Unantastbar bist du, sagen deine Augen. Denn deine Kleidung bringt jene Menschen zusammen, zusammen stark. Vertreter des Rechts nennt ihr euch,
seid ihr doch nicht mehr als Lügendiener. Und ihr wollt ohne zu hören und zu sehen oder eigene Gedanken laut zu machen geleitet werden, mit starker
Hand. Und die Hand die euch leitet ist stark, stille Wut und Lust am Leid lässt die Hand prügelnde Faust sein. Doch sie ist zu groß, als das wir
sie als Faust erkennen. Was gesehen wird ist ein einzelner Finger und die Menschen werden laut “seht nur! Welch mächtiger Finger! Diese Hand ist
muss die schönste sein!”. Einer Schlange gleich wird Gift in die Wunde gespien und man dankt es ihr noch, seht sie beschenkt die Menschen! Welch Großzügikeit, welch
selbstloses Handeln! Und was zerstört, wird noch als Justiz gepriesen! “Justiz!” fordert sie und voller Dank jubelt das Volk. Mut zum einhalten dessen,
was ich euch rechtes Handeln nenne, wird befohlen. Gehorche blind und es sei belohnt. Lohn ist die genommene Angst vor den Peitschenhieben bei
Missachtung dessen, was euch billig verkauft wird. Und in dieser Wüste sehen deine Augen die Lügen, doch hoffend klammerst du dich wie ein
Ertrinkener an alles was dich nicht untergehen lässt. Und der Mann, der am sicheren Ufer steht lacht innerlich über dich, wie du wild fuchtelnd um
Hilfe bettelst. Er weiß, dass der Ast den er dir hin hält, dich in sicherheit zu wiegen, morsch und viel zu leicht zu brechen ist. Wie ein dumpfes
Echo hallt es bei den Menschen, Gerechtigkeit!
Sicher und träge ruht ein Eichhörnchen in der Sonne, es weiß seine Eicheln sind vergraben und um sein
Leben fürchten braucht es nicht. Als bald setzt sich ein Vogel zu ihm und sagt “ich beneide dich, du bewegst dich Vogelsgleich durch die Luft, dein
Fell glänzt so wunderschön, dein Nest ist mächtiger als das eines jeden Vogels, und ach weh, selbst auf dem Boden bist du flink und wendig. Keine
Kreatur wird dich haschen können, bei solch kräftigen sprüngen!” Und das Eichhörnchen lacht, nicht aus Scham über diese Worte, gesprochen mit erfurcht.
Es ruft den Vogel arm und schwach, arm an Können und schwach an Willenskraft. Da fliegt er davon. Aber als der Winter kommt und das Eichhörnchen seinen Hunger
stillen wollte, da merkt es, nicht nur der Körper ist eingerostet und schwach, auch der Geist. Als es seine Nahrung nicht mehr findet tobt es,
“der Vogel war’s! Ich weiß es! Aus Neid und Wut! Er stiehlt wie ein Dieb, denn er ist zu schwach, als das er selbst den Hunger zu stillen vermag!”. Da fordert es
Gerechtigkeit, es soll gerächt werden was man ihm tat! Büßen soll der Vogel! Angetrieben von dem Wunsch nach Vergeltung sucht es den Vogel, und als
er ihn schließlich nach langer Suche, kurz vor dem Hungerstod, findet und Strafe üben will, da lacht der Vogel und fliegt davon.
Gleich dem Eichhörnchen lüstet ihr nach Bestrafung! Bestraft werden soll alles Böse! Und leiden! Doch eure Hand soll die Rache nicht üben, einzig der
unantastbare Vater entscheidet wer wahr spricht und wessen lügen gesühnt werden müssen. Und er selbst ist der, der das Rächen, als ewig beständiges,
höchstes Gebot ehrt und lehrt. Wie einer Vogelmutter Junges speit er die breiigen Reste, die einst voller Leben sich wanden, in eure Rachen. Blind vor
Gier schluckt ihr die vorgekaute leblose Masse. Hofft, dass das was ihr gierig vor Hunger schluckt kein Gift ist. Er selbst lobt es, als das einzig
Wahre und beste Essen, kämpfen musste er dafür! In Schlachten siegen, Armeen führen, dem Tod ins Auge sehen – und ihr glaubt seinen Worten, denn es
sind die einzigen die ihr in eurem sicheren Nest je vernahmt. Wie könnten sie lügen? Das er euch nährt beweist die Wahrheit seiner Worte. Und fällt
einer deiner Brüder, durch die kraftvollen Flügelschwünge der Vogelmutter inspiriert, aus dem Nest, sehet wie schnell und leicht er verstoßen ist,
Wird er berührt durch Menschens Hand. Und hört ihr auch das schwache, hilflose betteln des Vogels, der um seinen Tod weiß, die Stimme der Mutter
versichert euch kalt, er verdient was er bekommt – und die Mutter sagt, was von ihr gesagt, das müsst ihr glauben. So spuckt ihr noch auf ihn, und lacht
freudig über die geübte Gerechtigkeit.
Und ihr Menschen in Armut, die die ihr das Kostüm des Edelmannes tragt, das Kostüm das der Vater euch schenkt – er sagt aus reiner Güte – seht euch, wie ihr demütig schweigt.
Und pustet der Wind das Schiff auch fern vom Festland, hin zu dunklen Sturmwolken, so rudert ihr dem Ende noch mit voller Kraft entgegen – denn ihr
wisst um die grenzenlose Güte und die grenzenlose Richtigkeit all der Vaters Worte. Aber euer Weg ist uneben, so fallt ihr oft. Und das ewige fallen
macht euch mürbe und gleichgültig gegenüber dem Schmerz der sich niemals schließenden Wunden. Doch der ewige Schmerz weckt euer verlangen die zu Rächenden in ewigen
Schmerzen zu sehen. Und schnell findet ihr gefallen daran nicht selbst leiden zu müssen, so wollt ihr um weniger Schmerz zu haben, mehr Leid an andere
geben. Und der Vater sagt euch, andere Leiden zu sehen wird eure Wunden schließen! “Geht nun, rächt die Taten der Menschen die meinen Befehlen zu wider
handeln!” Geht und kommt erst wieder wenn euer Wille zu dienen zu Gold ward, wenn eure Herzen zu Stein sind, eure Hände über und über mit Blut bedeckt wurden und die die an mir Zweifeln nicht mehr zweifeln mögen. Denn ich befehle es.