Beschreibung
Keiji~Chan mit einer Sammlung von neuen Gedichten.
Wie gewohnt behandelt er Themen, die alles andere als positiv sind...
Am Ersten Tag vom Rest meines Lebens
präsentiere ich euch 12 neue Gedichte.
Viel Spaß beim Lesen
Nichts
Dicke Wände, hohe Mauern,
nichts vermag euch zu durchbrechen.
Die Hoffnung kann zu eurem Fuß bloß kauern,
ob ihres Fluchtversuchs könnt ihr bloß müd' lächeln.
Starke Schlösser, dicke Ketten,
nichts kann sich aus euch befreien.
Niemand kann das Glück aus euch erretten,
denn im Kerker hört es niemand schreien.
Tiefer Graben, versiegtes Meer,
nichts vermag euch zu durchqueren.
Das Vertrau'n nach Freiheit sich verzehrt,
doch die Tiefe wird ihm die Flucht verwehren.
Dunkle Wolken, dichter Nebel,
nichts vermag euch zu durchdringen.
Das Licht, geblendet und geknebelt,
dass es auch ihm nicht soll gelingen.
Herr der Schatten
Ein finster Licht den Tag verdunkelt,
für kurze Zeit, bloß wenige Sekunden.
Doch auf einer kleinen Lichtung funkelt
aus einem Krater Finsternis, für Stunden.
Die Massen zieht es zu dem Dunkeln,
sie sind in seinem Bann gefangen.
Zeitlose Stille, nicht mal ein Munkeln,
bis sie erfüllt ein tiefes Bangen.
Es erhebt sich eine finstere Gestalt,
und breitet seine schwarzen Flügel aus.
Schnell bleibt nur Fels, wo eben noch ein Wald.
Keiner kommt hier mehr lebend raus.
Den Fels lässt er in Flammen schmelzen,
bis ins Bodenlose er sich auftut.
Dort drin sich die Seelen ewig wälzen,
während der neue Herr der Schatten ruht.
Ein Engel, dem Gottes Gnade ward verwehrt,
zum Herr der Schatten sich hat gekrönt.
Seine Macht sich heute noch vermehrt,
den früh'ren Herrn er nun verhöhnt.
Carrietta
Armes Mädchen, längst verstoßen,
als Außenseiterin verschrieh'n.
Wunderschön, doch Dornen, fast wie Rosen,
die erste Demütigung wurde noch verzieh'n.
Der Fluch des Blutes, Eva's Erbe
war es, der sie ließ lauthals schreien.
Sie hatte Angst, dass sie bald sterbe,
während sich die Mädchen lachend um sie reihen.
Zum Ball geführt, durch schlecht' Gewissen,
spürt sie Freude wie noch nie zuvor.
Gefühle, die sie lang genug musste vermissen,
doch der Höhepunkt stand erst bevor.
Im Moment von größten Glück
entflammte in ihren Augen rote Glut.
Es kehrte die Wut zu ihr zurück,
nachdem ihr Kleid ward getränkt mit Schweineblut.
In Raserei verfiel sie schnell,
ihre Rache ließ sie alle spüren.
Bloß ein Mädchen blieb, doch Sue Snell
sollte Carrie's Nachwirkung noch ewig spüren.
Die Macht
Die Welt zieht schnell an mir vorüber,
während ich sie stumm betrachte.
Etwas zieht mich auf die and're Seite hinüber,
wo ich das Mysterium der Macht betrachte.
Ich löse mich von meinem irdisch' Leben,
und wand're rüber in die Ewigkeit.
Nach Unsterblichkeit wollt ich einst streben,
trotz ewig Leid: Nun ist's soweit.
Nun bin ich Teil dieser neuen Welt,
bin Eins mit diesem mächt'gen Fluss.
Dich zu Ehren ist's, was mich noch hält,
doch bin ich's auch, der Lernen muss.
Ich seh' dich täglich mehr erlernen,
bin für dich da, doch nicht mehr lang.
Bald schon greifst du selber nach den Sternen,
doch bin ich dann fort, hab' keine Bang.
Ich bin zwar noch immer für dich da,
doch unsichtbar, bin nicht zu sehen.
Die Zukunft wird dank dir nun wunderbar,
ich kann beruhigt voll in die Macht übergeh'n.
Wächter
Es ist schon weit nach Mitternacht,
doch Schlafen kann sie trotzdem nicht.
Der Bär, der sorgsam ihren Schlaf bewacht,
hat auf seinen Schützling beste Sicht.
Die Tür geht auf, die Diele knarrt,
doch nichts im Zimmer kann sich regen.
Während der Wächter schweigend verharrt,
sieht er 'nen Schatten sich zum Bett bewegen.
Sein Schützling kann sich nicht mehr sicher wähnen,
ihr Kopf wird heiß vor Angst, von Ohr zu Ohr.
Reglos sieht der Wächter junge, angsterfüllte Tränen,
und er weiß, was ihr nun steht bevor.
Er drückt sie in sich, nennt es Liebe,
während er ihren jungen, frischen Honig raubt.
Er befriedigt seine kranken Triebe,
schamlos und mit erhobenen Haupt.
Ihr Wächter weiß, er hat versagt,
die Kindheit wurde ihr gestohlen.
Jedes Auge, jede Träne klagt,
als ihr Vater geht, ganz unverhohlen
Tagtraum
Die Klinge spürt er auf der Haut,
vergessen ist die Pein, die er durchlitt.
Es gibt keinen mehr, dem er vertraut,
so setzt er sich selbst den letzten Schnitt.
Den Lauf spürt er an seiner Schläfe,
die Kälte ist für ihn ein Hochgenuss.
Kein Zittern, das verhindern könnte, dass er träfe,
so versetzt er sich selbst den Gnadenschuss.
Den Strick spürt er an seinem Nacken,
noch liegt er auf der Haut ganz locker.
Er wird nun schnell nach unten sacken,
nachdem er weggetreten hat den Hocker.
Nachdem er aus dem Tagtraum ist erwacht,
merkt er, dass bloß dran denken ihm nichts bringt.
Er stellt sich an den Rand und lacht,
als er die Brücke runter springt.
Blick
Blicke ich hinaus auf die sieben Meere,
kann ich mich nicht mehr geborgen wähnen.
Ich spüre in mir eine große Leere,
die Meere sind gefüllt mit uns'ren Tränen.
Blicke ich hinauf zu all den Bergen,
muss ich vor Schrecken zurückweichen.
Es scheint, als erblicke ich Millionen von Särgen,
die Berge sind bloß uns're aufgetürmten Leichen.
Schweift mein Blick nach unten in den Abgrund,
zerreißt es mich vor höllisch' Schmerzen.
Denn dieser scheinbar bodenlose Schlund,
er ist der Abgrund unser aller Herzen.
Folge ich dem lauf dieses Flusses,
verlier' ich meinen ganzen Mut.
Als Zeuge jedes einzelnen Schusses
fließt der Fluss, gefüllt mit uns'rem Blut.
Geht mein Blick hinaus auf uns're Welt,
so seh' ich Meere, Berge, Abgründe, Flüsse.
Doch wenn mein Blick schärfer auf die Erde fällt,
so seh' ich Tränen, Leichen, Gräben, Schüsse.
Verfolgung
Panisch rennt sie durch den Wald,
der mit Finsternis ist gefüllt.
Ihr ganzer Körper zittert, es ist kalt,
sie ist bloß in ein zerissen' Kleid gehüllt.
Schreiend ist er hinter ihr,
seine Fleischeslust will er stillen.
Befriedigt werden muss diese Gier,
auch gegen ihren eigenen Willen.
Plötzlich hört sie Autos, eine Straße!
Leise fängt sie an zu hoffen.
Doch ihr Verfolger, flink, fast wie ein Hase,
hat sie mit einem Tritt am Fuß getroffen.
Sie ruft um Hilfe, ist am Schreien,
doch ihr Stimmchen wird im Wind verweht.
Sie kann sich aus seinem Griff nicht befreien,
ist hilflos, als er sich an ihr vergeht.
Schmetterling
Es schlägt ein kleiner Schmetterling
im kleinen Saarland mit den Flügeln.
Während ich hier nicht mit dem Wetter ring',
muss Japan seine Winde zügeln.
Fällt in Griechenland ein Stein ins Wasser,
springt ein kleiner Tropfen bloß umher.
Doch in Asien wird es krasser,
ein Tsunami wächst dort aus dem Meer.
Ich spür in England keine Vibration,
klopft dort ein Hase sich die Erde eben.
Doch in Amerika, der stolzesten Nation,
wird noch wochenlang die Erde beben.
Sprühen in Mexiko beim Grillen Funken,
zuckt dort kein Mensch erschreckt zusammen.
Doch ist man in der Hölle schnell versunken,
wenn Australier sterben in gewaltigen Flammen.
Königspärchen
Königspärchen, hoch zu Ross,
unerreichbar, unumstritten.
Eurem loyalen, völlig treuen Tross
dankt ihr es seit jeher mit Tritten.
Die Hofspionin, die euch berät,
sie unterstützt euch auch in Kriegen.
Doch nur, wer hinter ihre Tore späht,
sieht, die Spionin selbst spinnt gegen euch Intrigen.
„Die Königin“, so ihre Worte,
„sitzt nicht aus Liebe auf dem Thron.“
„Aus Mitleid schläft sie hinter königlicher Pforte!“,
sagt sie vergnügt, mit reichlich Hohn.
Die eig'nen Männer sei'n verbannt,
doch war'n sie längst nicht mehr die Euren.
An eurem Zepter habt ihr euch verbrannt,
Ihr glaubt es nicht? Fragt doch die Meuren.
Schick mir 'nen Engel
Schick mir 'nen Engel,
der mir einfach nur zuhört,
sich zu mir setzt und nicht drängelt,
und sich nicht an meinem Problem empört.
Schick 'nen Engel zu mir,
der mich beruhigt, wenn ich es brauche,
auch wenn ich wild bin wie ein Stier
und vor Wut schäume und rauche.
Schick 'nen Engel an meine Seite,
der mich fängt, wenn ich falle.
Der mich festhält nach jeder Pleite,
selbst wenn ich unaufhaltsam 'gen Boden pralle.
Bitte, schick mir 'nen Engel,
der auch in schweren Zeiten zu mir hält,
der mich trotz meiner noch so großen Mängel
auch schützend vor mich stellt.
Schick einen Engel zu mir nieder,
der wortlos weiß, was ich meine,
und der mich immer wieder und wieder
aufmuntert, selbst wenn ich noch so heftig weine.
Fehler
Vieles hab ich falsch gemacht
in meinem kurzen leben.
Nach manch so schlafloser Nacht
stand ich davor, aufzugeben.
Ich habe Menschen vertraut
und wurde bitter verraten.
Hab auf ihre Hilfe gebaut,
doch sie spielten mit gezinkten Karten.
Ich habe Menschen verletzt,
denen ich niemals wollte schaden.
Ich habe Teile des Vertrauens zerfetzt,
doch werde auf eine Versöhnung warten.
„Ich habe Fehler begangen“,
denk ich und schaue aus dem Fenster.
Dennoch werde ich nicht bangen,
ich weiß, „es war noch nicht mein Letzter“.