Fantasy Tori wird von Fremden entführt , die behaupten das sie ihre Prinzessin sei.
Als ich erwachte war mein erster Gedanke der, das alles wieder anfing und ich keine Ahnung hatte was sie von mir wollten. Sie hatten doch jetzt einen König, sollten die den doch ausnutzen! Ich war immer noch gefesselt und lag anscheinend in einen Bett. War ich wieder im Palast?? Angsterfüllt öffnete ich die Augen und atmete erleichtert auf. Nein, war ich nicht. Aber anscheinend in einen Wohnmobil oder ähnlichen. Ich hob meinen Kopf, stöhnte auf und ließ ihn sofort wieder sinken. Ein stechender Schmerz durchfuhr mein Kopf und machte mich unfähig den Kopf auch nur ein paar Millimeter zu bewegen. Die Hände waren so fest gefesselt das die kleinste Bewegung schmerzte. Ich war unfähig mich zu bewegen. Bei dieser Feststellung fing ich leise an zu weinen. Die Tränen liefen nur so. Nach einer weile fiel ich erschöpft im Schlaf.
Nach vier stunden machte ich eine Pause, weil ich mir sorgen um die Königin machte. Ich hatte erwartet das sie, wenn sie aufwachte, toben würde, aber nichts. Das machte mir sorgen. Ich hielt also an einer Raststätte und ging nach hinten zu ihr. Sie schlief. Ihr Gesicht war voller getrockneter Tränen und ihr Atem ging... ich verfiel in Panik. Ihr Atem ging unregelmäßig und auch ihr Herzschlag war schwach und unregelmäßig. Ich ergriff mein Handy und wählte Detjoms Nummer. „ Detjom? Hier ist Djotnen. Wir haben ein Problem. Die Königin atmet unregelmäßig und auch ihr Herzschlag ist unregelmäßig. Sie war zwischenzeitlich wach aber hat keinen Ton von sich gegeben. Was soll ich tun??“ „ Bring sie ins nächste Krankenhaus. Du hast doch ihre Papiere?“ „Ja, die hab ich.“ Ich legte auf murmelte : „ Halte durch Narina“ und setzte mich hinters Steuer und gab Gas.
Eine Stunde hatte ich das Krankenhaus erreicht und ihr zustand hatte sich verschlechtert. Bevor ich sie rein trug entfernte ich die Fesseln und ihre Tränen. Dann betrat ich das Krankenhaus. Als sie die Königin in meinen Armen ohne Bewusstsein sahen nahmen mir zwei Ärzte sofort ab und brachten sie weg, um sie zu untersuchen. Man fragte mich wie das passiert sei und wer ich war. Ich gab mich als älteren Bruder aus, der mit ihr auf einen Campingausflug gewesen wäre wo sie einfach so zusammen geklappt wäre.
Sie glaubten mir das nur allzu gerne, war ich doch so besorgt um meine Schwester und so vorzukommen. Aber ich musste mir noch etwas einfallen lassen um zu erklären warum sie meinte ich wäre nicht ihr Bruder und ich hätte sie entführt und zwangsverheiratet. Sollte ich ihnen erzählen sie wäre Psychisch labil oder es den Ärzten überlassen zu sagen sie wäre im Moment nur verwirrt. Am besten würde ich es anklingen lassen aber nicht wirklich aussprechen, sie würden sich dann daran erinnern und daraus ihre Schlüsse ziehen. Ich sollte mir lieber überlegen wie ich sie dazu bringe Kinder zu bekommen. Und wie ich sie davon abringe sich selber umzubringen.
Da kam eine Krankenschwester auf mich zu und erklärte mir das die Königin außer Lebensgefahr war aber im Koma läge und man nicht wissen wann und ob sie aufwachen würde. Ich fragte sie was meine Schwester den hätte, sie meinte das man von einen Lungenversagen ausging, verursacht durch eine Lungenentzündung von der sie sich nicht erholt hatte und von Schadstoffen die der Lunge zusätzlich geschädigt hätten. Also waren wir doch schuld. Ich fragte sie außerdem wann man meine Schwester den verlegen könnte, in eine Klinik in unsere Heimat. Sie meinte sobald sie aufgewacht und wieder stabilisiert wäre. Was noch sehr lange dauern könnte. Und wenn die Werte wieder in den Keller fielen müsste sie in eine Spezialklinik verlegt werden.
Dann ging die sie wieder weg. Und ich rief Dotjem an. „ Hey, ich bins. Schlechte Neuigkeiten. Die Königin liegt im Koma und sie wissen nicht wann sie wieder aufwacht. Davor kann sie auch nicht verlegt werden. Was soll ich tun? Wir können hier nicht ewig bleiben, irgendwann findet uns Artjom hier. Das können wir nicht riskieren!“ „Warte drei Tage. Wenn ihr zustand sich dann nicht verbessert hat, müssen wir sie mitnehmen. Zuhause kriegen wir sie schon wieder hin. In der zwischen zeit befreien Sonte und Makro den König und ich komm zurück. Besorg Waffen, wir können sie nicht ohne Gewalt befreien. Ich bin in zwei Tagen da.“ Mit diesen Worten legte er auf und ich ging zur Rezeption. „ Entschuldigen Sie, kann ich zu meiner Schwester?“, fragte ich die Dame an der Rezeption. Sie blickte auf, : „ Tut mir leid, ihre Schwester liegt auf der Intensivstation, da dürfen sie nicht hin.“ „ Ich muss meine Schwester sehen, verdammt! Ich hab meinen Eltern doch versprochen das ich auf sie aufpassen würde! Das ich immer für sie da sein würde! Sagen sie mir nicht das ich dieses Versprechen brechen muss, wo ich doch jetzt ihre einzig lebender Verwandter bin. Unsere Eltern sind tot und ich... ich ihre einzigste Bezugsperson ist nicht für sie da. Das wird sie mir nie verzeihen! Ich mir auch nicht. Tun sie uns das nicht an!“, die Rezeption Dame war von meinen Ausbruch so verdattert das sie meinte: „ Ich werde mit den Leitenden Arzt sprechen, vielleicht lässt sich ja doch noch was machen.“ , sie stand auf und verließ den Raum und ließ mich wartet zurück. Ich atmete auf. Falls sie aufwachen würde, würde ich bei ihr sein und sie durch Drohungen erstmal zum schweigen bringen.
Kurz darauf kam sie mit einem Arzt wieder. „ Das ist Dr. Holep, er wird das mit ihnen klären.“ Der Arzt führte sie in einen Nebenraum. „Wir können sie wirklich nicht zu ihre Schwester lassen. In ihren Blut wurden Betäubungsdrogen gefunden. Wenn sie aufwacht müssen wir sie dazu befragen und sie könnte sich unwohl fühlen das alles zu erklären, wenn ihr Bruder dabei ist. Es tut mir leid. Aber wenn sie aufgewacht und alles geklärt ist, können sie sofort zu ihrer Schwester. Solange müssen sie sich noch gedulden.“ Der Arzt verließ den Raum und ich sackte zusammen. Jetzt konnte ich nur noch hoffen das sie die nächsten drei Tage nicht aufwachte. Oder irgendwie anders zu ihr gelangen. Aber wie sollte ich das anstellen?
Als wir zum Café zurück kamen fanden wir eine am Boden zerstörte, weinende Bolanna und keine Tori vor. „ Scheiße“, entfuhr es mir und ich rannte zu Bolanna. Sie erzählte mir weinend was passiert ist. Das Djotnen Tori hatte. Das Bolanna nichts tun konnte um sie zu retten weil Dotjem sonst Tori die Kehle durchgeschnitten hätte. Das Dotjem gesagt hätte das wir die Finger von Tori lassen sollten, es wäre ihre Bestimmung Königin zu sein und einen Jungen zu gebären. Danach könnte sie sterben, ohne das es jemanden stören würde. Oder sie erst so richtig gefügig machen, sie brechen. Und das, wenn sie den König retten könnten, er den Platz als ihren Mann einnehmen würde und wir, wenn wir nicht wollten das Tori viel mehr leidet, den König freilassen sollten.
Ich rief sofort Mahalima an und erzählte ihr was passiert war. Dann unterhielten wir uns darüber, was wir jetzt tun sollten. Wir kamen zu den Entschluss den König besser gehen zu lassen, nicht aber ohne ihn vorher zu drohen, dass, wenn er Tori irgendetwas antut, ihn Höllenqualen bevorstanden, schmerzen von die er nicht einmal zu träumen wagte. Als sie aufgelegt hatte, besprach ich mit den anderen wie es weitergehen sollte. Sollten wir sie wirklich gehen lassen oder nach ihr suchen? Sollten wir in unsere Heimat um da Augen und Ohren offen zu halten, um immer über den Zustand der Prinzessin informiert zu sein? Bolanna konnte nicht mehr zurück, sie wollte es auch nicht. Am ende entschieden wir uns das Guramos sofort zurück kehrte, während Bolanna und ich uns um ein neues Leben für sie kümmerten und Augen und Ohren aufhielten, falls Tori noch in der nähe war oder ihr die Flucht gelang. Als Guramos losgefahren war, machten wir uns wieder auf den Weg zu Gotzud. Wir erklärten ihn unsere lage und er versprach sich ein Haus und ein Arbeitsplatz für Bolanna zu besorgen. Er tippte etwas in den Computer und wenige Minuten später spuckte der Drucker etwas aus. „Fünf Stunden nördlich von hier ist ein Krankenhaus welches Ärzte und Krankenschwestern sucht. Ich mach dir noch schnell seine Akten fertig, dann könnt ihr los.“, sagte er und warf uns einen Autoschlüssel zu.
Fünf Minuten später standen wir wieder vor den Geschäft, Bolanna mit einer Mappe, mit all ihren Papieren über ihre neue Identität und suchten das Auto. Wie es sich herausstellte war es ein schwarzer Honda accord. Wir stiegen ein und fuhren los.
Ich hörte ein Piepen, wie von einer Maschine, als ich aufwachte. Wo war ich? Wieso bin ich hier? Was ist passiert? Das letzte woran ich mich erinnern konnte war das ich in diesen Wohnwagen lag. In den von Djotnen. DJOTNEN?! Erschrocken schoss ich nach oben und öffnete meine Augen. Ich lag in einen sterilen, weißen Raum. An mir waren Maschinen angeschlossen. Was wollten die von mir? Warum schlossen die mich an Geräten? Erst langsam dämmerte mir das ich in ein Krankenhaus lag. Ich sah mich um. Niemand zu sehen. Gut. Ich konnte also unentdeckt fliehen. Ich stieg aus den Bett und fiel sofort hin. Meine Beine wollten mir nicht gehorchen. Stand ich wieder unter Drogen? Ich zog mich am Bett hoch und versuchte wieder einen Schritt zu gehen. Dieses mal gelang es mir und ich sah mich um. Wo sollte ich hingehen? Da war eine Tür! Ich wollte darauf zugehen aber etwas hielt mich zurück, es zog an mir, ich konnte keinen schritt gehen. Was war das? Dann vielen mir die Kabel ein. Ich befreite mich von ihnen und sah an mir herunter, damit ich keinen vergaß, dabei fiel mir auf das ich nur ein Krankenhaushemd an hatte. Ich ging also zum Schrank und zum Glück lagen da meine Sachen, die ich angehabt hatte. Ich zog mich an, musste mich dann am Schrank festhalten, weil mir schwindelig wurde. Als es mir wieder besser ging, öffnete ich die Tür und betrat den Flur. Auch dieser war verlassen. In welche Richtung sollte ich gehen? Ich entschied mich für links und bog bald um eine Ecke und entdeckte eine Tür. Vorsichtig spähte ich hindurch. Kein Mensch zu sehen. Gut so. ich schlüpfte durch die Tür und ging weiter. Hinter Türen hörte ich Menschen husten, röcheln, sich unterhalten und den ein oder anderen Fernseher. Vor mir war die nächste Tür. Ich konnte einen großen Raum sehen und an der andren Seite einen Ausgang. Erfreut öffnete ich die Tür, blieb dann aber wie erstarrt stehen. Da stand Djotnen! Zum Glück hatte er mich noch nicht gesehen und starrte Richtung Ausgang. Mist! Dann bemerkte ich wo/ wen er anstarrte. Artjom! Am liebsten wäre ich zu ihn gerannt, aber Djotnen stand auf den Weg und er hätte mich schnell zu fassen gekriegt. Deshalb ging ich langsam zu den sitzen, versteckte mich hinter ein älteren Pärchen und lauschte was Djotnen gerade sagt: „ Was wollt ihr hier? Ich dachte wir hätten euch klar gemacht das ihr die Finger von ihr lasst! Sonst lassen wir sie noch mehr leiden und das wollt ihr sicher nicht!“ „Was habt ihr mit ihr gemacht? Wo ist sie?“ „Gar nichts! Die bessere Frage wäre was mit IHR mit ihr angestellt habt!“
Artjom wollte gerade etwas erwidern, als eine Krankenschwester zu Djotnen lief und aufgeregt mit ihn sprach. Mist! Sie hatten bemerkt das ich nicht mehr da war. Jetzt oder nie! Ich nahm meine ganze verblieben kraft und rannte auf Artjom zu. Allesamt sahen sie mich nicht, sie hörten angespannt der Krankenschwester zu. Gut so. Doch dann sah Djotnen mich und lief los. Auf mich zu. Ich drehte mich um und rannte weg. Wieder durch die Tür, durch den Flur, durch die Tür und um die Ecke, Djotnen war dicht hinter mir . Doch dann gab es ein weiteres Problem. Vor meinen Zimmer standen Ärzte die mich zu kennen schien. Ich konnte ihnen gerade noch so ausweichen, doch nun rannte auch noch sie hinter mir her, an ihrer Spitze Djotnen. Dieser erreichte mich und zog mich in einen Nebengang wo er mich zu Boden stoß und eine Waffe zog. „ Wenn du nicht möchtest das sie alle sterben verhältst du dich gefügig. Du bist meine Schwester. Du machts alles was ich will, ohne irgendwas zu sagen. Du wirst es zulassen das ich dich mit nach Hause nehme, du wirst sagen das Artjom dir die Drogen gegeben hast. Du wirst eine perfekte Schwester sein die ihren Bruder liebt und kein falsches Wort, verstanden?“ Ich konnte nur noch nickten. Ich hatte das Gefühl zu ersticken, von seinen Forderungen einerseits, andererseits kriegte ich keine Luft mehr. Ich atmete röchelnd und ich konnte mich kaum noch bewegen. „ Hast du verstanden?“, brüllte mich Djotnen an. „J-ja“, schaffte ich es zu sagen. „Gut.“, dann hob er mich auf seine Arme und zu den Ärzten. Dann schleppte er mich in das Zimmer, legte mich ins Bett und machte es sich auf einen Stuhl nieder. Er lächelte siegessicher. Die Hoffnung die ich die letzte halbe Stunde gespürt hatte erlosch so schnell wie sie gekommen war.
Ich sah gerade noch wie Tay sich umdrehte und vor Djotnen weglief. Ich folgte ihr. Im zweiten Flur stand ein ziemlich verwirrt aussehender Haufen Ärzte. Bald darauf hatte ich sie gefunden. Tay lag wehrlos am Boden und sah ziemlich schlimm aus. Djotnen hatte sich über sie gebeugt und eine Waffe gezogen. „Du machts alles was ich will, ohne irgendwas zu sagen. Du wirst es zulassen das ich dich mit nach Hause nehme, du wirst sagen das Artjom dir die Drogen gegeben hast. Du wirst eine perfekte Schwester sein die ihren Bruder liebt und kein falsches Wort, verstanden?“, sagte er gerade. Sie nickte, aber das war ihn nicht genug, ob sie verstanden hätte brüllte er sie an und sie bekam gerade so ein ja heraus. Leise schlich ich mich davon. Ich konnte nicts tun, nicht hier und nicht jetzt. Bolanna und ich mussten von hier verschwinden, bevor sie die Polizei riefen. „ Es tut mir leid Tay, ich habe versagt. Ich kann nichts für dich tun.“ Bolanna und ich verließen das Krankenhaus. Wir mussten Guramos informieren.
Narina war immer wieder ohne Bewusstsein. Man konnte sie nicht befragen und auch nicht verlegen. Aber immer hin durfte ich bei ihr sein und überwachen was sie sagte.
Eine andere frage war jetzt wie ich sie zurückbringen sollte. Ich konnte sie nicht betäuben, das war zu gefährlich. AM besten Fesselte ich sie und schloss sie ein. Dann konnte sie nichts anstellen.
Ein Geräusch riss mich aus meinen Erinnerungen. Es war Guramus, der hineinkam. „Wie geht es ihr?“, fragte er leise.
„Besser. Bolanna sagt, dass, wenn wir Glück haben, sie in ein bis zwei Tagen aufwachen wird.“
„Das ist gut, oder?“
„Ja. Aber ich weiß nicht, wie ich ihr das alles hier beibringen soll. Das könnte schwierig werden.“
„Da könntest du recht haben. Vielleicht solltest du erstmal erklären, wo sie ist und was sie hier tut. Danach auf ihre Fragen eingehen.“ Ich nickte. Ich hatte eigentlich daran gedacht, es Bolanna zu überlassen. Ihr hätte Tori sicherlich mehr vertraut als einem zwanzigjährigen Jungen. Ich hätte es gerne eingeworfen, aber er sagte: „Die Fähre legt bald an. Ich mach schon mal den Motor an und suche auf der Karte die nächste Stadt.“
Damit verschwand er und ich wandte mich wieder meinem Buch zu. Aber ich gab es bald auf. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Also rief ich Mahalima an. „Hey, ich bins. Wo bist du?“
„Hi. Wir sind bald da. Ehrlich gesagt, freu ich mich schon, denn Suan nervt tierrisch und dann muss ich ihn nicht so oft sehen.“
Ich lachte leise auf. Es musste schon viel passieren, damit sie genervt von jemandem war. Und dann wurde sie extrem gemein zu demjenigen. Für Suan würde es eine schlimme Zeit werden.
„Wie geht es ihr?“ Mahalima nannte Tori nie beim Namen. Sie hatte die Angewohnheit jemanden nur dann beim Namen zu nennen, wenn sie wusste auf welcher Seite derjenige stand.
„Besser. In ein bis zwei Tagen wird sie wieder aufwachen.“
„Aha. Ich habe ein neues Gedicht geschrieben. Es heißt Leere Worte. Ich lese es dir mal vor.
Mit diesen leeren Worten lerne ich dich kennen,
lerne ich dich zu mögen,
und zu lieben.
Doch Süßer,
es werden auch deine Worte sein,
die uns trennen,
denn, wenn es deine sind,
leere Worte sind nun mal leere Worte
und
leere Versprechen leere Versprechen.
Wie findest du es?“
„Grandios! Ich muss zugeben in dieser Kunst habe ich mich auch versucht. Hör es dir an.
Ich versuche dich zu betören,
aber du reagierst nicht,
ich rede mit dir,
du reagierst nicht,
ignorier ich dich,
reagierst du nicht.
Da hab ich gemerkt,
dass du eine kaputte Puppe bist,
eine, die ihrem Besitzer nicht gehorcht hatte,
eine, die vernichtet werden sollte.
Aber ich rette dich
Und versuche zu reparieren,
alles zu reparieren.
Und nun warte ich,
warte auf
das Ergebnis.
Auch wenn ich dich nie hörte,
nicht weiß ob mein Fleiß es wert war,
werde ich für dich da sein
und dich in Ehren halten,
falls es um dich geschieht.
Schrottig, oder?“
„Nicht unbedingt. Auf jeden Fall sehr interessant. Wirklich. Du, ich muss auflegen. Suan ist wieder bei Bewusstsein.“ Mit diesen Worten legte sie auf.
Ich raufte mir die Haare und sah mich um. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht was ich tun sollte.
Also packte ich meinen Laptop aus und startete ihn. „Was machst du da?“ Ich erstarrte, als ich eine Stimme hörte und sich eine Hand auf meine Schulter legte.
Es war aber nur Bolanna, die sich über mich beugte. „Ach, eigentlich hatte ich keine Ahnung was ich tun sollte und mir war langweilig…“
„Sieh dir doch einen Film an. Was für eine Art von Filmen willst du sehen?“
„`Sleep hollow´, das ist mein Lieblingsfilm seit ich zwölf bin. Ich hab ihn aber lange nicht mehr gesehen.“
„Hab ich nicht mit, aber Red riding hood, der ist besser und schon ab zwölf.“
„Ich bin 20! Du kannst mir ruhig erwachsene Filme zutrauen.“
„Ich hab dich kennengelernt als du fünfzehn warst, so alt wirst du immer für mich bleiben.“
Mit diesen Worten schob sie den Film in den Laptop und setzte sich neben mich um mit zu gucken. Ich stöhnte leise auf. Das kann ein Horror werden!
Früher hab ich mich immer gefragt, warum niemand anderes in einer solchen Welt leben wie wir.
Heutzutage frage ich mich, warum wir nicht leben wie sie. Man hatte uns immer gesagt, wenn jemand fragte, dass das nicht gehe, da wir Dinge zu tun hatten, mit Sachen zu tun hatten, die sie schon lange vergessen hatten und an die sie nicht mehr glaubten.
Damals gaben wir uns damit zufrieden, aber je älter ich wurde, desto mehr Zweifel hatte ich an dieser Aussage.
Wieso mussten wir einen König haben? Ein Präsident oder ein Kanzler könnte dasselbe machen, wahrscheinlich sogar besser. Freier Wille. Was war daran schlecht? Inwiefern würde es uns daran stören, unsere Aufgaben auszuführen? Wenn wir bezahlt werden würden, würden wir doch besser arbeiten. Ehrgeiziger sein.
Solche Gedanken gingen mir immer wieder durch den Kopf, wenn ich sah wie andere lebten.
Als wir bei einer Raststätte Halt machten, rannte ich sofort wieder zu Bolanna.
„Wie geht es ihr? Ist sie schon aufgewacht? Ist irgendwas passiert? Sag es Bolanna, sag es!“
„Ihr Zustand ist unverändert. Sie ist noch nicht aufgewacht und es ist nichts passiert.“ Sie sah aus, als würde sie gleich loslachen. Ich sah sie entgeistert an. „Was ist mit dir los?“
„Nichts.“ Jetzt lachte sie lauthals los. Sie lachte so sehr, dass sie sich am Stuhl festhalten musste, um nicht umzukippen. Ich starrte sie sauer an. Sie machte sich eindeutig lustig über mich, mit Gründen, die ich nicht kannte und ehrlich gesagt auch nicht wissen wollte.
Also ließ ich sie alleine zurück und ging nach draußen zu Guramus.
„Bolanna ist irre geworden.“
„Wieso das denn? Woran willst du das festlegen?“
„Ich bin reingekommen, hab sie was gefragt und sie hat lauthals angefangen zu lachen. Sie hört gar nicht mehr auf.“
„Nun ja, ich find es eigentlich auch witzig.“
„Was findest du witzig? Redet mit mir!“
„Du hast immer den Kühlen gegeben, allen weisgemacht, dass du sie hasst und jetzt bist du die Aufopferung in Person. Ist sie überhaupt deine Schwester?“
„Nicht direkt. Ich bin adoptiert. Was geht dich das an?“
„Dann ist es ja klar.“
„Was ist klar?“
„Das du in sie verliebt bist und du dich deshalb so aufopfernd um sie kümmerst.“
„Nein! Ich bin nicht in sie verliebt!“
„Nein, nie nicht!“
„Grrr… Ihr könnt mich alle mal.“
Jetzt lachte auch er. Ich verzog mich in die Fahrerkabine und rief zu ihm: „In einer Minute fahren wir los. Beeil dich oder bleib hier!“
Er lachte weiter, kam aber zu mir hoch. Ich schaute ihn sauer an, sagte aber nichts, und fuhr los. Neben mir kriegte sich Guramus langsam wieder ein.
„Beruhigt?“
„Nicht wirklich“, sagte er und grinste. Am liebsten wäre ich ihm an die Kehle gesprungen.
„Ihr habt echt Probleme. Wo sind wir hier überhaupt? Wo muss ich hin?“
„Noch 5 km in diese Richtung, dann sind wir bei der Fähre. Die bringt uns nach Deutschland.“ Ich nickte. Ich hoffte, dass Tori bald aufwacht, sonst würde sie ihren Heimatort nicht wiedersehen.
Vielleicht war es auch besser so- Vielleicht aber auch nicht. Ich seufzte. War es eine gute Idee gewesen die beiden mitzunehmen? Hätte ich allein fahren sollen oder andere mitnehmen sollen? War es schlau gewesen zu Zahana zu fahren? Ich wusste es nicht und ich musste jetzt wohl nehmen, was ich kriegte.
„Vergiss nicht, ab jetzt heißt du für die anderen Alejandro, Bolanna Anita, Narina Tori und ich Derek. Also wenn wir irgendwas zu besprechen haben, nennen wir uns bei diesen Namen.“
Er nickte. Einige Minuten schwiegen wir, dann zeigte es auf die Straße. „Da musst du abbiegen.“
Ich nickte und bog ab. Bald kamen wir an ein Kassenhäuschen. Ich beugte mich aus dem Fenster. Es war geradezu babyeinfach dem Kassenwart meinen Willen aufzuzwingen. Er lächelte mir zu, gab mir das Geld und schon waren wir auf der Fähre.
„Schäme dich. Auf solche Sachen zurück zugreifen!“
„Wieso? Man muss doch in Übung bleiben. Außerdem, hast du so viel Geld?“
„Nein, aber du hättest es mir überlassen können.“
Ich lachte auf und er grinste. Eigentlich hatte ich keine Lust wieder zu Bolanna zu gehen, aber ich wollte zu Tori, also ging ich doch.
Das Guramus Grinsen breiter wurde, entging mir nicht, aber ich ignorierte ihn. Man sollte einem alten Mann seine Freunde lassen.
Als ich ausstieg, kam eine fremde Frau auf mich zu. „Excuse me?“, fragte sie auf schlechtem Englisch.
„Yes. Whats the problem?“
„I want to know, where I can find food.”
“Oh, sorry. I don´t know. It´s my first time here and sorry, but I don´t have any time. I must go.”
Mit diesen Worten verschwand ich und ging zu Bolanna. „Hey, wie geht’s euch?“
„Mir gut und ihr besser. Es könnte sein, dass sie gleich aufwacht.“ Ich lächelte erfreut und setzte mich zu ihr.
Sie sah sich gerade einen Film an. Er kam mir bekannt vor und deshalb fragte ich: „Was siehst du da?“
„The Tourist.“ Sie schaltete den Film ab und den Laptop aus. „Da du ja jetzt da bist, wirst du ihr alles erklären, wenn sie aufwacht. Ich geh nach vorne zu Guramus.“
„Ihr seid so gemein! Wieso ich? Kannst du das nicht tun?“
„Sorry Süßer, aber das musst wohl du machen. Guramus hat mich zum Mittagessen eingeladen. Sei nett zu ihr!“
Ich seufzte und hockte mich auf den Boden, neben Tori. Ich sah sie an. Sie sah sehr abgemagert aus, deshalb suchte ich eine Packung Kekse und ein Glas Wasser und stellte es auf den Tisch.
Dann sah ich sie wieder an. Sie sah hübsch aus. Sie hatte ein paar Merkmale von dieser und von meiner Welt.
Sie hatte zwar unsere bleiche Haut, aber sie hatte rote Haare und grüne Augen. Ich sah auch nicht unbedingt wie ein typischer Mann, in unserer Welt, aus. Ich hatte zwar schwarze Augen und meine Haut war eher bleich, aber ich hatte schwarzes Haar. Männer hatten blondes Haar, nur Frauen schwarzes und braunes. Rote Haare kamen gar nicht vor.
Ich gähnte, ich hatte lange nicht mehr geschlafen, und legte mich komplett auf den Boden. Meine Augen fielen sofort zu.
Als ich aufwachte tat mir alles weh. Ich hatte außerdem extremen Hunger und extremen Durst. Als ich meine Augen aufschlug, kniff ich sie sofort wieder zu. Es war sehr grell hier. Ich blinzelte und langsam begannen sich meine Augen an das Licht zu gewöhnen.
Als erstes sah ich, da ich auf der Seite lag, auf den Boden einen Jungen liegen. Er hatte bleiche Haut und schwarzes Haar. Er schlief. Dabei sah er sehr süß aus.
Neben mir, auf den Tisch, stand auf einem Schrank ein Glas Wasser und eine Packung Kekse. Ich setzte mich auf und stürzte mich auf die Kekse.
Das war ein Fehler. Fast sofort wurde mir übel und ich übergab mich. Das war kein schöner Anblick. Der Junge neben mir regte sich, aber das sah ich nicht, da ich mir die paar Kekse aus dem Leib kotzte.
Ich stöhnte als es vorbei war und sank zurück aufs Bett. Ich hielt die Augen geschlossen, aus Angst ich würde Spucke sehen und mich wieder übergeben.
„Alles ok?“ Seine Stimme klang angenehm, aber ich kannte sie nicht. Wo war ich? Wo war Suan? Nicht das mich das interessieren würde, aber trotzdem. Welcher Tag wohl war?
„Was ist passiert? Wo bin ich? Wer bist du?“
Er lachte leise auf. Er schien nervös zu sein, denn er spielte mit den Ärmeln seines Pollovers. Dabei bemerkte ich, dass er Tatoos hatte. Nichts buntes, schwarz-weiß Zeichnungen, Wörter.
„Tja…das ist schwer zu sagen…“
„Wie? Dein Name ist schwer zu sagen?“
„Ähm… Also alle nennen mich Artjom, aber eigentlich heiße ich Derek.“
Shit. Ich war bei diesen Freiheitskämpfern und war ihm ausgeliefert. Na toll. Erst die Regierung und jetzt die Freiheitskämpfer.
„Du bist nach deiner Hochzeit zusammen geklappt, deshalb geht es dir so schlecht. Du lagst zwei Wochen im Koma. Wir sind auf den Weg nach Italien, damit du dich kurieren kannst…“
„Warum? Warum bekomme ich diesen Luxus? Ich bin doch die Königin und damit eure Feindin, oder?“
„Nicht wirklich. Du wurdest ja gezwungen oder war die Hochzeit freiwillig?“
„Ich hab geheiratet? Das würde ich nie im Leben tun! Nicht Suan!“
„Du hast geheiratet, aber du standest unter Drogen. Es gilt sowieso nur dort.“
„Wo sind wir jetzt genau?“
„Ich würd sagen im Norden Deutschlands. Da du wach bist, werden wir bei dir zu Hause vorbeifahren, damit du deine Klamotten mitnehmen kannst.“
„Oh…ähm…Danke…Kann ich Sky mitnehmen?“
„Wer ist Sky?“
„Sky ist mein Hund. Er ist jetzt mein Ein und Alles, das einzige was ich habe.“
„Ok. Das lässt sich machen. Aber wenn wir dort sind, musst du mich Derek nennen und ich wird dich Tori nennen, ok?“
„Ja. Eine Frage hätte ich da noch. Wo ist Suan?“
„Irgendwo in Norwegen. Da wird er festgehalten.“
Ich nickte, konnte aber nichts sagen, da ich das alles erstmal verarbeiten musste. Ich merkte, dass ich müde wurde und gähnte.
„Ruh dich aus. Wenn wir bei dir ankommen, weck ich dich.“
„Ok.“ Ich kuschelte mich wieder ins Bett und schloss die Augen.
„Derek?“
„Ja?“
„Habt ihr die Bomben gelegt und meine Eltern getötet?“
„Nein, dass war die Regierung.“
„Ok.“
Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben sollte, aber ich machte mir jetzt keinen Kopf, da ich zu müde war.
Ich wusste, dass ich nichts über ihn und seine Gruppe wusste, dass sie genauso oder schlimmer sein konnten als die Regierung. Aber es konnte auch besser werden. Kaum hatte ich diesen Gedanken gefasst, war ich eingeschlafen.
„Tori! Tori! Wach auf!“
„Was ist los? Lass mich schlafen.“
„Wir sind bald da. Willst du dich frisch machen?“
„Oh.. Ja, klar.“
Er verschwand und ich stand auf. Ich sah an mir hinunter und stöhnte auf. Ich hatte ein langes, weißes Kleid an. Eindeutig ein Hochzeitskleid.
Wie sollte ich bei mir zu Hause auftauchen?
Dann sah ich einen Handspiegel und starrte mein Spiegelbild an. Ich war extrem bleich und eingefallen. Meine Augen waren riesig groß. Sie schauten mich ängstlich an. Ich ließ den Spiegel sinken und sah mich um. Auf dem Tisch lag etwas. Kleidung! Es waren zwar ein richtig kurzer Minirock und ein enges Top, aber immerhin.
Ich zog mich schnell um, versuchte etwas mit meinen Haaren zu machen, ließ es aber bald bleiben.
Ich trat raus in die Sonne und kniff die Augen zusammen. Es war sehr hell.
Artjom lächelte mir zu, wahrscheinlich wegen meiner Aufmachung. Ich würdigte ihm keines Blickes und ging in unseren Vorgarten, zur Haustür, wo ich den Ersatzschlüssel unter einem Stein hervorzog und die Tür aufschloss.
„Wo ist der Hund Tori?“
„Meine Eltern müssen sie unseren Nachbarn gegeben haben. Ich hol sie kurz.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und lief auf das Haus auf der anderen Straßenseite zu und klingelte dort. Frau Cump öffnete: „Ahh. Hallo Tori. Schön dich zu sehen. Und wer ist der junge Mann hinter dir?“
Ich drehte mich um und sah Artjom. „Ahh, das ist Derek. Haben meine Eltern Ihnen Sky gegeben?“
„Ja. Du willst sie bestimmt abholen, oder? Warte, ich hole sie.“ Sie verschwand im Haus und kam wenig später wieder zurück. „So, da ist sie.“
„Vielen Dank, dass Sie auf sie aufgepasst haben.“
Sie lächelte, stolz für ihre Arbeit belohnt zu werden. Artjom nahm mir Sky ab und wir gingen zurück zu meinem Haus.
Ich ging in mein Zimmer und zog meinen Lieblingskoffer unter dem Bett hervor. Dann öffnete ich den Schrank und warf alles in den Koffer.
In meine Sporttasche warf ich alle Schuhe und dann schleppte Artjom alles in den LKW. Ich sammelte Skys Sachen zusammen und packte alles ein.
Jetzt kamen noch meine tragbaren elekronischen Geräte und Kabel zusammen und ich wollte gerade die Haustür abschließen, als ich aufgeregte Stimmen hörte. „Tori! Tori! Bist du das, Tori?“
Es war Amanda. Ich drehte mich um und erstarrte. Neben ihr ging Luca. „Wer ist das?“, flüsterte mir Artjom ins Ohr. Dass er in meiner Nähe war, erleichterte alles. Lucas Miene verfinsterte sich, als er Artjom neben mir sah. „Das sind meine Freundin Amanda und mein ... ähm… Exfreund Luca.“ Ich errötete. Guramus und Bolanna traten zu uns. Amanda beachtete sie nicht und umarmte mich. Luca blieb ein bisschen entfernt von mir stehen.
„Wer ist der heiße Typ neben dir?“, flüsterte Amanda mir ins Ohr. „Das ist Derek.“, flüsterte ich zurück. „Und wer sind die anderen?“
„Das sind Anita und Alejandro.“
„Wie wär es, wenn ihr es laut für alle sagen würdet?“, raute Artjom uns zu. Amanda und ich erröteten beide und ich sagte: „Amanda, das ist Derek, Anita und Alejandro und das ist… Luca.“
Luca und Artjom beobachteten sich feindselig. Ich fragte Amanda: „Was macht ihr hier?“
„Nun ja… Wir hatten Frau Cump gebeten uns Bescheid zu sagen, wenn du wieder da bist. Das muss sie Hölle sein in einem reinen Mädcheninternat zu leben… obwohl ein reines Mädcheninternat scheint es ja nicht zu sein.“, sagte sie mit einem Seitenblick auf Artjom. Ich grinste und nickte, sagte aber nichts.
„Was macht eigentlich Luca hier?“
„Also. Als du weg warst ist ihm klar geworden, dass er dich vermisst. Sehr. Er meint, er liebt dich immer noch.“
„Ich ihn aber nicht mehr. Seine neue Flamme hat ihn sitzen gelassen, oder?“
„Nein. Er sie, zwei Tage nachdem du verschwunden warst. Warum hast du uns nicht gesagt, dass du aufs Internat gehst?“
„Ich wusste es selber nicht. Meine Eltern dachten wohl, dort würde ich besser gefördert werden.“
„Wo sind überhaupt deine Eltern?“
Ich versuchte etwas zu sagen, aber ich konnte es nicht. Hilfesuchend sah ich Artjom an. Ihm schien auch nichts einzufallen. Bolanna sprang ein. „Ihre Eltern gelten als vermisst. Sie wanderten in den Karpaten und man nimmt an, dass sie verschüttet sind. Die Chancen, sie zu finden, stehen sehr schlecht.“
„Oh mein Gott. Tori, es tut mir so leid. Wo ziehst du hin?“
„Zu meinen Verwandten“, ich zeigte auf Bolanna und Guramus, „Anita und Alejandro, nach Italien.“
„Derek ist also auch ein Verwandter?“
„Nein, er wurde adoptiert.“ Ich wusste nicht, warum ich es sagte, aber ich sagte es. „Das Haus wird erstmal nicht verkauft. Vielleicht ziehe ich später wieder ein. Mal schauen.“
Luca, der alles über meine Eltern gehört hatte, kam auf mich zu und sagte: „Das tut mir sehr leid, Tori. Mein herzliches Beileid.“ Ich lächelte ihn an, was Artjom dazu veranlasste zu sagen: „Wir müssen los.“
Luca schaute ihn böse an, ich umarmte Amanda. „Ich schreib dir, wenn ich da bin.“ Mit diesen Worten gingen wir zurück. „Das lässt du schön bleiben.“, sagte Artjom. „Was?“
„Ihr zu schreiben.“
„Warum darf ich ihr nicht schreiben? Sie ist meine Freundin!“
„Es ist zu gefährlich. Was wenn die Regierung einen abfängt und da unsere Adresse draufsteht? Breche den Kontakt ab, lösche alle Acounts, E-Mail Adressen und schmeiß dein Handy weg und kauf dir ein neues!“
„Nein“, sagte ich und schaute ihn herausfordernd an. Er nahm mir darauf die Tasche mit meinem Laptop, Handy und anderen Sachen weg.
„Hey!“, beschwerte ich mich, worauf er nur grinste.
„Du hast es herausgefordert. Wenn du brav bist, gib ich sie dir wieder.“ Ich schnaubte aufgebracht. Das konnte ja lustig werden!
Er grinste weiterhin fröhlich und ließ mich allein mit Bolanna zurück.
„Ist er immer so gemein?“
„Nur wenn er es für nötig hält.“
Sie grinste und ich lächelte zurück. „So, jetzt musst du aber wieder ins Bett. Du bist schließlich noch krank.“
Ich murrte und schüttelte entschieden den Kopf.
„Gehst du freiwillig oder muss ich Artjom holen?“
„Hol ihn doch!“
Sie verschwand und kam wenig später mit ihm zurück. „Ich habe gehört, dass du nicht ins Bett willst.“
„Ja und ich bin sechzehn, also kannst du mich nicht herumkommandieren wie ein kleines Kind!“
„Tja, dann muss ich wohl andere Maßnahmen ergreifen.“ Mit diesen Worten hob er mich hoch, warf mich über die Schulter und trug mich zu meinem Bett. Dort ließ er mich fallen.
Ich zögerte nicht lange und kletterte wieder ins Bett. Er knurrte und schubste mich zurück ins Bett. Ich stand wieder auf.
So ging es eine Weile hin und her, bis er es leid war, sich ins Bett legte und mich mit mich sich runterzog. Dort hielt er mich eisern fest. „Entweder du bleibst jetzt liegen oder ich lege dich in Ketten.“
Ich grummelte und sagte: „Na gut.“ Er lockerte den Griff nicht. „Kannst du mich jetzt loslassen?“
„Ich lass dich erst los, wenn du tief und fest schläfst.“ Ich schnaubte und versuchte es mir bequemer zu machen. Es ging nicht wirklich.
„Du hast zu spitze Knochen. Da kann ich nicht schlafen.“
Er lachte leise auf und zog mich noch enger an sich. Ich grummelte und versuchte mich zu entspannen. Gelang mir aber nicht gut.
„Entspann dich einfach.“, flüsterte er mir plötzlich ins Ohr.
„Würd ich ja gern, aber du bist zu ungemütlich.“
Er lachte leise. Er schien vollkommen entspannt zu sein. Unfair. „Erzähl mir mal ein bisschen mehr über eure Organisation. Warum macht ihr das alles?“
„Wir versuchen die Regierung zu stürzen, denn sie ist grausam und behandelt die Menschen ja nach ihrem Geld und ihrer Stellung. Je weniger Geld, desto ungerechter wirst du behandelt.“
„Ihr habt ja viel Kontakt zur Außenwelt. Wieso sind dann nicht die Mehrheit auf eurer Seite?“
„Sie haben einfach zu viel Angst vor ihnen. Sie haben sehr viel Macht und können andere beeinflussen. Es ist sehr gefährlich und deshalb lassen sich viele die ganzen Grausamkeiten gefallen, die neben den Strafen für Aufmüpfigkeit gar nichts sind.“, er seufzte, „Egal wie viele wir auf unsere Seite ziehen, die dreifache Menge ist auf der Seite der Regierung. Und jetzt schlaf und zerbrech dir nicht dein hübsches Köpfchen darüber.“
Dafür trat ich ihn nur so fest ich konnte. Er lachte nur noch lauter. „Wenn du so laut lachst, kann ich nicht schlafen!“
„Tut mir leid.“ Das glaubte ich ihm nicht, denn er lachte noch immer. So konnte ich wirklich nicht schlafen. Also versuchte ich mich freizukämpfen und fiel aus dem Bett. „Hey, wo willst du hin?“ Damit stand er schon über mir und legte mich zurück ins Bett. "Du bleibst jetzt hier! Entweder du lässt es bleiben oder ich fessel dich!“
„Na gut… Aber nicht mehr lachen!“
„Ok, versprochen.“
Ich schloss die Augen und war bald eingeschlafen.
Ich wurde von einem ziemlichen Lärm geweckt. Ich wollte mich drehen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Unglaublich! Er hielt mich immer noch fest.
Ich begann mich vorsichtig zu befreien. Anscheinend schlief er noch, sodass es mir gelang und ich aufstehen konnte.
Ich machte mich schnell frisch und setzte mich an den Tisch, wo ich eine meiner Lieblingsband, A Day to Remember, hörte.
Als er aufwachte und ich nicht bei ihm lag, schreckte er auf, entspannte sich aber, als er mich dort sitzen sah. „Wie hast du es geschafft, dich zu befreien?“
„Ich war vorsichtig, sachte und umsichtig. Du hast einen sehr festen Schlaf.“ Er sah beleidigt aus, was ich ignorierte. „Ich hab Hunger.“
„Ja und?“
„Wo sind die Lebensmittel?“
„Ähm… sie sind alle.“
„Und du hast nicht daran gedacht, welche zu kaufen? Dann müssen wir wohl essen gehen. Sag Guramus bescheid!“
Er grummelte herum, aber ich warf ihm einen langen, bösen Blick zu, was ihn dazu brachte, ihn anzurufen. „Hi, ich bins… ähm. Wir haben keine Lebensmittel mehr… Wir fahren zum nächsten McDonalds, ok?... In einer halben Stunde?... Ok… Tschau.“ Er legte auf. „In einer halben Stunde sind wir da.“
Ich nickte und stellte die Musik lauter. Er sagte irgendetwas, ich verstand es nicht. Er winkte mit der Hand vor meinem Gesicht. Ich nahm den Ohrstöpsel raus. „Was?“
„Ich wollte dich nur noch mal daran erinnern, wie du uns in der Öffentlichkeit nennst.“
„Ist einfach… Mahalima Anita, Guramus Alejandro und du Derek, oder?“
„Ja, richtig.“
„Dann ist ja gut. Sonst noch was?“
„Benehme dich unauffällig.“
„Ha ha… Das gilt wohl eher für euch als für mich, oder? Schließlich lebte ich sechzehn Jahre in dieser Welt, schon vergessen?“
„Ähm… Ja… Dann lass ich dich mal in Ruhe.“
„Danke.“ Ich setzte die Kopfhörer wieder auf und drehte die Musik noch lauter. Er wollte etwas sagen, ließ es dann aber doch bleiben, zuckte mit den Schultern und schnappte sich ein Buch und verschwand dahinter. Ich schloss die Augen und genoss die Musik.
Ich öffnete wieder die Augen und sah, wie Artjom mich beobachtete. Ich lächelte ihn an und er verschwand wieder hinter seinem Buch. Ich könnte schwören, dass er rot geworden war.
Irgendwo in der Nähe klingelte mein Handy. Ich sprang auf, nahm meine Kopfhörer ab und lief in die Richtung, aus der das Klingeln kam. Artjom folgte mir.
„Das lässt du schön bleiben“ Bleib stehen!“
„Nein! Das ist mein Handy! Meins!“
Ich riss den Schrank auf, suchte mein Handy, fand es, klappte es auf, wehrte Artjom ab und sagte: „Hallo, hier Tori.“
„Hi, hier ist Amanda. Wie geht…“
„Artjom, lass mich! Das ist mein Handy!“
„Was ist da los? Wer ist Artjom?“
„Ähm… Derek ist bei mir und versucht mir mein Handy zu klauen. Artjom? Ich hab Arschloch gesagt!“
„Echt? Warum will er dein Handy?“
„Er hat was dagegen, dass ich eins hab!“
Artjom riss mir das Handy aus der Hand und sagte zu Amanda: „Sie ist krank. Sie sollte eigentlich im Bett liegen. Ich musste mich zwischen zeitlich zu ihr legen, damit sie Ruhe gibt.“
Ich trat ihn und kriegte das Handy zurück. „Er hat mich gezwungen! Ich wollte das gar nicht. Glaub ihm kein Wort!“
„Ok.. ähm… muss ich das jetzt verstehen?“
„Nö. Was macht Luca?“ „Der ist extrem schlecht gelaunt und ist nahe an einem Heulkrampf.“
Er riss mir schon wieder das Handy aus der Hand. Während ich mir noch überlegte, wo ich ihn trete oder schlage oder kneife, sagte er schon: „Tut mir leid. Ihr könnt später über Luca reden, aber Tori muss sich jetzt ausruhen.“ Seine Stimme hörte sich verdächtig eifersüchtig an und als ich gerade nach meinem Handy greifen wollte, klappte er es zu und ließ es in seiner Hosentasche verschwinden. Da würde ich bestimmt nicht hin fassen.
„Gib- mir- mein- Handy- zurück! Du hast dein eigenes!“
„Wenn du dich die nächsten paar Tage brav verhällst, vielleicht. Aber so wie du dich jetzt verhalten hast: Nein!“
Ich schaute ihn mit meinen besten Kulleraugen an, aber er verschränkte nur die Arme. „Komm schon. Bitte! Bitte! Sei doch nicht so gefühlskalt!“
„Was hat das jetzt damit zu tun?“
„Viel!“
„Nein! Was ist bloß mit dir los?“
Ich musste ihm nicht antworten, da in diesem Moment sein Handy klingelte. Ich verschränkte die Arme und schaute ihn an.
„Ja?... Ok… Sag ihnen 500.000 Euro… Ja… Was? Warum?... Ich dachte… Was wollen sie denn noch von ihr? ...Sag ihnen, dass sie tot ist… vergiftet von den Drogen, ihren Drogen! …Ja, melde dich dann… Ja, pass auf dich auf, es könnte gefährlich werden… Tschau.“
„Was ist los? 500.000 Euro? Tot? Drogen? Gefährlich? Sag mir was los ist!“
„Es ist nichts los.“
Das glaubte ich ihm nicht, da er bleicher war als eine Leiche. Auch als wir McDonalds betraten, sah er nicht besser aus. „Tori, such schon mal einen Tisch.“ Grrr, jetzt schickte er mich weg, damit er seinen Freunden alles erzählen konnte. Ich ging.
Tori war sauer, als ich sie wegschickte. Ich seufzte und drehte mich zu Guramus und Bolanna um. „Es gibt ein Problem. Die Regierung will auch Tori wiederhaben.“
„Was? Warum das denn?“
„Ich weiß es nicht. Wenn wir Pech haben müssen wir in die magische Welt flüchten.“
„Du bist zu pessimistisch. Wir sagen einfach, dass sie tot ist.“
„Das hab ich schon, aber ich glaube nicht, dass sie uns das abkaufen.“
„Warum nicht?“
„Weil Suan auch noch lebt, darum.“
„Mist. Aber erst müssen wir zu Maria. Dort kann Tori sich endgültig erholen und dort können wir sie in Ruhe einweihen, bevor wir in die magische Welt gehen und sie dort der Schlag trifft.“
„Der wird sie so oder so treffen. Es ist besser, sofort dorthin zu fliehen als erst hier herum zu irren. Entweder gleich oder gar nicht.“
„Wir brauchen aber erst noch unzählige Sachen!“
„Wir sind hier in einer großen Stadt. Wir werden hier alles kriegen was wir brauchen.“ Ich wollte gerade ausholen, dass wir auch in der anderen Welt alles kriegen würden, als Tori, schneeweiß im Gesicht, auf uns zu kam.
„De- De- Detjom ist hier… und andere.“
Wir sahen uns hektisch um. Sie hatte recht. An einem der vielen Tische saßen Detjom, Makro, Sonte und andere Krieger. Sie schienen etwas zu besprechen. Ich wechselte sofort auf Zeichensprache und bedeutete Guramus und Bolanna, das wir verschwinden sollten.
Ich nahm Tori an die Hand und ging auf die Tür zu. „Hey!“
Ich drehte mich erschrocken um. Sonte hatte sich erhoben und es schien, als greife er zu seiner Pistole. Ich war wie erstarrt. Auch Tori stand wie angewachsen da und schaute ihn an.
Er kam auf uns zu und mir stockte der Atem. Aber er ging auf ein paar andere Männer zu und redete mit ihnen und wir machten, dass wir wegkamen.
„Ok, ok wir gehen sofort.“, sagte Bolanna .
„Nein. Wir kaufen erst noch alle Sachen, die wir brauchen.“
„Aber dann gehen wir dorthin.“
„Ja. Aber du öffnest das Tor.“
„Tor? Wohin? Welche Sachen?“
„Diesmal machst du das Bolanna. Guramus und ich besorgen die Sachen, verstanden?“ Bolanna sah aus, als wollte sie protestieren, aber ein flehender Blick von mir und sie wurde weich.
Wir setzten die beiden in einem kleinen Café ab.
„Wohin?“
„Hier gibt es einen Mittelsmann, der auf unserer Seite ist. Dort müssten wir alles bekommen.“
„Ich hoffe das die Regierung ihn nicht kennt und das Detjom und die andren uns doch gesehen haben und nur kein Aufsehen erregen wollten und uns gefolgt sind. Hat Bolanna wenigstens eine Waffe um sich zu verteidigen?“
„ Nein. Wir können also nur hoffen. Wir sollten uns wohl besser beeilen. Hier ist es schon.“ Ich betrat ein kleinen Laden mit der Schrift „ Mode für ihn -den ganz kleinen Mann“ „ Na da hat einer ein interessanten Humor“, meinte Guramos trocken. „ Ja den hab ich und die Frauen stehen drauf, glaubt mir. Und da ihr nicht so aussieht als würden euch meine Klamotten passen, was kann ich für euch tun?“ „ Gotzud, erkennst du deinen alten Freund Artjom nicht mehr?“ „Doch aber vielleicht arbeitest du ja mittlerweile FÜR die Regierung.“ „Nein ganz sicher nicht! Hör mal wir brauchen deine Hilfe. Wir müssen wohl oder übel in die Magische Welt. Wir brauchen Ausrüstung für 4 Personen und einen Führer. Wir können vielleicht nicht mehr zurück, deshalb sollte er uns an einen sicheren Ort führen wo wir leben könnten. Kannst du das?“ „Ob ich das kann?? Na klar kann ich das, aber ich müsste in groben darüber informiert werden warum und wer hinter euch her ist damit wir die Höhe des Preises des Führers festlegen können, die begeben sich nicht so gern für rein gar nichts in Lebensgefahr, das muss dir klar sein.“
Ich nickte : „ Ok. Wir fliehen vor der Regierung weil wir ihnen die Prinzessin geklaut haben. Sie ist auf unserer Seite mehr oder weniger, deshalb wird sie nicht weglaufen oder ähnliches machen.“ „Es gibt eine Prinzessin? Ich dachte die Königin und der König wären geflohen.“ „ Sind sie auch. Aber sie haben eine Tochter. Die hat die Regierung entführt, dann ihre Eltern getötet, sie unter Drogen gesetzt und verheiratet.“, Gotzud schüttelte den Kopf. „Das arme Mädchen... Aber ihr wisst das es euch teuer wird, wenn die Regierung euch verfolgt. Ihr müsst schon eine große Summe springen lassen, damit einer meiner Männer bereit wäre euch zu begleiten.“ „ Machen wir, machen wir, nur wir müssen schnell los.“ „ Mal sehen was sich da machen lässt...“
Detjom hielt mit bremsenden Reifen vor einen Mehrfamilienhaus. „ Was willst du hier?“, fragte ich ihn verwirrt. Er deutete auf ein kleines Café in den wenige Leute saßen. Unter anderem auch Narina und eine Frau. „ We ist sie?“, fragte ich ihn. „Das ist Bolanna, eine Heilerin. Und ein Mitglied von Artjoms Truppe wie es scheint. Sonte, Makro ihr sichert den Hintereingang. Djotnen du kommst mit mir!“ ich nickte, stieg aus und folgte ihn. Wir versteckten uns hinter einen Busch und beobachteten die beiden. Narina sah abgemagert, krank und müde aus. Und extrem angespannt. Die Frau, Bolanna, schien ihr etwas zu erklären, aber sie hörte nicht wirklich zu und blickte nervös umher. Detjom gab mir zu verstehen das ich mich um Narina kümmern sollte, er sich um Bolanna. Ich stand auf und ging gut sichtbar auf das Café zu. Sie entdeckte mich sofort und ein panischer Ausdruck zeichnete sich in ihren Gesicht ab. Bolanna sah mich auch und wollte Narina bei der Hand packen und mit ihr flüchten. Aber da war schon Detjom hinter ihr, drückte sie wieder auf den Stuhl und flüsterte ihr etwas ins Ohr was sie bleich werden ließ. Narina wollte sich gerade in Bewegung setzen aber da stand ich schon bei ihr, umschloss ihren Arm und zog sie in Richtung Auto . Sie wehrte sich verbittert aber ich war stärker. Sobald uns niemand mehr sehen konnte band ich ihr die Hände auf den Rücken zusammen und betäubte sie mit Morphium. Dann verstaute ich sie im Kofferraum und holte Sonte und Makro. Detjom würde nachkommen wenn er mit Bolanna fertig war. Wir fuhren zum Stadtrand wo unsere weiteren Autos standen. Ich würde den Wohnwagen nehmen weil sie ersten nicht erwarten würden das wir einen benutzen und zweitens konnte Narina so durch die Gegend gefahren werden ohne das jemand verdacht schöpfte.
Da der Wohnwagen groß war gab es ein richtiges Schlafzimmer das man abschließen konnte. Ich legte sie ins Bett, befreite sie aber nicht von ihren Fesseln und schloss die Tür ab. Sie würde erst in ca. zwei stunden aufwachen, solange hatte ich ruhe. Ich setzte mich hinters Steuer und fuhr los.
„Was willst du?“, schrie ich ihm ins Gesicht. Ich wollte etwas nach ihm werfen, ihn verletzen wie er mich verletzt hatte. Aber hier gab es nichts zu werfen-außer ein paar Blumen. Wir standen auf einer Wiese.
Vorhin, in der Schule, hatte er Schluss gemacht. Einfach so! Da Schulende war, konnte ich verschwinden- weg von ihm, weg von ihr, seiner neuen Freundin, weg von allen.
Aber er ist mir gefolgt. „Wieso Luca? Wieso tust du mir das an? Wieso? Wieso lässt du mich nicht in Ruhe?“ Er verletzte mich immer mehr: machte erst mit mir Schluss und dann folgte er mir zu meinem geheimen Platz.
„Ich…Ich wollte sehen ob es dir gut geht. Ob du es verkraftest. Und ich wollte dich fragen, ob du mir verzeihst.“
„Mir geht es nicht wirklich gut. Rat mal warum! Ich würde es gerne verkraften, aber du folgst mir, so kann ich nicht vergessen! Und nein, ich kann dir nicht verzeihen. Vielleicht später Mal. Vielleicht nie.“ „warum? Was hab ich getan?“ „Was du getan hast? Du hast mit mir vor allen Leuten Schluss gemacht! Du folgst mir an meinen, meinen Lieblingsplatz. Ich muss das alles erstmal verdauen! Und du? Du folgst mir an meinen geheimen Lieblingsplatz. Verdammt Luca! Geh nach Hause oder zu deiner neuen Freundin, aber lass mich allein! Bitte!“, am Ende wimmerte ich. Wie erbärmlich! Aber ich konnte nicht anders.
Ich drehe mich um, damit er nicht meine Tränen sah. Ich hörte wie Luca auf mich zu ging. „Geh weg Luca. Verschwinde!“
Ich wollte weg von hier, Luca hatte diesen Platz entweiht, so ging ich weg. Erst ging ich, dann rannte ich.
Während ich rannte, ließ ich meinen Tränen feien Lauf. Ich wusste, dass es nur einen Ort gab, zu dem er mir nicht folgen würde. Mein Zuhause.
So ließ ich rasch nach Hause. Ich schloss auf, denn meine Eltern arbeiteten noch. Die Tür ließ ich angelehnt, da ich wusste, dass Amanda, meine beste Freundin, bald kommen würde, um mich zu trösten.
Ich ließ meine Sachen im Flur fallen und begrüßte grade Sky, meine Hündin, als die Tür sich krachend schloss. Ich drehte mich erschrocken um. Ich war nicht mehr allein! Vor mir standen mehrere Männer.
„Wir haben lange auf dich gewartet, Prinzessin. Jetzt haben wir etwas, was deinen Eltern dazu zwingt, zurück zukommen!“ Mit diesen Worten tröpfelte er etwas auf ein Taschentuch und kam auf mich zu. Ich wollte mich umdrehen und wegrennen, aber einer der anderen hielt mich fest. „Keine Angst, Prinzessin. Dir wird nichts passieren.“ Davon war ich nicht wirklich überzeugt, aber ich konnte nichts mehr sagen, weil der andere schon bei mir war und mir das Taschentuch auf Mund und Nase drückte. Mir wurde schwarz vor Augen.
Als ich wieder aufwachte, tat mir der Kopf weh. Ich sah mich um, aber nichts in meiner Umgebung kam mir bekannt vor. Wo war ich?
Ich saß in einem Sessel, neben mir war ein Fenster, das Rollladen war heruntergezogen. Ich zog es hoch und schnappte nach Luft. Ich war in einem Flugzeug!
Unter mir nichts als weiße Fläche. Wolken? Schnee?
Ich sah mir das Flugzeug genauer an. Vorne, bei einer Vierergruppe, saßen die drei Entführer. Sie sahen seltsam aus, irgendwie nicht wirklich.
Sie hatten helles blondes Haar, fast weiß, und ihre Augen! Tief schwarz! Und ihre Klamotten! Ich hätte ewig so weiter gemacht, sie zu beobachten, ihr seltsames Erscheinungsbild, als einer auf mich aufmerksam wurde.
„Kjon te reuí ton Peo!“, sagte er und seine Freunde schauten auf und sahen mich intensiv an. „Inston cltes mtio?“ „Prte mctld ctz.“ Einer, wahrscheinlich der Jüngste, kam auf mich zu und sagte: „Hallo. Mein Name ist Djotnen. Du musst keine Angst haben. Wir tun dir nichts Prinzessin.“
„Wieso nennt ihr mich Prinzessin?“
„Wir kennen nur diesen Namen. Wie heißt du?“
„Tori. Tori Mcnellen. Wieso bin ich hier? Und warum ausgerechnet Prinzessin?“
„Nun ja, Toni, du bist die Prinzessin unseres Volkes. Mehr darf ich nicht sagen.“
„Und meine Eltern? Ich meine bei den ich lebe…lebte.“
„Darüber darf ich dir nichts sagen. Schlaf. Wir haben noch eine lange Reise vor uns.“
Er drehte sich um und ging zurück. Ich blieb allein zurück, schloss die Augen, um in Ruhe nachzudenken, ohne sie sehen zu müssen.
Was wohl meine Eltern dachten/wussten? Was wohl meine Mitschüler über alles dachten? Denken sie ich bin abgehauen, wegen der Sachen mit Luca?
Ich öffnete die Augen, als ich Schritte hörte. Einer der anderen beiden stand vor mir und sagte: „Damit fällt es dir bestimmt leichter einzuschlafen.“ Er tröpfelte wieder etwas in ein Taschentuch. Ich versuchte mich zu wehren, aber er war stärker. So wurde mir wieder schwarz vor Augen.
Als ich aufwachte, fiel mir als erstes auf, dass ich nicht mehr im Flugzeug war. Ich saß in einem Auto. Djotnen saß neben mir und wir fuhren durch eine Landschaft, die nur aus Schnee bestand.
Ich stöhnte leise, ich bekam rasende Kopfschmerzen von diesem Betäubungsmittel, aber laut genug, um Djotnen auf mich aufmerksam zu machen.
Er lächelte mich an, aber ich verzog keine Miene. Mein Gehirn fing an zu arbeiten. Wie sollte ich mich verhalten? Was wollten sie von mir? Ich soll eine Prinzessin sein? Wo war ich? Wo wollten sie mich hinbringen?
Ich beschloss, da Djotnen mir zumindest etwas verraten hatte, ihn noch etwas zu fragen. „Ehm…Wo bringt ihr mich hin? Und…wo sind wir?“
„Wir bringen dich zu unserem Volk, dein Volk, Tori. Wir sind im hohen Norden. Es ist nicht mehr weit.“
„Es ist nicht `mein Volk´! Ich kenn die gar nicht und glauben tue ich gar nichts! Ihr entführt mich und sagt mir, ich sei eine Prinzessin! Ich-glaube-euch-nicht! Warum habt ihr mich entführt?“ Ich tat als wäre ich Herr der Lage und ich hätte keine Angst, aber ich schlotterte im Inneren vor Angst.
„Ich wünschte, ich dürfte es dir sagen, Tori. Du bist eine Prinzessin und wir bringen dich nach Hause. Wir wussten, dass du niemals freiwillig mitkommen würdest und deine Eltern wären wieder mit dir geflohen. Das konnten wir nicht riskieren.“
„Wie lange sind wir denn schon unterwegs?“
„Tori…“
„Wie lange?“
„Prinzessin…“
„Wie lange, Djotnen?“
„2 Tage.“
„2 Tage?“, ich schrei fast. 2 Tage war ich schon weg. Ahnten meine Eltern etwas von diesen seltsamen Leuten?
„Djotnen, sei still! Sie erfährt schon alles früh genug! Wir tauschen die Plätze!“
Ich schluckte. Würde ich jetzt wieder betäubt werden? Das Auto hielt an und Djotnen und der Mann auf der Beifahrerbank tauschten die Plätze.
Ich starrte angestrengt aus dem Fenster, darauf bedachte, den Mann an meiner Seite zu ignorieren. Langsam begann ich zu verzweifeln. Erst wurde ich verlassen, dann von Psychopathen entführt. Das war zu viel für mich. Stumm rannen Tränen über meine Wangen. Ich war irgendwo im nirgendwo und das bei eisiger Kälte. Ich hatte keine Chance zu fliehen. Shit.
„Vielleicht solltest du schlafen.“ Ich ignorierte ihn und starrte angestrengt aus dem Fenster. Er sagte nichts mehr und nach einer halben Stunde hielt das Auto an.
„Wir haben noch einen kurzen Fußmarsch vor uns“, sagte Djotnen. Wir stiegen aus.
Ich sah mich um, weit und breit nur Schnee. Ich fror, denn ich hatte nur eine dünne Jacke an und es war extrem kalt. Die Männer setzten sich in Bewegung. Und ich folgte ihnen. Sie sahen sich regelmäßig nach mir um, aber nach einer Weile taten sie es nicht mehr. Das war meine Chance!
Auch wenn ich wusste, dass sie mich höhst wahrscheinlich bald wieder einfangen würden, drehte ich mich um, ging erst langsam weg, dann rannte ich weiter Richtung Auto. In einiger Entfernung hörte ich Djotnens empörtes „Hey!“ und ich wusste, dass sie mir folgten, also rannte ich noch schneller.
Ich spürte, dass jemand hinter mir war, aber ich drehte mich nicht um. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem Hinterkopf. Ich ging zu Boden und sah einen wütenden Mann neben mir.
Der Schmerz wurde schlimmer und ich spürte, dass ich blutete, dann wurde mir schwarz vor Augen.
Als ich bei Mionat ankam, stand er über unserer Prinzessin, Tori: Sie war abgehauen und wir hatten die Verfolgung aufgenommen. Jetzt lag sie ohnmächtig am Boden und blutete aus einer Wunde am Hinterkopf.
„Was ist passiert?“, fragte ich ihn.
„Ich hab ihr auf den Hinterkopf geschlagen, damit sie stehen bleibt. War wohl nen bissel heftig…“ Ich hätte gern etwas darauf erwidert, aber er war der Ältere. Also setzte ich mich neben sie, kramte in meinem Rucksack nach Verband und wickelte ihn um ihren Kopf. Dann stand ich auf, hob sie in meine Arme und machte mich auf den Weg nach Hause.
Als wir in unserer Stadt ankamen, wurden wir bejubelt, da wir ja die Prinzessin mitbrachten. Als sie jedoch ihre leblose Gestalt in meinen Armen sahen, verblasste der Jubel ein wenig. Einer der Heiler eilte herbei und nahm mir Tori ab.
Als ich aufwachte, merkte ich, dass ich in einem Bett lag, gab mich aber der Hoffnung hin, dass das alles nur ein Traum gewesen ist.
Aber als ich mich umsah, sah ich einen dieser komischen Männer. Es war keiner der, die mich entführt hatte.
Außerdem lag ich in einem großen, lichtdurchfluteten Raum. Das Bett, in dem ich lag, war ein Doppelbett.
Ich stöhnte und der Mann schaute mich an und verschwand durch eine Tür. Ein Klicken verhieß, dass die Tür abgeschlossen war. Ich setzte mich auf und fasste mir an den Kopf. Ich fühlte einen Verband. Verdammt!
Dann hörte ich Schritte und erstarrte. Die Tür wurde aufgeschlossen und einige Männer und eine Frau taten ein.
„Willkommen Prinzessin! Willkommen zu Hause.“, sagte die Frau.
„Welches zu Hause?“ Ich bin entführt worden, weg von meinem zu Hause!“
„Die Umstände sind zwar nicht die besten, aber du wirst dich daran gewöhnen.“
„Werde ich nicht!“
„Doch das wirst du, du musst.“
„Ich muss gar nichts! Ihr habt mich gegen meinen Willen hierher gebracht, schon vergessen? Ihr könnt mich nicht zwingen!“
„Oh doch, verlass dich drauf!“, zischte die Frau und verließ den Raum. Die Männer folgten und die Tür wurde wieder abgeschlossen.
Ihre Drohung beunruhigte mich, ich machte mir aber keine ersthaften Sorgen. Ernsthafte Sorgen machte ich mir, wie ich von hier verschwinden konnte.
Ich dachte lange darüber nach, dann öffnete sich die Tür und eine junge Frau trat ein. Sie trug ein Tablett mich einem Teller Suppe und etwas zu trinken. Ich beäugte beides misstrauisch.
„Ihr wart lange bewusstlos, esst und trinkt was.“ Sie stellte das Tablett ab und verließ wieder das Zimmer. Ich ignorierte das Tablett, rollte mich auf die Seite und schlief ein.
Als ich die Augen wieder aufschlug, sah ich genau in das Gesicht von Djotnen. Ich schrie auf und wich zurück.
„Ihr solltet etwas essen Prinzessin.“, war das erste, was er sagte.
Ich schnaubte und verschränkte die Arme. „Ihr könnt mich nicht zwingen.“
„Notfalls werde ich es tun.“
„Das würde ich ihnen nicht raten. Sie wissen nicht was ich kann.“
„Wieso macht ihr uns das Leben schwer?“
„Wieso haltet ihr mich hier gegen meinen Willen fest?“
„Eure Eltern gehören zu unserem Volk, damit auch du, und wir holen alle Abtrünnigen zurück.-Vor allem, wenn es die königliche Familie ist. Einerseits seid ihr Lockmittel für eure Eltern, andererseits seid ihr unserer zukünftige Königin.“
„Ich sag das nur noch ein einziges Mal: Ich- bin- nicht- eure- Prinzessin/Königin! Und ich werde das niemals sein. Vergesst es!“
„Das werden wir noch sehen! Und nun esst!“
„Nein!“
„Schön“, sagte er und verließ den Raum. Da ich Angst hatte, er würde wiederkommen und mich zwingen zu essen, stand ich auf, nahm das Essen und Trinken und schüttete beides in das Waschbecken. Dann legte ich mich zurück ins Bett und schloss die Augen.
Ich hörte bald Schritte und kurz danach trat Djotnen ein: „Du hast gegessen und getrunken. Brav.“ Am liebsten hätte ich ihn ausgelacht und ihm gesagt, dass ich es weggeschmissen hatte, aber das wäre unklug gewesen.
Also ignorierte ich ihn und drehte mich weg. „Wenn du dich weiterhin gut benimmst, kannst du bald dein Volk kennenlernen und kommst aus diesem Zimmer raus.“
Ich wollte ihn anschreien, dass ich das alles nicht wollte, aber ich lies es, denn wenn sie denken, sie hätten eine gefügige Tori, würden sie mir mehr gewähren, was meiner Flucht vielleicht half.
Er lachte leise, stand auf und öffnete den Schrank, der gegenüber von meinem Bett stand und holte ein Kleid und einen Umhang heraus. „Zieh das an! Beeilt euch aber. Das Volk wartet!“
„Was?“
„Nun ja… Das Volk will euch sehen, ihr wart ja bei unserer Ankunft ohnmächtig.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Ich stand auf und starrte das Kleid an. Es sah aus wie aus dem 19. Jahrhundert. Und er Umhang! Er war aus echtem Tierfell! Ich starrte es angewidert an und drehte mich um. Ich wollte das alles nicht!
Da öffnete sich die Tür und die junge Frau trat wieder ein. „Ihr solltet das anziehen. Beeilt euch!“ „Nein ich werde das nicht tragen! Ich will das alles nicht!“, meine Stimme zitterte und ich weinte, deshalb war mein Auftritt wohl nicht wirklich wirkungsvoll.
„My Lady… ihr…ich…“, sie brach ab und verließ fluchtartig den Raum. Ich sackte zusammen und weinte hemmungslos. Mir war alles egal, ich wollte nur allein sein. Von draußen hörte ich Stimmen: „Sie hatte einen Nervenzusammenbruch. Ihr könnt sie jetzt nicht raus zerren. Ihr müsst sie beruhigen.“
„Das Volk wartet. Sie muss raus. Es ist mir vollkommen egal, wie es ihr geht!“
„Wenn sie das wollte, wenn sie damit aufgewachsen wäre, dann würde ich dir recht geben. Aber sie will das alles nicht!“
„Mir egal. Sie zieht sich jetzt an und geht da raus.“ Damit wurde die Tür aufgestoßen und die Frau, Djotnen und eine anderer Mann traten ein. Die Frau und Djotnen sahen mich mitleidig an, der andere wütend.
„Mantia, kümmere dich um sie! Wir haben nicht viel Zeit!“
„Ja Jetkorn.“ Mantia neigte den Kopf und ging auf mich zu. Die Männer drehten sich wieder um und verließen den Raum. „Ihr müsst aufstehen! Kommt, ich helfe euch. In diesen Klamotten seht ihr nicht aus!“
Ich sah an mich herunter. Ich trug die alten Klamotten, meine ausgelatschten Chucks, auf denen eine alte Kassette und Efeu zusehen war, meine schwarze, kaputte Hose, mein Kaputzenshirt und meine dünne grüne Jacke. Mein rotes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden.
Mantia zerrte an mir, zog mich bis auf die untere Wäsche aus und begann mich neu anzuziehen.
Ich lies alles geschehen, war mit meinen Gedanken aber weit entfernt, in meiner alten Welt.
Als sie mich fertig angezogen hatte, zerrte sie mich auf einen Stuhl und zupfte an meinen Haaren herum. Dann ging sie ein paar Schritte von mir weg, begutachtete ihr Werk und lächelte. Dann drehte sie sich um und rief nach draußen: „Ich bin fertig! Sie kann gehen.“
Als ich sie das erste Mal sah, stockte mir der Atem. Sie war so anders als alle anderen. Sie hatte zwar den bleichen Tein, aber sonst war sie vollkommen anders. Die Mädchen hier hatten braunes oder schwarzes Haar und eisblaue Augen.
Sie aber hatte orangerotes Haar, Sommersprossen und grüne Augen. Man wäre nicht auf die Idee gekommen, dass sie eine von uns war. Aber das war sie - sie war unsere Prinzessin.
Während alle jubelten, sah ich sie mir genauer an. Sie sah traurig aus, als hätte sie vor kurzem geweint. Ihr Lächeln sah falsch aus, es erreichte ihre Augen nicht. Sie sah die ganze Zeit entweder auf den Boden oder in die Ferne, als ob sie wünschte, weit weg zu sein. Außerdem schien sie sich in den Klamotten nicht wohl zu fühlen, sie zupfte die ganze Zeit daran.
Als der Jubel verebbte, wollte sie sich umdrehen und wieder gehen, aber Jetkorn hielt sie fest und sagte etwas. Sie riss die Augen auf und versteifte sich- sie schien Angst zu haben. Dann riss sie sich los, erwiderte etwas und rannte davon.
Djotnen sah ihr hinterher, zögerte aber, bis Jetkorn ihn an schnaubte, dann lief er hinter ihr her und kam wenig später mit ihr wieder. Sie kämpfte mit den Tränen und drehte sich von ihm und Jetkorn weg, aber auch von uns.
Djotnen trat vor und rief: „Unserer geliebte Prinzessin ist wieder da! Bald kommen auch ihre Eltern! Wenn sie da sind, wird sie verheiratet!“ Bei diesen Worten jubelte das Volk auf, aber unsere Prinzessin drehte sich erschrocken um und jetzt liefen ihr die Tränen über das Gesicht. Dann sackte sie langsam zusammen, mit einem erschrockenen Ausdruck auf dem Gesicht, dann war sie nicht mehr bei Sinne.
Niemand schien das zu bemerken, denn alle hingen an Djotnens Lippen, der gerade erklärte, welche Anforderung sie an den zukünftigen Ehemann der Prinzessin hatten.
Daher drängte ich mich durch die Masse und lief dann zur Prinzessin. Erst als sie merkten wie ich zu ihr lief, sahen sie, dass sie bewusstlos war. Einige fingen an zu schreien.
Als ich bei ihr war, fühlte ich zuerst den Puls. Er war schwach, aber er war da. Dann war auch schon Djotnen da, der mich wegstieß und versuchte sie zu wecken. Er schlug ihr leicht auf die Wange und reif. „Tori, Tori wach auf!“ Als sie nicht reagierte, nahm er sie auf die Arme und rannte ins Haus. Er rief Jetkorn zu, dass sie einen Heiler brauchten und das Volk verschwand geschockt von dem, was sie erlebt hatten.
Das war ich auch, aber ich dachte noch an etwas anderes, denn ich wusste, wie sie hieß: Tori. Was für ein schöner Name. Und wie schön sie war!
Ach, ich wollte sie unbedingt kennenlernen. Es wäre bestimmt spannend gewesen, aber sie wurde ja schon bald verheiratet. Es wäre bestimmt schön ihr Mann zu sein, aber allein, dass sie keine Stimme bei der Auswahl der Männer hatte, würde sie ihren Ehemann hassen.
Außerdem wäre ich sowieso nicht gut genug, als das ich mich hätte bewerben können. Vielleicht wäre es besser Tori zu vergessen. Was echt schade war, aber es ging halt nicht anders.
Es stand schlecht um die Prinzessin. Sie aß nichts und sie trank nichts. Sie wurde immer schwächer und dünner. Sie war kaum mehr beim Bewusstsein.
Es war zum Haare raufen. Da ich nur noch an ihrem Bett saß und mit ihr stritt, wenn sie wach war, hatte mich Jetkorn weggeschickt.
Ich sollte mich, im Namen der Regierung, bei dem Jungen bedanken, der uns darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Tori nicht mehr bei Bewusstsein gewesen war.
Sie hatte nichts gegessen, sondern das Essen weggeworfen und da sie schon sehr lange nichts mehr gegessen hatte und der Auftritt mit dem Wegrennen hatte an ihren Kräften genagt und dann noch die Ankündigung ihrer Hochzeit! Das hatte ihr den letzten Rest genommen, dass behauptete zumindest der Heiler.
Suan hieß der Junge. Er war im heiratsfähigen Alter und erfüllte viele der Anforderungen. Viele hielten ihn für den perfekten Ehemann für Tori, da man davon ausging, dass er immer so gut auf sie aufpassen würde.
Wenn nur ihre Eltern kommen würden. Die würden Tori bestimmt dazu kriegen, etwas zu essen.
Als ich aufblickte, stand der Junge genau vor mir: „Was wollt ihr?“
„Ich wollte mich, im Namen Aller, dafür bedanken, dass Sie sich um die Prinzessin gekümmert haben. Außerdem wollten wir sie fragen, ob Sie daran interessiert wären, die Prinzessin zu heiraten.“
„Die Prinzessin?...Ich?...Ja!“ Ich nickte und sagte: „Dann müssen Sie mitkommen, denn Sie müssen noch viel lernen, damit Sie würdig sind.“ Ihre Verlobung wird bekannt gegeben, wenn es der Prinzessin besser geht.“
„Darf ich sie sehen?“ Ich fühlte mich unwohl dabei, aber man konnte es ihm nicht verwehren seine zukünftige Ehefrau zu sehen, also nickte ich. „Ja, folgen Sie mir.“
Als wir in ihrem Zimmer standen und er sie sah, schlug er die Hände vor den Mund und rief: „Oh mein Gott! Was ist passiert? Was habt ihr mit ihr gemacht?“
Die letzte Frage zischte er hinaus und sah sich wütend im Raum um. Man sah ihm die Verliebtheit geradezu an.
„Seit wir sie mitgenommen haben, hat sie sich geweigert zu essen und zu trinken. Und mit ihrer Situation kommt sie auch nicht zurecht.“
Er trat an ihr Bett und schob ihre Haare aus ihrem Gesicht. Plötzlich flatterten ihre Augenlieder.
Als ich dieses Mal aufwachte, sah ich nicht Djotnen vor mir, sondern ein Junge, etwa in meinem Alter, der sich über mich beugte. Er lächelte mich an. „Hallo. Ich bin Suan.“
„oh…äh…Hi, ich bin Tori.“
Dann trat Djotnen in mein Blickfeld. „Prinzessin, darf ich dir deinen Verlobten vorstellen.“ Ich starrte ihn verständnislos an. Wovon redete er da? Das konnten… durften die nicht. „Nur über meine Leiche! Nein, Nein, Nein!“, ich war extrem wütend.“Vergesst es! Nie! Niemals!“ Ich setzte mich ruckartig auf und rückte an die Wand. Ich fühlte mich schwach, wollte es aber nicht vor den anderen zeigen, und starrte, suchend nach einer Waffe, umher.
Wenn es sein müsste, werde ich mich wahrscheinlich sogar aus dem Fenster stürzen, um davor zu fliehen. „Wie könnt ihr es bloß wagen?“
„Hier werden die Mädchen, auch gegen ihren Willen, verheiratet. Ihr seid im heiratsfähigen Alter und das Volk würde sich freuen. Da deine Eltern nicht da sind, hat sich die Regierung darum gekümmert.“
Ich schwankte und plötzlich war Djotnen neben mir. Ich versuchte ihn zu schlagen oder zu kratzen. Mir wurde wieder schwarz vor Augen.
Ich sah auf die Prinzessin… Tori… hinab. Wie sie reagiert hatte! Aber vielleicht lag es auch daran, wie es ihr beigebracht wurde. Vielleicht hätte sie es nicht so schlimm gefunden, wenn sie mich erst kennengelernt hätte, aber Djotnen hatte ja so damit herausplatzen müssen.
Ich schwöre, wenn sie das nächste Mal aufwacht, zwinge ich sie, etwas zu essen.“, murmelte Djotnen und ließ sich auf einem Stuhl nieder. Ich wusste, dass es nichts brachte, hier zu warten, also verließ ich ihr Zimmer.
Draußen lief ich in die Arme eines Dieners. „Die werten Regierungsdamen und –Herrn verlangen nach ihnen, um mit Ihnen über Ihre Hochzeit und Ihr zukünftiges Leben zu reden.“
Ich folgte ihm mehrere Treppen hoch, bis wir vor einer großen Tür standen, die er mir öffnete. Ich trat ein und fand mich in einem großen Saal wider. An den beiden Längsseiten gab es riesige Fenster. Auf der anderen Seite des Raumes war ein war ein Podium, auf dem ein Tisch stand. An dem Tisch saß die Regierung unseres Volkes.
Vor dem Podium stand ein Stuhl. Auf dem saß ich wenige Zeit später, als Pikna, sie vertrat die Damen von Stande, zu mir herunter sprach: „Willkommen, zukünftiger König von Zulka. Wir wollen dich vieles lehren, dass du wissen und können musst. Lasst uns beginnen!“ Ich nickte, da ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte.
„Du lernst zu fechten und du wirst in das Leben am Hofe integriert. Außerdem werden dir die Aufgaben eines Königs erklärt und beigebracht. Du fängst sofort an. Dein Diener bringt dich in dein Zimmer, wo du dich frisch machen kannst. Danach kommst du wieder hierher, dann wird alles weitere geklärt.“
Ich stand auf und verließ den Raum, folgte den Diener in mein neues Leben.
Ich verfluchte Djotnen aus ganzer Seele! Nach dem Schock mit der Hochzeit hatte er mir wirklich das Essen in den Mund gestopft und mich gezwungen zu kauen und zu schlucken.
Heute stand er vor mir und erzählte mir, dass es bald ein Fest zu meiner Verlobung gebe. Ich sollte dabei sein. Er stellte mir Bedingungen, damit ich dahin gehen durfte. Da lachen ja die Hühner! Ich würde doch nicht irgendwas machen, nur um zu einem Fest zu gehen, auf der meine Verlobung gefeiert wird, die ich nicht wollte. Ich würde die bestimmt nicht erfüllen! Das sagte ich ihm auch. Er lachte nur und sagte, dass, wenn ich meine Eltern vor der Hochzeit sehen wollte, ich es doch wohl tun müsste.
Ich bin ausgerastet und habe dreckiges Geschirr nach ihm geworfen. Darauf hatte er den Raum verlassen. Kurze Zeit später kam ein Diener, der das ganze Geschirr mitnahm. Nun hatte ich keine Munition mehr und war einfach nur noch sprachlos.
Meine Eltern würden kommen! Jetzt konnten sie mich genauso erpressen wie meine Eltern. Jetzt war ich verletzbar wie ein junger Vogel. Ich hatte angst mich zu beugen und mein Schicksal anzunehmen. Das wollte ich nicht. Aber was blieb mir anderes übrig?
Ich musste abwarten. Darauf liefen meine Überlegungen hinaus: Die folgsame Tori spielen und Ruhe bewahren.
Ich stand auf und trat ans Fenster. Ich traute meinen Augen nicht! Dort kamen meine Eltern, sie sahen extrem unglücklich aus, aber das waren sie! Sie kamen auf das Gebäude zu, in dem ich gefangen gehalten wurde.
Plötzlich gab es einen lauten Knall und überall war Feuer. Ich schrie auf: Dort wo eben noch meine Eltern gestanden hatten war alles verkohlt. Mir kam ein schrecklicher Gedanke und ich rannte auf die Tür zu. Sie war nicht verschlossen. Gut! Der Flur war verlassen und der Rest des Hauses auch.
Niemand beachtete mich als ich durch die Stadt lief. Bald hatte ich das Tor erreicht und verließ die Stadt.
Um mich herum nur die leere Weite des Schnees. Ich begann zu frieren, denn ich trug nur eine dünne Hose und einen Pullover.
Es war mir aber egal, ich wollte nur weg. Ich wusste nicht wie lange ich gewandert bin, aber als ich mich umdrehte sah ich nichts mehr von der Stadt.
Langsam wurde ich müde, aber ich wollte nicht aufgeben! Als mir die Augen wieder einmal zu fielen, sah ich einen schwarzen Fleck, der immer größer wurde. Ein Auto! Ich rannte, stolperte eher, auf das Auto zu. Es hielt an. Dann sah ich erst, wer am Steuer saß: Jetkorn! Ich drehte mich um und wollte davon rennen, aber er war bald hinter mir, warf mich über die Schulter und warf mich auf den Hintersitz.
Dann stieg er ein und fuhr los. Innerlich war ich erstarrt. Ich war gescheitert. Das konnte… nein, durfte nicht sein.
Mich überkam ein Gefühl der Gleichgültigkeit. Ich hatte alles verloren! Meine Eltern waren tot und jetzt würde niemand kommen, um mich zu retten. Ich konnte auch nicht fliehen. Ich war so gut wie verheiratet. Mein Leben war so gut wie beendet. Sollten sie doch meinen Körper kriegen. Meinen Geist würden sie nie kriegen. Oder das, was davon übrig geblieben war.
Der Anschlag kam unerwartet. Hatte das Volk doch ihren König und ihre Königin zurück haben wollen. Jetzt waren sie beide tot und nun würden bald Tori und Suan die neuen Herrscher werden.
Tori! Ich hatte sie total vergessen! Ich drehte mich um und rannte die Treppe rauf, den Flur entlang. Ihre Tür stand offen. Waren die Attentäter bis hierher vorgedrungen oder war Tori abgehauen?
Ich betrat das Zimmer. Leer! Sie war weg. Wo war sie jetzt wieder? Ging es ihr gut? Ich musste sofort los und sie suchen. Ich wählte einen Geländewagen, damit war ich schneller im Schnee unterwegs.
Ich fuhr schon eine ganze Weile durch die Gegend, als ich Jetkorns Auto sah. Er wusste von all dem noch nichts. Es war meine Pflicht ihm alles zu erzählen.
Als er ausstieg ging er zu den Hintersitzen, öffnete die Tür und zerrte ein Mädchen heraus. Tori. Zu mir gewandt sagte er: „ Sucht Ihr zufällig das?“ Ich nickte, brachte aber keinen Ton heraus. Wie Tori aus sah. Bleich und anscheinend ließ sie alles, was gerade passierte, kalt. Sie hatte einen abweisenden Blick.
„Wie konnte sie fliehen?“ Jetkorns Worte rissen mich aus meinen Gedanken. „Es…äh…es gab einen Anschlag auf Toris Eltern. Da hatte niemand auf sie geachtet. Es tut mir leid!“ „Das sollte es dir auch! Was wenn ich sie nicht rechtzeitig gefunden hätte und sie gestorben wäre?“ Ich schluckte. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich fasste Tori am Arm und ging mit ihr wieder zum Auto.
„Was hast du dir dabei gedacht?“ Sie sagte nichts. Sie starrte nur mit abweisendem Blick nach vorne. Was hatte sie nur?
Die ganze Zeit starrte sie stumm geradeaus. Kein Geräusch, keine Mimik. Ich begleitete sie in ihr Zimmer und schloss ab. Auf dem Rückweg zu meinem Quartier stieß ich auf Suan, der mich verzweifelt fragte: „Habt ihr sie gefunden?“ Ich nickte und ging weiter.
Ich wollte mit niemanden reden. Ich musste nachdenken. Wie sie geguckt hatte, wie jemand, der aufgegeben hatte… gebrochen war. Sie hatte doch nicht?! Ging es ihr so schlecht? Das konnte doch nicht sein…durfte nicht. Nicht so schnell. Außerdem warum? Doch nicht etwa, weil sie verheiratet wird oder wegen ihrer toten Eltern? Oder etwa doch?
Niemand hatte gewollt, dass das passiert. Man könnte ihr mehr Freiraum geben… Nur die Haustüren abschließen…oder war es schon zu spät? Ich seufzte. Es war für alles zu spät, viel zu spät.
Als Djotnen mir bestätigte, dass man sie wieder gefunden hatte, war ich erleichtert.
Da ihre Eltern gestorben waren, musste alles schneller gehen. Morgen war die Beerdigung und übermorgen Toris und meine Hochzeit.
Ich musste eine Rede für morgen auswendig lernen. Man hatte dem Volk gesagt, dass Tori unter Schock stand, wegen des Todes ihrer Eltern, und das ich, bis sie sich erholte, zum Volk sprechen würde.
Ich hoffte, dass Tori mich irgendwann mal mögen würde. Ich würde schließlich ihr Mann werden.
Sie tat mir leid. Seit kurzem in einer neuen Umgebung und schon wird sie mit einem Fremden verheiratet und ihre Eltern starben. Das muss hart sein.
Ich habe meine Eltern nie gekannt, bin bei meiner Tante aufgewachsen. Diese starb vor zwei Jahren und seitdem lebte ich alleine. Das Haus in dem ich lebte, stand nun zum Verkauf. Ich lebte ja jetzt im Palast.
Tori lebte in Djotnens Haus bis zur Hochzeit. So lange war er auch in den Palast gezogen.
Ich hoffte, dass ich ein guter König werden würde. Es war eine große Verantwortung und ich hatte noch nicht viel Übung. Aber zum Glück gab es ja Berater.
Ich saß auf meinem Bett. Es war inzwischen Nacht. Ich konnte nicht schlafen, denn morgen war die Beerdigung und meine Hochzeit konnte auch nicht weit sein.
Vor meinem geistigen Auge sah ich meine Eltern. Wie sie gewirkt hatten. So traurig. Wie die Bombe explodiert war.
Ich war schuld, dass sie tot waren. Ich. Ich allein.
Plötzlich gingen mir eher unwichtige Sachen durch den Kopf. Wer sich wohl um Sky kümmern würde. Wie es Amanda ging. Was sie wohl dachten wo ich war und warum. Was Luca wohl machte…
Es war egal, denn niemand konnte mich jetzt noch retten. Niemand. Ich seufzte. Es war spät und morgen war die Beerdigung meiner Eltern, also im gewissen auch meine eigene.
Ich schlüpfte unter die Bettdecke und schlief auch bald ein.
Matia weckte mich am nächsten Morgen. Sie hatte ein schwarzes, bodenlanges Kleid an.
„Ihr Verlobter wartet vor dem Haus auf Sie. Kommen Sie.“ Ich erhob mich und folgte ihr.
Draußen wartete Suan, in einem Sakko, auf mich. „Mein herzliches Beileid. Es tut mir leid.“ Ich ignorierte ihn und stieg ins Auto, er folgte.
„Auch wenn es sehr fehl am Platz ist, aber ich freue mich auf Morgen.“ Ich sah ihn fragend an und er deutete meine Miene offenbar richtig, denn er fragte: „Wusstest du es denn nicht? Morgen ist unsere Hochzeit.“ „Oh…“ Ich war nicht sehr überrascht. Ich wusste, dass sie zu allem bereit waren.
„Ich wusste nicht, dass du es nicht wusstest. Tut mir leid.“ Ihn schien alles Leid zu tun. Wir waren bald angekommen, er stieg aus und öffnete mir die Tür. Wie freundlich. Ich stieg aus und ignorierte seine Hand, die er mir zur Hilfe hingestreckt hatte.
Er lief neben mir her, ich ignorierte ihn. Nach einer Weile griff er nach meinem Arm, zog mich in eine große Halle, ganz nach vorne. Dort deutete er an, mich hinzusetzen und setzte sich neben mich.
Auf einer Anhebung standen zwei Särge. Meine Eltern. Ich schluckte. Irgendwas schrie in mir „nein“, nicht weil sie tot waren, sondern weil sie hier lagen, weil sie hier beerdigt und hier ihre Ewigkeit liegen würden. An dem Ort, von dem sie geflohen waren. Das war nicht fair!
Die Halle füllte sich langsam. Jeden, der sich in die erste Reihe setzte, bedachte ich mit bösen Gedanken. Die Beerdigung begann.
Und ich begann diese Leute wirklich zu hassen. Ihre Tränen waren falsche, ihre Trauermienen auch und ihre Mitleidbekundungen erst recht. Morgen würde sich niemand mehr an sie erinnern. Sie würden morgen Suan und mir zu jubeln. Ich fühlte mich so allein wie noch nie zuvor.
Suan erhob sich und trat ans Podest: „Meine Damen und Herren. Wir haben uns hier versammelt, um den Tod unseres Königs und unserer Königin, Mattynon und Tranella, Toris Eltern, zu betrauern. Sie werden jetzt beigesetzt. Wir werden später an ihren Gräbern stehen. Zuvor aber wird Tori, da sie nun unsere Königin ist, ihren heidnischen Namen ablegen und einen der unsrigen annehmen. Ich bitte sie jetzt zu mir zu kommen, um ihn entgegen zu nehmen.“
Ich blieb sitzen. Ich wollte keinen neuen Namen. Ich liebte meinen Namen. Sie wollten mir alles nehmen, um mich zu zwingen, eine von ihnen zu werden. Das durfte nicht passieren!
Jetkorn kam zu mir und flüsterte mir ins Ohr. „Entweder du kommst mir oder du darfst den Rest deines Lebens in deinem Zimmer verbringen.“ Widerwillig erhob ich mich und ließ mich von ihm hochzerren.
„ Da ich ihr, dein, Verlobter bin, durfte ich den Namen aussuchen. Ich habe den Namen Narina gewählt. Nimmst du den Namen an?“
„Sag `Ja´“, zischte Jetkorn. „Ja“, meine Stimme zitterte. Ich wollte nur weg. Sie wollten meine alte Persönlichkeit zerstören und eine neue erschaffen. Ein anderer Name, eine andere Situation, eine andere Gesellschaft.
Suan stand gerade neben mir, um mich zu meinem Platz oder wohin auch immer zu bringen, als man eine Explosion hörte.
Ich zuckte zusammen und Suan zog mich zu Boden. „Verdammt! Das war bestimmt Artjom.“
„Artjom?“
„Er ist der Anführer der Freiheitskämpfer. Sie wollen die Anarchie auflösen. Verdammt, wir müssen hier raus! Djotnen!
Djotnen tauchte auf und führte uns durch einem Hinterausgang nach draußen. Dort wartete ein Wagen.
„Narina schnell! In den Wagen.“ Ich blieb stehen. Auf diesen Namen hörte ich nicht und würde ich auch nie. „Narina! Narina!“
Eine weitere Bombe explodierte ganz in der Nähe. „Narina… komm!“ Ich reagierte nicht. Leute schrien und man hörte eine weitere Explosion. Djotnen warf mich über die Schulter und dann auf den Hintersitz. Ich richtete mich auf, rückte mein Kleid richtig und starrte aus dem Fenster. „Verdammt! Warum hast du nicht reagiert? Du hättest sterben können!“
Ich ignorierte Suan und war in Gedanken längst woanders. In einer Welt in der ich noch zu Hause war, meine Eltern lebten noch und ich war noch mit Luca zusammen. Es war eine schöne Welt, mit Amanda über andere Mädchen lästern, während wir mit Sky spazieren gingen. Hin und wieder stritt ich mich mit meinen Eltern, aber ansonsten waren wir eine harmonische Familie. In der Schule lief alles blendend und mein Leben war perfekt!
„Narina!“ Irgendjemand schlug mir auf die Schulter.
„Au, sag mal hast du sie noch alle?“, fuhr ich Suan an. Er starrte mich verdattert an. „Und nenn mich nicht Narina! Mein Name ist Tori. Tori, verdammt!“
Jetzt starrten beide mich an. Djotnens Gesicht erstrahlte, als würde er sich freuen. Suan sah nur erschrocken aus.
War ja klar. Seine stumme Verlobte kriegte einen Wutanfall. Da ist man halt verwirrt.
„Ich wollte dir nur sagen, dass wir angekommen sind.“ Ich verließ das Auto und blieb stehen. Das war nicht das Haus in dem ich bis jetzt gelebt habe.
„Wo bin ich hier?“
„Du bist vor dem Palast, wo du von nun an lebst. Ich bring dich auf deine Zimmer. Suan, Brinattera wollte dich wegen Morgen noch mal sprechen, geh doch bitte zu ihr.“
Als wir in den Eingangsbereich meiner Zimmer standen, sagte er: „Ich wollte dich warnen wegen Morgen.“
„Ich weiß, dass ich Morgen heirate. Keine Angst, ich werde nicht ausrasten. Ich werde gar nicht kommen. Egal womit ihr mich zwingen wollt. Ihr könnt mich mal!“
Ich trat ins Schlafzimmer und schlug die Tür zu.
Ich begrüßte Brinattera und nahm Platz. „Ihr wolltet mich sprechen?“
„Ja. Du sollst eine Rede nach der Zeremonie halten. Das Ihr euch geehrt fühlt und schwört ein guter König zu sein und so weiter.“
Da klopfte es an der Tür. „Ja bitte?“ Djotnen kam mit einem besorgten Gesichtsausdruck herein. „My Lady es geht um Narina. Sie weigert sich zu ihrer Hochzeit zu kommen, egal was wir ihr androhen würden. Was soll ich tun?“
Mir fiel nichts ein und Brinattera schien auch ratlos zu sein. Wie sollte man ein Mädchen zu etwas zwingen, wenn es ihr egal war was man ihr antat? Außer das man sie verheiratete.
„Vielleicht wenn man sie betäubt, dass sie alles nicht wirklich mitbekommt, sodass man ihr nur zuflüstern muss was sie tun soll.“, schlug Brinattera vor.
„Aber wie sollen wir sie dazu kriegen es zu nehmen?“, warf ich ein. Mir gefiel es nicht, dass man solche Mittel benutzte. Mir tat Narina leid. Es war einfach zu viel für sie.
„Ich schaff das schon!“, meinte Djotnen selbstsicher, „Aber wo krieg ich es her?“
„Dafür sorge ich schon. Morgen früh bekommst du es. Nun geht. Aufgrund dieser Informationen muss ich noch einige Gespräche führen. Suan, du weißt was du zu tun hast, oder?“
Ich nickte und verließ den Raum. Doch ich ging nicht auf mein Zimmer oder in die Bibliothek, um die Rede zu schreiben, sondern zu den Gemächern von Narina.
Vor der Tür blieb ich stehen. Sollte ich ihr davon erzählen? Einerseits wollte ich diese Hochzeit, denn ich liebte sie, andererseits war sie ja dann unter Drogen, also nicht Herrin ihrer Sinne.
Aber wenn sie unter Drogen stand, würde sie kaum etwas mitbekommen und dadurch wäre es bestimmt nicht so schlimm für sie.
Ich entschied mich, es ihr nicht zu sagen und klopfte. Keine Reaktion. Ich drückte die Klinke herunter, aber die Tür ging nicht auf. Sie war nicht von außen verschlossen.
Ich rief ihren Namen, beide, aber keine Antwort. War sie in Gefahr? Hatten die Revolutionskämpfer sie in den Händen? Oder hatten sie…?
Ich drehte mich um und rannte den Korridor entlang, um jemanden zu suchen, der ihm helfen konnte.
Ich rannte fast in Jetkorn herein, als ich um eine Ecke lief. „Die Prinzessin, Narina… Sie…Sie reagiert nicht und die Tür ist verschlossen. Es könnte etwas Schreckliches passiert sein.“
Er nickte und eilte in die Richtung ihrer Gemächer, ich folgte ihm. Er klopfte- keine Reaktion. Er rief ihren Namen- keine Reaktion. Er rannte ein paar Mal gegen die Tür- keine Reaktion. Dann rannte er mit voller Wucht gegen die Tür. Die Tür fiel aus dem Rahmen und wir waren drinnen.
Ich eilte ins Schlafzimmer, aber dort war sie nicht. Das Esszimmer, Büro und die Bibliothek waren auch verlassen.
Blieb nur noch das Badezimmer. Die Tür war verschlossen. Jetkorn öffnete diese mit Gewalt. Die Badewanne war mit Wasser gefüllt. Ich trat auf sie zu und sah hinein. Ach du heilige Scheiße!
Um mich herum Schwärze. Nur vor mir ein gleißendes, helles, weißes Licht. In diesem Licht sah ich meine Eltern.
Ich lief auf sie zu. Am Anfang ging es leicht, ich schwebte fast. Dann wurde es schwerer, es fühlte sich an, als wollte mich jemand wegziehen, weg von meinen Eltern, weg von dem hellen Licht.
Das wollte ich nicht, so strengte ich mich an, zog dagegen an, schaffte ein paar Schritte, war fast da, dann war alles verschwunden.
Vor mir kniete ein Junge, etwas älter als ich, und sah mich besorgt an. „Prinzessin! Prinzessin!“ Ich war eindeutig nicht im Himmel. Niemand nannte mich Prinzessin außer Suan und sein Volk.
„Was macht Ihr bloß? Wie geht es Euch?“ Ich antwortete nicht. Ich schloss nur die Augen. Ich wollte weg von hier. Ich merkte wie mein Bewusstsein schwand, aber auch wie man mich hochhob und davon trug.
„Sie ist krank, sie kann nicht heiraten!“
„Mir ist das egal! Die Hochzeit ist Morgen, egal wie schlecht es ihr geht! Danach kann sie sich solange Auszeit nehmen, wie sie will. Dann ist ja Suan als König da. Außerdem wird sie nicht mitbekommen, da…“
Ich stöhnte und die Stimmen brachen ab. Als ich die Augen öffnete, stand eine Frau neben meinem Bett und beugte sich über mich. „Hallo, ich bin Aikaja. Ruht Euch noch eine Weile aus, Morgen ist Euer großer Tag und da sollt Ihr ja nicht zusammen brechen.“
Ihre Stimme klang vorwurfsvoll. Sie starrte immer wieder böse zu einem Mann, der im Hintergrund stand.
Ich nickte, denn ich war sehr müde, und schlief wieder ein.
Leise schloss ich ihre Tür auf. Sie tat mir leid, aber es musste sein. Ich trat ein. Sie lag ruhig in ihrem Bett, das Mondlicht erhellte ihr Gesicht.
Es sah so friedlich aus. So entspannt, wie sie seit ihrer Entführung nicht gewirkt hatte.
Plötzlich verkrampfte sich ihr Gesicht und sie fing an, um sich zu schlagen und schrie. Sie schrie und schrie.
Ich sah ihr zu wie sie mit dem Albtraum kämpfte und schließlich wieder still wurde. Ich schüttete ihr die Droge ins Wasserglas. Sie würde bestimmt trinken, wenn sie aufwachte.
Sie würde nach dem heutigen Tag selten das Schlafzimmer verlassen dürfen und immer unter Beobachtung stehen. Nun wusste man ja, dass sie sich umbringen würde, nur um hier weg zukommen.
Ich sah sie nochmal an, dann verließ ich den Raum.
Heute war mein großer Tag. Ein Diener half mir beim Anziehen des Anzugs und glättete mein Haar.
Es klopfte und Jetkorn trat ein. „Die Prinzessin ist bald fertig. Wir müssen los.“ Ich folgte ihm zur Kutsche. Ich sah ihn fragend an. „Es ist eine Königshochzeit. Da ist alles traditionell.“
„Außer das die Braut auf Drogen ist, weil sie sonst niemals darauf eingegangen wäre…“, murmelte ich. Er bedachte mich mit einem bösen Blick und bedeutete mir einzusteigen.
Ich stieg ein und die Kutsche fuhr los. Es war ein kurzer Weg. Bald stieg ich vor einer riesigen Kirche aus.
Alle waren schon da, so konnte ich schon zu dem Altar gehen. Wenig später kam die Prinzessin, an der Seite von Djotnen, an.
Nur der leicht schwankende Gang ließ darauf schließen. Es machte mich unsagbar traurig, dass man sie zwingen musste. Es wäre eine schöne Hochzeit gewesen, wenn sie damit einverstanden gewesen wäre.
Bald stad sie neben mir und die Zeremonie begann. „Das Leben in der Ehe ist ein Nehmen und ein Geben. Man muss sich vertrauen können und sich verstehen. Sonst wird aus der Ehe eine gescheiterte Ehe. Und nun frage ich dich Suan, willst du Narina zu deiner Ehefrau nehmen? Sich um sie kümmern, für sie da sein, in guten wie in schlechten Zeiten? Dann antworte mit `Ja, ich will!´“
„Ja, ich will!“
„Und da Narina, willst du Suan zu deinem Ehemann nehmen? Für ihn da sein, sich um ihn kümmern, in guten wie in schlechten Zeiten? So antworte mit `Ja, ich will!´“
Djotnen beugte sich leicht vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf sie sagte: „Ja, ich will!“
„Dann erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau. Möge eure Ehe halten, bis der Tod euch scheide.“
Als der Priester endete, flog die Tür auf und bewaffnete Männer liefen herein und eröffneten das Feuer.
Während alle schreiend Deckung suchten, stand Narina seelenruhig auf ihrem Platz und beobachtete das Spektakel.
Einige der Männer liefen auf mich zu und zerrten mich zu Boden. „Was ist mit der Prinzessin los?“, knurrte einer von ihnen.
„Sie steht unter Drogen. Bitte tut ihr nichts!“, keuchte ich. Einer der Männer nickte einem Jungen, etwa in meinem Alter, zu, der zur Prinzessin ging und mit ihr redete.
Verzweifelt sah ich mich nach Djotnen um, aber der lag blutend am Boden. Währenddessen nahm der Junge Narina bei der Hand und führte sie weg. Ich wurde hochgezogen und unter Gewaltandrohung nach draußen bugsiert.
Vor mir ging meine Frau an der Hand des Jungen. Sie schien gar nichts von der Bedrohung mit zu kriegen. Wie auch. Sie stand ja auch unter Drogen. Wieder einmal verfluchte ich diese Maßnahme.
Dann ging alles ganz plötzlich. Sie blieb stehen, verkrampft, als hätte sie Schmerzen. Dann fiel sie um, ihr Körper zuckte immer wieder und sie schrie vor Schmerzen.
Alle erstarrten! Was war mit ihr los?
Da öffnete sich eine Autotür und eine Frau kam angelaufen. Sie gehörte scheinbar zu ihnen, denn sie schimpfte erstmal mit dem Jungen, wies ihn dann an Narina zu tragen und verschwand mit ihr in einem Wagen.
Ich wurde zu einem Transporter gedrängt, wo ich von einem grimmigen Mann bewacht wurde. Das Auto setzte sich in Bewegung.
Die Scheiben waren getönt, sodass ich nicht sehen konnte wohin wir fuhren, aber ich konnte den Mann näher beobachten. Er hatte schwarzes Haar und einen Bart, trug schwarze Klamotten und eine Waffe.
Außerdem ein schlichtes blaues Armband. Er war einer von Artjoms Männern! Das erkannte man sofort an seinem Armband. Also steckte Artjom dahinter!
Was hatte er vor? Wie ging es Narina? Würde sie wieder gesund werden? Wo fuhren wir hin? Was würde mit uns geschehen? Würden sie uns foltern? Töten? Ich wusste es nicht und hatte unsagbare Angst. Ich schämte mich dafür. Ein König hatte keine Angst. Ein König würde seine Königin retten und mit ihr fliehen oder die Feinde töten. Statt hier zu zittern würde er über Rettungs- und Fluchtmöglichkeiten nachdenken.
Ich war so ein schlechter König. Ich hätte es verdient zu sterben. Meine Frau lag wahrscheinlich schon im Sterben und ich war schuld. Ich hätte verhindern müssen, dass man ihr Drogen gab. Ich hätte ihr einfach klar machen müssen, dass sie mich zu heiraten hat. Aber das hatte ich jetzt davon!
Meine Frau lag im Sterben, weil ich mich nicht durchsetzten konnte. Ich wusste, ich musste etwas unternehmen!
„Hey du! Wo bringt ihr uns hin?“
„Darf ich nicht sagen ``Eure Majestät´´“, das ``Eure Majestät´´ sagte er höhnisch, spöttisch und angewidert aus. Dieser einfältige Wicht!
Der Wagen blieb stehen und der einfältige Wicht kramte in seinen Taschen herum. Er schien gefunden zu haben, was er brauchte, denn plötzlich drehte er mir die Hände auf den Rücken. Er band sie zusammen und zerrte mich daran aus dem Transporter. Kaum war ich wieder im Sonnenlicht, stülpte man mir einen Sack über den Kopf.
So wurde ich durch die Gegend gezerrt. Einmal wäre ich fast eine Treppe hinunter gestürzt, aber irgendjemand hielt mich fest.
Als man mir den Sack wieder abnahm, war ich in einem dunklen, fensterlosen Raum mit einer Tür. Ich saß auf einem Stuhl, Arme und Beine waren daran gefesselt.
In dem Zimmer war außer mir noch eine Person, die mich mit einem hasserfüllten Blick betrachtete.
„Hallo Suan. Ich bin Artjom. Narinas Bruder.“
„Du lügst! Narina hat keine Geschwister.“
„Doch. Als unsere Eltern flohen, waren sie mit Narina schwanger. Mich gab es damals schon. Sie hatten mich zurückgelassen, ihren Sohn, weil er sie an diesen Ort erinnerte. Ich konnte fliehen, denn diese Regierung ist irre. Eigentlich wollte ich meine Schwester quälen, dafür dass sie mit unseren Eltern ein normales Leben hatte, aber das habt ihr ja übernommen.
Ihr habt die Bombenanschläge ausgeführt, oder? Um ihren Willen zu brechen und sie gefügig zu machen. Hat nicht wirklich geklappt, oder? Ihr Drogen unterzumischen, tz tz, keine gute Idee. Dank euch schwebt sie in Lebensgefahr!“
„Was? Wieso? Woher weißt du das alles?“
„Ich habe meine Quellen. Und Narina war noch krank, Lungenentzündung. Und ihr gebt ihr Drogen! Wolltet ihr sie auch töten? Du wärst sicher ein höriger König, aber du bist verliebt. Eine Schwäche, die dich verleiten könnte, das wäre schlecht, oder? Also weg mit ihr!“
„Nein!... Nein, das würden sie nie tun!“
„Warst du oder ich drei Jahre bei denen gefangen? Du weißt gar nichts über die. Denk darüber nach.“
Mit diesen Worten verließ er den Raum. Der Typ hatte eindeutig nicht alle Tassen im Schrank! Er Narinas Bruder? Nie im Leben. Und die würden sie nicht umbringen. Nie.
Ich wusste nicht wie lange es dauerte, aber irgendwann kam er mit einer Frau zurück. Sie hatte einen Koffer mit sich dabei.
„Ihr Zustand hat sich nicht verbessert! Dafür wirst du büßen. Das ist Mahalima. Sie kennt sich hervorragend mit Giften aus. Sie wird dir jetzt ein Gift spritzen, dir aber rechtzeitig das Gegengift einflössen. Stirb Narina, stirbst du!“
„Warum das Ganze? Ich dachte du hasst deine Schwester!“
„Nicht mehr! Sie wurde genau so benutzt wie ich. Auch sie wollte sich wehren mit allen Mitteln. Sie ist eine von uns. Mehr brauchst du nicht zu wissen. Mahalima, du bist dran.“
Sie lächelte gefährlich, öffnete den Koffer und Artjom zeigte auf eine der Karaffen. Beide fingen an zu grinsen, ein gefährliches Grinsen, wobei mir heiß und kalt wurde.
Als sie auf mich zu kam, wollte ich mich wehren, konnte mich aber nicht bewegen. Sie beugte sich vor und flüsterte: „Halt still, sonst wird es noch schlimmer für dich.“
Ich hielt verkrampft still und biss die Zähne zusammen. Das Gift brannte sofort in meinen Adern und ich stöhnte leise. Das entlockte Artjom ein zufriedenes Lächeln und er und Mahalima verließen den Raum.
Ich begann zu schwitzen und konnte nur noch keuchen. Es tat so verdammt weh. Mittlerweile wimmerte ich nur noch.
War das wirklich nötig?“ Mahalima folgte mir in meinen Raum. „Wir können ihn nicht sterben lassen und deine Schwester geht dir doch am Arsch vorbei. Warum also?“
„Das geht dich eigentlich gar nichts an, aber diesen Drei- Käse- Hoch hasse ich mehr als meine Schwester. Er soll leiden. Sie leidet ja schon, ohne unser Zutun.“
„Das ist doch nicht der wahre Grund! Sag es mir!“
„Das war der Grund! Und nun geh zu Bolanna und frag, wie es Tori geht, ok?!“
„Ja, aber warum interessiert dich das?“
„ Geh! Geh einfach und frag nach. Los!“ Grummelnd ging sie und ließ mich alleine.
Ich war das Lügen leid. Tori war zwar meine Schwester, aber ich wurde adoptiert. Und als flohen, wurde ich von den anderen ausgesetzt.
Man hatte mich längst vergessen, aber ich hatte trotzdem meinen Namen geändert, den offiziellen und den, den Toris Eltern mir gaben. Derek, so nannten sie ich liebevoll. Luno hieß ich offiziell.
Ich wusste nicht, warum ich ihm Schmerzen zufügen wollte, aber als ich sie so sah, kam es einfach über mich.
Ich wurde wütender auf diese Regierung als je zuvor. Sie war zwar nur wenige Jahre jünger, aber sie sah so zerbrechlich und hilfsbedürftig aus.
Ich seufzte und bereitete unsere Weiterreise vor. Tori würde in einem Wohnwagen weiterreisen. Sie war zu schwach, um zu sitzen..
Während den Fahrten durfte Suan nicht gequält werden, dass könnte böse enden.
Später würden wir uns trennen. Suan würde im Norden bleiben, aber Tori würde in den Süden gebracht werden, damit sie sich erholen konnte. Bei wem ich blieb, wusste ich noch nicht. Das würde ich später entscheiden. Es klopfte, Mahalima war wieder da.
„Es geht ihr immer noch schlecht. Sie ist im Moment nicht in Lebensgefahr, könnte es aber bald wieder sein. Bolanna tut ihr bestes, aber sie könnte jederzeit sterben.“
„Wir müssen sofort los. Sag Bolanna, Narina kommt in den Wohnwagen und gibst du Suan das Gegengift? Wir müssen so weit wie möglich, damit wir Medikamente kaufen können. Und sag allen bescheid, dass wir los müssen. Beeilung!“
Sie verschwand wieder und ich war allein. Ich nahm meine fertig gepackten Taschen und lief runter zum Wohnwagen.
Ich würde ihn fahren. Zusammen mit… Ich wusste es nicht genau, da kam aber Guramus um die Ecke und ich eilte zu ihm.
„Guramus du fährst mit mir zusammen den Wohnwagen. Hilf Bolanna beim Tragen des Sachen, die sie braucht, ich mach alles innerhalb fertig.“
Ich half Bolanna hinein, ging dann zur Fahrerkabine und nahm auf dem Fahrersitz platz. Wenige Sekunden später saß Guramus neben mir. Ich startete den Wohnwagrn und fuhr vom Hof auf die Straße. Die Wagen folgten mir.
Ich hielt über Funk mit ihnen Kontakt, teilte ein, wer mit mir kam, wer mit Mahalima kam, wann wir uns trennten und in welchen Abständen wir unsere Pausen machen wollten.
Wir wollten dem Prinzen weiß machen, Tori sei in der Nähe von ihm und es ginge ihr sehr schlecht, während sie sich in Italien erholte. Außerdem wollten wir die Regierung erpressen, Suan gegen Geld. Tori würden sie nicht wollen und Suan erzählte man sicher später, sie sei tot. Was wir mit ihr machten, wenn sie wieder gesund war, wussten wir noch nicht, aber uns würde noch was einfallen.
Kaum hielten wir an, für die erste Pause, ging ich zu Bolanna und Tori.
„Wie geht es ihr?“
„Nicht viel besser, fürchte ich. Sie ist immer noch bewusstlos. Die Drogen schwächen ihr Immunsystem und die Lungenentzündung auch. Aber sie ist im Moment außer Lebensgefahr. Ich tue mein bestes, aber es könnte sein, dass sie nie wieder aufwacht oder dennoch stirbt.“
„Sobald wir in Norwegen sind, kaufen wir alle Medizinmittel, die du brauchst. Du schaffst das!“
Sie schien nicht sehr überzeugt, sagte aber nichts. Ich ging zu einen Schrank und nahm ein wenig Essen und Trinken mit.
Als ich mich auf den Beifahrersitz fallen ließ, war Guramus schon da. Ich gab ihm stumm Essen und Trinken.
„Wie geht es ihr?“
„Nicht so gut, aber Bolanna tut ihr bestes.“ Er nickte und wandte sich seinem Essen zu. Ich drehte das Radio lauter auf, es lief gerade Misguided Ghosts von Paramore. „I´m going away for a while, but I´ll be back and don´t try to follow me…”
Bei diesem Lied fragte ich mich, was Tori wohl für Musik hörte, ob sie einen Freund hatte, oder Haustiere, wie viele Freundinnen sie wohl hatte, wie sie in der Schule war. „And run to them, to them, fall speed ahead…“
„Das Lied ist ziemlich traurig. Ich schallt mal weg.“ Das nächste Lied war das komplette Gegenteil- Rapp- Underground von Eminem. „Here come´s the rain from underground.“
Die Lieder schienen mich zu stimulieren, denn jetzt wurde ich wütend. Auf die Regierung, Suan und Tori, die alles mit sich hatte machen lassen.
Ich schluckte den Ärger hinunter und rief Mahalima an. „Ja?“
„Hey, ich bins. Hattest du Erfolg?“
„Ja, Ianero nimmt meine Gruppe auf, Zahana euch. Sie fragt euch nach Decknamen. Sie heißt Maria, damit sie die gültigen Passe besorgen kann.“
„Ich heiße Derek, Narina Tori, Bolanna Anita, Guramus… Alejandro, ok?“
„Ja. Eine Frage hätte ich noch. Habt ihr normale Klamotten für Narina?“
„Ähm… ich glaube nicht.“
„Dann fahr doch bei ihr vorbei, ihr werdet sowieso in der Nähe vorbei fahren.“
„Na gut… Ich hab da noch ne Bitte. Foltere Suan, foltere ihn, füg ihm Schmerzen zu!“
„Hatte ich sowieso vor.“
„Du bist die Beste. Melde dich, wenn ihr da seit.“
„Ok.“ Mit diesen Worten legte sie auf.
„Alejandro? Sehe ich wie ein Alejandro aus?“, maulte Guramus.
„Ein bisschen.“ Ich grinste, während er keine Miene verzog. Er murmelte irgendetwas von wegen schlecht erzogener Jugend.
Das brachte mich zum Lachen, wodurch er eine noch finstere Miene zog. Ich grinste ihn an, er stellte das Radio lauter. „When you were young and on your own, how did it feel to be alone?” I Blame coco- Only love can break your heart. Guramus stöhnte laut auf.
„Gibt es nichts Anständiges im Radio?“
„Mach es doch aus, wenn du es nicht hören willst.“ Das machte er wirklich. Er sah nicht wirklich glücklich aus, so verzichtete ich auf Konversation und vertiefte mich in ein Buch.
Ich blickte erst wieder auf, als wir auf die Fähre fuhren. „Wie lange sind wir auf der?“
„2-3 Stunden. Ich geh mir die Beine vertreten, würd ich dir auch empfehlen.“ Ich nickte nur und stieg aus.
Bolanna sah von ihrem Buch aus, als ich reinkam. „Ich habe gute Neuigkeiten für dich!“
„Echt? Was denn für welche?“
„Narina geht es besser! Die Medikamente schlagen endlich an! Wenn wir Glück haben, wacht sie in ein bis zwei Tagen auf.“
„Das sind wahrhaftig gute Neuigkeiten.“, Ich lächelte erfreut, „Aber es wird Wochen dauern, bis sie wieder vollkommen gesund ist.“
„Das ist nicht so schlimm, solange sie wieder gesund wird.“ Sie nickte, wie um mich zu bekräftigen.
„Leg dich hin, ich kümmere mich um sie. Muss ich auf irgendetwas achten?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, erst wieder in 12 Stunden. Weck mich, wenn irgendetwas mit ihr passiert. Egal wie nebensächlich es dir erscheint.“
Ich nickte und sie seufzte, legte sich hin. Ich setzte mich auf eine der Bänke.
Ich schnappte mir mein Buch, konnte mich aber nicht konzentrieren. Ich musste immer wieder an Tori denken, die nun auch Vollweise war. Es erinnerte mich an damals, als ich gerade auf der Straße gelandet war.
Ich war damals gerade mal 5 Jahre alt, konnte also nicht verstehen, warum ich auf der Straße saß, von meinen Eltern verlassen, von der Regierung weggeworfen.
Ich lief und stolperte durch die Gegend, weinte und rief nach meinen Eltern. Am Ende hatte ich mich verlaufen.
Hätte mich nicht Okara, eine alte Frau dessen Kinder alle gestorben waren, aufgelesen, wer weiß was passiert wäre.
Sie zog mich auf als wäre ich ihr Kind- als wäre sie meine Mutter. Ich liebte sie wie man eine Mutter liebte. Ich tat alles was sie von mir verlangte, tat sogar noch mehr, damit es ihr gut ging.
Wir führten ein einfaches, aber gutes Leben, bis vor fünf Jahren. Auf Befehl der Regierung wurden damals alle Jungen, die fünfzehn oder älter waren, verpflichtet eine Ausbildung zum Krieger zu machen, damit man ein Heer aufbauen konnte und nach der königlichen Familie suchen konnte. Ich war gerade fünfzehn Jahre alt.
Okara wollte nicht, dass ich die Ausbildung zum Krieger machte und so versteckte sie mich und log die Krieger, die an jedes Haus klopften und nach Jungen fragten, an.
Es kam irgendwann raus und so schickte sie mich weg, damit man mich nicht fand.
Da sie mich nicht fanden, nahmen sie Okara mit und folterten sie zu Tode, damit sie meinen Aufenthaltsort erfuhren. Aber sie verriet mich nicht, egal was sie ihr antaten.
Nach diesem Vorfall lebte ich im Untergrund, damit ihr Tot nicht umsonst gewesen war. Dort wurde ich auf eine Gruppe aufmerksam, die gegen die Regierung agierten. Ich schloss mich ihnen an und arbeitete mich in der Gruppe hoch. Als man unseren Anführer Folotoge festnahm und ermordete, übernahm ich seinen Posten.
EagleWriter Hab mal angefangen zu lesen und bisher liest sich ganz gut. Werde sicher noch weiterlesen lg E:W |