Romane & Erzählungen
Super-GAU - 2014

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"Super-GAU - 2014"
Veröffentlicht am 21. August 2012, 62 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Super-GAU - 2014

Super-GAU - 2014

Beschreibung

Zukunftsvision unter dem Eindruck von Fukushima und der weltweiten Umweltpolitik.

Prolog

Deutschland, Berlin, 26.03.2011, 10:30 Uhr

 

Der Wecker klingelt zu früh für einen Samstagmorgen. Alleine schon die Tatsache, dass der Wecker an einem Samstag klingelt, ist absurd. Aber an diesem Morgen hat die nervtötende Stimme des Moderators, die unerträglich fröhlich aus dem Radiowecker klingt, eine weitaus größere Wirkung als unter der Woche.

„Miriam, wir müssen aufstehen!“

Ein verschlafenes Brummen kommt unter dem Kissen hervor, die Strähnen des langen blonden Haares sind das einzige was man von dem Mädchen sieht.

„Los jetzt, es ist Samstag!“

Keine Reaktion.

„Es ist Samstag!“

Das scheint zu wirken. Das Kissen wird ruckartig vom Gesicht gezogen, und die tiefgrünen Augen blinzeln verschlafen in das Licht der Sonne, das von der Jalousie gespalten, in warmen Streifen fächerförmig in das Zimmer fällt.

„Wie spät ist es?“, fragt sie erschrocken. „Halb zwölf, wir haben verpennt.“

Entgeistert schlägt Miriam die Bettdecke zurück und greift nach dem Wecker. „Idiot, wir haben halb elf!“ David grinst. „Ich weiß, aber jetzt bist du wach, und auf ne andere Art bist du morgens nicht zum Aufstehen zu bewegen!“

Er gibt ihr einen Kuss und schwingt sich aus dem Bett. „Sieh es positiv, wir haben Zeit für Frühstück.“ Miriam seufzt, setzt sich aber schließlich auf und bindet die widerspenstigen Haare zu einem Zopf zusammen. Sie lächelt ihn an. „Guten Morgen.“

 

Eine Stunde später sitzen sie in der U-Bahn. Vom Ostbahnhof zum Potsdamer Platz sind es nur sechs Stationen, einmal umsteigen. Station Alexandersplatz lässt schon erahnen was sich überirdisch abspielt: Noch mehr Menschen als sonst tummeln sich auf den Plattformen, schieben sich auf Rolltreppen an gemächlicheren Bürgern vorbei um den Anschluss zu erwischen. Viele tragen zusammen gerollte Fahnen und Transparente bei sich.

„Was schätzt du wie viele kommen?“, fragt Miriam. Auch aus ihrem Rucksack ragt eine Fahne. Sie hat sie aus den Beständen ihres Vaters, der in seiner Jugend bereits aus gleichem Anlass auf die Straße gegangen war. Trotz der Zeitspanne die dazwischen lag, war das Thema aktueller denn je, die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima zwei Wochen zuvor hatte die Menschen für das Thema Atomkraft sensibilisiert.

„Ein paar tausend werden schon zusammenkommen.“, meint David, während er suchend den Blick über die Menge schweifen lässt. „Denkst du sie sind schon am Gleis?“

„Bestimmt!“ Miriam nickt zuversichtlich.

 „Welches G…“ . „U2!“ , unterbricht ihn seine Freundin grinsend. Sie nimmt ihn an der Hand und zieht ihn Richtung Rolltreppe.

David lächelte in sich hinein. Es war verblüffend wie oft sie seine Gedanken erriet, sowohl in solchen, als auch in komplett  abwegigen Situationen, in denen er noch dabei war, die Frage in seinem Kopf zu formulieren.

 

Wie erwartet wurden sie am Gleis bereits erwartet. „Wie immer die letzten!“, rief Sam schon von weitem. Seine langen Dreadlocks hatte er mit einem gelben Band zurückgebunden. Lina und Mark grinsten. „Hey!“ Die Drei waren es gewohnt auf ihre beiden Freunde zu warten. „Nur 10 Minuten, nicht schlecht für euch!“, feixte Lina. Unterm Arm trug sie das zusammengefaltete Transparent, dass sie zusammen vor einigen Wochen gemalt hatten, als überall im Land die Montagsdemonstrationen begangen.

 Damals hielt der Grossteil der Bevölkerung die, die auf die Straße gingen für Ökofreaks und paranoide Spinner, aber seit zwei Wochen schien sich jeder, auch diejenigen, die vor einem Monat noch als absolute Befürworter der nuklearen Energiegewinnung galten, gegen den Kurs der Laufzeitverlängerung deutscher Atomkraftwerke zu empören.

„Sie haben es ja geschafft, gerade so.“ Mark gab seine Wasserflasche rum, als das charakteristische Rumpeln die U-Bahn ankündigte.

 Die einfahrende U2 brachte den Boden unter ihnen zum vibrieren, als ihre Lichter sich aus dem Dunkel des Tunnels schälten.

„Wir schaffen es echt immer unserem Ruf gerecht zu werden.“, meinte David. „Gerade rechtzeitig, obwohl wir extra früh aufgestanden sind!“ Er legte einen Arm um Miriam als sie sich auf eine zerschlissene, von irgendeinem Gelangweilten aufgeschlitzte Sitzbank fallen ließen. Die anderen ließen sich gegenüber von ihnen nieder, und beobachteten, wie sich scheinbar sämtliche Menschen Berlins in die Waggons der Linie2 zwängen wollten.

Die Stimmung war seltsam, eine Mischung aus Entschlossenheit und guter Laune ging von der Menge aus, allerdings war man auch betroffen, wie real die Bedrohung durch die AKWs sich 14 Tage zuvor gezeigt hatte.

Noch waren die Auswirkungen der Katastrophe nicht komplett bekannt, aber unzählige hatten geschockt die 24-Stunden Berichte auf den Nachrichtenkanälen verfolgt, die jede Stunde mit neuen Fakten über Fukushima die Illusion untergruben, der Mensch hätte die Nukleartechnik unter Kontrolle.

Mittlerweile hatten sich die Meisten von dieser Illusion befreit, die die Regierung, unterm  Druck gewinnsüchtiger Stromkonzerne, verzweifelt versuchte aufrecht zu erhalten. 

Man hatte die Entscheidung über etwaige Konsequenzen für deutsche AKWs mithilfe eines dreimonatigen Moratoriums geschickt hinter die Wahl verlegt, was selbst unkritische Menschen zum Stirnrunzeln brachte, hatte die gleiche Regierung doch 4 Monate zuvor nur zwei Wochen gebraucht, um sämtliche Prüfungen durchzuführen, die zur Entscheidung, die Laufzeit für ungewisse Zeit zu verlängern, nötig waren.

 

„Ich glaube das wird ne ziemlich große Sache…“, riss Mark David aus seinen Gedanken. Sam nickte: „Aber es ist traurig dass immer erst etwas passieren muss, bevor die Leute raffen dass es um sie geht…“

„Aber auch wenn der Anlass schrecklich ist, die Bewegung hat dadurch noch mal ordentlich Schwung bekommen.“, warf Miriam ein. Sie sah auf den an die Scheibe gedruckten Linienplan. „Nächste Station müssen wir raus.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 26.03.11 fanden sich in der gesamte Bundesrepublik über 250.000 Menschen zusammen, um für die sofortige Stilllegung der AKWs zu demonstrieren.

 

 

Zeitleiste

2011      

 

Der Super-GAU und die die damit einhergehende Kontaminierung großflächiger Gebiete in Japan hatte trotz zahlloser, schwerwiegender Folgen, keine tief greifenden Umstrukturierungen in der Internationalen Atompolitik zur Konsequenz. Trotz andauernder Massenproteste sind auch auf deutschem Boden noch 14 Atomkraftwerke am Netz.

Kritiker werfen den Behörden mangelhafte Informationspolitik, sowie Profitbedingte Gefahrenakzeptanz und Nachlässigkeit vor.

 

2014, September

 

Nach einem Super-Gau in einem Chinesischen Kernkraftwerk gerät China wegen seiner mangelhaften Katastrophenpolitik ins Kreuzfeuer westlicher Regierungen. Nach gewaltsamen Auflösungen von Protesten chinesischer Studenten, welche sich gegen die Regierung und deren menschenverachtende Politik richten, kommt es zu starken Spannungen zwischen China und der NATO.

Andauernde Attacken der Chinesischen Armee auf Rebellen, die umfangreiche Veränderungen der politischen Situation anstreben, machen ein Eingreifen westlicher Truppen zur Unterstützung der Rebellen immer wahrscheinlicher.

 

2015, Januar

 

In China bricht großflächig ein offener Bürgerkrieg aus, die Regierung bricht mit der Drohung, bei Eingreifen der NATO den Lithium-Export zu stoppen, die Verhandlungen mit dem Westen ab.

 

2015, Februar

 

Russland, das durch den Super-GAU ebenfalls schwer betroffen ist, und Amerika senden nach dem NATO-Beschluss als erste Staaten

 

Truppen zur Unterstützung der Rebellen nach China. Auf Drängen der NATO senden drei weitere Staaten, darunter Deutschland, ebenfalls Truppen in den Osten.

Der Lithium-Export Chinas wird gestoppt.

 

2015, März

 

Amerika und Russland ziehen alle Truppen aus China ab, dennoch kommt es zu massiven Spannungen zwischen der Industrienation und dem Westen.

Es beginnt ein Wettrüsten.

Währenddessen wird der Aufstand in China brutal niedergeschlagen. Es gibt hunderttausende Tote, unzählige Verletzte.

Überall auf der Welt kommt es zu Friedensdemonstrationen, an der sich Millionen Menschen beteiligen. Die Angst vor einem 3.Weltkrieg wächst.

 

2015, Juni                                                  

 

Die Lithiumvorräte werden weltweit knapp, die Preise für den Rohstoff und Elektrogeräte steigen rapide an.

China tritt wieder in Verhandlung mit dem Westen.

 

2015, Juli

Der Lithium-Export läuft wieder an. Die Lage entspannt sich langsam.

Für die Bevölkerung in China ändert sich vorläufig nichts.

 

 

Titel

 

 

Teil 1

 

2015, Juli

 

 

„Die Welt wird nicht bedroht von Menschen, die böse sind, sondern von Menschen, die Böses zulassen.“ (Albert Einstein)

 

 

1

China, Taiyuan; Airport, 28.07.15, 05:30 Uhr (UTC)

 

Der Kleinbus brachte das 15-köpfige Team zum Hangar, wo er neben einer Tür an der Seite der Wellblechhalle zum Stehen kam.

Jeder der Männer zog einen Koffer hinter sich her, die dank ihres Kontaktmannes bei der Flughafen-Security ohne Probleme an der lästigen Gepäckkontrolle vorbei geschleust worden waren. Sie waren sich zwar sicher, dass der Einfluss ihrer Partner ausreichen würde, die zweifelsohne bei einer Gepäckkontrolle auftretenden Schwierigkeiten mit ein, zwei Telefongesprächen zu bewältigen – sicher hatten die übereifrigen Beamten Familie - aber es wäre eine unnötige Zeitverschwendung gewesen. Und der Zeitplan der Männer war straff organisiert.

Im Hangar stand eine voll getankte Harbin Y-12. Das chinesische Kleinflugzeug hatte eine Reichweite von 1340 Kilometern, was eindeutig zu wenig war um die Männer zu ihrem Einsatzort zu bringen. Die Maschine diente nur dem Zweck sie aus der Provinz zu bringen. In Xining, 900 Kilometer westlich von Taiyuan würde um 9:00 Uhr ein Transportflugzeug starten, auf dem ihr Partner ihnen den Flug nach Europa gesichert hatte.

Jeder der 15 konnte eine Boeing 737 manövrieren, also stellte das Steuern eines Kleinflugzeuges für keinen von ihnen ein Problem dar. Zwei begaben sich in das Cockpit der Maschine, während die Anderen, nachdem sie das Rolltor geöffnet hatten, im Passagierraum Platz nahmen.

Kurze Zeit später erhob sich das Propellerflugzeug in die Lüfte und drehte ab Richtung Westen.

2

Deutschland, Stuttgart, Uni-Gelände, 03.07.15, 9:00 Uhr

 

Es war schwülwarm. Bereits morgens lagen die Temperaturen über 25°C, und die Sonne brannte unbarmherzig auf Davids Rücken, als er mit dem Fahrrad die kurze Strecke vom Hörsaal zur Unibibliothek fuhr.

Er nutzte die kurze Pause zwischen den Vorlesungen um sich mit Miriam zu treffen. Vielleicht konnte er sie zu einer Pause an ihrer Examensarbeit bewegen, bevor er wieder ins Auditorium zurück musste.

Sie hatten sich nach dem Abitur ein Jahr Auszeit genommen, in denen jeder seine eigenen Wege ging. Er war quer durch Europa gereist und hatte ehrenamtlich bei Umweltorganisationen gearbeitet, was ihn letzten Endes auch zur Wahl seines Studienfaches, alternative Energien, brachte.

Miriam blieb in Deutschland, absolvierte ein freiwilliges soziales Jahr, und entschloss sich Biologie und Englisch auf Lehramt zu studieren.

Während des Jahres hatten die Beiden durchgehend Kontakt, und sahen sich schließlich nach einem Jahr gemeinsam nach einer Universität um.

David schnaufte schwer. Obwohl er wie die meisten Studenten oft Fahrrad fuhr – die Wenigsten konnten sich bei den hohen Spritpreisen ein Auto leisten- fühlte er sich als hätte er schon mindestens 50 Kilometer steile Bergstraßen hinter sich. Die Hitze war unerträglich.

Endlich kam er an der Bibliothek, einem flachen Komplex aus Beton und Stahl an, und kettete sein Rad an.

Im Lesesaal fand er wie erwartet Miriam, auf dem Tisch vor ihr waren mindestens 8 Bücher, sowie zahllose Blätter mit Notizen und Aufsätzen aus dem Bibliotheksbestand verstreut. Dazwischen stand Miriams Laptop, auf dem sie in einem nicht abreisenden Rhythmus tippte.

David blieb einen Moment stehen und beobachtete sie. Sie arbeitete seit zwei Wochen jeden Tag akribisch an ihrer Arbeit. Dabei bekam sie immer diesen hochkonzentrierten Gesichtsausdruck, mit dem er sie manchmal aufzog.

Er schlich sich von hinten an sie heran, und klappte ein Buch, das er im Vorbeigehen zufällig aus einem Regal genommen hatte, laut neben ihrem Kopf zusammen.

Miriam schreckte auf und schnellte herum, doch sie lächelte, als sie David erkannte. „Na, wie kommst du voran?“, fragte er lachend, und zog sich einen Stuhl heran. „Es läuft ganz gut, ich hab zweieinhalb Seiten geschafft, bis mir Irgendjemand ein Buch neben dem Ohr zugeknallt hat.“ Sie grinste und gab ihm einen Kuss. „Wie war die Vorlesung?“

David stöhnte: „Es war unerträglich, die Klimaanlage ist ausgefallen, und der Vortrag hat sich ewig hingezogen. Aber ich hab jetzt erst mal zwei Stunden Pause bis zur nächsten Lesung. Also wenn deine Arbeit dich eine Stunde entbehren könnte, würde ich dich eventuell auf ein Eis entführen?“ Miriam schaute abwägend zu ihrem Arbeitstisch. „Spaghetti-Eis?“ David grinste. „Was immer du willst.“

„Ãœberredet!“ Schwungvoll klappte Miriam den Laptop zu, und schob ihn in ihre bunte Umhängetasche.  Die Bücher ließ sie liegen wo sie waren, es war unwahrscheinlich dass sie jemand in der Zwischenzeit ausleihen würde, und die Bibliothekarin wusste, dass sie bald zurück sein würde, um mit ihrer Arbeit fortzufahren.

 

Miriam kniff die Augen zusammen, als sie aus dem Lesesaal in die Sonne traten. „Ist das wieder heiß heute.“ David nickte zustimmend. „Und noch nicht mal zehn Uhr…“ Die beiden schlenderten in Richtung Park, wo sie sich ein Eis genehmigen wollten. „Professor Schindling  ist total aus dem Häuschen, weil der Lithiumpreis wieder sinkt. Sie können jetzt weiter am Motor bauen, meint Sven.“, erzählte David. Miriam verzog das Gesicht: „ Ich glaube das war in den letzten Monaten seine einzige Sorge, der Lithium Preis und sein Elektromotor. Dass wir knapp an einem Weltkrieg vorbei geschlittert sind, ist unserem Genie irgendwie nicht klar.“

David nickt zustimmend: “Er ist auf seinem Gebiet unschlagbar, aber alles was darüber hinausgeht, blendet er aus. Wie auch immer, Sven hofft, dass sie im nächsten Semester erste Ergebnisse präsentieren können.“ „Immerhin bekommt der noch mit was anderswo abgeht…“

Sie spazierten unter den angenehmen Schatten spendenden Ahornbäumen entlang, die den Weg säumten. Vereinzelt vorbeikommende Kommilitonen grüßten sie, aber insgesamt war es ein sehr ruhiger Morgen.

Viel zu schnell war die Stunde vorbei, und David musste sich auf dem Weg zurück zum Hörsaal machen. „Hoffentlich hat irgendjemand in der Zwischenzeit die  Klimaanlage repariert.“,  meinte er. Miriam grinste. „Vielleicht hast du ja Glück. Sag Sven einen schönen Gruß, wenn du ihn siehst!“

„Mach ich. Viel Spaß mit dem Examen!“ Sie zog eine Grimasse. „Werd ich haben…viel Spaß in der „Sauna“!“ David stieg auf sein Rad und küsste seine Freundin, bevor er wieder Richtung Auditorium fuhr.

 

„Verdammte Scheiße, für was werden die Techniker eigentlich bezahlt?“, empörte sich Sven, als er mit David und zahllosen anderen Studenten in den Hörsaal strömten, der sich mittlerweile auf die Temperatur eines Brutkastens aufgeheizt hatte. Sven war einer der drei Mitbewohner von David und Miriam. Er studierte ebenfalls Alternative Energien, allerdings mit anderen Schwerpunkten als David.

Schnaubend ließ er sich auf einen der Holzsitze fallen, und schob sich die schulterlangen Haare hinter die Ohren. „Am Samstag ist übrigens wieder ne Demonstration in Stuttgart.“

David blickte auf. „Atomkraft?“ „Was sonst. Es ist schon erstaunlich wie auf einmal wieder jeder aktiv wird, das war nach Fukushima genauso…und was hat’s gebracht?“

David nickte: „Nichts, stimmt schon. Ich frag mich echt ob erst hier etwas passieren muss, damit die Dinger stillgelegt werden. Da wird sich ein halbes Jahr  engagiert, und dann verdrängen die Meisten das Thema wieder…und genau das wissen die Stromkonzerne, und die Regierung.“ „Hast ja Recht Dave, aber ein Versuch ist’s wert, dann können wir unseren Kindern wenigstens sagen wir haben’s probiert…“ Sven zuckte resigniert mit den Schultern.

Dann wurde das Gespräch unterbrochen, denn der Professor betrat die Bühne.

Im ganzen Hörsaal verstummten die Gespräche, und die Vorlesung begann.

 

 

3

Luftraum über dem Kaspischen Meer; 8500m ü. NN., 29.07.15, 11:15 Uhr

 

Chen war zufrieden. Er war mit seinem Team pünktlich in Xining angekommen, und wie geplant befanden sie sich nun im Passagierraum einer MD-11C, einer der meistgenutzten Frachtflugzeugtypen der Welt.

Er überprüfte die MP7 auf seinem Schoß und stellte sie auf Dauerfeuer ein. In diesem Modus wurden 950 der 30mm Patronen verschossen, die in ihrer Durchschlagkraft keiner Sturmgewehrmunition nachstand. Neben ihm überprüften zwei Mitglieder des Teams ihre Rauchgranaten.

„Kui Chen, ich bin soweit.“ Ein sehr kleiner Mann, nicht größer als 1.50m, stand vor Chen. Er trug wie alle ein Nachtsichtgerät, das bei Bedarf herunter geklappt werden konnte. Die Magnum an seiner Seite, sowie das lange Militärmesse, dass er am linken Arm trug waren seine einzige Bewaffnung. Seine primäre Aufgabe war nicht das Kämpfen, sondern ihnen die richtige Atmosphäre für eine reibungslose Ãœbernahme zu schaffen.

Chen nickte. Er brauchte nicht zu sagen, dass er vorsichtig zu sein brauchte. Jeder wusste worauf es ankam, sie alle hatten eine zu harte Ausbildung durchlaufen, den Plan zu oft bis in die kleinste Eventualität durchgeplant, um auf Ratschläge angewiesen zu sein.

Mit lautlosen Bewegungen setzten zwei Männer eine losgeschraubte Deckenplatte des Laderaums ab. Der Hohlraum zwischen der Decke und dem Boden der darüber liegenden Ebene war unsagbar schmal, aber es würde reichen. Alles war genau berechnet.

Der kleine Mann sprang aus dem Stand an die Kante, und zog sich in einer fließenden Bewegung in die Schwärze des Zwischenraums.

Nun hieß es warten.

Nach einer Viertelstunde, in der keiner des Teams seine Anspannung durch ein Wort oder eine Regung verrieten, kam eine Stimme aus den In-Ear-Kopfhörer, über die der Funkkontakt geführt wurde: „Phase A beendet. Phase B läuft an in 5,4,3..“

Synchron wurden die Nachtsichtgeräte heruntergeklappt, die Finger verharrten über dem Einschaltknopf. „..2,1..“. Sobald das Licht ausfiel aktivierten alle ihre Nachtsichtgeräte.

„Phase B beendet, Bereitmachen für Phase C. Yan, zurück auf Position A. Bereitmachen für Variante 1.“

Chens Kommandos kamen ruhig und selbstsicher. Die Männer öffneten die schwere Luke, die aus dem Laderaum auf einen schmalen Flur führte. Yan hatte ganze Arbeit geleistet, auch die Notleuchten waren ausgefallen, nach der vorhergegangenen Helligkeit war man momentan ohne technische Hilfsmittel noch nahezu blind.

Die Waffen im Anschlag rannten die Männer den Flur entlang, ab jetzt waren keine Befehle mehr nötig, jeder kannte seine Position, ihr jeweiliger Weg war ihnen wochenlang eingebläut worden.

„Treppe sicher!“ Zwei Männer blieben bei dem Aufgang stehen um einen etwaigen Rückzug zu decken, einer unten, einer am oberen Absatz. Die übrigen rannten weiter. Sie befanden sich nun auf der Passagierebene, waren jedoch durch zwei Glastüren vom Passagierraum getrennt. Trotzdem konnte man das  nervöse Getöse der Fluggäste hören. Stromausfälle waren selten, aber normalerweise stellten sie keine Gefahr da, da das Cockpit eine separate Energieversorgung hatte. Normalerweise.

Was erklärte, warum der Steward so verdutzt aussah, als man die Tür zur Bordküche eintrat. Er sah selbstverständlich nicht dass die Tür eingetreten wurde, es war allerdings nicht zu überhören. Was er vielleicht sah, war der Laserpunkt der innerhalb von Sekunden seinen Kopf fand. Aber selbst wenn er es sah, reichte seine Zeit nicht aus, diese Information zu verwerten, denn ein Klicken aus der Schallgedämpften MP bereitete dem Gedankengang ein jähes Ende.

„Küche sicher.“

Die Personaltoilette entpuppte sich als leer, aber weiter vorne auf dem Gang waren drei Salven gedämpfter Schüsse zu vernehmen, dann kamen die Meldungen dass die jeweiligen Bereiche sauber seien. Chen griff nach dem Mikrofon, das in der Wand neben dem Durchgang in den Passagierraum hing.

„Meine Damen und Herren, wir bitten sie die Störung zu entschuldigen.“, sprach er in akzentfreiem Englisch. „Unsere Bordtechniker arbeiten derzeit an der Widerherstellung der Leitung, es besteht aber kein Grund zur Aufregung, die Flugsicherheit wird hierdurch nicht gefährdet.“

Der einzige arbeitsfähige Techniker an Bord war jedoch Yen, der maßgeblich an der Arbeitsunfähigkeit der regulären Bordarbeiter Schuld trug. Und Yen würde den Strom sicherlich nicht wieder anstellen.

Chen warf einen Blick durch die Scheibe. Die im Nachtsichtgerät grün schimmernden Gesichter waren angespannt, schienen aber aufzuatmen. Vereinzelt leuchtete ein Handydisplay auf, doch der automatische Lichtfilter seines Geräts verhinderte, dass er dadurch geblendet wurde.

An ihm vorbei schoben sich zwei Teammitglieder in Uniformen der Fluggesellschaft, um bei den Passagieren Präsenz zu zeigen. Und bei den bewaffneten Flugbegleitern, die zwar keinen Verdacht schöpften, was für eine Operation gerade ablief, aber sicherlich nervös wurden. Natürlich waren ihre Sitzplätze bekannt, die vier Sicherheitsmänner würden ausgeschaltet werden, ohne dass die übrigen Passagiere etwas davon mitbekämen.

„Passagierraum sicher“, kam nach fünf Minuten die Meldung.

Chen nickte zufrieden.

Zeit die Nuss zu knacken… .

Als Nuss wurde in ihrem Plan das gepanzerte Cockpit bezeichnet, auf das er nun mit den verbliebenen Männern eine Ebene über den Passagieren zulief.

Die zwei Wachmänner waren schlecht ausgerüstet und unzureichend ausgebildet. Orientierungslos liefen sie mit einer Taschenlampe in Richtung Treppe, als ihnen das Team auffiel. Der Erste stürzte zu Boden bevor er auch nur daran denken konnte seine Waffe zu ziehen. Sein Kollege hatte gerade begonnen diesem Reflex zu folgen, als das Projektil seine Kevlarweste traf. Der Schuss tötete ihn nicht sofort, brach ihm aber auf die geringe Entfernung mit Sicherheit mehrere Rippen, lange Zeit würde er sich seinen Verletzungen nicht mehr erwehren können. Doch es war nicht Chens Absicht ihn leiden zu lassen. Er war nicht derjenige, an dem Rache geübt werden sollte. Auf einen Wink von ihm tötete einer der Männer ihn im Vorbeigehen mit einem Handkantenschlag gegen den Hals.

Jetzt standen sie vor der Tür zum Cockpit. Falls alles glatt gelaufen war, hatten die Piloten von den dubiosen Vorgängen außerhalb der Kanzel nichts mitbekommen.

Er griff nach dem Funkgerät des toten Wachmannes. „Hey, von euch noch jemand Lust auf einen Kaffee?“, fragte er in das Mikro. „Klar, stell schon mal auf, Lee holt die Kanne gleich. Was macht der Strom im Passagierraum?“ „Die sind dran. Der Kaffee läuft.“

Die Waffen im Anschlag warteten sie vor der Tür. Nach ein paar Sekunden öffnete sich die Luke einen Spalt, wurde dem Co-Piloten jedoch freundlicherweise von Chen ganz aufgehalten. Vielleicht etwas ruckartig, denn der Uniformierte, der überdies noch zwei leere Kaffeetassen in einer Hand balancierte, kam ins Straucheln. Bevor er sein Gleichgewicht wieder finden konnte, verlor er sein Leben. Er war tot bevor er auf dem Boden aufschlug. Sofort stiegen zwei Männer durch die Öffnung und entließen den Piloten mithilfe eines Tasers in den Vorruhestand. Die Elektrodennadeln töteten ihn schnell und absolut lautlos, bei einem Schlag oder Schuss hätte die Gefahr bestanden, dass man das verdächtige Geräusch im Mikrophon, mit dem der Kontakt zur Bodenstation gehalten wurde, hörte. Während Einer der Beiden den Piloten aus dem Cockpit trug, nahm der andere dessen Platz ein, setzte sich das Headset auf, und übernahm die Steuerung.

Jetzt löste sich die Anspannung von Chen ein wenig. Während der gesamten Phase war nicht einmal ein Ruckeln zu spüren gewesen, dass die beunruhigenden Vorgänge in der Kanzel erahnen ließen.

„Phase C beendet. Phase D läuft bereits. Gut gemacht.“ An dieser Stelle war ihm das Lob ausnahmsweise nicht zuviel. Sie hatten keine der Variationen, die durch unvorhersehbare Zwischenfälle notwendig geworden wären, benötigt. Der schwierigste Teil der Operation war abgeschlossen. Der Rest würde ein Kinderspiel sein.

Chen grinste.

Zeit, den Planeten ins Chaos zu stürzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4

Deutschland, Bahngleis zwischen Lüneburg und Dannenberg, 03.07.15, 20:00 Uhr

 

„Scheiße, das Gas ist alle.“ Entnervt nimmt Sam den Topf mit nur lauwarmem Wasser von dem Campingkocher. „Keine Panik, du kannst unsren haben, wir sind gleich fertig!“

Dankbar nickt er seinen „Nachbarn“ zu.

3500 Menschen sitzen hier über fast die komplette Bahnstrecke verteilt auf den Gleisen um den Castor-Transport zu blockieren. Er selbst ist seit acht Tagen hier, andere noch länger, manche sind erst angekommen. Aber nach fast einer Woche Blockade sind seine Vorräte fast aufgebraucht. Noch einen Tag, und er wird restlos auf die Solidarität anderer angewiesen sein. Aber hier war das kein Problem, wer genug hatte gab anderen ab, die weniger hatten, außerdem wurden sie von einigen Leuten aus der Umgebung unterstützt, die ihre Aktion zwar befürworteten, aber aus verschiedenen Gründen nicht aktiv an der Blockade teilnahmen.

Er schob sich einen widerspenstigen Dread wieder unter sein Haarband und sah auf die Uhr. „Es wurde schon drei Stunden lang kein Räumungsversuch mehr unternommen, vielleicht leiten sie doch um?!“, meint er laut. „Glaub ich nicht...“, meint der Mann, der ihm den Kocher ausleihen will. Er trägt ein Greenpeace-T-Shirt, wie seine Begleiter um ihn herum auch. „Umzuleiten wird ab hier zu schwer, außerdem ist überall zu, dann können sie auch hier räumen.“

Sam nickt nachdenklich. Er steht auf, streckt sich und schaut die Gleise entlang: Es sieht wie ein gigantisches, lang gestrecktes Zeltlager aus, begrenzt von Transparenten, mit den verschiedensten Leuten aller Altersstufen. Über allem kreist seit Stunden unaufhörlich ein Polizeihubschrauber. Sein lautloser Elektromotor lässt ihn bedrohlich wie einen Drachen über die Menge kreisen.

Sam ist nervös. Es ist zu ruhig, die Versuche die Strecke zu räumen waren zwar brutal und regelmäßig, aber doch hinter seinen Erwartungen geblieben. Er hat ein ungutes Gefühl. Da sieht er Nadine den Bahndamm hochklettern. Er winkt ihr und hilft ihr hinauf. „Ravioli sind gleich fertig.“ Sie schaut skeptisch auf die Dose die auf dem rostigen Kocher steht. „Das ist die Letzte, oder?“ Sam nickt.

„Fuck. Wir brauchen dringend Nachschub…“ Sie lässt sich hinfallen und beginnt eine Strähne ihres langen schwarzen Haares zu flechten, um damit ihr Ãœbriges zurück zu binden.

Sie und Sam kennen sich seit einem halben Jahr. Er hat sie in einer Kommune in der Pfalz kennen gelernt, wohin es auf seinem ziellosen Trip durch Deutschland, auf der Suche nach Gleichgesinnten,  verschlagen hatte. Er hatte im ganzen Land Kontakte geknüpft, mit verschiedenen Umweltorganisationen, antifaschistischen Bündnissen, hatte illegale Kongresse gegen den globalen Kapitalismus mitorganisiert, und war schließlich bei den Aussteigern gelandet, wo er für eine Weile Ruhe fand. Doch schon bald erschien es ihm falsch zu warten, bis sich die ganze Welt als Selbstversorger betätigen würde, und sich alle Probleme auflösten. Und ein Reaktorunglück würde ein solches Projekt wahrscheinlich schneller zerstören, als sich die Bevölkerung darauf einließ. Mit Sicherheit. Wozu auch…

Auch ohne Autos, mit den ständigen Versorgungsengpässen, die mit neuem Gen-Food gestopft wurden, und den daraus resultierenden Seuchen glaubten die Menschen die Märchen der Regierung, es ging allen gut, und alles sei unter Kontrolle.

Das einzige was unter Kontrolle war, war die Bevölkerung. Vor einem Jahr hatte Sam Orwells 1984 gelesen, und die erschreckenden Parallelen festgestellt, die sich seitdem noch weiterentwickelt hatten: Berufsverbote für demonstrierende Beamte, Verbot der Gewerkschaftsbildung und Auflösung vieler Organisationen wie Attac wurden Menschen Maßnahmen gegen die radikalen Chaoten verkauft. Die Überwachung wurde zur Regel, sodass der anfängliche Protest auch zur Routine wurde, und schließlich aufhörte.

Aber man merkte trotzdem dass sich einige sträubten. Der neue GAU hatte endlich wieder eine zu breite Masse auf die Straße geholt, um sie einfach als Chaoten wegzusperren.

 

Es war dunkel geworden. Nadine saß an ihn gelehnt an dem kleinen Feuer, dass man entzündet hatte. Er war immer noch angespannt, er konnte allerdings keinen genauern Grund nennen. Während seiner Freundin die Augen zufielen wehrte er sich verbissen gegen den Schlaf. Er war überzeugt dass die finale Räumung nachts stattfinden würde, wo sie angreifbarer als am Tag waren. Etwas krachte ein Stück entfernt im Wald. Er zuckte hoch. Neben ihm war eine Frau der Greenpeace-Gruppe ebenfalls aufgeschreckt. Es war nicht ungefährlich in den Pullovern mit dem Logo der seit zwei Jahren verbotenen Organisation rum zu laufen, aber es wurde sowieso jeder Demonstrant kriminalisiert, da kam es wahrscheinlich nicht auf ein Greenpeace-Logo an. „Irgendwas tut sich.“, sagte sie und begann ihre Freunde zu schütteln.

Auch Sam weckte Nadine ebenfalls  auf. „Ich glaub es geht los.“ Nadine war sofort wach, und zog ihren Rucksack zu sich und begann darin zu kramen.

Sam sah wieder in den Wald, wo sich nun auch gedämpfter Lichtschein zeigte. Zum Glück verhinderte der dichte Baumbestand dass die Polizei hier mit Wasserwerfern und ähnlichem anrückte. Was sie jedoch keineswegs harmlos machte.

Es kam Bewegung in die Menge, überall waren vereinzelte Rufe zu hören, die Leute wurden wach und es wurde aufgeregt geredet.

Sam trat das Feuer aus und sah die erste Reihe Polizisten im Schatten der Bäume anmarschieren. Auch andere hatten sie entdeckt, das Geschrei wurde lauter. „Hier!“. Nadine drückte ihm ein nasses Tuch in die Hand, das er hastig vor Mund und Nase band. Es half nicht lange gegen das Tränengas, aber es war besser als nichts. Neidisch sah er die Greenpeace-Leute Gasmasken aufsetzen, seine Eigene wurde bei seiner letzen Festnahme konfisziert, „passive Bewaffnung“ lautete die Anklage.

Urplötzlich flammten zahllose Scheinwerfer über den Baumwipfeln auf, die in regelmäßigen Abständen zwischen den Bäumen aufgebaut worden waren. Eine Lautsprecher begann zu knacken: „Dies ist die letzte Durchsage dieser Art. Sämtliche Demonstranten haben sofort die Gleise zu verlassen, andernfalls werden diese von uns geräumt, bei Bedarf auch mit Gewalteinsatz. Ich weise darauf hin, dass Widerstand eine noch größere Strafe nach sich ziehen wird, als diese ohnehin schon illegale Versammlung. Wer jetzt gehen möchte steht auf und begibt sich mit erhobenen Händen zu den Beamten. Sie werden festgenommen, und es bleibt bei der Anzeige wegen unerlaubtem Versammeln und Gefährdung des Schienenverkehrs. Wenn sie diesen Moment nicht nutzen, kommt Widerstand gegen die Staatsgewalt, sowie weitere….“

Der Rest der Rede des Einsatzleiters ging vollständig unter dem Gesang der Demonstranten unter, die damit ihr Desinteresse an der Mitteilung kundtaten, die die meisten in den letzten Tagen in ähnlicher Form ohnehin schon mehrmals gehört hatten.

Trotz des lautstarken Chors verlas der Einsatzleiter vorschriftsgemäß seinen Text zweimal.

Dann kam Bewegung in die Reihen der Polizisten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5

Deutschland, Bahngleis zwischen Lüneburg und Dannenberg, 03.07.15, 21:30 Uhr

 

Sam verstärkte seinen Griff um Nadines Arm, auf der anderen Seite war er bei einem bärtigen Mann eingehakt, der schwer atmete. Insgeheim bewunderte Sam den Mann in seinem Alter zu versuchen, einer Generation, deren beste Jahre er nicht einmal mehr erleben würde, zu helfen. Schon jetzt viel ihm das Atmen durch den schweren Stoff schwer, erneut wünschte er sich seine leichtere Gasmaske zurück.

Die erste Reihe Polizisten kam im Laufschritt aus dem Wald und begann den Bahndamm zu erklimmen.

Das Geschrei wurde lauter, einzelne Sprechchöre begannen sich heraus zu kristallisieren, die ersten Gasgranaten flogen.

Eine landete direkt zwischen Sams Füßen, der sie schnell aufhob und zurück in die Bäume warf, bevor sie das reizende CS-Gas verströmen konnte.

Doch nicht überall konnte man so schnell reagieren, schon breitete sich der Dunst aus, der Atemnot und unerträglich brennende Augen verursachte. Als Kampfmittel im Krieg verbot die Bundesregierung dieses Mittel, gegen die eigene Bevölkerung wurde es jedoch rücksichtslos eingesetzt.

Der erste Polizist war bei Sam. Mit seinen behandschuhten Händen packte er ihn am Arm, während ein anderer mit einem Knüppel auf seinen und Nadines Arm einschlug.

„Verpiss dich du Wichser!“, brüllte Sam, krallte seine Hand jedoch trotz der Schmerzen weiter in Nadines Jacke.

Immer mehr Polizisten strömten aus dem Wald, Knüppel im Anschlag, teilweise Schusswaffen mit Gummimunition, die entgegen der verbreiteten Verharmlosung jedoch schon einige Todesopfer gefordert hatten.

Nadine knickte unter den Knüppelschlägen des Polizisten ein, ihr Arm hing schlaf in Sams Hand. „Nadine!“ Sie blutete aus einer Platzwunde über dem Auge, ihre Pupillen waren nach oben verdreht. „Scheiße!“ Sams Schulter krachte gegen den Körper des Polizisten. Durch seinen Höhenvorteil gelang es ihm den brutalen Typen aus dem Gleichgewicht zu bringen, er taumelte den Damm herab und stürzte. Doch es blieb keine Zeit zum Verschnaufen. Ãœberall brach Panik aus, als die Menschenketten aufgerissen wurden. Während einige die Angriffe zum Anlass nahmen noch dichter und fester zusammenzurücken, um keine Angriffsfläche zu bieten, verloren andere die Nerven und wollten raus aus dem Pulk von Leibern, auf den gnadenlos eingeknüppelt wurde. Sam konnte es ihnen nicht verübeln. Er schüttelte den schlaffen Körper seiner Freundin. „Nadine, wach auf!“ Blut verklebte ihre Haare, lief ihr über die Augen ins Gesicht. Ihr Mund stand offen, hyperventilierte, die Wangen kreidebleich im Licht der Scheinwerfer. Sie rutschte von seinem Arm, glitt auf das Steinbett der Gleise.

Ein Schlag traf ihn an der Schulter, er hörte seinen Knochen brechen, Sekunden bevor der Schmerz in ihm explodierte, ihm die Sicht nahm, ihn schwindeln ließ. Ein Schrei entfuhr ihm, im Augenwinkel sah er den Beamten erneut ausholen. Geradeso duckte er sich unter dem Schlag weg, sah allerdings durch die plötzliche Bewegung wieder Sterne, die in seinem Sichtfeld zirkulierten. Er fiel hin, sah aus seiner neuen Perspektive wie die Greenpeacegruppe mit Gummigeschossen auseinander getrieben wurde. Einige von ihnen rollten sich schreiend am Boden, und sofort fielen die Staatsdiener über sie her, schlugen und traten auf sie ein, bis sie die wehrlosen Bündel mit Kabelbindern fesselten und liegen ließen.

Einer von ihnen ging auf Nadines bewegungslosen Körper zu und trat ihr mit voller Wucht in die Seite. Ihr leichter Körper wirbelte herum, ein Wimmern drang aus ihren aufgeplatzten Lippen.

Sam sah rot, er spürte keine Schmerzen mehr, zuviel Adrenalin schüttete sein Körper in seinen Stoffwechsel, er sah nur Nadines zierlich Körper, zusammengekrümmt unter den Stiefeltritten. Mit einem Sprung war er hinter dem Polizisten. Er warf sich auf seinen Rücken, seine Finger kratzten über das Visier des Helmes, versuchten sich unter ihn zu schieben rutschten aber an dem glatten Fieberglas ab. Durch die Wucht des Stoßes kam der Polizist ins Stolpern, er ließ den Schlagstock fallen und griff auf seinen Rücken, tastete blind nach seinem Angreifer. Seine Hand griff in die langen Dreadlocks, riss daran, schlug gegen Sams Schläfe und schleuderte ihn herum. Die Metallschiene schlug an seine Wirbelsäule, der Aufprall presste die Luft aus seinen Lungen. Sekunden später krachte der orientierungslose Polizist auf ihn. Eine Faust traf Sam am Kinn, die Sterne explodierten zu hunderten Feuerwerken, sein Kopf wurde herumgeschleudert und auf die groben Steine gepresst, der zweite Schlag traf seinen ungeschützten Hals. Er krümmte sich vor Schmerzen, glaubte ersticken zu müssen, röchelte mühsam, unfähig ein Quantum Luft in seine schreienden Lungen zu pumpen. Er griff ins Leere, zerrte am Arm an seinem Hals, schlug nach dem Helm, der immer mehr vor seinen Augen verschwamm, riss am Gürtel seines Peinigers, berührte Metall, zerrte daran, klappte den Entsicherungsbügel nach hinten und drückte ab.

Der Knall ging im Getümmel unter, und explodierte doch so laut in Sams Kopf, schlug Kreise durch seinen Körper, rauschte mit dem Blut in seinen Ohren um die Wette und übertönte sein Luftschnappen. Der Druck auf seinen Hals ließ nach, das Knie auf seinem Brustkorb wurde von ihm gerissen, von dem Körper, in dessen Brust das Projektil aus nächster Nähe eingeschlagen war. Die Kevlarweste war auf diese Entfernung so wirksam wie ein Baumwollhemd, die Kugel zerriss den Spezialstoff ohne nennenswerte Verlangsamung.

Luft strömte in Sams Lungen. Ihm wurde schwarz vor Augen.

6

tagesschau.de, 04.07.15, 09:30

 

„…kam es gestern Nacht zur finalen Räumung durch die Einsatzkräfte. Gegen 22Uhr begannen Beamte damit, die 3500-4000 Demonstranten von den Gleisen zu führen, worauf ein großer Teil der Chaoten mit Gewalt reagierte. Das militante Verhalten der Demonstranten, darunter auch viele Mitglieder der seit Frühjahr 2014 verbotenen Umweltorganisation Greenpeace, zwang die Polizisten zu einem harten Vorgehen. Nach Beginn der Ausschreitungen wurde Tränengas und Gummimunition verwendet, um die gewaltbereiten Demonstranten unter Kontrolle zu bekommen. „Die Maßnahmen waren dringend nötig, um die Ordnung wiederherzustellen, und um die Sicherheit unserer Beamten wieder auf ein akzeptables Niveau zu bringen.“, teilte der leitende Oberhauptkommissar Hermann Tegel auf einer Pressekonferenz mit. Die traurige Bilanz der Proteste auf den Schienen sind über 1700 Verletzte, 300 davon schwer. 12 Demonstranten erlagen ihren Verletzungen, die allerdings nicht durch das direkte Einwirken von Polizeikräften verursacht wurden, sondern laut Polizeibericht aus der entstandenen Massenpanik resultieren. Dennoch hat sich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, um den Fall zu prüfen. Auf Seiten der Polizei kam es zu 200 Verletzten, auch hier einige schwer. Ein Polizist erlag in den frühen Morgenstunden einer Schussverletzung, die ihm von einem  bei Redaktionsschluss noch nicht identifizierten Demonstranten zugefügt worden war.

Die Polizei nahm fast sämtliche Gleisbesatzer in Gewahrsam, es kam zu über 500 Festnahmen. Die Zahl der Verletzten und Toten übersteigt sogar die der Friedensdemonstrationen Anfang des Jahres, es kam bei den 13 Großdemonstrationen zu insgesamt 4 Toten und 600 Verletzten.

Experten erwarten…“ 

 

 

7

Deutschland, Stuttgart, Uni-Gelände 04.07.15, 11:00 Uhr

 

13 Tote. 13. Vor Jahren wäre eine solche Zahl noch undenkbar gewesen. Schon ein Toter, ob auf Seiten der Polizei oder der Demonstranten, hätte für derartigen politischen Trubel gesorgt, dass es einfach unvorstellbar war. Und jetzt starben bei Protesten gegen Castorzüge mehr als zehn Menschen in einer Nacht.

David schüttelte den Kopf. Es war Samstagmorgen, sie hatten alle vorlesungsfrei, saßen aber trotz der Sonne draußen im Zimmer von Ihm und Miriam im Studentenwohnheim.

Sven saß auf ihrem Bett und las verschiedene Berichte über die vergangene Nacht durch. „Das ist noch mal eine andere Stufe als die Friedensdemos im ‚Frühling…“, sagte er finster.

Miriam lehnte am Fenster, schaute ins Leere und zwirbelte eine Strähne ihres blonden Haares zwischen ihren Fingern.

David beobachtet sie. Ihr hübsches Gesicht ist von Sorgenfalten durchzogen. Es waren Freunde von ihnen auf den Castordemos. Sie hatten auch überlegt zu einer fahren, hatten deswegen sogar Streit gehabt. Aber Miriam bestand darauf hier zu bleiben, wegen ihrer Examensarbeit.

„Bei Lüneburg war es am Schlimmsten. Von den anderen Demos wurde kaum was berichtet, das ist doch ein gutes Zeichen! Wahrscheinlich sind die anderen noch gar nicht geräumt!“, versuchte er sie zu beruhigen. Miriam nickte nur, und wandte sich ab. „Was passiert mit diesem Land?“, flüsterte sie.

Sven legte den Touchscreen auf das ungemachte Bett und stand auf. „Das wird nicht ohne Konsequenzen bleiben. Das machen die Leute nicht mehr mit! Nicht so viele!“ Er lief im Zimmer auf und ab. „Ach Bullshit.“ Auch David stand auf. „Die machen alles mit. Das geht durch die Medien, eine Woche, zwei. Und solange empören sich alle. Dass war jedes Mal so, und so wird es bleiben. Im März waren alle entsetzt, die ersten Toten auf einer Demonstration in Deutschland sei 69. Toll! Es gab großes Geschrei, aber nach dem vierten haben sich die Leute dran gewöhnt. Es ist blöd, aber Alltag. Okay. Akzeptiert. Und weiter nichts!“ Seine Stimme war immer lauter geworden, er schrie jetzt fast. „Zwölf! Das ist jetzt eine Schlagzeile, aber nächste Woche haben sie es vergessen! Und wenn es beim nächsten Mal nur 10 sind, denken sie sich; „Ach, war ja nicht so schlimm wie das mit dem Castor!“ Und schon sind wir wieder da, wo wir nie hinwollten.“

Miriam trat zu ihm, und strich ihm über die Wange. „Ich weiß. Es ist schrecklich. Aber vielleicht war das auch der Tropfen der das Fass zum überlaufen bringt?“ Ihre Stimme war sanft, versuchte nicht nur David, sondern auch sich selbst zu beruhigen. Aber der schnaubte nur.

Amerika, Großbritannien und Frankreich hatten die Entwicklung zum offensichtlichen Polizeistaat schon hinter sich gebracht. Auch hier war es nur eine Frage der Zeit gewesen. Nicht ob, sondern wann und unter welchem Vorwand war die Frage gewesen.

„Glaubt mir, wir gehen den Bach runter.“

Sven stand nun am Fenster, schaute in den blauen Himmel und grübelte. „Ich denke dass Leute darauf reagieren. Nicht alle, die Meisten haben zu viel Angst. Aber einige schon. Leute die es sich nicht mehr bieten lassen wollen. Wenn sie alle kriminalisieren die ihre Meinung sagen und zu ihr stehen, ist es vielleicht manchen scheißegal ob noch was dazu kommt.“

Miriam sah ihn scharf an. „Worauf willst du hinaus?“

Er drehte sich um. „Die Sache ist doch die; allen stinkt es, aber keiner traut sich mehr es zu sagen.“

„Klar, weil unsere Regierung sich anscheinend China zum Vorbild  gemacht hat.“, warf David gereizt ein.

Sven nickte. „Wir müssen zeigen dass es trotzdem Widerstand gibt. Leute wie wir werden Aktionen machen. Zeichen setzen. Trotz der Regierung. Wenn eine Gruppe anfängt, werden es mehr. Wir können die Entwicklung vielleicht noch aufhalten, bevor wir auf einem Stand mit den USA oder Frankreich sind!“

David schaute ihn an: „Du willst also Bomben bauen und Regierungsgebäude hochjagen? Terror?“

Sven blickte unverwandt zurück. „Terror macht den Leuten Angst. Es geht darum dass wir Hoffnung machen müssen. Den Leuten zeigen, dass man was tun kann. Dass wir es uns nicht verbieten lassen, dagegen zu sein.“

„Aha. Und wie genau soll das aussehen?“

„Das weiß ich noch nicht. Aber irgendetwas wird uns einfallen!“

David schnaubte. „Das ist doch leeres Gelaber!“ Die Tür schlug hinter ihm zu.
„Du hast Recht.“ sagte Nadine. „Er sieht das auch so. Aber ich komme mir auch so hilflos vor. So orientierungslos. Was man machen soll, darf, muss. Das macht ihm, glaube ich, zu schaffen.“

Sven schaut aus dem Fenster. „Das gleiche  geht in hundert anderen auch vor. Wir müssen den ersten Schritt machen, dann werden andere unserem Beispiel folgen. Glaub mir. Uns fällt schon ein, was wir machen können…“

 

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Saaler

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hanafubuki Mit wachsendem Interesse habe ich dein Buch zum Thema Kernenergie gelesen, auch weil dein Schreibstil sehr gut ist. Es sind traurige Zukunftsvisionen, die du aufzeigst. Sie sind nicht unwahrscheinlich. Tendenzen dazu sind bereits zu beobachten. Du beschreibst treffend die Reaktionen der Staatsgewalt/Medien einer Diktatur gegenüber unerwünschten Demonstrationen. Reale Beispiele gibt und gab es genug.
Du stellst die Frage: Sollte man Gewalt bei den Demos anwenden, damit die Regierung endlich zuhört, sich etwas ändert? Man denkt nach. Es geht auch friedlich, auch das hat es schon gegeben.
Wie kann man die Menschheit aufrütteln, schlimme Ereignisse nicht zu vergessen?. Im Fall Fukushima ist das "Vergessen" bereits im vollen Gange. Die dort Leidenden verschwinden zunehmend aus dem Blickfeld der Menschheit. Die Bewohner von Fukushima fühlen sich von der japanischen Regierung in Stich gelassen. Es muss erst wieder etwas Schlimmes passieren. Die Uhr tickt bereits ...

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