Es war schon Mitte Dezember und Weihnachten stand vor der Tür. Hoch oben am Nordpol hatte der Weihnachtsmann eine Menge zu tun. Tag für Tag kamen hunderte, ja tausende von Wunschzettel.
„Ach je“, stöhnte der Weihnachtsmann, als die die vielen Säcke mit der Post betrachtete. „Wie soll ich das nur wieder schaffen? Da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen soll.“
Einer der Engel, die dem Weihnachtsmann wie jedes Jahr halfen, hörte das Klagen und versuchte ihn zu trösten: „Keine Sorge, lieber Weihnachtsmann. Das schaffen wir schon. Das haben wir doch immer geschafft.“
Mit seiner großen Hand strich er dem Engel über den Kopf und antwortete: „Ja, da hast du recht. Wir werden er rechtzeitig schaffen.“
Und während die Engel Plätzchen backten, und in der Spielzeugwerksatt fleißig waren, bemerkte der Weihnachtsmann, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Er fühlte sich auf einmal nicht gut. Erst war ihm heiß, dann wieder kalt. Außerdem bekam er Halsschmerzen. Auch die Engel bemerkten, dass er anders war als sonst. Als sie ihn schließlich fragten ob es ihm gut ginge antwortete er traurig: „Nein, mir geht es nicht gut. Ich glaube ich werde krank.“
Au weia. Die Engel waren außer sich vor Sorge. Das war doch unmöglich. Der Weihnachtsmann und krank? Nein, so etwas konnte nicht sein. Um den Weihnachtsmann zu schonen, rieten sie ihm, sich ins Bett zu legen und einmal richtig auszuschlafen. Danach würde es ihm mit Sicherheit besser gehen. Er befolgte den Rat der Engel und legte sich in sein Bett. Und er war so erschöpft, dass es nicht lange dauerte, bis er einschlief.
Als der Weihnachtsmann am nächsten Tag aufwachte, saßen die Engel schon an seinem Bett.
Aufgeregt fragten sie: Und Weihnachtsmann? Wie geht es dir heute. Ist alles wieder gut?“
Doch als er antworten wollte, merkte er, dass ihm der Hals und die Wangen weh taten.
Und richtig sprechen konnte er auch nicht mehr: „If hab folfe Fmerpfen. If glaub, if kann heute nift aufftehen.“
Sprachlos starrten sie ihn an. Plötzlich riefen sie alle wild durcheinander: „Oh je, oh je, der Weihnachtsmann ist krank, der Weihnachtsmann ist krank.“
Der Weihnachtsmann wollte sie zur Ruhe bitten, doch außer als ein leises: „Pft!“, war nichts von ihm zu hören.
Einer der Engel rannte zu dem Weihnachtswichtel um ihn nach Rat zu fragen. Der Wichtel war sehr weise und wusste auf fast alles eine Antwort. Doch er konnte nicht glauben, was ihm der Engel erzählte. Er wollte sich selbst ein Bild machen. Doch als der Wichtel den Weihnachtsmann sah, wurde er ganz blass im Gesicht. „Er hat Mumps! Der Weihnachtsmann hat Mumps!“, rief er ängstlich. „Du meine Güte, was machen wir denn jetzt? In zwei Tagen ist schon der Heilige Abend. Wer soll denn nun den Kindern die Geschenke bringen? Weihnachten kann doch nicht ausfallen. Ich darf gar nicht daran denken wie traurig alle wären.“
Die Engel sahen den Wichtel mit großen Augen fragend an. Dann sagte er: „Lasst mich eine Weile alleine. Ich muss überlegen. Ihr kümmert euch in der Zwischenzeit um den Weihnachtsmann.“ Dann drehte er sich um und verließ das Zimmer.
Was der Weihnachtswichtel sagte, wurde auch getan. Sie brachten dem Weihnachtsmann heißen Tee, machten ihm Wadenwickel und lasen ihm Geschichten vor. Nach einer Weile kam der Weihnachtswichtel wieder zurück.
„Und?“, fragten ihn die Engel. „Hast du eine Lösung gefunden?“
„Bis Heilig Abend wird er nicht mehr gesund. Wir müssen eine Vertretung zu den Kindern schicken.“
„Eine Vertretung?“ Die Engel waren verwirrt. Es gab doch aber keine Vertretung. Wer außer dem Weihnachtsmann konnte all den Kindern auf der Welt ihre Wünsche erfüllen?
„Ihr habt recht“, gab der Weihnachtswichtel zurück. „Das kann wirklich nur der Weihnachtsmann ganz alleine schaffen. Aber wenn wir ganz viele Vertreter los schicken, dann schaffen wir das schon.“
Die Engel verstanden nicht, was der Wichtel damit meinte. Woher soll man bloß so viele Vertreter als Ersatz bekommen? Der Weihnachtswichtel hatte natürlich auch auf diese Frage eine Antwort: „Ihr werdet das tun.“
Die Engel erstarrten und wurden ganz blass um Gesicht: „Wir??“, antworteten sie im Chor.
„Ja genau. Ihr werdet am Heiligen Abend den Kindern ihre Geschenke bringen.“
Der Wichtel erklärte den Engeln wie sie es schaffen würden, das Weihnachten geretten werden konnte. Sie müssten sich nur als Weihnachtsmänner verkleiden und sich auf der Welt aufteilen. Dann würde jedes Kind pünktlich zur Bescherung seine Geschenke bekommen. Die Engel waren zuerst von diesem Vorschlag nicht sehr begeistert.
Doch der Weihnachtsmann fand das toll: „Daf ift eine fehr gute Idee“, lobte er den Weihnachtswichtel.Damit waren auch die Engel überzeugt. Sofort machten sie sich ans Werk. In der Bastelwerkstatt nähten und schneiderten sie, was das Zeug hielt. Und nach kurzer Zeit waren alle Weinachtsmannkostüme fertig. Stolz betrachteten sie ihr Werk. Und auch der Weihnachtswichtel war mit ihnen sehr zufrieden.
Als nun endlich der Heilige Abend bevorstand, füllten die Engel alle Säcke mit Geschenken und verteilten sie an alle Kinder auf der ganzen Welt. Niemand merkte, dass in diesem Jahr nicht der echte Weihnachtsmann zu ihnen kam. Alle waren glücklich und zufrieden.
Der Weihnachtsmann erholte sich recht schnell von seinem Mumps. Und im nächsten konnte er wieder selber die Geschenke verteilen.
Und falls du einmal mit deinen Eltern unterwegs bist und zufällig an einem Tag mehr als einen Weihnachtsmann siehst, dann vergiss nicht: Vielleicht sind es die Engel, die dem Weihnachtsmann wieder aus der Patsche helfen.