So fing Alles an
Angefangen hat Alles mit meiner Idee,es einmal mit Hundenachwuchs zu versuchen. Unsere eigene Nachkommenschaft ist schon lange aus dem Haus, das Berufsleben ist auch abgehakt. Es wird also Zeit, es mit etwas Neuem zu versuchen, will man nicht mit der Zeit vertrotteln.
Vor sechs Jahren habe ich mir einen Golden Retriever zugelegt Zugegeben, mein Ehemann war nicht begeistert, aber er hatte mir den Hund versprochen, sobald ich nicht mehr arbeiten müsste. Also legte ich los und suchte einen geeigneten Hund. Dieter, mein Mann
hatte plötzlich etwas gegen einen solchen Vierbeiner. Die machen Dreck, brauchen Auslauf und überhaupt konnte man dann gar nichts mehr unternehmen. Da wir diese Argumente schon vor Jahren diskutiert hatten, blieb ich standhaft und suchte weiter meinen Hund. Mit Hilfe meines Sohnes gelang mir das auch ziemlich schnell und so hielt schon bald darauf ein kleines Retrievermädchen aus Thüringen bei uns Einzug.
Mein Ehemann zog es vor weiterhin zu grollen und war auch am Tage des Hundeeinzuges nicht gewillt, mit mir zu kommunizieren. Nun gut, dann eben nicht. Also zeigte ich Natascha, so hieß
unser neues Familienmitglied, zunächst erst einmal allein ihr neues Zuhause. Drei Tage vergingen, in denen ich sehr bereute, den Hund trotz des Wiederstandes meines doch sehr vergnatzten Ehemannes einquartiert zu haben. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß weiterhin eine Katze und ein Kater zu unserer Familie gehörten.Auch diese beiden waren total sauer auf mich. Also Drei gegen Einen. Die Wetteraussicht war also absolut nicht rosig.
Natascha und ich standen am Morgen auf. Mein Mann, der es vorgezogen hatte auf der Couch zu schlafen, hatte es irgendwie geschafft, schon sehr
frühzeitig auf leisen Sohlen zu seiner Arbeitsstelle zu eilen. Im Flur erwartete mich eine total genervte Katze namens Berta, welche nur fauchte und sogar ihr heißgeliebtes Frühstück verschmähte . Nun dann nicht, Langsam wurde auch ich sauer. Unser Kater Bruno lehnte es sogar ab, das Haus zu betreten und musste sein "Fresschen" im Hof serviert bekommen. Berta fand diese Art der Fütterung auch ganz gut und schloss sich Bruno an. Warum nicht gleich so?Â
Drei Tage lang zog sich dieses Familiendrama hin . Dann sagte Dieter am Morgen zu Natascha, wer bist denn du? Kater und Katze zogen langsam wieder ein. Der süßen Natascha
schenkten sie ein zärtliches Fauchen, aber Alles in Allem konnte man wieder von einem vernünftigen Miteinander sprechen.             Â
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Neues Leben entsteht
So vergingen über fünf Jahre,in denen wir gemeinsam mit unseren Tieren ein tolles Leben hatten. Berta brachte uns jedes Jahr Katzenbabys, die wir hochpäppelten und die uns dann verließen und neue Familien bekamen. Die Idee mit dem Hundenachwuchs hatten wir schon, als Natascha drei Jahre alt war. Leider hatte sie kein Interesse, Mama zu werden. Nun hat es dann doch noch mit fünf Jahren geklappt. Im Februar diesen Jahres stand fest, Natascha bekommt Babys! Glücklich zogen wir mit dem Ultraschallbild nach Haus. Die Freude
bei uns war groß. Dieter war regelrecht stolz., denn er und Natascha sind die besten Freunde, eigentlich von Anfang an, läßt man die ersten Tage mal außer Betracht. Die hatten wohl auch Nichts mit dem Hund zu tun, sondern mehr mit der Tatsache, daß ich meinen Kopf durchgesetzt habe, aber versprochen, war versprochen. Mit dem Hund Fahrrad fahren, gehört zu seinem festen Tagesablauf.
Unsere Kleine wurde von Tag zu Tag runder und wir konnten es kaum erwarten, daß die Babys endlich kamen. An einem Samstag war es dann soweit, die Kleinen waren im Anmarsch.Da ich ja ein blutiger Laie in Sachen
Hundebabys war, hatte ich im Vorfeld viel im Internet gelesen.Dieter hatte die Wurfkiste gebaut, wir haben sie liebevoll vorbereitet. Der Tierarzt hatte mit uns die Geburt durchgesprochen und zugesichert, bei Bedarf für uns da zu sein. Alles war bereit.
Dann kam der große Augenblick. Unser erstes Hundebaby erblickte das Licht der Welt. Es war ein sehr pummeliges Mädchen. Mein Gott sagte ich, ist das eine" dicke Tilla ".Bei diesem Namen ist es auch später geblieben. Dann kamen im Stundentakt sieben weitere Welpen dazu. Einer war sehr klein und ich hatte nicht viel Hoffnung, daß er überleben würde. Die Geburt zog sich bis zum
Abend hin. Danach waren wir alle sehr geschafft. Ein Welpe kam mit dem Po zuerst und ich mußte etwas nachhelfen, aber ansonsten verlief die Geburt problemlos. Natascha war sehr erschöpt und ich gebe zu, ich nicht weniger. Der Tierarzt hatte sich für den nächsten Tag angekündigt, also war erst einmal Ausruhen für alle angesagt.
Trauer
Die Tierärztin stellte am Sonntagmorgen bei vier Welpen eine Gaumenspalte fest. Ich ließ mir erst einmal erklären, was das ist. Ansonsten schien alles in Ordnung zu sein. Am Nachmittag verließ uns der Winzling. Wir waren traurig, obwohl wir damit schon gerechnet hatten. Trotzdem mußte es ja weitergehen. Beim wiegen hatten wir schon festgestellt, daß einige Welpen nicht richtig tranken. Also begann ich, mit der Flasche Unterstützung zu geben. In der Nacht stellte ich fest,daß zwei weitere Welpen tot waren. Zwei der übrigen Welpen waren sehr schlapp und
ich rief die Tierärztin an. Sie tippte auf eine Unterzuckerung und erklärte mir, was ich machen sollte. Nach dem Verabreichen von etwas Traubenzucker erholten sich die kleinen Kerlchen schnell. Trotzdem verließ uns am Montag noch ein weiterer Welpe.Nun waren es nur noch vier Babys. Mein Mann und ich waren sehr traurig. Natascha hatte auch bemerkt, daß etwas nicht stimmte. Die Stimmung war allgemein sehr gedrückt.
Hoffnung
Es waren noch zwei Hundekinder mit nicht geschlossener Gaumenspalte. Sie mußten, wollten sie eine Überlebenschance haben, alle zwei Stunden ein Fläschchen bekommen. Tilla und Freddy gediehen prächtig, wobei Tilla immer das höchste Gewicht auf die Waage brachte.Den beiden Spaltenkindern hatten wir die Namen Rambo und Max verpasst. Rambo konnte überhaupt keine Muttermilch trinken. Auch mit der Flasche konnte Rambo nicht sehr gut umgehen.Da er nicht saugen konnte,brauchte ich viel Zeit und Geduld,damit er wenigstens ein paar
Gramm zunahm. Der kleine Kerl gab aber nie auf. Er kämpte unermüdlich mit dem Fläschchen, was ihm auch seinen Namen eingebracht hatte. Unser Rambo, der kleine Kämpfer. Bei Max blieb zwar immer ein wenig Muttermilch hängen, aber ohne Flasche wäre auch er nicht durchgekommen. Wärend Max kontinuierlich zunahm,wenn auch wenig, wollte sich bei Rambo kein richtiger Erfolg einstellen. Er flitzte munter durch die Kiste, konnte beim füttern kaum gebändigt werden, aber sein Gewicht ließ nach wie vor zu wünschen übrig. Aber Hoffnung hatten wir immer. Da Natascha ihn total ignorierte, saß er in seinem Körbchen oft bei uns in der
Küche und summte zu der Musik, es hörte sich wirklich so an. Oft bekamen die beiden Kleinen Milch in die Nase, was sie sehr quälte. Um es kurz zu machen, wir gaben uns alle Mühe mit den beiden kleinen Zwergen und oft wurden wir mit einem dankbarem Blick aus ihren Äuglein belohnt. Wenn ich meinte, am Ende meiner Kräfte zu sein, brauchte ich nur Rambo in meine Hände zu nehmen, dann ging es wieder. Max nahm weiterhin zu, wenn auch nicht viel, Rambo nahm auch jeden Tag ein paar Gramm zu, aber ich hatte das Gefühl, das Alles was er trank nur reichte, um den Tag zu überleben. Aber er gab nicht auf. Er war ein Kämpfer,
nämlich unser Rambo. Oft heulte er in der Nacht. Dann holte mein Mann ihn zu sich ins Bett, damit ich wenigstens etwas schlafen konnte.
Tilla und Teddy wuchsen zusehens, wobei aber Tilla immer noch an Größe und Gewicht an der Spitze stand. Teddy hatte kurzzeitig etwas Probleme mit der Atmung, was sich aber mit Hilfe des Tierarztes gab.Der Blick in die Kiste, wenn alle Welpen an Natascha gekuschelt schliefen, entschädigte uns für Vieles.
Abschied
Am 29.04. hatte mein Mann Geburtstag. Aus diesem Anlaß bekam Rambo schon am Morgen von mir eine schöne rote Schleife um seinen Hals. Als Papas Liebling mußte das sein. Allerdings mochte er an diesem Tag nichts trinken. Ich mußte ihm mühsam seine Milch mit einen Spritze geben. Da Rambo sehr gesellig war, glaubten wir nicht, daß es an den Geburtstagsbesuchern lag. Die Nahrung kam laufend aus der Nase. Sein Befinden wurde im Laufe des Tages immer schlechter. Wir hielten ihn abwechselnd im Arm, das Unheil ahnend. Nachts gab unser kleiner
Kämpfer auf. Seine Lebenskraft hatte nicht gereicht. Das hatten wir schon einige Zeit geahnt. Als er mal wieder eine schlimme Phase durchmachen mußte, ging ich mit ihm zu unserem Tierarzt, um ihn zu bitten, den Kleinen zu erlösen. Bei der Untersuchung war er wieder ziemlich munter und wieder keimte Hoffnung. Mein Mann war glücklich, als ich ihn wieder lebend nach Haus brachte, ich natürlich auch. Aber es wurde nicht besser und als er dann wirklich starb, waren wir auch etwas erleichtert, denn nun brauchte unser Rambo sich nicht mehr zu quälen.
Er war nur acht Wochen alt geworden, ist uns aber in dieser Zeit total ans Herz
gewachsen. Wir werden ihn nie vergessen.
Ende und Anfang
Zwei Wochen vergingen. Tilla und Teddy wuchsen, wobei Tilla mit ihrem Gewicht immer die Spitze hielt. Max hatte schon eine Weile keine Flasche mehr getrunken. Von einem Tag zum anderen hatte er beschlossen, von nun an ein großer Junge zu sein.Trockenfutter konnte er problemlos essen, nur Wasser trank er noch wie ein Huhn. Wenn er den Kopf beim Trinken nach hinten warf, brachte er uns dami immer zum lachen, es sah auch sehr lustig aus.
Dann passierte wieder etwas Unvorgesehenes, aber aus einer Richtung, die wir nie vermutet hätten.
Unser Teddy hatte plötzlich am frühen Morgen akute Atemprobleme bekommen. Beim Tierarzt wurde er sofort mit Sauerstoff und Medikamenten versorgt. Mein Sohn fuhr uns nach Braunschweig zu einer Spezialklinik. Der Tierarzt vermutete ein Herzproblem. Als wir dort ankamen, war es leider zu spät. Teddy hatte schon nette Menschen gefunden, wo er in Zukunft leben wollte. Sie waren oft zum Spielen gekommen und freuten sich sehr auf den Kleinen. Nach meinem Anruf waren sie total geschockt und bei uns flossen wieder mal reichlich Tränen.
Immer wieder fragten wir uns, warum das alles geschah. Wir hatten uns doch so
viel Mühe gegeben mit den Kleinen.Wir hörten viel. Da Natascha einen guten Stammbaum hatte, mußte der Vater schuld sein, aber es könnte auch das Schaltjahr schuld sein. Es könnte auch daran liegen, daß es Nataschas erster Wurf ist...?
Doch es lief nicht alles schief. Unser Mäxchen holte nämlich auf. Er wurde größer und nahm rasant an Gewicht zu und wurde trotz Spalte und Flasche ein toller kleiner Hund. Für die dünnen krummen Beinchen gab es Calzium und Vitamine für das Allgemeinbefinde. Die Spalte wurde langsam besser und Max konnte endlich wie ein richtiger Hund saufen, was er auch mit Begeisterung tat.
Die Beinchen wurden stämmig und gerade. Sein Brustkorb ist beachtlich, also ein Hund, auf den man mit Recht stolz sein kann.Alle Mühe ist vergessen, wenn man den kleinen Racker sieht.
Teddy und unseren kleinen Kämpfer Rambo werden wir auch nie vergessen, ebenso die anderen Kleinen.
Natürlich ist auch unsere Tilla ein prächtiges kleines Hundemädchen geworden. Sie war immer unser Sonnenschein und hat uns, wenn wir traurig waren, mit ihrem fröhlichen Wesen getröstet. Sie ist zu einer Frau gekommen, die viel Kummer hatte und deren Leben durch Tilla wieder einen Sinn bekommen hat.
Mäxchen kam zu einer netten Familie. Diese bemühen sich auch um die endgültige operative Schließung der Spalte. Wir hatten ihn vor einigen Wochen ein paar Tage in Pflege. Er ist ein toller, kräftiger Hund geworden, dessen ausgeprägtes liebevolles Wesen immer in unserem Gedächtnis bleiben wird.
Ja und noch Etwas. Mein Mann und ich haben beschlossen, wenn Natascha mitspielt, es noch einmal mit Hundenachwuchs zu versuchen. Wir sind der festen Überzeugung, daß es das nächste Mal ein Erfolg wird.
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