Leicht berührte jemand Miras rechten Arm. Sie grummelte kurz leise und dreht sich auf die linke Seite.
„Mira, du musst aufstehen.“
Verschlafen öffnete sie die Augen ein Stück weit und drehte sich in Richtung der Stimme. Sie erblickte ihre Mutter und sah dann an der geöffneten Tür vorbei und konnte so einen Blick auf die Wanduhr erhaschen.
„Ist ja gut“, murmelte sie, als könnte sie jeden Moment wieder einnicken.
Ihre Mutter richtete sich wieder auf und ging zur Tür hinaus.
Mira setzte sich auf, ordnete ihre blonden Locken grob und rieb sich die Augen.
Diesen Morgen war sie besonders schnell wieder raus aus dem Bad und rannte sogleich, den Rucksack in der Hand, zur Küche.
Sie zog den Rucksack schnell richtig auf, ließ sich von ihrer Mutter einen Apfel in die Hand drücken.
Gerade wolle sie zur Tür hinaus, da rief ihre Mutter plötzlich: „Warte noch kurz, Mira!“
Mira fuhr herum und ihre Mutter hielt ihr den kleinen Schlüssel hin.
„Er sieht aus wie neu, oder?“, fragte ihre Mutter lächelnd.
Mira staunte. Tatsächlich. Der winzige Schlüssel sah aus wie neu. Erstaunlich, dachte sie.
Sie ließ sich von ihrer Mutter den Schlüssel in die Hand drücken und sagte schließlich strahlend: „Danke, Mama!“
Mit diesen Worten stopfte sie den Gegenstand in ihre Jackentasche, verließ sie das Haus und lief zu ihrer Bushaltestelle. Dort wollte sie sich die Inschrift noch mal genauer ansehen, während sie auf den Bus wartete.
Als sie dort ankam setzte sie sich auf den eiskalten Sitz aus Metall.
Sie fischte den Schlüssel wieder aus der Tasche ihrer Jacke und musterte die Eingravierung neugierig.
Plötzlich runzelte sie verwirrt die Stirn. Sie musste völlig verrückt sein. Wenn sie sich nicht täuschte, konnte man ganz schwach das Wort „Pandora“ erkennen.
Pandora… Pandora… Wieso kam ihr dieser Wortlaut so bekannt vor?
„Hey Mira!“, unterbrach sie eine Stimme.
Sie sah auf.
„Oh, du bist es, Nami.“
„Na, du klingst ja nicht besonders begeistert. Was ist?“
„Nichts! Sieh mal, kannst du diese Gravur lesen?“ Mira hielt ihr den Schlüssel hin.
„Pandora?“
„Okay, ich bin also doch nicht völlig verrückt. Ich dachte schon ich drehe durch oder so. Wieso sollte auf dem Schlüssel, den Mace mir geschenkt hat ´Pandora´ stehen? Was soll ´Pandora´ überhaupt bedeuten?“, fragte Mira immer noch leicht perplex, „ Mir kommt es vor, als hätte ich das Wort schon mal gehört!“
„Sag mal. Gibt es nicht auch die Sage der ´Büchse der Pandora´?“
„Ach komm, red keinen Stuss, Nami. Die gibt´s doch überhaupt nicht.“
Nein, die gibt es wirklich nicht, dachte Mira.
Das waren doch alles eh nur Märchen aus ihrer Sicht.