Entführung
Und dieser dunkle, tiefe Raum,
ist wie ein böser, schwarzer Traum.
Stumme Schreie hallen wider,
wie unendlich leise Lieder.
Und diese karge Melodie,
zwingt sie immer wieder in die Knie.
Denn wenn ihr Wille wieder bricht,
sehnt sie sich nach dem Sonnenlicht.
„Warum kannst du mich nicht lassen?
Warum musst du mich denn hassen?“,
schreit sie gellend durch das Zimmer,
und ihr Schreien wird Gewimmer.
Dort dieser Mann, so fies und schlecht,
sieht sie an, ja sein Hass ist echt,
sein grausam totes Lachen,
lässt die Angst ihr Herz entfachen.
Und diese Angst so brennend heiß,
ist alles was sie jetzt noch weiß,
ach rennen will sie, weit weit fort,
von diesem fürchterlichen Ort.
Und dieser Wunsch so klar und alt,
der schenkt ihr immer wieder Halt,
dann wenn sie abzusinken droht,
in ihrer unglaublich großen Not.
„Aber du bist meine Schönheit,
sei doch meine holde Maid,
gib dich mir doch einfach hin,
dein Widerstand hat keinen Sinn.“
Das Funkeln seiner Augen,
könnte ihr den Atem rauben,
wär' da nicht der Hass gewesen,
den sie in ihnen konnte lesen.
Wie sehr sehnt sie sich nach Sonnenlicht?
Das durch die kahlen Äste bricht
und alles taucht in goldnes Licht,
aber hier gibt es so was nicht.
Ja, das hier ist die ew'ge Nacht,
und auch kein Stern am Himmel lacht,
denn stumme Schreie hallen wider,
wie unendlich leise Lieder.
„Bitte, bitte lass mich gehn'!“,
sie fiel nun auf die Knie zum Flehn'.
„Nein! Niemals lass ich dich frei!“
Entrüstung wie ein leiser Schrei.
„Du gehörst für immer mir
und niemand wird dich finden hier.“
Er streicht ihr übers Haupt,
was fast den Verstand ihr raubt.
„Und auch in zwanzig Jahren noch,
sitzt du hier in diesem Loch,
wenn du dich nicht fügen magst
und dem Widerstehen zusagst.“
Und die Tränen liefen leise,
auf herzzerreißne Weise,
über ihr feines Gesicht,
in ihnen fing sich dämmriges Licht.