Beschreibung
Das Leben zieht an uns vorbei und wir nehmen es nicht wahr. Irgendwann in 30 Jahren blicken wir zurück und sehen ,was sich verändert hat und wünschen uns wir hätten mehr Acht gegeben oder die Ereignisse mehr genossen. Doch in dieser Welt ,voll mit Stress,tickenden Uhren und Geldproblemen,macht man sich mehr Sorgen um die Zukunft ,als um die Gegenwart in der man Leben sollte.
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"Jane?",hörte ich meine Arbeitskollegin Madisson meinen Namen rufen und ging in den Raum aus dem ich ihre Stimme vermutete.
"Ja Madisson?"
"Du musst noch die Arbeiten der Klasse 8 korrigieren und wenn du Zeit hättets,wir brauchen neues Kaffeepulver im Lehrerzimmer".
Ich nicke stumm nehme meine Tasche und mache mich auf den Weg in den Klassenraum der Klassse 7e.Oder war es doch die 9f ?
Als ich den Raum betrat war mir klar , dass es die 7e sein musste ,denn dort saß Lea ,die Tochter meiner besten Freundin.Sie ist 12 und sie strahlt mich mit einem breiten grinsen an . Es muss schwer für sie sein,einen Menschen ,den sie seit ihrer Geburt kennt,aufeinmal als Respecktperson zu akzeptieren und mit Sie anzusprechen. Aber Zufälle passieren immer wieder. So auch dieser,dass Lea anstatt auf eine andere Schule doch zu diesem Schuljahr an diese kam und ich anstatt die 7d die 7e als Klassenlehrerin übernahm.
"Bonjour,tout le monde",sagte ich und 27 Schüler erwiderten mit einem schläfrigen,"Bonjour ,Madame".An diese lustlosen und müden Begrüßungen gewöhnt man sich allerdings schnell,denn man weiß wie die Kinder sich fühlen. Schließlich ist es nicht besonders entspannt um 6 vom Wecker geweckt zu werden um 2 Stunden später in einer Klasse zu stehen ,in der es allen Schülern nicht anders geht.Wenigstens Lea scheint gut drauf zu sein ,dass hat sie von ihrer Mutter,Emma,meiner besten Freundin.Sie lernte ich vor ca 20 Jahren kennen,als ich drei und sie vier war. Seitdem begleitet sie mich.Egal wohin ich gezogen bin oder was ich machen wollte,sie war immer  irgendwie dabei und ließ mich nie wirklich alleine.
Ich bringe den Schultag hinter mich und freue mich auf sechs Wochen Ferien. Sommerferien waren schon in meiner eigenen Kindheit etwas wunderbares.Doch diese genieße ich erst recht,denn es sind die ersten ,die ich wirklich brauche.Mein erstes Jahr als ausgebildete Lehrerin an einem Gymnasium ist vorbei. Ich betrete meine Wohnung ,blicke mich um und sehe das reine Chaos. Bei einem so zeitaufwendigen Beruf bleibt nicht viel Zeit für das Aufräumen einer Wohnung oder das sortieren alter Fotoalben.Apropos Fotoalben ,da liegt das älteste aufgeschlagen auf dem Boden .
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Zwei Mädchen die auf einer Decke liegen und schlafen. Das Bild zeigt mich und Emma.Es war der erste Tag.Der Tag an dem wir uns kennengelernt hatten. Ich kann mich noch gut an den Ort erinnern.Es war ein Park in Hamburg. Damals wohnte ich dort mit meinen Eltern und meinem großen Bruder Jake bis ich sieben wurde. Ich finde es merkwürdig jetzt noch zu wissen ,wie es in diesem Park aussah,aber nicht mehr zu wissen wie mein Zimmer aussah,als wir noch dort wohnten. Vielleicht,war diese Begegnung mit diesem Menschen etwas Besonderes,hingegen das Zimmer in dieser kleinen Wohnung etwas alltägliches. Wir schliefen dort auf dieser Decke ,neben uns ein Picknickkorb gefüllt mit Gummibärchen,Obst und Getränken. Früher liebte ich Gummibärchen einfach über alles. Am liebsten die roten,dann die gelben . Es gab keinen Tag an dem ich keine Packung verzehrte. Auch komisch ist,dass ich dieses Süße Zeug heute hasse wie die Pest .
Emma nuckelte an ihrem Daumen,was wirklich süß aussieht. Wir verstanden uns ab der ersten Sekunde blendend. Wie es zu diesem treffen kam,bei dem Emma und ich uns das erste mal sahen ,weiß ich garnicht,aber es interessiert mich. Ich greife zum Hörer und rufe meine Mutter an . Das habe ich seit mehreren Wochen nicht getan. Seit mein Vater gestorben ist und meine Mutter schon 2 Wochen darauf jemand neuen ,jüngeren Mann kennengelernt hatte,gab es oft Streit zwischen uns,woran der Kontakt sehr leidete.Aber ich habe eine wichtige Frage und werde garnicht auf ihren tollen Freund Dieter eingehen.Doch dann kam es genau so ,wie ich es nicht erwartet hatte:
"Dieter am Apparat",sagte diese verrauchte Männerstimme.
"Ähm.Äh,ist Mama da ?Hier ist Jane!"
"Ja,ich reiche dich weiter",antwortete er und ich war froh ,das es doch so gut gelaufen ist.
"Jane,wie kommt es denn dazu ,dass du dich meldest ?",fragte meine Mutter.
Ich überlegte kurz,ob ich fragen sollte,wie es ihr gehe und ob denn alles ok sei,aber sie hätte eh nur wieder von Dieter geschwärmt und wie glücklich sie mit ihm ist .So kam ich direkt zur Sache:"Wieso habe ich Emma kennengelernt?"
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"Ach Jane. Als könnte ich mich daran noch erinnern",meint meine Mutter. Sie klingt erkältet und ich glaube ihr nicht mal annähernd ,dass sie es nciht mehr weiß .
"Du weiß es,Mama,ich weiß,dass du es weißt !"
" Ja,Carolin,Emma's Mutter ,ich ging mit ihr auf eine Schule und wir hatten uns lange nicht gesehen,da sie schwanger war,dann ich schwanger mit dir war .Wir hatten Familie,Job und diese Erwachsenenprobleme. Und als es dann ruhiger wurde und du und Emma älter wurdet,trafen wir uns und ihr habt euch das erste mal gesehen",sagte sie traurig und ich vermutete ,das etwas nicht stimmte.
"Mama,was ist? Wieso klingst du so bedrückt?",fragte ich .
"Ach weiißt du ? Carolin war für mcih,wie Emma es für dich ist. Eine beste Freundin.Nur das wir uns länger kannten . Und jetzt ist sie nicht mehr da",sie fängt an zu weinen und ich muss das,was sie sagte noch mindestens dreimal leise wiederholen um es zu realisieren.
"Wann ist sie gestorben?",hakte ich nach.
"Heute,ich habe gerade den Anruf erhalten.Sie muss diese Nacht gestorben sein",antwortete meine Mutter.Ich sage ihr ,dass ich sie bald zurückrufen werde,aber das ich jetzt zu Emma muss.