Romane & Erzählungen
Schwesternmutter2

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"Schwesternmutter2"
Veröffentlicht am 16. Mai 2008, 8 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Einige meiner Gedichte sind traurig, weil ich am besten über dieses Thema schreiben kann. Aber das bedeutet nicht, dass ich ein trauriges Mädchen bin. Ich bin eigentlich sehr aufgeschlossen, fröhlich und hilfsbereit.
Schwesternmutter2

Schwesternmutter2

"Mein Brüderchen ist da!" schrie ich durch's ganze Haus. "Luki,Luki..Mama!" Ich riss die Tür auf und ich verstand die Welt nicht mehr. Immernoch schrie mein kleiner Bruder und  nun war mir auch bewusst warum. Mama lag auf dem Sofa, eine Zigarette zwischen ihren wunderschönen roten Lippen und eine Flasche Vodka neben ihr. Klein Luka lag blutvermiert und mit einer weisen Schicht, die man glaube ich "Käseschmiere" nennt zwischen ihren Beinen. Meine Mutter kümmerte sich nicht um ihn. "Mama was tust du da?!" fragte ich sie verständnislos. Sie blickte mich kurz mit ihren leeren Augen an, nahm einen Schluck Alkohol und wand den Kopf wieder ab. "Das ist nicht dein ernst. Was ist mit klein Luka?" wisperte ich,als mir Tränen in die Augen stiegen. Wollte sie sich nicht um ihn kümmern?? Endlich fand ich die Kraft zu ihm zu laufen. An seinen winzigen kleinen Füßen lag eine Schere, an der bereits getrocknetes Blut klebte. Die Narbelschnur hang noch ein Stück weit an ihm. Mama würde sich ja doch nicht mehr um ihn kümmern, beschloß ich und nahm den kleinen auf den Arm. Augenblicklich wurde sein Gebrülle leiser. Ich schleppte ihn ins Bad und ließ warmes Wasser in unser Waschbecken. Mühsam kratzte ich alle Erinnerung an "Mein Baby" wieder zusammen. Was tat man da mit Neugeborenen? Sollte ich nicht lieber einen Krankenwagen rufen? NEIN!! Ich erschrak. Den mir vielen die Sendungen wieder ein, in denen die Kinder den Eltern weggenommen wurden, wenn diese sich nicht drumkümmerten. Luka durfte nicht weg. Er war doch mein kleiner Sonnenstrahl. Also..was macht man mit Neugeborenen? Ich hob den kleinen Wurm vorsichtig in das Waschbecken,wobei ich sehr drauf achtete, nicht seinen Kopf fallen zulassen. Endlich war das ganze Blut ab und nur noch etwas Käseschmiere klebte an meinem Goldstück. Mit Mühe brachte ich die Windel an ihm an. In Mamas Schlafzimmer fand ich nur einen einzigen Strampler. Den zog ich klein Luka an und legte ihn in die kleine Kinderwiege, die Mama auf mein drängen hin gekauft hatte. Was jetzt? Vielleicht kümmert Mama sich ja in den nächsten Tagen um den Kleinen. Als erstes ging ich an den Geldbeutel meiner Mutter und holte einen 50€ schein heraus. Damit wollte ich Milchpulver und einen weiteren Strampler kaufen. Ich ging, als klein Luka schließ. Wie süß er doch aussah!!! Nach meinem Einkauf rührte ich ihm eine Flasche zusammen und fütterte ihn. Auch ein Bäuerchen brachte ich aus ihm heraus. Nachdem ich die Tür zu Mama öffnete war mir klar, dass sie nicht mehr dazu im Stande war, sich um ihn zu kümmern. Also schleppte ich meinen kleinen Bruder wieder zurück in mein Zimmer und legte ihn kurz auf meinem Bett ab. Danach schleppte ich die Wiege in mein Zimmer. Dann schlief er heute Nacht wenigstens nicht alleine. Zurück in der Wiege schrie er erstmal wieder wie am Spieß. In meiner Kasettensammlung suchte ich nach einer bestimmten Kasette. "Einschlaflieder für Säuglinge". Ich hatte sie mir vor ein paar Wochen gekauft, für mein Geschwisterchen. Er hörte die ersten Töne und schlief sofort ein.

Auch die nächsten Tage kümmerte Mama sich nicht um ihn. Alles blieb an mir hängen. Füttern, Windel wechseln und und und....ich schwänzte die Schule ab und an und wunderte mich, wenn ich damit durchkam. Keiner fragte mich was bei uns daheim los sei,aber hinter unserem Rücken wurde getuschelt. In den nächsten Jahren suchte ich für klein Lukas einen Kindergarten aus und zwang Mama dazu ihn anzumelden. Mein kleiner Bruder hatte keine Beziehung zu seiner Mutter. Er kannte sie kaum. Sie lag fast den ganzen Tag auf dem Sofa und trank. Ich war mittlerweile 13 und wurde von meinem Bruder "Mama" genannt. Der ganze Haushalt wuchs mir natürlich völlig über den Kopf und mit der Realschule war ich auch überfordert. Eigentlich hatte ich die Noten für ein Gymnasium, aber dann hätte ich keine Zeit mehr für meinen Sonnenstrahl. Er hatte Strohlblondes Haar und ein absolut süßes Gesicht mit braunen Knopfaugen. Ich liebte ihn abgöttisch und er mich. Die Erziehrinnen fragten am Anfang, warum ich ihn in den Kindergarten brachte und ihn auch wieder abholten. Aber sie fanden sich mit der Ausrede "Mama ist krank" ab.

Mit sechs Jahren wurde Luka in die Grundschule eingeschult. Diese lag zum Glück am Ende unserer Straße und er konnte alleine hinlaufen. Mama trank immer mehr Alkohol und es gab kaum einen Moment, in dem sie nüchtern war. Er war sehr gerne in der Schule und es wunderte mich, dass ihm die betrunkene Frau in unserem Haus nichts ausmachte. Immer wieder erzählte ich ihm,dass es seine Mutter sei, doch er erkannte sie nie als solche an.

Mit 16 beendete ich meine mittlere Reife mit einem Durchschnitt von 2,0. Ich beschloß mein Abi nachzuholen. Nicht weil ich einen hohen Berufswunsch hatte, sonder weil ich einfach nicht wusste was ich werden wollte. In dieser Zeit lernte ich einige Jungs kennen, doch wurde daraus nie etwas, da ich ja auf mein kleines Brüderchen aufpassen musste. Auch kamen nun die Fragen nach seinem Papa auf. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Sollte ich ihm sagen, dass ein Ehepaar einen Sattelschlepper mit 17 Baumstämmen rammte und diese auf das Auto unseres Vater flogen? Sollte ich ihm sagen, dass Papa zerquetsch wurde? Ich wusste es nicht. Nach langen durchdachten Nächte beschloß ich mich dazu. Warum sollte ich es ihm verschweigen? Er nahm es mit Fassung auf. Seine einzige Reaktion: "Naja wenigstens hab ich ja die aller liebste Mama auf Erden!!" und umarmte mich.

Dann... ich glaube ich war 18..fast 19 und mein kleiner Bruder acht Jahre alt. Da geschah etwas, was ich nicht für möglich gehalten hatte. Natürlich hatte ich meine Mutter bereits aufgegeben, die nie auch nur einen Versuch des Entzugs gestartet hatte, aber damit hatte ich nie gerechnet. Ich kam Nachmittags von der Schule heim und Luka war bei einem Freund. Ich wollte nur schnell nach meiner Mutter schauen, bevor ich essen kochte. Doch da sah ich sie. Sie lag auf dem Bett und hatte eine Spritze im Arm. "Nein!!!" schrie ich verzweifelt und rannte zu ihr. doch zu spät, sie hatte keinen Puls mehr. Ich konnte nicht mehr tun, als einen Krankenwagen zu rufen und zu weinen. Einige Tage später fand die Beerdigung statt. Ich hatte meinen Bruder im Arm, dem die ganze Sache relativ wenig ausmachte, und weinte bitterlich. Die Beerdigungszeremonier war gerade vorbei, als ich verzwiefelt in den Himmer schrie: "Gott was habe ich für diese Strafe getan!"

So, nun habe ich es doch geschafft, alles aufzuschreiben. Es ist mir sehr schwer gefallen und ich musste oft den Stift absetzen. Aber es hat unendlich gut getan mir endlich einmal alles von der Seele zu schreiben. Der Streit um das Sorgerecht läuft noch. Da ich aber bereits volljährig bin und der Kleine außer mir keine Verwandten mehr hat, wird er wohl bei mir bleiben dürfen. Nun fängt ein Neues Leben an. Für ihn. Für mich. Für uns.
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Mechan
Einige meiner Gedichte sind traurig, weil ich am besten über dieses Thema schreiben kann. Aber das bedeutet nicht, dass ich ein trauriges Mädchen bin. Ich bin eigentlich sehr aufgeschlossen, fröhlich und hilfsbereit.

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Mechan Re: Schwesternmutter2 -
Zitat: (Original von Rattenfaenger am 17.05.2008 - 11:58 Uhr) Hallo, Mechan, die Geschichte gleitet mir ein wenig ins "Unwahrscheinliche" ab, wo Dein Schreibstil doch so realistisch ist. Was ist das nun? Eine Erzählung, eine Biografie, ein Märchen gar? So bewerte ich "lediglich" Deine Art und Weise zu Schreiben.
LG
Rattenfänger****


Ganz ehrlich, du hast ins Schwarze getroffen. Ich weis es nicht genau. Ich hab das Gedicht vor genau 1 Jahr geschrieben. Im Urlaub. Hab mir nichts genaues dabei gedacht. Hab einfach geschrieben. Nun hab ich versucht es in eine Kurzgeschichte umzuschreiben, so wie es in dem Gedicht war. Ob es realistisch ist? Ich bezweigle es auch.

lg Melanie
Vor langer Zeit - Antworten
Rattenfaenger Schwesternmutter2 - Hallo, Mechan, die Geschichte gleitet mir ein wenig ins "Unwahrscheinliche" ab, wo Dein Schreibstil doch so realistisch ist. Was ist das nun? Eine Erzählung, eine Biografie, ein Märchen gar? So bewerte ich "lediglich" Deine Art und Weise zu Schreiben.
LG
Rattenfänger****
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