Der Dank gehört ganz allein dir Julia. Ach und lasst ruhig eure Kommentare und Kritik da...
Ein kleines Mädchen öffnete den Mund, doch es kam kein Ton. Es starrte in die Flammen des brennenden Hauses und horchte auf die Stimmen der Hausbesitzer. Ihrer Familie. Es wollte zu ihnen, doch es war erstarrt. Der unerträgliche Qualm trieb ihr Tränen in die Augen. Doch sie konnte nur zu sehen und abwarten. Plötzlich blitzten rote Augen auf. Ich bin jetzt deine Familie, sagte eine unheimliche Stimme. Unerträglicher Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus, doch es konnte immer noch nicht schreien. Bald bin ich bei euch Mama, Papa. Ihre Mundwinkel zuckten, als sie die Augen schloss.
Jasmin wachte schweißgebadet in ihrem Bett auf. Sie sah auf die Uhr. Erst in zwei Stunden würde es zu dämmern beginnen. Doch an Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Und sie dachte sie sei darüber hinweg. „Er ist tot“, redete sie sich ein. Wieso verfolgte er sie gerade jetzt in ihren Träumen. Sie seufzte und ging zu ihrer Kommode. Sie zog ein schwarzes T-Shirt heraus und schlüpfte in ihre schwarze Jeans. Sie würde ein paar Trainingseinheiten einlegen, bevor sie dann zu Damien ging. „Damien“, seufzte sie. Damals wäre sie einfach hineingeplatzt, nur so aus Spaß, doch seit er seine Lebensgefährtin Emilia gefunden hatte, vermied sie unvereinbarte Besuche in seinem Schlafzimmer. Sie schaltete das Laufband ein und begann mit dem Training.
„Waas?“, fragte Kyle aufgebracht seinen Vorgesetzten . „Sie wartet schon draußen.“
„Das ist nicht dein ernst.“
„Wir sind unterbesetzt, Kyle. Wir können jede Hilfe gebrauchen. Außerdem hat mir Damien versichert, dass sie sich benehmen wird.“ Kyle lachte. „Sie ist eine Unsterbliche...“, sagte er verachtend..“
. „… also eine Verbündete“, unterbrach Nicklas ihn mahnend. Er verstand immer noch nicht, warum der Krieg beider Völker ein Ende gefunden hatte. Es hatte so viele Tote auf beiden Seiten gegeben und trotzdem hatte man nach der Aufklärung des Todes von Prinzessin Alexa und des Unsterblichen Kosta, den Krieg bis auf weiteres für beendet erklärt. „Das kannst du nicht von mir verlangen.“ Nicklas sah seinen Bruder an und wusste, dass er immer noch im Glauben war, das die Unsterblichen seine Familie auf den Gewissen hatte. „Wir wissen, dass sie sie nicht umgebracht haben. Wir haben eine Zeugin.“
„Ja klar, eine Unsterbliche.“
„Du wirst mit Jasmin die Außenlinien abgehen, hast du mich verstanden“, knurrte Nicklas. Er musste ihm gehorchen. So waren die Regeln des LightSchadow Leopardenrudels, doch es schmeckte ihn ganz und gar nicht. „Wenn ich den leisesten Verdacht habe, dass sie mir an die Gurgel will, bring ich sie um“, fauchte Kyle und verließ das Zimmer des Rudelführers.
„Starr mich nicht so an. Ich hab es mir nicht ausgesucht hier zu sein“, verschränkte Jasmin ihre Arme. „Denk nicht mal dran mich anzugreifen. Ich bin schneller und geschickter als du, Junge.“ War das eine Aufforderung? Er wollte ihre Aufforderung gerade gerecht werden, als plötzlich hinter ihr ein Gebüsch raschelte. „Evakuiert den Nordrand!“, gab er Anweisungen über sein Handy an Nicklas. Plötzlich waren Gelächter zu hören. „Wir werden Verstärkung gebrauchen.“
„Verstanden. Sobald sie die Familien in Sicherheit gebracht haben, schicke ich euch ein Trupp.“
„Ich werde mal nachsehen“, meinte Jasmin lässig und verschwand bevor Kyle sie aufhalten konnte. Er folgte ihr und rannte förmlich in sie hinein, als unerwartet stehen blieb. Beide verloren sie ihr Gleichgewicht, sodass sie gemeinsam, genau vor sie Füße der Camper fielen. Kyle landete auf Jasmin und lief rot an. In Hintergrund begannen einige Leute zu grölen. „Geh runter von mir“, fluchte Jasmin. Wutentbrannt rappelte er sich wieder auf und klopfte sich die Jeans ab.
„Hey Süße, wenn du auf etwas reiferes stehst, stell ich mich gern zu Verfügung“, sagte einer der Männer mutig. Jasmin knurrte und sprang den Mann an. „Hey nicht so wild Süße“, lachte er, als sie ihn zu Boden warf. „Ich bin weder deine Süße, noch die von irgendjemand anders“, drückte sie seine Kehle zu. Er versuchte verzweifelt nach Luft zu schnappen, während seine Kollegen zusahen. Sie kontrollierte sie. Aber wie? Es waren doch so viele.Kyle riss sie von dem Mann weg. „Willst du ihn umbringen?“ Sie bleckte ihre Zähne. „Wir sind nicht zum Essen hier“, knurrte er verächtlich. „Es war falscher Alarm. Lass uns von hier verschwinden, bevor irgendjemand die Polizei ruft.“ Er wusste dass dies nicht geschehen würde, doch Jasmin schien aus ihrer Trance aufzuwachen. „Was?“ Sie sah sich um. „Oh. Ich wollte nicht…“
„Das sehe ich“, unterbrach er sie und ließ sie los. „Lass uns endlich von hier verschwinden.“ Sie nickte und folgte ihm, sobald sie die Erinnerungen der Männer etwas verändert hatte.
„Die Sonne wird bald aufgehen“, brach Kyle das schweigen. „Wir sind am anderen Ende des Waldes, vielleicht solltest du besser gehen.“
„Um mich brauchst du dir keine Sorgen machen“, brummte sie, denn sie wusste dass er ihre Schwäche nutzte um sie los zu werden. Er zuckte mit den Schultern. „Mach was du willst. Ich verschwinde jedenfalls.“ Weiße Funken tanzen um seinen Körper, bis ein kleiner blass-grauer Schneeleopard an seinem Platz stand und zwischen den Bäumen verschwand. Jasmin blinzelte. Es fiel ihr immer noch schwer zu glauben, dass Menschen sich jeder Zeit, in ein Tier verwandeln konnten. Vor allen Dingen, wenn diese Person sie gerade vor einen großen Fehler bewahrt hatte. Sie schüttelte den Kopf und atmete tief ein. Warum hatte er sie eigentlich aufgehalten? Sie hatte die ganze Zeit über das Gefühl gehabt, dass er nur einen Grund suchte, um sie angreifen zu können. Sie hatte sich geirrt. Es war ihnen untersagt von Sterblichen zu trinken, den Fehler würde sie kein zweites Mal begehen. Es machte sie wütend, als die ersten Sonnenstrahlen ihre Haut kitzelten. Die Sonne würde sie zwar nicht verbrennen, wie bei anderen Unsterblichen, aber es war einfach zu mühselig, den Schaden den die Sonne anrichtete wieder zu beheben. Sie machte sich also auf dem Weg zurück zum Anwesen.
„Du bist spät.“
„Damien“, zuckte Jasmin zusammen. „Solltest du nicht bei Ema sein?“, fragte sie nach seiner Lebensgefährtin. „Sie ist in der Klinik. Sie haben wohl eine interessante Reaktion unseres Blutes auf den der Leoparden gefunden.“ Mutter Theresa, dachte sie sich. Sie lastete sich nicht nur die Sorgen der Menschen auf, sondern hatte nun ihr eigenes Forschungsteam, das sich mit resistenten Genen beschäftigte. Zusätzlich versuchte Ema herauszufinden, warum unser Blut mit dem der Gestaltenwandler so heftig reagierte. „Tia kommt also nicht zurück?“, fragte sie nach der rothaarigen Heilerin. Er schüttelte den Kopf. „Die Sonne wird bald aufgegangen sein und wir wollen ihr bei ihrem Zustand, nicht zu viel zumuten.“ Sie nickte und dachte an die bislang unkomplizierte Schwangerschaft ihrer Mitbewohnerin.
„Alles in Ordnung mit dir?“ Sie lächelte und drehte sich zu ihm. „Was sollte denn nicht in Ordnung sein?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass du mir was verschweigst. Wenn es um die Sache mit deiner neuen Aufgabe bei dem Rudel zu tun hat, dann….“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin die Einzige die genügend Zeit hat.“ Er nickte und ließ sie ziehen.
Zitternd schloss sie ihre Zimmertür hinter sich. Was war nur in sie gefahren? Ihr Blick fiel auf den Minikühlschrank neben ihrem Bett. Drei. Es waren genau drei Blutbeutel die sie zu sich genommen hatte, bevor sie aufgebrochen war. Und trotzdem durstete es ihr nach der roten Flüssigkeit. Nein es dürstete ihr nach frischem, warmem Blut. Sie schüttelte den Kopf. Ihre Fangzähne bohrten sich in ihre Wangen, während sie sich keuchend an ihrem Bettpfosten krallte. Sie schloss ihre Augen und die roten Augen, aus ihrem Traum, blitzten auf. Taumelnd erreichte sie den Kühlschrank und riss einen der Blutbeutel auf. Gierig ließ sie die kalte Flüssigkeit ihre Kehle hinunter rinnen, bis ihr schlecht wurde. Sie drückte sich eines ihrer Kissen ins Gesicht und schrie. Sie konnte es riechen. Das Blut, dass du den Adern des Sterblichen pulsiertest. Tränen strömten über ihre heißen Wangen, bis sich endlich der nächste Abend ankündigte. Hastig verschwand sie unter ihrer Dusche, um die Überreste ihres kleinen Ausrasters zu beseitigen. Sie band sich ihr schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz und betrachtete ihr viel zu blasses Gesicht im Spiegel. Sie ignorierte das Chaos in ihrem Zimmer und verließ es strahlend.
„Was machst du denn noch hier?“, fand Damien sie ihm Trainingsraum. „Du solltest doch schon längst bei der Partrollie sein.“
„Aber… Sie haben es also nicht gemeldet?“, nuschelte Jasmin verständnislos. „Was sollen sie gemeldet haben? Wenn du den kleinen Zwischenfall meinst, dann sei beruhigt, dass kann jeden mal passieren.“ Verwundert starrte sie ihn an. „Du solltest vielleicht noch ein oder zwei Blutbeutel zu dir nehmen, bevor du aufbrichst.“ Sie nickte verwirrt und ging an Damien vorbei. „Hey!“ Jasmin blieb stehen. „Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst. Du weißt dass du alles mit mir besprechen kannst, oder?“ Sie lächelte ihn an. „Wolltest du nicht ins Kino?“ Er sah auf die Uhr und nickte. „Beeil dich. Ich will mir nicht nachsagen lassen, dass wir unzuverlässig sind.“ Sie schlich sich in die Küche und sah den Kühlschrank angewidert an. „Fühlst du dich nicht gut?“ tauchte Tia hinter ihr auf. Jasmin drehte sich zu ihr um und lächelte. „Unsterbliche können nicht krank werden, Tia.“
„Du solltest mehr Blut zu dir nehmen“, bemerkte sie besorgt ihr blasses Gesicht. Warum wollten ihr eigentlich alle immer vorschreiben, was sie tun hatte und was nicht? Zornig verließ sie die Küche und machte sich auf den Weg zum Treffpunkt.
„Du bist zu spät!“, bemerkte Kyle sie. „Wird nicht wieder vorkommen“, murmelte sie. Er lief in den Wald, ohne darauf zu achten, ob Jasmin ihm folgte. Sie waren beinahe am Ziel, als sie das Schweigen brach. „Warum hast du es ihnen verschwiegen?“ Er starrte an den Felsen hinab. „Jeder weiß doch, wie sehr du uns hasst. Wieso hast du deine Chance nicht genutzt und mich verpfiffen?“, hackte sie nach. „Ich das so wichtig?“, zischte er und ballte seine Fäuste. „Es hätte nichts gebracht“, fauchte er sie an und drückte sie gegen den Baumstamm. Seine Pupillen wurden zu Schlitze. „Was wäre denn passiert? Sie hätten dich abgezogen und wir wären wieder unterbesetzt.“ Er ließ sie los und drehte ihr den Rücken zu. „Aber…?“ Er schüttelte den Kopf. „Es ist meine Pflicht das Rudel zu beschützen und wenn es heißt, mit jemanden zusammen zu arbeiten, den man abgrundtief hasst, muss ich das Übel auf mich nehmen. Zum Schutz des Rudels.“ Sie schwiegen. „...zusammenarbeiten, den man abgrundtief hasst… zum Wohle des Rudels…“ Sie konnte ihn einfach nicht durchschauen. „Ich sollte jetzt gehen“, meinte Jasmin und verschwand zwischen den Bäumen.
Ohne ihr Ziel zu wissen, streifte sie durch den Wald, bis sie sich erschöpft nieder ließ. Was dachte sich dieser Junge nur? Erst ließ er von einem Kampf ab und dann handelte er zum Wohle seines Rudels. …Abgrundtiefer Hass…, schwebte seine Stimme in ihren Gedanken. Was war nur mit ihr los? Sie legte ihre Hand auf die Stirn. Schwitzte sie etwa? Taumelnd richtete sie sich wieder auf. Ihr Körper reagierte wohl schon auf ihren mangelhaften Blutkonsum. Sie hatte schon von andern Unsterblichen gehört, die verrückt wurden, weil sie sich weigerten oder aus anderen Gründen kein Blut mehr zu sich nahmen. Sie atmete tief durch. Es würde alles wieder in Ordnung kommen, sobald sie sich einige Blutbeutel geschnappt hätte.
„Du kannst nicht einfach so deinen Posten verlassen“, schrie Kyle sie förmlich an. Sie öffnete die Augen und starrte ihn an. „Und wer will mich dran hindern?“, knurrte sie und neigte den Kopf etwas. Kyle ging weiter auf sie zu, obwohl er bemerkt hatte, dass irgendetwas überhaupt nicht stimmte. Lässig lehnte er sich an einem Baum und beobachte sie. „Dein Stolz? Oder besitzt du keinen?“
„Du kennst mich doch gar nicht“, knurrte sie. „Und du mich nicht. Trotzdem hast du mich schon einige Male windelweich geprügelt.“
„Lass es nicht drauf ankommen, Junge.“
„Du sag mal. Ich kenne eure Gesetze nicht, aber wie sieht es eigentlich aus, wenn man unschuldige Sterbliche aussaugt. Müsst ihr dann mit eurem eigenen Leben dafür bezahlen, oder wird der Tag zum Feiertag erkoren?“ Ohne Vorwarnung sprang Jasmin auf Kyle, doch es gelang ihr nicht ihm dingfest zu machen. „Sieht so jemand aus, wenn er auf der Jagd nach Menschenblut ist?“ Knurrend ging sie wieder auf ihn los, jedoch konnte er ihr ausweichen. „Wie ist es eigentlich zu wissen, dass man ein Monster ist.“ Plötzlich bekam sie ihn zufassen und drückte ihn gegen einen Baumstamm. „Man sollte nicht urteilen, wenn man keine Ahnung hat“, hob sie ihn hoch und bleckte ihre Zähne, bis ihre Fangzähne zum Vorschein kamen. „Es gibt Gesetze die es uns verbieten, von Menschen zu trinken“, erklärte sie ihm. „Ich werde dich nicht verpfeifen.“ Sie ließ ihn los und kehrte ihm den Rücken zu. „Du gehst also den leichten Weg? Ich hab nichts anderes erwartet von euch Blutsaugern.“ Wütend drehte sie sich wieder zu ihm und es gelang ihr ihn bewegungsunfähig zumachen. „Was willst du jetzt tun?“ Sie starrte gierig auf seine pulsierende Halsschlagader. „Deinen Vorurteile gerecht werden“, lächelte sie ihn an und versenkte ihre Fangzähne in seinen Hals.
Das Blut brannte in ihrer Kehle, sodass sie zufrieden aufseufzte. Sie drückte ihr Knie zwischen seine Beine, sodass er nicht den Halt verlor. Erst als er bewusstlos wurde und sie begriff was sie soeben getan hatte, ließ sie von ihm ab. Sie ließ ihn los, ging ein paar Schritte zurück und holte tief Luft. Blut. Sie roch es, aber wie war es möglich? Sie starrte Kyle an, der vor Schmerzen aufstöhnte. Ihr Blick fiel auf seinem Hals und ihre Fangzähne schossen erneut hervor. „Mist“, fluchte sie. „Wieso hört es nicht auf zu bluten?“ Sie war überfordert. Eigentlich hätte sich die Wunde schon längst sich schließen müssen, doch das Blut quoll immer noch aus seiner Wunde. Sie musste Hilfe holen. Doch sie konnte ihn doch nicht zurück lassen. Dann fiel ihr das Handy ein, dass er bei sich trug. Sie zog es aus seiner Hosentasche und starrte es an. Wenn sie jetzt anrief, wäre es als würde sie ein Geständnis ablegen, aber wenn sie es nicht tat, würde dieser Junge wahrscheinlich nicht überleben. Sie sah Kyle an. Nein, sie würde nicht den leichten Weg gehen, sondern ihre Schuld eingestehen. Sie wählte eine Nummer, doch als sich eine Stimme meldete legte sie auf. Sie konnte es nicht. Sie hatte viel zu viel Spaß daran den Jungen zu ärgern, als dass sie ihre Arbeit aufs Spiel setzte. Sie sah zum Himmel rauf. Es blieb nicht mehr viel Zeit bis Sonnenaufgang, aber sie würde ihn erst in Sicherheit bringen bevor sie auch nur an zu Hause dachte. Sie nahm ihn hoch, ignorierte das protestierende, schmerzerfülltest Ächzten und sprintete los. Es dauerte eine Weile bis sie die Höhle gefunden hatte und es dauerte auch noch eine halbe Ewigkeit bis sie die Blutung zu stoppen bekam, schließlich gelang es ihr doch. Sie verband ihm die Wunde und legte ihn sanft auf den Stapel alter, muffelnden Decken und starrte zum Höhleneingang. Sie wusste, dass die Sonne bald aufgehen würde, also raffte sie sich auf und dematerialisierte sich zurück in ihr Zimmer.
„Was gibst?... Sie ist draußen, Bogenschießen… Ich frag sie…“, telefonierte Damien mit Nicklas undmeinte Damien und dematerialisierte sich an den Schießstand. „Nicklas will wissen, ob du weißt wo Kyle steckt.“ Der Pfeil den sie abfeuerte landete im Rasen. „Nein, Wieso?“ Er zuckte mit den Schultern. „Er ist nicht zurück gekehrt.“
„Bin ich jetzt auch noch seine Mutter? Ich weiß nicht wohin er verschwunden ist“, antwortete sie wütend. „Gut“, sah er sie besorgt an und nahm wieder das Handy ans Ohr. „Du hast es sicherlich gehört… Er ist also gerade gekommen?... Gut. Ich richte es ihr aus. Tschüss.“ Er legte auf und sah zu Jasmin.
„Was ist gestern passiert?“ Sie zuckte zusammen. Wusste er etwa davon? Klar Kyle war wieder zu Hause, sicherlich hatte er endlich getan was zu tun war. Sie dachte an diese blauen Augen. Sie schüttelte den Kopf. „Also nicht.“ Sie sah Damien in die Augen. „Was? Sorry ich hab dir nicht zugehört.“
„Seid ihr aufeinander los gegangen?“ Sie legte Pfeil und Bogen zu Boden, damit Damien nicht bemerken konnte wie nervös sie wurde. „Natürlich nicht.“
„Wann bist du gestern zurückgekehrt?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist alles in Ordnung, Damien. Mir geht es gut.“ Er nickte. „Du hast wieder Farbe in Gesicht“, bemerkte er erstaunt. Sie nickte. „Ich glaub es tut mir gut, endlich eine Aufgabe zu haben.“ Er nickte. „Dann wirst du also aufbrechen?“ Sie konnte nicht zurückkehren, aber sie konnte Damien auch nicht die Wahrheit sagen, also nickte sie. „Ich nehm noch ein paar Blutbeutel zu mir und verschwinde dann.“ Gesagt getan. Sie holte ein paar Beutel aus der Küche und nahm sie mit auf ihr Zimmer. Angewidert öffnete sie einen Beutel und ließ den Inhalt ihre Kehle hinab fließen. Sie würgte, doch sie zwang sich einen zweiten Beutel zu trinken, bevor sie sich auf den Weg machte.
„Ich hab nicht mit dir gerechnet“, begrüßte Kyle sie angewidert. „Ich hab mich eben gegen den leichten Weg entschieden“, knurrte sie. „Ich werde heute einen anderen Weg gehen, du nimmst den Gleichen.“ Er wandelte sich in einen Schneeleoparden und sprang in den Wald. Sie ballte die Fäuste um ihn nicht hinterher zu springen und ihn zur Rede zu stellen. Sie würde sich beeilen um ihn zu zeigen, dass sie anderes war. Es dauerte etwa drei Stunden, bevor sie den Nordhang erreichte, doch obwohl sie sich beeilt hatte, war Kyle schneller gewesen. Sie beobachtete das Muskelspiel auf seinem Rücken, bevor er sie bedeckte. Sie machte sich bemerkbar. „Keinerlei Auffälligkeiten“, verschränkte sie die Arme.
„Das war es dann“, meinte Kyle.
„Was?“
„Du hast deinen Spaß gehabt. Du kannst jetzt gehen.“ Er dachte doch nicht etwa, dass… „Willst du mich los werden?“
„Geh einfach.“
„Jetzt gehst du den leichten Weg, Kyle. Wir müssen darüber reden.“
„Worüber willst du reden? Das du mich gebissen hast?“
„Meinst du das war geplant?“, fauchte sie zurück.
„Wir sind zu unterschiedlich, um vernünftig miteinander umzugehen.“ Es stimmte, doch sie wollte es nicht hinnehmen. „Was ist mit eurem Rudel? Ihr seid immer noch unterbesetzt.“ Er schien zu überlegen, schüttelte jedoch den Kopf. „Geh einfach.“
„So viel zu: das Rudel steht an erster Stelle“, giftete sie ihn an und verschwand. Kyle ignorierte das Klingeln seines Handys und starrte ihr hinterher. War er zu weit gegangen? Hatte sie etwa recht und er hatte sein Belangen vor das des Rudels gestellt? Das klingelte ununterbrochen, sodass er es einfach nicht mehr ignorieren konnte. „Was gibst?“, sagte er etwas zu giftig.
Jasmin sauste zwischen den Bäumen her, sprang über Sträucher und Büsche, bis sie einfach nicht mehr konnte. Schweiß perlte von ihrer Stirn und ihr Atem war kurz. Was war nur in letzter Zeit mit ihr los? Sie würde es später analysieren. Sie wollte sich gerade auf den Heimweg machen, als plötzlich ein Ast hinter knackte. Sie machte sich angriffsbereit, jedoch drehte sie sich nicht um. „Ich wusste dass du es bist, Süße.“ Sie erstarrte. „Ich bin nicht sehr erfreut, dass du mich töten wolltest, trotzdem hab ich ein Geschenk für dich.“ Sie musste schlucken, als ihr Albtraum wahr wurde. „Komm und hol es dir. Ich bin mir sicher, dass du es brauchen wirst“, lachte der Mann hinter ihr auf. „Du solltest jetzt schlafen.“ Er legte seine Zeigefinger an ihre Schläfen, bis ihr schwarz vor Augen wurde.
„Ich kann jetzt nicht?“, schrie Nicklas ins Handy. „Halt. Nicht auflegen!“, schrie Damien in sein Handy.
„Ist Jasmin bei euch?“
„Nein. Wieso sollte sie? Kyle ist allein zurückgekehrt.“
„Was ist eigentlich für ein Lärm bei euch? Ich würde gern mit Kyle sprechen.“ Nicklas lachte. „Das würde ich auch, leider ist er gerade stinksauer.“ Im Hintergrund wurde es leiser. „Ich muss wissen, was passiert ist. Jasmin ist verschwunden und in einer halben Stunde geht die Sonne auf“, meinte der Prinz der Unsterblichen besorgt. „Sie auch? Kyles Schwester Kacie nämlich auch. Kyle läuft Amok und verprügelt, jeden der ihn auf nur schief anguckt.“
„Hat er dir gesagt, was zwischen den beiden vorgefallen ist?“
„Nein, aber er war nicht verletzt. Sie können sich also nicht an den Kragen gegangen sein.“ Er hielt inne. „Ich melde mich, wenn ich näheres weiß. Die Krankenstation ist schon überfüllt.“ Es tutete. Der Anführer des Leopardenrudels hatte also aufgelegt. Sofort wählte er eine weitere Nummer. „Jason?... Komm sofort hierher und bring die Anderen mit. Jasmin ist verschwunden“, rief er einen seiner Krieger an. Fünf Minuten später machten sich die vier Männer auf den Weg und suchten verzweifelt nach der Unsterblichen. Es dauerte zwanzig Minuten, als Jason sie endlich fand. „Ich ab sie gefunden… Sie scheint bewusstlos zu sein und sie scheint verdammt hohes Fieber zu haben“, rief er Nicklas an. ER hielt inne. „David und Elias sollten verschwinden und Lucas informieren, es scheint wieder soweit zu sein.“ Damien grunzte zur Bestätigung und legte auf.
„Die Sonne geht in fünf Minuten auf. Geh, ich werde mich nicht mit ihr dematerialisieren können“, sagte Damien, doch Jason nickte. „Ich helf dir, dann schaffen wir es vielleicht noch rechtzeitig.“
„Nimm Blut zu dir und bring reichlich Blut mit“, meinte Damien, als sie endlich das Anwesen erreichten. Jason verschwand in der Küche und folgte zehn Minuten später Damien ins Zimmer. Die Sonne hatte seinen Tribut gefordert, jedoch war es nichts, was mit etwas Blut wieder hergerichtet werden konnte. Außerdem hatte Jasmin das schwerere Los gezogen. Es war wieder so weit. Es hungerte ihr nach Leidenschaft und Blut. Er stockte und ließ die Blutbeutel fallen. „Schon gut. Verschwinde von hier und tritt Lucas kräftig in den Arsch. Er muss sich beeilen“, schrie Damien ihn zu. „Geh zu deiner Frau, Jason. Das ist verdammt nochmal ein Befehl!“ Jason löste sich aus seiner Starre und stürmte aus dem Zimmer.
„Jason? Was ist los?“, drehte sich Tia zu ihrem Mann um und sah in seine hungrigen Augen. „Ich brauche dich. Sofort!“ Tia breitet ihre Arme aus, während Jason die Tür zuknallte. Eine Stunde später, griff Jason nach sein Handy und wählte die Nummer von Lucas.
„Du sollst dein Arsch hier her bewegen, Mann…Mir ist egal, wo du gerade bist! Hier ist es alle Male nicht mehr gemütlich. Was erst morgen? Kann man nichts dran ändern, aber beeil dich, sonst wird das hier zur Irrenanstalt!“, rief er abermals Lucas an. Er war der einzige Unsterbliche, der es mit der Wucht von Jasmin zurechtkam. Man könnte meinen dass sie eine Art Zweckbeziehung führten. Brauchte einer von ihnen den andern, ließen sie sofort alles stehen und liegen und gesellte sich zueinander. Es kann nicht häufig vor das eine Unsterbliche paarungswillig wurde, doch Jasmin traf es immer völlig unvorbereitet. Jason seufzte und drehte sie wieder zu seiner kichernden Frau.
„Was ist hier los? Damien, was machst du da? Du tust ihr weh.“ Damien drehte sich zu der Stimme um. Funken sprangen aus seinen Augen. „Verschwinde! Sofort!“, knurrte Damien seine Lebensgefährtin an. Er wendete sich wieder Jasmin zu und löste seinen Hemdkragen. „Was tust du da?“ Ema zog ihn von Jasmin. „Sie braucht mein Blut“, knurrte er. „Ich kann nicht zusehen, wie sie sich selbst verletzt…“ Er schien nicht mehr er selbst zu sein. „Schon gut Chef. Ich werde mich darum kümmern“, erschien Lucas grinsend in der Tür. „Ich werde etwas mit ihr spielen.“ Ema zog Damien hinter sich her. „Verdammt komm zu dir und erklär mir was hier los ist!“Unerwartet drückte er sie gegen die Wand und küsste sie stürmisch. „Ich brauch dich, jetzt sofort!“, keuchte er. „Ich will erst eine Erklärung.“
Plötzlich polterte es hinter ihnen. „Verdammt! Sie hat mir beinahe die Kehle durch gebissen!“, fluchte Lucas und drückte seine Hand gegen seinen Hals. Ema löste sich von Damien und sah Lucas besorgt an. „Zeig mal her!“
„Behalt gefälligst deine Gedanken für sich!“, knurrte Damien, der die Gedanken seines Kriegers las. „Ich versteh nicht, warum ihr alle so gereizt seid, aber das muss auf jedenfalls genäht werden.“ Sie sah Damien an. „Also spring ihn nicht gleich an, wenn ich mich zu ihm hinunter beuge.“ Sie half Lucas hoch und brachte ihn in die Bibliothek. „So das hätten wir dann.“ Lucas strich über die Naht und lächelte sie an. „Du bist ein Schatz, Emilia.“ Damien knurrte bedrohend. „Reißt euch gefälligst zusammen.“ Sie hielt kurz inne. „Ich bin auf eure Erklärung gespannt.“ Damien seufzte. „Kann die nicht warten?“ Sie schüttelte den Kopf. „Keine Erklärung, kein Sex?“, Lucas kicherte. „Jasmin ist läufig“, zuckte Lucas mit den Schultern. „Läufig? Wie ein Hund?“ Damien schüttelte den Kopf und sah Lucas ermahnend an. „Es kommt nicht häufig vor, dass Unsterbliche Frauen paarungswillig sind. Ist es jedoch soweit, werden sie alles dafür tun um die Männer, die sich in der Nähe befinden, fügig zu machen“, erklärte Damien ihr. „Halt. Alle Unsterbliche wird sie fügig machen, meinst du doch sicherlich.“ Er schüttelte den Kopf. „Sicherlich macht es uns am meisten zu schaffen, aber auch Menschen kann es treffen.“ Er hielt inne. „Ich weiß nicht wie lange es schon geht. Wir haben sie vor etwa einer Stunde, bewusstlos im Wald gefunden.“
„Was geschieht mit ihren Sex-Opfern?“ Er zuckte mit den Schultern. „Unsterbliche treibt sie in den Wahnsinn, aber Sterbliche…“
„Sie trinkt ihr Blut nicht wahr? So viel , dass sie es nicht überleben würden.“ Ema senkte den Kopf. „Hat sie etwa schon…?“
„Wir können uns zum größten Teil zusammen reißen, aber Jasmin ist anders. Sie trifft es viel härter und es ist unerträglich!“ Ema nickte. „Gut. Ich werde nach ihr sehen.“
„Das wirst du nicht“, griff er nach ihren Arm. „Du hast gerade gesagt, dass sie es nur auf euch Männer abgesehen hat.“Er seufzte und zog sie zurück. „Ich kann für nichts garantieren, schon gar nicht in ihrem Zustand.“ Ema schloss die Augen. „Aber wir müssen, doch etwas tun können.“
„Wir müssen da nochmal rein, Lucas. Sie hat recht. Sie könnte sich selbst verletzten.“ Er erschauerte, nickte jedoch. „Mich würde ja brennend interessieren, wer der Auslöser war? Sie hat sich doch sonst doch immer unter Kontrolle.“ Ema sah ihn an. „Warte mal, es gibt dafür einen Auslöser? Ich dachte es kommt einfach über Einen.“
„Könnte passieren. Aber ist dir das ganze Blut, dass auf den Boden verteilt war gesehen? Es muss schon seit Tagen so gehen. Verdammt noch mal! Warum hat sie denn nichts gesagt.“
„Du hast letzter Zeit nicht viel Zeit, Damien.“ Lucas sah zu Ema. „Sie ist zu stolz, um dir vorzujammern oder sich in deine Privatsphäre einzumischen.“ Lucas hatte recht, jedoch wollte er sich das nicht eingestehen. „Ich muss mit diesem Kyle reden.“
„Kann das nicht warten,. Du siehst erschöpft aus“, sagte Ema. Damien nickte und nahm seine Lebensgefährtin in den Arm.
„Ist das Mädchen schon wieder aufgetaucht?“, fragte Damien zwei Stunden später Nicklas schüttelte den Kopf. „Also konntest du noch nicht mit Kyle reden?“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Es ist seine Schwester. Es bringt ihn förmlich um, nicht zu wissen was mit ihr passiert ist.“ Er hielt inne. „Er macht so große Vorwürfe. Sie war gerade auf den Weg zu ihn, als es passiert sein muss.“ Damien nickte. „Was ist mit Jasmin?“
„Wir haben sie rechtzeitig gefunden. Sie war bewusstlos.“ Nicklas starrte ihn erstaunt an. „Aber wie…?“ Damien zuckte mit den Schultern. „Deswegen wollte ich mit ihm sprechen. Ich muss wissen, was passiert ist. Sie wird nicht mehr lange durchhalten.“ Er riss die Augen auf. „Aber…“ Damien schüttelte den Kopf. „Sie ist anderes als wir.“ Er hielt inne. „Sie wurde nicht als Unsterbliche geboren.“ Er hielt inne und wusste was Nicklas dachte. „Es waren schwere Zeiten, aber wir haben sie überwunden. Nun gibt es Gesetze, die es verbieten Sterbliche zu wandeln.“ Nicklas stockte der Atem. „Sie wurde gewandelt?“
„Sie ist einer der Letzten. Sie war noch so jung, als wir sie verängstlicht auffanden. Sie hatte zahlreiche Menschen ausgesaugt und es war unser Auftrag, sie zu töten, doch wir konnten doch kein Kind töten.“ Nicklas nickte. „Was ist mit ihrem Erzeuger passiert?“
„Er war nicht bei ihr, also glaubten wir ihr, dass er schon tot war.“Einen Moment schwiegen sie sich an. „Wir werden euch natürlich helfen, dass Mädchen wieder zu finden.“ Nicklas nickte erleichtert. „Ich werde versuchen Kyle zu Vernunft zu bringen, damit wir euch helfen können, herauszufinden, was passiert ist.“ Damien nickte und verschwand.
„Kyle! Er reicht. Das Krankenzimmer ist jetzt schon überfüllt“, knurrte Nicklas. „Du hast es mir doch verboten nach Kacie zu suchen. Und diese Jammerlappen, sind einfach unfähig dazu.“ Er ignorierte Kyles Beschwerde. „Ich muss wissen, was gestern auf deiner Partrollie passiert ist.“
„Nichts“, wischte er sich den Schweiß von der Stirn. „Woher hast du nochmal deine Verletzung am Hals.?“Kyles Hand fuhr über das Pflaster und zuckte leicht zusammen. „Ich bin gestürzt.“
„Warum glaube ich dir das nicht?“
„Hat sie es behauptet? Was hat sie es gesagt?“, fauchte er ihn an. „Meinst du etwa Jasmin?“
„Was hat sie euch für Lügen erzählt? Ich bring sie um.“
„Kyle! Was ist gestern passiert? Jasmin wurde bewusstlos aufgefunden.“Kyle zuckte zusammen. „Du bist der Einzige der lange genug mit ihr zusammen gewesen war, um zu wissen was mit ihr los ist.“
„Wir haben uns gestritten…“
„Warum? Kyle, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.“
„Ich hab sie hinaus geworfen“, schuldigt sah er in seine grünen Augen. „Warum?“ Kyle schüttelte mit dem Kopf. „Das ist nicht mehr mein Problem.“
„Kyle, sie liegt in sterben!“, ermahnte er ihn. „Das kann nicht sein.“ Nicklas schüttelte den Kopf. „Sie scheint nicht das zu sein, was sie zu sein scheint.“
„Ich muss mit ihr reden.“ Er ließ das Handtuch fallen und wandelte sich, während er an Nicklas vorbei rannte. „Mist!“, Er rannte hinter Kyle her, doch er erreichte ihn nicht mehr. „Ich befürchte ihr bekommt gleich unerwarteten Besuch“, sprach Nicklas auf Damiens Mailbox und machte sich selbst auf den Weg zum Anwesen der Unsterblichen.
„Wo ist sie?“, fauchte Kyle fünf Minuten später. „Ich lass mich nicht für dumm verkaufen.“ Kyle stieg die Treppen hoch und sein Instinkt zeigte ihm den Weg zum Zimmer von Jasmin. „Du elende Lügnerin! Gehst einfach den leichten Weg und kratzt ab“, schrie er durch den Flur. Ema riss die Tür am anderen Ende des Flures auf, doch es war zu spät, Kyle hatte schon die Zimmertür von Jasmin aufgerissen. Er erstarrte. „Schließ die Tür“, schrie Ema ihn zu, doch er schien sie nicht wahrzunehmen. Was hatte nur dieses Chaos zu bedeuten?, fragte er sich. Plötzlich lag eine Hand auf seiner nackten Schulter. „Wir kümmern uns darum.“ Er schüttelte den Kopf. „Erst bedient sie sich an mir und dann verschwindet sie einfach so.“ Er ließ sich auf die Knie fallen. Stumme Tränen liefen ihn über die Wangen. „Warum bist du her gekommen, Junge?“, fragt eine Stimme hinter ihm. „Sie kann mich doch jetzt nicht allein lassen! Ich verkrafte es nicht zwei geliebte Personen auf einmal zu verlieren“, schluchzte er. „Emilia, bring ihn doch bitte ins Gästezimmer und informiere deine Freundin, dass der Junge sicher bei uns angekommen ist.“ Sie nickte und legte ihre Hand sanft auf die Schulter. „Komm. Ich werde dir einen Kakao machen und etwas zum anziehen besorgen.“ Wiederstrebend stand er auf und ließ sich von Ema in ein Zimmer begleiten.
„Wie geht es ihm?“
„Er steht unter Schock.“
„Nicklas und Miriam werden gleich eintreffen.“ Ema versperrte Damien den Weg ins Zimmer. „Ich glaub es ist keine so gute Idee, wenn ihr ihn ausquetscht.“
„Wir müssen aber wissen, was passiert ist.“ Sie nickte. „Mimi und ich werden mit ihm reden.“
„Tut mir leid, aber du weißt nicht genug über uns, um zu wissen was von Bedeutung ist.“
„Dann ruf ich Tia an. Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass es besser ist, wenn wir mit ihm sprechen.“ Er seufzte und strich durch sein Haar. „In Ordnung, aber ich werde Tia bitten mit ihm zu sprechen.“
Kyle starrte an die Wand und bemerkte nicht einmal, dass jemand den Raum betrat. „Kyle. Ich weiß, dass du nicht darüber reden willst, aber du musst uns ein paar Fragen beantworten.“ Mimi setzte sich neben ihn und legte eine Hand auf sein Knie. Ema setzte sich ihnen gegenüber und Tia blieb stehen. „Wo ist sie?“, krächzte er. Ema zuckte mit den Schultern. „Damien lässt nach ihr suchen.“
„Was habt ihr mit ihr gemacht?“ Ema sah Tia an. „Was passiert denn bei euch im Rudel, wenn ein Weibchen triebig wird?“ Er sah sie verwundert an. „Du musst wissen unsere Völker sind nicht so unterschiedlich, wie alle zu denken scheinen.“
„Das Chaos ist also Produkt von wilden Sexorgien?“ Kyle senkte enttäuscht den Kopf. „Nein“, schüttele sie den Kopf. „Das Chaos hat andere Gründe, die wir zu ergründen versuchen. Und ich kann dir versichern, dass es keinen wilden Sex in diesen Raum gab.“ Sie lächelte und sah plötzlich so erschöpft aus. „Du musst uns erzählen, ob dir die letzten Tage irgendetwas aufgefallen ist“, meinte Mimi ruhig. Er schüttelte den Kopf. „Sie war etwas blass um die Nase, aber genauso nervig wie sonst auch.“
„Was meintest du vorhin mit; sie bediente sich?“ Kyle zuckte zusammen und sah Mimi an. „Wir müssen wissen, was passiert ist, sonst können wir euch nicht helfen.“ Er schüttelte den Kopf. „Da gibt es nichts, wobei wir eure Hilfe brauchen“, fauchte er. „Das ist kein Spaß mehr, Kyle“, ermahnte Ema ihn. „Sie ist fuchsteufelswild. Sie hat Lucas beinahe die Kehle herausgebissen. Was glaubst du passiert, wenn sie auch Menschen trifft?“, sagte sie zornig. Er zuckte bei ihrer Lautstärke zusammen. „Wir können in diesem Zustand nicht zwischen unseres Gleichen und Sterbliche unterscheiden. Sie wird sich auf sie stürzen und aus reiner Mordlust töten.“ Er dachte an ihre erste gemeinsame Partrollie. „Es ist beinahe schon dazu gekommen“, flüsterte Kyle. „Was hast du da gesagt?“, fragte Ema nach. „Sie wird mehr Ärger bekommen, wenn wir sie nicht früh genug finden“, las Tia seine Gedanken. „Verschwinde aus meinen Gedanken“, fauchte er sie an. „Sie hat recht, Kyle. Jede Kleinigkeit kann uns vielleicht verraten, was mit ihr los ist.“
„Sie wird schon wieder auftauchen“, fluchte er. Ema schüttelte den Kopf. „Du hast doch das ganze Blut auf den Boden verteilt gesehen oder?“ Er nickte vorsichtig. „Damien ist sich sicher, dass sie schon seit Tagen kein Blut mehr zu sich nehmen konnte.“
Er schüttelte heftig mit dem Kopf. „Nein. Nein!“ Sie sahen ihn verwirrt an. „Ich kann nicht.“
„Wieso nicht?“, wollte Mimi wissen. „Ich hab es ihr versprochen. Sie muss es ihnen selber sagen.“
„Kyle, sie ist jetzt nicht da. Wenn wir uns nicht beeilen, können wir nicht einmal sicher sein, dass sie es uns jemals erklären kann.“ Er saß in der Zwickmühle. Wenn er ihnen nicht alles erzählte, würde sie wo möglich sterben. „Sie hat einen Menschen angegriffen.“ Plötzlich flog die Tür auf. „Pass auf was du da behauptest!“, knurrte Damien ihn an. Du hast versprochen draußen zu bleiben. Woher weißt du eigentlich wovon wir sprechen?“ Tia wendete ihren Blick ab. „Schon klar“, seufzte Ema. Sie lächelte Kyle ermunternd an. „Sie werden dir schon nicht den Kopf abreißen.“ Er sah zu Nicklas, der versuchte auf Damien einzureden, damit er sich beruhigte. „Es ist nichts passiert“, fügte er leise hinzu. „Es war der Fehlalarm. Wie es sich herausstellte waren es nur ein paar Camper.“ Kyle schluckte. „Einer der Männer provozierte sie. Sie schlug ihn zu Boden, doch ich konnte schlimmeres verhindern.“ Damien musterte ihn. „Es ist also nichts passiert. Kein Grund zur Aufregung.“
„Warum hast du es nicht gemeldet? Wir hätten sie abgezogen…“ Kyle nickte und Nicklas wusste Bescheid. „Du wolltest nicht noch mehr Kräfte verlieren.“
„Was ist dann passiert?“, fragte Damien nüchtern. Alle sahen ihn an. „Am nächsten Abend hatten wir eine kleine Meinungsverschiedenheit. Sie wollte wissen warum ich sie nicht verpfiffen hatte. Ich warf ihr unnötige Sachen an den Kopf, also folgte ich ihr, doch sie war wütend. Sie suchte die Auseinandersetzung und es wäre dazu gekommen, wenn sie nicht…“ Er stockte und seine Hand fuhr an seinen Hals. Damien schüttelte den Kopf. Das konnte einfach nicht wahr sein. Funktionierte es eigentlich? Er sah Ema an, die mit den Schultern zuckte. „Bis jetzt können wir nur davon ausgehen dass er die Wahrheit spricht.“ Er sah sie zornig an. „Deswegen wollte ich nichts sagen. Ihr glaubt mir ja eh nicht!“, schrie er sie an. Doch dann schien Damien was einzufallen. „Sie hatte wieder Farbe um die Nase.“
„Du hast doch selbst gesagt, dass sie anderes ist.“ Das hatte Nicklas bereits erwähnt. „Anders?“
„Sie ist eine Gewandelte.“ Kyle riss erschrocken die Augen auf. „Es ist also möglich, dass…“
„Ich weiß es nicht. Mit ihren Eltern, verlor sie auch jegliche Erinnerungen an die Zeit, in der sie sich bei ihren Erzeuger befand.“ Stille legte sich über den Raum. „Es war ein langer Tag. Wir sollten erst zur Ruhe kommen, bevor wir weiter philosophieren.“
„Aber…“ Ema schüttelte den Kopf. „Wir können jetzt nichts mehr ausrichten und du solltest deine Kräfte sparen, wenn du uns begleiten möchtest.“ Kyle war nicht begeistert über ihre Idee, trotzdem nickte er. Ema und Mimi gingen zu ihren Männern und Tia folgten ihnen nach draußen. „Ich werde später nach dir sehen kommen“, hielt Ema inne, bevor sie die Tür hinter sich schloss.
Er starrte aus dem Fenster hinaus. Zog etwa ein Sturm auf, oder war es nur ein Wirbelstürm seiner Gefühle, die ihn so wahnsinnig machten. Er erhob sich und öffnete nachdenklich und ließ eine warme Brise Einzug.
„Komm zu mir. Komm zu mir, Süße. Ich bin hier und habe ein Geschenk für dich“, pfiff der Wind. Ihre Augen blitzen gierig auf. „Keiner versteht dich. Sie nennen dich Monster. Nur ich weiß wie du dich fühlst.“ Sie dachte an all den Hass, der ihr entgegen gebracht wurde. Blaue Augen blitzten vor ihren Augen auf und machten sie wütend. Sie rannte noch schneller und ließ Äste und Zweige an ihren Körper abprallen. „Du bist gleich in Sicherheit. Nur bei mir bist du sicher, Süße“, flüsterte der Wind ihr zu. „Riechst du es? Es ist herrlich, wenn es sich widersetzt.“ Jasmin erreichte den Nordhang und sprang.
„Jetzt geh schon an das verdammte Telefon“, meinte Damien ächzend. Sie sah ihn entschuldigend an. „Ich werde es ausschalten.“ Sie drehte sich von ihm und hielt inne als sie die Nummer auf dem Display sah. Damien seufzte. „Geh schon dran. Es könnte wichtig sein.“ Ema schüttelte den Kopf. „Es kann sicherlich noch ein paar Stunden warten.“ Er schüttelte den Kopf. „Du wirst dir Gedanken darüber machen.“ Er lächelte sie an. „Das liebe ich doch so an dir, schon vergessen.“ „Dr. Rodriguez…“, nahm Ema das das Telefonat an und erstarrte. „Wir sind unterwegs.“ Sie legte auf und sah zu Damien. „Es wurde im Labor eingebrochen.“ Damien sprang hoch. „Wurde etwas gestohlen?“ Sie schüttelte Kopf. „Etwas verwüstet, der Einbrecher schien gezielt etwas zu suchen.“ Sie hielt inne. „Die Überwachungskameras haben den Täter überführt.“ Damien lächelte. „Dann ist ja alles gut. Die Polizei wird sich schon darum kümmern.“ Sie schüttelte den Kopf. „Du verstehst es nicht. Sie konnten ihn detailliert beschreiben. Jung, attraktiv, blond und hat etwas Animalisches an sich.“
„Kyle“, fluchte er und griff nach seiner Hose. Ema nickte. „Huch?“, rannte Damien beinah Tia um. „Er ist nicht da“, meinte Ema. „Wenn ihr Kyle sucht, den hab ich vorhin in der Küche getroffen. War ganz schön aufgelöst, wenn ihr mich fragt.“ Damien rannte die Treppen hinunter, doch er wusste schon dass er ihn dort nicht antreffen würde. „Hat er mit dir gesprochen, Tia?“ Sie nickte. „Er wollte mehr über Jasmin und unser Leben hier wissen. Außerdem hat er nach euch und meine Beziehung zu Jason gefragt und mir viel Glück gewünscht.“ Sie streichelte über ihren runden Bauch. „Was hast du ihn genau erzählt? Es ist wichtig, versuch dich daran zu erinnern.“
„Er hat darüber gewitzelt, dass wir immer das Blut unseres Liebsten trinken. Ich erklärte ihn, dass wir das nur tun, damit wir unseren Lebensgefährten so nah wie möglich sein können, damit einander wiederfinden.“ Damien fluchte. „Ich glaub ich weiß warum er im Forschungslabor eingebrochen ist.“ Er sah zu Ema. „Er hat die Blutprobe von Jasmin gesucht. Er ist verzweifelt genug, um es wenigstens auszuprobieren.“ Wahrscheinlich würde es funktionieren, dachte Ema. Immerhin hatte es bei ihr geklappt, obwohl sie keine Unsterbliche war. „Ich weck Nicklas und Mimi. Er kann noch nicht weit sein.“
„Das ist unnötig ihr habt genug Lärm fabriziert, dass wir alles mitbekommen haben.“
„Da bist du ja endlich“, sprach er ohne seine Lippen zu bewegen. „Hör auch mit deinen Spielchen auf, Adrian“, knurrte sie ihn an. „Verschwinde endlich aus meinen Kopf!“
„Es ist eine sehr intime Verbinndung die wir da teilen. Lass mich dich ansehen“, hörte sie seine Stimme in ihren Gedanken. „Du hast dich verändert, Süße. Aber du bist immer noch das aufmüpfige, kleine Mädchen von damals.“
„Du sollst aus meinen Kopf verschwinden“, knurrte sie und versetzte ihm einen mentalen Stoß, der ihn taumeln ließ. „Du warst zu lange mit diesem Spießer zusammen“, erklang seine tiefe Stimme. „Wie hat er es nur auf den Thron geschafft?“ Er lächelte. „Aber nun zu deinem versprochenen Geschenk“, versank seine Stimme wieder in ihren Gedanken. Er ging zwei Schritte zu Seite, damit sie den Grund des herrlichen Duftes sah. Funken brachten ihr Augen zum leuchten. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, während sie ihre Fangzähne bleckte. „So ist es gut, Süße“, ermutigte Adrian sie. Jasmin legte den Kopf zur Seite und musterte das Mädchen. Es versuchte sich verzweifelt an den starren Eisenketten hoch zuziehen, doch sie wahr zu schwach. Blut verschmierte ihr Gesicht und verklebte ihr blondes Haar. Ihre geschwollenen Augen verrieten sie. Sie hatte panische Angst, schien sich aber mit ihrem Schicksal zufrieden zu geben. Aber da war noch etwas anderes. Dieser Geruch. Dieser Geruch nach Wald und Wiese. „Du erkennst es wieder“, freute sich ihr Erzeuger, wie ein Kind. Sie war verwirrt. Sie schien den Geruch zu kennen, aber ihr wollte nicht einfallen woher. „Du hast deine Erinnerungen verloren oder hast du sie etwa die ganzen Jahre hinweg unterdrückt?“ Er stellte sich vor ihr und legte seinen Zeigefinger auf ihre Stirn, bis sie anfing zu schreien. Ihr Schrei prallte von den kargen Höhlenwänden ab, bis sie schluchzend auf die Knie fiel. „Wusste ich es doch“, sagte er zufrieden. „Stella…“, schluchzte sie und sah zu der Frau, die da zusammengekrochen an der Wand saß. Er nickte. „Was für ein Zufall oder? Sie muss eine Verwandte sein.“
„Lass sie gehen, Adrian. Du hast bekommen was du wolltest. Ich bin wieder an deiner Seite.“ Er lachte schallend. „Du wolltest mich töten, Süße. Um dich vollständig wieder zubekommen musst du dieses Mädchen schon töten oder du stirbst selber.“ Sie sah in die stolzen, ängstlichen blauen Augen des Mädchens. „Ich weiß, dass du es willst, Süße. Ich kann es in dir spüren, warum zierst du dich noch? Wenn du es nicht tust, werde ich mein Spaß mit ihr haben.“ Jasmin hielt ihn auf und funkelte ihn an. „Fass sie nicht an. Sie ist gehört mir“, knurrte sie. Er lachte. Sie ging auf das Mädchen zu und lächelte. „Ich hab solange darauf verzichten müssen.“ Das Mädchen rückte weiter an die Wand, bis sie in ihre Bewegung erstarrte. Sie drehte sich um, doch Adrian zuckte mit den Schultern. „Hast du wirklich gedacht, ich würde dir den ganzen Spaß überlassen?“ Jasmin drehte sich wieder zu dem Mädchen und senkte ihre Fangzähne in ihre Schulter. Das Mädchen schrie, konnte sich jedoch nicht bewegen. Jasmin fiel es nicht leicht, doch sie schaffte es sich von ihr loszulassen und sah sie entschuldigend an, bevor sie sich um drehte. „Ich hab es mir anderes überlegt. Es wäre mir eine Ehre, mein Geschenk mit dir zu teilen.“ Er nickte und gesellte sich zu ihr und spielte dabei mit seinem Messer herum. Plötzlich stach er genau da zu, wo Jasmin sie zuvor gebissen hatte, und hinterließ einen tiefen Schnitt. „Es ist mir leider nicht gestattet ihr Blut zu trinken.“Jasmin zog gierig die Luft ein, beherrschte sich jedoch. „Warum kann ich es?“ Er lächelte. „Du bist ein Wunder, Süße. Du warst die einzige die es überlebte, als wir dir ihr Blut verabreichten.“ Sie lächelte bitter. „Das war nicht die Antwort die ich hören wollte“, zischte sie. Plötzlich wand sie sich schnell, griff nach dem Stück Holz, das an der Wand lehnte, und pfählte ihn mitten ins Herz. Zu mindestens hoffte sie das Herz getroffen zu haben. Blut spritzte und verteilte sich auf den Boden. Das war zu viel für sie. Sie würgte und schloss die Arme, als sie sich blind zu ihm vortastete. Sie fand den Schlüssel der Handschellen und warf sie dem Mädchen zu, doch der Schlüssel war außer ihrer Reichweite. Jasmin bückte sich und vermied es einzuatmen, doch diese Verlockung war einfach zu stark. Sie knurrte: „Damien müsste mittlerweile in der Nähe sein.“ Sie sah auf das Mädchen und griff nach dem Messer von Adrian. „Du wirst uns Köpfen müssen, sonst werden wir nicht sterben.“ Jasmin lächelte und starrte das Mädchen bemitleidend mit ihren leuchtenden Augen an. „Ich bin ein Monster!“, schrie sie und stach zu. Das Mädchen schrie.
Er wusste er war nicht mehr weit entfernt. Er konnte spüren, wie ihr Blut in ihn pulsierte. Er wusste nicht wie lange es anhalten würde, oder wie lange sein Körper das Blut nicht abstieß und ihm das Leben nahm. Er musste sich beeilen. Schlagartig begann er zu taumeln und seine Knie gaben nach. Sterne tanzten vor seinen Augen, doch er bekämpfte die Schwärze die sich um ihn legen wollte. Plötzlich hörte er ein schreien und erkannte dieses entsetzte Geräusch. Kacie, dachte er. „Kacie!“, schrie er in die Nacht. Er versuchte sich verzweifelt aufzurichten, doch sein Körper spielte nicht mit. Es schien, als sei sein Körper gestorben. Er konnte jetzt noch nicht verlieren. Er wusste, dass sie auf ihn warten würde. Irgendwie gelang es ihm wieder die Kontrolle über seine Muskeln zu erlangen und kroch über den Rasen. Es fühlte sich an, als sei er auf einem Schlag um fünfzig Jahre gealtert, doch er gab nicht auf. Er musste seine Schwester retten egal was kam. Das hatte er seiner Mutter versprochen. Es schenkte ihm Kraft, als er dem Winseln und Schluchzen näher kam. Ihm gelang es sich aufzurichten und sich durch den kleinen Felssprung zu zwängen.
Was er dann zu sehen bekam, war sein schlimmster Albtraum. Kacie. Seine kleine Schwester versuchte verzweifelt ihre Metallfesseln zu lösen, doch ihre zittrige Hand versagte. Blut verklebte ihr wunderschönes blondes Haar.. „Kyle? Kyle“, schluchzte sie und zog an ihre Fesseln. „Warte ich helfe dir.“ Er ging zwei Schritte auf sie zu und blieb stehen als er die zweite Leiche bemerkte. Er schluckte und ging zu Boden. „Nein!“, schrie er. „Das kann doch nicht wahr sein“, schluchzte er und legte seinen Kopf auf die blutverschmierte Brust. Mittlerweile hatte Kacie es endlich geschafft die Fesseln zu lösen und kroch zu Kyle. „Sie hat es nicht mehr ausgehalten“, murmelte sie. Er sah sie an und musterte ihre Verletzung. „Sie musste mich beißen, Kyle. Sonst hätte er mich getötet., hörst du. Sie tat es, um mein Leben zu beschützen.“ Er schüttelte den Kopf. „Dafür gibt es keinerlei Entschuldigung.“ Sie schüttelte ihn. „Sie hat mein Leben gerettet, Kyle. Der Mann hätte mir viel Schlimmeres angetan. Er hat ihr viel Schlimmeres angetan.“ Sie senkte ihren Blick und schloss Jasmins Augen. Sie war also wirklich tot. Er hatte sie gerade erst gefunden und schon wieder verloren. Er schluckte seine Wut hinunter. „Wir müssen uns um deine Schulter kümmern. Die Anderen können nicht weit von hier entfernt sein, wir gehen.“
„Was ist mit ihr? Wir können sie hier nicht zurück lassen. Außerdem sagte sie, dass wir sie beide Köpfen müssten.“ Kyle riss die Augen auf. Warum war ihm das nicht selber eingefallen? Er musste nur… Ein zartes lächeln legte sich auf seine Lippen, bevor er wieder ernst wurde. „Ich werde mich darum kümmern. Du suchst nach Nicklas und erklärst ihm alles.“ Es wiederstrebte ihr, doch ihr blieb nichts anderes übrig. Sie erhob sich auf ihre wackligen Beine und taumelte hinaus.
„So haben wir nicht gewettet“, zog er ihr das Messer aus der Brust. „Der Tod wird dich nicht um die Erklärung bringen, die du mir schuldest“, drückte er auf die blutende Wunde. „Du bist schon tot, schon vergessen.“ Er kniete sich hin, sodass er ihren Oberkörper an seinen lehnen konnte. Er schnappte sich das Messer, das zuvor in ihrer Brust steckte und schnitt sich in den Arm. Er tröpfelte sein Blut in ihren Mund, doch es passierte nichts. Fluchend drückte er weiter auf ihre Wunde. Wenn sie gleich nicht aufhörte zu bluten, würde es sogar einen Unsterblichen das Leben kosten. Er musste irgendwie ihren Reflex auslösen, der ihre Fangzähne zu Vorscheinen brach. Er legte ihren Kopf wieder zu Boden und beugte sich über sie. Aber wie sollte er es anstellen, immerhin gab es ja keinen Knopf. Blut war die Lösung, doch wo bekam er so viel Blut her? Die Antwort war bitter. Vielleicht würden sie beide dabei drauf gehen, doch ein Versuch war es wert. Er lehnte sich hinunter und biss zu. Genau neben ihrer Verletzung. Er sah zu wie sein Gift, das Gift was einen Unsterblichen umbringen konnte, die erwünschte Reaktion zeigte. Jasmin zuckte leicht zusammen. Es würde klappen, dachte er sich. Er ließ sie los, schnappte sich das Messer und ritzte sich eine kleine Wunde am Hals und drückte Jasmins Kopf auf sie. Schmerz zuckte durch seinen Körper und verriet ihm, dass er richtig gelegen hatte mit seiner Vermutung. Sie trank, ob sie nun wollte oder nicht. Leider hatte sein Plan einen Haken. Da ihr Biss seine Wundheilung dramatisch verlangsamte, würde er, sobald sie von ihm abließ, verbluten. „Das war es wert“, lächelte er zufrieden. Wie versprochen hatte er seine Schwestern beschützt, bis er es war, der sich opfern musste. Im blieb keine Zeit mehr über seine Verbindung zu Jasmin nachzudenken, denn sie zog ihre Fangzähne wieder ein und stöhnte. Kyle lehnte sich schmerzerfüllt an die Wand, schloss die Augen und wartete auf seine Erlösung.
„Habt ihr das gehört?“ Die Drei schüttelten den Kopf. Plötzlich raschelte vor ihnen ein Gebüsch und eine Person erschien. „Endlich hab ich euch gefunden“, klang sie erschöpft und fiel erschöpft zu Boden, doch Damien war schnell genug die Frau aufzufangen. „Kacie?!“, fragte Nicklas und schüttelte die Frau leicht. Kacie öffnete ihre Augen. „Kyle…“ Nicklas schüttelte sie erneut. „Wo ist er? Ist er verletzt?“
„Jasmin… verletzt… Kyle bei ihr“, keuchte sie. „Wo?“ Kacie hob zitternd ihren Arm in die Richtung aus der sie kam. Wutentbrannt und voller Sorge rannte Nicklas los. „Geh schon. Wir kümmern uns um das Mädchen.“
„Aber.“
„Wir sind nicht allein“, sagte Ema zu Damien und entdeckte den Neuankömmling hinter ihr. „Bring sie heile zurück.“ Der junge Mann trat aus der Dunkelheit und nickte, als Damien verschwand.
„Du kleine Nervensäge.“ Wer sprach da nur zu ihm? Die Stimme schien so weit weg zu sein.
„Papa? Papa bist du das?“ Kyle legte schützend einen Arm über die Augen, da irgendetwas ihn blendete. „Nein du Idiot.“
„Was ist das für ein Licht, Papa?“
„Reiß dich verdammt nochmal zusammen. Du bist nicht tot, Kyle.“ Kyle öffnete seine Augen und blickte in smaragdfarbene Augen. „Ich werde es aber bald sein“, seufzte er. „Wie geht es Kacie?“
„Gut“, verschränkte Nicklas die Arme. „Kümmere dich gut um Kacie und Kiara“, machte er sich um seine Geschwister Sorgen. Er bekam keine Antwort. „Ich meine es ernst. Ich weiß, wie meine Strafe lautet die ich verdiene, aber weder Kacie noch Kiara können etwas dafür. Es ist ganz allein mit zuzuschreiben. Ich habe mich deinem Befehl wiedersetzt.“ Nicklas schlug die Fäuste auf das Bett. „Verdammt!“, fluchte er. „Was hast du dir dabei nur gedacht, Kyle!?“, schrie er ihn an. „Wie soll ich dich da nur wieder hinaus bekommen?“ Kyle lächelte. „Gar nicht. Ich habe von Anfang nicht in das Rudel gepasst.“
„Wo willst du denn hin?“ Das wusste er noch nicht, jedenfalls würde er sich lieber verbannen lassen, als in irgendeiner Zelle zu sitzen. „Ich werde mit den Rat reden…“ Kyle schüttelte den Kopf. „Ich werde schon zurecht kommen. Du musst mir nur versprechen auf die Beiden zu achten.“
Nicklas schüttelte den Kopf. „Was ist eigentlich passiert?“ Erstaunt sah er ihn an. „Wie lange lieg ich hier schon?“
„Zwei Tage“, zuckte Nickals mit den Schultern. „Dann weißt du doch schon was passiert ist“, seufzte er, doch Nicklas schüttelte den Kopf. „Kacie hat nicht viel erzählt. Nur das sie dich und die verletzte Jasmin zurück ließ.“ Das hätte er sich denken können. Kacie hatte schon immer den unschönen Teil anderen übergeben. Aber warum hatte Jasmin nicht schon alle aufgeklärt? Es sei denn… „Was ist mit Jasmin?“ Nicklas senkte den Blick. Blitzartig erhob Kyle sich, was ihn taumeln ließ. „Du sagst mir jetzt sofort, was mit ihr passiert ist.“
„Das ist jetzt nicht mehr unsere Sache.“ Kyle schüttelte den Kopf. „Lebt sie noch?“ Nicklas nickte und Kyle fiel langsam wieder zurück in die Kissen. „Wo bin ich hier eigentlich?“, begutachtete er das weiße Zimmer. „Im Klinikum, besser gesagt in einem der freien Räume des Forschungslabors.“
„Aber…“ Nicklas schüttelte den Kopf. „Die hintern Räume wurden abgeriegelt. Du solltest trotzdem keine Spaziergänge auf den Fluren unternehmen.“ Kyle nickte. „Wo ist Kacie?“ Sie liegt direkt neben an. Du kannst sie ja später besuchen…“ Doch Kyle war schon aufgesprungen und zur Tür hinaus.
„Kacie…“, platzte er in das Zimmer hinein. Der unerwartete Besuch wurde kreidebleich. „Du kannst jetzt gehen, Jake“, knurrte er den Freund seiner Schwester an.
„Kyle!“, fauchte Kacie ihn an. „Schon gut. Ich werde später nochmal nach dir sehen“, gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer. „Nicht wenn es sich verhindern lässt“, murmelte Kyle. „Wie ich sehe geht’s dir wieder ausgezeichnet, Bruder“, fauchte sie ihn an. „Dir anscheinend auch“, fauchte er zurück und verschränkte die Arme. „Schön dann kannst du ja wieder gehen“, funkelte sie ihn an. Kyle schloss die Tür hinter sich und nahm auf dem Stuhl platzt, auf dem vorher Jake gesessen hatte. „Du hast was besseres verdient Kacie“, wollte er seine Hand auf ihre legen, doch sie schlug sie weg. „Glaubst du ich kann nicht selbst entscheiden, was gut und was schlecht für mich ist. Außerdem bist du wohl der Letzte der mir irgendwelche Vorschriften in Sachen „Wo die Liebe hinfällt“ machen oder?“ Sie hielt inne. „Wie geht es Jasmin?“, neckte sie ihn. Kyle wurde wütend und stand auf. „Sie lebt, mehr hat uns nicht zu interessieren.“ Kyle wollte gehen, doch Kacie hielt ihn fest. „Gib mir mal bitte meine Jeans.“ Kyle griff hinter sich und reichte ihr die Jeans. „Das solltest du dir vielleicht ansehen.“ Kyle riss das kleine, blutverschmierte Blatt aus ihrer Hand. „Ach und bevor du gehst. Glaubst du wirklich das es ihr gut geht, nach allem was passiert ist?“ Kyle stürmte aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Als Kyle wieder in seinem Zimmer war, sah er das Essen auf den Tisch. „Mimi“, dachte er. Sie konnte manchmal echt nervig sein, doch sie wusste genau, was er jetzt brauchte. Warum hatte er nicht das Glück, seine Gefährtin zu finden? Plötzlich dachte er an den Zettel, den er in der Hand hatte. Er schüttelte den Kopf und warf ihn in die Ecke. Sein Magen rebellierte, doch irgendwie schien ihm das Essen, das vor ihm stand, nicht anzusprechen. Er legte sich wieder ins Bett und starrte vor sich hin, bis sein Blick in die Zimmerecke wanderte. Er schüttelte den Kopf. Es war egal was auf dem Stück Zettel stand, redete er sich ein und schloss die Augen.
Flammen stiegen empor. Fassungslos folgte der kleine Leopardenjunge den Schreien, die an den brennenden Eichen wiederhallten. Es sollte der schönste Tag seines Lebens werden, doch er verwandelte sich gerade in einen Albtraum. Der aufsteigende Qualm machte es ihm unmöglich zu atmen. Er schrie nach seinen Eltern, doch eine Antwort blieb aus. „Verschwinde von hier“, schrie ihn jemand an. Glücklich folgte er der Stimme seiner Mutter. „Ich hab gesagt du sollst verschwinden, Liebling. Such dein Vater und verschwinde von hier“, schrie sie ihn an und verschwand. Er wollte ihr hinterher, doch in dem Moment fiel ein stürzte ein Balken zu Boden. Jemand packte nach seiner Schulter. „Du hast deine Mutter gehört. Schnapp nach deinen Schwestern und bringt euch in Sicherheit. Beschütze sie mit deinem Leben, wenn es sein muss.“ Der Junge schüttelte mit dem Kopf. „Mama…“ Sein Vater gab ihm eine Ohrfeige. „Ich hab gesagt du sollst verschwinden. Passt auch euch auf“, verschwand auch er in den Flammen. Plötzlich lösten sich Steinblöcke der Höhle und qualvolle Schreie ertönten.
Kyle wachte schweißgebadet und tränenüberströmt auf. Die Götter meinten es nicht gut mit ihm. Warum hatte er gerade jetzt diesen Albtraum, der ihn schon sein ganzes Leben verfolgte? Er stand auf und zog das nasse Bettlacken ab, als sein Blick auf den blutverschmierten Zettel fiel. Was da wohl drin stand? Kyle schüttelte den Kopf. Es war vollkommen egal, doch damit war seine Neugier gepackt. Er griff nach dem Zettel und tigerte im Zimmer auf und ab. Warum stellte er sich nur so an? Es war immerhin nur ein Zettel. Seine Hand fing an zu zittern. Er setzte sich zurück aufs Bett und starrte auf den Zettel. Er musste schlucken, als er den Zettel entfaltete.
Der leichte Weg war einfach zu verführerisch. Es tut mir leid.
Wütend knüllte er den Zettel zusammen und warf ihn zu Boden. Was fiel ihr ein, sich einfach bei ihm zu entschuldigen? Sie hatte einfach kein Recht dazu. Wütend riss er die Tür auf und platzte bei Kacie hinein.
„Was weiß du noch?“, fauchte er sie an. Jake sprang blitzartig auf und stellte sich vor ihr. „Nicht jetzt Jake“, fauchte er erneut. „Schon gut, Jake. Ich werde ein wenig Ruhe brauchen. Ich würde mich freuen, wenn ich dich morgen wiedersehen kann.“ Jake nickte und verließ das Zimmer. „Was hat das alles zu bedeuten?“ Kacie zuckte mit den Schultern. „Erklär es mir. Sie hat ihn mir in die Hand gedrückt, bevor sie…“ Sie hielt inne. Wütend ging er im Zimmer auf und ab. „Was ist passiert, Kyle? Sie wusste ganz genau was sie tat und sie tat es aus einen Grund, den ich nicht verstand.“ Er verstand ja selber nicht, was mit ihm gerade passierte. „Ich dachte es mir schon“, murmelte sie und Kyle sah sie verwundert an. „Mir kannst du es ruhig erzählen. Ich weiß, was mit euch los ist, dass ist nicht zu übersehen.“ Sie sah ihn an. „Du checkst es nicht oder? Wie sagte einmal ein schlauer Mann: `Was sich neckt das liebt sich´.“ Sie hielt inne. „Auf dem Zettel stand noch etwas“, wurde sie rot. „Ich wollte es dir erst nicht geben, aber du wirst es sowieso herausfinden. Früher oder später, wirst du es erfahren.“ Sie griff unter ihr Kissen und reichte ihm den zweiten Teil des Zettels. Doch er wusste mit der Zahlenfolge `211 219 99´ nichts anzufangen. „Es ist ein Zugangscode.“ Er sah seine Schwester verwirrt an. „Es ist dein Geburtstag, oder?“, fragte sie traurig. „Warum hast du es uns nie verraten?“ Er schüttelte den Kopf. Er wollte den Todestag seiner Eltern, nicht feiern, aber, dass warum war jetzt unwichtig. „Was habt ihr angestellt?“
„Du musst es selbst sehen.“ Er schüttelte sie. „Wo?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Das wollten sie mir nicht sagen. Sie sagten, dass ich jetzt schon zu viel wüsste.“ Wütend stampfte er durch die Tür. „Kyle.“ Er drehte sich zu ihr um. „Ich hab sie belauscht. Jasmin liegt am Ende des Ganges und es geht ihr miserabel.“ Er riss die Tür auf und schlug sie hinter sich zu. Er sah auf den schwach beleuchteten Gang hinunter. Während er sich fragte, was alle vor ihm verschwiegen, war er auch schon an der letzten Tür des Ganges angelangt. Er schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Was machte er hier nur? Warum führten seine Probleme immer wieder zu der gleichen Person? Er wollte gerade kehrt machen, als er Stimmen vernahm.
„Ihr Zustand verschlechtert sich. Wir sollten alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.“
„Nein!“
„Damien, wenn wir nichts unternehmen, wird sie die Nacht nicht überleben.“
„Es bringt nur Probleme mit sich. Ihre gemeinsame Verbindung verstößt schon gegen unsere Gesetze.“ Kyle hielt die Luft an. „Und ich dachte, dass hätten wir schon lange hinter uns“, sagte Ema enttäuscht. „Du verstehst es nicht. Es waren unsere Vorfahren die diese Gesetze vereinbart und sie werden schon ihre Gründe dafür gehabt haben.“
„Meinst du nicht, dass jeder für sich entscheiden sollte, was gut für ein ist? Immerhin waren, oder besser gesagt sind Sie nicht sehr erfreut, dass du eine Beziehung mit einem Monster führst.“ Nun folgte Stille. Kyle lehnte sich an die Wand und versuchte das Gespräch zu verdauen, als die Tür plötzlich auf ging. „Es gibt einfach Zeiten in denen man Opfer bringen muss. Es ist nur ein Hirngespinst beider, sollten wir deswegen den Frieden in Gefahr bringen?“ Ema seufzte und folgte Damien.
Kyle atmete wieder auf. Sie hatten ihn nicht gesehen. Er war alleine. Er konnte tun und lassen was er wollte, aber etwas hielt ihn auf, dass Zimmer zu betreten. `Den Frieden in Gefahr bringen´, konnte er das bewerkstelligen? Wenn er jetzt das Zimmer betrat, würde es sein Leben verändern und das Leben aller anderen? Er schüttelte den Kopf. Warum mischte sich eigentlich jeder in sein Leben ein? Es war doch wohl sein Problem, wem er das Leben rettete und wem nicht. Außerdem verheimlichten sie ihm etwas und er musste herausfinden was. Er öffnete die Tür und atmete tief ein. Da lag sie. Ihr langes schwarzes Haar ausgebreitet auf dem Kissen, ihre blassen Wangen und das zarte Lächeln auf den Lippen. Das vergaß man doch glatt die ganzen Geräte an den sie hing und die Transfusionen. Warum hatte Nicklas ihn angelogen? Dachte auch er, es wäre das kleinere Übel, ihm weiß zu machen dass alles in Ordnung war? Er setzte sich auf ihre Bettkante und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was wolltest du mir mit diesem bescheuerten Brief nur sagen?“, schimpfte er. „Ich hasse es, dir das Leben zu retten, aber wir haben anderes gewettet. Ich weiß nicht was du mit deinen plötzlichen Zurechtweisungen verfolgt hattest, aber es hat mir geholfen und ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben aus Schuldgefühlen ein Ende machst.“ Er biss sich in sein Handgelenk und sah in das blasse Gesicht, der Frau, die in ihm alles verändert hatte. Er legte sein Handgelenk auf ihren Mund, als plötzlich das EKG-Gerät verrücktspielte. Er riss den Beatmungsschlauch heraus und ließ sein Blut in ihrem Mund laufen. „Uns bleibt nicht viel Zeit. Nimm so viel du brauchst, ich werde nicht zusehen, wie du zur tragischen Heldin wirst.“ Ihre Lider begannen zu flattern und einem kurzen Moment öffnete sie ihre Augen, doch bevor sie etwas sagen konnte, riss er sein Handgelenk von ihrem Mund. „Sie werden bald hier sein“, bemerkte er und sprang aus dem Fenster. Er musste den Ort finden, der ihn endlich die Wahrheit zeigte. Kleine Funken sprühten im Nachtglanz, bis ein kleiner Schneeleopard auf dem Gras landete und los rannte. Er wusste nicht wohin seine kurzen Pfoten bringen würde, bis er vor dem großem Anwesen der Unsterblichen stand. Er wandelte sich wieder in einen Menschen und suchte nach einem Kellereingang oder Ähnlichen. Er fand einen Hintereingang, der mit einem Sicherheitssystem ausgestattet war. Ein Versuch war es wert, dachte er sich. Er gab die Zahlenkombination ein und die Tür öffnete sich.
Er erstarrte, als er die ganzen Unterlagen vor sich liegen sah. Berichte, Vermutungen und Thesen zum Tod seiner Familie. Warum hatten sie ihn nicht eingeweiht? Er hätte doch dabei geholfen, die Mörder seiner Familie zu finden. Er schüttelte den Kopf. Das hätte er wohl nicht getan. Für ihn stand der Mörder fest. Es waren Blutsauger, etwas anderes war einfach unmöglich für ihn. Er hätte nur im Weg rumgestanden und genörgelt, wurde ihm jetzt klar. Die eine Hälfte der Aufzeichnungen war ihm bekannt, doch die andere Hälfte war neu. Er blieb vor einer Karte stehen, die an einigen Stellen markiert war. Die Blockhütte… Die Höhle, sein Zuhause… Den Platz an dem er damals gefunden wurde… Die Höhlen des Light-Schadow Rudels…Die nächste Hauptstraße und einige Freizeitcamps in der Nähe. Moment mal warum hatten sie die Camps markiert. Er folgte dem roten Pfeil und las die Bemerkungen. „Zum Zeitpunkt des Verbrechens befand sich eine kleine Camper Familie in der Nähe des Tatortes. Polizeieinträge negativ. Jagdaufträge negativ. Presse negativ. Hysterie blieb aus.“ Nun las er sich auch alle anderen Bemerkungen durch. „Kein Hinweis auf Unsterblichen Aufenthalt in der Nähe des Tatortes. Zeugin glaubwürdig… Selbstverschulden ausgeschlossen… Blutsfund in der Umgebung… ein Verstorbender blutleer und schwerverletzt. Die anderen vier Leichen verbrannt und nicht mehr zu identifizieren.“ Das hatten sie ihm also verschwiegen. Sie suchten nach den wahren Mördern seiner Familie. Da war zu viel. Er stolperte zurück und flüchtete nach draußen.
„Ihr geht es gut“, schloss Ema das Fenster. Damien atmete erleichtert auf. „Ich mein, es geht ihr gut. Sie wird wieder“, hackte Ema nach. „Wir sollten bei Kyle vorbei sehen.“
„Aber wie…?“ Ema zuckte mit den Schultern. „Es sind die Fakten. Jasmin wird bald aufwachen und dass liegt nicht an meinen Fähigkeiten als Ärztin.“ Einige Minuten später, herrschte Hektik auf den Flur. „Was ist denn hier los?“, stand Kacie verschlafen in der Tür. Nicklas begutachtete sie. „Meinst du nicht, dass diese Geheimniskrämerei ein Ende haben sollte?“, verschränkte sie die Arme. „Kyle ist verschwunden“, sagte er nüchtern. Das hatte sie nicht erwartet. Sie wendete den Blick ab. „Wenn du etwas weißt, lass uns es bitte wissen. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.“
„Er ist auf der Suche nach der Wahrheit.“
„Was soll das heißen? Kacie rede mit uns.“ Wütend drehte sie sich zu ihnen um. „Ihr wolltet uns ja nichts sagen. Nur Jasmin schien da anderer Meinung zu sein.“
„Was soll das heißen? Wo ist Kyle?“, knurrte Nicklas sie an. „Hab ich doch schon gesagt. Er sucht nach der Wahrheit, die ihr uns verschweigt. Jasmin hat mir diesen Zettel gegeben bevor… Naja auf jedenfall stand dort eine Zahlkombination drauf. Er wusste selber nicht, was es zu bedeuten hatte.“
„Kann es sein…?“, fragte Damien sich. „Kannst du dich an die Nummer erinnern?“ Kacie nickte. „21 12 1999, sein Geburtstag.“ Nicklas sah Damien an, der nickte. „Ihr bleibt hier und wir werden nach Kyle Ausschau halten“, meinte Damien. „Wir melden uns, wenn wir ihn gefunden haben“, drehte Nicklas sich um und folgte Damien. Eine halbe Stunde später, standen sie vor der offenen Tür des Anwesens. „Mist“, fluchte Nicklas. „Wo ist der Junge hin?“, fragte Damien sich. Nicklas zuckte mit den Schultern. „Ich ruf die Anderen an. Wir werden ihn suchen, bevor er irgendwelche Dummheiten anstellt.“
Zehn Minuten später, standen fünf Personen vor der Höhle. „Wir teilen uns auf. Josh, du gehst mit Ashley und Mimi und Kiara du begleitest mich. ” Alle nickten und nahmen das Head-Set an.erschwandne in entgegengesetzte Richtungen.
„Südhang, fehl Anzeige”, bestätigte Josh. „In der Nähe der Hütte nichts zu sehen”, meinte Ashley. „Tut mir leid, außer einigen Wächtern ist mir nichts entgegen gekommen”, sagte Mimi. „Mist”fluchte Nicklas. „Die Anhöhrung. Sie haben sicherlich schon mitbekommen, dass Kyle verschwunden ist.”Plötztlich klingelte Mimis Handy. „Jasmin ist verschwunden", fluchte sie.„Dann müssen wir uns halt beeilen und Kyle vor ihr finden, bevor Jasmin ihn Windelweich prügelt.”
„Wir haben ein ernstes Problem”, informierte Mimi die anderen. Plötztlich begann es aus Eimern zu schütten. Während die ersten Suchtrupps des Ältesten Rates, die Suche abbrachen kämpften sie sich weiter forwärts, bevor auch Nicklas die Suche abbrach. „Es macht kein Sinn. Es ist die reinste Schlammschlacht, wir können ja nicht einmal die Hand vor Augen sehen.”
„Aber was ist mit Kyle? Er wird die ganze Nacht hier draußen sein”, sagte Kiara besorgt. Nicklas sueftze. „Wenn er gescheit ist, kehrt er zurück zur Höhle.” Doch sie wussten, dass dies nicht geschehen würde.
„Wo bist du, du elende Mietze”, schrie Jasmin nach Kyle. „Ich hab da noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen”, ballte Jasmin ihre Fäuste. „Es wird dir keiner mehr zur Hilfe eilen”, grinste sie. „Sie haben aufgegeben nach dir zu suchen. Deine Schwestern schämen sich für dich.” Plötztlich kam etwas aus dem Gebüsch gesprungen und griff Jasmin an. Sie befreite sich und hielt die Katze auf abstand. „Sie wollen dich nicht mehr. Du hast Schande über sie gebracht.” Der Leopard senkte den Kopf und verschwand wieder zwischen den Bäumen. Es fiel ihr nicht leicht, ihm bei dem Unwetter zu folgen, doch dann schaffte sie es doch noch. „Schau mal einer an. Er ist schlau genug sich einen Unterschlupf zu besorgen”, dachte Jasmin sich und beoachtete ihn eine Weile. Erst als das Unwetter sich beruhigte und die Sonne aufging, machte sie sich auf dem Weg zur Hütte.
Viel Schlaf bekam sie jedoch nicht. Irgendwie ging ihr dieser Idiot nicht mehr aus dem Kopf. Wie konnte er einfach so abhauen? Was hatte er nur angestellt, dass alle nach ihm suchten? Sie musste also diesen Streuner weiterhin beobachten und schauen was er im Schilde führte. Sie folgte den Weg zurück, doch als sie dort ankam, war er nicht mehr da. „Verdammt”, fluchte sie und hörte schon das sich einer der Suchtrupps näherte. Während sie Kyles Spur folgte, wischte sie sie auch gleichzeitig. Sie brauchte Zeit, doch die schien sie nicht zu haben. Sie war schon etwa drei oder vier Kilometer seiner Spur gefolgt, als sie ein marodes Fabrikgelände fand. Menschen, dachte sie sich und zur Bestätigung liefen zwei Männer in Uniform aus dem Eingang. Auf der anderen Seite endeckte sie ihn. Er beobachtete sie. Was hatte dieser Blödmann vor? Wer waren diese Männer, immerhin war das Gelände schon vor Jahren still gelegt worden? Plötztlich explodierte ein Teil des Gebäudes. Sofort rannten alle Uniformierten in Richtung der Explosion, Kyle jedoch beoachtete sie weiterhin. 7... 8.... 9.... 21....22... Zweiundzwanzig Männer. Jasmin beschloss Kyle einen Besuch abzustatten, als er unerwartet in das Gebäude lief und kurz darauf mit einer bewusstlosen Person wiederkehrte. Wieso hatte sie nur das Gefühl, dass er etwas plante? Es dauerte nicht lange und Kyle schlenderte in blauer Uniform und einer weißen Basecap lässig über den Platz. Jasmin beschloss sich den Mann genauer anzusehen, also verschwand sie wieder im Schutz der Bäume. Der Mann lebte noch. Was sollte sie nun tun? Sie wusste das sie zu weit ging, aber sie konnte den anderen noch nicht Bescheid geben, nicht bevor sie wusste was los war.
Sie beoachtete wie eine Frau mit einem Mann hinter einem Baum verschwand und folgte ihnen. Es dauerte nicht lange und sie hatte das Outfit der Genossin an und weitere Informationen. Das musste dieser Hopkins Bund sein, der der damals Ema entführt und verletzt hatte. Was aber hatte dieser Leopadenjunge mit ihnen zu schaffen? Sie schnürte sich die Haare zusammen und versteckte sie unter ihre Basecap, als erneut etwas explodierte. Unauffällig mischte sie sich zwischen ihren Kamaraden und folgte den Pulk. Ein Teil des Hauptgebäudes lag in Schutt und Asche und sie versuchten die Flammen in Griff zu bekommen, damit es nicht auf das gesamte Gebäude übergriff. Dann bemerkte sie eine Person die sich nicht um den Brand scherte. Sie roch Blut und sie wusste, dass es Kyle war, der sich wohl überschetzt hatte. Als sie sich sicher war, das sie allein waren schnappte sie sich ihn und zerrte ihn in den Schutz der Bäume. „Was hast du vor?”, zischte sie.
„Das geht dich ein scheiss-Dreck an.Lass mich los.” Er wehrte sich, doch Jasmin ließ nicht locker. „Klar, du denkst natürlich wieder nur an dich. Wenn du dich jetzt umbringst, was geschieht dann mit deinen Schwestern?”, Kyle zuckte zusammen. „Du hast selbst gesagt, dass ich Schande über sie gebracht habe.” Sie schüttelte ihn. „Seit wann glaubst du mir?” Sie glaubte nicht, was sie jetzt sagte. „Sie lieben dich, deswegen wollen sie den Soldaten der Suchtrupps des Ältesten Rates zuvorkommen.” Kyle versank in Gedanken, war jedoch entschlossen. „Wenn ich das hier erledigt habe, werde ich mich ihnen stellen, auch wenn sie mich rausschmeissen.” Jasmin ließ ihn los. Eigentlich waren die Katzen loyal, doch dann erinnerte sie sich, dass er kein echtes Mitglied war. „Eigentllich sollte ich die anderen informieren...”
„Du wirst mich nicht aufhalten können.” Sie nickte. „Tu was du nicht lassen kannst, aber in einer halben Stunde werde ich Ema Bescheid geben, dass du mir über den Weg gelaufen bist.” Kyle nickte und verschwand. Es waren erst zwanzig Minuten vergangen und einige weiter Gebäude schienen Feuer gefangen zu haben, als Jasmin beschloss, dass er nun genug Zeit gehabt hatte. „Ich glaub ich hab diese Menschen gefunden... blaue Uniformen und eine weiße Basecap... Gut. Ich werde mich ein wenig umsehen, vergiss nicht deiner Freundin Bescheid zu geben... Es riecht nach Katze...”, sie legte wieder auf. Wie lange würden sie wohl brauchen? Das war unintressant. Sie musste jetzt den Jungen finden, bevor er oder sie den Feuer erlag. Die Anderen würden sich schon um diese Menschen kümmern. Blitzschnell rannte sie über einige Trümmer in das Gebäude hinein. „Idiot”, fluchte sie, als sie ihn unter einen eingestürzten Balken fand. „Du bringst uns noch ins Grab.” Sie hob mit Leichtigkeit den Balken auf, griff nach den bewusstlosen Körper und den Aufzeichnungen, die er in der Hand hatte und flüchtete vor den näher kommenden Flammen.
„Ich hab was gefunden”, sagte Mimi zwei Tage später. „Es ist eine Feuerstelle.”
„Warte ich komm zu dir. Josh geh und hol Kiara ab und kehr zurück zur Höhle”, meinte Nicklas zu seinem besten Freund. „Verstanden.”
„Ich geh schon mal rein”, nahm Mimi ihr Heatset ab und ging mutig in die Höhle.
„Kyle? Oh mein Gott Kyle, was ist denn mit dir passiert?” Verwundert blinzelte er sie an. „Ihr habt mich also gefunden”, seuftze er. „Wo ist Nicklas?”
„Der ist auf dem Weg”, sagte sie besorgt. „Was hast du nun wieder angestellt?” Kyle versuchte zu lächeln, doch Schmerz zuckte durch sein geschwollenes Gesicht. „Ich hab herausgefunden, wer meine Familie getötet hat...”
„...und gegen jede erdenkliche Regel verstoßen und vergessen, dass du eine Familie hast die dich braucht”, erschien Nicklas hinter Mimi. „Nick...”
„Schon gut. Er hat Recht und ich weiß wie meine Strafe lautet.” Er sah zu Nicklas. „Pass auf Kiara und Kacie auf.”
„Das hättest du dir früher überlegen sollen. Keiner wird mit ihnen mehr was zu tun haben.” Kyle richtete sich vorsichtig auf und spuckte Blut und schloss die Augen um den Schwindel zu bekämpfen, die ihm überfiel. „Mich könnt ihr ausschlißen, aber Kacie und Kiara sind deine Familie, du wirst schon wissen, wie du sie beschützen kannst.”
„Nick. Du kannst ihn nicht...”
„So lautet aber das Gesetz.”
„Er ist verletzt, Nick. Wir können ihn nicht bei dieser Kälte zurücklassen”, zischte Mimi. „Sie werden ihn nicht da haben wollen.”
„Du hast schon mal die Gestze gebrochen.” Nicklas wusste, dass sie auf ihre verbotende Liebe hinaus wollte. „Tu es für mich.” Jetzt hatte sie ihn. „Ich will wissen, was auf dem Fabrikgelände passiert ist.” Nicklas ging auf ihn zu und schmiss ihn unsanft auf auf seinen Rücken, sodass er aufstöhnte. „Könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen?”
„So leicht werden wir es dir nicht machen. Kacie und Kiara haben noch ein Hünchen mit dir zu rupfen. Und wehe du kotzt mir auf mein Hemd.” Kyle riss sich zusammen, während Nicklas seinen Stiefbruder zum Klinikum brachte.
„Josh, Ashley, Kacie und Kiara lenken die Soldaten des Ältestenrates ab. Wir sollten also keine Probleme haben ihn hineinzuschmuggeln ohne dass irgendjemand Wind davon bekommt. Ema wird uns schon erwarten.” Nicklas nickte und beeilte sich.
Ema zog ihre Latex-Handschuhe aus und schloss die Tür hinter sich. „Was ist mit ihm?”, fragte Kiara sie. Ema sah Nicklas an der nickte. „Sein Arm ist gebrochen und ein paar Rippen ebenfalls. Die Schwellung im Gesicht wird in den nächsten Tagen abklingen.”
„Kann ich zu ihn?” Ema schüttelte den Kopf. „Er ist gerade eingeschlafen. Er braucht jetzt Ruhe.” Kiara nickte und ging wieder.
„Was verschweigst du uns?”, fragte Mimi. „Ein normaler Mensch hätte diese Verletztungen sicherlich nicht überlebt. Außerdem heilen einige Wunden verflucht schnell. Zu schnell.”
„Hab ihr was von Jasmin gehört?“ Damien schüttelte den Kopf. „Wir müssen mit euch reden“, sah Mimi Nicklas und Damien an. „Meint ihr nicht, wir sollten den Beiden ihre Freiräume geben?“, fragte Ema nachdem sie die Zimmertür hinter sich schloss. „Wenn das nur eine Phase ist, wie ihr es nennt, ist es doch schnell wieder vorbei.“ Nicklas schüttelte den Kopf. „Es wird unsere Friedensverhandlung erheblich stören.“
„Nick. Kyle ist dein Bruder, willst du ihn wirklich quälen, indem du ihm von ihr fernhältst?“, meinte Mimi. „Jasmin wird deine Sturheit nicht überleben, Damien.“ Ema hielt inne. „Zwei Tage. Zwei ganze Tage sind vergangen, als die Beiden verschwanden und von Jasmin ist weiterhin keine Spur. Damien ich hab keine weiteren Bissspuren bei Kyle gefunden, wenn wir keine Lösung finden, wird es bald zu spät sein.“ Damien ließ sich seufzend auf den Stuhl nieder. „Wenn du sie bittest, wird sie dir gehörig sein, aber wir lange würde sie es überleben? Es ging ihr zwar besser, aber sie hatte immer noch Fieber und wenn ihr mich fragt, hat sie kurz bevor wir sie gefunden haben, ein kräftigen Schluck Leopardenblut getrunken.“ Plötzlich rumpelte es im Nachbarraum. Damien sprang auf und stürmte mit Nicklas aus dem Zimmer.
„Kein Schritt weiter“, knurrte Jasmin, als Damien die Zimmertür aufriss. „Ihr werdet jetzt den Raum verlassen, sonst werde ich ihn umbringen“, griff sie Kyle an den Kragen und zog ihn mit sich. Er stöhnte. „Verschwindet!“, schrie sie. „Jasmin, er ist verletzt“, sagte Damien ruhig. „Er braucht Ruhe. Wir können über alles andere reden.“ Jasmin bleckte die Zähne und ihre Augen funkelten rot. Damien stellte sich vor Nicklas. „Du willst ihn doch gar nicht umbringen“, sagte er ruhig. „Wir wissen über eure Beziehung Bescheid.“ Jasmin knurrte. „Ihr wisst gar nichts. Nicht einmal dieser Junge, weiß was ich ihm angetan habe.“ Sie hielt inne. „Ich nahm ihm das, was ihm am wichtigsten war. Ich bin ein Monster und trotzdem hat dieser Trottel mir das Leben gerettet.“
„Wir können dir nicht helfen, wenn du in Rätseln sprichst.“
„Ich hab Sie getötet. Ich hab Sie getötet und würde es nochmal tun!“, schrie sie sie an. „Verschwindet endlich!“, bleckte sie ihre Fangzähne. Damien ging ein Schritt zurück und drückte damit auch Nicklas aus dem Zimmer. „Wir gehen, aber nur weil wir wissen dass du kein Monster bist.“ Er verließ das Zimmer und schloss die Tür.
„Bist du eigentlich bescheuert!?“, knurrte Nicklas. „Ema hatte recht. Es wird zwar nicht leicht werden, aber es wird uns unseren Frieden nehmen, wenn wir beide voneinander trennen. Außerdem denk ich nicht, dass es noch möglich ist.“Nicklas verstand es nicht. „Hast du ihren Blick gesehen? Diese Schuldgefühle? Sie wird ihn nichts tun. Ich hoffe nur, dass sie sich nicht selbst was antut.“ Plötzlich klirrte etwas hinter Damien. Nicklas wollte an ihm vorbei, doch er versperrte die Tür. „Kyle wird nichts geschehen, solang wir uns von diesem Zimmer fernhalten.“ Es gefiel Nicklas nicht, aber er wusste das Damien recht hatte. „Ema. Wir machen uns auf das Schlimmste gefasst. Such also alles nötige zusammen, sobald es sich da drinnen beruhigt hat, stürmen wir das Zimmer.“ Ema nickte und spurtet über den Flur. „Du solltest zum Ältesten Rat gehen, um Zeit zu schinden, Nicklas“, meinte Mimi. „Ich lass es dich wissen, wenn wir das Zimmer stürmen“, stupste sie ihn an. Er nickte. Zwei Stunden später beruhigte sich das Tun im Zimmer, also betrat Damien vorsichtig das Zimmer.
Kyle lag auf dem Bett, blutüberströmt und Jasmin in der weit entferntesten Ecke des Zimmers und schluchzte. „Ich hab ihn umgebracht.“ Ema rannte zum Bett und Damien hockte sich vor Jasmin. „Es wird alles gut werden.“ Jasmin schüttelte den Kopf. „Ich hab es schon wieder getan und trotzdem konnte ich meinem Leben kein Ende setzen. „Er sah auf die Eisenstange, die neben ihr stand. „Kyle braucht jetzt Ruhe, komm mit ins Nebenzimmer.“ Sie sah Damien an und schüttelte den Kopf. „Du musst meinem Leben ein Ende setzten. Hier und Jetzt.“
„Geh nicht schon wieder den leichten Weg“, stöhnte Kyle vor Schmerzen auf. Jasmin erstarrte. „Du kannst morgen zu ihm, aber jetzt wirst du mir die ganze Geschichte erzählen.“ Er half ihr hoch und verließ mit ihr das Zimmer.
„Es ist alles meine Schuld“, schluchzte sie. „Ich hab es nicht verdient mich zu erklären.“ Plötzlich gab Damien ihr eine Ohrfeige. Jasmin strich sich über ihre Wange. „Du hast dir die Suppe eingebrockt, da wirst du sie gefälligst auch auslöffeln.“
„Du hast recht. Ich werde es ihm erklären und dann kann er mich immer noch umbringen.“ Er gab ihr noch eine Ohrfeige. Das reichte jetzt, dachte sich Jasmin. Sie würde sich nicht fertig machen lassen, auch wenn Damien einer höheren Position bei saß. „Ich hab sie wieder!“, schrie sie ihn an. „Ich weiß was damals passiert ist. Ich hab sie umgebracht und Kyle wird mich dafür umbringen, nachdem er mich gequält hat.“ Damien lachte schallend auf. „Ich glaube er kann dir kein Haar krümmen. Ich schätze ihr habt euch irgendwie aneinander gebunden.“ Jasmin riss erstaunt die Augen auf. „Das kann nicht sein“, schüttelte sie den Kopf. „Es gibt keinen Zweifel.“
„Dann weiß er es also schon.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß zwar nicht ob es zwischen Unsterbliche und Gestaltenwandler funktioniert, aber er hat sicherlich eine Ahnung.“ Sie legte ihr Gesicht in die Hände. „Warum hat er nur mein Leben gerettet?“
„Er scheint etwas für dich übrig zu haben. Auf welcher Weise, wirst wohl nur du wissen. Eure Beziehung, die euch verbindet, ist wohl nicht mehr aufzuhalten.“ Plötzlich wurde die Zimmertür aufgerissen und Kyle stand in der Tür. „Tut mir leid, ich konnte ihn nicht aufhalten“, sagte Ema schuldbewusst. Damien nickte und stand auf und legte den Arm auf Kyles Schulter. „Ich will keinen weiteren Verletzten hörst du.“ Doch Kyle ignorierte die Warnung und sah auf die völlig aufgelöste Jasmin.
Sobald die Tür ins Schloss fiel, griff er nach Jasmin und drückte sie gegen die Wand. Sie gab nach und wehrte sich nicht. „Sieh mich an“, forderte er sie auf, doch sie hielt weiterhin die Augen geschlossen. „Ich hab gesagt du sollst mich ansehen“, schüttelte er sie. Jasmin riss die Augen auf, als der Raum sich mit dem Geruch von frischem Gras füllte. Da war es wieder, dachte sie sich. Blut sickerte durch den Verband an seiner linken Schulter. Sie senkte den Blick. „Warum hast du mir nicht den Kopf abgeschlagen, als du die Möglichkeit dazu hattest?“, murmelte sie heiser. „Schon vergessen. Es ist nicht meine Art, den leichten Weg zu nehmen.“
„Also weißt du schon Bescheid?“ Kyles traurige Augen gaben ihr ihre Antwort. „Ich weiß, dass du nicht wusstest, was du getan hast.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab deine Mutter auf dem Gewissen, und weiß Gott noch mehr von deiner Familie.“ Sie hielt inne, ihr fiel es nicht leicht dass zu sagen, was sie zu sagen hatte. „Adrian hat mir die Wahl gelassen und ich hab mich für das Blut von Stella Pale entschieden.“ Erschrocken ließ Kyle von ihr los. Sie wartete das er sie tötete doch als nichts passierte starte sie ihn an. „Es tut mir leid.“ Kyle reagierte nicht. „Du hast es wirklich getan“, fauchte er sie an. Sie schluckte und kroch näher an die Wand. „Ich hätte es nicht tun sollen.“
„Wusste ich es doch. Ich wusste die ganze Zeit über, dass ihr Blutsauger dahinter steckt. Du hast meine Tante auf dem Gewissen!“, schrie er sie an. „Warte mal, ich habe nicht deine Mutter getötet?“
„Macht dass etwa ein Unterschied? Wären wir damals eine Person mehr gewesen, wäre es vielleicht nicht zu dem Unglück gekommen“, fauchte er sie an. „Stella Pale ist deine Tante?“, wirkte Jasmin immer noch geschockt. „Sie sah dir doch so ähnlich“, murmelte sie. „Meine Mutter heiß Selina. Stella war ihre verschollene Zwillingsschwester“, fauchte er. Kyle schloss die Augen und atmete tief durch. „Wie?“ Jasmin zuckte mit den Schultern. „Ich war ein Monster, Kyle. Wenn Adrian nach Hause kam und Essen mitbrachte, habe ich keine Fragen gestellt. Schon damals wusste ich dass ich anderes war, denn er aß nie von meinemn Opfern. Erst später bemerkte ich, dass es allesamt Gestaltenwandler waren.“ Sie senkte ihren Blick. „Bei Stella war es anderes. Sie war mir schon einige Male über den Weg gelaufen, also weigerte ich mich von ihr zu trinken. Doch Adrian quälte sie solange, bis mich mein Hunger über sie herfielen ließ.“ Sie hielt inne. „Warum zögerst du noch. Töte mich endlich und quäl mich nicht so.“ Kyle griff nach der Eisenstange, die immer noch neben Jasmin stand und warf sie wütend in die andere Zimmerecke. „Ich hatte meine Rache. Jetzt muss ich dafür gerade stehen.“ Kyle schritt zu Tür und Jasmin sah ihm nach.
„Ich bin bereit“, sagte er zu Nicklas, der nickte und die Tür schloss. Urplötzlich sprang Jasmin auf doch Damien versperrte ihr den Weg. „So haben wir nicht gewettet. Das Spiel mache ich nicht noch einmal mit.“ Er hielt inne. „Da muss er jetzt allein durch. Du solltest dir ein Beispiel daran nehmen. Löffele endlich deine Suppe aus.“ Jasmin lächelte und stand auf. Der Spruch hätte genauso gut von Kyle stammen können, dachte sie sich. Jasmin demineralisierte sich und Damien folgte ihr.
„Warum grinst sie so unverschämt?“
„Keine Ahnung, so ist sie schon die ganze Zeit. Sind die Anderen schon da, Jason?“ Der Mann nickte. „Steht Tia uns zur Verfügung?“
„Es gefällt mir nicht, dass ihr es schon wieder tut“, erschien die rothaarige Frau hinter ihrem Mann. „So lauteten die Gesetze, Liebling.“ Sie nickte. „Es heißt aber nicht, dass ich diese verdammten Gesetze gut heiße.“ Damien nickte. Und gab Jasmin einen kleinen Schubser, damit sie vor ihm lief. Sie gingen durch den Geräteraum des Trainingsraumes und öffneten eine scheinbar unsichtbare Tür. Damien nickte den drei weiteren Anwesenden zu und eröffnete sogleich die Verhandlung.
„Jasmin, dir wird eine verbotene Beziehung zu dem Gestaltenwandler, Schneeleoparden, Teil des Light-Schadow-Leopardenrudel, Kyle Pale vorgeworfen. Außerdem gebe ich zu Protokoll, dass du den Mord an Schneeleopardin Stella Pale zugeben hast.“ Ein Raunen ging durch die Menge. Jasmin jedoch blieb locker und nickte. „Ich gebe meine verwirrende Beziehung zu diesem Gestaltenwandler zu und ich gebe zu, die Mörderin der Schneeleoparden Stella Pale zu sein.“ Damien nickte. „Ihr habt es gehört Krieger, die ihr einst mit euren Schwur, mir und somit dem Gesetz schwören musstet, es immer zu befolgen. Lasst uns nun urteilen.“ Sie zogen sich in einer Ecke zurück, bis sie sich einig waren. „Man vergelte Gleiches mit Gleichem. Der Rat der Krieger der Unsterblichen erklärt dich hiermit für schuldig. Da du dich jedoch zum Zeitpunkt des Mordes nicht mit unseren Gesetzen vertraut machen konntest, wirst du dich der Punishment-Sanktion unterziehen“, verkündete Damien das Urteil. „Ich beuge mich eurem Urteil und erbete die Punishment-Sanktion“, verbeugte sich Jasmin höfflich.
Da stand er nun und wartete auf den Ältestenrat. Währenddessen nahmen Nicklas und Ashley links von ihm Platz und Kacie und Kiara nahmen auf den Publikumssitzen platzt. Eine Frau mit silbernen, langen Haar betrat als erste den Raum. Ashley und Nicklas erhoben sich. „Evelyn“, begrüßten sie die Frau. Evelyn nickte und nahm auf dem zweiten Stuhl platzt. Rechts von ihr nahm Mary platz und links von ihr setzten sich Alice und ihr Gefährte John. „Mary, bist du so freundlich und liest die Anklage vor.“ Die Frau rechts von ihr nickte. „Kyle Pale, die wird vorgeworfen, die Befehle deines Alphatieres missachtet zu haben, Flucht aus dem Krankenlager, außerdem liegen uns einige Beschwerden und Körperverletzung vor.“
„Was hast du dazu zu sagen?“
„Ich habe die Befehle von Nicklas missachtet, indem ich auf der Suche nach meiner entführten Schwester war. Ich fühlte mich eingesperrt, als mich dann ein paar Burschen provozierten. Ich sagte, dass sie verschwinden sollen oder es wie ein Mann austragen sollten“, rechtfertigte er sich. „Hätte ich eine Minute länger gewartet, wäre Kacie nun Tod“, und Jasmin auch, dachte er sich. Alice nickte. „Es ist zwar kein Grund, aber der Rat nimmt es zur Kenntnis. Aber warum bist du danach vor deiner Verantwortung geflohen?“ Kyle begann zu schwitzen und sah zu Nicklas. War der Rat und das Rudel bereit über seine Beziehung zu Jasmin Bescheid zu wissen? Er wusste es nicht. „Uns ist ein Video zugesandt worden, indem du in ein Labor einbrichst und es verwüstest. Ist dass das Labor von dem Vampirmädchen? Was hast du da gesucht?“ Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. „Es sieht zwar nach Flucht aus, aber es hatte seine Gründe.“
„Die wären?“ Kyle schluckte. „Ich musste jemanden finden und ich fand sie auch. Außerdem fand ich endlich die Wahrheit“, lenkte er schnell vom Thema ab. Die Vier begangen zu tuscheln. „Welche Wahrheit?“, fragte Alice. „Die Wahrheit über den Tod meiner Familie.“ Er sah entschuldigend zu Nicklas. „Nicklas hat gemeinsam mit Damien weitergeforscht, kamen jedoch nicht zu einem Ergebnis. Als ich zufällig auf die Unterlagen stieß, fiel mir das Entscheidende auf.“ Er hielt inne. „Die Mörder meiner Eltern und Großeltern waren keine Unsterblichen, sondern Menschen. Menschen die den Hopkins Bund angehörten.“ Entsetzen und Ungläubigkeit stand in den Gesichtern um ihn. „Ich hatte eine entscheidende Information mehr und zwar waren wir zum Zeitpunkt des Unglückes nur noch zu sechst. Mein Großvater starb einige Monate früher und meine Tante wurde vermisst.“ Nicklas riss verwundert die Augen auf. „Aber es waren doch vier Leichen.“ Kyle nickte. „Wenn wir also Kacie, Kiara und mich abziehen, kommen wir auf drei tote Familienangehörige. Die vierte Leiche muss einer der Täter gewesen sein.“
„Stimmt das?“, richtete sich John an Nicklas. „Er sagt die Wahrheit. Ein Unsterblicher kann es unmöglich gewesen sein. Wir haben eine Zeugin die das bestätigen wird.“
„Wie kann uns so ein fetalen Fehler passieren?“, fragte Alice. „Gar nicht. Wenn ich mich erinnere haben doch deine Eltern damals den Auftrag aufgeführt und anschließend den Bericht eingereicht“, sagte Evelyn und Nicklas nickte. „Selbst meine Eltern sind nicht unfehlbar. Sie wurden vom Krieg geblendet und haben falsche Schlüsse gezogen. Die Unsterbliche, die ganz in der Nähe Quartier bezogen hatte, kann unmöglich die Mörderin einer ganzen Familie sein. Deswegen hat man wohl möglich auf keinerlei Untersuchungen bei den Opfern gemacht.“ Mary nickte. „Leider ist das bei der Verhandlung irrelevant. Es geht hier um deine Vergehen und nicht um Aufklärung eines Dramas.“ Kyle nickte. „Ich bin mich meiner Schuld bewusst und ich weiß welche Strafe es mit sich bringt. Ich wollte nur nochmal klarstellen, dass alles seinen Grund hatte. Trotzdem habe ich eine Bitte. Meine Verbannung wird nicht meiner Familie zu Lasten gehen. Kacie und Kiara können in der Obhut von Nicklas und Ashley bleiben und somit Teil des Rudels bleiben.“ Die Beiden sprangen von ihren Plätzen, doch Evelyn sah sie mahnend an. „Wir werden uns zurückziehen und über dein Urteil richten, aber du kannst dir sicher sein, dass deine Schwestern deine Schuld nicht zulasten gebracht wird.“ Kyle atmete tief durch und sah zu wie der Ältestenrat sich zurückzog.
„Was fällt dir eigentlich ein?“, schnauzte Kacie ihn an. „Wie kannst du über unser Leben entscheiden, schon wieder?“ Kyle seufzte und strich sich den Schweiß von der Stirn. „Du willst hier nicht wirklich weg Kacie, und für Kiara ist es im Moment hier am sichersten.“
„Schon schlimm sind wir nun auch wieder nicht“, lächelte Ashley die Beiden an. „Euch will keiner euern Bruder wegnehmen. Euch hält keiner fest, wir wollen nur euer Bestes“, beschwichtigte Nicklas Kacie.
„Gut gemacht“, legte Nicklas seine Hand auf Kyles Schulter. Er wusste was Nicklas meinte. Der Rat war noch nicht bereit zu erfahren, dass er eine andere Beziehung zu Jasmin führte und nicht nur ein stricktes Arbeitsverhältnis. Er fragte sich, ob Ashley schon davon wusste. Er schüttelte den Kopf. Es war noch keine Zeit, dass er es ihr erzählt haben könnte, aber er wusste dass auch sie hinter ihm stehen würde. Er lächelte. Er war Jahrelang auf der Suche nach seiner Familie, dabei war sie die ganze Zeit an seiner Seite, dachte er sich. Er hielt das Versprechen, dass er einst seinem Vater gegeben hatte und beschützte Kacie und Kiara. Dann schwebte plötzlich das wunderschöne, junge Gesicht seiner Mutter vor seinen Augen. „Es ist ein Geben und Nehmen. Sei nicht immer derjenige der gibt, sondern tu dir selbst etwas Gutes, indem du dich immer an erster Stelle siehst.“
„Nehmt eure Plätze bitte wieder ein“, riss Mary ihn aus seinen Gedanken. „Der Rat der Ältesten des Light-Schadow-Rudels erklärt Kyle Pale für unschuldig, die Anklage wird fallen gelassen. Jedoch wirst du für den Schaden aufkommen, den du in diesem Labor angerichtet hast.Außerdemwirst du deine Aggressionen abbauen, indem du den Soldatentraining beiwohnst. Über alles weitere lassen wir deine Familie beziehungsweise Nicklas Pan richten. Somit ist die Verhandlung geschlossen.“
„Ihr brummt mir Sozialstunden auf?“, fragte Kyle entsetzt und krallte sich an das Pult, das vor ihm stand. „Nenn es wie du willst. Jedenfalls hast du dich morgen um neun Uhr bei John zu melden.“
„Was ist mit meiner Verbannung?“, hackte er wütend nach. „Wir fanden keinen Grund, dich solch einer Strafe auszusetzen. Du kannst bei deiner Familie bleiben.“ Nicklas legte beruhigend einen Arm auf seine Schulter. „Ihr solltet euch um seine Verletzung kümmern“, bemerkte Alice und verließ mit den anderen den Saal. „Ich will keine Sonderbehandlung. Ich will eine faire Verhandlung und ein faires Urteil“, schrie er völlig außer sich. „Ich hab sämtliche Regeln des Rudels missachtet, darauf steht der Ausschluss aus dem Rudel und keine Sozialstunden“, fauchte er.
„Jetzt beruhig dich doch mal. Man könnte meinen du würdest gehen wollen“, sagte Ashley neckend. Kyle funkelte seine Stiefschwester an, sodass sie erschrak. „Sie…Sie glühen“, zeigte sie mit dem Finger auf seine leuchtenden blauen Augen. Kyle fauchte sie an. „Ash bring bitte Kacie und Kiara hier raus, ich kümmere mich um ihn.“
„Ich will wissen was hier gespielt wird“, sagte sie bockig. „Keine Zeit. Beeil dich“, griff Nicklas die Schultern von Kyle und drückte ihn zu Boden. Ashley reagierte ebenso schnell wie sein Bruder und schnappte die zwei Mädchen und brachte sie außer Gefahr. „Lass mich gefälligst los“, fauchte Kyle. „Du glühst ja förmlich“, bemerkte Nicklas erschrocken.
„Ich habe gesagt du sollst mich loslassen“, schrie er das Leittier des Rudels an. „Wir müssen uns um deine Verletzungen kümmern“, sah Nicklas ihm in die Augen. Kyle bleckte sein Leopardengebiss. „Hör auf damit. Du kannst dich hier nicht wandeln, dass weiß du ganz genau“, knurrte er ihn an. Plötzlich stand Ashley wieder in der Tür. „Ich dachte du würdest Hilfe gebrauchen“, stand Ashley in der Tür. Kyle nutzte Nicklas kurze Unaufmerksamkeit und befreite sich aus seinem Griff. Seine Muskeln zuckten und machten sich kampfbereit. „Bleib wo du bist, Ash. Er darf unter keinen Umständen den Raum verlassen. Er stellt eine Gefahr da.“
„Nicklas, es ist nur Kyle. Wir können ihn nicht zwingen bei seiner Familie zu bleiben“, sagte sie traurig. „Du verstehst es nicht. Er erkennt seine Familie im Moment nicht einmal. Er wird es sich nie verzeihen, wenn er einem Unschuldigen das Leben nimmt.“ Ashley verstand ihren Bruder nicht. „Befehl ihm doch einfach, dass er sich beruhigen soll, damit wir ihm alles erklären können.“ Nicklas lachte. „Er erkennt nicht einmal seinen Anführer, das Einzige was ihn antreibt ist Blut. Er ist seinen Inneren Schmerz vollkommen ausgeliefert.“ Ashley beobachtete Kyle aufmerksam. „Hat er Fieber?“ Nicklas nickte. „Und ich kenn nur eine Person, die in den letzten Tagen Fieber hatte.“
„Er hat sich angesteckt? Müssen wir jetzt die Höhle unter Karatäne stellen?“ Nicklas schüttelte den Kopf. „Wenn er das gleiche Fieber hat, wie die besagte Person, dann kann ihm keiner helfen. Höchstens ein paar Frauen“, lachte er. „Es ist ungefährlich, solange du außer Reichweite bleibst“, erklärte er es ihr. „Du musst für mich Damien anrufen. Ich muss wissen wie es Jasmin geht.“ Unerwartet schrie Kyle qualvoll auf und ging zu Boden. Er buckelte und rote Striemen aus Blut bildeten sich auf seinem weißen Hemd. „Geh mir aus dem Weg“, fauchte Kyle ihn an. „Es ist zu spät“, schrie Nicklas zu Ashley. „Bring dich in Sicherheit und jedem den du über den Weg läufst. Ich werde ihn solang wie möglich aufhalten.“ Ohne noch mal nachzuhaken verließ Ashley ihren Posten an der Tür und rannte los.
Nicklas breitete die Arme aus. „Kyle komm wieder zu dir. Du wirst dir noch selbst wehtun.“ Kyles Augen wurden zu leuchtenden Schlitzen, bis sie wieder menschlich wurden. Seine linke Hand verwandelte sich kurzeitig in Krallen, doch auch diese verschwanden wieder. „Schmerzerfüllt schrie er auf und ging auf Nicklas los. Kyle gelang es ihm einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, doch er war nicht bei der Sache, also hatte Nicklas ihn einige Minuten später wieder im Griff. „Kyle. Das bist nicht du, der aus dir spricht.“
„Woher willst du wissen wer ich bin? Du hast mich damals verlassen, schon vergessen“, fauchte er ihn an. „Du hast uns alle verlassen, nur damit du deine Freiheiten genießen konntest.“ Das tat weh. Nicklas machte sich schon genügend Vorwürfe einfach so dass Rudel verlassen zu haben. Er hatte seiner Großmutter und seiner Schwester den Rücken gekehrt und Kyle, der ihn am meisten brauchte stehen gelassen. „Du hast mich einfach da stehen lassen und bist gegangen“, tobte er. „Du hast mir meine Familie genommen, als du das Haus in Brand stecktest. Du nahmst mein Leben, als du mich an dir nahmst. Du nahmst meine Liebe, indem du mich töten ließest.“ Das war nicht mehr Kyle, der da aus ihm sprach, trotzdem schmerzte es. „Ich möchte einfach nur meine Eltern in den Arm nehmen und hören dass alles wieder gut wird“, schluchzte er. Kyle litt unter Stimmungsschwankungen. „Es ist so gemein. Ich bin kein Monster. Ich will nur ernst genommen werden und so sein wie ich nun mal bin. Ich will das kleine Mädchen von früher sein.“ Damit bestätigte sich seine Vermutung. Er wusste nicht wie, aber es war Jasmin oder besser gesagt eine jüngere Vision von ihr, die da mit ihm sprach. Kyle begann mit den Fäusten auf den Boden zu schlagen. Nicklas nutze es aus und holte sein Handy hervor. „Mailbox“, fluchte er. „Egal was du gerade tust oder nicht, lass es sein und nimm verdammt nochmal ab, Damien“, fluchte er auf Damiens Mailbox. Er sah zu Kyle und versuchte es nochmal. „Du solltest etwas bei mir abholen. Ein flennendes Mädchen kann ich hier nicht gebrauchen“, fauchte er erneut auf die Mailbox. „Kyle?“ Er sah auf. „Ich weiß du bist verwirrt, aber wir müssen uns um deine Verletzungen kümmern.“ Kyle knurrte und seine Augen leuchteten rot auf. Nicklas wich ein Schritt zurück. Kyle war verloren, es gab keinen Grund mehr zu glauben, dass er sich zusammenreißen könnte. Kyle sprang auf Nicklas zu, doch er war drauf vorbereitet und schleuderte ihn gegen die große Flügeltür. Kyle jaulte auf, doch irgendetwas betäubte seinen Schmerz, sodass er aufstand und durch die Tür flüchtete. „Das war sein Plan“, fluchte Nicklas und rannte ihm hinterher.
Kyle schoss wie ein Blitz durch die Höhlengänge seines Rudels und nahm keinerlei Rücksicht auf die Anderen. Alles war ihm egal. Er musste nur endlich ins Freie. Er fühlte sich eingeschlossen. Sein Körper schien ihn plötzlich zu klein geworden zu sein. Brüllend riss er die Verbände und sein T-Shirt vom Leib. Ihm war so heiß, obwohl Wolken die Sonne verdeckten. Es begann zur regnen. Jeder Tropfen der seine Haut berührte, fühlte sich an wie tausend Messerstiche. Vor was rannte er eigentlich davon? Waren es die Schmerzen, die ihn trieben oder etwas viel höheres? Er wusste es nicht. Es wusste nur, dass er platzen würde, wenn er auch nur eine Sekunde verschnaufen würde. Kyle schrie schmerzerfüllt auf, während sein Körper entzwei riss und ein kleiner, grauweißer Schneeleopard seinen Platz einnahm. Die Schmerzen ließen etwas nach, was ihn jedoch nicht zum stehen veranlasste.
Er machte einen Satz und sprang durch die angelehnte Tür des Anwesens der Unsterblichen und fauchte alles an, was ihm in die Nähe kam an. Die überraschten Bediensteten schrien entsetzt auf. „Was ist hier los?“, erschien Jason an der Treppe. Plötzlich wandelte sich Kyle zurück in einen Menschen und brach in sich zusammen. „Wo ist Damien?“, fragte Nicklas der mittlerweile im Türrahmen stand. Jason sah zu dem leblosen, nackten Körper und dann zu Nicklas. „Er ist hinten, aber es ist keine gute Idee ihn jetzt zu stören. Es gab einige Komplikationen und…“ Plötzlich hatte sich Kyle wieder aufgerichtet und rannte los. Geführt von seinem Schmerz rannte er in die hintersten Räume des Anwesens und hebelte wütend eine versteckte Tür, im Geräteraum, aus.
„Jasmin!“, schrie er und ignorierte die Männer um sich herum. Kyle fauchte, während David und Elias sich schützend vor ihren Herrn stellten. „Schon gut, Jungs. Er wird mir nichts tun. Er will nur nach Jasmin sehen.“ Die Zwei verließen ihre Position, blieben aber angriffsbereit. „Wir sollten gehen“, legte Lucas den Arm auf Tias Schulter. „Aber sie wird verbluten.“
„Glaubst du nicht, dass ich mir Sorgen um sie mache. Ich hab sie einst geliebt…“, sagte der blonde Mann zu der Frau, die bei Jasmin hockte. Kyle fauchte bedrohlich. „Schon gut. Sie gehört ganz dir. Ich stell keine Bedrohung für dich da, als könnte irgendjemand in diesem Raum dir das Wasser reichen.“ Er half Tia auf und verließ den Raum durch eine zweite Tür. „Geht“, befahl Damien David und Elias. „Aber…“
„Seht ihr nicht, dass ihr ihn nervös macht? Kümmert euch um die Angestellten.“ Die Beiden nickten und lösten sich in Luft auf. Damien ging ein paar Schritte zurück und ließ den Blick auf Jasmin frei. Er hob seine blutverschmierten Hände. „Dir ist doch bewusst, dass wir ihr helfen müssen oder? Wenn wir sie nicht verarzten, wird sie womöglich sterben.“
„Was habt ihr Jasmin nur an getan?“, ging Kyle auf die Beiden zu. „Warum wolltet ihr, ihr Leben nehmen? Sie hat euch doch nichts getan“, schrie er ihn an. Erschöpft ging er auf die Knie und sah in Jasmins blasses Gesicht. „Kyle!“, schrie Nicklas, doch Damien hob die Hand. „Sie ist noch nicht dazu bereit, sich zu verabschieden.“ Tränen tropften auf ihr Gesicht. „Ich bin noch nicht bereit sie gehen zu lassen“, legte er seine zitternde Hand auf ihre Wange. „Ich muss ihr doch noch so viel erzählen. Ich will ihr von den bescheuerten Sozialstunden erzählen. Außerdem ist sie die Einzige, die mir etwas über meine Tante erzählen kann“, schluchzte er und brach über ihren Körper zusammen. Nicklas betrat den Raum, doch Damien war schneller. „Lassen wir den beiden einige Minuten ihre Zweisamkeit. Dann können sich Tia und Ema sich um ihre Verletzungen kümmern.“ Nicklas war unschlüssig, folgte jedoch dem Hausherren.
„Wir haben wohl falsch gehandelt, indem wir sie für etwas bestraften, wofür sie nichts konnten“, sagte Damien und Nicklas nickte. „Das Schicksal kann man eben nicht herausfordern. Ich hoffe, dass wir nicht die Einzigen bleiben die es verstehen.“ Damien nickte. „Was ist eigentlich passiert?“ Nicklas erzählte ihm von der Verhandlung und den komischen Verhalten von Kyle. „Wir sollten sie unterstützen und beschützen anstatt sie zu verurteilen“, sagte Nicklas und zeigte auf die Tür. „Tia? Ema?“, die zwei Frauen des Hauses kamen um die Ecke. „Würdet ihr euch bitte um die zwei Turteltäubchen da drin kümmern.“ Die Beiden nickten und gingen an Damien vorbei. „Habt ihr schon wieder eure Manneskraft ausgelassen“, fluchte Ema. „Lernt ihr überhaupt nicht dazu“, stemmte Ema die Arme in die Hüfte. „Du wirst es doch wieder hinbekommen, oder? Du bist die beste Ärztin, die ich je kennengelernt habe und zusammen mit Tia unschlagbar.“
„Jaja. Bevor du auf deiner Schleimspur ausrutscht, besorg etwas Verbandsmaterial und lass ein Zimmer für die Zwei herrichten.“ Damien salutierte. „Jawohl, Chef.“
„Die Frauen haben uns wohl im Griff“, sagte Nicklas und Damien lachte. „Jason! Kümmer du dich um das Zimmer, bevor dir deine Frau auch noch an die Gurgel springt.“
„Ich geh von einem Doppelzimmer aus?“ Damien und Nicklas nickten gleichzeitig.
Eine Stunde später kamen Tia und Ema erschöpft aus dem Zimmer. „Alle Wunden sind versorgt. Einiges mussten wir nähen, aber das sollte schnell wieder verheilen“, sagte Ema. „Ruh dich etwas aus Tia. Wir werden dir Bescheid geben, wenn wir deine Hilfe benötigen.“ Jason legte seinem Arm um sie und begleitete sie nach draußen. „Sie brauchen vor allem Ruhe“, sah sie die beiden Männer scharf an. Nicklas nickte. „Ich geh davon aus, dass Kyle bei euch in Sicherheit ist?“ Damien nickte. „Und ihr benachrichtigt mich sofort, wenn er aufwacht. Ich hätte nämlich noch ein paar Aufklärungsgespräche zu erledigen und Mimi sucht mich sicherlich auch schon überall.“ Ema nickte. „Ich werde auf ihn Acht geben. Du solltest dich aber auch ein Weile ausruhen, immerhin war es ein langer Tag, obwohl eigentlich eher lange, aufregende Tage.“ Nicklas nickte und verließ das Anwesen.
Kyles Glieder schmerzten, als hätte er einen Marathon hinter sich. Jeder einzelne Muskel schien zu streiken. Sein Gesicht brannte, als hätte er tagelang in der glühenden Sonne gelegen. Sein Kopf dröhnte, als er hätte er eine durchzechte Nacht hinter sich. Sogar, das Blut, das in seinen Adern pochte, ließ ich ihn wünschen, seinen Schmerz herauszuschreien. Doch etwas schien anders. Irgendetwas ließ seine Endorphine vollkommen verrückt spielen. Sie linderten den Schmerz und förderten seien ungestillten Hunger nach… Ja, nach was denn?, fragte er sich. Was war mit ihm eigentlich passiert? Er konnte sich nicht erinnern. Seine rechte Hand zuckte, als neben ihn stöhnte jemand auf. Na toll, dachte er sich. Da hat man den besten Tag seines Lebens und dann konnte man sich nicht einmal daran erinnern. Wer war nur diese Frau, die ihn so verrückt machte? Er wollte die Augen öffnen, sie ansehen, doch es fehlte ihm die Kraft dazu. Die Frau wendete sich und legte ihren Kopf an seine Brust. Sie roch nach einer Mischung aus Jod, Alkohol und Aftershave, doch unter dieser eigenartigen Mischung lag noch ein unverkennbarer Geruch nach Wildheit und Verzweiflung. Nur half ihm das auch nicht weiter. Ihm war noch nie ein Leopardenmädchen über den Weg gelaufen, die so widersprüchlich war.
Plötzlich sah er ein kleines, freches Mädchen mit schwarzem Haar und dunkelbraunen Augen vor sich und reichte ihr ihren Teddy. Sie lächelte und er schmolz dahin. Doch plötzlich teilte sich das Bild in zwei. Auf der rechten Seite stand nun eine jüngere Vision von ihm und auf der zweiten Hälfte das Mädchen, das völlig ausdruckslos in ein Meer aus Flammen starrte. Kyle hielt sich die Ohren zu. Wie konnte sie nur so da stehen und zusehen, wie Menschen starben. Kyle wollte zu ihr sprechen, bis plötzlich seine jüngere Ausgabe anfing zu schreien. Qualm setzte sich in seinen Lugen ab, sodass er zu husten begann. Panisch sah er sich um, doch er konnte niemanden entdecken. Dann schoss plötzlich eine Hand aus dem Qualm und zog ihn zu sich. „Verschwinde!“, schrie ihm seine Mutter zu. Er wollte nicht. Trotzdem schnappte er sich seine Geschwister und rannte, so schnell wie möglich in den Wald, ohne sein Ziel zu kennen. Plötzlich veränderte sich seine Umgebung. Nun lag er erschöpft im eiskalten Schnee. Er würde bis zu seinem letzten Atemzug seine zwei Schwestern beschützen, doch die Zeit schien ihm wegzulaufen. Das Mädchen hingegen hatte sich immer noch nicht gerührt. Ruß legte sich auf ihre geröteten Wangen und der unerträgliche Qualm trieb ihr Tränen in die Augen. Wieso schrie sie nicht um Hilfe? Warum brachte sie sich nicht in Sicherheit? Warum zeigte sie keinerlei Reaktionen. Ihre Hand zuckte kurz, oder bildete er sich das nur ein? Plötzlich blitzten rote Augen vor ihr auf, doch von Angst, Wut oder Verzweiflung war keine Spur. Der fremde Mann umarmte das Mädchen und Blut floss über ihre Schulter. „Von nun an gehörtest du mir, Süße“, hauchte er ihr ins Ohr. Wut kochte in ihm, als er sie anschrie, doch sie schien ihn nicht zu hören. Verzweifelt schrie er nach Jasmin und schreckte aus seinem Albtraum auf.
Es waren seine Brustschmerzen, die ihm einen Schlag versetzten und ihn durchatmen ließen. Schweiß perlte ihm von seiner Stirn und sein Körper schrie nach Erholung. Doch die war nun passé. Er öffnete die Augen und fragte sich wo er war. Er musste wissen wie spät es war, doch dicke Vorhänge verdeckten das große Fenster. Er sah an sich hinunter. Seine Burst war vernarbt und sein Arm in Gips. Was um Gotteswillen, war mit ihm passiert. Plötzlich stöhnte neben ihm jemand. Also hatte er nicht nur geträumt. Vorsichtig senkte er den Blick. Hastig zog er seine Hand aus dem Meer aus schwarzem Haar und massierte sich die Schläfen. Warum teilte er sich das Bett mit Jasmin, die genauso schwer verletzt war wie er? Und warum war es Jasmins Gesicht, indem er starrte. Sie windete sich heftig. Was sie wohl träumte? Er hoffte, dass sie nicht das träumte, was er geträumt hatte. Plötzlich begann sie zu schreien und Tränen sammelten sich in ihren Augen, doch sie wachte nicht auf. Er versuchte sie festzuhalten, doch sie war zu stark. Sie schlug und trat um sich. Warum wachte sie nur nicht auf? „Jasmin! Jasmin! Was ist los? Es ist nur ein Traum, wach endlich lauf!“ schrie er sie verzweifelt an. Er dachte an das verzweifelte Mädchen aus seinem Traum und fand es in Jasmin wieder. Er schluckte. Irgendetwas Grusliges passiert gerade mit ihm und Jasmin schien es in den Wahnsinn zu treiben. Vorsichtig legte er seinen Handdrücken auf ihre Stirn. „Es ist nur ein alberner Albtraum, komm zurück zu mir Jasmin“, redete er ruhig auf sie ein und streichelte mit der anderen Hand ihre Wange. „Diese Tränen passen nicht in dein hübsches Gesicht.“ Jasmin schien sich unter seiner Berührung zu beruhigen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde. „Oh, du bist ja wach.“ Kyle nickte und sah zu Ema. „Alles in Ordnung?“ Gab es darauf eine Antwort? Er jedenfalls hatte keine. „Ich sehe mir mal deine Verletzungen an, aber dann solltest du dich wieder zurücklehnen und schlafen.“. „Was ist passiert?“, fragte er sie, als Ema die Verletzungen begutachtete und einige Verbände wechselte. Ema sah ihn erstaunt an. „Das weiß du nicht mehr?“ Kyle schüttelte den Kopf. „Mit deinem heldenhaften Auftreten, hast du einiges ins Rollen gebracht. Ohne dich hätten wir wohl Jasmin verloren und du hättest es wohlmöglich nicht überlebt.“ Er sah die Frau an, die neben ihn ruhig schlief. „Ihr habt uns echt einen Schrecken eingejagt und ziemlich für Verwirrung gesorgt.“
„Verwirrung?“, wendete er den Blick nicht von Jasmin ab. „Nicklas wird später mit dir reden, du solltest dich etwas ausruhen.“ Kyle sah sie an. „Wie lange bin ich schon bewusstlos?“
„Drei Tage“, antwortete Ema und verließ das Zimmer. Er starrte eine Zeitlang die Tür an, doch er würde wohl keinen Schritt aus dem Bett machen. Auf seine Antworten musste er wohl noch warten. Er sah wieder zu Jasmin. Irgendwie sah sie anderes aus. Sie glänzte förmlich und ihr Duft machte ihn wahnsinnig, doch etwas beunruhigte ihn. Sie schien sich innerlich zu verabschieden und das wollte und konnte er nicht zu lassen. Er wickelte sich vorsichtig den Verband ab, knibbelte die Kruste ab und drückte vorsichtig sein Handgelenk an ihren den Mund. Es fühlte sich, als stände er in mitten einer Explosion und auch Jasmin riss die Augen auf. Sie blitzten plötzlich rot. Sie löste sich für einen Moment von seinem Handgelenk, bevor sie richtig zubiss. Kyle begann lustvoll aufzustöhnen, während Jasmin gierig an seinem Gelenk saugte. Es war der plötzliche Schwindel, der ihn erschreckend zusammen zucken ließ. Jasmin löste sich von ihm und sah ihn besorgt und entschuldigend an. Kyle drückte seine Hand auf die sich schließende Wunde, ohne ihren Blick auszuweichen. Er lächelte sie an. Es war nicht der Verlust des Blutes, sondern dieses Gefühl das ihm bei ihrem Anblick in den Wahnsinn trieb. Er klopfte auf seine Betthälfte und legte den Kopf auf seine Schulter. Jasmin nahm die Einladung dankend an und biss ihm in den Hals. Kyle stöhnte und zog sie auf seinem Schoß. Meins, schrie alles in ihm nach ihr. Meins, griff er kräftig nach ihren Armen. Jasmin löste sich und sah in seine hungrigen blauen Augen. Er würde sie zu nichts zwingen, doch er brauchte mehr als nur das Gefühl eins zu sein. Unerwartet legte Jasmin einen Finger auf seine Lippen und folgte ihnen mit ihren Lippen. Gierig saugte sie an seine Lippen, als würde es das Letzte Mal sein. Nein, dachte Kyle. Er würde sie niemals mehr hergeben. Plötzlich klopfte es an der Tür und ließ die Zwei aufschrecken. Kyle schluckte. „Herein.“ Die Tür öffnete sich und Damien kam gemeinsam mit Nicklas hinein.
„Ihr habt es uns echt nicht leicht gemacht“, sagte Damien. „Ihr habt uns echt auflaufen lassen und uns in den Wahnsinn getrieben“, fügte Nicklas ernst hinzu. „Damien, ich…“ Er schüttelte den Kopf. „Wir wissen, dass ihr nicht gegen euer Schicksal ankämpfen könnt.“
„Außerdem kann man nichts ungeschehen machen“, sagte Nicklas und lächelte die Beiden an. Kyle sah ihn ratlos an. „Ich versteh zwar nicht wie es passieren konnte, aber der heilige Mond hat seine Entscheidung getroffen. Ihr werdet wohl euer gesamtes Leben miteinander verbringen“, meinte Damien. „Außerdem wirst du nun von seinem Blut abhängig sein, Jasmin.“ Sie nickte, dass war sie wohl schon ihr Leben lang gewesen. Sie senkte traurig den Blick. „Ich versteh zwar nicht, wieso ihr genau die gleichen Verletzungen ausweißt, aber das werden wir schon irgendwann herausfinden.“ Kyle lächelte und griff nach Jasmins Hand. „Heißt das, dass wir gegen keine weiteren Gesetze verstoßen. Wir können nochmal von vorn beginnen und einander kennenlernen?“ Nicklas nickte und Damien lächelte das frische Paar an. „Ihr könnt euch glücklich schätzen euren Lebensgefährten gefunden zu haben.“
„Aber Kyle, ich bin schuld am Tod deiner Tante. Meinst du, dass du damit Leben kannst?“ Er schüttelte den Kopf. „Du hast nur das gemacht, wozu du geboren wurdest, das ist mir jetzt klar geworden“, nickte er. „Ich habe mein ganzes Leben auf dich gewartet und werde dich nicht mehr hergeben.“ Meins, knurrte es in ihm. Er beugte sich zu ihr hinunter um es ihr deutlich zu machen, wie sehr er sie liebte.
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Band 1: WARRIORS- Wächter des Mondes
In"Daria-Feuergeborene" und "Charis-Venusgeborene" erfahrt ihr mehr über Kyle & Jasmin
EagleWriter Bin mal gespannt wies weitergeht. Bisher gefällt mir das ganze richtig gut, bin bei Seite 20 udn werde bei Gelegenheit noch weiter lesen lg E:W |