Er strich durchs Gebüsch. Da flatterte ein erschreckter Vogel auf. Er stolzierte am Teich vorüber. Die Goldfische verschwanden schnell am Grunde des Gartenteichs. Eine Libelle blieb in der Luft stehen. Sie hatte keine Angst vor dem Tiger, vor der Katze. Sie konnte wegfliegen. Außerdem würde er kein Interesse an ihr haben. Doch. Jetzt richteten sich die grünen, schmalen Augen auf die große, bunte Libelle. Jetzt war sie nicht mehr über dem Teich, in Reichweite des Raubtiers.
Jetzt! EIne schnelle Bewegung, ein verzweifelter Fluchtversuch der in der Sonne schillernden Libelle. Zu spät. Der Kater hatte sie zwischen den Pfoten, spielte mit ihr, noch lebte sie. Sie durchstand wohl tötliche Qualen. Ihre Flügel durchzogen Risse. Der Kater leiß sie vor sich ins Gras fallen, sie wollte schnell wegfliegen, doch sie konnte nicht. Ihre Flügel trugen sie nicht mehr. jetzt haschte der Kater wieder nach ihr. Er biss sie in der Mitte durch. Immer noch wand sich die Libelle. Noch ein Biss - und sie hatte abgelebt. Genüsslich frass der Kater die riesige Libelle auf. Ganz langsam. Er kaute kaum, schluckte. Mitsamt den Flügeln verschwand die Libelle im Maul des Katers und erzeugte dabei ein Geräusch, als würde Papier rascheln.
Als der Kater seine Mahlzeit beendet hatte, rollte er sich wohlig im Halbschatten auf dem weichen Gras ein und machte ein Nickerchen. Jetzt sah er richtig süß aus, so, als könne er keienr Fliege, besser noch, keiner Libelle etwas zuleide tun. Irrtum. Er war ein Jäger. Was würde er als nächstes töten, was als nächtes zum Essen verspeisen?
Als er eine Stunde später erwachte, wechselte er den Platz. Es war ihm zu heiß geworden. Unter den Johannisbeerbusch, dorthinten, der würde ihm Schatten spenden ... schon hatte er sich dort zusammengerollt und nickte wieder ein.
Am nächsten Morgen war er wieder auf der Suche nach etwas Essbarem, etwas, was er töten konnte, etwas, womit er spielen konnte. Er stöberte ein Gartenrotschwänzchen, in seinen Gesang vertieft, auf. Im tiefen Gras schlich er sich an, es war noch früh, der Schatten verschluckte ihn ... Mit einem Satz sprang er auf den Ast und fing den Vogel mit seinen Tatzen. Der Gesang verstummte, ganz plötzlich, so, wie man ein CD-Gerät einfach ausmacht. Es lebte noch, ein Biss, noch immer. Er spielte mit ihm, es konnte so nicht mehr wegfliegen, das wusste der Jäger ... noch ein Biss, der Vogel wand sich ein letztes Mal ... und sein letzter Atemzug war getan. Der Jäger suchte sich das Beste aus und lies den Rest liegen. Und suchte sich ein Schlafplätzchen ...