Romane & Erzählungen
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Veröffentlicht am 31. August 2012, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Meine Mutter hatte sich in ihrem Zimmer verschanzt während ich mit Nicky telefonierte, es war zwar schon halb zwölf, doch Nicky hatte schon fünfmal versucht mich anzurufen deshalb rief ich sie zurück, obwohl es bei ihr inzwischen halb eins sein musste.

„Hey“, Nicky klang ein wenig verschlafen.

„Hey süße“, ich freute mich unglaublich sie zu hören, auch wenn ich wusste, dass ich sie aus dem Bett geschmissen hatte. „Du hast versucht mich anzurufen?“

„Ja, warum bist du nicht ran gegangen? War dein Handyakku schonwieder alle oder was?“

 „Nein, ich war mit Connor und den anderen essen.“

„Ach, und da dachtest du: Scheiß drauf das mich meine beste Freundin anruft ich amüsier ich doch gerade so schön?“ Ich konnte es nicht fassen, Nicky war tatsächlich eifersüchtig.

 

„Ich hatte mein Handy stumm geschaltet, da hab ich nicht gemerkt, dass du angerufen hast.", ich versuchte sie zu beruhigen, doch es schmeckte mir ganz und gar nicht das ich mich vor ihr rechtfertigen musste.

„Warum schaltest du dein Handy stumm wenn du mit Connor und seiner komischen Band essen gehst?", mistrauen lag in Nickys Stimme.

Ich seufzte, was war heute nur in sie gefahren? Nicky hatte aus irgendeinem Grund furchtbar schlechte Laune, ich konnte es deutlich an ihrer Stimme hören, doch sie konnte unmöglich wegen ein paar verpasster Anrufe so sauer sein.

Bevor ich ihr jedoch antworten konnte, meldete mein Handy, dass mich jemand anrief.

„Nicky wartete mal kurz, ja."

Ich nahm ab.

 

„Caro? Caro, tut mir leid das ich dich jetzt noch anrufe aber ich hab unglaublichen Stress mit meinem Vater! Ich hab meine Sachen gepackt und steh auf der Straße.“, Connor hatte einfach angefangen zu reden. Ich hatte immer gedacht, dass es zwischen ihm und seinem Vater nie so weit kommen würde, doch nun hatte er tatsächlich seine Sachen gepackt und stand auf der Straße. „Caro?“

„Ja, ich ... ich hab dir zugehört. Was hast du jetzt vor.“                                                            

Connor schwieg zuerst, dann redete er langsam weiter: „Ich such mir jetzt irgendein billiges Zimmer, dann versuch ich meinen Bruder zu erreichen.“ 

Ich schwieg verdutzt. Connor hatte einen Bruder?

„Wo bist du jetzt?“

 

 

„Keine drei Straßen von dir entfernt.“

„Ich hab zwar kein billiges Zimmer für dich, aber eine kostenloses Sofa.“ Ich wartete angespannt was er antworten würde, der Gedanke, dass er sich irgendwo ein Zimmer nehmen würde um anschließend unterzutauchen, gefiel mir überhaupt nicht.

„Ist das wirklich in Ordnung?“, ich wusste wie unangenehm es ihm sein würde, bei mir zu wohnen, wahrscheinlich würde er versuchen so wenig wie möglich aufzufallen und meiner Mutter aus dem Weg gehen.

„Klar.“

Er schwieg kurz. „Caro?“

„Ja?“, ich musste über seine Unsicherheit grinsen, war mein Angebot wirklich so undenkbar für ihn? „Naja, genau genommen sind es keine drei Straßen die ich von dir entfernt bin, ich steh nämlich schon bei euch in der Einfahrt.“

 

„Warte, ich mach dir auf.“  Ich nahm mehrere Stufen auf einmal als ich die Treppe herunter lief, was bei meiner ungeschickten Art und dem nicht vorhandenen Gleichgewichtssinn eigentlich überhaupt keine gute Idee war. Connor stand schon vor der Tür, die Sporttasche die über seiner Schulter hing, erkannte ich sofort, es war dieselbe, die bisher immer gepackt unter seinem Bett gestanden hatte. Er hob den Kopf um mich anzusehen.

Bevor er mir erzählen konnte, dass er auch woanders bleiben konnte und er mir nicht zur Last fallen wollte, zog ich ihn am Arm ins Haus.                                                                                                          Er sagte nichts, sondern stolperte nur unbeholfen hinter mir her. Als ich in meinem Zimmer mein Handy auf dem Bett liegen sah wurde mir bewusst, dass ich Nicky einfach weggedrückt und nicht mehr zurückgerufen hatte. „Verdammt.“, ich stürzte zum Bett um sie sofort zurückzurufen.

 

„Was ist?“, Connor starrte mich erschrocken an, ohne es zu wollen, hatte ich ihm einen mächtigen Schrecken eingejagt. Ich antwortete ihm nicht. Nicky hob bereits nachdem ersten Klingel ab.                                                      „Da bist du ja wieder, was war denn los?“                                                                                                           „Ach nichts so wichtiges, irgendein Callcenter hat meine Nummer in die Finger bekommen und der Typ hat mich die ganze Zeit belabert.“, ich sagte ihr besser nicht das Connor mit gepackten Sachen bei mir im Zimmer stand, das hätte sie nur unnötig aufgeregt. Connor hatte natürlich gehört was ich gesagt hatte und schüttelte grinsend den Kopf ihm war klar wie sehr sich Nicky über seine Anwesenheit ärgern würde. Nicky hatte mir nie gesagt warum sie Connor nicht leiden konnte, sie beteuerte nur immer wieder, dass er einen schlechten Einfluss auf mich hätte.

 

Eigentlich kannte sie ihn gar nicht, doch irgendetwas an ihm schreckte sie ab. Ich musste daran denken was er zu mir gesagt hatte, als ich ihn wegen seiner Haarfarbe für verrückt erklärte, „mein Vater hat immer versucht jemanden aus mir zu machen der ich nicht sein wollte mich nach seinen Wünschen zu formen, jetzt mache ich jemanden aus mir, der nicht seinen Idealen entspricht.“ Damals hatte ich über diesen Satz gelacht, erst heute verstand, ich wie sehr sich Connor gegen seinen Vater stellte.                „Ein Callcenter? Mitten in der Nacht?“, Nicky schien sich köstlich über meine grottenschlechte Lüge zu amüsieren, ich sah auf die Uhr, ein Werbeanruf um zehn vor zwölf war tatsächlich unglaublich unglaubwürdig.„Na sag schon wer ist bei dir?“ Nicky begann am anderen Ende albern zu kichern, genau in diesem Moment wäre Connor beinahe meine Lieblingsvase                                                                                                                 

 

heruntergefallen, er hatte sich daran gemacht mein Zimmer zu erkunden sein Blick schweifte über die Fensterbänke zu den zahlreichen Teelichtern  und schließlich hatte er sich die Vase näher ansehen wollen, was beinahe in einem kleinen Desaster geendet hätte.     „Hey! Stell die sofort wieder hin!“ Erschrocken stellte er sie schnell wieder zurück an ihren Platz. „Entschuldigung“, flüsterte er mit einem Blick der nicht reumütiger sein könnte. Im selben Moment kam mir meine Reaktion unglaublich übertrieben vor, Connor saß nun brav schweigend neben mir und betrachtete seine Hände. „Nicht so schlimm.“, während ich das sagte stieß ich ihm sanft in die Seite.                                                                                                                                                                             „Ich weiß.“, grinsend stupste er mich zurück. „Elender Schauspieler.“, ich versuchte die Beleidigte zu mimen, doch ich konnte mir das Lachen einfach nicht verkneifen, was meinen Auftritt ziemlich unglaubwürdig machte.

 

„Ich schon, du anscheinend nicht.“, breit grinsend stand Connor wieder auf um nun meinen Schminktisch unter die Lupe zu nehmen.

„Caro? Sag mal wer ist da bei dir oder führst du neuerdings Selbstgespräche?“, Nicky war verdammt neugierig und es ärgerte sie das sie nur die Hälfte des Gespräches mitbekam, im Gegensatz zu mir hatte Connor nämlich die ganze Zeit über geflüstert. Ich seufzte ergeben, während ich ihn dabei beobachtete wie er meinen Eyeliner untersuchte, ich würde Nicky wohl sagen müssen das er bei mir war, ansonsten würde sie in alle Ewigkeit beleidigt sein, weil ich ein offensichtliches Geheimnis vor ihr hatte. „Sag mal du hast eine riesige Auswahl an Schminke da würde jede Drogerie vor Neid erblassen ehrlich, aber wann nimmst du das Zeugs eigentlich, du bist doch nie geschminkt.“, das dürfte sie gehört haben,

 

den er hatte ziemlich laut gesprochen, damit hatte er mir zwar eine Erklärung erspart, doch ich hörte im selben Moment wie Nicky scharf die Luft einsog.                   „Was macht der denn jetzt noch bei dir? Schläft der jetzt etwa auch noch bei dir?“, Nicky vermied es Connor bei seinem Namen zu nennen, wahrscheinlich war das ihre Art, ihre Abneigung zu zeigen.  „Ja, er schläft bei mir, aber nicht so wie du denkst sondern auf meiner Couch!“ meine Couch, die sich Schlafcouch schimpfte, hatte diesen Namen wahrlich nicht verdient, mitleidig dachte ich an Connor der mit seinen fast ein Meter achtzig wahrscheinlich ernsthafte Platzprobleme bekommen würde. Als ich ihm meine Couch angeboten hatte, hatte ich nicht daran gedacht, dass er um einiges Größer war als ich, denn für mich reichte sie. „Wenn du ihn wirklich auf dem Ding schlafen lässt, ich fasse nicht was ich jetzt sagen werde, aber dann tut er mir wirklich ein wenig leid.“

 

Mein Blick wanderte wieder zu der Couch, Connor beäugte sie ebenfalls kritisch. „Da bin ich ja froh, dass in deinem kalten Herzen das eher einer Flasche mit flüssigem Stickstoff als einem Eisklumpen gleicht noch ein wenig Wärme und Mitgefühl für mich zu finden ist.“, Connor beugte sich von hinten an mein Ohr um in das Telefon sprechen zu können, Nicky schwieg sie hasste es wenn Connor so mit ihr redete, er vertrat unumstößlich die Ansicht das Nicky ein Herz aus Eis (oder flüssigem Stickstoff) besaß.                                                                                                              Für mich war Nicky eine der mitfühlendsten Menschen auf dieser Erde aber es sollte ja auch andere Meinungen als meine geben…

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