Gedichte
Traum vom Tod - Aus: Hohelied des Todes

Am Waldesrand, bei einer alten Quelle,

Dort fand ein junges Mädchen Rast.

Sie bettet ihren Kopf ins Ufergrün

Und legt von sich ab all ihre Last.

Die Winde spielen ihr ein Wiegenlied,

Wie sie so fiel in Schlafe tief;

Die wache Welt um sie verblasst bereits.

Der Herr der Träume sie einst zu sich rief.

Weiden, Wasser, Schilf und Lilien,

Schweigen, halten ihr Versteck geheim.

Auch die Zeit vermag sie nicht zu fassen;

Spurlos das Mädchenherz, es bleibt geheim.

Bei der Quelle wacht ein schwarzer Schmetterling.

Dort staunt er, weil sie sich nicht rührt.

Er weiß nicht was in ihrem Herzen vor sich geht,

Noch wohin ihr trüber Traum sie führt.

Und als die Jahre sind vergangen längst,

Und blass die Lippen, die einst rosenrot.

Da fand man ihren kalten, jungen Körper,

Bracht´ weiße Blumen jener, die schon lange tot.