Romane & Erzählungen
Wintertag

Ich trete vor die Tür. Es ist kalt. Ich ziehe schnell einen Mantel um. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, doch am Horizont werden schon rosa Streifen sichtbar. Schnee bedeckt die Erde wie ein weißer, reiner Teppich. Die Bäume sind kahl; keine Blätter mehr, die leise im Wind rascheln, hängen mehr daran.
Eine Kohlmeise hüpft auf die Stange vor dem Vogelhäuschen und pickt sich einige Körner.
Es ist noch dunkel. Im Nachbarhaus geht ein Licht im oberen Stockwerk an. Es wirkt wie ein Halt in der Dunkelheit. Jetzt geht es wieder aus. Dafür werden helle Streifen am Horizont neben den rosanen sichtbar. Ganz, ganz langsam schiebt sich der obere Rand der Sonne über die Erde und Himmel trennende Linie. So, als wolle die Sonne erst einmal schauen, ob man sie überhaupt braucht. Immer mehr sieht man von dem hellen Ball. Jetzt schickt sie einige zaghafte Strahlen auf mein Gesicht. Sie kitzeln mich in der Nase. Wohlig recke ich mein Gesicht der SOnne entgegen und schließe die Augen. Doch trotz der tröstenden, hellen Strahlen ist es kalt. Die Regentonne hat eine dicke Eisschicht bekommen. Eine Amsel singt leise. Sonst regt sich nichts mehr. Winter.