstamm und sah meine Mutter fragend an. „Ich habe euch etwas zu erzählen.“ „Was denn?“, fragte Ina neugierig.
„Gregor kommt morgen wieder auf unsere Insel.“, sie stockte. Gregor war ein Forscher, der sich für das Korallenriff interessierte. Er kam einmal im Monat vom Festland zu uns, um neue Untersuchungen anzustellen. Er wusste, wie wir lebten und er war es, der uns immer alle Dinge mitbrachte, die wir im Wald nicht finden konnten und ohne die, selbst wir, nicht auskamen.
„Nur diesmal bringt er eine Gruppe Jugendlicher mit, die sich ebenfalls für das Korallenriff interessieren und ich möchte euch jetzt schon mal sagen, dass ihr von ihnen fern bleiben sollt.“, sagte sie und sah uns dabei streng an.
„Ja Mama.“, antworteten wir beide im Chor. Wir waren es nicht gewohnt, dass so viele neue Leute unsere Insel besuchten. Gregor war der einzige Mensch, mit dem wir Kontakt hatten. Hin und wieder verirrten sich ein paar Urlauber zu uns, aber als sie bemerkten, dass es hier nicht sonderlich viel gab, außer Wald, reisten sich sehr schnell wieder ab.
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Am nächsten Morgen wachte ich mit einem mulmigen Gefühl auf. Es war immer etwas Besonderes auf neue Leute zu treffen. Aber ich war auch sehr neugierig, dass musste ich mir eingestehen. Ich schlug die Decke auf Seite und lief barfuß über den sandigen Boden, denn ich war sicher, dass ich eh nicht mehr hätte einschlafen können. Es war noch sehr früh und die Sonne war noch nicht aufgegangen. Die Insel war in ein tiefes schwarz getaucht, die Wiese war feucht vom Morgentau und das knöchelhohe Gras kitzelte unter meinen Füßen. Ich ging ein bisschen spazieren, bis ich an den Klippen ankam, die aus dem Meer, zu ragen schienen. Mein Blick schweifte über die raue See, bis er auf ein sich bewegendes Objekt am Strand fiel.
„Sie waren schon da!“, schoss es mir durch den Kopf. Ich blickte genauer hin, um mehr erkennen zu können. Sie bauten irgendwelche Geräte am Wasser auf und zwei von ihnen brachten Kisten hinauf zu den Hütten.
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Ich beobachtete eine Frau, die in der größten und schönsten Hütte von uns wohnte. Wir nannten sie Cinia. Sie trug immer eine Cinia Blüte in den Haaren, so erhielt sie ihren Namen. Wie sie in Wirklichkeit hieß, wusste ich nicht. Sie schien sich über irgendetwas sehr aufzuregen, denn sie lief fluchend vor den zwei Personen her, die ihr in ihre Hütte folgten. Um mehr hören zu können, schlich ich mich etwas näher heran und versteckte mich hinter einem Busch. Von hier aus konnte ich durch das Fenster sehen und beobachtete die Szenerie. Cinia ließ sich auf einen Stuhl nieder und versuchte sich zu beruhigen.
„Gregor, du hast gesagt, es sind nur zwei. Und als ob zwei Personen nicht schon genug sind, bringst du noch drei weitere mit hierher. Ich kann das nur schwer dulden, denn es geht hier um die Kinder.“, fuhr sie mit wütender Stimme fort.
Jetzt erst erkannte ich Gregor, der sich ebenfalls auf einen Stuhl setzte und antwortete: „Cinia, komm mal wieder runter!“
„Ihr immer mit eurer Sprache! Wenn du mit mir sprichst, sollst du vernünftig reden.“, entgegnete sie prompt.
„Ich wusste nicht, dass es dich so sehr aufregen würde, wenn ich noch ein paar Jugendliche mehr mitbringe. Es tut mir Leid und wir werden auch so schnell wie möglich wieder verschwinden.“, erwiderte Gregor entschuldigend und verließ zusammen mit dem Jungen, der die gesamte Zeit Kisten ausgeräumt hatte, die Hütte, und kehrte zurück zum Strand.
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Wer waren diese fünf Jugendlichen und  was suchten sie hier? Aber was ich mich noch viel mehr fragte war, warum ich, bis die Sonne aufging, nicht aufhören konnte sie anzusehen? Irgendetwas stimmt da nicht, ich war mir sicher!Â
Lagerfeuer
Die Silhouetten der Bäume zeichneten sich vor dem großen, gelben Mond ab, der grade hinter einem der Berge aufging. Ich beschloss einen Spaziergang, durch den Wald, zum Strand zu machen, um die kühle Abendluft zu genießen. Ich trat aus den großen, dunklen Schatten der Bäume, hinaus auf den kilometerlangen Strand. Vor mir tat sich das Bild des Lagers auf, das die Forscher provisorisch am Strand aufgestellt haben. Es bestand aus drei kleinen Zelten, in denen die sechs schliefen. Alle Utensilien, die sie für die Forschungen brauchten, behielten sie im Boot auf.
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Dann hörte ich Stimmen und Gelächter und suchte den Strand mit den Augen ab, bis ich zwei junge Männer erblickte, die ein kleines Lagerfeuer machten. Sie saßen sich gegenüber, mit dem Feuer in der Mitte und unterhielten sich. Ich konnte nicht wirklich viel erkennen und beschloss näher heran zu gehen. Durch das dunkle Gebüsch ertastete ich mir den Weg bis zu einer Stelle, die nur etwa zehn Meter von den beiden entfernt lag.
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Der eine hatte kurzes, blondes Haar und trug ein blau, weißes Shirt. Den anderen konnte ich nicht erkennen, da er mit dem Rücken zu mir saß. Er sah muskulös aus und hatte eine kurze, braune Hose an, dazu ein einfarbig weißes Shirt. Seine Haare waren dunkelbraun und etwas länger, als bei dem anderen. Ich fragte mich, wie er wohl von vorne aussah. Dann drehte er plötzlich seinen Kopf, als hätte er meine Gedanken gehört und ich konnte ihn betrachten. Meine Augen weiteten sich. Es schien, als sehe er mir direkt in die Augen. Er hatte braune, dunkle Augen, und ein markantes Gesicht.
Für mich wirkte er irgendwie geheimnisvoll und willensstark…
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