Kurzgeschichte
Blonde Seidenfäden - wie das Leben so spielt

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"Blonde Seidenfäden - wie das Leben so spielt"
Veröffentlicht am 21. August 2012, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Je älter ich werde, umso weniger gibt es über mich zu sagen :-)
Blonde Seidenfäden - wie das Leben so spielt

Blonde Seidenfäden - wie das Leben so spielt

Beschreibung

***

Schön war sie nicht, doch hatte sie eine Anziehungskraft, eine Ausstrahlung, die immer wieder Blicke von Männern wie auch von Frauen anzog. Ihr rundes Gesicht mit den schmalen Lippen und der verwässerten blauen Farbe ihrer Augen war nicht der Grund, der die Aufmerksamkeit weckte.  Wenn sie ging schob sie ihr Becken vor, dieser Bereich ihres Körpers war der Teil der ihrem Gegenüber von der Distanz her  betrachtet, zuerst begegnete. Ihre Schultern zog sie leicht nach oben und hinten. Ständig hatte sie ein Lächeln im Gesicht wenn sie sprach, auch wenn sie zuhörte. Ihr schlanker Körper hatte muskulöse Waden, die Hüften waren kaum breiter als ihre schmale Taille. Ihre Hände verrieten, dass sie sich der Mitte ihres Lebens näherte.  Ihr Busen passte von der Größe zu ihrer gesamten Erscheinung, nicht zu groß, nicht zu klein und hatte im Laufe der Jahre der Schwerkraft nachgegeben.
Was besonders war, waren ihren naturblonden, dünnen langen Haare. Vermutlich hatte sie diese so gut wie nie geschnitten. Es ist selten, dass jemand dünne lange Haare hat, die meisten lassen sie über kurz oder lang genervt abschneiden. Sie hatte dies nicht getan. Der Wind spielte sanft mit den zarten blonden Seidenfäden. Auch ich schaute immer wieder zu ihr hin, so unauffällig wie möglich. Sie interessierte mich und so beobachtete ich sie.
Sie mag Männerblicke, merkt sie, dass ein Mann sie im Visier hat, so verstand sie es gekonnt durch Körpersprache mit ihm zu kommunizieren. Unschuldig, engelhaft mit vorgeschobenen Becken und zurückgezogenen Schultern, die Haare durch drehen des Kopfes, mal nach links, mal nach rechts umschwebten ihr rundes Gesicht. Zu meiner Verwunderung trägt sie bequeme weiße Schuhe. Zumindest einen kleinen Absatz hätte ich erwartet. An den Füßen mag sie es bequem, das macht sie mir sympathischer. Während ich sie beobachte schleicht sie der Gedanke in mir ein, dass diese Frau nicht sehr glücklich ist im Augenblick. Ihr Lächeln ist eine Maske. Vielleicht hat sie gerade eine Trennung oder Scheidung hinter sich? Sie ist ohne Partner hier. Eine Freundin der Gastgeberin, wie auch ich. Bei Gelegenheit werde ich Mia ein wenig ausfragen über diesen blonden Engel. Mein zweiter Name ist Neugier und dem sollte ich gerecht werden.
Schon erblicke ich Mia in der Nähe mit einem Tablett gefüllter Sektgläser. Sie trägt ein buntes glänzendes chinesisches Oberteil mit Seitenschlitzen. Sieht sehr außergewöhnlich aus, passt ihr gut, da sie eine sehr kleine und schmale Frau mit dunklen Haaren ist. Da Haar hat sie streng nach hinten gekämmt und zusammengebunden, auch leicht chinesisch angehaucht. Ich winke ihr zu. Sie signalisiert mir, dass sie gleich kommen wird und redet angeregt mit einer älteren Dame.
“Hi Lory, na, gefällt es dir auf meiner Geburtstagsfete?”
“Ja, gefällt Mia, siehst klasse aus, so chinesisch, nur die Schlitzaugen fehlen.”
Wir lachen beide.
“Du sag mal Mia, wer ist denn der blonde Engel. Ich beobachte die Frau schon eine Weile.”
“Du meinst Hilda?”
Ich schaue so unauffällig wie möglich in die Richtung der blonden Frau. Mia´s Blick folgt mir.
“ Ja, das ist Hilda.”
“Woher kennst Du sie?”
“Wir haben uns durch unsere Kinder kennengelernt, die sind im gleichen Alter. Unsere Männer kennen sich vom Fußball her. Leider sind die beiden nicht mehr zusammen. Die Scheidung war vor ca. einem Monat. Das ist schon eine schwere Zeit, die sie gerade durchlebt. Die Kinder sind beim Vater, der noch im gemeinsam gebauten Haus lebt. Sie hat sich eine Wohnung genommen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes.”
Während Mia mit ihren Sektgläsern weiter durch die Schar der Gäste wandelte und hie und da mit einem der Gäste plauderte, wanderte mein Blick zu Hilda. Meine innere Stimmer hatte sich also nicht getäuscht. Ich hatte Traurigkeit hinter dem Lächeln erfühlt. Hilda hielt in der rechten Hand ein frisch gefülltes Sektglas in der anderen hielt sie mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger ein Häppchen, das sie auf eine theatralische Art verspeiste. Sie lächelte auch beim Essen. Sie nahm sich sehr wichtig, was ja keinesfalls negativ zu sehen ist. Plötzlich kam sie auf mich zu.
“Hallo, ich habe bemerkt, dass sie mich beobachten. Da hatte ich den Impuls mich ihnen vorzustellen. Ich bin Hilda Köhler, eine Freundin von Mia.”
“Lorena Merk, hallo, ich bin wohl sehr ungeschickt mit meinen Beobachtungen. Tut mir leid, wenn sie sich belästigt fühlen.”
“Ich fühle mich keineswegs belästigt, es ist mir nur aufgefallen. Was interessiert sie denn an mir?”
Oh oh oh, was sage ich nun bloß, so mutig ihr alle meine Gedanken anzuvertrauen war ich nicht.
“Sie haben eine auffallende Erscheinung. Vielleicht durch ihre langen blonden Haare.”
“Ja, die sind wohl das Auffälligste an mir”, scherzte sie.
Das lockerte das Gespräch deutlich auf.
“Es wird sie überraschen, aber auch ich habe sie beobachtet.”
Es überraschte mich in der Tat, denn ich hatte es nicht bemerkt. “Oh, interessant.”
Interessant war mein Lieblingswort, wenn ich kein passendes fand.
“Ich beobachte sie schon seit sie kamen. Sie kamen nach mir”, klärte mich Hilda auf.
“Mir ist ihre natürliche, lässige, authentische Persönlichkeit aufgefallen. Meist sind die Menschen bei der Begrüßung sehr gekünstelt. Das war bei Ihnen nicht der Fall.”
“Oh”, war alles was ich dazu sagen konnte.
“Sie sind auch alleine hier?” Mit einem neugierigen Blick frage sie mich.
“Ja, ich bin alleine hier, mein Mann hat einen wichtigen Termin, der Name ist Fußball.”
Hilda lachte: “ Die Wichtigkeit eines Fußball-Termines ist mir bekannt.”
Wieder lachen wir beide.

Es wurde eine lange Nacht in der wir uns immer näher kamen und ein endlos langes Gespräch führten über Gott und die Welt und uns selbst. Dies war der Beginn einer langen Freundschaft.
Hilda schiebt immer noch ihr Becken vor und lässt kokett die Haare wehen.
Manchmal sehen wir uns wochenlang nicht aber immer ist sie mir nahe
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Mitmensch
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baesta Ein ganz alltägliche Geschichte - und doch auch sehr subtil geschrieben. Nur die Schrift ist etwas zu klein geraten und wenn ich auf "Textdarstellung ohne Flash" gehe, dann geht der Text über die Seitenbegrenzung meines PC´s hinaus. Trotzden die 5 Sternchen sind Dir sicher.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Mitmensch Danke! - Lieben Dank für Deinen Kommentar und einen Herzengruß an Dich !

Johanna
Vor langer Zeit - Antworten
kullerchen Eine nahegehende Geschichte, - kein Reisser, kein Krimi, kein Horror, nur der ganz normale, der einer Scheidung.

Die Art, wie du Hilda beschriebst, machte sie interessant. Ich gönne dir, oder deinem literarische Ich eine Freundin, wie sie. Wer so große Verluste hatte, ist in der Regel ein sensibler Mensch geworden.

Gute Freunde, die wissen wann man den Mund hält und wann man sich einmischt.

Ich stoß dann mal an, auf Hilda und dich und eine interessante Freundschaft!

LG vom Kullerchen!
Vor langer Zeit - Antworten
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