Plötzlich war sie in seinem Leben. Ohne große Ankündigung, ein kurzer Blick, einige kurze Worte genügten, um alles auf den Kopf zu stellen, die Tage zu erhellen, den Alltag zu erleichtern, Düfte erklingen zu lassen und Träume zu erwecken.
Bevor er überhaupt nachdenken konnte, gehörte ihr sein Herz. Irgendwann trafen sich ihre Hände, wohl auch ihre Herzen, gewiss aber ihre Leben, dann auch die Lippen. Wünsche wurden Wirklichkeit, Verlangen geboren und überall war dieser eine Duft. Die Welt drehte sich nun anders, Tage waren nicht mehr nur eine Ansammlung von Stunden, es waren gelebte Erfüllungen, scheinbar unendlich, erquickend, lebendig, wohl verdient, erleuchtend, befeuernd, wie von Meisterhand erschaffen, komplett. Es hätte ewig so sein sollen, der Plan des Lebens sah es so vor.
Doch der Mensch nennt die Vernunft sein Eigen. Sie stand dem Glück im Weg, mahnte immer wieder, dass es so nicht sein sollte. Es war vielleicht zu ausgefüllt, zu perfekt, ein zu schöner Traum, um Tatsächlichkeit werden zu dürfen. Es erschlug trotz aller Wonne, denn jenes macht den Menschen auch Angst. Zu groß war die Furcht, alles könnte sich als Lüge entpuppen, nicht das Wahre sein. So versteckte sie sich hinter einer Fassade, der der Vernunft. Das Herz mag bejaen, doch die Vernunft verneinte. Sie hörte auf ihren Kopf, ließ Bauch und Herz verstummen. Ihm sagte sie, dass Abstand das wäre, was jetzt geboten sei. Zeit und Abstand. Zeit ohne sie, ohne Herzklopfen, ohne sanfte Ewigkeiten zusammen – gänzlich ohne ihrer beider Träume, deren Erfüllung sie erlebten.
Punkte für Farben, das Glück. Das war nun nicht mehr das Ziel. Es war die Trennung, die Distanz, keine Funken mehr, die beglückten, keine Worte mehr, die erfreuten, keine Berührungen mehr, die die Unendlichkeit eröffneten. Was war, sollte nicht mehr bestehen, besser auch nie gewesen sein. Zu viel sprach dagegen, die Moral forderte es.
Das Schicksal hatte es zusammengeführt, die Vernunft entzweite. Dunkelheit nahm den Platz des Lichtes ein, er konnte den Nachhall der Wärme, des Glückes noch immer spüren, doch sie gab es für ihn nicht mehr. Nichts war mehr zu gewinnen, die Erinnerung nur noch zu konservieren, einzuschließen in das Herz.
Aus Liebe wurde Leid, sie fehlte, am Morgen, wie am Abend, die Nächte wurden kürzer. Licht hatte er gesucht und die Sonne gefunden, die mit ihrer Wärme erfüllte, nun war dieser Fixpunkt erloschen, erkaltet. Die Vernunft hatte gewonnen, das Glück verloren.