Romane & Erzählungen
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"Permanent Marker (6)"
Veröffentlicht am 03. September 2012, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Als Caro ihm angeboten hatte bei ihr zu schlafen hatte er sich das irgendwie anders vorgestellt, nun wurde er auf eine enge Schlafcouch abgeschoben. An dem feuerroten Foltergerät war er allerdings größtenteils mitverantwortlich. Er war es nämlich gewesen der die Couch ausgesucht hatte, Caro hatte damals nur einen Farbwunsch geäußert.

Doch wenn alles so lief wie geplant, würde er nur ein oder zwei Nächte bei ihr verbringen. Vielleicht würden diese Nächte auch seine letzten in Deutschland sein. Er hatte den Plan gefasst zu seinem Bruder nach Amerika zu fliegen, den Flug hatte er bereits gebucht, Jonas musste sich nur noch melden, doch das tat er nicht Connor hatte ihm bereits mehrmals an diesem Abend auf die Mailbox gesprochen, doch bisher was nichts zurück gekommen. 

Eigentlich hatte er keine Ahnung was er als nächstes tun sollte, er hoffte das sein Bruder sich endlich melden würde den im Moment war

 

das der einzige halt an den er sich festklammerte. Er erinnerte sich nur noch verschwommen an seinen Bruder er war etwa neun Jahre älter und nach dem Tod ihrer Mutter einfach abgehauenen, er hatte es ebenfalls nicht mehr zu Hause ausgehalten und hatte sich von Amerika dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten ein perfektes leben versprochen. Als Jonas das Weite gesucht hatte war er siebzehn gewesen, ihr Vater hatte ihn suchen lassen doch ohne Erfolg, Jonas war gut im verstecken vor allem wenn er um keinen Preis gefunden werden wollte. Seit beinahe zehn Jahren war Jonas nun fort Connor wusste nur noch von Fotos wie er aussah, als er das letzte Mal von ihm gehört hatte Jonas ihm eine Geburtstagskarte geschickt, auf ihr hatte, außer einem kurzen Gruß, die Handynummer gestanden die Connor nun vergeblich wählte.

 

 

Ich nahm Connor sein Handy aus der Hand. „Wir sollten jetzt schlafen und morgen ist auch noch ein Tag es bringt nichts wenn wir uns jetzt die Nacht um die Ohren schlagen. Wenn wir ihn jetzt nicht erreichen dann vielleicht morgen früh" Connor nickte teilnahmslos. Ich sah im an das er am liebsten die ganze Nacht weiter probiert hätte, doch er beugte sich meinem willen.

 

Als sie endlich eingeschlafen war stand er leise auf. er hatte einen Entschluss gefasst, er würde jetzt alleine nach Amerika reißen. Was hatte er zu verlieren? In Deutschland hielt in nichts mehr außer Caro. Es tat ihm weh sie alleine zurück zulassen sie würde es ihm wahrscheinlich nie verzeihen wenn er jetzt einfach abhauen würde. Doch sein Vater würde ihn suchen lassen und ehe er sich versehen könnte wäre er wieder zu Hause eingepfercht zwischen den absurden Erwartungen, den 

 

endlosen Streitigkeiten und der Enttäuschung. Er nahm seine Sporttasche und den Gitarrenkoffer.In der Tür blieb er noch einmal stehen und betrachtete sie. er versuchte ihren Anblick aufzunehmen in sein Gedächtnis einzubrennen er wollte ihn niemals vergessen... Sie drehte sich mit einem leisen Seufzer im Bett. Erschrocken fuhr Connor zusammen was wenn sie aufwachen würde? wie sollte er ihr seinen nächtlichen Aufbruch erklären? Er wollte nicht gehen und auch nicht bleiben. Wie ein Dieb stahl er sich aus dem Haus und schlich unerkannt die dunkle Straße entlang. Es zog ihn zu der kleinen Kneipe in deren Keller sie ihren Proberaum hatten. Durch den Hintereingang betrat er das kleine Haus (er besaß als einziger einen Schlüssel den würde er zurück bringen). ein letztes Mal setzte er sich auf die zerfetzte Couch nahm dann den Block der immer noch auf dem kleinen Tischchen lag zur Hand um eine kurze Nachricht zu kritzeln.

 

 

Er dachte nicht großartig über sein Vorhaben nach den immer wenn er kurz darüber nachdachte wurde ihm klar was für ein Feigling er war und wie viele Leute er im Stich ließ. Er enttäuschte sie alle, jeden einzelnen obwohl sie immer zu ihm gehalten hatte. Er enttäuschte Tina, Raven, Noah, wahrscheinlich auch seine Mutter (sollte sie ihn von irgendwoher beobachten) und was am schlimmsten war: er enttäuschte Caro und ließ sie allein.

Es war alles reibungslos gelaufen, er hatte seinen kleinen Anfall von Schwäche und Sentimentalität überwunden und saß nun im Morgengrauen in der Riesigen gläsernen Wartehalle des Flughafens. In anderthalb Stunden würde er im Flieger sitzen und vom Deutschen Boden abheben. Er hatte nichts dabei außer seiner Gitarre, seiner Sporttasche und seinem Laptop. Das nötigste eben. Es kam ihm immer noch alles so unwirklich vor, 

 

er würde nach Amerika fliegen, genauer gesagt nach New York. In diesem Moment klingelte sein Handy, er hatte eine SMS bekommen. Ein Blick aufs Display verriet auch von wem: Caro!

Er ließ sich die Nachricht anzeigen:

 

Hi du Streuner. ;)

Wo bist du???

Ich mach mir Sorgen… :(

 

Es kostete ihm Überwindung nicht zurückzuschreiben WO er war und WAS er vorhatte, stattdessen lautete seine Antwort:

Guten Morgen,

ich hoffe du hast gut geschlafen.

Mach dir bitte keine Sorgen,

 

 

mir geht es nämlich gut.

Es tut mir unendlich leid. 

Schweren Herzens sendete er die Nachricht in der eigentlich keine einzige verwertbare Antwort gegeben hatte.

Er überlegte ob er sein Handy nicht lieber ausschalten sollte. Doch was versprach er sich davon? Die Nachrichten würde er sowieso früher oder später bekommen, nämlich dann wenn er sein Handy wieder einschalten würde. 

 

Ich wurde das dumme Gefühl nicht los das etwas nicht stimmte Connors Antwort auf meine SMS verstärkte dieses Gefühl nur noch. Ich rief Tina an, es dauert eine Weile bis sie an ihr Handy ging (gut das war kein Wunder immerhin war es 6 Uhr morgens)

„Hey“, ihre Stimme klang schlaftrunken und auch 

 

etwas gereizt. 

„Hey, Tina. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe aber ich mache mir Sorgen. Connor kam heute Nacht zu mir er ist von zu Hause abgehauen und hat bei mir geschlafen als ich heute Morgen aufgewachte, war er verschwunden, auf meine SMS wo er wäre hat er mir nur zurück geschrieben, das es ihm gut geht und ich mir keine Sorgen machen soll. Ich habe Angst das er Dummheiten macht hat er sich bei dir noch einmal gemeldet?“

Es dauerte etwas bis Tinas müdes Gehirn die Informationen verarbeitet hatte. Doch als sie erst mal den Inhalt meiner Rede verstanden hatte, war sie hellwach. „Nein, er hatte sich nicht bei mir gemeldet. Ich wusste überhaupt nicht das er vorhatte auszuziehen oder sich überhaupt aus dem Staub zu machen.“ 

Ich hörte ein leises unwilliges knurren auf der anderen Seite,

 

doch es kam nicht von Tina. „Hey, was schreist du hier den so rum Süße? Musst du den schon so früh am Morgen telefonieren?“ Ich hätte die Stimme unter hunderten wieder erkannt, es war Ravens dunkle Stimme. Was machte der junge Gitarrist bei Tina? Konnte es sein, dass… Ich konnte mir bei dem Gedanken das grinsen nicht verkneifen. Sie waren also wirklich zusammen oder zumindest so eng vertraut, dass Raphael bei ihr schlief (oder sie bei ihm schließlich hatte ich sie auf dem Handy angerufen und konnte daher nicht sagen ob sie zu Hause war).

Tina schilderte ihm die Situation und plötzlich war auch von seiner Müdigkeit nichts mehr zu hören. „Caro? Morgen erst mal… hast du die Möglichkeit dich jetzt irgendwie mit uns zu treffen? 

Wir schmeißen Noah auch noch aus dem Bett und treffen uns dann… Mmh… sagen wir mal in spätestens einer Stunde am „Thilos“.“

 

„OK. wir sehen uns“, ich legte auf und sprang aus dem Bett. In Windes eile zog ich mich an und machte mich fertig, eigentlich hätte ich mich nicht beeilen brauchen das „Thilos“ war keine zehn Minuten Fußweg von meinem Haus entfernt. Doch aufgrund meiner Hektik stand ich 40 Minuten früher als verabredet vor dem kleinen Kaffee.

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